Till Eulenspiegel

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Der junge Eulenspiegel präsentiert sein Hinterteil (Abbildung aus der Grüninger-Ausgabe von 1515)
Buchseite von 1515

Till Eulenspiegel, auch Dil Ulenspiegel und Dyl Ulenspegel[1], lebte angeblich als umherstreifender Schalk im 14. Jahrhundert. Er war Protagonist einer mittelniederdeutschen Schwanksammlung, die um 1510 erstmals unter dem Titel Ein kurtzweilig lesen von Dil Ulenspiegel, geboren vß dem land zu Brunßwick, wie er sein leben volbracht hat […][2] vom Straßburger Verleger und Drucker Johannes Grüninger ohne Nennung eines Verfassers publiziert wurde.

Die Figur Till Eulenspiegel

Herkunft und Leben

Nach der Überlieferung wurde Till Eulenspiegel im Jahre 1300 in Kneitlingen am Elm geboren und in dem Nachbardorf Ampleben in der Schlosskapelle seines Taufpaten Till von Uetze getauft. Die Taufe soll von dem Abt Arnold Pfaffenmeyer (oder Arnold Papenmeyer) des Aegidienklosters vollzogen worden sein. Laut Götzinger hieß es im Volksbuch zu seiner Herkunft: „Bei dem wald Melme genannt, in dem land zuo Sachsen, in dem Dorf Knetlingen, da ward Ulnspiegel geborn, und sein Vater hiess Claus Ulnspiegel und sein Mutter Ann Witcken.“[3]

Eulenspiegel ist nicht als ausgewiesener Narr herumgezogen; tatsächlich war er seinen Mitmenschen an Geisteskraft, Durchblick und Witz überlegen. Eulenspiegels Streiche ergaben sich meist daraus, dass er eine bildliche Redewendung wörtlich nahm. Er verwendete dieses Wörtlichnehmen als ein Mittel, die Unzulänglichkeiten seiner Mitmenschen bloßzustellen und seinem Ärger über Missstände seiner Zeit Luft zu machen.

Er starb nach der gereimten mittelniederdeutschen Inschrift auf dem Gedenkstein aus der Mitte des 14. Jahrhunderts im Jahr 1350 in Mölln.

Neuere Belege seines Wirkens

In den vergangenen 200 Jahren wurden immer wieder Belege für die tatsächliche Existenz der historischen Person Till Eulenspiegel gesucht. Der Eulenspiegel-Forscher Bernd Ulrich Hucker fand in einem Braunschweiger Urkundenbuch einen Beleg, dass 1339 ein Thile van Cletlinge (Kneitlingen) mit vier anderen Angehörigen des niederen Adels aus dem Harzvorland wegen Straßenraubes inhaftiert war. Um 1350 gab es in Kneitlingen drei verarmte Linien dieser Adelsfamilie.

Hucker führte überdies den Indizienbeweis, dass es in Mölln eine historische Kristallisationsfigur namens „Tilo dictus Ulenspegel“ gegeben hat, die dort 1350 starb.[4][5]

Die Möllner bewahrten sein Heergewäte und feierten noch Ende des 16. Jahrhunderts sein Jahrgedächtnis. Außerdem gab es eine Grabstätte und einen Vorläufer des heutigen Eulenspiegel-„Grabsteines“. Dieser Vorläufer und ein durch Abzeichnung überliefertes Gemälde im Möllner Rathaus stammen aus dem 15. Jahrhundert, wie die Möllner Eulenspiegeltradition überhaupt älter als die ältesten Eulenspiegeldrucke und unabhängig von der dort anzutreffenden Gestaltung des Stoffes ist. Die Zeugnisse der Möllner Tradition samt den Trümmern des Heergewätes sind erstmals während der Internationalen Wanderausstellung UnFASSbar vom 26. März bis 17. Juli 2011 in Schöppenstedt, vom 29. Juli bis 6. November 2011 in Damme, vom 15. November 2011 bis 5. Februar 2012 in Mölln und vom 19. Februar bis 17. Juni 2012 im Schloss Bernburg komplett zu sehen gewesen.

Namensgebung

Der Vorname Till ist eine Kurzform zu Dietrich oder zu Ägidius.[6]

Die niederdeutschen Wörter ule und spegel bedeuten Eule und Spiegel. Tills Nachname wird daher oft als einfache Zusammensetzung der Wörter Eule und Spiegel angesehen, und daher kommt auch die Übersetzung des Namens ins Hochdeutsche als „Eulenspiegel“.

Eine Abbildung in einer der ersten erhaltenen Ausgaben des Eulenspiegel (1515) zeigt ihn bereits mit Spiegel und Eule in Händen, spätere Varianten seiner Geschichten lassen ihn seine Streiche mit diesen Symbolen signieren oder dichten ihm diese auf den Grabstein. Eule und Spiegel haben jeweils eine alte Tradition und wurden entsprechend gedeutet. Seit der griechischen Antike gibt es die literarisch-didaktische Tradition des Spiegels (Laienspiegel, Schwabenspiegel und andere) zum Zweck der Selbsterkenntnis sowie zum Abgleich von Soll- und Ist-Zustand. Eulenspiegels Verhalten, Redensarten wörtlich zu nehmen, greift diesen Gedanken deutlich auf. Ferner ist der Spiegel auch ein Narrenattribut.[7]

Die Eule galt im alten Griechenland als Vogel der Weisheit, im Mittelalter jedoch als Vogel des Teufels. Beide Bedeutungen des Symbols der Eule wurden bei Namensdeutungen herangezogen, da Till in seinen bloßstellenden Streichen sowohl Weisheit und geistige Überlegenheit demonstriere, aber auch teuflische und zerstörerische Ideen habe.[7]

Neben der Symbolik von Eule und Spiegel jeweils allein liegen zudem ein oder auch mehrere Wortspiele vor. Der Till Eulenspiegel zugeschriebene Ausspruch „ick bin ulen spegel“ soll soviel bedeuten wie „Ich bin euer Spiegel“, also „Ich halte euch den Spiegel vor“. Wesentlich derber ist eine mittlerweile nicht mehr geläufige Assoziation: das mittelniederdeutsche Wort ulen bedeutet auch „wischen“, und das Wort spegel hat auch die Bedeutung Gesäß (noch heute wird in der Jägersprache das helle Fell am Hinterteil von Reh und Hirsch „Spiegel“ genannt). Der Ausruf Ul’n spegel bedeute also „Wisch mir’n Hintern“, vulgo „Leck mich am Arsch“ (Schwäbischer Gruß, Götzzitat).[7]

Bedeutung

Das Buch über Till Eulenspiegel gilt als eines der bedeutendsten Werke des niedersächsischen Raumes. Die Figur inspirierte auch viele vom Original losgelöste literarische Werke, zum Beispiel die Eulenspiegel-Fastnachtspiele von Hans Sachs, den Roman Die Geschichte von Tyll Ulenspiegel und Lamme Goedzak[8] von Charles De Coster sowie musikalische Werke (z. B. die sinfonische Dichtung Till Eulenspiegels lustige Streiche von Richard Strauss, 1895).

Auch in der DDR fand seine Figur weitgehende Beachtung. Der Film Till Eulenspiegel wurde in den Jahren 1973/74 gedreht und zeigt die legendäre Figur, wie sie schon vor der Zeit der Bauernkriege den Mächtigen den Spiegel vorhält und dem einfachen Volk in vielen Dingen die Augen öffnet.

In einer sowjetischen Verfilmung von 1976 Legenda o Tile wurden unter anderem 5000 Komparsen, 300 Reiter und zwölf nachgebaute Koggen aufgeboten.

Darstellung

Till Eulenspiegel war kein Hofnarr und wurde anfangs auch nicht mit Narrenattributen dargestellt. In späteren Illustrationen wurde die Narrenkappe sein wichtigstes Attribut und Erkennungszeichen, häufig mit „Eselsohren“ und/oder Schellen besetzt.

Ähnliche Figuren in anderen Kulturen

Eine dem Eulenspiegel entsprechende Gestalt kennt der islamische Raum zwischen Nordafrika, Türkei und Innerasien in Gestalt des weisen Narren, der als Nasreddin und Dschuha populär ist. In Ostafrika werden diese Geschichten unter dem Namen von Abu Nuwas erzählt. Eine Entsprechung in der jiddischen Kultur findet sich in der Gestalt des Hersch Ostropoler (jiddisch Hershele Ostropolier), der in der heutigen Ukraine zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebte. In Sri Lanka werden die Geschichten des Hofnarren Andare erzählt. In der Mongolei stößt man auf den klugen Wandermönch, den Badartschin, während in Thailand und benachbarten Ländern die Gestalt des Sri Thanonchai bekannt ist. Auf der Malaiischen Halbinsel ist Pak Pandir, der mit seiner Frau im Wald lebt, in stellenweise erschreckendem Maß dumm. Dagegen beweist die Figur Kabayan im Westen der Insel Java eine eher Nasreddin entsprechende Gewitztheit. Der tibetische Volksmund kennt die Figur des Onkel Tompa, der abgesehen von sexuellen Anzüglichkeiten ebenfalls große Ähnlichkeit zu Nasreddin aufweist. Ebenfalls in Tibet und Bhutan lebte der buddhistische Lama Drugpa Künleg Der heilige Narr.

Dyl Ulenspiegel – ein Weltbestseller

Buchtitel einer der ersten Auflagen Grüningers (1515)

Das von Johannes Grüninger (auch Johannes Grieninger) publizierte Buch Ein kurtzweilig lesen von Dyl Ulenspiegel, geboren vß dem land zu Brunßwick, wie er sein leben volbracht hat. XCVI seiner geschichten[9] wurde schnell zu einem Weltbestseller, der bereits im 16. Jahrhundert in viele europäische Sprachen übersetzt wurde, darunter Latein, Französisch, Niederländisch, Englisch und Polnisch. Neuere Buchfassungen modifizierten die Geschichten in den folgenden Jahrhunderten immer weiter, wobei aus dem ursprünglich derben Charakter ein immer sympathischerer Possenreißer wurde. Bis heute ist der „Eulenspiegel“ in über 280 Sprachen übersetzt worden.

Mögliche Verfasser

Wegen seiner Bedeutung hat es einige Anstrengungen gegeben, den anonymen Verfasser des ersten Eulenspiegel-Buches ausfindig zu machen:

Der Historiker Johann Martin Lappenberg ordnete 1854 die Geschichte dem elsässischen Franziskaner und „poeta laureatus“ Thomas Murner zu.[10] Dafür sprächen dessen satirische Neigungen, eher dagegen sein mangelnder Kontakt zur Herkunftsregion der Überlieferung.

Ebenfalls in die engere Wahl wurde der Braunschweiger Zollschreiber und Amtsvogt Hermann Bote gezogen, was darin begründet liegt, dass in einer frühen Fassung des Textes das Akrostichon <Erman B> in den Initialen der Kapitel 90 bis 95 entdeckt wurde. Für einen stichhaltigen Beleg reiche dieses Indiz jedoch nicht aus, obwohl Botes Herkunft für ihn spricht.[11]

Der Germanist Jürgen Schulz-Grobert versuchte in seiner 1996 abgeschlossenen Habilitationsschrift den Beweis zu führen, dass der „Eulenspiegel“ sein Profil in der Offizin des Straßburger Buchdruckers Johannes Grüninger/Grieninger unter Mitwirkung verschiedener Humanisten erhielt.[12] Außer Murner und Johannes Adelphus gen. Muling, den schon Edward Schröder ins Spiel gebracht hatte, nannte er die neulateinisch publizierenden Dichter Tilemann Conradi und Hermann von dem Busche (Buschius) als Mitautoren bzw. Bearbeiter. Zumal das Akrostichon ERMANB besser auf den in Niedersachsen weit herumgekommenen Wanderhumanisten Hermannus Buschius passe als auf Bote, der sich selbst konsequent „Hermen Bote“ schrieb, also die niederdeutsche Schreibweise des Namens Hermann bevorzugte.

Dabei blieb allerdings ein weiterer naheliegender Kandidat außer Acht: Grüninger pflegte im entscheidenden Zeitraum zwischen 1497 und 1512 intensiven Kontakt mit Hieronymus Brunschwig, von dem er etliche Werke veröffentlichte. Wie Grüninger führte Brunschwig einen Herkunftsnamen, der sich – vermutlich nicht ganz zufällig – im Buchtitel („vß dem land zu Brunßwick“) wiederfindet und eine genauere Kenntnis der Ulenspiegel-Überlieferung möglich erscheinen lässt. Auch besagtes Akrostichon könnte ihm wohl zugeschrieben werden.[13]

Erstausgabe um 1510/12

1971 entdeckte der Zürcher Peter Honegger 16 nicht aufeinander folgende Blätter im Einband einer lateinischen Reineke-Fuchs-Ausgabe. Der Buchbinder hatte sich Einbandpappe aus zusammengeklebten Makulaturblättern hergestellt. Bei diesen Blättern handelte es sich jedoch nach heutigem Forschungsstand entgegen Honeggers Annahme nicht um die Reste einer Erstausgabe, sondern um Probeausdrucke, sogenannte Bürstenabzüge. Honegger datierte sie anhand der Drucktypen, die der Straßburger Buchdrucker Hans bzw. Johannes Grüninger verwendete, auf 1510/11. Diese Datierung wird in neueren Untersuchungen in Zweifel gezogen.

Es ist weltweit ein einziges Exemplar der ältesten Ausgabe des „Thyl Vlenspiegel“ von 1515 (so der durchgängige Kolumnentitel) bekannt. Das Buch wurde bei Gelegenheit der Internationalen Wanderausstellung „UnFASSbar“ vom 26. März 2011 bis 17. Juni 2013 in Schöppenstedt, Damme, Mölln und Bernburg ausgestellt. Es hat die Jahrhunderte nicht unbeschädigt überstanden, denn es fehlen insgesamt 30 Blatt einschließlich des Titelblattes und des Kolophons. Es wird ein Erscheinungstermin um 1512 oder bald darauf vermutet. Die fehlenden Seiten wurden von einem aufklärungszeitlichen Vorbesitzer durch Blätter eines sogen. Jahrmarktsdruckes aus der Zeit um 1700 ersetzt. Im Original sind 100 Blatt mit 66 Holzschnitten von Künstlern wie Hans Baldung Grien und Urs Balthasar erhalten. Deren ausgezeichnete Qualität beweist, dass die Druckstöcke für diese Erstausgabe neu hergestellt wurden. Einige Darstellungen sind in späteren Ausgaben nicht mehr zu finden, wie z. B. Eulenspiegel auf dem Weg zum Lübecker Galgen. Dem Text kommt der der Ausgabe Straßburg 1519 (Exemplar in der Forschungsbibliothek Gotha) am nächsten, ist aber noch genauer und zuverlässiger als dieser. Vorbesitzer dieses ältesten Eulenspiegeldruckes waren im 20. Jahrhundert der Dichter Karl Wolfskehl sowie der Kaufmann und Verleger Salman Schocken. Wolfskehl erhielt das Buch wahrscheinlich von seinem Freund, dem Lyriker Stefan George.[14]

Aufbau und Inhalt der Ausgabe von 1515

Insgesamt 95 kurze und kürzere Kapitel stellen das Leben des Ulenspiegels dar. Die Zählung geht bis zur 96. Historie, wobei es keine 42. Historie gibt. Insgesamt ist unsicher, wie viele der Kapitel in der nicht erhaltenen Urausgabe vorhanden waren; fest steht jedoch, dass einige der Geschichten nachträglich hinzugedichtet wurden.

Die ersten Kapitel beziehen sich auf Herkunft und Kindheit der Figur. In der neunten Geschichte verlässt Ulenspiegel seine Mutter, um auf seine lebenslangen Wanderungen zu gehen. Er geht verschiedensten Berufen nach, jedoch nur, um am Ende jeder Geschichte weiterzuziehen; so bereist er fast den gesamten europäischen Kontinent. Längere Aufenthalte bilden die Ausnahme, wie beispielsweise bei einem Pfarrer, bei dem Ulenspiegel auf seinen anfänglichen Reisen arbeitet, oder der Aufenthalt beim König von Dänemark. Hier bleibt Ulenspiegel bis zum Tod des Königs (obwohl dies auch nur in einer einzelnen Historie erwähnt ist, kann man von einem längeren Aufenthalt ausgehen). In den letzten Historien (ab Hist. 90) wird Ulenspiegels Sterben und sein Tod erzählt.

Rezeption

Redensarten

1867, Félicien Rops, Der Gehenkte an der Glocke, Illustration zu Die Geschichte von Tyll Ulenspiegel und Lamme Goedzak

Der Name Eulenspiegel fand aufgrund seiner Popularität Eingang in mehrere Redensarten und Sprichwörter, darunter:

  • Eulenspiegelei bzw. Eulenspiegelpossen machen: Schabernack bzw. Unsinn treiben, vor allem durch die allzu wörtliche Ausführung eines Auftrages.
  • Er macht’s wie Eulenspiegel, er verleidet der Bäuerin das Mus, um es allein zu essen: Diese Redensart bezieht sich direkt auf eine der bekanntesten Eulenspiegelgeschichten mit dem Titel „wie Ulenspiegel ein weiß muoß allein us aß, darumb daz er ein klumpen uz der naßen daryn ließ fallen“ (Wie Eulenspiegel einen weißen Brei alleine aß, indem er einen Nasenpopel hineinfallen ließ).
  • Er spielt Eulenspiegels Stück: Er denkt, dass es einmal wieder anders wird, bezogen auf das Violinenstück „Alle Dinge eine Weile“, das einzige, das Eulenspiegel beherrschte.

Die Redensart jemandem den Pelz waschen hat ebenfalls einen direkten Bezug zum Eulenspiegel und einer Geschichte, bei der Eulenspiegel den Frauen die Pelze waschen will. Diese Redensart war bereits vorher bekannt und wurde in der Eulenspiegel-Erzählung nur in literarischer Form umgesetzt.

Das französische Wort espiègle für schalkhaft oder schelmisch leitet sich aus dem deutschen Wort Spiegel ab.

Karneval und Fastnacht

Die Narren zahlreicher Karnevalsgruppen beziehen sich auf Eulenspiegel oder nutzen seine vermeintliche Tracht.

Museen

Till-Eulenspiegel-Museum in Schöppenstedt

Würdigungen

Ausschnitt des Eulenspiegel-Gedenksteins in Mölln
  • Verleihung des Till-Preises an beliebte deutsche Kabarettisten.
  • Die Stadt Einbeck in Niedersachsen hat den Eulenspiegel-Brunnen auf dem Marktplatz. Außerdem findet jedes Jahr das Eulenfest statt, das ebenfalls an Till Eulenspiegel erinnern soll. Der Stadtführer führt Touristen im Eulenspiegelkostüm durch die historische Altstadt. In Einbeck soll Eulenspiegel seinen Schabernack mit einem Brauer getrieben haben. Er sollte den „Hopfen“ sieden und nahm das zum Anlass, den Hund des Brauers namens Hopf zu kochen, bis ihm das Fleisch von den Knochen fiel.
  • In der Hansestadt Lübeck gibt es einen Eulenspiegelweg.
  • Am südwestlichen Ecktürmchen des Altstädter Rathauses in Eisleben, das zu Beginn des 16. Jahrhunderts errichtet wurde, befindet sich eine Narrenmaske, die auch in Bezug zur Eulenspiegel-Geschichte Wie Eulenspiegel zu Eisleben einen Wirt erschreckte mit einem Wolf haben kann.

Gedenksteine und Skulpturen

  • Am Westportal der Möllner Nicolaikirche ist ein Gedenkstein eingemauert, der an die Tatsache erinnert, dass Till Eulenspiegel nach der Überlieferung senkrecht begraben wurde. Als Grund wird angegeben, dass der Sarg bei der Beisetzung abstürzte und senkrecht im Grab stand. Der Gedenkstein wurde wahrscheinlich um 1530 aufgestellt und zeigt Eulenspiegel mit helmartigem Hut, der mit zwei Federn geschmückt ist. Am Fuße des Kirchbergs befindet sich ein Brunnen mit einer Eulenspiegel-Skulptur, deren Daumen und Fußspitzen von vielen Berührungen abgewetzt sind. Angeblich soll das Berühren der Skulptur Glück bringen.
  • Till Eulenspiegel stellt eine der über 200 bronzenen Figuren und Allegorien am Fastnachtsbrunnen auf dem Schillerplatz in Mainz dar.
  • In Kneitlingen steht ein Eulenspiegeldenkmal.
  • In Braunschweig steht der Eulenspiegel-Brunnen.
  • In Bernburg an der Saale: Till Eulenspiegel im Museum im Schloss (der Eulenspiegelturm gilt als das größte Eulenspiegeldenkmal), Till-Skulptur, Till-Trinkbrunnenfigur und Till-Figur im „Paradies“.
  • In Calbe (Saale) steht am „Tillweg“ neben der Saalebrücke ein von Calbensern unter der Leitung von Oskar-Heinz Werner geschaffenes Eulenspiegeldenkmal mit einem Stahlschnitt des Künstlers Otto Plönnies.
  • In Erfurt steht ein Eulenspiegeldenkmal.[17]
  • Die Stadt Magdeburg hat eine Straße (Till-Eulenspiegel-Ring) nach ihm benannt. Zudem findet man auf dem Alten Markt den stadtbekannten Eulenspiegel-Brunnen. Darstellungen von Till Eulenspiegel finden sich auf der Rathaustür und auf der Rückseite des Magdeburger Rolands.
  • Auch in Stendal wurde ein Till abgebildet. Auf der Rückseite der Rolandssäule hält er in einem Arm einen Dudelsack, mit dem anderen stützt er das Stadtwappen und ist somit als Element bürgerlichen Selbstbewusstseins dargestellt. Hier stammt der Schalk wohl aus jüngerer Zeit als der Roland selbst.
  • In Wustermark im Ortsteil Elstal steht eine Bronzeskulptur Eulenspiegels von H.-P. Fonteyne aus dem Jahr 1998 in der Eulenspiegelsiedlung vorm Eingang des Olympischen Dorfes.[18]
  • In Einbeck befindet sich seit 1942 ein Eulenspiegel-Brunnen auf dem Marktplatz.

Briefmarken und Münze

  • Bundespost und Deutsche Post AG haben 1977 und 2011 jeweils eine Eulenspiegel-Sondermarke herausgegeben.
  • Am 23. Juni 2011 hat das Bundesfinanzministerium bekanntgegeben, zum Thema „500 Jahre Till Eulenspiegel“ eine deutsche Euro-Gedenkmünze im Nennwert von 10 Euro prägen zu lassen. Sie wurde ab dem 14. Juli 2011 in den Verkehr gebracht und enthält auf der Bildseite eine asymmetrisch angeordnete Eulenspiegel-Darstellung, die dessen ambivalenten Charakter zum Ausdruck bringen soll. Der Münzrand enthält die Inschrift „So bin ich doch hie gewesen“.

Literarische Verarbeitung

Snakerijen van Tijl Uilenspiegel („Bubenstreiche von Till Eulenspiegel“) von D. Dekker. Niederländisches Kinderbuch um 1873

Seit der Wiederentdeckung des Volksbuchs und dem Beginn einer Kinder- und Jugendbuchkultur im deutschen Verlagswesen gibt es wohl weit über hundert meist illustrierte Adaptionen des Stoffs, die den Inhalt des Originals sprachlich modernisieren, inhaltlich kürzen und neu akzentuieren. Die Vielzahl dieser Ausgaben kann hier nicht dargestellt werden. Die folgende Liste enthält darum nur einige Beispiele für inhaltlich weiterführende Rezeption im engeren Sinn.

  • Hans Sachs: Eulenspiegel und die Blinden (1553), eine neuere von Karl Mahr illustrierte Ausgabe: Leipzig und Hartenstein im Erzgebirge 1925; sowie Eulenspiegel mit dem pelczwaschen (Mitte 16. Jahrhundert), eine neuere von Georg Kellner illustrierte Ausgabe Nürnberg 1908;
  • Charles De Coster: La légende et les aventures héroiques joyeuses et glorieuses d’Ulenspiegel et de Lamme Goedzak au pays des Flandres et ailleurs. 1867 (Die Geschichte von Tyll Ulenspiegel und Lamme Goedzak, diverse deutsche Ausgaben);
  • Raf Verhulst: De jeugd van Tijl Uilenspiegel, Roman für junge Leute, ’s Gravenhage 1942, deutsch: Till Eulenspiegels Jugend, Wolfshagen-Scharbeutz (Lübecker Bucht) 1955;
  • Erich Kästner: Till Eulenspiegel, Nacherzählung. Basel und Mährisch-Ostrau: Atrium 1938 (und neuere Ausgaben);
  • Christa Wolf: Till Eulenspiegel, Erzählung für den Film (zusammen mit Gerhard Wolf), 1974;
  • Dirk Seliger und Anke Seliger: Die Rückkehr des Till Eulenspiegel. Neue Schelmenstreiche. Föritz: amicus Verlag 2001, ISBN 3-935660-03-0.

Theater

Musik

Uraufgeführt wurde das Stück am 5. November 1895 im Rahmen des zweiten Abonnementkonzerts der Kölner Konzertgesellschaft im Gürzenich zu Köln mit dem Städtischen Gürzenich-Orchester unter Leitung von Franz Wüllner.
1976 veröffentlichte die Gruppe eine LP, auf der auch im Auftrag des Landestheaters Tübingen entstandene vier Lieder für eine Eulenspiegel-Inszenierung enthalten waren.[19]
Am 9. September 2011 veröffentlichten Saltatio Mortis das Album Sturm aufs Paradies, auf dem das Lied Eulenspiegel als Eigenkomposition enthalten ist. In diesem Lied werden die Streiche und die Hintergründe dieser Streiche gewürdigt.

Oper

  • Ulenspiegel. Oper in drei Aufzügen op. 23 von Walter Braunfels. Uraufführung 4. November 1913 im königlichen Hoftheater in Stuttgart. Aufführungsverbot unter den Nationalsozialisten. Erst 2011 wiederaufgeführt am Theater Gera (Theater & Philharmonie Thüringen) in der Regie von Matthias Oldag.
  • Тиль Уленшпигель (Til Ulenschpigel). Singspiel in zwei Akten des sowjetischen Komponisten Nikolai Karetnikow nach dem Roman von Charles de Coster. Entstanden 1965–1985, Uraufführung 30. Oktober 1993 in Bielefeld.

Verfilmungen

  • Die Abenteuer des Till Ulenspiegel (Les Aventures de Till Espiègle), Spielfilm, Frankreich/DDR 1956/57, Darsteller: Gérard Philipe, Fernand Ledoux, Nicole Berger, Jean Vilar, Wilhelm Koch-Hooge, Erwin Geschonneck.
  • Tijl Uilenspiegel, Kinderserie mit 15 Teilen, Niederlande, 1961, Darsteller: Senne Rouffaer, Anton Peters, Elvire Deprez, Dora Vander Groen.
  • Uilenspiegel, Spielfilm, Niederlande, 1973, Regisseur: Walter van der Kamp. Darsteller: Wim Van Der Grijn.
  • Till Eulenspiegel, Spielfilm, DDR, 1975, Regie: Rainer Simon, Darsteller: Winfried Glatzeder, Cox Habbema, Franciszek Pieczka.
  • Ulenspiegel (Legenda o Tile) Sowjetunion 1976, Regie: Alexander Alow, Wladimir Naumow, Darsteller: Lembit Ulfsak, Natalja Belochwostikowa
  • Till Eulenspiegel, Deutschland, 2003, Regie: Eberhard Junkersdorf
  • Till Eulenspiegel, Deutschland 2014, Regie: Christian Theede

Literatur

  • Gerhard Cordes: Eulenspiegel, Till. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 685 (Digitalisat).
  • Adam Kuckhoff: Till Eulenspiegel. Berlin 1933
  • Bernd Ulrich Hucker, Luitgard Camerer, Manfred R. W. Garzmann: Till Eulenspiegel. Beiträge zur Forschung und Katalog der Ausstellung vom 6. Oktober 1980 bis 30. Januar 1981. Braunschweig 1980
  • Georg Bollenbeck: Till Eulenspiegel. Der dauerhafte Schwankheld. Zum Verhältnis von Produktions- und Rezeptionsgeschichte. S. Metzler Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 978-3-476-00570-0.
  • Ernst Andreas Friedrich: Der Eulenspiegelhof in Kneitlingen, S. 168–170 in: Wenn Steine reden könnten. Band I, Landbuch-Verlag, Hannover 1989, ISBN 3-7842-03973.
  • Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Herder, Freiburg 1994
  • Jürgen Schulz-Grobert: Das Straßburger Eulenspiegelbuch. Niemeyer, Tübingen 1999 (urspr. Habil. Marburg 1996)
  • Bernd Ulrich Hucker: 600 Jahre Ulenspegel – 500 Jahre Eulenspiegelbuch mit Till-Eulenspiegel-Ausstellung „UnFASSbar“. Katalog zur Ausstellung im historischen Rathaus in Mölln vom 15. November 2011 bis 5. Februar 2012. Stadt Mölln, November 2011
  • Günter Helmes: Herrschaft und Rebellion gegen Gott und die Welt. Der Spielfilm- Essay "Till Eulenspiegel" (1975). In: Michael Grisko (Hrsg.): Die Zeit, die Welt und das Ich. Zum filmischen Werk von Rainer Simon. Potsdam 2016, S. 66-90. ISBN 978-3-86505-408-1

Siehe auch

Commons: Till Eulenspiegel – Sammlung von Bildern
Wikisource: Eulenspiegelbuch – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Niederdeutsche Schreibweise: Dyl Ulenspegel [dɪl ˈʔuːlnˌspɛɪgl̩], hochdeutsch beeinflusst: Til Ulenspiegel
  2. Titelei nach der Ausgabe von 1519, da in der älteren Ausgabe von 1515 das Titelblatt fehlt. Der vermutete Erstdruck ist nicht erhalten, nur je ein Exemplar eines Drucks von 1515 (unvollständig) und eines weiteren Drucks von 1519 (vollständig).
  3. Ernst Götzinger: Reallexikon der deutschen Altertümer. Leipzig 1885
  4. Andreas Anders: Mölln und sein Eulenspiegel. Herzogtum direkt, 23. Dezember 2011, abgerufen am 10. Juli 2016.
  5. Hubertus J. Schwarz: Der große Unbekannte. In: Der Spiegel Geschichte. 23. Juli 2013, abgerufen am 10. Juli 2016.
  6. Mackensen: 3876 Vornamen. Südwest Verlag, München 1983, S. 5 u. 167
  7. a b c Paul Oppenheimer, Introduction. In: Till Eulenspiegel. His Adventures. Routledge, New York/London 1991/2001. S. LXIII (Digitalisat)
  8. Charles De Coster: La légende et les aventures héroiques joyeuses et glorieuses d’Ulenspiegel et de Lamme Goedzak au pays des Flandres et ailleurs. 1867
  9. Vgl. Online-Transkript
  10. Johann Martin Lappenberg: Dr. Thomas Murners Eulenspiegel. 1854
  11. Zur Verfasserschaft Botes vfl. Siegfried H. Sichtermann, Die Wandlungen des Till Eulenspiegel, Köln Wien 1982, S. 7–8, der die Verfasserschaft Botes für erwiesen hält.
  12. Jürgen Schulz-Grobert: Das Straßburger Eulenspiegelbuch. Niemeyer, Tübingen 1999.
  13. Wie bei anderen Werken belegt, kommt darüber hinaus auch Grüninger selbst als Co-Autor in Betracht.
  14. Beide Ausgaben sind sowohl textkritisch ediert als auch faksimiliert. Der Insel-Verlag publizierte ein Faksimile der Ausgabe 1515 im Jahr 1911, ein Faksimile der Ausgabe 1519 im Jahr 1979.
  15. http://www.stadtsteinach.de/226.html
  16. http://www.visitdamme.be/de/eulenspiegelmuseum
  17. Steffen Raßloff: Von Professoren und Eseln. In: Thüringer Allgemeine via erfurt-web.de, 7. Januar 2012.
  18. Till Eulenspiegel. In: Geograph Deutschland, 17. November 2013.
  19. 8ung.at (Memento vom 10. März 2006 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt