Udenbreth

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Udenbreth
Gemeinde Hellenthal
Wappen von Udenbreth
Koordinaten: 50° 25′ N, 6° 24′ OKoordinaten: 50° 25′ 13″ N, 6° 23′ 34″ O
Höhe: 620–690 m ü. NHN
Fläche: 14,15 km²
Einwohner: 455 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 32 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1969
Postleitzahl: 53940
Vorwahl: 02448
Udenbreth von Süden
Udenbreth von Süden

Udenbreth ist ein Ortsteil der Gemeinde Hellenthal im nordrhein-westfälischen Kreis Euskirchen. Beim Dorf liegt ein Wintersportgebiet.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Udenbreth liegt in der Eifel an der deutsch-belgischen Grenze im beiderseits der Grenze gelegenen Naturpark Hohes Venn-Eifel. Es befindet sich auf der Hochfläche des Zitterwaldes am Weißen Stein (ca. 692 m), wo ein gleichnamiger Opferstein aus der Keltenzeit liegt. Mit ihrer Höhenlage von 620 bis 690 m ü. NHN gilt die Ortschaft als höchstgelegenes Kirchdorf der Eifel sowie des Rheinlands. Jenseits der Staatsgrenze liegt die Gemeinde Büllingen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wo sich heute der Udenbrether Ortsteil Neuhof befindet, könnten sich in der Antike zwei römische Straßen gekreuzt haben. Als wahrscheinlich gilt, dass die Fernstraße von Tongern zum Neuwieder Becken hier entlangführte. Sie folgte der Rhein-Maas-Wasserscheide und verlief über Baraque Michel, Sourbrodt und Elsenborn, nördlich am Weißen Stein vorbei nach Udenbreth-Neuhof, dann weiter über Neuhaus, Dahlem und den Heidenkopf bis zur Römerstraße Trier–Köln. Vermutet wird, dass ein Abzweig dieser Verbindung von Sourbrodt abging und über Mürringen nach Neuhof zog und hier wieder in die Haupttrasse mündete. Ob dieser Schnittpunkt damals schon besiedelt war, ist unbekannt.[2][3] Gegen Ende des 17. Jahrhunderts will der Historiker Masenius auf einem Berg bei Udenbreth noch die Überbleibsel römischer Befestigungen gesehen haben.[4]:135

Der Siedlungsname „Udenbreth“ könnte keltisch-römischen Ursprungs sein. Er leitet sich ab vom Personennamen Udo und dem lateinischen Bestimmungswort pratum für „Weide“. Der Name „Neuhof“ ist vermutlich erst nach 1300 entstanden.[5]:24 f.

Um das Jahr 1308 wurde das Dorf unter dem Namen „Unberg“ im Liber valoris, einem Steuerverzeichnis der Kölner Erzbischöfe, aufgelistet. Udenbreth gehörte zum damaligen Eifeldekanat und besaß bereits eine Kapelle.[6] Urkundlich erwähnt wurde das Dorf erstmals am 12. März 1479 in einer Schuldverschreibung. Ein Johann von Udenbreth und seine Ehefrau Ylegitte von Merode verzichten darin auf ihre Rente aus dem Steumpfelshof zu Baasem zugunsten von Franziska von Rodemachern, Gräfin zu Virneburg.[7] Im 16. Jahrhundert bildete das Dorf ein Gericht in der Herrschaft Kronenburg.[8]

Scheitern der Reformation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 16. Jahrhundert versuchte Graf Dietrich VI. von Manderscheid-Schleiden, in seiner Herrschaft die Reformation zu verbreiten. In Udenbreth besetzte er dazu die Pfarrstelle des Dorfes mit dem lutherischen Prediger Reiner von Kall, der zuvor Mönch im Kloster Mariawald gewesen war. Reiner war mit einer jüdischen Konvertitin namens Agnes Groen verheiratet, die die Haushälterin oder Geliebte des Grafen gewesen sein soll. Die lutherische Lehre scheint von den Udenbrethern abgelehnt worden zu sein: Die Opfer flossen zäh, auch der Zehnte ging schlecht ein. Als Dietrich 1593 starb, verlor Reiner seinen Rückhalt. Aus der Ehe mit Agnes waren unterdessen so viele Kinder hervorgegangen, dass der Prediger verarmte. Gemeinsam mit seinen Söhnen musste er als Bauer und Köhler seinen Lebensunterhalt verdienen. 1595 verließ er Udenbreth. In den Hospitalakten im katholischen Pfarrarchiv Schleiden aus demselben Jahr heißt es dazu:

„Herrn Reiner, als er von Udenbreth zog mit Weib und Kinder und hat zwei Fuhrmänner bei sich, gelassen aus dem Befehl des Rentmeisters einen Karreneiser, neun Paar Schuhe, noch ein Pfund Speck […] item haben wir getan Herrn Reiner zur Steuer seiner Armut sieben Gulden.“[9]

Reiner starb 1619 und soll vor seinem Lebensende wieder katholisch geworden sein. Noch im 19. Jahrhundert wurde ein Grundstück im Dorf „Pfaffen-Eidams-Garten“ genannt, weil Reiner es seinem Schwiegersohn vom Pastoratsgut abgetreten haben soll.[4]:556 f.[10]

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitte des 17. Jahrhunderts löste sich Udenbreth von der Mutterpfarre Kronenburg und wurde selbständiger Seelsorgsbezirk.[8]

Gegen Ende des Heiligen Römischen Reiches gehörte Udenbreth zum Herzogtum Luxemburg. 1794 wurde das Gebiet im Zuge des Ersten Koalitionskrieges von Frankreich besetzt und ein Jahr später als Teil des Départements Ourthe der Französischen Republik angegliedert. In der neuen Verwaltungsstruktur bildete Udenbreth eine eigene Bürgermeisterei. Nach dem Ende der französischen Herrschaft und der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress im Jahr 1815 gehörte Udenbreth für wenige Jahre zu einer Exklave des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz. 1819 kam es zum Königreich Preußen.[11]

Am 1. Juli 1969 wurde Udenbreth nach Hellenthal eingemeindet.[12]

Pfarrkirche St. Hubertus

Katholische Pfarrkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Patron der Udenbrether Kirche ist der Volksheilige Hubertus. Das deutet darauf hin, dass das erste Gotteshaus des Dorfes im Spätmittelalter erbaut wurde.[5]:84 ff.

In den Urkunden erscheint die Kirche erstmals im 16. Jahrhundert; um 1730 wurde sie instand gesetzt. Im Jahr 1828 wich sie einem klassizistischen Saalbau; nur der alte Turm blieb stehen. 1910 errichtete man die Kirche nach Plänen des Kölner Architekten Franz Statz im Stil der Neoromanik komplett neu. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie zerstört und von 1948 bis 1951 in vereinfachter Form und mit niedrigerem Turm wiederaufgebaut.[13]

Die Innenausstattung stammt aus den 1960er Jahren, als man die Kirche nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils umgestaltete. Das Geläut besteht aus drei Glocken: Die älteste wurde um 1500 von Gregor I. von Trier vermutlich in Aachen gegossen. Die beiden jüngeren aus den Jahren 1776 und 1902 sind Leihglocken aus Kolzig und Kittlitztreben in Niederschlesien.[14] Eine 1512 gegossene, dem hl. Hubertus geweihte Glocke kam während des Zweiten Weltkriegs als Tauschglocke nach Herhahn.[15]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen der früheren Gemeinde Udenbreth
Wappen der früheren Gemeinde Udenbreth
Blasonierung: „In Rot ein springender silberner (weißer) Hirsch; im Obereck ein goldenes (gelbes) Kreuz.“[16]
Wappenbegründung: Das Wappen wurde 1966 vom nordrhein-westfälischen Innenminister verliehen. Es bezieht sich auf den heiligen Hubertus, Schutzpatron der Gemeinde.

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wintersport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Udenbreth liegt ein Wintersportgebiet. Am Weißen Stein gibt es eine 550 m lange Skipiste mit Ankerschlepplift, sowie einen etwa 350 m langen Rodelhang samt Liftanlage. Daneben werden zwei etwa 2 km lange Schneewanderwege ausgewiesen. Startpunkt in Udenbreth ist der Parkplatz Weißer Stein. Für Langlauffreunde werden zwei gespurte Loipen angeboten:

  • Udenbreth Weißer Stein, Rundkurs 6,3 km Länge
  • Udenbreth Zum Wilsamtal, Rundkurs 5,6 km Länge

Ausstellung Wetter, Klima, Mensch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die im Jahr 2010 bei Udenbreth eröffnete Ausstellung Wetter, Klima, Mensch[17] verfügt neben einer mehrmals im Jahr wechselnden Innenausstellung rund um die Themen Wetter und Klima mit einer eigenen Wetterstation zudem über einen phänologischen Garten, welcher sich in die phänologischen Programme GPM (Global Phenological Monitoring) und IPG (International Phenological Gardens) einreiht. Zudem unterhält das Bundesamt für Strahlenschutz hier eine Messsonde.

Radwege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch Udenbreth führen die Radwanderwege Eifel-Höhen-Route, die als Rundkurs um den Nationalpark Eifel verläuft, und Tälerroute, die touristisch interessante Orte in Nordrhein-Westfalen auf familienfreundlicher Strecke erschließt.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

RVK-Linienbus in Udenbreth-Unterdorf

Am westlichen Ortsrand von Udenbreth verläuft die Bundesstraße 265, von der die Landesstraße 110 durch Udenbreth vorbei an Schnorrenberg nach Dahlem abzweigt.

Die VRS-Buslinie 839 der RVK verbindet den Ort, überwiegend als TaxiBusPlus nach Bedarf, mit seinen Nachbarorten und mit Hellenthal.

Linie Verlauf
839 MiKE (außer im Schülerverkehr): Hellenthal Busbf – Platiß – (Unterpreth –) Hollerath – Ramscheid – Ramscheiderhöhe – (Miescheid –) Udenbreth – Losheimergraben – Losheim – Kehr

Außerdem verkehrte zuletzt 2021 an Wochenenden von April bis Oktober die Fahrradbuslinie 771 zwischen Schmidtheim und Hellenthal.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Udenbreth – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. "Einwohnerzahlen - Hellenthal" Website der Gemeinde Hellenthal. Abgerufen am 5. Mai 2023.
  2. Josef Hagen: Römerstraßen der Rheinprovinz. Bonn und Leipzig 1923, S. 158ff.
  3. Harm-Eckart Beier: Untersuchung der Gestaltung des römischen Straßennetzes im Gebiet von Eifel, Hunsrück und Pfalz aus der Sicht des Straßenbauingenieurs. Braunschweig 1971, S. 118 f.
  4. a b Johann Friedrich Schannat: Eiflia illustrata oder geographische und historische Beschreibung der Eifel. Hrsg.: Georg Bärsch. Band 3, Köln 1824.
  5. a b Karl Guthausen: Die Siedlungsnamen des Kreises Schleiden. Bonn 1967.
  6. Anton Joseph Binterim, Joseph Hubert Mooren: Die alte und neue Erzdiözese Köln in Dekanate eingetheilt. Band 1, Mainz 1828, S. 157.
  7. Urkunde im Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 34 (Reichsgrafschaft Virneburg), Urkunde 252.
  8. a b Walter Hanf: Hellenthal in alten Bildern. Meinzerzhagen, 1982, S. 224.
  9. Zitiert nach Heinrich Klein: Pfarrer Nikolaus Reinartz. Band 2: Veröffentlichungen 1940–1944. Norderstedt o. J., S. 154.
  10. Leonard Ennen: Geschichte der Reformation im Bereich der alten Erzdiözese Köln. Köln und Neuss 1849, S. 302 f.
  11. Walter Hanf: Geschichte. Französische Besetzung – Übergang an Preußen. Gemeinde Hellenthal, abgerufen am 12. April 2014 (Verwaltungszugehörigkeit der Gemeinde Hellenthal).
  12. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 100.
  13. Ernst Wackenroder: Die Kunstdenkmäler des Kreises Schleiden. Düsseldorf 1932, S. 567 f.
  14. Norbert Jachmann: Glocken in der Region Eifel. (PDF) Archiviert vom Original am 21. Oktober 2014; abgerufen am 15. Oktober 2014.
  15. Ruth Schmitz-Ehmke, Barbara Fischer: Stadt Schleiden (= Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Euskirchen. Band 9). Berlin 1996, S. 177.
  16. BR 2496 / Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Wappenzentralkartei BR 2496, Nr. 488
  17. Wetter-Klima-Mensch auf eifel.info.de, abgerufen am 23. Januar 2023.