Mägenwil

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Mägenwil
Wappen von Mägenwil
Wappen von Mägenwil
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Badenw
BFS-Nr.: 4032i1f3f4
Postleitzahl: 5506
UN/LOCODE: CH MGW
Koordinaten: 659976 / 251756Koordinaten: 47° 24′ 50″ N, 8° 14′ 0″ O; CH1903: 659976 / 251756
Höhe: 423 m ü. M.
Fläche: 3,48 km²
Einwohner: 2194 (31. Dezember 2022)[1]
Einwohnerdichte: 630 Einw. pro km²
Website: www.maegenwil.ch
Karte
Karte von Mägenwil
Karte von Mägenwil
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Mägenwil (schweizerdeutsch: ˈmæ.ɡə.viːl)[2] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Baden im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt zwischen Mellingen und Lenzburg.

Geographie

Das Dorf liegt im Süden des flachen Birrfelds an einer Endmoräne, die am Ende der Würmeiszeit durch den Rückzug des Reussgletschers entstand und zahlreiche Findlinge aufweist. Das Birrfeld wiederum wird durch den steilen Nordabhang des Wagenrains begrenzt, einem langgestreckten Hügelzug zwischen Reusstal und Bünztal. Im nördlichsten Abschnitt des Wagenrains befinden sich zahlreiche aufgegebene Steinbrüche, in denen früher Muschelkalk abgebaut wurde. Der Muschelkalk entstand vor rund 30 Millionen Jahren durch die Versteinerung von Muscheln; damals lag das Gebiet von Mägenwil an der Küste eines Meeres. Etwa einen Kilometer östlich des Dorfzentrums liegt der Ortsteil Eckwil, der vollständig mit Mägenwil zusammengewachsen ist.[3]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 348 Hektaren, davon sind 107 Hektaren bewaldet und 106 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt liegt auf 560 Metern am Meiengrün, der tiefste auf 409 Metern an der nördlichen Gemeindegrenze

Nachbargemeinden sind Birrhard im Norden, Wohlenschwil im Osten, Hägglingen im Süden, Othmarsingen im Westen und Brunegg im Nordwesten.

Geschichte

Zur Zeit der Römer befand sich im nahe gelegenen Vindonissa (Windisch) ein Legionslager. Im Gebiet südlich von Mägenwil bauten die Römer wahrscheinlich seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. in Steinbrüchen Muschelsandstein ab, der bei Ingenieuren und Bildhauern wegen seiner guten Formbarkeit sehr beliebt war und hauptsächlich für Skulpturen, Säulen und Meilensteine verwendet wurde. Um 400 zogen sich die Römer über die Alpen zurück.

Im 8. Jahrhundert gründeten alamannische Einwanderer eine Bauernsiedlung. In einer Klageschrift wurde der Ort 893 als Maganwilare erstmals urkundlich erwähnt. In dieser Urkunde führte das Fraumünster in Zürich Personen aus dem niederen Adel auf, die sich widerrechtlich Abgaben angeeignet hatten, darunter auch solche aus Mägenwil und Umgebung. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen Maginwilari und bedeutet «Hofsiedlung des Mago».[2] Der Weiler Eckwil entstand im 11. Jahrhundert und wurde 1271 erstmals schriftlich erwähnt. Bis zum 13. Jahrhundert stiegen die Grafen von Kyburg zur dominierenden Macht im Aargau auf. Als sie im Jahr 1264 ausstarben, gingen ihre Besitztümer an die Habsburger über. Ein weiterer bedeutender Grundherr war das Kloster Königsfelden in Windisch.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und Mägenwil lag nun in den Freien Ämtern, einer gemeinen Herrschaft. Die Dörfer Mägenwil, Büblikon und Wohlenschwil sowie der Weiler Eckwil wurden zum Amt Büblikon zusammengefasst und von einem Untervogt verwaltet. 1529 trat die Bevölkerung zur Reformation über, musste aber 1531 nach der Niederlage der reformierten Orte im Zweiten Kappelerkrieg wieder den alten Glauben annehmen. Mägenwil lag an der Konfessionsgrenze, so dass es immer wieder zu Streitigkeiten um die Grenzziehung zwischen dem mächtigen Bern und den katholischen Orten kam. Die Grenze wurde erst 1603 endgültig festgelegt. Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Mägenwil wurde eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden, seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verarmten viele Einwohner, weshalb die Gemeinde sie zur Auswanderung nach Übersee drängte. Da kam die Ankündigung der Nationalbahn, eine Eisenbahnstrecke durch Mägenwil zu bauen, gerade recht. Die Gemeinde beteiligte sich am Aktienkapital und bot dafür den Gemeindewald als Sicherheit. Die Bahnstrecke Zofingen–Wettingen nahm am 6. September 1877 den Betrieb auf. Doch schon ein Jahr später meldete die Gesellschaft Konkurs an. Um die Schulden zu begleichen, musste Mägenwil grosse Waldgebiete abholzen. Dieses Fiasko belastete die Gemeindefinanzen noch während Jahrzehnten.

Der Bau der Autobahn führte ab den 1960er Jahren zu einem neuen Entwicklungsschub. Zahlreiche Unternehmen siedelten sich an und die Bevölkerungszahl nahm bis heute um mehr als das Doppelte zu. 1963 war geplant, an der neu entstehenden Autobahn eine Erdölraffinerie zu bauen. Mägenwil war diesem Vorhaben aus finanziellen Gründen zwar nicht abgeneigt, doch in den umliegenden Gemeinden und bei der Kantonsregierung regte sich erbitterter Widerstand, der 1965 zur Aufgabe des Projektes führte. Die Eröffnung des Heitersbergtunnels am 22. Mai 1975 hatte eine Vervielfachung des Verkehrs auf der alten Nationalbahn zur Folge, weil dadurch der Umweg über Baden und Brugg entfiel.

Sehenswürdigkeiten

An der Lettenstrasse im Oberdorf steht die 1699 im barocken Stil errichtete Loretokapelle. Im Dorfzentrum sind einzelne spätbarocke Gebäude aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert erhalten geblieben.[4]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot gelbe Fruchtkapsel des Mohns an gelbem Stiel mit gelben Blättern.» Das Wappen, welches erstmals 1872 auf dem Gemeindesiegel abgebildet war, entstand aufgrund einer volksetymologischen Fehldeutung des Ortsnamens, denn im lokalen Dialekt wird der Mohn Mägi genannt.[5]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[6]

Jahr 1799 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 339 511 450 573 633 700 760 943 1291 1551

Am 31. Dezember 2008 lebten 1841 Menschen in Mägenwil, der Ausländeranteil betrug 17,8 %. Bei der Volkszählung 2000 bezeichneten sich 45.3 % als römisch-katholisch, 32.3 % als reformiert und 6,0 % als muslimisch; 4,0 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 88,7 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, je 1,9 % Albanisch und Serbokroatisch, 1,5 % Italienisch, 1,3 % Türkisch.[7]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Baden zuständig. Mägenwil gehört zum Friedensrichterkreis Mellingen.

Wirtschaft

In Mägenwil gibt es gemäss Betriebszählung 2005 etwas rund 1500 Arbeitsplätze, davon 2 % in der Landwirtschaft, 19 % in der Industrie und 79 % im Dienstleistungssektor.[8] In zwei Gewerbezonen nördlich der Bahnlinie und am Westrand des Dorfes haben sich zahlreiche grössere Betriebe angesiedelt. Die bekanntesten sind der schwedische Haushaltgerätekonzern Electrolux, der Elektronikkonzern Ascom und das Elektronikhandelsunternehmen Competec. Der Anzahl der Zu- und Wegpendler ist etwa gleich gross.

Bis etwa 1930 war der Abbau des Muschelkalksteins von grosser wirtschaftlicher Bedeutung. Die Fassaden vieler bedeutender Gebäude in der Schweiz bestehen aus Mägenwiler Stein, so zum Beispiel der Hauptsitz der Nationalbank in Zürich oder das Bundesgericht in Lausanne.

Verkehr

Mägenwil ist ausgezeichnet erschlossen. Das Dorf liegt an der A1 zwischen Zürich und Bern, der wichtigsten Autobahn der Schweiz, nur ein paar Kilometer vom Autobahndreieck Birrfeld entfernt, wo die A3 nach Basel abzweigt.

Der Bahnhof liegt an der SBB-Hauptstrecke zwischen Zürich und Bern. Am 12. Dezember 2004 wurde die Nationalbahn-Strecke nach Wettingen stillgelegt, stattdessen wird Mägenwil seither durch die verlängerte Linie S3 der S-Bahn Zürich bedient, die direkt durch den Heitersbergtunnel nach Zürich verkehrt. Das Dorf wird ausserdem durch eine Postautolinie nach Baden und durch zwei RBL-Buslinie über Möriken bzw. Othmarsingen zum Bahnhof Lenzburg erschlossen.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und eine Primarschule. Die Realschule und die Sekundarschule können entweder in Wohlenschwil oder Mellingen besucht werden, die Bezirksschule ebenfalls in Mellingen. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden, Wettingen und Aarau.

Literatur

  • Andreas Steigmeier: Mägenwil und Wohlenschwil, Geschichte zweier Nachbargemeinden. Hrsg.: Einwohnergemeinden Mägenwil und Wohlenschwil. 1993.
Commons: Mägenwil – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  2. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 261–262.
  3. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1090, Swisstopo
  4. Peter Hoegger: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band VI: Bezirk Baden I. Birkhäuser Verlag, Basel 1976, ISBN 3-7643-0782-X, S. 378–381.
  5. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 207.
  6. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Baden, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  7. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  8. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau