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=== Therapie ===
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Die Therapie sollte immer gezielt nach [[Antibiogramm]] erfolgen. [[Gyrasehemmer]], [[Aminopenicillin]]e und – meist besser wirksam [[Cephalosporine]] sind die Mittel der Wahl. Für [[Cotrimoxazol]] wurde bei EHEC eine Steigerung der Toxinbildung beschrieben, so dass hier auf dieses Therapeutikum verzichtet werden sollte. Bei der Dauer der Therapie spielen die Schwere der Infektion sowie anatomische Anomalien eine Rolle.
Die Therapie bei fakultativ pathogenen Stämmen sollte immer gezielt nach [[Antibiogramm]] erfolgen. ''E. coli'' besitzt [[Antibiotikaresistenz]]en durch die Bildung zahlreicher [[β-Lactamasen]]. Mittel der Wahl sind [[Aminopenicilline]], [[Ureidopenicilline]], [[Cephalosporine]], [[Carbapeneme]], [[Chinolone]], [[Cotrimoxazol]]. [[Aminoglycoside]] werden in Ausnahmesituationen kombiniert.
Bei obligat pathogenen ''E.-coli''-Stämmen sind die [[Gastroenteritis|Gastroenteritidien]] selbstlimitierend. Der starke Flüssigkeitsverlust muss jedoch insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern behandelt werden. Für den Wasser- und Salzverlust bieten sich [[orale Rehydratationslösung]]en an. Die zweimalige Gabe von [[Chinolone]]n (z.B. [[Ciprofloxacin]] oder [[Cotrimoxazol]]) innerhalb von 24 h kann Dauer und Schwere der Erkrankung lindern.<ref name="Infektionskrankheiten-Mensch">{{BibISBN|9783642171581}}</ref>

Im Fall der häufigen Reisedurchfälle ist in erster Linie der Wasser- und Elektrolytverlust zu ersetzen, eine antibiotische Therapie ist selten notwendig. Grundsätzlich gilt jedoch, dass die Durchfälle zur Ausscheidung der Erreger entscheidend beitragen und daher bei unkomplizierter Reisediarrhoe (wie oben erwähnt: „Montezumas Rache“) nicht künstlich unterbunden werden sollten. Zum Ausgleich des Wasser- und Salzverlustes sind in Apotheken Pulvermischungen erhältlich, die in (sauberem, also beispielsweise abgekochtem) Wasser aufgelöst werden können und in der Regel völlig ausreichend sind. Diese Mischungen werden auch als [[orale Rehydratationslösung]]en (englisch: Oral Rehydratation Solution, ORS) bezeichnet und enthalten vor allem Natriumsalze und Zucker (Glucose), daneben Kaliumsalze und zum Teil Bicarbonat oder Citrat.


== Labordiagnose ==
== Labordiagnose ==

Version vom 11. März 2012, 17:34 Uhr

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Escherichia coli

E. coli (elektronenmikroskopische Aufnahme)

Systematik
Abteilung: Proteobacteria
Klasse: Gammaproteobacteria
Ordnung: Enterobacteriales
Familie: Enterobacteriaceae
Gattung: Escherichia
Art: Escherichia coli
Wissenschaftlicher Name
Escherichia coli
(Migula 1895) Castellani & Chalmers 1919
E. coli in der Gram-Färbung
10.000-fache Vergrößerung von E. coli durch Tieftemperatur-Elektronenmikroskopie

Escherichia coli (abgekürzt E. coli) ist ein gramnegatives, säurebildendes (Lactose verwertendes), stäbchenförmiges und peritrich begeißeltes Bakterium, das im menschlichen und tierischen Darm vorkommt. Auf Grund dessen gilt es auch als Fäkalindikator.[1] Es gehört zur bedeutenden Gattung Escherichia innerhalb der Familie der Enterobakterien (griech. „enteron“: Darm). In der menschlichen Darmflora ist es als Vitaminproduzent, insbesondere Vitamin K, bekannt. Die Spezies ist normalerweise nicht krankheitsauslösend jedoch existieren auch zahlreiche verschiedene pathogene Stämme.[2] Es zählt zu den häufigsten Verursachern von menschlichen Infektionskrankheiten.[1] Benannt wurde es nach dem deutschen Kinderarzt Theodor Escherich, der es erstmals beschrieb. Coli ist der lateinische Genitiv von colon (Kolon), einem Teil des Dickdarms.[3] Die Genomsequenz einiger Stämme ist vollständig aufgeklärt. Als Modellorganismus zählt es zu den am besten untersuchten Prokaryoten[4] und hat eine Rolle als "Arbeitstier" in Molekularbiologie eingenommen. Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin wurde an zahlreiche Forscher, die sich mit der Biologie von E. coli beschäftigt haben, vergeben.[5]

Geschichte

Entdeckt wurde es 1885 von Theodor Escherich, der es damals "Bacterium coli commune" nannte.[6] 1919 wurde es ihm zu Ehren umbenannt.[7] 1892 wurde von Shardinger vorgeschlagen E. coli als Indikatororganismus für fäkale Verunreinigung zu verwenden. In der Praxis war es jedoch schwierig mit rein biochemischen Nachweismethoden E. coli von anderen Enterobakterien abzugrenzen weshalb die nicht taxonomische Einteilung coliforme Bakterien geprägt wurde.[8]

Merkmale

E. coli hat die Form gerader Stäbchen mit den Maßen 1,1–1,5 × 2,0–6,0 Mikrometer lebend und 0,4–0,7 × 1,0–3,0 Mikrometer getrocknet und gefärbt. Es gehört zu den fakultativ anaeroben Mikroorganismen und besitzt die Fähigkeit, Energie sowohl durch die Atmungskette als auch durch „Gemischte Säuregärung“ zu gewinnen. Das Bakterium dient als Anzeiger (Indikator) für fäkale Verunreinigungen, zum Beispiel von Wasser. Es veranlasst ein dauerndes Training des Mukosa-Immunsystems und fördert die Produktion von sekretorischem Immunglobulin A und produziert Vitamin K. Das Bakterium besiedelt bevorzugt rohes Fleisch, Rohmilch, Käse und (mit Fäkalien verunreinigte) pflanzliche Lebensmittel.

Die verschiedenen Serotypen von E. coli erschweren die Immunantwort. Man unterscheidet drei Gruppen von Serotypen: „O“ für die Lipopolysaccharide, „H“ (von „mit Hauch wachsende Bakterien“) für die Flagellen und eventuell „K“ für die Kapsel. Es gibt etwa 180 „O“-Serogruppen und etwa 50 „H“-Typen bei E. coli.

Dehydrogenase von E. coli

Bewegung

Diese Organismen können sich gezielt in Richtung einer Anhäufung von Nährstoffen bewegen. Andererseits ist es ihnen auch möglich, Säuren und hohen Salzkonzentrationen auszuweichen, die sie eventuell schädigen könnten. Zunächst schwimmen sie dabei in irgendeine Richtung und messen zugleich eine mögliche Veränderung der Nährstoffkonzentration. Im Falle einer Erhöhung derselben bewegen sich die Bakterien lange anhaltend in der eingeschlagenen Richtung. Bei einer Verringerung wird diese Bewegungsrichtung früher geändert. Deshalb gleicht ihre Bewegungsspur insgesamt einer Zickzacklinie.

Die Registrierung der Nährstoffe erfolgt durch etwa 15.000 Rezeptormoleküle, welche sich an den Enden der ungefähr zwei Mikrometer langen Individuen befinden. Sollten diese Rezeptoren Nährstoffe feststellen, schicken sie Signale zu sogenannten Motorproteinen, welche etwa 20 Mikrometer lange fadenförmige Geißeln (auch Flagellen genannt) drehen. Drehen sich diese Fäden gegen den Uhrzeigersinn, so wickeln sie sich zu einer Wendel auf und diese wirkt als Propeller. Wenn sie sich jedoch in entgegengesetzter Richtung drehen, dann sind die Flagellen in verschiedene Richtungen gerichtet, das Bakterium taumelt und ändert dadurch seine Ausrichtung im Raum.

Chemotaxis

E. coli kann sich in einem Konzentrationsgefälle gerichtet bewegen. So kann es sich in Richtung einer höheren Nährstoffkonzentration bewegen oder auch weg von einer höheren Schadstoffkonzentration. Diese Art der Bewegung wird als Chemotaxis (chemisch gesteuerte Bewegung) bezeichnet.

Pathogenität

E. coli ist Teil der Darmflora. E. coli teilt sich sehr schnell (unter optimalen Bedingungen alle 20 Minuten), so dass andere Mikroorganismen, die dem Körper schaden könnten, sich nicht ausbreiten können. Außerhalb des Darms jedoch kann E. coli Infektionen hervorrufen, da es sich „am falschen Fleck“ befindet (fakultativ pathogen), etwa Harnwegsinfekte, eine Bauchfellentzündung (beispielsweise präoperativ nach Perforation eines Sigmadivertikels, seltener allein postoperativ) oder Hirnhautentzündung bei Neugeborenen (Infektion während der Geburt). Zum Anheften an bestimmte Zellen der Harnwege besitzen die Bakterien so genannte P-Fimbrien oder PAP (pyelonephritis assoziierte Pili). Weiterhin kommen Fimbrien und Hämolysine vor. Das Kapselantigen K1 von bestimmten Kapsel tragenden E. coli ist an der Neugeborenenmeningitis beteiligt (siehe unten).

Einige Stämme von E. coli sind für den Menschen darmpathogen (krankheitsauslösend im Sinn einer Darmerkrankung), da sie Mechanismen besitzen, die dem Körper Schaden zufügen können. Hier unterscheidet man einige Subtypen (Pathovare), die unterschiedliche Pathogenitätsfaktoren besitzen:

Die oben in der Einleitung genannten Erkrankungen werden teilweise auch den folgenden Pathovarnamen zugeordnet:

  • UPEC: uropathogene E. coli
  • SEPEC: Sepsis auslösende E. coli
  • MENEC: Meningitis auslösende E. coli

Ein neuartiger Stamm soll nach Ergebnissen der Cornell University in Ithaca, NY (USA) eng mit der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn verknüpft sein.[9]

Pathogenese

Bestimmte Stämme haben die Fähigkeit ein Toxin zu bilden. Das Shigatoxin wirkt enterotoxisch und cytotoxisch und zeigt Ähnlichkeiten mit dem von Shigellen gebildetem Toxin. Shigatoxin produzierende E. coli werden STEC abgekürzt. Sie können zu wässrigen Durchfällen, Bauchkrämpfen und Erbrechen führen. Analog werden Verotoxin produzierende E. coli VTEC abgekürzt. Enterohämorrhagische E. coli sind STEC mit zusätzlichen Pathogenitätsfaktoren. Durch EHEC verursachte Darmerkrankungen wurden vornehmlich unter dem Namen EHEC-Colitis (enterohämorrhagische Colitis) bekannt. EHEC-Infektionen zählen zu den häufigsten Ursachen für Lebensmittelvergiftungen. Infektionsquellen sind Wiederkäuer wie Rind, Schaf und Ziege. Bei anderen Tierarten sind die Infektionen deutlich geringer. In der Infektkette sind Rindfleisch und Rohmilch am häufigsten. Eine Infektion kann jedoch auch durch Tierkontakt oder durch Verschlucken von Badewasser erfolgen. Der Erreger ist hoch infektiös: 10–100 Individuen des EHEC sind für eine Erkrankung ausreichend weshalb auch Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch häufig sind. Es kann dabei zu den Krankheitsbildern der thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura (TTP) und des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) kommen. Gefürchtet ist vor allem HUS aufgrund der Möglichkeit an einem terminalen Nierenschaden zu sterben. Hierbei sind alle Altersgruppen betroffen, jedoch vor allem Kinder unter 6 Jahren. Das Nierenversagen verläuft in 10-30 % der Fälle mit dem Tod des Patienten innerhalb eines Jahres nach Beginn der Erkrankung.[10]

Der Stamm ETEC ist ein häufiger Erreger der Reisediarrhoe (Montezumas Rache). Grund für diese Erkrankung ist ein hitzelabiles Enterotoxin vom A/B Typ (LT I und LT II), sowie ein hitzestabiles Enterotoxin (ST). Dieses 73 kDa große Protein besitzt zwei Domänen, von denen eine an ein G-Gangliosid der Zielzelle bindet (Bindende Domäne). Die andere Domäne ist die Aktive Komponente, die ähnlich dem Choleratoxin (ca. 80% Genhomologie) die Adenylatcyclase aktiviert. Das ca. 15-20 Aminosäuren langes ST aktiviert die Guanylatcyclase. Die Aktivierung der Adenylatcyclase und der Guanylatcyclase endet in einer sekretorischen Diarrhoe, bei der viel Wasser und Elektrolyte verloren gehen. Die genetische Information erhält das Bakterium von einem lysogenen Phagen durch Transduktion.[11]

Bei Säuglingen löst der Stamm EPEC Durchfall aus und führt zu Gedeihstörungen.

Auch EIEC zerstören die Darmschleimhautzelle, indem sie in sie eindringen und das Krankheitsbild einer Bakterienruhr imitieren.

Therapie

Die Therapie bei fakultativ pathogenen Stämmen sollte immer gezielt nach Antibiogramm erfolgen. E. coli besitzt Antibiotikaresistenzen durch die Bildung zahlreicher β-Lactamasen. Mittel der Wahl sind Aminopenicilline, Ureidopenicilline, Cephalosporine, Carbapeneme, Chinolone, Cotrimoxazol. Aminoglycoside werden in Ausnahmesituationen kombiniert. Bei obligat pathogenen E.-coli-Stämmen sind die Gastroenteritidien selbstlimitierend. Der starke Flüssigkeitsverlust muss jedoch insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern behandelt werden. Für den Wasser- und Salzverlust bieten sich orale Rehydratationslösungen an. Die zweimalige Gabe von Chinolonen (z.B. Ciprofloxacin oder Cotrimoxazol) innerhalb von 24 h kann Dauer und Schwere der Erkrankung lindern.[12]

Labordiagnose

E. coli auf Endo-Agar mit deutlich sichtbarem Metallglanz (auskristallisiertes Fuchsin)

Der Nachweis dieser coliformen Bakterienart erfolgt in einer ersten Stufe durch Ausnutzung ihrer physiologischen Eigenschaften, da eine mikroskopische Untersuchung aufgrund der Vielzahl bekannter ähnlicher Arten ungeeignet ist. Dazu wird eine Stichprobe des Untersuchungsgutes auf MacConkey-Agar aufgebracht, wenn in der Probe eine hohe Bakterienzahl erwartet wird (z. B. Stuhlprobe). Wird eine geringe Bakterienzahl erwartet (z. B. Lebensmittelprobe), so wird zuvor ein komplexen Nährmedium mit der Probe inokuliert zwecks Bakterienanreicherung. Dunkelrote Bakterienkolonien von dem MacConkey-Agar können mit dem IMViC-Test auf ihre biochemischen Grundeigenschaften getestet werden. Zur Identifizierung der Subtypen werden dann in einer zweiten Stufe serologische Verfahren angewendet. Schnelltests basieren auf ELISA- oder PCR-Verfahren.

Tiermedizin

E. coli ist für eine Vielzahl von Erkrankungen bei Tieren verantwortlich. Spezifische Krankheitsbilder sind:

E. coli ist der Keim, der am häufigsten im Zusammenhang mit krankhaften Prozessen im Rachenraum von Hunden und Katzen in Erscheinung tritt. [13]

Forschung

Im Zuge der GeneSat-1 Mission wurden am 16. Dezember 2006 E. coli mittels eines CubeSat in den Orbit befördert, um genetische Änderungen aufgrund von Strahlungen im All und der Schwerelosigkeit zu untersuchen.[14]

Um E. coli in biotechnologischen Anwendungen leichter handhaben zu können, züchtete ein Team um Frederick Blattner (University of Wisconsin) einen Stamm, dessen Genom gegenüber natürlich vorkommenden Varianten um ca. 15 Prozent verkleinert wurde, und der dennoch lebens- und fortpflanzungsfähig ist. Hierfür wurden zwei unterschiedliche E. coli Stämme verglichen, und diejenigen Gene entfernt, die kein Homolog im jeweils anderen Stamm haben und somit entbehrlich scheinen.[15]

Langzeitprojekt

Seit 1988 führt Richard Lenski ein Langzeitexperiment über die Evolution von E. coli durch. Jeden Tag werden die Kulturen in ein frisches Medium überimpft und tiefgefroren. So können neue besser angepasste Stämme wieder gegen ihre Vorfahren antreten und geprüft werden ob sie sich besser an ihre Erlenmeyerkolbenumgebung angepasst haben. Es werden parallel die Veränderungen im Genom ermittelt wobei die Innovationsrate kontinuierlich abnahm je besser sich die Kulturen anpasste. Es wurden auch Parallelversuche mit Myxococcus xanthus gemacht, das E. coli jagt und frisst sowie Temperatur und Medium variiert. Unter konstanten Bedingungen ohne Fressfeinde und nur einem Zucker (Glucose) wurde dem Nährmedium auch Citrat zugegeben, obwohl E. coli dieses nicht verwerten kann. Im Jahr 2003 dominierte plötzlich eine Citrat verwertende Mutante, die nachweislich von der Ursprungskultur abstammte.[16]

Biotreibstoffe

Neuere Forschungen von Professor James Liao und seinem Team von der Universität von Kalifornien, Los Angeles (UCLA) zeigen, dass sich genetisch veränderte E. coli nutzen lassen, um Biotreibstoffe in Form von Isobutanol und anderen längerkettigen Alkoholen, wie etwa 1-Butanol, 2-Phenylethanol oder verzweigten Pentanolen aus Glucose herzustellen.[17]

XL1-Red

E. coli XL1-Red ist ein Stamm, der in der Molekularbiologie und Gentechnik zur ungerichteten Mutagenese genutzt wird. Durch Defekte im DNA-Reparaturmechanismus zeigt der Stamm eine 5000-fache Mutationsrate gegenüber dem Wildtyp.[18]

Die Defekte im DNA-Reparaturmechanismus gehen auf drei Mutationen der genomischen DNA zurück. Das Gen MutS codiert für ein Protein, welches bei der Error Prone Reparatur eine Rolle spielt. Durch die Mutation erfolgt keine Fehlbasenreparatur nach der DNA-Replikation. MutD löst einen Defekt der 3'-5'-Exonukleaseaktivität der DNA-Polymerase III aus. MutT ist für die Unfähigkeit zur Hydrolyse des Basenanalogons 8-oxoGTP verantwortlich. Da die Mutationen nur auf den defekten DNA-Reparaturmechanismus zurückzuführen sind, werden zur Mutationsauslösung weder Mutagene noch Karzinogene benötigt. Die Generierung von Gen-Mutationen ist ein klassisches Mittel in der biomedizinischen Forschung, um generelle oder Teil-Funktionen des entsprechenden Gens zu erforschen.

Industrielle Anwendung

E. coli ist aufgrund seines schnellen und robusten Wachstums ein weit verbreiteter Organismus in bio- bzw. gentechnologischen Verfahren, wo er als Wirt für Klonierungsvektoren, wie das Plasmid pBR322 eingesetzt wird. Ferner stammt aus dem Genom von E. coli das Restriktionsenzym EcoRI, das in der Gentechnik weiter Verwendung findet.

In der Biotechnologie wird mittels genetisch veränderten E. coli in industrieller Biosynthese großtechnisch Insulin produziert und das derart hergestellte Insulinpräparat in der Behandlung von Diabetes eingesetzt. Hierfür ist E. coli besonders geeignet, da es zur Darmflora des Menschen gehört und so gut wie keine Allergien verursacht. Auch in der industriellen Herstellung von Aminosäuren, Interferon oder dem menschlichen Wachstumshormon, sowie weiterer Feinchemikalien, Enzyme und Arzneistoffe, werden gentechnisch veränderte E. coli Bakterien verwandt.[19] So wurden neun von 31 therapeutischen Proteinen, die im Zeitraum von 2003 bis 2006 eine Arzneimittelzulassung erhalten haben, in E. coli hergestellt.[20]

Commons: Escherichia coli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Linkkatalog zum Thema Escherichia coli bei curlie.org (ehemals DMOZ)

Einzelnachweise

  1. a b Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/9781604061222 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  2. Katharina Munk (Hrsg.): Taschenlehrbuch Biologie: Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-13-144861-3, S. 90.
  3. Escherichia Coli. Duden, abgerufen am 3. März 2012.
  4. Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/3134446081 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  5. Jörg Hacker & Gabriele Blum-Oehler: In appreciation of Theodor Escherich, Nature Reviews Microbiology 5, 902, 2007, doi:10.1038/nrmicro1810
  6. Escherich, T. "Die Darmbakterien des Neugeborenen und Säuglings" Fortschr. Med. (1885) 3:515-528,547-554.
  7. Escherichia coli - E. coli. Ole Daniel Enersen, abgerufen am 4. März 2012.
  8. Peter Feng, Stephen D. Weagant, Michael A. Grant: BAM: Enumeration of Escherichia coli and the Coliform Bacteria, Bacteriological Analytical Manual, Chapter 4, Enumeration of Escherichia coli and the Coliform Bacteria, September 2002, FDA
  9. Yahoo! Groups
  10. Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/9783825214210 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  11. Hahn, Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, 6. Auflage, ISBN 978-3-540-46359-7, S. 241f
  12. Gholamreza Darai, Michaela Handermann, Hans-Günther Sonntag, Lothar Zöller: Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen Erreger, Symptome, Diagnose, Therapie und Prophylaxe. 4. Auflage. Springer, 2012, ISBN 978-3-642-17158-1.
  13. Bakteriologische und mykologische Untersuchungen von Rachenabstrichen bei Hund und Katze
  14. http://www.crestnrp.org/genesat1/ GeneSat-1
  15. Scaled-down genome may power up E. coli's ability in lab, industry. Biology News Net, 28. April 2006 (englisch)
  16. Lenski, R. E. 2011. Evolution in action: a 50,000-generation salute to Charles Darwin. Microbe 6:30-33. PDF
  17. Bakterien produzieren Butanol Heise Online Technology Review, 30. Januar 2008
  18. Alan Greener, Marie Callahan und Bruce Jerpseth: An Efficient Random Mutagenesis Technique Using an E. coli Mutator Strain, In Vitro Mutagenesis Protocols, Methods in Molecular Biology, 1996, Volume 57, 375-385, doi:10.1385/0-89603-332-5:375
  19. T.A. Brown: Gentechnologie für Einsteiger, 3. Auflage, Spektrum Verlag Heidelberg 2002, ISBN 3-8274-1302-8
  20. G. Walsh: Biopharmaceutical benchmarks. Nat Biotechno (2006) 24:769-776. PMID 16841057

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