14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1)

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14-та гренадерська дивізія Ваффен СС «Галичина»
14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1)
Waffen-SS-Division Galizien

Truppenkennzeichen der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1)
Truppenkennzeichen
Aktiv Juli 1943 bis Mai 1945
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Waffen-SS
Truppengattung Grenadiere
Typ Division
Gliederung Siehe Gliederung
Stärke 22.000 Mann
Schlachten Partisanenkrieg in Jugoslawien

Deutsch-Sowjetischer Krieg

Führung
Liste der Kommandeure
Insignien
Ärmelabzeichen Ärmelabzeichen

Die 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische SS-Division Nr. 1) war eine Division der Waffen-SS, die 1943 mit ukrainischen Freiwilligen und sogenannten Volksdeutschen aufgestellt wurde. Der Beiname „galizische Nr. 1“ bezieht sich auf die Region Galizien. Die Einheit wird auch als Waffen-SS-Division Galizien bezeichnet. Im Dezember 1943 betrug die Stärke der Division 12.634 Mann, im Juni 1944 bereits 15.299 Mann und im Dezember 1944 22.000 Mann. Sie wurde auf dem Balkan (Juni 1943 bis März 1944), an der Ostfront (März 1944 bis Juli 1944) und in Polen und der Tschechoslowakei (Juli 1944 bis Mai 1945) eingesetzt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Distriktgouverneur von Lemberg Otto Wächter begrüßt die Freiwilligen der SS Galizien. Lemberg, 18. Juli 1943.

Die Angehörigen der Division stammten aus dem Raum Lemberg. Ab Juli 1943 wurden sieben Regimenter der „SS-Freiwilligen-Division Galizien“ zu je 2000 Mann aufgestellt. Treibende Kraft und Ausgangsperson war der Distriktgouverneur von Lemberg Otto Wächter[1]. Die Mannschaften wurden vorwiegend vom Melnyk-Flügel der Organisation Ukrainischer Nationalisten gestellt. Die Bandera-Fraktion lehnte die Gründung der Division ab.[2] Die Ausbildung wurde bis zum Sommer 1944 abgeschlossen.

Ein Aufruf des Kreishauptmanns, in die SS-Galizien einzutreten. (Sanok, Mai 1943)

Bereits Anfang 1944 wurde die etwa 2000 Mann starke „Kampfgruppe Beyersdorff“[3] herausgelöst, die beim Kampf gegen polnische Partisanenverbände helfen sollte und dabei mehr als 1500 Zivilisten folterte und ermordete, bevor sie wieder zum Rest der Einheit stieß.[4] Über die Rolle der SS-Division „Galizien“ herrscht vor allem zwischen national gesinnten Ukrainern und Polen starke Uneinigkeit. Von polnischer Seite werden der Division eine Reihe Verbrechen vorgeworfen, die jedoch nicht vollständig bewiesen sind.[5] Als gesichert gilt die Beteiligung der Kampfgruppe Beyersdorff bei den Massakern von Pidkamin, Huta-Pieniacka[6] und Palikrowy[7].

Hans Frank und Johann Anton Hofstetter. Die ersten ukrainischen Freiwilligen bei der SS-Galizien. Sanok, 1943

Im Juni 1944 wurde die Division der 1. Panzerarmee der Wehrmacht unterstellt und geriet in den Kessel bei Brody. 3.000 Mann der Division konnten sich zu den deutschen Linien durchschlagen, etwa 1.000 zur UPA. Die Division wurde aus aufgelösten galizischen Polizeiregimentern auf dem Truppenübungsplatz Neuhammer neu aufgestellt und am 28. September 1944 als Besatzungstruppe in die Slowakei verlegt. Der Namenszusatz wurde nun in „ukrainische Nr. 1“ geändert.

Im April 1945 wurde die Division als 1. Division der Ukrainischen National-Armee neu formiert und dem ukrainischen Nationalkomitee unter der Leitung von Pawlo Schandruk unterstellt. Sie stand damals in Österreich und wurde nun auf die Ukraine vereidigt. Am 8. Mai 1945 ergab sich die Division bei Tamsweg und Judenburg britischen Truppen. Da die meisten Soldaten aus Galizien stammten, galten sie als polnische Staatsbürger und wurden nicht an die Sowjetunion ausgeliefert, sondern in Rimini interniert. Viele wanderten nach ihrer Entlassung nach Kanada, den USA und Australien aus.

Weitere Divisionsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

SS-Schützendivision „Galizien“ (Mai 1943)
14. SS-Freiwilligen-Division „Galizien“ (30. Juni bis 22. Oktober 1943)
14. Galizische SS-Freiwilligen-Division (22. Oktober 1943 bis 27. Juni 1944)
14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1) (27. Juni bis 12. November 1944)
14. Waffen-Grenadier-Division der SS (ukrainische Nr. 1) (12. November 1944 bis 25. April 1945)
1. Ukrainische Division der Ukrainischen National-Armee (25. April bis 8. Mai 1945)

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 30. Juli bis 19. Oktober 1943 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Walter Schimana
  • 20. Oktober 1943 bis Juli 1944 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Fritz Freitag
  • Juli bis 5. September 1944 SS-Oberführer Nikolaus Heilmann
  • 5. September 1944 bis 24. April 1945 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Fritz Freitag

Angehörige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Waffen-Grenadier-Regiment der SS 29 (galizisches Nr. 1)
  • Waffen-Grenadier-Regiment der SS 30 (galizisches Nr. 2)
  • Waffen-Grenadier-Regiment der SS 31 (galizisches Nr. 3)
  • Waffen-Artillerie-Regiment der SS 14
    • Waffen-Füsilier-Bataillon 14
    • SS-Freiwilligen-Flak-Abteilung 14
    • Waffen-Nachrichten-Abteilung der SS 14
    • SS-Radfahr-Bataillon 14
    • Waffen-Pionier-Bataillon der SS 14
      • Waffen-Panzerjager-Kompanie 14
    • SS-Sanitäts-Abteilung 14
      • SS-Veterinär-Kompanie 14
  • SS-Division-Nachschubtruppen 14
    • SS-Wirtschafts-Bataillon 14
      • SS-Versorgungs-Kompanie 14
        • SS-Feldpostamt 14
        • SS-Kriegsberichter-Zug 14
        • SS-Feldgendarmerie-Trupp 14
    • SS-Feldersatz-Bataillon 14

Nachwirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Einordnung und Beurteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fans des westukrainischen Fußballclubs Karpaty Lwiw zeigten zum 70-jährigen Jubiläum der Einheit ein Banner mit dem Abzeichen der Division „Galizien“, 2013

Nationalistische Gruppen in der ukrainischen Diaspora entwickelten nach dem Zweiten Weltkrieg ein Narrativ, das die Organisation Ukrainischer Nationalisten, Ukrainischen Aufständischenarmee und ihrer Führer heroisierte und gleichzeitig Faschismus und Verbrechen bei ihnen abstritt. Diese Sicht schloss auch die SS-Division „Galizien“ ein und erhielt in der Ukraine unter Präsident Wiktor Juschtschenko einige Förderung.[8] Das von 2014 bis 2019 von Volodymyr Viatrovych geleitete Ukrainische Institut für nationales Gedenken vertritt eine ähnliche Sicht und beeinflusst damit die Geschichtswahrnehmung in der ukrainischen Gesellschaft nach der Revolution 2014.[9] So wird die Division heute trotz Unklarheit und Ambivalenz von Ukrainern aus dem nationalistischen, aber auch dem bürgerlichen Spektrum vor allem in Galizien positiv gesehen und verehrt. In der Stadt Lwiw findet organisiert von der nationalistischen Gruppierung „Autonomer Widerstand“[10] seit 2010 jährlich am 28. April eine Parade zu Ehren der SS-Division statt, bei der neben Veteranen auch Vertreter anderer nationalistischer Organisationen teilnehmen[11]. In den Städten Iwano-Frankiwsk und Ternopil wurde jeweils eine Straße nach der Division Galizien benannt.[12] Am 23. Juli 2017 fanden in Tscherwone, Rajon Solotschiw (Lwiw) eine Gedenkandacht und eine feierliche Umbettung der Überreste von 23 beim Versuch der Flucht aus dem Kessel von Brody gefallenen Soldaten der Division statt, an der u. a. Veteranen und Vertreter der staatlichen Gebietsverwaltung teilnahmen. Statisten und Veteranen trugen dabei Uniformen der Division.[13][14] Am 23. September 2020 entschied der Oberste Gerichtshof der Ukraine, dass die Symbole der SS-Division Galizien nicht mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden und daher im Land nicht verboten werden können.[15]

Eine Ehrung des ehemaligen Divisionsangehörigen Jaroslaw Hunka durch das kanadische Unterhaus im Jahr 2023, während des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und im Beisein des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, führte zu internationalen Protesten.[16]

Denkmäler und Gräber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In mehreren Städten Österreichs, wo die 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1) an Kampfhandlungen teilnahm, wurden Denkmäler für die Division errichtet. Meist wird dabei verschwiegen, dass es sich hierbei um eine SS-Division handelt. Allerdings sind auf den meisten dieser Denkmäler die Abzeichen der Division abgebildet.

Bad Gleichenberg

Auf dem Friedhof des Ortes Bad Gleichenberg befindet sich ein Denkmal, das den „gefallenen Söhnen der Ukraine“ gewidmet ist. Darauf zu sehen sind auch zwei Löwen, die dem Abzeichen der SS-Division entlehnt sind. Auch auf dem Friedhof des Ortsteils Trautmannsdorf in Oststeiermark wird der Division gedacht, wobei an dieser Stelle die Bezeichnung „Ukrainische National-Armee“ verwendet wird – eine Bezeichnung, die die Division in den letzten 14 Tagen vor der Kapitulation 1945 trug. Auch hier wird das Abzeichen der Division verwendet.

Feldbach

In der Stadt Feldbach wird der Division „Galizien“ für ihre Beihilfe im Abwehrkampf gegen die Rote Armee gedacht. Am Pfarrplatz befindet sich ein 1981 offiziell enthülltes Denkmal für die „1. Division der Ukrainischen National-Armee“ – eine Bezeichnung, welche die Division in den letzten 14 Tagen vor der Kapitulation 1945 trug. Darauf abgebildet war auch das originale Verbandsabzeichen der SS-Einheit. In der Alten Pfarrkirche erinnert seit 1954 eine Gedenktafel an die Angehörigen der Division. Im Januar 2018 wurden die umstrittenen Abzeichen von den Denkmälern entfernt.[17]

Gnas

Auf dem örtlichen Friedhof von Gnas errichtete das Österreichische Schwarze Kreuz ein Denkmal, auf dem das Abzeichen der SS-Division Galizien abgebildet ist.

Auch in Kanada auf dem ukrainischen Sankt-Wladimir-Friedhof in Oakville, Ontario befindet sich ein Ehrenmal mit dem Emblem der Ukrainischen Aufständischen Armee und der SS-Division.

Ehrenmal auf dem Sankt-Wladimir-Friedhof in Oakville, Ontario

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rolf Michaelis: Die Grenadier-Divisionen der Waffen-SS. Michaelis, Erlangen 1994, ISBN 3-930849-04-6.
  • Rolf Michaelis: Ukrainer in der Waffen-SS. Die 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (ukrainische Nr. 1). Winkelried-Verlag, Dresden 2006, ISBN 978-3-938392-23-2.
  • Rolf-Dieter Müller: An der Seite der Wehrmacht. Hitlers ausländische Helfer beim ‚Kreuzzug gegen den Bolschewismus‘ 1941–1945. München 2007, ISBN 3-86153-448-7.
  • Sol Littmann: Pure Soldiers or Sinister Legion. The Ukrainian 14th Waffen-SS Division. Black Rose Books, Montreal 2003, ISBN 1-55164-218-2.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. 2. Auflage. Band 3: Die Landstreitkräfte 6–14. Biblio-Verlag, Bissendorf 1974, ISBN 3-7648-0942-6.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ukrainische Befreiungsarmee

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Philippe Sands: Die Rattenlinie - Ein Nazi auf der Flucht. Lügen, Liebe und die Suche nach der Wahrheit. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2022, ISBN 978-3-596-70459-0, S. 149 f.
  2. Michael O. Logusz: Galicia Division: The Waffen-SS 14th Grenadier Division, 1943–1945. Schiffer Military History, Altglen/Pennsylvania 1997, S. 62.
  3. James Michael Melnyk: The History of the Galician Division of the Waffen SS. Band 1: On the Eastern Front, April 1943 to July 1944. Fonthill Media, 2016, ISBN 978-1-78155-528-6, S. 235 (auf google books).
  4. Terry Goldsworthy: Valhalla’s Warriors: A History of the Waffen-SS on the Eastern Front 1941–1945. Dog Ear Publishing, 2007, ISBN 978-1-59858-445-5, S. 97 (auf google books).
  5. Frank Golczewski: Die Kollaboration in der Ukraine. In: Kooperation und Verbrechen: Formen der „Kollaboration“ im östlichen Europa 1939–1945 (Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus). Wallstein Verlag, 2005, ISBN 978-3-89244-690-3, S. 178–179 (Fußnote) (auf google books)
  6. S. Wargin: The Unknown Ethnic Cleansings: White Spots in Modern History. 2017, ISBN 978-1-925635-24-9, S. 20 (auf google books).
  7. Organisation von Ukrainischen Nationalisten und die Ukrainische Aufstandsarmee. Institut für ukrainische Geschichte, Akademie der Wissenschaften der Ukraine, Kapitel 5, S. 284ff. (archiviert, aufgerufen am 14. April 2018).
  8. Per Anders Rudling: The Return of the Ukrainian Far Right : The Case of VO Svoboda. Routledge Critical Studies in Discourse, 2013, S. 230 (als pdf, aufgerufen am 14. April 2018).
  9. Andreas Umland: The Ukrainian government’s Memory Institute against the West. New Eastern Europe, 7. März 2017 (aufgerufen am 14. April 2018).
  10. Homepage Autonomer Widerstand (ukrainisch) (Memento des Originals vom 20. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/opir.info, aufgerufen am 14. April 2018
  11. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/publikative.org
  12. google.de
  13. In Ukraine, reburied with honors SS. WeapoNews.com, 25. Juli 2017, abgerufen am 14. April 2018.
  14. Bericht aus der Ukrajina Moloda (ukrainisch, mit Bildern und Video), 25. Juli 2017, abgerufen am 14. April 2018.
  15. Символіка дивізії СС «Галичина» не є нацистською – верховний суд In: istpravda.com (ukrainisch), veröffentlicht am 5. Dezember 2022, abgerufen am 26. September 2023
  16. SS-Soldat zu Selenskyj-Besuch eingeladen In: zdf.de, veröffentlicht am 25. September 2023, abgerufen am 26. September 2023
  17. Umstrittene SS-Denkmäler wurden „entschärft“. In: Kleine Zeitung. 10. Januar 2018, abgerufen am 25. Dezember 2018.