Akihito

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Kaiser Akihito (2014)
Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko (2005)
Datei:Crown Prince Akihito & Michiko Shoda Wedding 1959-4.jpg
Hochzeitsfoto des damaligen Kronprinzen Akihito mit Michiko Shōda (1959)

Kaiser Akihito (jap. 明仁; * 23. Dezember 1933[1] in Tokio) bestieg am 7. Januar 1989 den japanischen Chrysanthementhron und wurde am 12. November 1990 offiziell zum 125. Tennō von Japan ausgerufen. Akihito hat seiner Regierungszeit den Namen Heisei (平成, Frieden überall) gegeben.

Biografie

Akihito ist das fünfte Kind und der älteste Sohn von Kaiser Hirohito (1901–1989) und Kaiserin Kōjun (1903–2000). Sein voller Name in der Kindheit lautete Tsugu-no-miya Akihito und sein Adelstitel war Prinz Tsugu (継宮, Tsugu no Miya). Während der Bombardierungen Tokios durch die US-Amerikaner wurden Akihito und sein Bruder Prinz Masahito evakuiert. Eine US-amerikanische Privatlehrerin, Elizabeth Gray Vining (1902–1999), brachte dem Prinzen während der Besatzungszeit die englische Sprache und westliche Kultur näher.[2] 1952 wurde er offiziell zum Kronprinzen und Erben des Chrysanthementhrons ernannt, wenngleich dieser Werdegang bereits bei seiner Geburt festgelegt war. 1953 vertrat der Kronprinz bei der Krönung der britischen Königin Elisabeth II. das japanische Kaiserhaus. Akihito ist der erste japanische Kaiser, der studiert hat, wenngleich er keinen akademischen Abschluss erlangte. Neben Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft befasste er sich an der Gakushūin-Universität im Fachbereich Meeresbiologie mit dem Spezialgebiet Ichthyologie. Er klassifizierte Süßwasserfische und veröffentlichte ab 1967 international anerkannte wissenschaftliche Arbeiten über Grundelartige – speziell Grundeln, von denen eine Art (Exyrias akihito) seit 2005 nach ihm benannt ist.[3][4][5] Seit 2007 trägt sogar eine Gattung der Lippenzahngrundeln seinen Namen.[6]

Akihito zeichnet sich persönlich durch große Zurückhaltung und ein sehr bescheidenes Auftreten aus. Er ist seit dem 10. April 1959 verheiratet mit Kaiserin Michiko (geb. Shoda Michiko), einer Bürgerlichen. Die Vermählung des damaligen Kronprinzen mit der christlich erzogenen Tochter eines wohlhabenden japanischen Geschäftsmannes war ein Bruch mit einer bis in vorgeschichtliche Zeit zurückreichenden Tradition, nach der die Hauptfrau des Kaisers nur aus den höchsten Adelsrängen stammen durfte. Akihito hatte sie gegen den Widerstand des Hofamtes durchgesetzt.

Nachkommen

Das Kaiserpaar hat drei Kinder:

Außerdem haben sie vier Enkelkinder:

  • Mako (* 23. Oktober 1991) – Tochter von Prinz Akishino und Kiko
  • Kako (* 29. Dezember 1994) – Tochter von Prinz Akishino und Kiko
  • Aiko (* 1. Dezember 2001) – Tochter von Kronprinz Naruhito und Masako
  • Hisahito (* 6. September 2006) – Sohn von Prinz Akishino und Kiko

Nach der derzeitigen Thronfolgeregelung kann nur ein Mann den Kaiserthron besteigen. Da das einzige Kind des Kronprinzenpaares Naruhito und Masako eine Tochter ist und bis zum 6. September 2006 auch alle anderen Angehörigen der Enkel-Generation im Kaiserhaus weiblichen Geschlechts waren, wurde in Japan intensiv über eine Gesetzesänderung zugunsten weiblicher Thronfolger diskutiert. Nach der Geburt von Prinz Hisahito wurden diesbezügliche Pläne jedoch von der Regierung wieder aufgegeben.

Status

Der Chowaden-Palast am Tag des 71. Geburtstags von Kaiser Akihito (23. Dezember 2004)

Im Gegensatz zu den japanischen Kaisern vor ihm, einschließlich seines Vaters Hirohito bis zur Kapitulation Japans 1945, hat Akihito offiziell nicht mehr den gottähnlichen Status eines himmlischen Herrschers und Nachfahren der Sonnengöttin Amaterasu inne, sondern gilt – laut Verfassung – als einendes Staatssymbol Japans. Da Japan eine parlamentarische Monarchie ist, kommt Akihito keine Regierungsgewalt zu – formalrechtlich ist er nicht einmal das Staatsoberhaupt. Als Tennō hat er jedoch sowohl eine de facto politische als auch eine religiöse Funktion im Shintoismus.

Der Kaiser wird in Japan nicht bei seinem Vornamen genannt. Stattdessen verweist man auf ihn respektvoll als tennō heika (天皇陛下, wörtlich: „Seine Majestät, der himmlische Souverän“) oder kinjō heika (今上陛下, wörtlich: „Seine derzeitige Majestät“) oder einfach als tennō. Nach seinem Tod wird er gemäß der Devise seiner Regierungszeit als heisei-tennō (平成天皇) bezeichnet werden.

Kaiser Akihito genießt in der japanischen Bevölkerung mehrheitlich ein hohes Ansehen bis hin zu tiefer Verehrung, auch wenn er und seine Familie ein vom strengen Hofzeremoniell bestimmtes, zurückgezogenes Leben führen.[7] Nur zweimal im Jahr – an seinem Geburtstag am 23. Dezember und zum Neuen Jahr am 2. Januar – wendet sich der Kaiser gewöhnlich in einer Ansprache an die Bevölkerung.[8] Die kaiserliche Familie findet sich dazu auf dem Balkon des Chowaden-Palastes innerhalb des kaiserlichen Palastes in Tokio hinter einer Panzerglasscheibe ein und wird von Tausenden von Bürgern mit japanischen Fähnchen auf dem davor gelegenen Kyuden-Totei-Platz bejubelt.[9][10][11]

Zuständig für den Kaiser und seine Familie ist das dem japanischen Kabinett unterstellte Kaiserliche Hofamt.

Bedeutende Auftritte

  • Akihito und Michiko entkamen im Juli 1975 bei einem Besuch auf Okinawa im Rahmen der Expo ’75 am Himeyuri-Mahnmal nur knapp einem Molotow-Attentat von drei linksextremistischen Radikalen.[12] Beide blieben unverletzt. Der Besuch des Kronprinzenpaares auf Okinawa war problematisch, weil Akihitos Vater, Kaiser Hirohito, als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee von den Inselbewohnern für die – zumeist sinnlosen – Gräueltaten und vielen Toten im Rahmen der Schlacht von Okinawa 1945 verantwortlich gemacht wurde.[13] 1993 kehrte Akihito als Kaiser nach Okinawa zurück.
  • 1992 reiste Akihito als erster japanischer Kaiser nach China, um dort sein Bedauern über das Leid, das von Japanern in der Vergangenheit über China gebracht worden war, auszudrücken.
  • Nach dem Erdbeben von Kōbe 1995 besuchte Akihito in schlichter Freizeitkleidung in Begleitung der Kaiserin ein Notunterkunftslager und spendete den Menschen vor Ort Trost.
  • 2005 besuchte das Kaiserpaar die Insel Saipan und gedachte in einer symbolträchtigen Geste der vielen Toten des Zweiten Weltkriegs.[14]
  • Fünf Tage nach der Erdbeben-Katastrophe im März 2011, in deren Folge Japan von einem Tsunami heimgesucht wurde und sich einige Reaktorunfälle ereigneten, wandte sich erstmals in der Geschichte der japanische Kaiser in einer Fernseh-Ansprache mit tröstlichen Worten an sein Volk.[15][16] Das Ereignis gilt – wie die Radioansprache seines Vaters zur Kapitulation Japans 1945, mit welcher erstmals ein japanischer Kaiser überhaupt zu seinen Untertanen sprach – für japanische Verhältnisse als Sensation.[17] Ab Ende März 2011 besuchte das Kaiserpaar in insgesamt sieben Präfekturen mehrere Notunterkünfte für Flüchtlinge und Betroffene aus dem Katastrophengebiet.[18][19][20]
  • Am 11. März 2012 hielt Akihito bei der zentralen Gedenkfeier für die Opfer der Erdbeben-Katastrophe vom 11. März 2011, an der auch die Kaiserin teilnahm, in Tokio eine einfühlsame und zugleich mahnende Rede, obwohl der Kaiser erst eine Woche zuvor nach einer Bypass-Operation aufgrund von verengten Herzkranzgefäßen (durchgeführt am 18. Februar) aus dem Krankenhaus entlassen worden war.[21][22]
  • Am 8. August 2016 wandte sich Akihito ein zweites Mal in einer Fernsehansprache an sein Volk. In dieser zeigte er sich besorgt über seinen Gesundheitszustand und teilte seine persönliche Meinung über die Art und Weise, wie ein Kaiser seine Pflichten auszuüben hat, mit. Er ist u. a. der Meinung, dass, wenn ein Kaiser aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage ist, seine Aufgaben zu erfüllen, „die Gesellschaft zum Stillstand kommt“ und „das Leben vieler Menschen in verschiedenen Weisen beeinflusst wird“.[23] Er reagierte mit dieser Ansprache auf einige Berichte, die Mitte Juli 2016 erschienen, nach denen Akihito erwäge, „in den nächsten Jahren“ abzudanken. Das Kaiserliche Hofamt dementierte diese Behauptungen. Im Falle einer Abdankung wäre eine Änderung des Gesetzes über den kaiserlichen Haushalt notwendig, da diese bisher nicht vorgesehen ist und zuletzt 1817 durch Kaiser Kōkaku erfolgte. Da es dem Kaiser nicht gestattet ist, sich in politische Angelegenheiten einzumischen, konnte er sich bei der Ansprache nicht direkt zu einer möglichen Abdankung äußern. Die Gerüchte um das Eintreten eines solchen Szenarios wurden jedoch durch die Aussagen des Kaisers gefestigt.[24]

Privates

Bildergalerie

Weblinks

Commons: Akihito – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Royalty – Porträt: Kaiser Akihito (Memento vom 25. Juni 2010 im Internet Archive), ndr.de, 6. Januar 2008.
  2. Elizabeth Gray Vining, Japan’s royal tutor, died on November 27th, aged 97, economist.com, 9. Dezember 1999.
  3. Kaiser von Japan: Der älteste Monarch der Welt, kurier.at, 17. März 2011.
  4. Life in a goldfish bowl, timesonline.co.uk, 24. Mai 2007
  5. Exyrias akihito auf fishbase.org (englisch), abgerufen am 17. Juni 2014.
  6. Akihito vanuatu auf fishbase.org (englisch), abgerufen am 17. Juni 2014.
  7. "Wenn der Kaiser Husten hat, leidet ganz Japan", welt.de, 26. Juli 2007.
  8. Kaiser Akihito wünscht Japanern bessere Zeiten, bazonline.ch, 2. Januar 2009.
  9. Tausende grüssen Japans Kaiser Akihito zum 75. Geburtstag, tagesanzeiger.ch, 23. Dezember 2008
  10. Tenno Akihito: Wenn der Kaiser Kummer hat, diepresse.com, 28. Dezember 2008.
  11. Tausende unterm Balkon – Akihito lässt sich begrüßen, n-tv.de, 2. Januar 2010.
  12. Post-Reversion Okinawa and U.S.-Japan Relations (PDF; 2,1 MB), in: U.S.-Japan Alliance Affairs Series, Seite 72, Mai 2004.
  13. Emperor Akihito: A bulwark against a sea of troubles, guardian.co.uk, 20. März 2011.
  14. Japanisches Kaiserpaar verneigt sich schweigend, news.ch, 28. Juni 2005.
  15. A Message from His Majesty The Emperor, kunaicho.go.jp (Kaiserliches Hofamt), 16. März 2011.
  16. Aufruf zur Solidarität, spiegel.de, 16. März 2011.
  17. Wenn der Tenno spricht, sueddeutsche.de, 16. März 2011.
  18. Japans Kaiser besucht Katastrophenopfer - "Bitte bleiben Sie alle gesund", spiegel.de, 31. März 2011.
  19. Kaiser Akihito besucht Atom-Opfer in der Turnhalle, welt.de, 31. März 2011.
  20. Japans Kaiserpaar reist ins Katastrophengebiet, mopo.de, 7. April 2011.
  21. Japan hält inne, euronews.com, 11. März 2012.
  22. Bypass erfolgreich gelegt: Japanischer Kaiser aus Klinik entlassen, focus.de, 4. März 2012.
  23. Kaiserliches Hofamt: 象徴としてのお務めについての天皇陛下のおことば (japanisch), abgerufen am 8. August 2016
  24. Kaiser Akihito will offenbar abdanken. Spiegel online, 13. Juli 2016
  25. Kommentar: Japans Kaiser Akihito, jetzt.de, 16. März 2011.
  26. Ich möchte sein wie ein König der Dänen, spiegel.de, 16. Januar 1989.
  27. Japans Kaiser Akihito - Das Unerträgliche ertragen, sueddeutsche.de, 16. März 2011
  28. Das japanische Kaiserhaus, mietrecht.de, 25. Juni 2010.
  29. PoWs' anger at Akihito honour, bbc.co.uk, 10. April 1998
  30. Palace small talk problem solved: royal guest is a goby fish fanatic, timesonline.co.uk, 30. Mai 2007.
  31. Schock in Japan – Der Kaiser hat Krebs, spiegel.de, 28. Dezember 2002.
  32. Kaiser Akihito leidet an Magenbluten, focus.de, 9. Dezember 2008
  33. Japans Kaiser Akihito hat Arterienverkalkung, DA-imnetz.de, 10. Februar 2011.
VorgängerAmtNachfolger
Hirohito (Shōwa)Kaiser von Japan
seit 1989