Awgustowka

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Siedlung
Awgustowka
Drangsitten, Graventhien und Johnken

Августовка
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Bagrationowsk
Bevölkerung 23 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40156
Postleitzahl 238420
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 203 000 002
Geographische Lage
Koordinaten 54° 26′ N, 20° 35′ OKoordinaten: 54° 25′ 38″ N, 20° 35′ 5″ O
Awgustowka (Europäisches Russland)
Awgustowka (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Awgustowka (Oblast Kaliningrad)
Awgustowka (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Awgustowka (russisch Августовка, deutsch Drangsitten, Graventhien und Johnken) ist der gemeinsame Name dreier ursprünglich eigenständiger Orte in der russischen Oblast Kaliningrad, die zur Dolgorukowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Dolgorukowo (Domtau)) im Rajon Bagrationowsk (Kreis Preußisch Eylau) gehören.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Awgustowka liegt nordwestlich der Stadt Bagrationowsk (Preußisch Eylau). Mitten durch die Ortschaft zieht sich von Südosten nach Nordwesten das Flüsschen Pasmar (russisch: Maiskaja). Eine Nebenstraße verbindet Awgustowkla mit Bagrationowsk einerseits und mit Slawskoje (Kreuzburg) andrerseits und führt darüber hinaus bis zur russischen Fernstrsaße R 516 (Teilstück der ehemaligen Reichsautobahn Berlin–Königsberg „Berlinka“).

Die nächste Bahnstation ist Bagrationowsk als Endpunkt einer von Kaliningrad (Königsberg) kommenden Bahnlinie. Bis 1945 bestand außerdem über die Station Stablack Anschluss an die Bahnstrecke von Heiligenbeil (russisch: Mamonowo) über Zinten (Kornewo) nach Bagrationowsk, die im letzten Teilbereich jetzt jedoch nur noch für Militärverkehr genutzt wird.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Awgustowka/Drangsitten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ehemals Drangsitten[2] genannte Gutsdorf liegt am Ostufer des Pasmar (russisch: Maiskaja) und sechs Kilometer von Bagrationowsk (Preußisch Eylau) entfernt. Am 26. Juli 1897 wurde aus den Gütern Drangsitten und Johnken (russisch ebenfalls: Awgustowka) des Gutsbezirks Knauten (Prudki) die neue Landgemeinde Drangsitten im Amtsbezirk Knauten[3] gebildet. Dieser gehörte zum Landkreis Preußisch Eylau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Am 7. September 1904 fand eine Umgliederung aus dem Amtsbezirk Knauten in den Amtsbezirk Wogau[4] (russisch: Lermontowo) statt. Im Jahre 1910 zählte Drangsitten 147 Einwohner[5].

Am 30. September 1928 gab Drangsitten seine Eigenständigkeit auf und vereinigte sich mit Wogau (Lermontowo) zur neuen Landgemeinde Wogau. Infolge des Zweiten Weltkrieges kam Drangsitten mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1946 die russische Bezeichnung „Awgustowka“.

Awgustowka (Kamyschewo)/Graventhien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sieben Kilometer von Bagrationowsk (Preußisch Eylau) entfernt auf der westlichen Seite des Pasmar (russisch: Maiskoaja) liegt der ehemals Graventhien[6] genannte Ortsteil, ein Ort mit früher großem Gut und einer Wassermühle. Im Jahre 1874 wurde das Gutsdorf in den Amtsbezirk Dexen[7] eingegliedert, der zum Landkreis Preußisch Eylau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. 1910 waren in Graventhien 105 Einwohner registriert[8].

Am 20. Februar 1925 wurde die Landgemeinde Posmahlen (russisch: Puschkino) ohne die Exklave Klein Dexen (Furmanowo) aus dem Amtsbezirk Wogau[9] (Lermontowo) in den Gutsbezirk Graventhien eingegliedert, und am 30. September 1928 schlossen sich die Gutsdörfer Görken (Dubrowka) und Graventhien zur neuen Landgemeinde Graventhien zusammen. Per 14. Mai 1930 erfolgte die Umgliederung Graventhiens aus dem Amtsbezirk Dexen in den Amtsbezirk Wogau. Bis 1933 stieg die Einwohnerzahl auf 301 und betrug 1939 bereits 315[10].

Auch Graventhien kam 1945 zur Sowjetunion und erhielt 1946 die russische Bezeichnung „Kamyschewo“.

Persönlichkeit des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Gustav von Deutsch (* 7. Februar 1825 in Graventhien; † 1878), deutscher Jurist, Offizier im amerikanischen Bürgerkrieg

Awgustowka/Johnken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das einstige Vorwerk und einst Johnken[11] genannte spätere Gutsdorf liegt sieben Kilometer westlich von Bagrationowsk (Preußisch Eylau). Am 26. Juli 1897 wurde aus den Gütern Johnken und Drangsitten (russisch auch: Awgustowka) des Gutsbezirks Knauten (Prudki) die neue Landgemeinde Drangsitten gebildet, mit deren weiterer Geschichte Johnken eng verbunden war. Es gehörte zum Landkreis Preußisch Eylau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.

Wie Drangsitten und Graventhien kam auch Johnken 1945 zur Sowjetunion und erhielt 1946 die russische Bezeichnung „Awgustowka“.

Seit 1946[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die drei ehemals Drangsitten und Johnken bzw. Graventhien genannten Ortschaften mit den russischen Namen Awgustowka und Kamyschewo gehörten bis zum Jahre 2009 zum Orechowski sowjet (Dorfsowjet Orechowo (Althof)). Die Ortschaft Kamyschewo wurde 1993 umbenannt und erhielt wie die beiden Nachbarorte den Namen Awgustowka.

In den Jahren 2008/9 fand in der Oblast Kaliningrad eine Struktur- und Verwaltungsreform[12] statt, in deren Folge Awgustowka mit seinen drei Ortsteilen eine als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaft innerhalb der Dolgorukowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Dolgorukowo (Domtau)) im Rajon Bagrationowsk wurde.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor 1945 waren die Einwohner von Drangsitten, Graventhien und Johnken fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Während Drangsitten und Johnken in das Kirchspiel Schmoditten (russisch: Rjabinowka) eingepfarrt waren, gehörte Graventhien zum Pfarrsprengel Klein Dexen (Furmanowo), ab 1938 Stablack (Dolgorukowo). Sie lagen im Kirchenkreis Preußisch Eylau (Bagrationowsk) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Während der Zeit der Sowjetunion war kirchliches Leben staatlicherseits verboten. Erst in den 1990er Jahren bildeten sich in der Oblast Kaliningrad neue evangelische Gemeinden, von denen die Dorfkirchengemeinde in Gwardeiskoje (Mühlhausen) Awgustowka am nächsten liegt. Sie ist eine Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) und gehört zur Propstei Kaliningrad[13] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Ortsinformationen-Bildarchiv Ostpreußen: Drangsitten
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Knauten/Mühlhausen
  4. Rolf Jehke, Amtsbezirk Wogau
  5. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Preußisch Eylau
  6. Ortsinformationen-Bildarchiv Ostpreußen: Graventhien
  7. Rolf Jehke, Amtsbezirk Dexen
  8. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Preußisch Eylau (wie oben)
  9. Rolf Jehke, Amtsbezirk Wogau (wie oben)
  10. Michael Rademacher: Landkreis Preußisch Eylau (russ. Bagrationowsk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Ortsinformationen-Bildarchiv Ostpreußen: Johnken
  12. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 253 vom 30. Juni 2008, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  13. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]