Christian Ulmen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. September 2016 um 13:14 Uhr durch Abu-Dun (Diskussion | Beiträge) (→‎Kino). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Christian Ulmen auf der Berlinale 2008

Christian Ulmen (* 22. September 1975 in Neuwied) ist ein deutscher Moderator, Entertainer, Satiriker sowie Produzent, Schauspieler, Publizist, Regisseur und Medienunternehmer.

Leben

Christian Ulmen wuchs in Hamburg auf. Bereits in seiner Jugend war er als Moderator für Radio Hamburg, Radio 107 und OK Radio tätig. Außerdem hatte er eine eigene, monatlich im Fernsehen ausgestrahlte Call-In Sendung im Offenen Kanal Hamburg. Die Sendung hieß wie seine spätere bei MTV „Unter Ulmen“.

Ulmen machte 1995 Abitur am Charlotte-Paulsen-Gymnasium in Hamburg.[1] Weil das Fach Theologie keinen Numerus clausus hatte (Ulmen hatte einen Abiturschnitt von 3,6), schrieb er sich an der Universität Hamburg für Evangelische Theologie ein, obwohl er sich trotz Mitgliedschaft in der Jungschar und Konfirmation als "eigentlich nicht gläubig" bezeichnet.[2] Da er drei Wochen vor Semesterbeginn ein Angebot von MTV bekam, nahm er das Studium allerdings nie auf.[3] Stattdessen arbeitete er weiterhin an Hörfunk- und Fernsehsendungen.

In einer solchen Produktion wurde er 1996 von einem US-amerikanischen Talentscout entdeckt, der ihm einen Job bei MTV Europe anbot. Mit 20 Jahren zog Ulmen nach London und arbeitete fortan für das damals noch europaweit sendende Musikfernsehen MTV und moderierte aufgrund dessen auf Englisch. Dabei sprach er bewusst mit starkem deutschem Akzent, was in England gut ankam, wofür er in seiner Heimat jedoch kritisiert wurde. 1998 regionalisierte MTV sein Programm, Deutschland bekam sein eigenes MTV, und Ulmen sprach nun Deutsch. Nach MTV HOT moderierte er die Personality-Show MTV Alarm aus Hamburg, anschließend Live aus Berlin. Wegen Differenzen mit der neuen Programmdirektion bei MTV kündigte Ulmen 1999.

Danach schrieb er für diverse Printmedien und moderierte bei Radio Fritz (damals ORB, heute RBB), was er noch heute hin und wieder tut, wie auch für das WDR-Programm 1 Live. In dieser Zeit produzierte er mit Harald Schmidt auch eine Pilotshow für Sat.1, die jedoch nie ausgestrahlt wurde.

Im Jahr 2000 kehrte Ulmen als Produzent von Unter Ulmen zu MTV zurück. 2003 engagierte Leander Haußmann ihn als Hauptdarsteller für den Kinofilm Herr Lehmann. Nach einem Kurzauftritt in Quabecks Verschwende deine Jugend war dies seine erste große Rolle als Schauspieler. Die Presse bescheinigte ihm ein „bestürzend reifes Debüt“ (Die Welt). Ein Jahr später erhielt er den Bayerischen Filmpreis für seine Darstellung des Herrn Lehmann.

Es folgten weitere große Kinoproduktionen, in denen Ulmen stets Hauptrollen spielte. Bei MTV gab er in Ulmens Auftrag ein kurzes Gastspiel. Mit dieser Show erzielte MTV höhere Einschaltquoten als mit Unter Ulmen.

2005 spielte er in Mein neuer Freund für ProSieben und 2007 erschien er dort als Max Munzl in Dr. Psycho, wofür er mit dem Bayerischen Fernsehpreis und dem Adolf-Grimme-Preis geehrt wurde.

Nachdem seine Shows weniger durch hohe Einschaltquoten als vielmehr durch positive Kritiken im Feuilleton Aufmerksamkeit erregt und seine Sendungen breite Aufmerksamkeit im Internet erhalten hatten, entschied sich Ulmen dafür, neue Schritte im Internet zu unternehmen. Unter ulmen.tv wurden von Ende August 2008 bis Mitte Juni 2009 wöchentlich neue Clips veröffentlicht, die auf einzelnen Charakteren aus Mein neuer Freund basierten.[4] Der Unterschied zu Mein neuer Freund besteht darin, dass die Figuren nicht vor versteckter Kamera agieren, sondern unter dem Vorwand, eine Reality-Soap zu drehen, im klar erkennbaren TV-Kontext mit Menschen in Berührung kommen.

Hierfür gründete Ulmen 2008 das Unternehmen Ulmen Television GmbH, das er seither zusammen mit der Autorin und Produzentin Janna Nandzik als Geschäftsführer in Berlin betreibt. Er produzierte diverse Fernsehsendungen (zum Beispiel Uwe Wöllner trifft … für den rbb), Online-Formate (zum Beispiel Der 12. Mann in Zusammenarbeit mit dem FC Bayern München) und Werbung. Ab Oktober 2010 zeigte sich Ulmen in der Rolle des Uwe Wöllner mit einer eigenen Talkshow bei rbb und EinsFestival. Von Uwe Wöllner will’s wissen waren insgesamt sechs Episoden geplant.[5]

Der von Ulmen Television betriebene Web-TV-Anbieter ulmen.tv lief zunächst auf dem Portal MySpass.de in Kooperation mit Brainpool. Zum Herbst 2010 wechselte Ulmen mit ulmen.tv zum Telekom-Portal 3min.de. Die von der Ulmen Television produzierte Serie DIE SNOBS – Sie können auch ohne Dich war dort ab 1. November 2010 zu sehen.

Während die Ulmen Television ihre für das Internet produzierten Clips zur Zweitverwertung zuvor dem Fernsehsender Comedy Central verkauft hatte, wurde die Sitcom DIE SNOBS – Sie können auch ohne Dich erstmals am 11. November 2010 auf dem Sender ZDFneo in einer erweiterten Fassung als sechsteilige Miniserie ausgestrahlt. 2011 erhielt sie eine Nominierung für den Adolf-Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung.

Ab Dezember 2010 war Ulmen Produzent der Sendung Stuckrad Late Night, späterer Titel Stuckrad-Barre, die bis 2013 von Tele 5 gesendet wurde.[6] In der von Benjamin von Stuckrad-Barre moderierten Show hatte Ulmen selbst kleine Auftritte in seiner Rolle als Uwe Wöllner. Das erklärte Ziel der in vier Staffeln ausgestrahlten Nachtshow lautete: „Wir wollen Überraschungsmomente schaffen“.[7]

2009 gründete Christian Ulmen darüber hinaus die Ulmen Film GmbH, die sich auf die Produktion von Kinofilmen spezialisiert hat. Die Ulmen Television GmbH kümmert sich weiterhin um die Produktion von Fernsehserien, Fernsehshows, viraler Werbung und Internet-TV. Ulmens dokumentarischer Film, bei dem er sechs Wochen lang den 18-jährigen Gymnasiasten Jonas verkörperte, der Abitur machen möchte, kam 2012 in die Kinos.[8]

Im Oktober 2012 wurde bekannt, dass Ulmen zusammen mit Nora Tschirner als Ermittler-Duo einen Event-Tatort in Weimar für den MDR dreht. Die Folge mit dem Titel Die Fette Hoppe wurde im Weihnachtsprogramm 2013 ausgestrahlt.[9] Aufgrund positiver Resonanz wurden bislang zwei weitere Tatort-Folgen gedreht und ausgestrahlt (Stand: April 2016).

Ebenfalls im Oktober 2012 startete die Onlineplattform ulmen.tv.[10] Auf ihr sind neben den schon bekannten Inhalten aus der Zeit von MySpass.de auch die Sendung Stuckrad-Barre sowie die Snobs zu sehen.

2013 startete die vorgeblich von seiner Kunstfigur Uwe Wöllner konzipierte und moderierte Reality-Spielshow Who wants to fuck my girlfriend? Zwei vergebene Männer wetten darin, welcher die von anderen Männern begehrtere Freundin hat. In der ersten Staffel wurden 12 Folgen produziert.

Fernsehexperimente

Schon seine MTV-Produktionen kennzeichnete ein hohes Maß experimenteller Spielfreude und Provokation. Ulmen nannte das in einem Interview den alltagsroutinierten Geist überfordern. Der Rolling Stone bezeichnete seine meist von versteckten Kameras aufgenommenen Aktionen als Alltagspoesie, die Süddeutsche Zeitung Ulmen selbst als Rächer der Entnervten.[11]

Am 10. Januar 2005 startete auf ProSieben seine Serie Mein neuer Freund, die in den Medien breit diskutiert und mit moralischen Maßstäben gelobt wie kritisiert wurde.[12]

Wegen verhältnismäßig geringer Einschaltquoten (1,2 Millionen Zuschauer in der Prime-Time) setzte der Sender die Serie nach der ersten Episode ab. Die Kritiken großer Zeitungen von FAZ[13] über Süddeutsche Zeitung bis Welt am Sonntag waren dagegen überaus positiv. Nach der Einstellung der Serie formierte sich im Internet Widerstand.[14] Auf der Fanpage der Serie trugen sich knapp 7.000 Besucher ins Gästebuch ein und forderten eine Wiederaufnahme ins Programm, was ProSieben Ende Februar 2005 dazu veranlasste, die Serie donnerstags im Spätprogramm (23:15 Uhr) fortzusetzen.[15] Trotz nun deutlich besserer Marktanteile lagen die Quoten weiterhin unter dem Senderschnitt.[16] Mein neuer Freund war aufgrund von Ulmens 'überragender Schauspielkunst' (Zitat Jury) für den Deutschen Fernsehpreis 2005 nominiert.[17]

Kolumnen

Ulmen schrieb bereits Medien-Kolumnen über Konsumverhalten für Die Zeit und Neon, außerdem für den Tagesspiegel und das Magazin der Süddeutschen Zeitung. Bis zu deren Einstellung 2009 war er auch Kolumnist der deutschen Ausgabe von Vanity Fair.

Persönliches

Im Jahr 2010 trennte sich Ulmen nach fünf Jahren Ehe von seiner Frau Huberta, mit der er seit 1999 liiert war und einen Sohn hat.[18] Im Juni 2011 heiratete er Collien Fernandes,[19] mit ihr hat er seit April 2012 eine Tochter.[20][21]

Filmografie (Auswahl)

Kino

Fernsehen

Internet

  • 2008–2010: ulmen.tv; Neues von den Neuen Freunden
  • 2009: YouTube Secret Talents (als Uwe Wöllner)
  • 2009: Der 12. Mann (als Frerk Ohm für den FC Bayern München)
  • 2010: YouTube Secret Talents (als Uwe Wöllner)
  • 2010: DIE SNOBS – Sie können auch ohne Dich (als Astor)

DVD

  • 2005: Mein neuer Freund (DE: Gold)[24]
  • 2008: Der frühe Ulmen – Versunkene Werke der Periode MTV (Vol. 1)
  • 2008: Der frühe Ulmen – Versunkene Werke der Periode MTV (Vol. 2)
  • 2009: Best of ulmen.tv
  • 2010: Uwe Wöllner – Meine goile DVD Box

Hörbücher

Literatur

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Setzen, Sechs! – Schulgeschichten aus Deutschland (3/3). Experiment Schule. Dokumentarfilm von Susanne Bausch im Auftrag des SWR, deutsche Erstausstrahlung am 22. Dezember 2005
  2. http://www.hr-online.de/website/suche/home/mediaplayer.jsp?mkey=56199402&type=a&xtmc=ulmen&xtcr=1 (ab der 21. Minute)
  3. http://www.hr-online.de/website/suche/home/mediaplayer.jsp?mkey=56199402&type=a&xtmc=ulmen&xtcr=1
  4. dwdl.de, Mein neuer Freund-Figuren mit Comeback im Web, 29. August 2008
  5. Kunkel, Nico: Uwe Wöllner is back: Christian Ulmen talkt bei rbb und EinsFestival. In: kressreport. 22. September 2010, abgerufen am 23. September 2010.
  6. Stuckrad Late Night, abgerufen am 25. Januar 2010
  7. taz vom 9. Februar 2012: Anarchisch, um die Ecke, nervig. Ein Gespräch zur neuen Staffel von Stuckrad Late Night mit Stuckrad-Barre und Christian Ulmen
  8. tagesanzeiger.ch
  9. Neue "Tatort"-Kommissare: Ulmen und Tschirner sollen in Weimar ermitteln Spiegel Online vom 24. Oktober 2012, abgerufen am 1. Februar 2016.
  10. Onlineplattform ulmen.tv
  11. http://www.monstersandcritics.de/archiv/people.php/Christian_Ulmen/biographie Christian Ulmen – Biographie, aufgerufen am 19. Juli 2013
  12. Mein neuer Freund. Online auf fernsehserien.de, aufgerufen am 19. Juli 2013
  13. Daniel Boese: Der Feind in meinem Bett . Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 9. Januar 2005, Nr. 1/S. 25. Online auf faz.net, aufgerufen am 19. Juli 2013
  14. http://www.dwdl.de/nachrichten/3883/unterschriftenaktion_nach_dem_aus_fr_mein_neuer_freund/ aufgerufen am 19. Juli 2013
  15. Ratavaara:Tabus, Tabuverletzungen und Grenzüberschreitungen in der Sendung 'Mein neuer Freund': Wie werden Tabus in der Sendung genutzt, gebrochen und verletzt? 2011, S. 5
  16. dwdl.de, Trotz neuem Sendeplatz: Mein neuer Freund tut sich schwer, 25. Feb. 2005
  17. http://www.deutscher-fernsehpreis.de/index.php?option=com_content&view=article&id=186:nominierte-2005&catid=42:2005&Itemid=172&lang=de Nominierte Titel und Personen für den Deutschen Fernsehpreis 2005
  18. Christian Ulmen: Scheidung von Ehefrau Huberta auf RTL.de vom 31. Juli 2010
  19. Christian Ulmen bestätigt Hochzeit: Gut Ding will Eile haben in Süddeutsche Zeitung vom 27. Juni 2011
  20. Nachwuchs im Hause Ulmen-Fernandes – Es ist: ein Baby auf stern.de vom 13. April 2012
  21. Christian Ulmen & Collien Fernandes: Baby ist da! auf Promiflash vom 12. April 2012
  22. Homepage der Sendung Mann/Frau, abgerufen am 29. Januar 2015
  23. alverde + a tempo, Ausgabe November 2014, S. 71
  24. Gold-/Platin-Datenbank des Bundesverbandes Musikindustrie, Abruf vom 5. Juni 2016