Gesellschaft zur Rettung der Delphine

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Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V.
(GRD)
Logo
Zweck: Delfinschutz, Meeresschutz
Vorsitz: Angelika Gebhard (2. Vorsitzende), Ulrich Karlowski (Schatzmeister) (2016)
Gründungsdatum: 1991
Sitz: München
Website: http://www.delphinschutz.org/

Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V. (kurz: GRD) wurde 1991 von Rollo Gebhard gegründet. Anlass waren seine Beobachtungen und Erfahrungen auf seiner dritten Weltumsegelung mit Treibnetzen, die damals als gängige Fischfangmethode beim Thunfischfang eingesetzt wurden und in denen Delfine, Wale, Meeresschildkröten, Robben, Nicht-Zielfischarten und Seevögel hunderttausendfach verendeten.

Auf der dritten Weltumsegelung, die er gemeinsam mit seiner späteren Frau Angelika Zilcher von 1983 bis 1991 unternahm, war Rollo Gebhard zudem aufgefallen, dass sein Boot deutlich seltener von Delfinen begleitet wurde als noch bei seinen vorherigen Weltumsegelungen (1967–1970 und 1975–1979). Besonders erschüttert berichtete er auf seinen Filmvorführungen von den sog. Geisternetzen, Treibnetzen, die von der Fischerei verloren bzw. aufgegeben wurden und so herrenlos auf den Weltmeeren weiterfischen.[1][2][3]

Neben dem zunächst recht eng formulierten Ziel Rettung der Delphine durch ein Verbot der Treibnetzfischerei hat es sich der Verein seit einigen Jahren allgemein zur Aufgabe gemacht, gegen die ökologische Zerstörung der Weltmeere vorzugehen und für den Schutz wild lebender Delfinpopulationen einzusetzen. Dabei liegt der Schwerpunkt im Kampf gegen die industriellen Fang- und Tötungsmethoden der Fischerei einerseits und der Unterstützung von weltweiten Delfinschutzprojekten andererseits. Seit 2005 betreibt der Verein auf der Karibikinsel Dominica auch ein Projekt zum Schutz der in den Inselgewässern lebenden, residenten Pottwalfamilien.[4][5][6]

Programme und Projekte

SAFE – internationales Kontrollprogramm für delfinsicheren Thunfisch

SAFE Umweltsiegel, delfinsicher gefangene Thunfischprodukte

Die GRD setzt in Deutschland das internationale Kontrollprogramm SAFE für delfinsichere Dosenthunfischprodukte des Earth Island Institute (EII) um, das Kriterien für delfinsicher gefangenen Thunfisch definiert und bei Einhaltung der Kriterien das SAFE-Umweltzeichen vergibt. Dazu kontrolliert die GRD Importeure und Händler und veröffentlicht die Verbraucher-Checkliste Dieser Thunfisch ist „delfinsicher“. Die SAFE angeschlossenen Importeure und Händler verpflichten sich, nur Thunfisch anzubieten, der nicht mit Treibnetzen oder durch das Setzen von Netzen um Delfinschulen gefangen wurde. Laut Angaben von EII und GRD kontrolliert SAFE etwa 90 Prozent des weltweiten Handels in Europa, Kanada, Australien und in den USA.

Das Logo SAFE ist vom EII geschützt und wird ausschließlich an Firmen vergeben, die am Kontrollprogramm für „delfinsicheren“ Thunfisch beteiligt sind.[7][8][9][10]

Rettung der letzten Adria-Delfine

Mit der Übergabe des ersten GRD-Patrouillenbootes und weiterer Ausrüstung im Juni 2000 konnten die kroatischen Tierschützer endlich mit der wichtigen Feldarbeit beginnen und sind somit jetzt auch in der Lage, lebend gestrandete oder in den zahlreichen Buchten der kroatischen Adria und den Flussmündungen verirrte Wale und Delfine zu retten.

Das Projekt wurde 1999 mit Tierärzten der tierärztlichen Fakultät Universität Zagreb unter Leitung von Prof. Dr. Hrvoje Gomercic († 1. August 2010 im Alter von 70 Jahren) gegründet. Hauptziel des Projekts ist, das Aussterben einer kleinen Population von ca. 220 Großen Tümmlern zu verhindern, die in den Küstengewässern Kroatiens ständig leben. Weitere Ziele umfassen Rettungsaktionen für verletzte und gestrandete Delfine, die Erfassung und Erforschung des Bestands der Adria-Delfine, die Einrichtung von Schutzgebieten, Aufbau und Einrichtung eines Delfinschutzzentrums in Kroatien sowie Aufklärungsprojekte für Fischer, Bevölkerung und Touristen.[11]

Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft des kroatischen Umweltministeriums und richtet sich nach den Vorgaben des Schutzabkommens für Cetaceen im Schwarzen Meer und Mittelmeer ACCOBAMS.[12]

Am 4. Juli 2013 wurde auf Insel Molat, Norddalmatien, ein Delfinschutzzentrum des Projekts eröffnet. Es ermöglicht, die Feld– und Öffentlichkeitsarbeit miteinander zu kombinieren, regelmäßigere Kontroll- und Forschungsfahrten und bessere Sofortmaßnahmen bei gestrandeten oder verletzten Delfinen und Walen.[13]

Zur Datenerfassung über Vorkommen und Wanderverhalten der Meeressäuger arbeitet das Projekt u. a. mit einem Online-Sichtungsprogramm, bei dem Segler, Motorbootfahrer oder Landurlauber Sichtungen von Delfinen melden können. Darüber hinaus werden auch Sichtungsdaten von anderen in der Adria sporadisch auftauchenden Delfinarten, wie Rundkopfdelfinen, Finnwalen, Pottwalen und Meeresschildkröten erfasst. Die Daten fließen in Erhebungen und Analysen ein, die für die Internationale Walfangkommission (IWC) von den Mitgliedsländern aufgestellt werden. Sie sind Teil der Bewertungsgrundlage für Maßnahmen, um bedrohte Delfinbestände zu schützen und ihre Lebensräume zu erhalten.[14]

Das Projekt wird u. a. unterstützt von der Deutschen Stiftung Meeresschutz.[15]

Paracas-Halbinsel, Peru

Auf der Paracas-Halbinsel in Peru unterstützt der Verein seit 1999 die peruanische Meeresschutzorganisation ACOREMA. Mit verschiedenen Projektmodulen arbeitet ACOREMA gegen die Jagd auf Delfine, den Verkauf von Delfinfleisch, Dynamitfischerei und Meeresverschmutzung und führt Bildungs- und Aufklärungsarbeit mit lokalen Schulen und der Nationalparkverwaltung des Paracas Nationalreservats sowie intensive Öffentlichkeitsarbeit durch. Ein bei einem schweren Erdbeben 2007 in der Stadt Pisco zerstörtes Meeresschutzzentrum soll wieder aufgebaut werden.[16][17]

Südlich und nördlich der Paracas-Halbinsel wird die Populationsdynamik zweier Gruppen Großer Tümmler kontinuierlich beobachtet:

Rückkehr von Schweinswalen in die großen norddeutschen Flüsse

Seit 2007 untersucht die GRD-Biologin Denise Wenger das Phänomen der Rückkehr von Schweinswalen (Phocoena phocoena) in die großen norddeutschen Flüsse Ems, Jade, Weser und Elbe, in denen sie regelmäßig zuletzt vor gut 100 Jahren auftauchten. Aufgrund der mittlerweile vorhandenen Daten müssen Schweinswale im Zeitraum von Mitte Februar bis Mitte Juni wieder als fester Bestandteil der Biozönose der großen norddeutschen Flüsse betrachtet werden. Das zeitlich-räumliche Muster der vorhandenen Daten zeigt, dass die Kleinwale wandernden Fischschwärmen in ihre Laichgründe folgen. Entscheidend ist hier wohl der Stint. Stintschwärme sammeln sich im Januar und Februar in den äußeren Ästuaren und ziehen dann die Flussläufe hoch. Zeitgleich schwimmen die Schweinswale ein, um die Stinte zu jagen.[20][21][22]

Ziele dieses „Schweinswal-Fluss-Projekts“ sind:

  • Förderung der Bekanntheit der Schweinswale und ihres Vorkommens in Ems, Jade, Weser und Elbe
  • verbesserter Schutz der Schweinswale mit konkreten praktischen Schutzmaßnahmen
  • Ausweisung von bevorzugten Schweinswalgebieten
  • verbesserte Rettungsmaßnahmen für gestrandete Schweinswale
  • positive Beeinflussung der öffentlichen Meinung und der zuständigen Behörden
  • Förderung ökologischer bzw. nachhaltiger Fischereimethoden und damit Reduktion des Beifangs
  • weitere Reduktion der Gewässerverschmutzung und Maßnahmen zur Aufwertung der Habitate

Das Projekt wird von den Wasser- und Schifffahrtsämtern Hamburg, Cuxhaven und Bremerhaven, der Unteren Naturschutzbehörde Brake des Landkreis Wesermarsch und der Universität Hamburg unterstützt.[23]

Zur Datenerfassung zur zeitlich räumlichen Verteilung der Schweinswale in den Flüssen arbeitet das Projekt mit einem Online-Sichtungsprogramm. Darüber hinaus werden in Weser und Elbe im Frühjahr CPODs (Klickdetektoren) eingesetzt. Mit diesen Aufnahmegeräten können die für die Kommunikation und bei der Futtersuche typischen Klicklaute der Schweinswale im Ultraschallbereich kontinuierlich aufgezeichnet werden. Die Datenanalyse erlaubt Aussagen über Aufenthalt und Aktivitäten der Kleinwale, auch während der Nacht.[24][25]

Delfine im Roten Meer bei Hurghada

Seit 2013 unterstützt der Verein die „Dolphin Watch Alliance“ (DWA) aus der Schweiz bei einem Projekt im Roten Meer (Ägypten).[26] Ziele des Projekts sind u. a. die Erfassung und Erforschung der vor Hurghada lebenden Indopazifischen Großen Tümmler (Tursiops aduncus) und die Etablierung von Richtlinien für tierverträglichen Delfinbeobachtungstourismus (Dolphin Watching), um langfristige negative Folgen für die Tiere und ihren Lebensraum zu verhindern.[27][28]

2013 wurden die Riffe Shaab el Erg und Shaab Fanous vom 15.05. bis 15.06. zu einem befristeten Schutzgebiet erklärt.[29] Das Projekt arbeitet eng mit der Hurghada Environmental Protection and Conservation Association (HEPCA) zusammen.

Pottwale vor Dominica

2005 begann der Verein auf der Karibikinsel Dominica ein Projekt zum Schutz der in den Inselgewässern lebenden, residenten Pottwalfamilien. Ziele des Projekts sind u. a.:[30][31]

Weitere Projekte

Weiterhin unterstützt der Verein Delfin- und Meeresschutzprojekte bei der Kanareninsel La Gomera und bei Punta do Ouro im Süden von Mosambik.[33]

Preise und Auszeichnungen

Im Januar 2002 erhielt Rollo Gebhard für seine Arbeit im Tier- und Naturschutz die VDST-Ehrenplakette des Verband Deutscher Sporttaucher, der höchsten Auszeichnung, die der VDST vergibt.[34]

Am 15. November 2010 wurde das Pottwalschutzprojekt Dominica vom Deutschen Reiseverband (DRV) für die Internationale Umweltauszeichnung EcoTrophea nominiert.[35]

Am 14. Februar 2012 wurde Andrea Steffen, die das Pottwalschutzprojekt des Vereins auf Dominica mitbegründete, von der Umweltstiftung „Yves Rocher“ mit dem Umweltpreis für Frauen „Trophée de femmes“ ausgezeichnet.[36][37]

Am 13. Februar 2014 wurde die GRD-Biologin, Denise Wenger, von der Umweltstiftung „Yves Rocher“ mit dem Umweltpreis für Frauen „Trophée de femmes“ für ihr Projekt zu Vorkommen und Schutz von Schweinswalen in Elbe, Weser und an der Nordseeküste und ihre besonderen Verdienste im Natur- und Umweltschutz geehrt.[38][39]

Mitgliedschaften und Zusammenarbeit

Weblinks

Quellen

  1. Gründung der GRD 1991. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 15. Dezember 2014.
  2. Gespräch mit Rollo Gebhard | 1989
  3. Rollo Gebhard – Der Herr der sieben Meere – Gründer der GRD. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 17. Dezember 2014.
  4. Wer wir sind und was wir tun. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 15. Dezember 2014.
  5. Projekt Dominika. Pottwale e. V., abgerufen am 16. Dezember 2014.
  6. Vereinssatzung. (PDF; 67 kB) Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., 3. Dezember 2010, abgerufen am 11. September 2012.
  7. SAFE – Internationales Kontrollprogramm für delfinsicheren Thunfisch. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 15. Dezember 2014.
  8. Wie funktioniert SAFE? Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 15. Dezember 2014.
  9. Fisch und Fischerzeugnisse. Hrsg.: aid infodienst, Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e. V. mit Förderung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
  10. International “Dolphin Safe” standards for tuna. International Marine Mammal Project / EII, abgerufen am 15. Dezember 2014.
  11. Welche Meeressäuger gibt es in der Adria? Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 16. Dezember 2014.
  12. Rettung der letzten Adria-Delfine (Kroatien). Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 16. Dezember 2014.
  13. Delfinschutzzentrum auf der Insel Molat. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 19. Dezember 2014.
  14. Helfen Sie uns bei den Erhebungen zur Verbreitung der Adria-Delfine! Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 21. Dezember 2014.
  15. Projekt zur Rettung der letzten Adria-Delfine (Kroatien). Deutsche Stiftung Meeresschutz, abgerufen am 13. Januar 2016.
  16. Delfin- und Meresschutzprojekt Paracas-Halbinsel in Peru. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 17. Dezember 2014.
  17. Naturkatastrophe in Peru: Erdbeben verwüstet Hafenstadt Pisco. Spiegel online, abgerufen am 17. Dezember 2014.
  18. Ortstreue Delfine in der Paracas-Bucht. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 17. Dezember 2014.
  19. Kampagne gegen Plastikmüll in Paracas. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 17. Dezember 2014.
  20. Meeressäuger wieder verstärkt in der Weser. Focus, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  21. Augen auf: Im Frühjahr könnten Schweinswale auftauchen. Weser Kurier, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  22. Die Schweinswale jagen im Hamburger Hafen. Die Welt, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  23. Entdeckt: Schweinswale in den großen norddeutschen Flüssen. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 19. Dezember 2014.
  24. Sichtungsformular Schweinswale in Weser, Elbe, Ems und Jade. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 21. Dezember 2014.
  25. Die Schweinswale jagen im Hamburger Hafen. Die Welt, abgerufen am 21. Dezember 2014.
  26. Herzlichen Dank für die Unterstützung! Dolphin Watch Alliance, abgerufen am 22. Dezember 2014.
  27. Skrupelloser Delfin-Tourismus in Ägypten gefährdet Delfine. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 22. Dezember 2014.
  28. Delfine könnten verschwinden. SilentWorld, abgerufen am 22. Dezember 2014.
  29. Red Sea Governor Closes Shabb el Erg and Shabb Fanus. HEPCA, abgerufen am 22. Dezember 2014.
  30. Ein Leben für die Giganten der Meere „Die Wale sind unsere Kinder“. rp-online, abgerufen am 21. Dezember 2014.
  31. Pottwalschutz in Dominica. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 22. Dezember 2014.
  32. Whale-Watching für Kinder. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 22. Dezember 2014.
  33. Unsere weltweiten Delfin- und Meeresschutzprojekte. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 22. Dezember 2014.
  34. Rollo Gebhard – Der Herr der sieben Meere – Gründer der GRD. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 15. Dezember 2014.
  35. Fünf Umweltschutz-Projekte nominiert. Deutsches Verbände Forum, abgerufen am 22. Dezember 2014.
  36. Andrea STEFFEN, 2. Preis Deutschland 2012. Yves Rocher Fondation, abgerufen am 17. Dezember 2014.
  37. Andrea Steffen erhält Umweltpreis „Trophée de femmes“. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 17. Dezember 2014.
  38. Denise WENGER, 3. Preis Deutschland 2014. Yves Rocher Fondation, abgerufen am 17. Dezember 2014.
  39. Schweinswalschützerin erhält Yves Rocher-Umweltpreis für Frauen. Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., abgerufen am 17. Dezember 2014.