Hergatz

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Wappen Deutschlandkarte
Hergatz
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Hergatz hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 47° 39′ N, 9° 50′ OKoordinaten: 47° 39′ N, 9° 50′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Schwaben
Landkreis: Lindau (Bodensee)
Höhe: 600 m ü. NHN
Fläche: 18,79 km2
Einwohner: 2485 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 132 Einwohner je km2
Postleitzahl: 88145
Vorwahl: 08385
Kfz-Kennzeichen: LI
Gemeindeschlüssel: 09 7 76 131
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Salzstraße 18
88145 Hergatz
Website: www.hergatz.de
Bürgermeister: Uwe Giebl
Lage der Gemeinde Hergatz im Landkreis Lindau (Bodensee)
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Karte

Hergatz ist eine Gemeinde im bayerisch-schwäbischen Landkreis Lindau (Bodensee). Sie entstand in der jetzigen Form Ende der 1970er Jahre im Zuge der Gemeindereform aus den Altgemeinden Wohmbrechts und Maria-Thann.

Geographie

Hergatz liegt im westlichen Allgäu. Das Gemeindegebiet befindet sich in einem Höhenbereich von 550 bis 630 Metern über Normalnull. Das Gemeindegebiet grenzt im Nordosten an die Obere Argen, im Nordwesten an deren abwärtigem linken Zufluss Schwarzenbach. Beides sind Grenzflüsse von Bayern zu Baden-Württemberg. An der Südseite endet das Gemeindegebiet am Gewässerzug aus deren rechten Oberlaufzufluss Dürrach und weiter im Westen der Leiblach selbst. Obere Argen wie Leiblach entwässern in den östlichen Bodensee.

Die Ortsteile Grod, Beuren, Möllen, Wohmbrechts und Hergatz liegen an der Bundesstraße 12 München–Lindau, etwa 20 km vor Lindau. Die B 12 bildet in Wohmbrechts die Ortsdurchfahrt.

Die Ortsteile Grod, Staudach und Handwerks liegen am Südufer der Oberen Argen oder in deren linker Flussaue.

Die Tiroler Salzstraße von Bad Reichenhall und Hall in Tirol nach Lindau führt durch den Ortsteil Wohmbrechts, wo ein ehemaliger Salzstadel steht, dessen Vorgänger schon etwa 1513 an dieser Stelle gestanden haben dürfte.

Geschichte

Die Gemeinde Hergatz ist am 1. Mai 1978 aus dem Zusammenschluss der Gemeinden Wohmbrechts und Maria-Thann entstanden.[2]

Hergatz wurde 1349 zum ersten Mal erwähnt. Damals besaßen die Herren von Ellhofen, die Schlaich von Schreckelberg, die Vogtei Wohmbrechts und Wangener Bürger die Besitz- und Herrschaftsrechte. Die Letztgenannten bildeten, zusammen mit Wohmbrechts, die Hauptmannschaft auf dem Gebiet der Reichsstadt Wangen. Edelitz, das heute zur Gemeinde Hergatz gehört, früher jedoch der Pfarrei Wohmbrechts angehörte, wies 1574 fünf Güter als St. Galler Lehenhöfe (Afterlehen Syrgensteins) aus. Davon blieben vier bis ins 19. Jahrhundert dienstbar.

Die Straßenverbindung von Isny nach Lindau (Salzstraße bzw. heutige Bundesstraße 12) führt durch Wohmbrechts und Hergatz und prägte diese Orte. Sie wurde auch von Pilgern benutzt, da Wohmbrechts bis ins 18. Jahrhundert ein viel besuchter Wallfahrtsort war. 1739 wurden die Gebeine der als Selige verehrten Nonne Richildis in der Pfarrkirche beigesetzt.

An der Salzstraße in Wohmbrechts, die über Kempten, Isny und Wangen an den Bodensee verläuft, lag die letzte Salzfaktorei. 1853 wurde die Eisenbahnlinie München–Lindau fertiggestellt, die auch durch Wohmbrechts und Hergatz führt. 1890 wurde in Hergatz die Stadt Wangen und das oberschwäbische Hinterland an diese Verkehrslinie angebunden und machte den Ort zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Dadurch bekamen die Milchprodukte der in Hergatz gegründeten Käsefabrik P. Paul Eberle einen Absatzmarkt.

Wohmbrechts

Dieser Ortsteil, der auch der Verwaltungssitz ist, wurde erstmals 1269 urkundlich erwähnt. Ebenfalls im 13. und 14. Jahrhundert erschienen die Ritter von Wohmbrechts. Von diesen war Ulrich von Wohmbrechts der energischste und kriegerischste Vertreter und stritt sich jahrelang mit dem Abt vom Weingartener Kloster um einen Wald, den er als Lehen beanspruchte. Sein Siegel besaß drei Greifenklauen, von denen das heutige Wappen der Gemeinde Hergatz eine enthält.

Wilhelm von Wohmbrechts, ein Nachkomme Ulrichs, war europaweit als Haudegen bekannt, da er für den König von Dänemark gegen die Schweden und Litauer kämpfte. Er zog auch für den Markgrafen von Brandenburg, den Grafen von Tirol und den Herzog von Baiern in den Krieg. Das Schloss Wohmbrechts wurde wahrscheinlich in seiner Zeit gebaut.

Maria-Thann

Maria-Thann war zuerst nur unter dem Namen Tann(e) (Siedlung im Tannenwald) bekannt. Erst als im 15. Jahrhundert die Marienwallfahrt einsetzte, bekam der Ort wohl seinen Namenszusatz Maria. Dieser ist jedoch erst seit dem 19. Jahrhundert gesichert.

Die erste sichere Erwähnung von Maria-Thann gibt es im Liber taxationis der Diözese Konstanz (ecclesia in Tanne). Eberhardus de Tanna 1187 und Bertholdo princerna (Mundschenk) de Tanne 1216 beziehen sich jedoch nicht auf Maria-Thann. Diese waren oberschwäbische Reichsministeriale, deren Namensgebung auf die Burg Tanne, nordöstlich von Ravensburg, zurückging. Im Jahr 1353 befanden sich in der Siedlung 24 Wohnstätten.

Wangen erhielt Anfang des 16. Jahrhunderts die hohe Gerichtsbarkeit über Maria-Thann und Wohmbrechts. Dadurch entstand die Wangener Hauptmannschaft Thann-Wohmbrechts, die mit Wangen im Jahr 1802 an das bayerische Königreich ging. Wangen wurde 1810 Oberamtsstadt in Württemberg, Maria-Thann und Wohmbrechts blieben jedoch bayerisch.

Im Jahr 1865 wurde die Gemeinde Thann (Maria) amtlich in Maria-Thann umbenannt.[3]

Wappen

Das Hergatzer Wappen zeigt in Silber eine eingeschweifte rote Spitze, darin eine silberne heraldische Lilie; vorne einen schwarzen Greifenfang, hinten einen schwarzen Schrägbalken.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Gemeinde Hergatz, Ortsteil Wohmbrechts
Wallfahrtskirche Maria Thann

Bauwerke

Wohmbrechts

Das ehemalige Schloss und die Kirche St. Georg sind zu besichtigen. An der B 12 steht der ehemalige Salzstadel. Im Palast von Peter Paul Lingg ist unter anderem eine Pizzeria untergebracht.

Maria-Thann

Die Marienkirche, eine Wallfahrtskirche mit einem grünen Zwiebelturm, ist eine der ältesten Kirchen des Allgäus und bildet den Ursprung der Pfarrei Maria-Thann.

Bis zum 14. Februar 2000 stand bei der Kirche die Kirchenlinde aus dem 18. Jahrhundert, die gefällt werden musste. Die Reste können noch in Maria-Thann besichtigt werden.

Syrgenstein

In Syrgenstein gibt es den Englischen Friedhof sowie das Schloss Syrgenstein, welches nicht besichtigt werden kann, als Sehenswürdigkeiten.

Muthen

Auf der Hämmerlebrücke, einer Eisenbahnbrücke auf der Bahnstrecke Lindau–Immenstadt, überqueren die Züge das Leiblachtal.

Regelmäßige Veranstaltungen

Immer am ersten Wochenende des Jahres findet das Schneeflockenfest statt, welches von der dort ansässigen Landjugend veranstaltet wird. Dieses fand 2012 zum zehnten und letzten Mal mit einer Länge von drei Tagen statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

In Hergatz wird der westallgäuerische Dialekt gesprochen, mit Ausrichtung ins Schwäbische.

Verkehr

Straßenverkehr

Hergatz liegt an den Bundesstraßen B 12 und B 32. Die Anschlussstellen Wangen-West und Wangen-Nord der A 96 sind über die Bundesstraße 32 in wenigen Minuten erreichbar.

Busverkehr

Der Busverkehr in der Gemeinde Hergatz wird wie auch im übrigen Landkreis Lindau hauptsächlich durch die Regionalbus Augsburg GmbH erbracht. Aufgabenträger ist der Landkreis.

Schienenverkehr

Bahnhof Hergatz

Der Bahnhof Hergatz ist die einzig verbliebene Bahnanschluss in der Gemeinde Hergatz. Dort zweigt die Bahnstrecke Hergatz–Kißlegg von der Bayerischen Allgäubahn LindauMünchen nach Norden ab und verbindet sie über das gleich benachbarte Wangen im Allgäu mit der Württembergischen Allgäubahn. Die Haltepunkte an der bayerischen Allgäubahn in Wohmbrechts und Maria-Thann wurden noch zu Bundesbahnzeiten aufgelassen. In Muthen, wenig unterhalb der Zumündung der Dürrach, überquert sie das Flüsschen Leiblach.

Hergatz ist zur ungeraden Stunde Taktknoten im Allgäu-Schwaben-Takt. Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr ist die Bayerische Eisenbahngesellschaft.

Es verkehren Züge von Hergatz nach:

Bilder

Weblinks

Commons: Hergatz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 787.
  3. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 513.