Hermann Otto Solms

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Hermann Otto Solms (1991)

Hermann Otto Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich (* 24. November 1940 in Lich) ist ein deutscher Politiker der FDP. Er war von 1991 bis 1998 Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion und von 1998 bis 2013 Vizepräsident des Deutschen Bundestages. In der Öffentlichkeit verwendet er den Namen Hermann Otto Solms, unter dem er auch bekannt ist.

Werdegang

Ausbildung und Beruf

Hermann Otto Solms besuchte von 1950 bis 1960 das Landerziehungsheim Stein an der Traun. Nach dem Abitur 1960 am Humanistischen Gymnasium Pasing leistete Solms zunächst bis 1961 seinen Wehrdienst beim Luftwaffenflugabwehrbataillon 45 in Lindau ab und absolvierte ab 1962 eine Banklehre bei der BHF-Bank in Frankfurt, die er 1964 mit der Kaufmannsgehilfenprüfung abschloss. Er begann dann ein Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Landwirtschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Justus-Liebig-Universität Gießen, das er 1969 als Diplom-Ökonom beendete.

Von 1969 bis 1970 war er Research Assistent für Agricultural Economics an der Kansas State University. Von 1970 bis 1973 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Von 1973 bis 1976 war er persönlicher Referent der damaligen Bundestagsvizepräsidentin Liselotte Funcke. 1975 wurde er im Fachbereich 20 (Nahrungswirtschafts- und Haushaltswissenschaften) der Universität Gießen mit der Dissertation Das Unternehmungsspiel als Ausbildungsmethode in der Landwirtschaft zum Dr. agr. promoviert.

Seit 1976 ist Solms als Unternehmer selbständig. Von 1976 bis 1982 war er Geschäftsführender Gesellschafter der Datagraph GmbH Computersysteme in Lich bei Gießen.[1]

Parteilaufbahn

Hermann Otto Solms und Jürgen Zieger

Seit 1971 ist Solms Mitglied der FDP, deren Bundesschatzmeister er von 1987 bis 1999 und von 2004 bis 2011 war.

1997 hatte Solms in seiner Funktion als Schatzmeister der FDP zwar die vierteljährlichen Abschlagszahlungen der staatlichen Parteienfinanzierung angefordert, aber die Festsetzung der Gesamtsumme vergessen. Die damalige Parlamentspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) ließ den Betrag zwar dennoch auszahlen,[2] das Verwaltungsgericht Köln bestritt jedoch die Rechtmäßigkeit der Zahlung – es ging um 12,4 Millionen DM. Das Oberverwaltungsgericht Münster reduzierte später die Rückzahlungssumme auf 300.000 DM[3] und das Bundesverwaltungsgericht entschied im Mai 2000, der Antrag sei korrekt und fristgerecht gestellt gewesen und eine Rückzahlung demnach nicht erforderlich.[4]

Nach dem Tode seines Nachfolgers Günter Rexrodt wurde Solms im Sommer 2004 kommissarisch erneut zum Schatzmeister ernannt und am 5. Mai 2005 auf dem Bundesparteitag in Köln mit 90,6 % der Stimmen gewählt.

Am 7. Dezember 2013 wurde er auf dem Bundesparteitag in Berlin mit 88,6 % der Stimmen erneut zum Bundesschatzmeister gewählt.

Am 15. Mai 2015 wurde er auf dem Bundesparteitag in Berlin mit 93,4 % der Stimmen erneut im Amt bestätigt.

Abgeordnetentätigkeit

Von 1980 bis 2013 war Solms Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 1985 bis 1991 stellvertretender Vorsitzender und vom 15. Januar 1991 bis zum 26. Oktober 1998 schließlich Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion.

Nach der Bundestagswahl 1998 wurde er am 26. Oktober 1998 in das Amt des Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages gewählt, das er bis Oktober 2013 ausübte. Hermann Otto Solms zog stets über die Landesliste Hessen in den Deutschen Bundestag ein. Als Vizepräsident durfte er am Rande und unbemerkt eine historische Funktion wahrnehmen: Am 1. Juli 1999 schloss er die letzte reguläre Bundestagssitzung im Plenarsaal des Bonner Bundeshauses. Damit waren 50 Jahre Bonner Parlamentsgeschichte beendet.

Am 12. November 2009 wurde Hermann Otto Solms in der FDP-Bundestagsfraktion zum Vorsitzenden des Arbeitskreises II gewählt mit den Politikfeldern: Haushalt, Finanzen, Wirtschaft und Technologie, Tourismus, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Am 8. Dezember 2012 unterlag Solms in einer Kampfkandidatur um den Spitzenplatz der hessischen Landesliste Heinrich Kolb. Daraufhin verzichtete Solms, sich auf dahinter liegende Listenplätze zu bewerben.[5][6] Nach der Bundestagswahl 2013 schied Solms somit aus dem Bundestag aus.

Sonstiges

Solms engagiert sich ehrenamtlich in der Deutschen Stiftung Eigentum, in der er Vorsitzender des Stiftungsrates ist.

Familie

Solms’ Vater Hermann Otto Wilhelm Ludwig Erbprinz zu Solms-Hohensolms-Lich (1902–1940), promovierter Agrar- und Forstwirt und Reserveoffizier (Oberleutnant d. R. der Luftwaffe), fiel im Zweiten Weltkrieg. Seine Mutter Gertrud (1913–1987), geborene Freiin und Herrin von Werthern-Beichlingen, heiratete 1950 in zweiter Ehe den Schriftsteller Hans Joachim Sell. Solms hat vier ältere Geschwister: Philipp Reinhard (1934−2015)[7], Landwirt und seit 1951 Oberhaupt des Hauses Solms-Hohensolms-Lich, Dorothea Gräfin Razumovsky (1935−2014), Publizistin und Journalistin, Wilhelm Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich (* 1937), Germanist und ehemaliger Professor für Kommunikationswissenschaften und Mediendidaktik der Philipps-Universität Marburg, und Eleonore von der Burg (* 1938), benannt nach ihrer Großtante Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich.

Persönliches

Hermann Otto Solms ist evangelisch.[8] Er ist seit 1989 in zweiter Ehe mit Christiane Meyer zu Eissen (* 1955) verheiratet und hat drei Töchter.

Ehrungen

  • 1993: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
  • 2014: Offizierskreuz des Verdienstordens von Ungarn

Werke (Auswahl)

Literatur

Weblinks

Commons: Hermann Otto Solms – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Durchbruch des Prinzen. SPIEGEL-Redakteur Hartmut Palmer über den Aufstieg des FDP-Fraktionschefs Hermann Otto Solms. In: DER SPIEGEL, 21/193 vom 24. Mai 1993.
  2. Böser Formfehler. FDP-Schatzmeister Solms und Parlamentschefin Süssmuth wegen Rückzahlungen unter Druck. FOCUS, 24. November 1997, abgerufen am 18. Dezember 2012.
  3. FDP beschließt höhere Mitgliedsbeiträge. Spiegel Online, 25. August 1999, abgerufen am 18. Dezember 2012.
  4. FDP darf 12,4 Millionen Mark behalten. Spiegel Online, 17. Mai 2000, abgerufen am 18. Dezember 2012.
  5. Michael Bröcker: Hermann Otto Solms ...verlässt die Politik. rp-online.de, 11. Dezember 2012, abgerufen am 18. Dezember 2012.
  6. Hannelore Crolly: Das abrupte Ende einer Politiker-Karriere. In Hessen unterliegt der langjährige Bundestagsvizepräsident und Finanzexperte Hermann Otto Solms im Kampf um Listenplatz eins der FDP. Jetzt verzichtet er auf weitere Kandidaturen. welt.de, 8. Dezember 2012, abgerufen am 18. Dezember 2012.
  7. Traueranzeige Philipp Reinhard Fürst zu Solms-Hohensolms-Lich
  8. Lebenslauf. hermann-otto-solms.de, abgerufen am 18. Dezember 2012.