Millau

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Millau
Milhau
Millau (Frankreich)
Millau (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Midi-Pyrénées
Département (Nr.) Aveyron (12)
Arrondissement Millau (Unterpräfektur)
Kanton Chef-lieu von zwei Kantonen
Koordinaten 44° 6′ N, 3° 5′ OKoordinaten: 44° 6′ N, 3° 5′ O
Höhe 340–888 m
Fläche 168,23 km²
Einwohner 21.712 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 129 Einw./km²
Postleitzahl 12100
INSEE-Code
Website Millau

Blick auf Millau

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Millau (okzitanisch: Milhau) ist eine südfranzösische Stadt und Gemeinde mit 21.712 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Aveyron in der Region Midi-Pyrénées. Sie ist Unterpräfektur des gleichnamigen Arrondissements und Hauptort des Südens der historischen Provinz Rouergue.

Lage

Die Stadt Millau liegt in 350 m Höhe ü. d. M. im Regionalen Naturpark Grands Causses an der Einmündung der Dourbie in den Tarn; etwa 10 km nordöstlich beginnen die Schluchten des Tarn. Rodez, die historische Hauptstadt der Rouergue, befindet sich etwa 66 km (Fahrtstrecke) nordwestlich.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr 1800 1851 1901 1954 1999 2013
Einwohner 6.077 10.041 18.701 19.209 21.339 22.205

Der Bevölkerungsanstieg im 20. Jahrhundert ist im Wesentlichen auf die Zuwanderung von Menschen aus den ländlichen Gebieten in der Umgebung zurückzuführen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Gewerbe

Seit dem Mittelalter wurden in Millau Lederhandschuhe in Handarbeit gefertigt; die Stadt gilt dann auch als „Hauptstadt des Handschuhs“. Eine Blütezeit der Manufakturen und der späteren Lederindustrie begann in der Renaissance und endete erst mit der zunehmenden Globalisierung im ausgehenden 20. Jahrhundert – noch in den 1960er Jahren arbeiteten bis zu 22.000 Einwohner im Handschuhgewerbe. Hinzu kam als begünstigender Faktor die in der Nähe betriebenen Schafzuchten, die das notwendig feine Leder lieferten. Im Jahr 2008 fertigten nur noch wenige Handwerksbetriebe Handschuhe und andere Lederwaren für eine qualitätsbewusste Kundschaft, darunter auch die Ganterie Fabre.

Erlebnistourismus

Millau ist eines der bekanntesten Zentren für Gleitschirmfliegen und Deltasegeln in Europa. Im Jahr 2004 fand hier die Drachenflugweltmeisterschaft statt. Der markanteste Flugberg der Gegend ist der am östlichen Stadtrand liegende Pouncho d’Agast.

Geschichte

Mehrere Statuenmenhire in der Umgebung lassen darauf schließen, dass die Gegend bereits in der Jungsteinzeit von Jägern und Hirten bevölkert war; später ließen sich keltische Stämme hier nieder. Aus der Tabula Peutingeriana geht hervor, dass der Ort zur Römerzeit Condatomagus hieß; es gab ein bedeutendes Töpferzentrum für Terra sigillata-Waren in La Graufesenque. In der Völkerwanderungszeit verlagerte sich das geografische Zentrum des nunmehr Amiliavum genannten Ortes auf das Westufer der Tarn. In der Umgebung wurde vor allem Schaf- und Ziegenzucht betrieben; das Leder der Jungtiere wurde bereits im 9. und 10. Jahrhundert in Millau zu Handschuhen weiterverarbeitet. Wahrscheinlich bereits im 11. Jahrhundert erhielt der Ort eine Stadtmauer (remparts) und es entstand die Vizegrafschaft Millau. Im Hundertjährigen Krieg (1337–1453) befand sich die Stadt längere Zeit in den Händen der Engländer; im Jahr 1476 gliederte Ludwig XI. sie der französischen Krone an. Vom 15. bis ins 18. Jahrhundert erlebten Millau und die gesamte Rouergue eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit.

Sehenswürdigkeiten in Millau und der Umgebung

Millau verfügt über insgesamt 11 als Monuments historiques anerkannte Gebäude oder sonstige Bauten.

Église Sacré-Coeur (19. Jahrhundert)
  • Im Ortsteil Saint-Martin-du-Larzac befinden sich drei weitgehend zerstörte Megalithgräber.
  • Der Place du Marechal-Foch ist von Arkaden umgeben, die aus dem 12 bis 16. Jahrhundert datieren und sich auf zylindrische Säulen stützen. Ein viereckiger Stein, der zwischen der 2. und 3. Säule gelegen ist, ist der verbliebene Rest des ehemaligen Prangers[1]. Jeden Freitag und Mittwoch findet neben den Hallen in der Rue de la Capelle auf dem Place du Maréchal-Foch der lebendige und traditionsreiche Wochenmarkt statt[2].
  • Der ca. 35 m hohe Beffroi, ein Wehr- und Wachturm aus mittelalterlicher Zeit erhielt seine heutige Gestalt im 17. Jahrhundert.
  • Die Kirche Notre-Dame-de-I’Espinasse war früher im Besitz eines Dorns der Heiligen Krone. Ursprünglich im romanischen Stil erbaut, spielte die Kirche im Mittelalter als Wallfahrtsort eine bedeutende Rolle. Nach einer teilweisen Zerstörung im Jahr 1582, wurde sie im 17. Jahrhundert wieder aufgebaut und im 18. und 19. Jahrhundert um Seitenschiffe ergänzt. Jean Bernard bereicherte im Jahr 1939 den Chor mit modernen Fresken, die Glasfenster im Langhaus schuf Claude Baillon im Jahr 1984[3].
  • Der Viaduc de Millau, über den die Autoroute A75 führt, überquert den Tarn etwa 5 km westlich der Stadt und verbindet Clermont-Ferrand mit Béziers. Er ist mit 2460 Meter die längste Schrägseilbrücke der Welt; der höchste Pfeiler ist vom Talgrund bis zur Fahrbahn 245 m hoch. Die Stützweiten betragen 204 Meter, 6 mal 342 Meter und nochmals 204 Meter. Die Fahrbahn befindet sich in einer Höhe von höchstens 270 Meter über dem Tarn[4]
  • Waschhaus, erbaut 1749
Umgebung

Sonstiges

Millau war im Jahr 1999 Schauplatz der symbolischen, aber dennoch handgreiflichen „Demontage“ einer McDonald’s-Filiale durch den französischen Aktivisten und Globalisierungskritiker José Bové.

Städtepartnerschaften

Millau hält seit 1962 eine Städtepartnerschaft zu Louga im Senegal, seit 1975 zu Bad Salzuflen in Nordrhein-Westfalen (Deutschland), seit 1992 zu Bridlington in England, seit 2006 zu Mostar in Bosnien-Herzegowina und zu Sagunto in Spanien sowie seit 2010 zu Mealhada in Portugal.

Söhne und Töchter der Stadt

Weblinks

Commons: Millau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sehenswürdigkeiten von Millau
  2. Der Wochenmarkt
  3. Die Kirche
  4. Beschreibung der Brücke