Torsten Albig

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Torsten Albig (2013)

Torsten Albig (* 25. Mai 1963 in Bremen) ist ein deutscher Politiker (SPD). Von 2009 bis 2012 war er Oberbürgermeister der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel. Seit dem 12. Juni 2012 ist er Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein.

Leben

Torsten Albig wuchs in Ostholstein und Bielefeld auf. 1982 machte er sein Abitur, anschließend begann er Geschichte und Sozialwissenschaften an der Universität Bielefeld zu studieren, wechselte jedoch 1984 zu den Rechtswissenschaften. Sein Schwerpunkt lag im Steuer-, Wirtschafts- und Arbeitsrecht. Das Assessorexamen legte er 1991 am Oberlandesgericht Düsseldorf ab.

1992 trat Albig in den höheren Dienst der Steuerverwaltung des Landes Schleswig-Holstein ein. 1993 bis 1994 war er stellvertretender Leiter der Landesfinanzschule Schleswig-Holstein in Malente. 1994 wurde er Referent für Finanzen und Steuern in der Vertretung des Landes Schleswig-Holstein beim Bund in Bonn. 1996 bis 1998 wurde er für eine Tätigkeit beim SPD-Planungsstab beurlaubt. 1998 bis 2001 wirkte er im Leitungsstab des Bundesministeriums der Finanzen mit und wurde 1998 zugleich Sprecher des BMF und Leiter des Referates Presse und Öffentlichkeitsarbeit. 2001 schied er aus dem Beamtenverhältnis aus und wurde Konzernpressesprecher und Leiter der Presseabteilung der Dresdner Bank AG in Frankfurt am Main.

2002 wurde er Stadtrat für Bürgerangelegenheiten, Ordnung, Personal und Inneres der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel, 2003 Stadtkämmerer und 2005 außerdem verantwortlicher Dezernent für die Aufgabenbereiche Abfallwirtschaft und Kultur. Im selben Jahr erfolgte die zusätzliche Übernahme der Funktion des Werkleiters des Abfallwirtschaftsbetriebes Kiel (ABK). 2004 wurde Albig das Schleswig-Holsteinische Feuerwehrehrenkreuz in Bronze verliehen.

Vom 1. Februar 2006 bis Ende Mai 2009 war Albig Sprecher des Bundesfinanzministers Peer Steinbrück und Leiter in der Kommunikation des BMF, wurde 2007 zum Ministerialdirigenten und Leiter der Unterabteilung Kommunikation ernannt und übernahm 2008 zusätzlich mit der Ernennung zum Ministerialdirektor die Leitung der Abteilung Justitiariat und Service im BMF. Sein Nachfolger als Pressesprecher und Medienbeauftragter wurde am 1. Mai 2009 Martin Schmuck, zuvor Leiter des ZDF-Landesstudios in Düsseldorf.[1]

Torsten Albig hat zwei Kinder. Er lebte bis Anfang 2016 mit seiner Familie im Kieler Stadtteil Suchsdorf. [2] Nach der Trennung von seiner Frau zog er mit der Kieler Werbeunternehmerin Bärbel Boy zusammen.[3]

Politik

Torsten Albig bei der Benefizveranstaltung „Appen musiziert“ 2014

Albig ist seit 1982 Mitglied der SPD. 1984 bis 1991 war er Vorsitzender eines Ortsvereins in Bielefeld, 1992 bis 1994 stellvertretender Vorsitzender des Ortsvereins Lütjenburg im Kreis Plön. 1994 wurde er als Direktkandidat in die Stadtverordnetenversammlung Lütjenburgs gewählt, es folgte die Ernennung zum Stadtrat als Mitglied des Magistrats und Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion.

Im September 2008 wurde Torsten Albig als Kandidat der SPD für die Oberbürgermeister-Direktwahl der Stadt Kiel am 15. März 2009 aufgestellt und in den Kommunalwahlen am 15. März 2009 mit 52,1 Prozent der abgegebenen Stimmen im ersten Wahlgang gegen die Amtsinhaberin Angelika Volquartz (CDU) zum neuen Oberbürgermeister von Kiel gewählt. Er wurde am 11. Juni 2009 vereidigt und trat das Amt am 17. Juni 2009 an.[4]

Als Oberbürgermeister war er gleichzeitig Verwaltungsratsvorsitzender der Förde Sparkasse.[5]

Am 8. Februar 2010 veröffentlichte Albig zusammen mit dem Kieler SPD-Bundestagsabgeordneten Hans-Peter Bartels, dem Kieler SPD-Landtagsabgeordneten Rolf Fischer und der SPD-Ratsfrau Gesa Langfeldt ein Papier mit dem Namen „Stadt statt Staat“[6]. Darin fordern die Unterzeichner eine Ausrichtung der Finanzpolitik an den Bedürfnissen der Kommunen. In der Medienöffentlichkeit[7][8][9][10][11][12][13][14] vertritt vor allem Torsten Albig diese Forderungen.

Anfang September 2010 erklärte Torsten Albig seine Bereitschaft für die Spitzenkandidatur der SPD zu den Neuwahlen des Landtages in Schleswig-Holstein. In einer Mitgliederbefragung setzte sich Albig mit 57,22 % der Stimmen unter anderem gegen den Landes- und Fraktionsvorsitzenden der SPD Schleswig-Holstein Ralf Stegner durch, der 32,15 % der abgegebenen Stimmen erhielt.[15]

Auf dem Landesparteitag der schleswig-holsteinischen SPD in Lübeck am 3. Februar 2012 wurde Torsten Albig mit 96,7 %[16] zum Spitzenkandidaten gewählt. Er erhielt 188 von 194 möglichen Stimmen. Am 29. Mai 2012 nahm Torsten Albig offiziell sein Landtagsmandat an, das er am 6. Mai 2012 über den Listenplatz 1 der Landesliste der SPD Schleswig-Holstein errungen hatte, und zog somit in den Schleswig-Holsteinischen Landtag ein. Gleichzeitig legte er das Amt als Oberbürgermeister der Stadt Kiel nieder;[17] neue Oberbürgermeisterin wurde Susanne Gaschke.

Im April 2014 äußerte Albig, der sich zuvor gegen eine Pkw-Maut ausgesprochen hatte, die selbst in der eigenen Fraktion auf deutlichen Widerspruch stoßende Ansicht, von allen Autofahrern solle eine Sonderabgabe von etwa 100 Euro für den Erhalt und die Wartung von Straßen und Brücken gefordert werden.[18]

Im Juli 2015 bezweifelte Albig im Sommerinterview des NDR, dass für mögliche SPD-Kandidaten im nächsten Wahlkampf „die Bezeichnung Kanzlerkandidat noch richtig ist“. Mit Bezug auf Angela Merkel führte er weiter aus: „Ich glaube, sie macht das ganz ausgezeichnet – sie ist eine gute Kanzlerin.“ Damit stellte sich Albig gegen SPD-Mitglieder, die Alternativen zur Politik der CDU/CSU mehrheitsfähig machen wollten, beispielsweise durch eine rot-rot-grüne Koalition. [19]

Landtagswahl 2012

Unter Albigs Spitzenkandidatur für die Landtagswahl am 6. Mai 2012 legte die SPD nach dem amtlichen Endergebnis um fünf Prozentpunkte zu, erreichte aber mit 30,4 Prozent der Stimmen knapp weniger als die CDU, die auf 30,8 Prozent der Stimmen kam. Da die FDP von 14,9 auf 8,2 Prozent abfiel, verfehlte die schwarz-gelbe Koalition ihre bisherige Mehrheit. Auf Grund des Einzugs der Piratenpartei (8,2 Prozent) reichte es auch nicht für eine Rot-Grüne Mehrheit. SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der SSW erhielten jedoch zusammen 35 der 69 Stimmen und bildeten in der Folge eine Koalition. Nach Abschluss der Koalitionsgespräche wählte der Landtag Albig am 12. Juni 2012 zum Ministerpräsidenten. Albig erhielt dabei mit 37 Stimmen auch mindestens zwei Stimmen der Opposition.

Weblinks

Commons: Torsten Albig – Sammlung von Bildern
 Wikinews: Torsten Albig – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. ZDF-Mann wird Steinbrück-Berater. ngz-online.de, vom 17.März 2009
  2. Turbulente Tage für Torsten Albig. In: Kieler Nachrichten. 25. Mai 2013, abgerufen am 9. Juli 2013.
  3. shz.de: Torsten Albig hat sich von seiner Frau getrennt, abgerufen am 14. Januar 2016
  4. „OB-Wahl: Torsten Albig erobert das Kieler Rathaus“, Kieler Nachrichten vom 16. März 2009
  5. Der Vorstand Förde Sparkasse. foerde-sparkasse.de, abgerufen am 23. Juli 2015
  6. Stadt statt Staat (PDF; 33 kB)
  7. DER SPIEGEL 11/2010: „Herr der Schlaglöcher
  8. SWR2 Forum Verschuldete Kommunen "Defektes System, fehlender Realitätssinn" – 20. Mai 2010
  9. Süddeutsche Zeitung, 10. Mai 2010 „Defektes System, fehlender Realitätssinn“
  10. Deutschlandradio Kultur, 21. April 2010 Albig: Steuerpläne sind „Absurdistan“
  11. Wirtschaftswoche, 11. Mai 2010 Das Für und Wider der Steuerreform
  12. Hamburger Abendblatt, 15. Dezember 2009 Kieler Bürgermeister kritisiert Ansehen der Städte
  13. DIE WELT, 15. Februar 2010 „Wir sind die Mitte unseres Landes“
  14. Merkels schöne Steuer-Bescherung – bezahlt wird nach dem Fest? Anne Will, 13. Dezember 2009. Archiviert vom Original am 18. März 2010; abgerufen am 26. Mai 2013.
  15. Albig ersetzt Stegner, Artikel auf sueddeutsche.de, abgerufen am 28. Februar 2010
  16. Torsten Albig mit rund 97 % zum Spitzenkandidaten der SPD gewählt. Abgerufen am 4. Februar 2012.
  17. Martina Drexler: Letzter Tag im Traumjob. In: Kieler Nachrichten. 29. Mai 2012, abgerufen am 16. Januar 2016.
  18. zeit.de: „SPD-Fraktion kritisiert Albigs Vorschlag einer Sonderabgabe“, abgerufen 21. April 2014
  19. zeit.de: „SPD-Ministerpräsident stellt eigenen Kanzlerkandidaten infrage“, abgerufen 23. Juli 2015