Universitäten in der Ukraine
Die Ukraine verfügt über 966 Hochschuleinrichtungen (Stand: Studienjahr 2004/05). Der überwiegende Teil der Universitäten untersteht dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft. Das Studienangebot hat sich seit 1990 stark erweitert und befindet sich in einer Umbruchphase. Wichtige Universitätsstädte sind Kiew, Charkiw, Dnipro, Odessa und Lwiw.
Überblick
619 Einrichtungen haben eine so genannte Akkreditierung der ersten und zweiten Stufe. Hierbei handelt es sich um „Technika“ und „Colleges“, viele haben erst seit der ukrainischen Unabhängigkeit den Hochschulstatus zuerkannt bekommen. Viele Einrichtungen gehörten zu Sowjetzeiten zum post-sekundären Berufsbildungssektor. An diesen Hochschulen waren im Studienjahr 2004/05 548.500 Studenten eingeschrieben.
347 Einrichtungen verfügen über eine Akkreditierung der dritten und vierten Stufe. Hierbei handelt es sich um Universitäten, Akademien, Konservatorien und Institute, mit insgesamt 2.026.700 eingeschriebenen Studenten im Studienjahr 2004/05, wobei sich die Zahl in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt hat (1995/96: 922.800 Studenten). Die meisten Universitäten finanzieren sich über Studiengebühren, viele Studenten studieren in Fernstudiengängen.
An verschiedenen Hochschulen ist Korruption ein Problem. Dies betrifft sowohl den Zugang zur Hochschule, als auch die Vergabe von Noten und Titeln. Die ukrainische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Korruption einzudämmen und entsprechende Programme eingeleitet, jedoch können noch immer, speziell bei Fernstudiengängen gegen entsprechende Zahlungen die Fragen vor den Prüfungen gekauft werden.
Studium
Die Ukraine weist einen allgemein hohen Bildungsstand auf. Der Alphabetisierungsgrad liegt bei 99 Prozent (2001). Nach dem Ende der Sowjetunion wurde Ukrainisch Unterrichtssprache. Im Osten der Ukraine ist Russisch parallele Unterrichtssprache an den Universitäten. In den angebotenen Fernstudiengängen und Graduiertenprogrammen werden auch vereinzelt Studienprogramme in englischer und deutscher Sprache angeboten.
Die allgemeine Zugangsvoraussetzung für die Hochschule ist der Erwerb der vollständigen sekundären Bildung an einer allgemeinbildenden oder technischen Mittelschule. Dieser erfolgt momentan in der Regel nach elf Schuljahren. Im Zuge der Schulreform von 1998 wird er in Zukunft nach zwölf Jahren erfolgen. Allerdings können die Hochschulen in Ausnahmefällen auch Personen zum Studium zulassen, welche diese Aufnahmebedingung nicht erfüllen.
Staatliche Universitäten und Hochschulen befinden sich in Kiew (1834), Charkiw (1805), Odessa (1865), Kropywnyzkyj (1881), Lwiw (1661), Tscherkassy, Tscherniwzi (1875), Dnipro (1918), Saporischschja (1933), Simferopol (1918) und Donezk (1965).
Studienabschlüsse
Die Abschlüsse Bakalawr (ukrainisch Бакалавр) (4–6 Jahre), Spezialist (ukrainisch Спеціаліст) (5 Jahre), Magistr (ukrainisch Магістр) (1–2 Jahre) wurden Anfang der 1990er Jahre, nahezu zeitgleich mit dem Zerfall der Sowjetunion eingeführt. Das ukrainische Studiensystem wird derzeit novelliert. Seit 2005 ist die Ukraine Bologna-Vertragsstaat. Um die Hauptforderungen des Bologna-Abkommens zu erfüllen, muss die Ukraine vergleichbare, verständliche, zweistufige und durch Leistungspunkte messbare Abschlüsse schaffen.
- Erste Stufe: Bakalawr, Spezialist
Erster Studienabschluss ist ein Bakalawr (BA, BEd., BMed.), der nach vier Jahren (in Medizin: fünf Jahre) erreicht werden kann. Das ukrainische Bachelor-Studium (Dyplom Bakalawra) umfasst ein grundständiges Hochschulstudium und eine fachliche Ausbildung im Studienfach. Der Studienabschluss als Spezialist (Dyplom Spezialista) kann nach fünf bis sechs Jahren erreicht werden, abhängig von den jeweiligen Hochschulen.
- Zweite Stufe: Magistr
Der Magisterabschluss (Dyplom Magistra) kann nach einem Abschluss der ersten Stufe erreicht werden und dauert bis zu zwei Jahren. Abschlussprüfungen, die Anfertigung und Verteidigung einer Magisterarbeit ist obligatorisch.
- Dritte Stufe: kandydat nauk (ukrainisch Кандидат наук)
Der Doktorgrad Kandidat der Wissenschaften entspricht einem internationalen Doktorat oder einem Ph.D.. Die Dauer des Forschungsdoktorates ist angelegt auf drei bis vier Jahre. Obligatorisch ist ein Rigorosum mit Fachprüfungen, die Anfertigung und öffentliche Verteidigung (Disputation) einer wissenschaftlichen Doktorarbeit. Weit verbreitet ist die Promotion als postgraduales Studium. Zugang ist ein hervorragender, zur Promotion berechtigender Hochschulabschluss (spezialist / magistr / magistr).
- Vierte Stufe: doktor nauk (ukrainisch Доктор наук)
Der Doktorgrad Doktor der Wissenschaften ist der höchste akademische Abschluss in der Ukraine und vergleichbar mit der Habilitation. Ein Abschluss als "Kandydat nauk" wird vorausgesetzt, um seine Habilitationsschrift zu verfassen und zu verteidigen.
Universitäten und Hochschulen
Die Universitäten der Ukraine sind sehr interessiert an internationalen Kontakten und Hochschulkooperationen. Die Angebote der Europäischen Union, beispielsweise Sokrates, ein Aktionsprogramm der EU für eine transnationale Zusammenarbeit im Bereich Bildung, werden zunehmend von den Universitäten genutzt. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat in Kiew an der NTUU „KPI“ eine Außenstelle eingerichtet.
Zu den größeren und renommierten Universitäten und Hochschulen in der Ukraine zählen:
Medizinische Universitäten
- Staatliche Medizinische Universität der Bukowina Czernowitz
- Staatliche Medizinische Universität Charkiw
- Staatliche Medizinische Akademie Dnipropetrowsk
- Staatliche Medizinische Universität Donezk
- Staatliche Medizinische Akademie Iwano-Frankiwsk
- Nationale Medizinische Universität Kiew „O. O. Bogomolez“
- Staatliche Medizinische Universität der Krim, Simferopol (CSMU)
- Staatliche Medizinische Universität Lwiw „Danylo Halytsky“
- Staatliche Medizinische Universität Luhansk
- Staatliche Medizinische Universität Odessa
- Staatliche Medizinische Universität Saporischja
- Staatliche Medizinische Universität Sumy
- Staatliche Medizinische Akademie Ternopil „I. Y. Gorbatschewsky“
- Staatliche Medizinische Universität Winnyzja „M. I. Pirogow“
Pädagogische Universitäten
- Staatliches Pädagogisches Institut Berdjansk „P. D. Ossypenko“[1]
- Staatliche Pädagogische Universität Charkiw „H. S. Skoworoda“
- Staatliches Pädagogisches Institut Czernowitz „T. H. Schewtschenko“
- Staatliches Pädagogisches Institut Poltawa „W. G. Korolenko“
- Staatliches Pädagogisches Institut Drohobytsch „Iwan Franko“
- Staatliche Pädagogische Universität Kiew „M. P. Dragomanow“
- Staatliches Pädagogisches Institut Krywyj Rih
- Staatliche Pädagogische Universität Luhansk „T. H. Schewtschenko“
- Staatliches Pädagogisches Institut Melitopol
- Staatliche Pädagogische Universität Nischyn „N. W. Gogol“
- Staatliche Pädagogische Universität Odessa „K. D. Uschynsky“
- Staatliches Pädagogisches Institut Slowjansk
- Staatliches Pädagogisches Institut Schytomyr „I. Franko“
- Staatliche Pädagogische Universität Sumy „A. S. Makarenko“
- Staatliche Pädagogische Universität Ternopil
- Staatliche Pädagogische Universität „Uman P. G. Tychyna“
- Staatliches Pädagogisches Institut Winnyzja
- Staatliche Pädagogische Hochschule für Fremdsprachen in Gorlowka
- Staatliche Pädagogische Universität Chernigiw „T. G. Schewtschenko“
Literatur
- J. Stetar, O. Panych, B. Cheng (2004): Confronting Corruption: Ukrainian Private Higher Education. In: International Higher Education (Winter 2005) ( vom 29. Dezember 2004 im Internet Archive)
Weblinks
- Übersicht über die Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen der Ukraine
- Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Ukraine
- „Studieren und Forschen in der Ukraine“ (DAAD)
- „Odessa – Realitäten einer Universitätspartnerschaft“
- Bericht eines Fulbright-Lektors über die Korruptionsproblematik
- Lemberger Studenten und Dozenten zur Korruptionsproblematik ( vom 16. Juli 2006 im Internet Archive)