Wilhelm Gustloff (Schiff)

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Wilhelm Gustloff
Die Wilhelm Gustloff als Lazarettschiff 1939 in Danzig
Die Wilhelm Gustloff als Lazarettschiff 1939 in Danzig
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffstyp Kreuzfahrtschiff
Eigner Deutsche Arbeitsfront
Reederei Hamburg Süd
Bauwerft Blohm & Voss, Hamburg
Baunummer 511
Baukosten ca. 25 Mio. Reichsmark
Stapellauf 5. Mai 1937
Indienststellung 15. März 1938
Verbleib am 30. Januar 1945 versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 208,5 m (Lüa)
Breite 23,5 m
Tiefgang (max.) 7,0 m
Vermessung 25.484 BRT
 
Besatzung 417 Personen
Maschinenanlage
Maschine MAN-Diesel mit Getriebe
Maschinen­leistung 9.500 PS (6.987 kW)
Dienst­geschwindigkeit

15,5 kn (29 km/h) Vorlage:Infobox Schiff/Antrieb/Geschwindigkeit_B

Höchst­geschwindigkeit 16,5 kn (31 km/h)
Propeller 2
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl 1.463

Die Wilhelm Gustloff war ein Kreuzfahrtschiff der nationalsozialistischen Organisation Kraft durch Freude (KdF), das im Zweiten Weltkrieg als Lazarettschiff, Truppentransporter und Wohnschiff der Kriegsmarine eingesetzt wurde. Bei ihrer Versenkung durch das sowjetische U-Boot S-13 vor der Küste Pommerns am 30. Januar 1945 kamen möglicherweise mehr als 9.000 Menschen ums Leben. Ihr Untergang gehört damit zu den verlustreichsten Katastrophen in der Geschichte der Seefahrt.

Bau und Ausstattung

Modell der Wilhelm Gustloff im Marine-Ehrenmal Laboe

Das Schiff wurde im Auftrag der NSDAP-Arbeitsorganisation Deutsche Arbeitsfront (DAF) bei Blohm & Voss in Hamburg unter der Baunummer 511 auf Kiel gelegt. Sein Stapellauf fand am 5. Mai 1937 statt: Die Taufe erfolgte im Beisein Adolf Hitlers durch Hedwig Gustloff, die Witwe des von den Nationalsozialisten zum Märtyrer stilisierten Wilhelm Gustloff. Am 15. März 1938 war das Schiff fertiggestellt. Seine Jungfernfahrt fand am 23. März desselben Jahres statt. Eigentümer des Schiffes war die DAF. Bereedert, d.h. verwaltet, mit Besatzung versehen und gewartet, wurde es von der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschiffahrtsgesellschaft (HSDG).

Die Wilhelm Gustloff war zwar für Kreuzfahrten konzipiert, doch bei der Konstruktion hatte man von Anfang an auch eine Nutzung als Hospitalschiff berücksichtigt. Alle Aufzüge waren z. B. für Krankenbetten ausgelegt und in den Kabinen gab es eine komplette Verrohrung für die Sauerstoffversorgung. Das Schiff war auf 417 Besatzungsmitglieder und 1.463 Passagiere ausgelegt. Die Kabinen waren für Fahrgäste und Besatzung gleich. Die Passagiere wurden in der Touristenklasse ausschließlich in Außenkabinen für zwei oder vier Personen untergebracht. Jede Kabine verfügte über fließend kaltes und warmes Wasser, Tisch, Sofabank, Stockbetten und einen Kleiderschrank für jeden Fahrgast. Auf dem B-Deck befand sich eine größere Kabinengruppe, die Hitler vorbehalten war, aber nie von ihm genutzt wurde. Mit der Innenausstattung war der Architekt Woldemar Brinkmann beauftragt worden.

Die Decks der Wilhelm Gustloff bestanden aus:

  • Sonnendeck (mit Sportplatz und Turnhalle)
  • oberes Promenadendeck (mit Kabinen)
  • unteres Promenadendeck (mit Musik- und Theaterhalle)
  • A-Deck (mit vorderem und hinterem Speisesaal, Küche und Hospital)
  • B-Deck (mit Kabinen, Wäscherei und Frisör)
  • C-Deck (mit Kabinen, Bäckerei und Schlachterei) (Schottendeck)
  • D-Deck (mit Kabinen, Speiseraum für Besatzung und Werkstatt)
  • E-Deck (mit Schwimmhalle, Maschinen- und Hilfsmaschinenraum, Gepäckraum, Vorräten und Proviant)
  • Stauraum (mit Proviant- und Kühlraum, Schwimmbecken und Frischwassertanks)

Nutzung bis 1945

Die Wilhelm Gustloff 1939 in Stettin als Lazarettschiff, kenntlich durch das Symbol des Roten Kreuzes am Schornstein
Deutsche Verwundete der Schlacht um Narvik auf der damals als Verwundetentransporter dienenden Wilhelm Gustloff im Juli 1940
Meldung über die Versenkung der Wilhelm Gustloff in einem US-Propaganda­flugblatt: „3700 U-Boot-Mannschaften und 5000 flüchtige NS-Beamte waren an Bord.“
1988 aus der Ostsee geborgenes Bullauge der Wilhelm Gustloff

Auf seiner ersten regulären Fahrt lief das Schiff am 2. April 1938 London an, um im Rahmen einer nationalsozialistischen Propaganda-Aktion den in England lebenden Deutschen und Österreichern Gelegenheit zu geben, über den bereits erfolgten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich abzustimmen. Vom 21. April bis 6. Mai 1938 fand von Hamburg beginnend die Frühjahrs-Lissabon-Madeira-Fahrt statt. Sie wurde als „Jungfernfahrt des KDF-Dampfers Wilhelm Gustloff“ beworben. Während der Reise wurden 3.752 Seemeilen (6.739 Kilometer) unter der Leitung von Kapitän Friedrich Petersen zurückgelegt.

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 wurde die Wilhelm Gustloff als Kreuzfahrtschiff der DAF-Unterorganisation „Kraft durch Freude“ (KdF) genutzt. Von Genua aus unternahm das Schiff sechs zehntägige Fahrten um das mit dem Dritten Reich verbündete Italien. Sechs fünftägige Kreuzfahrten führten nach Norwegen. Im Jahr 1939 brachte das Schiff die Soldaten der Legion Condor, mit der Hitler den Putsch-General Franco im Spanischen Bürgerkrieg unterstützt hatte, nach Deutschland zurück. Sie ging dann nochmals vom 19. bis 25. August 1939 von Hamburg aus zur 50. Reise der MS. Wilhelm Gustloff unter der Leitung von Kapitän Heinrich Bertram auf ihre letzte Kreuzfahrt nach Norwegen.

Nach Kriegsbeginn wurde die Wilhelm Gustloff am 22. September 1939 als Lazarettschiff der Kriegsmarine übergeben. Während der Besetzung Norwegens im Frühjahr 1940 diente sie als Verwundetentransporter. Ab 20. November 1940 wurde die Wilhelm Gustloff als Wohnschiff für die 2. U-Boot-Lehrdivision in Gotenhafen genutzt.

Die Versenkung

Das nationalsozialistische Regime, insbesondere Gauleiter Erich Koch, hatte eine frühzeitige Evakuierung Ostpreußens abgelehnt. Nach dem Durchbruch der Roten Armee an der Ostfront fanden sich daher zu Beginn des Jahres 1945 viele Einwohner der Provinz vom übrigen Reichsgebiet abgeschnitten. Am 21. Januar 1945 ordnete Admiral Hans-Georg von Friedeburg mit der Weisung Hannibal die Verlegung der 2. U-Boot-Lehrdivison nach Westen an. Dies war der Beginn einer Reihe von Transportunternehmungen, in deren Rahmen verwundete Soldaten mit allen verfügbaren Schiffen in das westliche Reichsgebiet transportiert werden sollten. Mittlerweile war die Mitnahme von Zivilisten erlaubt worden, so dass 2,5 Millionen Menschen über die Ostsee entkommen konnten.

Auch die Wilhelm Gustloff sollte sich an der Evakuierung beteiligen. Am 30. Januar 1945 – dem 12. Jahrestag der Machtergreifung Hitlers – legte sie gegen 13:10 Uhr mit schätzungsweise 5.000 bis über 10.000 Menschen an Bord in Gotenhafen ab. Die genaue Anzahl der Passagiere und Besatzungsmitglieder ließ sich nie mit letzter Sicherheit feststellen, da ihre Flucht übereilt erfolgte. Nach Angaben eines Einschiffungsoffiziers 50 Jahre später wurden offiziell 7.956 Menschen registriert, nach Ende der offiziellen Zählung drängten aber noch ungefähr 2.500 weitere Passagiere an Bord. Insgesamt dürften sich demnach auf der Wilhelm Gustloff rund 10.300 Menschen befunden haben: etwa 8.800 Zivilisten, davon eine große Zahl Kinder, sowie etwa 1.500 Angehörige der Wehrmacht, darunter 162 Verwundete, rund 340 Marinehelferinnen und 918 Marinesoldaten der 2. U-Boot-Lehrdivision, die von Kiel aus erneut in den Kriegseinsatz gehen sollten. Die Wilhelm Gustloff hatte nur leichten Geleitschutz durch anfangs zwei Begleitschiffe, dann nur noch durch das Torpedoboot Löwe.

Auf dieser letzten Fahrt der Wilhelm Gustloff befanden sich neben Schiffskapitän Petersen drei weitere Kapitäne an Bord. Sie kannten die drohende Gefahr durch sowjetische U-Boote, konnten sich aber nicht auf ein angemessenes Vorgehen einigen. Der militärische Kommandant, Korvettenkapitän Wilhelm Zahn, schlug vor, abgedunkelt durch flache Küstengewässer zu fahren, in denen U-Boote nicht operieren konnten. Er setzte sich jedoch nicht gegen Kapitän Friedrich Petersen durch, der sich angesichts der Überladung des Schiffes für eine Route durch tiefes Wasser nördlich entlang der Stolpe-Bank entschied. Ein vermeintlicher Funkspruch der Kriegsmarine veranlasste ihn zudem, Positionslichter zu setzen, um die Kollisionsgefahr mit einem angeblich entgegenkommenden Minensuchgeschwader zu verringern.[1] Daher war das Schiff auch in der Dunkelheit auszumachen. Tatsächlich befand sich kein Minensucher auf Gegenkurs zur Wilhelm Gustloff. Anlass und Absender des Funkspruchs konnten bis heute nicht geklärt werden.

Auf der Höhe von Stolpmünde wurde die Wilhelm Gustloff gegen 21 Uhr von dem sowjetischen U-Boot S-13 gesichtet. Um 21:16 Uhr ließ dessen Kommandant, Alexander Iwanowitsch Marinesko, aus etwa 700 Metern Entfernung vier Torpedos abschießen. Ein Torpedo klemmte, drei trafen die Wilhelm Gustloff am Bug, unter dem E-Deck und im Maschinenraum. Nach etwas mehr als einer Stunde, gegen 22:15 Uhr, sank das Schiff etwa 23 Seemeilen von der pommerschen Küste entfernt.

Rettungsversuche

Herbeieilende Schiffe konnten nur 1.252 Menschen retten, darunter alle vier Kapitäne und den Marinemaler Adolf Bock, dessen Berichte und Bilder später unter anderem im Stern veröffentlicht wurden.[2] Das Torpedoboot Löwe, das die Wilhelm Gustloff begleitet hatte, rettete 472 Menschen, das hinzugekommene Flottentorpedoboot T 36 unter Kapitänleutnant Robert Hering weitere 564 Überlebende aus Booten,[3] von Flößen und aus dem Wasser. T 36 wurde während der Rettungsaktion ebenfalls von S 13 angegriffen, wehrte sich aber mit Einsatz von Wasserbomben, worauf das sowjetische U-Boot abdrehte.[4] Das Minensuchboot M 341 rettete 37, der Marinetender TS II 98, das Minensuchboot M 375 43 und der Frachter Göttingen 28 Menschen. Zwei wurden in den Morgenstunden von dem Frachter Gotenland geborgen, sieben von dem Torpedofangboot TF 19, ein Kleinkind vom Vorpostenboot Vp 1703.

Nur wenige Minuten nach den Torpedotreffern passierte der schwere Kreuzer Admiral Hipper die sinkende Wilhelm Gustloff. Der Kommandant der Admiral Hipper entschied jedoch, nicht anzuhalten, um an der Bergung der Schiffbrüchigen teilzunehmen. Seine Begründung, man habe Torpedolaufbahnen gesehen und daher nicht angehalten, wurde von Experten angezweifelt.[5] Da ein U-Boot längere Zeit zum Nachladen braucht, konnte die Admiral Hipper ohne Probleme Kiel erreichen.[6]

Wenn die geschätzte Zahl von mehr als 9.000 Toten zutrifft, wäre der Untergang der Wilhelm Gustloff die bis heute größte Katastrophe der Seefahrtsgeschichte bezogen auf ein einzelnes Schiff.

Die Zahl der Todesopfer

Zur hohen Zahl der Opfer trugen mehrere Umstände bei: Um eine planlose Flucht vom Schiff und den Ausbruch einer Panik zu verhindern, wurden etwa 1.000 Menschen in den Wintergarten des Schiffes beordert und dort von Offizieren mit Waffengewalt festgehalten. Als das Schiff sank, mussten sie feststellen, dass die Fenster des Wintergartens aus Panzerglas bestanden und jedes Entkommen verhinderten. Schwerwiegender war, dass die Wilhelm Gustloff über viel zu wenige Rettungsboote verfügte. Etliche waren in Gotenhafen von Bord gebracht worden, um sie bei der Vernebelung des Hafens einzusetzen. Sie wurden durch kleinere Ruderboote ersetzt, die rasch überfüllt waren. Erschwerend kam hinzu, dass in der Nacht des Untergangs eine Außentemperatur von bis zu −20 °C herrschte, so dass viele der noch vorhandenen Boote in ihren vereisten Davits blockiert waren und nicht seeklar gemacht werden konnten. Jedoch hätten selbst die größeren, zum Schiff gehörenden Rettungsboote niemals ausgereicht, um über 10.000 Menschen zu retten; das Schiff und seine Rettungsmittel waren nur für circa 1.900 Passagiere und Besatzungsmitglieder ausgelegt.

Die von dem Gustloff-Experten Heinz Schön ermittelte Zahl von 1.239 Überlebenden[7] gilt heute als gesichert. Es wurden zwar 1.252 Personen gerettet, 13 starben jedoch bald darauf an den Folgen des Unglücks. Zur genauen Zahl der Todesopfer wurden je nach Zeit und Quelle zum Teil erheblich voneinander abweichende Angaben gemacht. Hier eine Auflistung mit Zeitangabe, Zahl der angegebenen Toten und der Personen an Bord (PaB), Art der Quelle und Dokumentennachweis:

Datum Tote Personen an Bord Quelle
30. Januar 1945 4749 PaB Funkspruch, Brustat-Naval 1970[8]
1945 ca. 4000 Tote Ktb Seetra, Brustat-Naval 1970[9]
19. Februar 1945 7700 Tote 8700 PaB Presse, Reuters[10]
21. Februar 1945 9000 Tote 10000 PaB Presse, Korrespondent in Gotenhafen[11]
1952 fast 5000 Tote 6000 PaB Spätere Erinnerung des Kapitäns der Wilhelm Gustloff ohne dokumentarischen Beleg, Schön (1952) Vorwort
1952 5196 Tote 6100 PaB Spätere Erinnerung ohne dokumentarischen Beleg, Schön (1952)[12]
1964 6100 PaB Quelle?, Dmitriev 1964[13]
1984 5348 Tote 6600 PaB Spätere Erinnerung ohne dokumentarischen Beleg, Schön bis 1997[14]
1999 9343 Tote 10582 PaB Spätere Erinnerung ohne dokumentarischen Beleg, Schön 1999[15], Schön 2008[16]

Völkerrechtliche Einordnung und weitere Versenkungen

Die Versenkung der Wilhelm Gustloff entsprach geltendem Kriegsvölkerrecht. Als Truppentransporter hatte sie den rechtlichen Status eines Kriegsschiffs, das von der sowjetischen U-Boot-Besatzung auch nur als solches wahrgenommen werden konnte: Als schwimmende Kaserne der Wehrmacht hatte sie einen grauen Tarnanstrich, sie fuhr zum Zeitpunkt der Torpedierung abgeblendet durch Kriegsgebiet und wurde von einem weiteren Kriegsschiff begleitet. Zudem war die Wilhelm Gustloff mit Flugabwehrgeschützen bewaffnet[17] und hatte kampffähige Soldaten an Bord. Jeder einzelne dieser Punkte machte sie zu einem vom damaligen Kriegsrecht gedeckten, legitimen Ziel gegnerischer Angriffe.

Das U-Boot S-13 versenkte am 9. Februar 1945 auch die Steuben mit etwa 4.000 Menschen an Bord. Ein anderes U-Boot, L-3, torpedierte am 16. April 1945 den Truppentransporter Goya, der ebenfalls zahlreiche Flüchtlinge an Bord hatte. Dabei starben wahrscheinlich etwa 7.000 Menschen. Marinesko, der Kommandant von S-13, wurde nach dem Krieg unehrenhaft aus der Marine entlassen. Trotzdem wurde ihm 1990 postum der Orden „Held der Sowjetunion“ verliehen und ein Ehrenmal am oberen Königsberger Schlossteich errichtet.

Gedenken

Überreste

Ausstellung LebensZeichen / Nachkriegszeit und Fünfziger Jahre – Sammlung Abresch im Preußen-Museum NRW Wesel: Fotoalbum und Mützenband aus dem Jahr 1939

Das Wrack der gesunkenen Wilhelm Gustloff liegt in 42 Metern Tiefe in polnischen Hoheitsgewässern (Position 55° 4′ 12″ N, 17° 24′ 36″ OKoordinaten: 55° 4′ 12″ N, 17° 24′ 36″ O) und ist heute als Seekriegsgrab ein geschütztes Denkmal.

Museen

Vor einigen Jahren bargen Taucher die Schiffsglocke, die der polnische Staat übernahm. 2007 wurde sie an die Ausstellung Erzwungene Wege – Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts ausgeliehen, musste aber auf Verlangen der polnischen Regierung vorzeitig zurückgegeben werden. Sie ist heute im Danziger Museum am Krantor zu besichtigen.

Im Preußen-Museum Wesel in der Zitadelle sind in der Sammlung Abresch der Ausstellung LebensZeichen / Nachkriegszeit und Fünfziger Jahre mehrere z. T. einmalige Exponate der Wilhelm Gustloff ausgestellt.

Das Internationale Maritime Museum Hamburg zeigt ein Modell der Gustloff von über einem Meter Länge sowie zwei Erinnerungsstücke: eine Speisekarte und einen Rettungsring.[18]

Im Gedenkraum „Flucht über See“ in der Historischen Halle des Marine-Ehrenmals Laboe befindet sich eine Dokumentation zum Untergang der Gustloff.[19]

Literatur

Sachbuch

  • Heinz Schön: Der Untergang der „Wilhelm Gustloff“. Tatsachenbericht eines Überlebenden. Göttingen 1952, DNB 454444680.
  • Heinz Schön: Untergang der Wilhelm Gustloff. Das „Schiff der Freude“ wird zum „Schiff des Todes“. Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 1960.
  • Clay Blair: Der U-Boot-Krieg. Bd. II, 2002, S. 936 (Hitlers U-Boat War, New York 1998).
  • Fritz Brustat-Naval: Unternehmen Rettung. 1970.
    • Fritz Brustat-Naval: Unternehmen Rettung. 5. Auflage, Koehler, Hamburg 2001, ISBN 3-7822-0829-3.
  • Heinz Schön: SOS Wilhelm Gustloff. Die größte Schiffskatastrophe der Geschichte. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-613-01900-0.[A 1]
  • Heinz Schön: Die „Gustloff“-Katastrophe. 2. Auflage, Motorbuch, Stuttgart 1985, ISBN 3-613-01027-5.
  • Heinz Schön: Die letzte Fahrt der Wilhelm Gustloff. Dokumentation eines Überlebenden. Motorbuch, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02897-5.
  • Christopher Dobson, John Miller, Ronald Payne: Die Versenkung der Wilhelm Gustloff. Ullstein, Berlin 1995, ISBN 3-548-23686-3.
  • Lutz Bunk: Wilhelm Gustloff. Auf einem Traumschiff ins Inferno. In: Schiffe. Von der Arche Noah bis zur Cap Anamur. Hildesheim 2004, S. 230-235, ISBN 978-3-80672-548-3.
  • Armin Fuhrer: Die Todesfahrt der Gustloff. Olzog, München 2007, ISBN 978-3-7892-8235-5.[A 2]
  • Bill Niven (Hrsg.): Die „Wilhelm Gustloff“. Geschichte und Erinnerung eines Untergangs. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2011, ISBN 978-3-898-12781-3.
  • Cathryn J. Prince: Death in the Baltic. The World War II Sinking of the Wilhelm Gustloff. Palgrave macmillan, New York 2012. ISBN 978-0-230-34156-2.

Fiktionale Literatur

Film und Fernsehen

Weblinks

Commons: Wilhelm Gustloff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Bericht eines Überlebenden.
  2. Zehn der letzten noch lebenden Zeitzeugen berichten erstmals über ihr Schicksal. Wo kamen sie her? Wie erlebten sie den Krieg? Wie überlebten sie den Untergang? Wie verarbeiteten sie später das Erlebte?
  3. Die Novelle erzählt die Geschichte der Wilhelm Gustloff in einer Mischung von Tatsachen und Fiktion, schildert den Untergang aber sehr exakt und detailliert.
  4. Der Autor schildert das Schicksal der Wilhelm Gustloff in vielen Originaltönen, Interviews mit Überlebenden und Mitschnitten aus einer Lesung von Günter Grass.
  5. Der Autor, jüngster Überlebender der Gustloff-Katastrophe, schildert sein Schicksal und die Suche nach seiner Herkunft.

Einzelnachweise

  1. Der Funkspruch habe besagt, „dass ein Minensuchgeschwader entgegenkommt und aus Sicherheitsgründen sollen Positionslichter gesetzt werden.“ ... „Ich bin dann auf die Brücke und habe mal gefragt: Das geht doch nicht, dass die da einen Funkspruch senden und wir sollen Lichter setzen. Hat der Kapitän gesagt: Kümmern Sie sich um Ihre Sachen!“ Gefilmte Aussage von Albert Schirra, Funker auf der Wilhelm Gustloff, in: Die Gustloff – Die Dokumentation, Teil 2, ZDF, 3. März 2008, 21:45–22:30 Uhr.
  2. Günter Grass, s.u., betont, dass vor allem Männer gerettet und Kinder und alte Menschen von der Menge in Panik oft schon auf den Stiegen nach oben totgetrampelt wurden.
  3. Harald Fock: Z-vor! Internationale Entwicklung und Kriegseinsätze von Zerstörern und Torpedobooten, Bd. 2. Im Zweiten Weltkrieg: 1940-1945. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 2001, ISBN 3-7822-0762-9, S. 110.
  4. Kapitänleutnant Robert Hering in Die Gustloff. Die Dokumentation (2/2). Flucht über die Ostsee, Deutschland 2008.
  5. Wie Heinz Schön 1990 auf einem Kongress mit russischen Veteranen erfuhr, war S-13 (Marinesko) nach dem Angriff auf die Wilhelm Gustloff nicht mehr gefechtsbereit und ein anderes U-Boot nicht in der Nähe. Der vierte, bereits scharfe Torpedo hatte sich im Rohr verklemmt. Das Boot musste auftauchen und den Schaden über Wasser beheben. Nach Aussage Schöns erklärt dies die zunächst seltsam anmutenden Berichte von Überlebenden, sie hätten einen U-Boot-Turm mit einem Hammer-und-Sichel-Emblem gesehen. Interview Aussage Heinz Schön in Wortwechsel, SWR TV, 2. März 2008, 23:30–24:00.
  6. Irwin J. Kappes: Wilhelm Gustloff – The Greatest Marine Disaster in History. 2003. Wurde zunächst in einer Militärzeitschrift veröffentlicht, siehe Weblink unten.
  7. Schön, 2008, S. 174.
  8. Fernschreiben FDU-Ausbildung G 93 vom 30. Januar 1945, „daß Wilhelm Gustloff um 15.15 Hela Wachschiff auslaufend mit 4749 Personen an Bord unter Geleit T-Boot Löwe passiert.“ in: Ktb der 10. Sicherungsdivision vom 30.1.45, abgedruckt in Brustat-Naval (1970), S. 44. Schön erwähnt, die Wilhelm Gustloff habe einen Funkspruch mit der PaB-Zahl, aufgeschlüsselt nach den Personengruppen (siehe unter „1984“) am 30. Januar 1945 gegen 13:30 Uhr abgegeben (Schön, 2002, S. 240). Im Vorwort von 1999, wo er nun erstmals von einer PaB-Zahl von 10.482 ausgeht, schreibt er:
    „Offensichtlich hatte auch die Schiffsleitung keine Kenntnis von der tatsächlich an Bord befindlichen Anzahl der Passagiere. Dies beweist die Tatsache, daß nach dem Auslaufen Kapitän Friedrich Petersen in Absprache mit Korvettenkapitän Wilhelm Zahn, dem militärischen Transportleiter, einen Funkspruch absetzen ließ, in dem u. a. die Zahl der an Bord befindlichen Personen mit insgesamt 6600 angegeben wurde.“ (Schön, 2002, S. 10) Aus den „ca.“-Angaben in Schön (1952) ergibt sich, dass diese Zahlen für das Buch 1952 aus der Erinnerung rekonstruiert wurden. Der wirkliche Text des Funkspruchs wurde von Schön (bis heute, 2008) nie veröffentlicht und lag ihm wahrscheinlich nie vor. Die PaB-Zahl aus dem Ktb ist daher die bis heute einzig authentische von 1945.
  9. Quelle: Tagebuch Korvettenkapitän Eschricht (Brustat-Naval (1970), S. 246,) Eschricht war Leiter der Seetra(nsportabteilung Ostsee) und „bearbeitet die Seetransporte bis ins kleinste und führt mit seinen Helfern genaue Tagebücher nach unterschiedlichen Aspekten: …“ Brustat-Naval (1970), S. 33.
  10. „3700 U-Boot-Männer und nahezu 5000 Flüchtlinge“ an Bord, „Etwa 1000 der Passagiere wurden gerettet“, nach Finnish Radio, dieses nach „Berichten, die Stockholm erreichten“, Reuters Meldung „German Liner Reported Sunk In Baltic“ in The Times, 19. Februar 1945. Faksimile in Schön (2002), S. 407.
  11. „Mindestens 10.000 Menschen an Bord, ... 950 gerettet“, Quelle: Korrespondent des Sydsvenska Dagbladet fran Gdynia, abgedruckt unter „9000 i djupet med "Gustlow"“ in Dagens Nyheters Klipparkiv vom 21. Februar 1945. Faksimile in Schön (2002), S. 407.
  12. Wörtliche Wiedergabe aus Schön (1952) S. 136f: Nach den Unterlagen des Zahlmeisterbüros und des Wohnschiffoffiziersbüros, in denen die Aufstellung der Gustloff-Passagierlisten vorgenommen wurde, waren während der letzten Fahrt der „Gustloff“ an Bord:
    • Militärisches Personal: Marineangehörige der II. Abteilung der 2. Unterseeboots-Lehrdivision Gotenhafen ca. 1000 Pers.
    • Zivile Stammbesatzung ca. 165 Pers.
    • Wehrmachthelferinnen, einschließlich der zur 2. U-Boots-Lehrdivision gehörigen Marinehelferinnen ca. 375 Pers.
    • Schwerkriegsverletzte (Heer) ca. 160 Pers.
    • Flüchtlinge, Hauptteil aus dem Raum Gotenhafen-Danzig, Zoppot, Elbing, Memelgebiet ca. 4400 Pers.
    Insgesamt also 6100 Menschen. Es mag sein, daß sich während der letzten Stunden der Einschiffung einige Flüchtlinge nicht in die Passagierlisten eintragen ließen. Ihre Zahl dürfte 200 jedoch kaum überschreiten, sodass mehr als 6300 Menschen in der Unglücksnacht kaum an Bord waren.
    • … insgesamt 904 Überlebende
    Alles Obige wörtliche Wiedergabe aus: Schön (1952) S. 136 f.
  13. „6100 Hitleristen an Bord, darunter 3700 Unteroffiziere und Matrosen-Spezialisten, die aus dem Übungszentrum der hitlerischen Flotte von Gotenhafen evakuiert werden.“ (V. I. Dmitriev: Atakujut podvodnikim, S. 249/53). Es handelt sich dabei um ein russisches Standardwerk von Vladimir Ivanovich Dmitriev zur Seekriegsgeschichte, speziell U-Boot-Operationen 1939-45. Erschienen erstmals 1964 in Moskau. Die englische Übersetzung ist bisher unveröffentlicht. Deutsche Übersetzung in Auszügen abgedruckt in: Brustat-Naval (1970), S. 44 f.
  14. In seinem Buch von 2002 gibt Heinz Schön im Anhang S. 436f detaillierte Informationen. Wie er im Vorwort sagt, stammt dies von der Auflage von 1984 und war der Stand bis 1997. Offenbar bezieht er sich auf die Einschiffungsliste, die bei ihm im Archiv 4369 Namen nennt (2002, S. 437). Nach einer Rekonstruktion müssten es aber 6050 sein. (Schön, 2002, S. 236)
    • Schön war an Bord Hilfszahlmeister, die PaB-Zahl fiel in seinen Bereich. Im Rückblick schreibt Schön, er habe wenige Stunden vor der Versenkung an die Rettungsmittel gedacht: „Die letzten Zahlen der Einschiffungslisten habe ich gut im Gedächtnis. 6050 war die Endzahl, dann kam noch ein Verwundetentransporter, später noch die Flüchtlinge von der Reval. Insgesamt sind 6600, in keinem Fall weniger, höchstens einige mehr an Bord.“ (2002, S. 266) In seinem ersten Buch 1952 ist eine solche Erinnerung nicht erwähnt. Stattdessen sprach er von 6000 PaB und ist sicher, dass mehr als 6300 nicht an Bord waren (S. 137).
    • Die im Anhang 2002 angegeben Zahlen sind offenbar aus der rekonstruierten Einschiffungsliste. Demnach befanden sich am Mittag des 30. Januar 1945 an Bord: 4974 Flüchtlinge, 918 U-Boot-Männer, 173 Besatzung, 162 Schwerverwundete (Heer), 373 Marinehelferinnen, zusammen 6600 Personen. Schön hierzu weiter:
    • „Die ermittelte Gesamtzahl von 6600 Passagieren, die sich in der Unglücksnacht an Bord befanden, ist keine absolute Zahl, erscheint jedoch sehr realistisch. Es mag sein, daß sich während der letzten Einschiffungsstunden, einige Flüchtlinge nicht in die Einschiffungsliste eintragen ließen, oder zahlenmäßig nicht erfaßt wurden, ihre Zahl dürfte jedoch 100 kaum überschritten haben.“
    • „Die oft veröffentlichte Angabe, mehr als 7000 Menschen, in einigen Veröffentlichungen nannte man sogar die Zahl von 8000 bis 10.000, hätten den Untergang des M/S Wilhelm Gustloff miterlebt, ist mit Sicherheit stark übertrieben und kann durch keinerlei Fakten bewiesen werden.“
    • „Die veröffentlichte Zahl von 904 Überlebenden, nach den von mir getätigten Ermittlungen bis zum 31.12.1950, stimmt ebenfalls nicht mehr; es wurden nachweislich über 1200 Schiffbrüchige gerettet.“ (Statistik der PaB nach Geschlecht)
    • „Die teilweise erhalten gebliebene Einschiffungsliste des M/S Wilhelm Gustloff, die sich im GUSTLOFF-ARCHIV HEINZ SCHÖN, 4902 Bad Salzuflen 1, Auf dem Sepp 19 (Teils im Original, teils in Fotokopie vorhanden) befindet, enthält im Teil I Buchstaben A–M 1704 Namen, im Teil II Buchstaben N–Z 2665 Namen, insgesamt 4369 Namen von Flüchtlingen.“
    • „Die Namen der Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der 2. ULD, der Besatzungsmitglieder der Handelsmarine, der Marinehelferinnen und der an Bord genommenen Verwundeten sind in diesen Einschiffungslisten nicht enthalten.“ Schön meint also, diese Personen seien nicht namentlich verzeichnet, sondern nur zahlenmäßig aufgelistet worden (s. o.). Wie aus Schön (1952, S. 136f) zu entnehmen, sind die Dokumente mit diesen Zahlenangaben nicht erhalten, sondern wurden nach dem Krieg aus der Erinnerung rekonstruiert.
    • Einen Widerspruch mit der Listenzahl von „insgesamt 4369 Namen von Flüchtlingen“ (s. o.) gibt es im Vorwort: „… fast vollständig erhaltene Passagierliste der Gustloff, die die Namen der an Bord genommenen Flüchtlinge – insgesamt 4974 – enthielt.“ Diese Zahl sei ohne Militärangehörige und ohne die Besatzung. (Schön, 2002, S. 10). Warum es nun 605 Flüchtlinge mehr wurden, ist unklar.
    • Die Zahl der Toten (bis 1997) ist im ganzen Buch von 2002 nicht genannt. Aber auf S. 391 ist von 1252 Überlebenden die Rede. Zusammen mit der häufig genannten PaB-Zahl von 6600 ergibt dies eine Zahl der Toten von 5348.
  15. In Schön (2002), S. 10 steht sein Vorwort zur 5. Auflage. Darin beschreibt Schön, wie er Anfang 1997, nach 50 Jahren Forschung, durch Zufall Kontakt mit dem letzten „Einschiffungsoffizier“, Dr. med. Waldemar Terres, bekam. Dieser konnte sich sicher erinnern, dass die Wilhelm Gustloff bis zum 29. Januar 1945 um 17 Uhr 7956 Flüchtlinge an Bord registriert hatte. Unterlagen dazu sind zwar nicht mehr vorhanden, er habe sie aber „bis viele Jahre nach Kriegsende aufbewahrt“. Er versicherte dies schriftlich und in einer Videoaufzeichnung.
    • Etwa zur gleichen Zeit erhielt Schön Kontakt mit Eva Rotschild-Dorn. Sie war an Bord der Wilhelm Gustloff beim Empfang eingesetzt, wo die Flüchtlinge das Schiff betraten. Sie berichtete, am Nachmittag des 29. Januar „waren unsere Kladden voll“ und weitere leere Registrierbücher nicht vorhanden. Von da an wurden die weiteren nicht mehr namentlich erfasst, sondern nur noch gezählt. „Ich schätze, daß noch über 2000 Personen an Bord gekommen sind.“
  16. Die 2002, im 1999 verfassten Vorwort von Schön, abgedruckte Zahl von 10.482 PaB ist ein offensichtlicher Druck- oder Rechenfehler bei 1239 Überlebenden und mehrfach dort genannten 9343 Toten. In Schön 2008, S. 174, ist sie richtig mit 10.582 angegeben.
  17. einestages: Versenkung der Wilhelm Gustloff – Erinnerungen, die nicht untergehen
  18. Jens Meyer-Odewald: Wie ich den „Gustloff“-Untergang überlebte. In: Hamburger Abendblatt vom 30. Januar 2015, S. 9.
  19. Leserbrief von Karl Heid, Präsident Deutscher Marinebund: Gedenkraum in Laboe. In: Hamburger Abendblatt vom 2. Februar 2015, S. 2.