Benedikt XVI.

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Papst Benedikt XVI. (lateinisch Benedictus PP. XVI), bürgerlich Joseph Alois Ratzinger (* 16. April 1927 in Marktl am Inn, Bayern), ist das derzeitige Oberhaupt der Römisch-Katholischen Kirche. Er wurde am 19. April 2005 im vierten Wahlgang (nach 26 Stunden Konklave mit angeblich rund 100 von 115 Stimmen) zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt.

Benedikt XVI., nach kirchlicher Zählung der 265. Papst in der Geschichte der Katholischen Kirche, war zuvor Dekan des Kardinalskollegiums und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, die 1908 aus der Inquisition hervorgegangen ist. Er war damit einer der bedeutendsten Kardinäle und galt theologisch und kirchenpolitisch als rechte Hand seines Vorgängers.

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Leben

Jugend

Marktl am Inn, Geburtshaus Papst Benedikts XVI.

Joseph Alois Ratzinger wurde im oberbayerischen Marktl am Inn (Sprengel im niederbayerischen Bistum Passau) als Sohn eines Gendarmeriemeisters geboren; seine Mutter stammt aus Südtirol. Seine Geschwister sind Maria († 1991) und Georg Ratzinger. Ein Großonkel väterlicherseits, Georg Ratzinger, war promovierter Theologe sowie Landtags- und Reichstagsabgeordneter, der sich im Parlament gegen Kinderarbeit einsetzte.

Ratzinger wuchs in einer tief religiösen Familie auf. Zwei Jahre nach Josephs Geburt, am 11. Juli 1929, zog die Familie nach Tittmoning an der Salzach, am 5. Dezember 1932 nach Aschau am Inn, wo er seine Grundschulzeit verbrachte. In den 1930er Jahren, nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, kaufte der Vater ein kleines Bauernhaus, da er einen kommenden Krieg befürchtete und es dann besser sei, "ein Haus mit Grund" zu besitzen, in Hufschlag bei Traunstein. Kardinal Ratzinger stellte in seiner Autobiographie "Aus meinem Leben" 1998 dazu fest, es wäre gar nicht so "leicht zu sagen, wo ich eigentlich zu Hause bin. Mein Vater wurde als Gendarm wiederholt versetzt, so dass wir viel auf Wanderschaft waren, bis wir 1937, als er mit sechzig Jahren in Pension ging, das Haus in Hufschlag bei Traunstein beziehen konnten, das dann unsere eigentliche Heimat geworden ist."

Abgesehen von Sport war er ein Einser-Schüler. Trotz der finanziellen Belastung für die Eltern ist Joseph Ratzinger wie seine Geschwister im Internat zur Schule gegangen. Nach der Pensionierung des Vaters arbeitete die Mutter in der Saison als Köchin in Reit im Winkl.

Mit 14 Jahren wurde Ratzinger im Jahr 1941 nach damals geltendem Recht Angehöriger der Hitlerjugend. Im Alter von 16 Jahren wurde er als Flakhelfer für den Schutz einer BMW-Fabrik außerhalb Münchens eingesetzt. Auf die Frage eines Vorgesetzten nach seinem Berufsziel sagte er, er wolle Priester werden. 1944, in den letzten Tagen des Krieges, wurde er zur Grundausbildung eingezogen und ins österreichische Burgenland zum Reichsarbeitsdienst versetzt. Dort half er Panzersperren zu errichten. In den letzten Kriegstagen desertierte er. 1945 kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Er machte das Abitur auf dem Chiemgau-Gymnasium in Traunstein.

Studium

Von 1946 bis 1951 studierte Ratzinger an der Philosophisch-theologischen Hochschule in Freising sowie an der Herzogliches Georgianum der Universität München Katholische Theologie und Philosophie. In Freising trat er der K.St.V. Lichtenstein-Hohenheim zu Freising-Weihenstephan im KV bei.

Nach eigener Auskunft im Interview mit Peter Seewald wurden er und Kommilitonen besonders durch Werke von Gertrud von le Fort, Ernst Wiechert, Fjodor Dostojewski, Elisabeth Langgässer, Theodor Steinbüchel, Martin Heidegger und Karl Jaspers beeinflusst. Die drei letztgenannten empfand der junge Student als Umbruch aus der Dominanz des Neukantianismus. Als Schlüssellektüre las er das Werk von Steinbüchel Die Wende des Denkens. Zum Abschluss seines Studiums sah er sich bei den älteren Kirchenvätern eher zum tatkräftigen Augustinus als zu Thomas von Aquin hingezogen und bei den Scholastikern interessierte sich Ratzinger auch eher für den heiligen Johannes Bonaventura.

Akademische Karriere

Im Jahre 1953 wurde Ratzinger mit der Arbeit Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche an der Universität München zum Doktor der Theologie promoviert (u.a. gemeinsam mit Uta Ranke-Heinemann), 1957 habilitierte er sich an der Universität München im Fach Fundamentaltheologie mit der Schrift Die Geschichtstheologie des hl. Bonaventura.

Im Alter von 31 Jahren trat Ratzinger 1958 eine Professur für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising an. 1959 wurde er an der Universität Bonn zum ordentlichen Professor für Fundamentaltheologie ernannt. Seine Antrittsvorlesung hielt er über das Thema "Der Gott des Glaubens und der Gott der Philosophie". Den Bonner Lehrstuhl hatte er bis 1963 inne, als er Lehrstuhlinhaber des Seminars für Dogmatik und Dogmengeschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster wurde. Zu seiner dortigen Antrittsvorlesung am 28. Juni 1963 zum Thema Offenbarung und Überlieferung drängten sich Studierende und Dozenten in den völlig überfüllten Hörsaal 1 im Fürstenberghaus, um den bekannten Theologen zu sehen.

Von 1966 bis 1969 hatte er – wie Hans Küng – einen Lehrstuhl für katholische Dogmatik an der katholisch-theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen inne. 1969 wurde er an die Universität Regensburg berufen, wo er bis zu seiner Ernennung zum Erzbischof 1977 Dogmatik und Dogmengeschichte lehrte. Der spätere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm studierte u.a. Theologie bei Ratzinger.

Priester und Erzbischof

1951 empfing er zusammen mit seinem Bruder Georg Ratzinger das Sakrament der Priesterweihe durch den damaligen Erzbischof von München und Freising, Kardinal Michael von Faulhaber.

Während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) war Ratzinger auch Berater und Redenschreiber des Kölner Erzbischofs Joseph Kardinal Frings. Er vertrat dort eine reformorientierte Auffassung. In der ersten Rede Frings verlangte dieser – wie Kardinal Liénart aus Lille – dass nicht gleich abgestimmt werden dürfe, sondern dass die Konzilsteilnehmer zuerst Kontakt miteinander aufnehmen müssten, um zu entscheiden, wer für welche Kommissionen in Frage käme. Die von Ratzinger mitformulierte zweite Rede verlangte eine völlige Überarbeitung des von der Kurie vorgegebenen Textes über die Offenbarung. Die dritte von Frings gehaltene Rede gegen neuscholastische Erstarrung Roms und gegen Missstände im Heiligen Offizium verlangte transparentere Verfahren, wurde allgemein als Paukenschlag und als Brandrede gewertet und fand unter den Zuhörern des Zweiten Vatikanischen Konzils sehr starken Beifall. Die Rede machte auch Ratzinger einem weiten Kreis in der Kirche bekannt. Unter dem Schlagwort aggiornamento (in das Heute bringen) war er Anhänger einer Öffnung der Kirche. Diese liberale Grundeinstellung, mit der er die Veränderungen des Konzils befürwortete, relativierte sich jedoch in der Folgezeit– nach eigenen Angaben während der 68er Zeit u. a. in Tübingen – , da er den Glauben durch heraufkommende „Beliebigkeit“ gefährdet sah. In Universitätsveranstaltungen war es zum Teil zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen, die den jungen, eher zurückhaltenden Hochschullehrer getroffen haben mögen. Ratzinger: In diesen Jahren lernte ich, wann eine Diskussion aufhören mußte, weil sie sich in eine Lüge wandelte, und Widerstand muß einsetzen, um die Freiheit zu erhalten. Der einst als Reformer gehandelte Ratzinger wandelte sich zum Bewahrer und erhielt so sein konservatives Image. Diese Einstellung behielt er auch als Professor und Erzbischof von München und Freising bei. Von Papst Johannes Paul II., der Ratzinger schon während des 2. Vatikanums kennen lernte, wurde er deswegen auch zum Präfekten der Glaubenskongregation ernannt,

1976 wurde Ratzinger der Ehrentitel eines Päpstlichen Ehrenprälaten für besondere Verdienste um die Kirche verliehen.

Im März 1977 ernannte Papst Paul VI. Joseph Ratzinger zum Erzbischof von München und Freising. Die Bischofsweihe empfing er am 28. Mai durch den Bischof von Würzburg, Josef Stangl. Kokonsekratoren waren der Bischof von Regensburg, Rudolf Graber, sowie der Weihbischof von München und Freising, Ernst Tewes. Bereits zwei Monate später wurde er am 27. Juni zum Kardinal erhoben. Als solcher empfing er den polnischen Episkopat in München, darunter auch Karol Wojtyła, der bald darauf, nach dem kurzen Pontifikat von Johannes Paul I., zum Papst gewählt wurde. An beiden Wahlen war Ratzinger beteiligt. Ratzingers Bischofsmotto lautet: Cooperatores veritatis (lat, deutsch: Mitarbeiter der Wahrheit). In seinen Bischofswappen nahm er den Bären des heiligen Korbinian auf, des Gründerbischofs der Diözese München und Freising.

Der Legende nach hatte Korbinian seinen Gepäcksattel diesem Bären aufgelegt, nachdem der Bär Korbinians Pferd auf dem Weg nach Rom zerfleischt hatte. Erst in Rom ließ Korbinian den Bären wieder frei.

Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre

Joseph Ratzinger war vor seiner Wahl zum Papst Dekan des Kardinalskollegiums und seit dem 25. November 1981 Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre (Glaubenskongregation), der Nachfolgeorganisation der Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition (1908 umbenannt in Heiliges Offizium). Als Präfekt der Glaubenskongregation hatte Ratzinger einen Stab von 40 Mitarbeitern. 1992 ernannte ihn der Papst zum Titularbischof der suburbikarischen Diözese Velletri-Segni. Ab 1998 war Ratzinger Subdekan des Kardinalskollegiums und wurde 2002 zum Dekan des Kardinalskollegiums und damit zum Titularbischof von Ostia gewählt. Er war damit einer der bedeutendsten Kardinäle und galt theologisch und kirchenpolitisch als rechte Hand Papst Johannes Paul II.

Joseph Ratzinger war als Präfekt der Glaubenskongregation für die Ablehnung des Vatikans von pluralistischen Ansätzen in der Kirche, Forderungen nach Dezentralisation der Kirche, Priesterehen, Befreiungstheologie (massiver Konflikt mit Leonardo Boff und Gustavo Gutierrez), gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften, künstlichen Formen der Empfängnisverhütung, Schwangerschaftskonfliktberatung (Konflikte mit deutschen Bischöfen, insbesondere Bischof Franz Kamphaus) mitverantwortlich. Innerkirchliche Kritiker wie Roger Haight, Jacques Dupuis, Anthony de Mello und Tissa Balasuriya wurden mit Bußschweigen, Ämterverlust oder mit Exkommunikation bestraft.

Auch in Fragen der Ökumene wird er eher als Bremser gesehen, jedoch gestattete er dem Taizégründer und Protestanten Frère Roger bei der Messe zur Beerdigung Johannes Pauls II. die Teilnahme an der Kommunion, was allgemein als Sensation aufgenommen wurde, obwohl sie aus der Anerkennung des Primates des Papstes durch die Brüder von Taizé resultierte. Das umstrittene päpstliche Lehrschreiben Dominus Iesus, bei dem Ratzinger die Feder geführt hatte, richtete nach allgemeiner Einschätzung ökumenischen Schaden an.

Eine Beteiligung von Frauen am Priesteramt schloss er aus. Das Lehrschreiben Ordinatio Sacerdotalis von Johannes Paul II., das die Priesterweihe für Frauen ein für alle mal ausschließt, wurde von Ratzinger als unfehlbar dargestellt. Mit den deutschen Bischöfen, insbesondere mit Karl Kardinal Lehmann, hatte der ehemalige Kardinal Ratzinger Konflikte über die Möglichkeit der Teilnahme an der Kommunion durch geschiedene-wiederverheiratete Katholiken. Kardinal Lehmann lenkte ein, obwohl er nach allgemeiner Einschätzung über gute Argumente verfügte. Kardinal Lehmann wurde durch diesen Konflikt in der römischen Kurie bekannt.

Großen Anteil hatte Ratzinger am Katechismus für die Katholische Kirche (KKK, Weltkatechismus), in dessen dritten Teil u.a. die Sexualmoral in Glaubenssätzen und Lehrregeln der katholischen Kirche vorgegeben wird. Kritiker dieser konservativen Festlegungen werfen eine fehlende oder tautologische Begründung dieser Abschnitte vor, insbesondere dort, wo sie - zum Teil sehr weit - über jene der Zehn Gebote hinausgingen.

In seinem Aufruf, Politikern, die Abtreibung unterstützen, die Kommunion zu verweigern, sahen Kritiker eine Einmischung in den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2004 zu Lasten John Kerrys.

Anekdotisch erklärte Ratzinger als Kardinal, dass sein Doktorvater, der Fundamentaltheologe Clemens Gottlieb Söhngen, polemische Sentenzen aus seiner Dissertation als Indiz für bayerische Rauflust metaphorisch wertete. Entgegen dieser intellektuellen Streitlust wirkt Ratzinger im Umgang mit Menschen eher schüchtern. Im Vorwort des als Buch veröffentlichen Interviews mit Peter Seewald beschreibt dieser den Kardinal, wie er aus dem Auto steigt: Schließlich ging die Türe auf, und ein bescheidener, sehr weißhaariger und leicht zerbrechlich wirkender Mann trat in kleinen Schritten heraus....

Qualifikation zum höchsten Priesteramt

Seit Januar 2005 wurde Ratzinger in der Presse zunehmend als möglicher Nachfolger von Papst Johannes Paul II. gehandelt. Dies wurde jedoch oft wenig ernst genommen, denn bei vielen vergangenen Papstwahlen hat sich der römische Grundsatz bewahrheitet: Wer als Papst ins Konklave zieht, kommt als Kardinal wieder heraus. Auch das Time Magazine, das Ratzinger als papabile ansah, schrieb: Nicht jeder im Vatikan ist überzeugt, dass Ratzinger im Augenblick der richtige Mann wäre. Nicht nur Italiener, sondern auch viele nord- und südamerikanische Kardinäle wünschten sich lieber einen Italiener.

Die umfangreichen Aufgaben der römischen Weltkirche veranlassten Ratzinger selbst, den Papst wiederholt um seine Entlassung zu bitten, um sich in seiner bayerischen Heimat Pentling bei Regensburg dem Bücher schreiben widmen zu können. Zu seinem 75. Geburtstag stellte er das Rücktrittsgesuch, das traditionellerweise beim Erreichen dieses Alters eingereicht wird. Der Papst lehnte das Gesuch erwartungsgemäß ab und so setzte er den Dienst bis zum Tag seiner Wahl zum neuen Papst fort)

Am Vormittag des 8. April 2005 leitete Ratzinger in Rom die Begräbnisfeierlichkeiten für Papst Johannes Paul II. Im Zusammenhang mit dem Tode Johannes Pauls II. fiel ihm eine Schlüsselrolle zu. In seiner Funktion als Kardinalsdekan rief er die Kardinäle zum Konklave zusammen, hielt am 18. April 2005 eine vielbeachtete, seine Fähigkeiten unterstreichende Predigt u.a. gegen den Materialismus und leitete die Papstwahl.

Papst

Petersplatz: Deutsche und bayerische Fahnen

Am Nachmittag des 19. April 2005 wurde Joseph Kardinal Ratzinger zum 265. Papst in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche gewählt (siehe Hauptartikel zum Konklave 2005). Er gab sich den Papstnamen Benedikt XVI. Mit seiner Namenswahl spielt Ratzinger auf den Ordensgründer Benedikt von Nursia, Patron Europas, aber auch auf seinen Namensvorgänger Benedikt XV. (Pontifikat 1914-1922) an, der als "Friedenspapst" bezeichnet wurde, obwohl seiner Friedensinitiative bei den kriegsführenden Parteien des Ersten Weltkrieges kein Erfolg beschieden war. Vielleicht spielt die Namensgleichheit auch auf Benedikts XV. versöhnlichere Haltung nach den harten Auseinandersetzungen seines Vorgängers Papst Pius X. mit dem Modernismus an (vgl. Antimodernisteneid).

Benedikt XVI. ist der erste Deutsche als Papst seit Hadrian VI. vor 482 Jahren. Hadrian wurde in Utrecht in den heutigen Niederlanden geboren, das zu seinen Lebzeiten Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war und sich auch kulturell als Teil der "Deutschen Nation" (Niederdeutsche) betrachtete. Dies ist auch der Grund für die Beisetzung Hadrians in der deutschen Nationalkirche in Rom. Vor und nach Hadrian VI. kamen zahlreiche weitere Päpste beispielsweise aus den italienischen Gebieten des Heiligen Römischen Reiches (u. A. Toskana), die dennoch nie als "deutsche" Päpste bezeichnet wurden. Der letzte Papst, der auf dem heutigen Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland geboren wurde, war Papst Viktor II., der im Jahr 1055 sein Amt antrat.

Drei Tage vor seiner Wahl zum Papst wurde Joseph Ratzinger 78 Jahre alt und ist damit der älteste gewählte Kandidat seit Klemens XII. (1730). Benedikt XVI. spricht fließend Deutsch, Italienisch, Französisch, Latein, Englisch und Spanisch. Er liest außerdem Altgriechisch und Hebräisch.

Mitgliedschaften

Ordentliches Mitglied

  • KStV Lichtenstein-Hohenheim zu Freising-Weihenstephan (heute in Erfurt; KV)
  • 1964–1967 Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften (seit 1966 Korrespondierendes Mitglied)
  • 1966 Académie des sciences religieuses, Brüssel
  • 1986 KAV Capitolina zu Rom (Gründungsphilister; CV)
  • 1991 Europäische Akademie für Wissenschaften und Künste, Abteilung Theologie, Salzburg

Ehrenmitglied

Korrespondierendes Mitglied

  • 1966 Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften

Assoziiertes Mitglied

  • 1992 Membre Associé Etranger der Académie des Sciences Morales et Politiques de l’Institut de France, Paris [1]

Ehrungen

Ehrendoktorwürden

Ehrenbürgerwürden

Auszeichnungen

Anekdotisches

  • Wegen seines geschliffenen Redetalents trug Benedikt XVI. nach Angaben der Süddeutschen Zeitung vom 5. April 2005 als Kardinal den Spottnamen Goldmund, nach Hermann Hesses Roman Narziss und Goldmund. Benedikt XVI. zählt die Werke des frühexistentialistischen Hesse, z.B. Der Steppenwolf, zu seinen Lieblingsbüchern.
  • Als am 29. April 1951 Ratzinger das Sakrament der Priesterweihe durch den damaligen Erzbischof von München und Freising, Kardinal Michael von Faulhaber erhielt, und dieser ihm als Kardinal die Hand zum Segen auflegte, stieg eine Lerche vom Altar ins Kirchenschiff auf. Dazu sagte Ratzinger später: "Das war mir doch wie ein Zuspruch von oben. Es ist gut so, Du bist auf dem rechten Weg." Die Lerche ist eigentlich das Attribut der heiligen Koleta (Nicoleta), neben dem Lamm. Koleta gilt als Reformatorin des Klarissenordens.
  • Die Römer auf dem Petersplatz gaben Joseph Alois Ratzinger unmittelbar nach der Wahl zum Papst Benedikt XVI. den Kosenamen Papa Ratzi - eine Verballhornung des italienischen Begriffes Paparazzi für lästige Fotografen.
  • Als junger Mann hatte Ratzinger gegen die römischen Theologen geschrieben, es gehöre zu den moralischen Pflichten jedes Papstes, vor einer Entscheidung die Stimme der Kirche allumfassend zu hören. Die Kirche sei zu zentralistisch und zu sehr von Rom kontrolliert, sie habe zu straffe Zügel und zu viele Gesetze. Den Primat des Papstes zählte Ratzinger nicht zu den primären Elementen des Kirchenbegriffs, schon gar nicht könne es als sein eigentlicher Konstruktionspunkt gelten. Mit dem Wort katholisch sei die bischöfliche Struktur der Kirche ausgedrückt. Diese Sätze schrieb Ratzinger 1968 in seiner Einführung in das Christentum, die er in späteren Auflagen streichen ließ. Theologenspötter meinen, dass man bei Ratzinger wie bei Ludwig Wittgenstein von einem frühen und einem späten Ratzinger sprechen müsse, um seine Widersprüche zu erklären und fragen, ob nicht seine frühen Bücher auf den Index Librorum Prohibitorum gehörten. Der ehemalige Primas von Polen, Stefan Wyszyński, hatte laut Tagesspiegel vom 10. April 2005 die Bücher Ratzingers tatsächlich verboten.
  • Seit 1990 steht Benedikt XVI. unter seinem bürgerlichen Namen als Stern am Himmel: Weil der damalige Kardinal die vatikanischen Archive für die Wissenschaft geöffnet hatte, wurde ihm zu Ehren der Asteroid Nr. 8661 "Ratzinger" getauft. 8661 Ratzinger ist einer der zahllosen Miniplaneten, die zwischen Mars und Jupiter die Sonne umkreisen.

Stimmen zur Wahl

Die Wahl von Benedikt XVI. wurde in den Medien unterschiedlich aufgenommen. Die britischen Zeitungen kritisierten die Wahl eines ehemaligen Hitlerjungen. Die größte deutsche Zeitung, die Bildzeitung, titelte doppeldeutig patriotisch: "Wir sind Papst". Es gab neben wohlwollenden und begeisterten Stimmen überraschend viele skeptische oder gar ablehnende Äußerungen.

Siehe Hauptartikel Medien zur Wahl von Benedikt XVI.

Werke

  • Werte in Zeiten des Umbruchs, Freiburg im Breisgau 2005, ISBN 3-451-05592-9
  • Unterwegs zu Jesus Christus, Augsburg 2003, ISBN 3-936484-21-X
  • Glaube - Wahrheit - Toleranz. Das Christentum und die Weltreligionen, 2. Aufl., Freiburg i. Brsg. 2003, ISBN 3-451-28110-4.
  • Erklärung Dominus Iesus, Februar 2001, ISBN 3-717-11087-X
  • Gott ist uns nah. Eucharistie: Mitte des Lebens. Hrsg. von Horn, Stephan Otto/ Pfnür, Vinzenz, Augsburg 2001, ISBN 3-929246-69-4
  • Gott und die Welt. Glauben und Leben in unserer Welt. Ein Gespräch mit Peter Seewald, Köln 2000, ISBN 3-426-77592-1
  • Der Geist der Liturgie. Eine Einführung, 4. Aufl., Freiburg i. Brsg. 2000, ISBN 3-451-27247-4
  • Einführung in das Christentum (2000), ISBN 3-453-87942-2
  • Aus meinem Leben. (1927-1977), Stuttgart 1998, ISBN 3-453-16509-8
  • Vom Wiederauffinden der Mitte. Texte aus vier Jahrzehnten, Freiburg i. Brsg. 1997, ISBN 3-451-26417-X
  • Im Anfang schuf Gott. Vier Predigten über Schöpfung, Fall und Konsequenzen des Schöpfungsglaubens Johannes Vlg, Neuausg. 1996. ISBN 3-89411-334-0
  • Salz der Erde. Christentum und katholische Kirche an der Jahrtausendwende. Ein Gespräch mit Peter Seewald, Wilhelm Heyne Verlag, München, 1996, ISBN 3-453-14845-2
  • Das Fest des Glaubens. Versuche über die kirchliche Liturgie Johannes Vlg, 3. Aufl. 1993, ISBN 3-89411-199-2
  • Wahrheit, Werte, Macht. Prüfsteine der pluralistischen Gesellschaft, Freiburg/ Basel/ Wien 1993, ISBN 3-78200-812-X
  • Zur Gemeinschaft gerufen. Kirche heute verstehen, Freiburg/ Basel/ Wien 1991, ISBN 3-45122-299-X
  • Auf Christus schauen. Einübung in Glaube, Hoffnung, Liebe, Freiburg/ Basel/ Wien 1989, ISBN 3-45121-481-4
  • Abbruch und Aufbruch. Die Antwort des Glaubens auf die Krise der Werte, München 1988, ISBN 3-59730-061-8
  • Liturgie und Kirchenmusik. Vortrag zur Eröffnung des VIII. Internationalen Kongresses für Kirchenmusik in Rom im Europäischen Jahr der Musik am 17. November 1985 (Reden zur Musik) Sikorski, H, 1987, ISBN 3-920880-23-4
  • Kirche, Ökumene und Politik. Neue Versuche zur Ekklesiologie [Robert Spaemann zum 60. Geburtstag zugeeignet], Einsiedeln 1987, ISBN 3-89411-201-8
  • Politik und Erlösung. Zum Verhältnis von Glaube, Rationalität und Irrationalem in der sogenannten Theologie der Befreiung (= Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften: G (Geisteswissenschaften), Bd. 279), Opladen 1986, ISBN 3-53107-279-X
  • Die Krise der Katechese und ihre Überwindung. Rede in Frankreich Mit Reden v. Ryan, Dermot J; Danneels, Gotfried; Macharski, Franciszek (Sammlung Kriterien, 00064) Johannes Vlg, 1983, ISBN 3-89411-200-X
  • Theologische Prinzipienlehre. Bausteine zur Fundamentaltheologie (= Wewelbuch, Bd. 80), München 1982.
  • Das Fest des Glaubens. Versuche zur Theologie des Gottesdienstes, 2. Aufl., Einsiedeln 1981.
  • Eschatologie, Tod und ewiges Leben, Leipzig 1981.
  • Glaube, Erneuerung, Hoffnung. Theologisches Nachdenken über die heutige Situation der Kirche. Hrsg. von Kraning, Willi, Leipzig 1981.
  • Umkehr zur Mitte. Meditationen eines Theologen, Leipzig 1981.
  • Zum Begriff des Sakramentes (= Eichstätter Hochschulreden, Bd. 79), München 1979.
  • Die Tochter Zion. Betrachtungen über den Marienglaube der Kirche, Einsiedeln 1977.
  • Der Gott Jesu Christi. Betrachtungen über den Dreieinigen Gott, München 1976.
  • Dogma der Verkündigung, 3. Aufl., München 1973, ISBN 3-879-04050-8
  • Das neue Volk Gottes. Entwürfe zur Ekklesiologie (Topos-Taschenbücher, Bd. 1) Düsseldorf 1972.
  • Die Einheit der Nationen. Eine Vision der Kirchenväter (= Bücherei der Salzburger Hochschulwochen), Salzburg u.a. 1971.
  • Das Problem der Dogmengeschichte in der Sicht der katholischen Theologie (= Arbeitsgemeinschaft für Forschungen des Landes Nordrhein-Westfalen: Geisteswissenschaften, Bd. 139), Köln u.a. 1966.
  • Die letzte Sitzungsperiode des Konzils (= Konzil, Bd. 4), Köln 1966.
  • Ereignisse und Probleme der dritten Konzilsperiode (= Konzil, Bd. 3), Köln 1965.
  • Die erste Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ein Rückblick (= Konzil, Bd. 1), Köln 1963.
  • Das Konzil auf dem Weg. Rückblick auf die 2. Sitzungsperiode des 2. Vatikanischen Konzils (= Konzil, Bd. 2), Köln 1963.
  • Die christliche Brüderlichkeit, München 1960.
  • Habilitationsschrift: Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura, München 1959, Neuauflage im EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien ISBN 3-88096-081-X
  • Dissertationsschrift: Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche (= Münchner theologische Studien 2/7), München 1954, Neuauflage im EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien ISBN 3-88096-207-3

Literatur

  • John L. Allen: Cardinal Ratzinger. The Vatican's enforcer of the faith. Continuum, New York 2000. Englisch: ISBN 0826413617, Deutsch: ISBN 3491724570
  • Aidan Nichols: The Theology of Joseph Ratzinger. An Introductory Study. T & T Clark, Edinburgh 1988. Englisch: ISBN 0567291480
  • Karl Wagner: Kardinal Ratzinger. Der Erzbischof in München und Freising in Wort und Bild. Pfeiffer, München 1977. ISBN 3790402532
  • Pater Prior Maximilian Heim: Joseph Ratzinger - Kirchliche Existenz und existenzielle Theologie unter dem Anspruch von Lumen gentium (Doktorarbeit). ISBN 3631514565

Wiki-Links

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Weblinks

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