Édouard Philippe

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Édouard Philippe (2017)

Édouard Philippe [eˈdwaʁ fiˈlip] (* 28. November 1970 in Rouen) ist ein französischer Politiker (aktuell La République en Marche, früher Les Républicains). Seit 15. Mai 2017 ist er Premierminister von Frankreich.

Leben und Karriere

Philippes Eltern waren Französischlehrer. Philippe legte die Abiturprüfungen in Bonn ab, wo sein Vater damals Direktor der französischen Schule war.[1] Er absolvierte die École nationale d’administration (ENA, Jahrgang Marc-Bloch, 1995–1997)[2] und begann 1997 seine Karriere beim Conseil d’État, wo er sich auf Öffentliches Recht spezialisierte.[1] In dieser Zeit sympathisierte er mit Ideen der sozialdemokratischen, „modernen“ Linken um Michel Rocard.

2002, kurz nach dem ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl 2002, lud der Bürgermeister von Bordeaux und ehemalige Premierminister Alain Juppé Philippe ein, mit ihm an der Schaffung einer Partei der politischen Rechten zu arbeiten. Im November 2002 formierte sich aus mehreren Parteien des Mitte-Rechts-Spektrums die UMP (Union pour un mouvement populaire). Philippe wurde Verwaltungschef (directeur général des services) der UMP und hatte dieses Amt zweieinhalb Jahre inne. Er war ein Vertreter des liberalen Flügels der Partei und ein Vertrauter Juppés. Ab 2004 arbeitete er für die amerikanische Anwaltsfirma Debevoise & Plimpton LLP aus New York und wurde in den Regionalrat der Haute-Normandie gewählt.

Zur Politik war Philippe über den langjährigen Bürgermeister von Le Havre Antoine Rufenacht gekommen, einen Vertrauten des damaligen Präsidenten Jacques Chirac. 2010 wurde er Nachfolger von Rufenacht als Bürgermeister von Le Havre. Von 2012 bis 2017 war er Abgeordneter des 7. Wahlkreises des Départements Seine-Maritime in der Nationalversammlung. Dort war er Mitglied im Ausschuss für Verfassung, Gesetzgebung und Verwaltung.[3] Bei der Parlamentswahl 2017 kandidierte er nicht mehr, zu seiner Nachfolgerin wurde Agnès Firmin Le Bodo (LR) gewählt. 2016 war er Teilnehmer der Bilderberg-Konferenz.[4]

Er war Pressesprecher der erfolglosen Kampagne Juppés bei der Vorwahl für die Präsidentschaftskandidatur 2017.

Philippe während der 54. MSC 2018

Am 15. Mai 2017, einen Tag nach seinem Amtsantritt als Staatspräsident Frankreichs, ernannte Emmanuel Macron von der neuen Partei En Marche Édouard Philippe zum Premierminister, um seiner Regierung eine breite Mehrheit sicherzustellen.[5] Philippe trat damit die Nachfolge von Bernard Cazeneuve an, der nach der Präsidentschaftswahl konventionsgemäß den Rücktritt seines Kabinetts erklärt hatte.[6] Am 17. Mai 2017 stellte Philippe sein Kabinett der Öffentlichkeit vor, das sich entsprechend Macrons überparteilichen Vorstellungen aus Persönlichkeiten der Linken, der Rechten und des Zentrums zusammensetzte. Am 19. Juni 2017 trat er traditionell nach der Parlamentswahl als Premierminister zurück. Macron ernannte ihn aber direkt wieder zum Regierungschef.[7]

Ende Oktober 2017 wurden Philippe sowie Haushaltsminister Gérald Darmanin, Umweltstaatssekretär Sébastien Lecornu und die Abgeordneten Thierry Solère und Franck Riester aus ihrer Partei Les Républicains ausgeschlossen. Ihnen wurde vorgeworfen, Macron und dessen Partei unterstützt zu haben.[8] Ein vorheriger Versuch war am 24. Oktober 2017 noch am dafür notwendigen Quorum gescheitert.[9]

Im November 2017 ließ Philippe genderneutrale Schreibweisen in französischen Behörden abschaffen. Die Staatsverwaltung müsse sich „aus Gründen der Verständlichkeit und der Klarheit an die grammatischen und syntaktischen Regeln halten“, so die Begründung.[10]

Von 3. bis 16. Oktober 2018[11] übte Philippe nach dem Rücktritt Gérard Collombs zusätzlich interimistisch das Amt des Innenministers aus.[12]

Philippe verfasste zusammen mit dem früheren Vorwahldirektor Juppés, Gilles Boyer, zwei Politthriller: L’heure de vérité („Stunde der Wahrheit“) und Dans l’ombre („Im Schatten“).

Philippe ist verheiratet und hat drei Kinder.

Schriften

Siehe auch

Weblinks

Commons: Édouard Philippe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Valérie Peiffer, Pierre Simon, Pascal Mateo: Edouard Philippe de A à Z. lepoint.fr, 16. Dezember 2010, abgerufen am 17. Mai 2017 (französisch).
  2. Arrêté du 21 avril 1997 portant affectation aux cameres des élèves de la promotion 1995-1997 de l’Ecole nationale d’administration ayant terminé leur scolarité au mois de mars 1997. Réforme de de la l’état fonction et de la publique, décentralisation, in: Journal officiel de la République française 96, 24. April 1997, S. 6248, veröffentlicht auf legifrance.gouv.fr, abgerufen am 17. Mai 2017 (französisch).
  3. M. Edouard Philippe. Website der Assemblée nationale, abgerufen am 17. Mai 2017 (französisch).
  4. 2016 Bilderberg Meeting: Participants. Bilderbergmeetings.org, abgerufen am 17. Mai 2017 (englisch).
  5. Édouard Philippe nommé premier ministre . LeFigaro.fr, 15. Mai 2017, abgerufen am 17. Mai 2017 (französisch).
  6. Frankreich: Frankreichs Regierungschef Cazeneuve reicht Rücktritt ein. (Memento des Originals vom 29. Oktober 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zeit.de AFP-Artikel auf Die Zeit, 10. Mai 2017, abgerufen am 17. Mai 2017.
  7. RP ONLINE: Nach Sieg bei Parlamentswahl: Macron ernennt Philippe erneut zum Premierminister. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Juni 2017; abgerufen am 21. Juni 2017.
  8. Frankreichs Konservative werfen Premier aus Partei, ORF, 31. Oktober 2017, abgerufen am 1. November 2017
  9. Stefan Brändle: Frankreichs Republikaner gehen nach rechts. Der Standard, 28. Oktober 2017, abgerufen am selben Tage.
  10. Édouard Philippe bannit l'écriture inclusive de l'administration. 21. November 2017, abgerufen am 12. Juli 2019.
  11. Castaner wird neuer Innenminister Frankreichs. In: news.ORF.at. 16. Oktober 2018 (orf.at [abgerufen am 16. Oktober 2018]).
  12. Französischer Innenminister geht doch. In: news.ORF.at. 3. Oktober 2018 (orf.at [abgerufen am 16. Oktober 2018]).