Jüdisch-christlich-islamischer Dialog

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Gebiete mit vorherrschend abrahamitischen (rosa) oder fernöstlichen dharmischen (gelb) Religionen

Jüdisch-christlich-islamischer Dialog bezeichnet Gespräche zwischen drei der vier monotheistischen, abrahamitischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. Oft wird daher auch vom christlich-jüdisch-islamischen Trialog gesprochen.

Die drei Weltreligionen im Vergleich

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Judentum Christentum Islam
Gott Schma Jisrael:

Höre Israel, der Ewige ist unser Gott, der Ewige ist einzig.

Es gibt nur einen Gott, der ein dreieiniger Gott und dem Wesen nach eins ist.

Gott ist die Liebe. 1 Joh 4,8 EU

Sure 112: Sprich: Gott ist einer.

Schahāda: Es gibt keinen Gott außer Gott!

Offenbarung JHWH (adonai-elohim) offenbart sich den Menschen indirekt und schließt mit Abraham einen Bund.

Durch Mose (um 1250 v. Chr.) erhält das Volk Israel (Nachkommen Abrahams, Isaaks, Jakobs) die Tora, er offenbart sich direkt dem ganzen Volk, das Zeuge ist. Die Offenbarung ist abgeschlossen: Das Wort Gottes liegt endgültig in der Tora vor. Propheten tauchen auf, die weitere mindere Offenbarungen verkünden.

Gott offenbart sich den Menschen vor allem durch Menschen und schließt mit Abraham einen Bund.

Jesus selbst ist das Wort Gottes. In Jesu Leben, Opfertod, leiblichem Auferstehen offenbart Gott sein Wesen. Durch Jesus, den christlichen Messias, kommt der dem Abraham versprochene Segen zu allen Menschen. Die Offenbarung ist abgeschlossen: Das Wort Gottes ist Mensch geworden.

Gott offenbart sich den Menschen durch Menschen. Mit Abraham beginnt besondere Segensgeschichte.

Muhammad (571–632 n. Chr.) ist das Siegel der Propheten. Gott diktierte Muhammad (durch Gabriel) sein letztes und endgültiges Wort an die Menschheit: den Koran. Die Offenbarung ist abgeschlossen: Das Wort Gottes liegt als perfektes Buch vor.

Heilige Schrift Tanach (hebräische Bibel) Bibel: Altes und Neues Testament Koran: wörtliches Diktat Gottes
Abraham Stammvater des Volkes Israel Stammvater des Volkes Israel (Alter Bund). „Patriarch und Stammvater“ der Christen.[1] Urbild des Muslim, Stammvater der Ismaeliten
Jesus Jesus ist ein Jude ohne tiefere Bedeutung. Er ist nicht der Messias. Er ist der Christus, der Sohn Gottes, Sohn der Jungfrau Maria, ganz Mensch und zugleich ganz eins mit Gott-Vater und dem Heiligen Geist. Nur durch Jesus können alle Menschen am ewigen Leben teilhaben. Prophet, Diener Allahs, Sohn der Jungfrau Maria, sündenlos, predigte schon in der Wiege, Wundertäter, wurde nicht gekreuzigt, sondern zu Gott entrückt. Er ist, wie Adam, eine besondere Schöpfung Gottes, kein von Gott gezeugter Mensch und nicht dessen leiblicher Sohn.

Der Begriff „abrahamitisch“ leitet sich davon ab, dass sich alle drei Religionen auf Abraham, den Stammvater der Israeliten (Juden) nach der Hebräischen Bibel (Genesis 12–37), zurückführen lassen. Dessen Segen für die Völker ist nach dem Neuen Testament durch Jesus Christus auch den Christen zuteilgeworden. Nach dem Koran sind auch die Muslime (im engeren Sinne die Araber) als Nachkommen Ismails seine Nachkommen.

In der jüdischen Tradition trägt Abraham den Beinamen unser Vater. Wer zum Judentum übertritt, erhält einen hebräischen Namen mit dem Zusatz Sohn/Tochter von Abraham unserem Vater.[2]

„Ich sage euch aber, dass viele von Osten und Westen kommen und mit Abraham und Isaak und Jakob zu Tisch liegen werden in dem Reich der Himmel.“

„Die Schrift aber, voraussehend, dass Gott die Nationen aus Glauben rechtfertigen werde, verkündigte dem Abraham die gute Botschaft voraus: ‚In dir werden gesegnet werden alle Nationen.‘ Folglich werden die, die aus Glauben sind, mit dem gläubigen Abraham gesegnet.“

Galaterbrief 3,8f

„O Leute der Schrift, warum streitet ihr über Abraham, wo die Thora und das Evangelium doch erst (später) nach ihm herabgesandt worden sind? Habt ihr denn keinen Verstand? Ihr habt da über etwas gestritten, wovon ihr Wissen habt; weshalb aber streitet ihr über das, wovon ihr kein Wissen habt? Gott weiß Bescheid, ihr aber nicht. Abraham war weder Jude noch Christ; vielmehr war er lauteren Glaubens, ein Muslim (ein (Gott) ergebener Hanif), und kein Heide.“

3:65–67

Auch andere Religionsgemeinschaften wie die Bahai verstehen sich als abrahamitische oder abrahamische Religion und streben auf ihre Weise eine Verständigung der Vorgängerreligionen an.

Aktueller abrahamischer Trialog

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Formen des konkreten interreligiösen Dialogs der drei abrahamitischen Religionen sind:

Abrahamitische Ökumene

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Der Begriff „Abrahamitische Ökumene“ ist eine Erfindung der christlichen Theologen Hans Küng und Karl-Josef Kuschel. Sie wollen damit die Notwendigkeit eines Dialogs im Sinne einer Ausweitung der innerchristlichen Ökumene auf drei der vier abrahamitischen Religionen betonen.

Die Abrahamitische Ökumene nach Küng und Kuschel greift die Gemeinsamkeiten von Judentum, Christentum und Islam auf. Sie sehen ihre Wurzeln in dem Gott, der mit Abraham einen Bund geschlossen habe. Das Judentum ist die älteste Religion, die sich darauf begründet. In direkter Folge des Judentums steht das Christentum. Auch die christlichen Kirchen berufen sich auf den einen Gott JHWH. 600 n. Chr. empfing nach islamischer Auffassung Mohammed durch den einen Gott, der hier Allah (arabisch für Gott, so nennen z. B. arabische Christen Gott auch Allah)[9][10] genannt wird, den Islam. Insofern haben alle drei Religionen trotz ihrer unterschiedlichen Ausprägung gemeinsame Wurzeln.

Für Küng ist die Abrahamitische Ökumene ein Schritt auf das noch weiter gefasste Ziel, das er in seinem Projekt Weltethos entwickelt: Ein gemeinsamer ethischer Minimalkonsens aller Kirchen, Religionen (die vierte abrahamitische Religion ist das Bahaitum) und Kulturen.

Kritik an Begriff und Inhalt

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Da für weite christliche Kreise Ökumene auf Einheit – wenn auch in unterschiedlicher Gestalt und Verbindlichkeit – abzielt und diese derzeit im interreligiösen Dialog zwischen Muslimen, Juden und Christen weder denkbar noch unbedingt wünschenswert scheint, stellen diese den Begriff der Abrahamitischen Ökumene in Frage. Unter dieser Fragestellung wird teilweise vom Abrahamitischen Dialog gesprochen.

Vielfach wird auch der jüdisch-christliche Dialog deutlich vom christlich-islamischen Dialog unterschieden, da dieser durch die verbindliche Bedeutung des Tanach eine andere Qualität habe als der Dialog mit den Muslimen. Daher verwenden auch fast alle kirchlichen Dokumente der verschiedenen christlichen Konfessionen den Begriff Ökumene ausschließlich für ein innerchristliches Anliegen. Dies beruht darauf, dass durch die christliche Bibel des Tanach und des Neuen Testaments eine umfassende gemeinsame Grundlage für gemeinsames Glauben und Handeln gegeben ist, während insbesondere der Dialog mit den Muslimen einen mühsamen Prozess des Erarbeitens von Gemeinsamkeiten darstellt. Dies reicht bis dahin, dass Teile der Christenheit besonders mit Verweis auf die Rechtfertigungslehre und die Scharia die Frage stellen, ob Muslime und Christen überhaupt von demselben Gott reden. Vor diesem Hintergrund wird der Begriff der Abrahamitischen Ökumene als Gefährdung des sehr konkreten Prozesses der eigentlichen Ökumene verstanden, da er unterschiedliche Prozesse verbal gleichsetzt. Die Abrahamitische Ökumene wird vereinzelt von Feministinnen, Säkularen, Religionslosen oder Atheisten als Gefährdung humanistischer Standards wahrgenommen, zumal Scharia und Fiqh nicht verworfen würden.

  • Verwechslungsmöglichkeit: regional verbreitete, ältere Umschreibung des 50. Geburtstags: Abrahamstag
  • Blätter Abrahams. Beiträge zum interreligiösen Dialog, Zeitschrift, München, 2002 -
  • Eva Maria Hinterhuber: Abrahamischer Trialog und Zivilgesellschaft. Eine Untersuchung zum sozialintegrativen Potenzial des Dialogs zwischen Juden, Christen und Muslimen. Lucius und Lucius, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8282-0467-6
  • Othmar Keel: Selbstverherrlichung: die Gestalt Abrahams in Judentum, Christentum und Islam, Schwabe, Basel 2009, ISBN 978-3-7965-2583-4
  • Joachim Gnilka: Bibel und Koran. Herder, Freiburg 2004, ISBN 3-451-28316-6
  • Clauß Peter Sajak, Ann-Kathrin Muth: Standards für das trialogische Lernen. Interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen in der Schule fördern. Herbert Quandt-Stiftung (Hrsg.), Bad Homburg vor der Höhe 2011, ISBN 978-3-937831-19-0.
  • Roland Mugerauer: Gibt es eine wahre Religion? Eine systematisch-theologische und philosophische Einführung samt Wettbewerbsbeiträgen von Oberstufenschülern. Tectum – ein Verlag in der Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2018, ISBN 978-3-8288-4205-2.
  • Clauß Peter Sajak (Hrsg.): Trialogisch lernen. Bausteine für die interkulturelle und interreligiöse Projektarbeit. Klett - Kallmeyer, Seelze-Velber 2010, ISBN 978-3-7800-1044-5.
  • Deutsche Bischofskonferenz Hrsg.: Leitlinien für multireligiöse Feiern von Christen, Juden und Muslimen. Arbeitshilfe 170; 2003.
  • Dirk Chr. Siedler, Holger Nollmann (Hrsg.): Wahrhaftig sein in der Liebe! Christliche und islamische Perspektiven zum interreligiösen Dialog. 2. Aufl., Alektor, Berlin 2002, ISBN 978-3-88425-073-0.
  • Karl-Josef Kuschel: Streit um Abraham. Was Juden, Christen und Muslime trennt und was sie eint. Patmos, Düsseldorf 2001, ISBN 3-491-69030-7.
  • Beratungsstelle für christlich-islamische Begegnung der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche von Westfalen (Hrsg.): Erste Schritte wagen. Eine Orientierungshilfe für die Begegnung von Kirchengemeinden mit ihren muslimischen Nachbarn. Wuppertal 2001. (online (Memento vom 25. Januar 2007 im Internet Archive); PDF-Datei; 3,61 MB)
  • Hans Küng: Projekt Weltethos. Piper, München 1990, ISBN 3-492-03426-8.
  • Manfred Görg: In Abrahams Schoß. Christsein ohne Neues Testament. Patmos, Düsseldorf 1993, ISBN 3-491-77933-2.
  • Rachel de Boor, Jo Frank, Sonya Ouertani, Hakan Tosuner: „Und endlich konnten wir reden …“ Eine Handreichung zu jüdisch-muslimischem Dialog in der Praxis. Verlag Herder, Freiburg 2020, ISBN 978-3-451-38842-2.

Einzelnachweise

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  1. so Pius XI. zit. nach *Margherita Marchione: Yours Is a Precious Witness: Memoirs of Jews and Catholics in Wartime Italy. Paulist Press, Mahwah, NJ 1997, ISBN 0-8091-0485-7, S. 53. zit. nach en:Pope Pius XI
  2. Jüdische Identität. Die Bedeutung Abrahams im Judentum, deutschlandfunk.de
  3. The Levant Foundation, jüdisch-christlich-islamisches Postdoc-Programm an der Universität Genf
  4. JCM Ständige Konferenz zur Begegnung von Juden, Christen und Muslimen in Europa (JCM)
  5. Stiftung Stuttgarter Lehrhaus. Abgerufen am 11. April 2018.
  6. KCID Key Concepts in Interreligious Discourses (Memento vom 20. Januar 2021 im Internet Archive)
  7. https://cafeabraham.com/eine-seite/
  8. Abu Dhabi eröffnet Zentrum aus Synagoge, Kirche und Moschee. Jüdische Allgemeine, 18. Februar 2023
  9. Der Name Gottes: Allah - (Focus Online - Islamlexikon)
  10. Malaysias Christen dürfen Gott nicht "Allah" nennen - Nur Muslime dürfen in Malaysia ihren Gott "Allah" nennen. Dieses Urteil hat das Oberste Gericht des Landes gefällt. Christen sind empört: Sie benutzen das Wort seit Jahrhunderten. In: Der Spiegel vom 23. Juni 2014