Bundesratswahl 2023

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Das Bundeshaus in Bern (2023)
Beat Jans wurde neu in den Bundesrat gewählt.

Die Bundesratswahl 2023 (französisch Election du Conseil fédéral 2023, italienisch Elezione del Consiglio federale 2023, rätoromanisch Elecziun dal Cussegl federal 2023) fand am 13. Dezember 2023 statt. Bei der Gesamterneuerungswahl wählte die Vereinigte Bundesversammlung die sieben Mitglieder des Bundesrates. Im Anschluss wurden der Bundeskanzler, die Bundespräsidentin sowie die Vizepräsidentin des Bundesrats gewählt.

Alle sechs antretenden bisherigen Bundesräte wurden wiedergewählt. Beat Jans (SP/BS) wurde zum Nachfolger des nicht wieder antretenden Bundesrates Alain Berset (SP/FR) gewählt. Das beste Resultat erzielte der amtsälteste Bundesrat Guy Parmelin (SVP/VD) mit 215 von 246 möglichen Stimmen.

Als Nachfolger von Bundeskanzler Walter Thurnherr (Mitte/AG), der nicht zur Wiederwahl antrat, wurde der derzeitige Vizekanzler Viktor Rossi (GLP/BE) gewählt.

Wie erwartet wurde Bundesrätin Viola Amherd (Mitte/VS) als amtierende Vizepräsidentin turnusgemäss zur Bundespräsidentin gewählt. Neue Vizepräsidentin wurde Karin Keller-Sutter (FDP/SG).[1]

Ablauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusammensetzung der Fraktionen in der Bundesversammlung 2023–2027
26
50
11
46
39
74
26 50 11 46 39 74 
Insgesamt 246 Sitze

Die durch die Parlamentswahlen 2023 neu zusammengesetzte Vereinigte Bundesversammlung wählt alle Mitglieder des Bundesrates für die von 2024 bis 2027 dauernde Amtszeit. Die Sitze werden einzeln in der Reihenfolge des Amtsalters der Sitzinhaber bestellt. Zur Wahl ist das absolute Mehr der gültigen Stimmen erforderlich. Am Schluss wird die Nachfolge von SP-Bundesrat Alain Berset gewählt.

Die Vereinigte Bundesversammlung wählt in geheimer Wahl. In den ersten beiden Wahlgängen können alle wählbaren Personen gewählt werden. Wählbar sind alle stimmberechtigten Schweizer. Ab dem dritten Wahlgang sind keine neuen Kandidaturen zulässig. Es können nur noch Personen gewählt werden, die in den ersten beiden Wahlgängen Stimmen erhalten haben. Zudem scheidet aus, wer am wenigsten Stimmen erhält. Gewählt ist, wer das absolute Mehr erreicht.

Die Session begann mit den Abschiedsreden über und von Alain Berset und Walter Thurnherr. Darauf folgten die Ansprachen der Fraktionschefs zur Wahl. Alle 246 Mitglieder der Bundesversammlung waren anwesend.

Kandidaten der SP für den Sitz von Bundesrat Alain Berset[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die SP-Fraktion stellte mit Blick auf die Nachfolge von Alain Berset eine Findungskommission zusammen. Diese setzt sich aus der ehemaligen Genfer Ständerätin Liliane Maury Pasquier (Kommissionspräsidentin), der ehemaligen Berner Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer, der ehemaligen Luzerner Regierungsrätin Yvonne Schärli-Gerig und dem ehemaligen Urner Regierungsrat Markus Züst zusammen. Kandidaturen konnten bis zum 29. Oktober 2023 zuhanden der Findungskommission eingereicht werden.[2]

Folgende Personen gaben ihre offizielle Kandidatur für den Bundesrat zuhanden der Findungskommission der SP-Fraktion bekannt:

Die SP-Fraktion hat an ihrer Sitzung vom 25. November 2023 über ihren Wahlvorschlag («Ticket») zuhanden der Vereinigten Bundesversammlung entschieden. Nominiert wurde ein Zweierticket mit Beat Jans und Jon Pult.[9][10] Sprengkandidaturen sind jedoch nicht ausgeschlossen.[11]

Sprengkandidat der Grünen für einen der beiden FDP-Sitze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die FDP ist mit zwei Sitzen in Bezug zu ihrem Wähleranteil im Bundesrat übervertreten (vgl. Zauberformel 2023).[12][13] Um einen der beiden FDP-Sitze anzugreifen, stellten die Grünen den Freiburger Nationalrat Gerhard Andrey als Sprengkandidat auf.[11][14] Am 10. November 2023 wurde seine Kandidatur von der Grünen Fraktion der Bundesversammlung bestätigt.[15]

Kandidaten für den Sitz von Bundeskanzler Walter Thurnherr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die GLP-Fraktion hat am 30. Oktober 2023 den derzeitigen Vizekanzler Viktor Rossi zum Kandidaten nominiert.[16]

Die SVP-Fraktion nominierte am 3. November 2023 Nathalie Goumaz und Gabriel Lüchinger.[17]

Am 1. Dezember 2023 gab Lukas Gresch-Brunner (parteilos), derzeitiger Generalsekretär des Eidgenössischen Departements des Innern, seine Kandidatur bekannt.[18]

Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Wahl (Sitz von Guy Parmelin, SVP/VD)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Guy Parmelin
erster Wahlgang
ausgeteilte Wahlzettel 246
eingegangene Wahlzettel 246
leer 12
ungültig 1
gültig 233
absolutes Mehr 117
Guy Parmelin 215
Verschiedene 18

Zweite Wahl (Sitz von Ignazio Cassis, FDP/TI)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ignazio Cassis
erster Wahlgang
ausgeteilte Wahlzettel 246
eingegangene Wahlzettel 246
leer 5
ungültig 2
gültig 239
absolutes Mehr 120
Ignazio Cassis 167
Gerhard Andrey 59
Verschiedene 13

Dritte Wahl (Sitz von Viola Amherd, Die Mitte/VS)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viola Amherd
erster Wahlgang
ausgeteilte Wahlzettel 246
eingegangene Wahlzettel 246
leer 16
ungültig 2
gültig 228
absolutes Mehr 115
Viola Amherd 201
Verschiedene 27

Vierte Wahl (Sitz von Karin Keller-Sutter, FDP/SG)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karin Keller-Sutter
erster Wahlgang
ausgeteilte Wahlzettel 246
eingegangene Wahlzettel 246
leer 21
ungültig 1
gültig 224
absolutes Mehr 113
Karin Keller-Sutter 176
Anna Giacometti 15
Gerhard Andrey 15
Verschiedene 18

Fünfte Wahl (Sitz von Albert Rösti, SVP/BE)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albert Rösti
erster Wahlgang
ausgeteilte Wahlzettel 246
eingegangene Wahlzettel 245
leer 26
ungültig 2
gültig 217
absolutes Mehr 109
Albert Rösti 189
Verschiedene 28

Sechste Wahl (Sitz von Elisabeth Baume-Schneider, SP/JU)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elisabeth Baume-Schneider
erster Wahlgang
ausgeteilte Wahlzettel 246
eingegangene Wahlzettel 246
leer 28
ungültig 2
gültig 216
absolutes Mehr 109
Elisabeth Baume-Schneider 151
Gerhard Andrey 23
Eva Herzog 15
Verschiedene 27

Siebte Wahl (Sitz von Alain Berset, SP/FR, trat nicht zur Wahl an)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beat Jans
erster Wahlgang zweiter Wahlgang dritter Wahlgang
ausgeteilte Wahlzettel 246 246 245
eingegangene Wahlzettel 246 246 245
leer 3 0 0
ungültig 0 0 0
gültig 243 246 245
absolutes Mehr 122 124 123
Beat Jans 89 112 134
Daniel Jositsch 63 70 68
Jon Pult 49 54 43
Gerhard Andrey 30
Verschiedene 12 10

Wahl des Bundeskanzlers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viktor Rossi
erster Wahlgang zweiter Wahlgang
ausgeteilte Wahlzettel 246 246
eingegangene Wahlzettel 246 246
leer 0 0
ungültig 0 1
gültig 246 245
absolutes Mehr 124 123
Viktor Rossi (GLP/BE) 98 135
Gabriel Lüchinger (SVP/BE) 78 103
Lukas Gresch-Brunner (parteilos/LU) 45
Nathalie Goumaz (SVP/FR) 24
Verschiedene 1 7

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiedergewählte Bundesratsmitglieder
Bundesrat Partei Stimmen 2023 Stimmen bei letzter Wahl
Guy Parmelin SVP 215 191
Ignazio Cassis FDP 167 145
Viola Amherd Die Mitte 201 218
Karin Keller-Sutter FDP 176 169
Albert Rösti SVP 189 131E
Elisabeth Baume-Schneider SP 151 123E
E 
Erstwahl – da bei der Erstwahl meist eine Kampfwahl zwischen verschiedenen Kandidaten stattfindet, liegt die Stimmenanzahl bei der Erstwahl meist nur knapp über dem absoluten Mehr von jeweils ca. 120 Stimmen. Erst bei Wiederwahl zeigt sich ein gutes (über ca. 180 oder mehr) oder ein mittelmässiges (unter ca. 180) Resultat anhand der erzielten Anzahl Stimmen.

Departementsverteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Tag nach der Wahl hat der Bundesrat, in seiner künftigen Zusammensetzung ab 1. Januar 2024, die Verteilung der sieben Departemente vorgenommen und die Stellvertretungen geregelt.[19] Der durch den Rücktritt Alain Bersets freigewordene Vorsitz des Eidgenössischen Departements des Innern wurde durch die bisherige Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider (SP) übernommen. Der neugewählte Bundesrat, Beat Jans, übernahm im Gegenzug den Vorsitz des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements von Elisabeth Baume-Schneider. Die übrigen wiedergewählten Bundesräte behielten ihr bisheriges Departement.[20] Voraussichtlich am 10. Januar 2024 wird die Verteilung der Departemente formell bestätigt.[19]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mitte-Bundesrätin Viola Amherd ist Bundespräsidentin 2024. In: parlament.ch. 13. Dezember 2023, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  2. SP-Fraktion hat Ablauf und Kriterien für die Bundesratsersatzwahlen vom 13. Dezember 2023 festgelegt. In: sp-ps.ch. Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP), 2. September 2023, abgerufen am 3. Oktober 2023.
  3. Matthias Aebischer will Bundesrat werden. In: nzz.ch. 14. September 2023, abgerufen am 26. September 2023.
  4. Nachfolge von Alain Berset – Evi Allemann kandidiert erneut – mit valablen Chancen. In: srf.ch. Schweizer Radio und Fernsehen, 16. Oktober 2023, abgerufen am 16. Oktober 2023.
  5. Nachfolge von Alain Berset – Basler SP-Regierungspräsident Beat Jans will Bundesrat werden. In: srf.ch. Schweizer Radio und Fernsehen, 22. September 2023, abgerufen am 26. September 2023.
  6. Daniel Jositsch will SP-Bundesrat werden. In: blick.ch. 3. September 2023, abgerufen am 26. September 2023.
  7. Rennen um Berset-Nachfolge – Nordmann will Bundesrat werden. In: srf.ch. Schweizer Radio und Fernsehen, 4. Oktober 2023, abgerufen am 4. Oktober 2023.
  8. Nachfolge von Alain Berset – Jon Pult will SP-Bundesrat werden. In: srf.ch. Schweizer Radio und Fernsehen, 2. Oktober 2023, abgerufen am 2. Oktober 2023.
  9. Bundesratswahlen – SP-Prüfungskommission lässt alle sechs Kandidierenden zu. In: srf.ch. Schweizer Radio und Fernsehen, 4. November 2023, abgerufen am 4. November 2023.
  10. Bundesratswahlen 2023 – SP nominiert Beat Jans und Jon Pult für die Landesregierung. In: srf.ch. Schweizer Radio und Fernsehen, 25. November 2023, abgerufen am 25. November 2023.
  11. a b Angela Gross: «Arena» zur Bundesratswahl – Kommt es zum grossen Wahl-Chaos? In: srf.ch. Schweizer Radio und Fernsehen, 9. Dezember 2023, abgerufen am 9. Dezember 2023.
  12. Aline Trede über den FDP-Bundesratssitz. In: blick.ch. 5. November 2023, abgerufen am 11. November 2023.
  13. DV der Mitte – Pfister warnt FDP-Bundesräte vor «rücksichtloser Machtpolitik». In: srf.ch. Schweizer Radio und Fernsehen, 11. November 2023, abgerufen am 11. November 2023.
  14. a b Nur ein Grüner will Bundesrat werden. In: swissinfo.ch. 3. November 2023, abgerufen am 3. November 2023.
  15. Einziger Kandidat – Grüne Fraktion bestätigt Bundesratskandidatur von Gerhard Andrey. In: srf.ch. Schweizer Radio und Fernsehen, 10. November 2023, abgerufen am 10. November 2023.
  16. Nachfolge von Walter Thurnherr – Vizekanzler Rossi will neuer Bundeskanzler werden. In: srf.ch. Schweizer Radio und Fernsehen, 30. Oktober 2023, abgerufen am 3. November 2023.
  17. Bundeskanzler-Wahl – SVP nominiert Zweierticket für die Bundeskanzler-Wahl. In: srf.ch. Schweizer Radio und Fernsehen, 3. November 2023, abgerufen am 3. November 2023.
  18. Lukas Gresch-Brunner – Bundeskanzler: Parteiloser wirft seinen Hut in den Ring. In: srf.ch. Schweizer Radio und Fernsehen, 2. Dezember 2023, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  19. a b Bundesrat hat Departementsverteilung vorgenommen. In: admin.ch. 14. Dezember 2023, abgerufen am 17. Dezember 2023.
  20. Baume-Schneider und Jans - Überraschung bei der Departementsverteilung im Bundesrat. In: srf.ch. Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), 14. Dezember 2023, abgerufen am 14. Dezember 2023.