Mit ursprünglich etwa 700 und in der griechisch-römischen Zeit etwa 7000 Zeichen gehören die ägyptischen Hieroglyphen zu den umfangreicheren Schriftsystemen.[2] Von den vielen tausend Zeichen verwendet ein Schreiber der Ramessidenzeit nur höchstens um die 700.[3] Eine Reihenfolge ähnlich einem Alphabet existierte ursprünglich nicht. Erst in der Spätzeit wurden Einkonsonantenzeichen vermutlich in einer alphabetischen Reihenfolge angeordnet, die große Ähnlichkeiten mit den südsemitischen Alphabeten zeigt.[4]
Die Bezeichnung „Hieroglyphen“ ist die eingedeutschte Form des altgriechischenἱερογλυφικὰ γράμματαhieroglyphikà grámmata, deutsch ‚heilige Schriftzeichen‘ oder ‚heilige Einkerbungen‘, das aus ἱερόςhierós, deutsch ‚heilig‘ und γλύφωglýphō, deutsch ‚(in Stein) gravieren/ritzen‘, zusammengesetzt ist. Diese Bezeichnung ist die Übersetzung des ägyptischenzẖꜣ n.j mdw.w nṯr ‚Schrift der Gottesworte‘, das die göttliche Herkunft der Hieroglyphenschrift andeutet.
Geschichte
Frühzeit und Entstehung
Nach der altägyptischen Überlieferung hat Thot, der Gott der Weisheit, die Hieroglyphen geschaffen. Die Ägypter nannten sie daher „Schrift der Gottesworte“.
Die Anfänge dieser Schrift lassen sich bis in die prädynastische Zeit zurückverfolgen. Die früher gewöhnlich zugunsten der Keilschrift entschiedene Frage, ob die sumerische Keilschrift oder die ägyptischen Hieroglyphen die früheste menschliche Schrift darstellen, muss wieder als offen gelten, seit die möglicherweise bislang ältesten bekannten Hieroglyphenfunde aus der Zeit um 3200 v. Chr. (Naqada III) in Abydos aus dem prädynastischen Fürstengrab U‑j zum Vorschein gekommen sind.[6] Die nach Meinung Günter Dreyers voll ausgebildeten Hieroglyphen befanden sich auf kleinen Täfelchen, die – an Gefäßen befestigt – vermutlich deren Herkunft bezeichneten. Einige der frühen Zeichen ähneln sumerischen Schriftzeichen. Daher ist eine Abhängigkeit nicht ganz auszuschließen, aber auch in umgekehrter Richtung möglich. Diese Fragen werden kontrovers diskutiert.[7]
Die Hieroglyphenschrift begann offenbar als Notationssystem für Abrechnungen und zur Überlieferung wichtiger Ereignisse. Sie wurde rasch mit den zu kommunizierenden Inhalten weiterentwickelt und tritt bereits in den ältesten Zeugnissen als fertiges System auf.
Verbreitung
Die ägyptischen Hieroglyphen wurden zunächst überwiegend in der Verwaltung, später für alle Belange in ganz Ägypten benutzt. Außerhalb Ägyptens wurde diese Schrift regelmäßig nur im nubischen Raum verwendet, zunächst zur Zeit der ägyptischen Herrschaft, später auch, als dieses Gebiet eigenständig war. Um 300 v. Chr. wurden die ägyptischen Hieroglyphen hier von einer eigenen Schrift der Nubier abgelöst, der meroitischen Schrift, deren einzelne Zeichen jedoch ihren Ursprung in den Hieroglyphen haben. Die althebräische Schrift des 9. bis 7. Jahrhunderts v. Chr. benutzte die hieratischen Zahlzeichen, war ansonsten aber ein von der phönizischen Schrift abgeleitetes Konsonantenalphabet. Mit den Staaten des Vorderen Orients wurde vorwiegend in akkadischer Keilschrift kommuniziert. Es ist anzunehmen, dass sich die Hieroglyphen wesentlich schlechter zur Wiedergabe fremder Begriffe oder Sprachen eigneten als die Keilschrift.
Wie groß der Anteil der Schriftkundigen an der Bevölkerung Ägyptens war, ist unklar, es dürfte sich nur um wenige Prozent gehandelt haben: Die Bezeichnung „Schreiber“ war lange synonym mit „Beamter“. Außerdem gab es in griechischer Zeit in den Städten nachweislich viele hauptberufliche Schreiber, die Urkunden für Analphabeten ausstellten.
Späte Tradition und Untergang
Von 323 bis 30 v. Chr. beherrschten die Ptolemäer (makedonischeGriechen) und nach ihnen das römische und byzantinische Reich Ägypten, die Verwaltungssprache war deshalb Altgriechisch. Das Ägyptische wurde nur noch als Umgangssprache der eingesessenen Bevölkerung benutzt. Trotzdem wurde die Hieroglyphenschrift für sakrale Texte und das Demotische im Alltag verwendet. Die Kenntnis der Hieroglyphen wurde auf einen immer enger werdenden Kreis beschränkt, dennoch wurden ptolemäische Dekrete oft in Hieroglyphen geschrieben. So enthalten ptolemäische Dekrete die Bestimmung, dass sie „in Hieroglyphen, der Schrift der Briefe (d. h.: Demotisch) und in griechischer Sprache“ veröffentlicht werden sollten. Gleichzeitig wurden die Zeichen auf mehrere Tausend vervielfacht, ohne dass das Schriftsystem als solches geändert wurde.
In dieser Form begegneten interessierte Griechen und Römer dieser Schrift in der Spätantike. Sie übernahmen bruchstückhaft Anekdoten und Erklärungen für Lautwert und Bedeutung dieser geheimen Zeichen und gaben sie an ihre Landsleute weiter.
Mit der Einführung des Christentums gerieten die Hieroglyphen endgültig in Vergessenheit. Die letzte datierte Inschrift, das Graffito des Esmet-Achom, stammt von 394 n. Chr. Aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. stammt die Hieroglyphica des spätantiken Philosophs Horapollon, die eine Mischung aus richtigen und falschen Informationen zur Bedeutung der Hieroglyphen enthält, indem sie auch phonetische Zeichen als Logogramme auffasst und durch sachliche Übereinstimmungen zwischen Bild und Wort erklärt.
Entzifferung
In der islamischen Welt keimte das Interesse an den Hieroglyphen im 9. Jahrhundert wieder auf. So versuchte der irakische Gelehrte Ibn Wahschiyya im 9. oder 10. Jahrhundert eine Deutung mehrerer dutzend Zeichen und einiger Zeichengruppen, wobei er erkannte, dass die Schrift eine wesentliche phonetische Komponente hat, und einzelne Lautwerte korrekt zuwies.[8][9]
Während der Renaissance entstand auch in Europa ein Interesse an den Hieroglyphen. Aus den Hieroglyphen, die man für eine Bilderschrift hielt, entwickelte man eine eigene Bilderschrift, die Renaissance-Hieroglyphe. Die Angaben Horapollons führten noch die Bemühungen des deutschen Jesuiten und UniversalgelehrtenAthanasius Kircher und einiger anderer Gelehrten in die Irre. Kirchers Entzifferungsversuche wurden bald als falsch erkannt.
Entscheidende Fortschritte wurden durch den Stein von Rosetta möglich, der während Napoleons Ägyptenfeldzug bei Schanzarbeiten nahe der Stadt Rosetta gefunden wurde. Er enthält ein griechisch, hieroglyphisch-ägyptisch und demotisch geschriebenes Dekret aus der Ptolemäerzeit, wodurch er einen idealen Anknüpfpunkt für weitere Untersuchungen darstellte. 1802 gelang dem Schweden Johan David Åkerblad die Entzifferung einzelner demotischer Wörter auf dem Stein von Rosetta, 1814 erreichte der englische Physiker Thomas Young weitere Fortschritte beim Verständnis des demotischen Textes, außerdem erkannte er die Verwandtschaft des Demotischen mit den Hieroglyphen. Zwei Jahre später entdeckte er für viele hieratische Zeichen ihre hieroglyphischen Gegenstücke. Jean-François Champollion zeigte anhand der Kartuschen für Ptolemaios VIII., Kleopatra II. und Kleopatra III., dass auch die Hieroglyphen phonetische Zeichen besaßen.[10] Durch den Vergleich mit weiteren bekannten Königsnamen, besonders Namen römischer Kaiser, gewann Champollion die Lautwerte vieler Hieroglyphen. Auf diesen Entdeckungen aufbauend konnte Champollion durch den Vergleich ägyptischer Texte mit dem Koptischen zahlreiche weitere Zeichen entziffern und damit Grammatik und Wortschatz des Ägyptischen erschließen. 1822 hatte Champollion es geschafft, die Hieroglyphen im Wesentlichen zu entziffern. Allerdings ging Champollion davon aus, dass die phonetischen Zeichen jeweils nur für einen Konsonanten standen. Erst mit den von Richard Lepsius entdeckten Mehrkonsonantenzeichen und phonetischen Komplementen konnte das ägyptische Hieroglyphensystem vollständig entschlüsselt werden.[11][12]
Altägyptische Schriftsysteme
Je nach Schreibmaterialien und Verwendungszweck lassen sich verschiedene Schriften unterscheiden: zunächst die Hieroglyphen und eine kursive Variante, das Hieratische. Obwohl die Zeichen unterschiedliche Formen annahmen, blieb das Funktionsprinzip der Hieroglyphenschrift erhalten. Die viel jüngere demotische Schrift stammt wiederum von der hieratischen Schrift ab und hat nur noch wenig Ähnlichkeit mit den Hieroglyphen.
Hieroglyphen
Hieroglyphen sind eine auf die Verwendung an Tempel- und Grabwänden ausgerichtete Monumentalschrift. Das Schriftsystem enthält neben orthographischen Aspekten viele Eigenheiten, die sich ausschließlich mit der ornamentalen Wirkung, der Platzausnutzung oder magischen Sichtweisen erklären lassen. Wie einige besonders gut erhaltene Beispiele noch zeigen – so etwa die Inschriften in den Gräbern im Tal der Könige –, wurden die Hieroglyphen ursprünglich vielfach farbig geschrieben. Die Farbe entsprach teils der Naturfarbe des dargestellten Gegenstandes, teils war sie rein konventionell festgelegt. In Einzelfällen konnte allein die Farbe zwei ansonsten formgleiche Schriftzeichen unterscheiden. Dies gilt besonders für mehrere Hieroglyphen mit rundem Umriss.
Ägyptische Wörter werden auch innerhalb eines Textes durchaus variabel geschrieben. Die Hieroglyphenschrift ist trotz der starken Bildhaftigkeit, derer sich die Ägypter bewusst waren, kaum eine Bilderschrift.
Hieratische Schrift
Die hieratische Schrift ist ebenso alt wie die Hieroglyphenschrift. Sie ist eine kursive Variante der Hieroglyphenschrift, die zum Schreiben mit einer Binse auf Papyrus oder ähnlich geeignetem Material (wie Ostraka aus Kalkstein oder Ton) konzipiert war. Zunächst wurde sie auch für allgemeine Texte verwendet, religiöse Texte wurden im Mittleren Reich teilweise auf Papyrus in Hieroglyphen geschrieben; erst mit der Einführung des Demotischen als Alltagsschrift wurde sie auf die Niederschrift religiöser Texte beschränkt. Daher rührt auch ihr von Herodot überlieferter griechischer Name.
Das Hieratische bildet die gleichen Elemente wie die Hieroglyphen ab. Dadurch, dass sie schnell geschrieben wurden, flossen die Zeichen häufiger ineinander und abstrahierten im Laufe der Zeit immer stärker von den bildhaften Hieroglyphen; dennoch blieben die Prinzipien des Schriftsystems die gleichen. Die folgende Tabelle stellt einigen Hieroglyphen ihre hieratischen Entsprechungen gegenüber:
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Hieroglyphen
Hieratisch
Zeichennummer
A1
D4
F4
N35
V31
Z2
Kursivhieroglyphen
Am Ende des Alten Reiches spaltete sich aus dem frühen Hieratisch eine Schriftform ab, die auf Särge und Papyri geschrieben wurde und sich im Gegensatz zum Hieratischen zwar an das Schreibmaterial anpasste, aber den hieroglyphischen Formen nahe blieb. Bis zur 20. Dynastie wurden religiöse Texte in dieser Schrift geschrieben, danach wurde sie weitgehend vom Hieratischen abgelöst.
Demotische Schrift
Um 650 v. Chr. wurde eine noch flüssigere und stärker von den Hieroglyphen abstrahierende Kursivschrift entwickelt, die demotische Schrift, auch Volksschrift genannt. Sie entstand als Kanzleischrift und wurde zur Gebrauchsschrift in Ägypten, bis sie im 4./5. Jahrhundert n. Chr. von der koptischen Schrift, einer um einige demotische Zeichen ergänzten Form der griechischen Schrift, abgelöst wurde. Auch wenn die demotische Schrift ihre Grundprinzipien mit den Hieroglyphen teilt, kann sie aufgrund größerer Abweichungen kaum noch als Subsystem der Hieroglyphen verstanden werden.
Die Hieroglyphenschrift
Schriftrichtung
Ursprünglich wurden die Hieroglyphen meist in Spalten (Kolumnen) von oben nach unten und von rechts nach links geschrieben, aus graphischen Gründen konnte die Schreibrichtung jedoch variieren. In seltenen Fällen wurden Hieroglyphen als Bustrophedon geschrieben. Die Schriftrichtung ist sehr leicht festzustellen, da die Zeichen immer in Richtung Textanfang gewandt sind, also dem Leser „entgegenblicken“. Am deutlichsten wird dies bei der Darstellung von Tierformen oder Menschen. In einzelnen Fällen wie beispielsweise auf den Innenseiten von Särgen liegt jedoch eine retrograde Schrift vor, in der also die Zeichen gerade dem Textende zugewandt sind; dies gilt etwa für viele Totenbuchmanuskripte und könnte spezielle religiöse Gründe haben (Totenbuch als Texte aus einer „Gegenwelt“ o. Ä.).
Die Worttrennung wurde in der Regel nicht angegeben, jedoch lässt sich das Ende eines Wortes häufig an dem das Wort abschließenden Determinativ erkennen.
Funktionen der Schriftzeichen
Ägyptische Hieroglyphen können die Funktion von Phonogrammen, Ideogrammen oder Determinativen übernehmen. Die meisten Hieroglyphen können eine oder maximal zwei dieser Funktionen übernehmen, einzelne auch alle drei. Welche Funktion ein Zeichen hat, zeigt der Kontext, in vielen Fällen lassen sich die Verwendungen kaum abgrenzen. So ist das Zeichen
Ideogramm in
rꜥ(w) (Sonnengott) „Re“, in der vollständigeren Schreibung des gleichen Wortes als
dient es nur als Determinativ; das Zeichen
wird im Wort
pr(j) „herausgehen“ als Phonogramm pr aufgefasst, während es in
pr(w) „Haus“ als Logogramm fungiert. Aufschluss darüber, ob und wie ein Zeichen gelesen werden kann, gibt im Allgemeinen die Zeichenliste der Egyptian Grammar von Alan Gardiner,[13] die jedoch nicht vollständig und in Einzelfällen überholt ist.
Als Phonogramme werden solche Zeichen bezeichnet, die einen bestimmten Lautwert wiedergeben. Grundsätzlich gibt es wie im traditionellen Arabisch oder Hebräisch keine Zeichen für Vokale, sondern nur Zeichen für Konsonanten. Dabei verfügt das hieroglyphische Ägyptisch über Zeichen für einzelne Konsonanten (so genannte Einkonsonantenzeichen) und Zeichen für Folgen von Konsonanten (Mehrkonsonantenzeichen), wie zum Beispiel das Zweikonsonantenzeichen
/w/+/n/ wn oder das Dreikonsonantenzeichen
/ḥ/+/t/+/p/ ḥtp. Für die Verwendung eines Mehrkonsonantenzeichens war es unerheblich, ob in der Aussprache des Wortes zwischen den Konsonanten ein Vokal vorhanden war oder nicht.[14]
Der Lautwert der Phonogramme hängt in vielen, aber nicht in allen Fällen, historisch mit dem gesprochenen Wort zusammen, das durch die jeweiligen Zeichen dargestellt wird: zum Beispiel steht
für den IPA-Lautwert /r/ (Transkription: r) und stellt einen Mund, ägyptisch
rꜣ dar. Ebenso steht
für den Lautwert tp und stellt einen Kopf, ägyptisch
Ein einfaches hieroglyphisches Alphabet wird in der modernen Wissenschaft mit gut zwei Dutzend Zeichen gebildet, die jeweils einen einzelnen Konsonanten wiedergeben, also eine Art „konsonantisches Alphabet“ darstellen.[16] Obwohl schon mit den Einkonsonantenzeichen die Wiedergabe des Ägyptischen möglich gewesen wäre, waren die Hieroglyphen aber nie eine reine Alphabetschrift. Die Einkonsonantenzeichen werden heute gerne zum Lernen der altägyptischen Sprache und zur Wiedergabe moderner Eigennamen verwendet, wobei hier die moderne wissenschaftliche Behelfsaussprache der Zeichen zugrunde gelegt wird, die in vielen Fällen nicht mit der ursprünglichen ägyptischen Lautung identisch ist. Aus wissenschaftshistorischen Gründen werden nämlich in der ägyptologischen Behelfsaussprache fünf bzw. sechs Konsonanten als Vokale ausgesprochen, obwohl sie in der klassischen ägyptischen Sprache Konsonanten bezeichnet hatten.
Die meisten Mehrkonsonantenzeichen sind Zweikonsonantenzeichen, bspw.:
ḥr,
jr und
nw.
Einige wenige Mehrkonsonantenzeichen können mehrere verschiedene Lautbestände darstellen, so zum Beispiel:
, das – je nach Wort – für ꜣb oder mr[19] stehen kann. Der gemeinte Lautbestand wird im Regelfall durch sogenannte Phonetische Komplemente vereindeutigt, die jedoch auch in eindeutigen Fällen gerne benutzt werden: so wird ꜣb gewöhnlich
ꜣb-b geschrieben, die Transkription lautet jedoch nur ꜣb; mr jedoch
mr-m-r, die Transkription lautet ebenfalls nur mr. Aber auch das unzweideutige
mn wird fast immer
mn-n (mn) geschrieben. Wird das mehrdeutige Mehrkonsonantenzeichen nicht durch solche Einkonsonantenzeichen vereindeutigt, ergibt sich die Lesung im Regelfall aus dem Kontext.
Zeichen für mehr als zwei Konsonanten sind in einigen Fällen schwer von den Logogrammen (siehe unten) abzugrenzen, zum Beispiel kommt das Zeichen
, das der Konsonantenfolge sḫm entspricht, nur in Wörtern vor, die mit den Begriffen „Macht“/„mächtig“/„mächtig werden“ (ägypt. sḫm) etymologisch zusammenhängen. Es kann daher ebenso gut als Logogramm aufgefasst werden.
Logogramme und Ideogramme
Ideogramme (Wortzeichen) stehen für ein bestimmtes Wort oder einen Wortstamm. Häufig wird auf die Funktion eines Zeichens als Logogramm/Ideogramm mittels eines sog. Ideogrammstrichs
explizit hingewiesen. Häufig, aber nicht immer besteht ein offensichtlicher Zusammenhang zwischen dem abgebildeten Objekt und dem mit dem Logogramm bezeichneten Wort. So steht das Zeichen
, das einen Hausgrundriss darstellt, in der Schreibung
für „Haus“ (ägyptisch: prw) und das Zeichen
, das die Sonne darstellt, in der Schreibung
für das Wort für den Sonnengott, Re (rꜥw). Die Zahl der Wörter, die mit solchen Zeichen geschrieben wurden, ist jedoch gering, die Mehrzahl der Wörter wurden mit Phonogrammen geschrieben; dabei nimmt die logographische Schreibung vom Alten Reich an immer mehr ab und wird häufig durch phonetische Schreibungen mit Determinativ ersetzt. Der Logogrammstrich wird vor allem seit dem Neuen Reich im Hieratischen auch hinter Zeichen anderer Funktionen (insbesondere bei Determinativen) gesetzt.
Determinative
Da mit Hieroglyphen nur die Konsonanten, nicht die Vokale, bezeichnet wurden, ergaben sich viele Wörter unterschiedlicher Bedeutung, die gleich geschrieben wurden, da sie den gleichen Konsonantenbestand hatten. Das Determinativ verkörperte ursprünglich als ein bildhaft vereinigendes Schriftzeichen die ihm zugrunde liegenden Phonogramme. Erst später sollten die Determinative mit anderen allgemeinen Begriffen verbunden werden. So wurden den meisten Wörtern sogenannte Determinative (auch Klassifikatoren oder Deutzeichen) zugesetzt, die die Bedeutung näher erklären. So bedeutet die Hieroglyphe „Haus“ mit dem Konsonantenbestand pr ohne Determinativ das Wort „Haus“ (ägyptisch pr(w)), mit zwei laufenden Beinen als Determinativ bedeutet es „herausgehen“ (ägyptisch pr(j)). Auch Namen wurden determiniert, ebenso manche Pronomina. Königs- oder Götternamen wurden durch die Kartusche, einer Schleife um das Wort, hervorgehoben.
Die folgende Tabelle nennt einige Wörter, die alle den Konsonantenbestand wn aufweisen und nur durch ihre Determinative unterschieden werden können:[20]
schlecht, übel, unzureichend, u. Ä.; Schlechtes, Übles, Unzureichendes
wn
kahl (werden)
Haarbüschel
Haar, haarig; Trauer, traurig
Dazu ist jedoch anzumerken, dass sich das System der Determinative im Verlauf der ägyptischen Sprachgeschichte erst im Mittleren Reich voll stabilisiert hatte, während das Ägyptische des Alten Reiches noch mehr spezielle oder ad hoc gebildete Determinative verwendete. Im Neuen Reich nahm der Gebrauch weniger, besonders generischer Determinative weiter zu; teilweise konnte ein Wort hier mit mehreren Determinativen gleichzeitig geschrieben werden.
Weitere Beispiele für Determinative sind:
Frau, weiblich
Kind
Mann
König
Kraft erfordernd
Bewegung
Dinge aus Holz
Phonetische Determinative
Gelegentlich wurden Determinative und die vorangehenden Phonogramme offenbar als Einheit empfunden, so dass Determinative in seltenen Fällen zusammen mit Phonogrammen in andere Wörter gleichen Lautbestandes verschleppt wurden, so beispielsweise
, das aus
jb „Bock“ stammte, im Wort
jb(j) „durstig sein“. Aus solchen Schreibungen konnten auch neue Phonogramme entstehen, wie
[22]ḥn.t (möglicherweise daher ḥnˀ.t zu lesen) „Pelikan“ verwendet.
Kalligraphische Besonderheiten
Anordnung
In hieroglyphischen Inschriften wurden die Zeichen meist nicht einfach aneinandergereiht, sondern zu rechteckigen Gruppen zusammengefasst. So wurde das Wort sḥtp.n=f „er stellte zufrieden“ im Mittleren Reich folgendermaßen geschrieben:
Dies wird von oben nach unten und von links nach rechts in folgender Reihenfolge gelesen:
1
2
5
6
3
4
7
Manche Zeichen wurden vertauscht, damit es zu keiner Lücke kam; in anderen Fällen wurden zwei Zeichen vertauscht, um den Platz optimal auszunutzen und keine irritierenden Lücken entstehen zu lassen:
statt
. Insbesondere lassen Zeichen mit einem freien Raum hinter sich das ihnen folgende Zeichen vor sich treten:
statt des sehr seltenen
ꜣḥ.t „Acker“. Aus Ehrfurcht wurden bestimmte Wörter in der Schrift stets vorangestellt:
ḥqr „hungern“. Oft wurde von Menschen nur der Oberkörper mit Kopf geschrieben, Tiere wurden dagegen gerne durchgestrichen; eine weitere Möglichkeit bestand darin, Determinative, die ein Lebewesen darstellten, durch ein Ersatzzeichen, meist
, das später im Hieratischen für alle schwer zu zeichnenden Determinative eintrat, zu ersetzen.
Gruppenschrift
Als Gruppenschrift oder Syllabische Schreibung bezeichnet man eine besondere Verwendung der Hieroglyphen, die sich ansatzweise schon im Alten Reich findet, in vollem Umfang aber erst im Neuen Reich speziell für Fremdwörter und einzelne ägyptische Wörter verwendet wurde. Im Gegensatz zu der normalen Verwendung der Hieroglyphen deuten Gruppenschreibungen nach der Interpretation einiger Wissenschaftler Vokale an. Dabei stellen Gruppen von ein bis drei Hieroglyphen eine ganze Silbe dar, wobei diese Silbengruppen teilweise aus Ein- und Zweikonsonantenzeichen, teilweise aus ein- oder zweikonsonantigen Wörtern (wie j „oh“ für „ˀa“ o. Ä.) bestehen. Inwieweit die Gruppenschreibungen eindeutige vokalische Lesungen ermöglicht, ist nicht ganz geklärt. W. Schenkel und W. Helck[24] vertreten beispielsweise die Theorie, dass nur die Vokale i und u, aber nicht a eindeutig wiedergegeben werden konnten. Ein Beispiel ist die hieroglyphische Schreibung des Namens der kretischen Stadt Amnissos:
Würde man die Hieroglyphen entsprechend ihrem normalen Lautwert lesen, erhielte man jmnyšꜣ, nach der allgemein anerkannten Forschungsmeinung steht dies in der Gruppenschreibung für die Konsonantenfolge ˀ-m-n-š; nach Schenkel und Helck lässt sich diese Lesung zu ˀ(a)-m(a)-ni-š(a) präzisieren. Auch wenn in Fällen wie diesem die Annahme einer eindeutigen Wiedergabe der Vokale plausibel erscheint, ermöglicht die Materialmenge bislang keine eindeutige Entscheidung. Die Schreibung fremder Wörter mit Gruppenschrift hat Parallelen in anderen Schriftsystemen; so gibt es im Japanischen zur Notation von Wörtern aus fremden Sprachen ein spezielles Syllabar (Katakana).
Die Ägypter verwendeten als Schriftmedien Stein, Ton und Rollen aus Papyrus, Leder und Leinen, die sie gelegentlich kunstvoll mit kolorierten Bildern versahen. Die Werkzeuge des Schreibers waren:
ein meist hölzernes Etui mit mehreren Schreibröhren, die am Ende entweder flachgehämmert oder schräg geschnitten waren,
eine Platte als Unterlage und zum Glätten des Papyrus,
ein Vorrat an schwarzer Tinte (aus Rußpulver, als Bindemittel wird Gummi arabicum verwendet),
und einer mit roter Tinte für Titel, Überschriften und Kapitelanfänge (siehe Rubrum), nicht jedoch für Götternamen (aus Zinnoberpulver, einer Quecksilber-Schwefel-Verbindung oder aus Bleioxid),
ein Fässchen für Wasser, mit dem die Tinte angerührt wird sowie
ein Messer zum Schneiden des Papyrus.
Der längste erhaltene Papyrus misst 40 Meter. Leder wurde vorwiegend für Texte von großer Bedeutung verwendet.
Die Kenntnis des Schreibens war mit Sicherheit eine der Grundvoraussetzungen für alle Arten einer Laufbahn im Staat. Es gab auch keine eigene Bezeichnung für den Beamten – „sesch“ heißt sowohl „Schreiber“ als auch „Beamter“. Über das Schulsystem ist überraschend wenig bekannt. Für das Alte Reich wird das Famulussystem angenommen: Schüler lernten das Schreiben bei den Eltern oder wurden einem anderen Schreibkundigen unterstellt, der die Schüler zunächst für Hilfsarbeiten benutzte und ihnen dabei auch das Schreiben beibrachte.[25] Ab dem Mittleren Reich gibt es vereinzelte Belege für Schulen, die aus dem Neuen Reich gut bezeugt sind. Die Ausbildung zum Schreiber begann mit einer der Kursivschriften (Hieratisch, später Demotisch). Die Hieroglyphen wurden später gelernt und aufgrund ihrer Eigenschaft als Monumentalschrift nicht von jedem Schreiber beherrscht. Die Schrift wurde hauptsächlich durch Diktate und Abschreibübungen, die in einigen Fällen erhalten sind, gelehrt, faule Schüler wurden durch Züchtigungen und Gefängnisstrafen diszipliniert.
Aus dem Mittleren Reich stammt das Buch Kemit, das anscheinend speziell für den Schulunterricht geschrieben wurde. Die Lehre des Cheti beschreibt die Vorzüge des Schreiberberufes und zählt die Nachteile anderer, meist handwerklicher und landwirtschaftlicher Berufe auf.
Aussprache
Da die Hieroglyphenschrift zu einer Sprache gehört, deren Abkömmling, die koptische Sprache, spätestens seit dem 20. Jahrhundert mit Verdrängung des Koptischen als Verkehrssprache durch das Arabische ausgestorben ist (die koptische Kirche verwendet allerdings nach wie vor teilweise die koptische Sprache zu kultischen Zwecken) und in der Hieroglyphenschrift keine Vokale notiert werden, ist die Rekonstruktion der ägyptischen Wörter und die Transkription hieroglyphischer Namen und Wörter in moderne Alphabete nicht eindeutig. So kommen die recht verschiedenen Schreibweisen des gleichen Namens zustande, wie zum Beispiel Nofretete im Deutschen und Nefertiti im Englischen für ägyptisch Nfr.t-jy.tj. Neben dem Koptischen und den hieroglyphischen Schreibungen selbst geben die strittigen afroasiatischen Lautkorrespondenzen und Nebenüberlieferungen wie griechische und keilschriftliche Umschreibungen Hinweise auf die Aussprache ägyptischer Namen und Wörter. Das aus diesen Überlieferungen resultierende Urkoptisch, eine Sprache mit hieroglyphischem Konsonantenbestand und rekonstruierten Vokalen, wurde in verschiedenen Filmen (meist mit zweifelhaften Ergebnissen) aufgegriffen, unter anderem für den Film Die Mumie oder die Serie Stargate.
Ägyptologen behelfen sich bei der Aussprache des Ägyptischen dadurch, dass im transkribierten Text zwischen vielen Konsonanten ein e eingefügt wird und einige Konsonanten als Vokale gesprochen werden (ꜣ und ꜥ als a, w als w oder u, j und y als i). Das ist die Regel, aber nicht ohne Ausnahme; so werden zum Beispiel Königs- und Gottesnamen auch nach überlieferten griechischen oder koptischen Schreibungen ausgesprochen, wie etwa „Amun“ statt „Imenu“ für ägyptisch Jmn.w. Im Einzelnen haben sich an den einzelnen Universitäten unterschiedliche Konventionen ausgebildet, wie ägyptologische Transliteration hilfsweise auszusprechen ist. So findet sich das Wort nfrt (Femininum von nfr: „schön“) sowohl als neferet ausgesprochen (so vielfach in Deutschland) wie auch als nefret (andernorts in Deutschland) oder als nefert (so unter anderem an russischen Universitäten). Es gibt auch systematische Differenzen bezüglich der Länge oder Kürze der es und des Wortakzents.
Darstellung von Hieroglyphen auf Computersystemen
Hieroglyphen sind im Unicodeblock Ägyptische Hieroglyphen (U+13000–U+1342F) codiert, der beispielsweise durch den ab Windows 10 mitgelieferten Font Segoe UI Historic abgedeckt wird.
Außerdem existiert eine ganze Reihe von hieroglyphischen Textverarbeitungsprogrammen, die ein System zur Kodierung der Hieroglyphen mittels einfacher ASCII-Zeichen benutzen, das gleichzeitig die komplizierte Anordnung der Hieroglyphen abbildet. Die einzelnen Hieroglyphen werden dabei entweder anhand der Nummern der Gardiner-Liste oder ihrer Lautwerte kodiert. Diese Methode wird nach ihrer Publikation[26] Manuel-de-Codage-Format, kurz MdC, genannt. Ein Beispiel für die Codierung einer hieroglyphischen Inschrift bietet der folgende (von rechts nach links zu lesende) Auszug aus einer Stele aus dem Louvre (Paris):
Um ein originalgetreues Abbild der Anordnung der Hieroglyphen zu erzeugen, müssen komplexe Hieroglyphensatzprogramme neben den überlappungsfreien Anordnungen auch eine Funktion anbieten, Hieroglyphen zu spiegeln, ihre Größe stufenlos zu verändern und einzelne Zeichen teilweise oder ganz übereinander anzuordnen (vgl. die Zeichenfolge unten rechts im Bild, die hier nicht umgesetzt werden konnte).
Zur Wiedergabe und zum Satz von Hieroglyphen auf dem Computer wurde eine Reihe von Programmen entwickelt. Zu diesen zählen SignWriter, WinGlyph, MacScribe, InScribe, Glyphotext und WikiHiero.
Transkription
Bei der Übersetzung hieroglyphischer Texte wird häufig auch eine Umschrift in ägyptologischer Transkription angefertigt, in der die hieroglyphische Schreibung in die entsprechenden Laute umgesetzt wird. Sinn der Transkription ist es, sich anhand eines typographisch einfacheren Schriftsystems über die Lesung des hieroglyphischen Textes zu verständigen. Da die ägyptologischen Transkriptionssysteme nur Laute und Wortstrukturmerkmale – und insbesondere keine Determinative – wiedergeben, ist dieser Vorgang nur in die eine Richtung eindeutig. Das heißt, hieroglyphische Repräsentationen lassen sich aus einem Text in ägyptologischer Transkription nicht mehr rückgewinnen, wenngleich Vorschläge zur eindeutigen Wiedergabe der Hieroglyphen entsprechend dem bei der Keilschrift angewandten System gemacht wurden.[27] Für die Umschrift werden verschiedene Systeme verwendet, die sich allerdings nicht grundlegend, sondern lediglich in der visuellen Ausgestaltung der Transkriptionszeichen unterscheiden. Beispielsweise wird der Laut, der durch die Hieroglyphe
wiedergegeben wird (meist als IPA /tš/ gedeutet), je nach Transkriptionssystem entweder ṯ (so seit der „Berliner Schule“ Adolf Ermans) oder neuerdings von einem Teil der Wissenschaftler č (so insbesondere die „Tübinger Schule“ Wolfgang Schenkels) transkribiert. Im Internet und für Zeichenbelegungen von Fonts ist die Kodierung der Umschrift nach „Manuel de Codage“ üblich.
Transkriptionssysteme wichtiger ägyptologischer Werke
Neben den phonetischen Umschriftzeichen enthalten die meisten Transkriptionssysteme auch sogenannte Strukturzeichen, die Morpheme voneinander abgrenzen, um die morphologische Struktur der Wörter zu verdeutlichen. So wird von bestimmten Forschern die altägyptische Verbform jnsbtnsn „diejenigen, die sie verschlungen haben“[31] als j.nsb.t.n=sn transkribiert, um die verschiedenen Präfixe und Suffixe zu kennzeichnen. Die Verwendung der Strukturzeichen ist noch weniger einheitlich als die phonetischen Transkriptionen – neben völlig strukturzeichenlosen Systemen, wie dem, das unter anderem in Elmar EdelsAltägyptischer Grammatik (Rom 1955/64) Verwendung fand, gibt es Systeme mit bis zu fünf Strukturzeichen (Wolfgang Schenkel[32]). Auch einzelne Zeichen werden nicht einheitlich benutzt; so dient der einfache Punkt („.“) in der Umschrift der Berliner Schule zur Trennung der Suffixpronomina, in einigen jüngeren Systemen dagegen zur Markierung der nominalen Feminin-Endung. Während James P. Allen ein Präfix j bestimmter Verbformen mit einem einfachen Punkt abtrennt, hat Wolfgang Schenkel hierfür den Doppelpunkt („:“) vorgeschlagen.
Hieratische Texte werden vor der Transkription in Umschrift häufig erst in Hieroglyphen überführt (Transliteration) und so veröffentlicht, damit die Identifizierung der Schriftzeichen mit entsprechenden Hieroglyphen verdeutlicht werden kann. Die Identifizierung der kursiven Schriftzeichen ist nur durch Spezialisten durchführbar und nicht von allen mit der Hieroglyphenschrift Vertrauten einfach nachzuvollziehen. Demotische Texte hingegen werden, weil der Abstand zu den Hieroglyphen zu groß ist, üblicherweise nicht erst transliteriert, sondern direkt in Umschrift transkribiert.
Die Bedeutungen der Bezeichnungen „Transkription“ und „Transliteration“ sind nicht international konsistent; insbesondere werden im englischen Sprachgebrauch die Bezeichnungen „Transcription“ und „Transliteration“ andersherum verwendet.[33]
Darstellung von Transkriptionszeichen auf Computersystemen
Sämtliche für die ägyptologischen Transkriptionen verwendete Zeichen sind im internationalen Zeichenkodierungs-Standard Unicode enthalten. Zuletzt wurde im März 2019 das ägyptologische Jod in den Unicode-Standard aufgenommen (Unicodeblock Lateinisch, erweitert-D).[34] Es sind allerdings nicht alle Zeichen in allen Fonts vorhanden, sodass sich u. U. die Benutzung spezieller Fonts wie New Athena Unicode[35] empfiehlt.
In Transkriptionen sind nur die Kleinbuchstaben üblich; Unicode enthält jedoch für alle diese Buchstaben auch Großbuchstaben-Varianten, die beispielsweise in Überschriften verwendet werden können.
Wegen der Bedeutung der Ägyptologie in der Populärwissenschaft wurden die üblichen Umschriftzeichen bei der 2018 erfolgten Überarbeitung der deutschen Tastaturbelegungs-Norm DIN 2137 berücksichtigt. Somit können diese Zeichen mit der deutschen Standard-Tastaturbelegung E1 eingegeben werden.
Sonderbuchstaben und Zeichen für ägyptologische Transkriptionen[36]
Nur von einzelnen Autoren und nur zur Transkription der demotischen Schrift verwendet. Nicht in die Tastaturbelegung E1 aufgenommen, da nicht für Hieroglyphen-Transkription verwendet.
Dies sind trotz ihres Namens die auch in Texten zu verwendenden Winkelklammern, da die ursprünglich dafür in Unicode vorgesehenen Zeichen U+2329/U+232A deprecated sind.[37]
Ersatzdarstellungen für das ägyptologische Jod
Da das erst im März 2019 zu Unicode hinzugefügte ägyptologische Jod in vielen Fonts noch nicht umgesetzt ist, wurden und werden dafür verschiedene Workarounds genutzt:
unterstützt u. a. von den Fonts Junicode und New Athena Unicode.[35]
Darstellungen mit Nicht-Unicode-Fonts
Da erst seit 2019 alle für ägyptologische Transliterationen erforderliche Zeichen in Unicode zur Verfügung stehen, sind für zahlreiche wissenschaftliche Projekte weiterhin Nicht-Unicode-Fonts in Verwendung, die die benötigten Zeichen auf anderen Codepunkten enthalten als durch Unicode standardisiert. Neben allerlei privaten Fonts sind in der Wissenschaft insbesondere die TrueType-Fonts „Transliteration“[40] des CCER und „Trlit_CG Times“[41] weit verbreitet, in denen das Transkriptionssystem des Wörterbuchs der Aegyptischen Sprache von Erman und Grapow und von Alan GardinersEgyptian Grammar weitestgehend genau auf die Tastaturbelegung des Manuel de Codage (siehe oben) abgebildet wird. Einen Zeichensatz des Ägyptologen Friedrich Junge, mit dem alle gängigen Transkriptionssysteme wiedergegeben werden können, der aber hinsichtlich der Tastaturbelegung vom Manuel de Codage abweicht, stellt die Zeitschrift Lingua Aegyptia zur Verfügung (Umschrift_TTn).[42]
Literatur
(chronologisch sortiert)
Einführungen
W. V. Davies: Egyptian Hieroglyphs. 5th Imprint. British Museum Press, London 1992, ISBN 0-7141-8063-7, (Reading the past).
Karl-Theodor Zauzich: Hieroglyphen ohne Geheimnis. Eine Einführung in die altägyptische Schrift für Museumsbesucher und Ägyptentouristen (= Kulturgeschichte der Antiken Welt. Band 6). Herausgegeben vom Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums in Berlin-Charlottenburg e. V. 11. Auflage. von Zabern, Mainz 2000, ISBN 3-8053-0470-6 (ISSN0937-9746).
Mark Collier, Bill Manley: Hieroglyphen. Entziffern, lesen, verstehen. Knaur, München 2001, ISBN 3-426-66425-9, (Originalausgabe: How to read Egyptian hieroglyphs. British Museum Press, London 1998, ISBN 0-7141-1910-5).
Bridget McDermott: Hieroglyphen entschlüsseln. Die Geheimsprache der Pharaonen lesen und verstehen. Area, Erftstadt 2006, ISBN 3-89996-714-3.
Petra Vomberg, Orell Witthuh: Hieroglyphenschlüssel. Harrassowitz, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-447-05286-3.
Hartwig Altenmüller: Einführung in die Hieroglyphenschrift (= Einführungen in fremde Schriften.) 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Buske, Hamburg 2010, ISBN 978-3-87548-535-6.
Lesley Adkins, Roy Adkins: Der Code der Pharaonen. Lübbe, Bergisch Gladbach 2002, ISBN 3-7857-2043-2.
Markus Messling: Champollions Hieroglyphen, Philologie und Weltaneignung. Kadmos, Berlin 2012, ISBN 978-3-86599-161-4.
Grammatiken mit Zeichenlisten
Adolf Erman: Neuaegyptische Grammatik. 2. völlig umgestaltete Auflage. Engelmann, Leipzig 1933, (Umfassende Darstellung der Eigenheiten der neuägyptischen Schreibungen: §§ 8–42).
Herbert W. Fairman: An Introduction to the Study of Ptolemaic Signs and their Values. In: Le Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale. Nr. 43, 1945, ISSN0255-0962, S. 51–138.
Alan Gardiner: Egyptian Grammar. Being an introduction to the study of hieroglyphs. Third edition, revised. Oxford University Press, London 1957, (Zuerst: Clarendon Press, Oxford 1927), (Enthält die ausführlichste Version der Gardiner-Liste, der Standard-Hieroglyphenliste, sowie eine umfangreiche Darstellung des Schriftsystems).
Elmar Edel: Altägyptische Grammatik (= Analecta Orientalia, commentationes scientificae de rebus Orientis antiqui. Band 34/ 39). Pontificium Institutum Biblicum, Rom 1955–1964, (Bietet in §§ 24–102 eine sehr umfangreiche Darstellung der Schreibregeln und der Prinzipien der Hieroglyphen), (Dazu erschienen: Register der Zitate. Bearbeitet von Rolf Gundlach. Pontificium Institutum Biblicum, Rom 1967).
Jochem Kahl: Das System der ägyptischen Hieroglyphenschrift in der 0.–3. Dynastie. Harrassowitz, Wiesbaden 1994, ISBN 3-447-03499-8, (= Göttinger Orientforschungen. Reihe 4: Ägypten. 29, ISSN0340-6342), (Zugleich: Dissertation, Universität Tübingen, 1992).
James P. Allen: Middle Egyptian. An Introduction to the Language and Culture of Hieroglyphs. 3. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 2014, ISBN 978-1-107-66328-2 (Lehrgrammatik mit Übungstexten, geht auch ausführlich auf den kulturellen Kontext der Texte ein).
Pierre Grandet, Bernard Mathieu: Cours d'égyptien hiéroglyphique. Nouvelle édition revue et augmentée, Khéops, Paris 2003, ISBN 2-9504368-2-X.
Friedrich Junge: Einführung in die Grammatik des Neuägyptischen. 3. verbesserte Auflage. Harrassowitz, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-447-05718-9, (Zu den Schreibmaterialien, der Transkription und Transliteration §§ 0.3 + 0.4; zu den Eigenheiten der neuägyptischen Schreibungen § 1).
Daniel A. Werning: Einführung in die hieroglyphisch-ägyptische Schrift und Sprache. Propädeutikum mit Zeichen- und Vokabellektionen, Übungen und Übungshinweisen. 3. verbindliche Ausgabe, Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin 2015. doi:10.20386/HUB-42129 (online, Version 2018).
Rainer Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch. (2800 – 950 v. Chr.). Die Sprache der Pharaonen. Marburger Edition. 4. überarbeitete Auflage. von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-1771-9, (= Hannig-Lexica. Band 1); (= Kulturgeschichte der Antiken Welt. Band 64, ISSN0937-9746), (Enthält die Gardinerliste sowie eine erweiterte Zeichenliste).
Rainer Hannig, Petra Vomberg: Wortschatz der Pharaonen in Sachgruppen (= Hannig Lexica. Band 2). 2. Auflage, von Zabern, Mainz 2012, ISBN 978-3-8053-4473-9.
Wolfgang Kosack: Ägyptische Zeichenliste I. Grundlagen der Hieroglyphenschrift. Definition, Gestaltung und Gebrauch ägyptischer Schriftzeichen. Vorarbeiten zu einer Schriftliste. Christoph Brunner, Basel 2013, ISBN 978-3-9524018-0-4.
Wolfgang Kosack: Ägyptische Zeichenliste II. 8500 Hieroglyphen aller Epochen. Lesungen, Deutungen, Verwendungen gesammelt und bearbeitet. Christoph Brunner, Berlin 2013, ISBN 978-3-9524018-2-8.
Sonstiges
Christian Leitz: Die Tempelinschriften der griechisch-römischen Zeit. 3. verbesserte und aktualisierte Auflage. Lit, Münster 2009, ISBN 978-3-8258-7340-0, (= Quellentexte zur ägyptischen Religion. Band 1), (= Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie. Band 2). (Mit Verweisen auf ältere Verzeichnisse der ptolemäischen Hieroglyphen); (Volltext als PDF; 230 KB).
Siegfried Schott: Hieroglyphen. Untersuchungen zum Ursprung der Schrift (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Geistes- und sozialwissenschaftliche Klasse. Jahrgang 1950, Band 24). Verlag der Wissenschaften und der Literatur in Mainz (in Kommission bei Franz Steiner Verlag, Wiesbaden), Mainz 1950.
Dokumentationen
Vom Schreiben und Denken – Die Saga der Schrift (1/3) Der Anfang. Originaltitel: L'odysée de l'écriture – Les origines. TV-Dokumentationsreihe von David Sington, F 2020; deutsche Synchronfassung: Arte 2020 (Auf: youtube.com); mitwirkend: Yasmin El Shazly (Ägyptologin), Lydia Wilson (Historikerin), Brody Neuenschwander (Kalligraph), Irving Finkel (Assyrologe), Günter Dreyer (Ägyptologe), Orly Goldwasser (Ägyptologin), Yongsheng Chen (Philologe), Pierre Tallet (Ägyptologe), Ahmad Al-Jaliad (Philologe) u. a.
↑Günter Dreyer: Umm el-Qaab I, Das prädynastische Königsgrab U-j und seine frühen Schriftzeugnisse. von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2486-3.
↑Francis Amadeus Karl Breyer: Die Schriftzeugnisse des Prädynastischen Königsgrabes U-j in Umm el-Qaab: Versuch einer Neuinterpretation. In: The Journal of Egyptian Archaeology. Nr. 88, 2002, S. 53–65.
↑Aḥmad ibn ʻAlī Ibn Waḥshīyah: Ancient Alphabets and Hieroglyphic Characters Explained. (Original: Šauq al-mustahām fī maʻrifat rumūz al-aqlām). Herausgegeben und übersetzt von Joseph Hammer-Purgstall. London, 1806, S. 43–51 (archive.org, archive.org)
↑Richard Lepsius: Lettre à M. Rosellini sur l’alphabet hiéroglyphique. Rom 1837.
↑A. Gardiner: Egyptian Grammar: Being an introduction to the study of hieroglyphs. Oxford 1927.
↑Zu möglichen Ausnahmen vergleiche: Wolfgang Schenkel: Rebus-, Buchstabiersilben- und Konsonantenschrift. In: Göttinger Miszellen. Band 52, Göttingen 1981, S. 83–95.
↑laut Erik Hornung: Einführung in die Ägyptologie. Stand ; Methoden ; Aufgaben. 7., unveränderte Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-23641-1, S. 22f.
↑Wolfgang Schenkel: Glottalisierte Verschlusslaute, glottaler Verschlusslaut und ein pharyngaler Reibelaut im Koptischen, Rückschlüsse aus den ägyptisch-koptischen Lehnwörtern und Ortsnamen im Ägyptisch-Arabischen. In: Lingua Aegyptia. Nr. 10, Göttingen 2002, S. 1–57, besonders S. 32 ff. ISSN0942-5659 (online)
↑mḥr nach Joachim Friedrich Quack: Zum Lautwert von Gardiner Sign-List U 23. In: Lingua Aegyptia. Nr. 11, Göttingen 2003, S. 113–116. ISSN0946-8641
↑Daniel A. Werning: §8, Funktion von Klassifikatoren. (Digitale Einführung in die hieroglyphisch-ägyptische Schrift und Sprache) Humboldt-Universität zu Berlin, 14. Mai 2018.
↑So die Lesung bei E. Edel: Altägyptische Grammatik. S. 605. Vgl. aber: njw.t bei A. Gardiner: Egyptian Grammar. Oxford 1927, S. 498 und in Anlehnung daran Hannig: Handwörterbuch. S. 414.
↑P. Lacau: Suppressions et modifications de signes dans les textes funéraires. In: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde. Leipzig 1914, Nr. 51, S. 1 ff. (Nachdruck: Biblio, Osnabrück 1975), ISSN0044-216X.
↑Wolfgang Helck: Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr (= Ägyptologische Abhandlungen. Band 5). 2. Auflage, Harrassowitz, Wiesbaden 1971, S. 505–575, ISBN 3-447-01298-6.
↑H. Brunner: Schule. In: Lexikon der Ägyptologie. Harrassowitz, Wiesbaden 1984, Spalte 741–743, ISBN 3-447-02489-5.
↑Jan Buurman, Nicolas Grimal unter anderem: Inventaire des signes hiéroglyphiques en vue de leur saisie informatique: manuel de codage des textes hiéroglyphiques en vue de leur saisie sur ordinateur (= Informatique et Egyptology. Band 2). De Boccard, Paris 1988.
↑E. Edel: Altägyptische Grammatik. § 103; Wolfgang Schenkel: Aus der Arbeit an einer Konkordanz zu den altägyptischen Sargtexten (= Göttinger Orientforschungen. 4. Reihe. Band 12). Harrassowitz, Wiesbaden 1983, ISBN 3-447-02335-X.
↑Carsten Peust: Egyptian phonology: an introduction to the phonology of a dead language (= Monographien zur ägyptischen Sprache. Band 2). Peust & Gutschmidt, Göttingen 1999, ISBN 3-933043-02-6.