Hamburg-Volksdorf

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Wappen von Hamburg
Wappen von Hamburg
Volksdorf
Stadtteil von Hamburg
Lage im BezirkNeuwerk → zu Bezirk Hamburg-MitteDuvenstedtWohldorf-OhlstedtMellingstedtBergstedtVolksdorfRahlstedtHummelsbüttelPoppenbüttelSaselWellingsbüttelSteilshoopBramfeldFarmsen-BerneEilbekMarienthalWandsbekTonndorfJenfeldMoorfleetAllermöheNeuallermöheSpadenlandTatenbergBillwerderLohbrüggeOchsenwerderReitbrookKirchwerderNeuengammeAltengammeCurslackBergedorfNeulandGut MoorRönneburgLangenbekWilstorfHarburgSinstorfMarmstorfEißendorfHeimfeldHausbruchNeugraben-FischbekMoorburgFrancopAltenwerderNeuenfeldeCranzRissenSülldorfBlankeneseIserbrookOsdorfLurupNienstedtenOthmarschenGroß FlottbekOttensenAltona-AltstadtAltona-NordSternschanzeBahrenfeldSchnelsenNiendorfEidelstedtStellingenLokstedtHoheluft-WestEimsbüttelRotherbaumHarvestehudeLangenhornFuhlsbüttelOhlsdorfAlsterdorfGroß BorstelHohenfeldeDulsbergBarmbek-NordBarmbek-SüdUhlenhorstHoheluft-OstEppendorfWinterhudeVeddelKleiner GrasbrookSteinwerderWilhelmsburgWaltershofFinkenwerderSt. PauliNeustadtHamburg-AltstadtHafenCitySt. GeorgHammerbrookBorgfeldeHammRothenburgsortBillbrookHornBillstedtLand NiedersachsenLand Schleswig-Holstein
Lage im Bezirk
Koordinaten 53° 38′ 59″ N, 10° 11′ 3″ OKoordinaten: 53° 38′ 59″ N, 10° 11′ 3″ O
Fläche 11,6 km²
Einwohner 20.814 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte 1794 Einwohner/km²
Postleitzahl 22359
Vorwahl 040
Bezirk Wandsbek
Verkehrsanbindung
U-Bahn U1
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein

Hamburg-Volksdorf (niederdeutsch: Volksdörp) ist ein Stadtteil im Nordosten der Freien und Hansestadt Hamburg. Er ist dem Bezirk Wandsbek zugeordnet. Seine Bezeichnung stammt von Volcwardesdorpe ab und hat seinen Ursprung in dem Namen des Dorfgründers Volkward.

Geografie

Volksdorf grenzt östlich, nördlich und nordöstlich an Schleswig-Holstein. Die größte dortige Stadt (im Kreis Stormarn) ist Ahrensburg. Nordwestlich schließt Volksdorf an Bergstedt an, westlich an den Stadtteil Sasel und südwestlich an den Stadtteil Farmsen-Berne. Abgegrenzt durch den Volksdorfer Wald mit dem Mellenberg als höchste Erhebung des Bezirks schließt südlich Meiendorf, ein Ortsteil des Stadtteils Rahlstedt, an.

Geschichte

Die elektrische Kleinbahn 1904
Volksdorf 1905

Die Gegend war – wie das benachbarte Meiendorf – bereits in der Steinzeit besiedelt. Das belegen gefundene Feuersteinbeile, Schaber und Pfeilspitzen aus dieser Zeit. Die Gegend bestand seinerzeit aus Tundrasteppe. Auch aus der späteren Bronzezeit gab es reichlich Funde, namentlich einen der größten Schatzfunde Hamburgs. Bei den Ausschachtarbeiten für die Kleinbahnstrecke am Anfang des 20. Jahrhunderts sind Halsringe, Armspiralen und ein Hängebecken freigelegt worden, die in der Vorgeschichte vermutlich aus kultischen Gründen versenkt worden waren.

Die erste urkundliche Erwähnung im Mittelalter erfolgte 1296. Volksdorf gehörte ursprünglich zu Stormarn, seine Einnahmen gingen jedoch an das Kloster Harvestehude. 1437 verpfändete der damalige Grundherr Volksdorf zusammen mit anderen Dörfern an Hamburg, das Pfand wurde jedoch niemals ausgelöst. Volksdorf wurde somit eines der Hamburger Walddörfer. Einem als Verwalter eingesetzten Waldherren waren die Bauern zu Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Im 16. Jahrhundert vergrößerte sich Volksdorf um die nachbarlichen Fluren des Herkenkrugs sowie um die Felder des Dorfes Lottbek. 1830 kam es zu einer tief greifenden Verwaltungsreform, bei der Volksdorf in die neu geschaffene Landherrenschaft der Geestlande eingegliedert worden ist. Zu diesem Zeitpunkt gab es rund 400 Einwohner in Volksdorf. Ab 1867 pachtete dann der Hamburger Kaufmann Heinrich Ohlendorff die Volksdorfer Jagdrechte. Er erwarb mehrere Hufen, errichtete ein Landhaus und führte einen modernen landwirtschaftlichen Großbetrieb. Er trieb die Verkehrserschließung Volksdorfs voran und so wurde die Kleinbahn von Altrahlstedt nach Volksdorf 1904 in Betrieb genommen. Seit 1920 führte die Walddörferbahn direkt nach Barmbek an das Hamburger U-Bahn-Netz und machte Volksdorf als Wohnort für andere Hamburger attraktiv. Weitere Neubaugebiete kamen seit 1948 dazu. 1949/1951 entstand im Rahmen der Neuordnung der Hamburger Verwaltung der Ortsamtsbereich Walddörfer im Bezirk Wandsbek, der bis 2007 bestand.

Bevölkerung

Die Volksdorfer Bevölkerung setzt sich folgendermaßen zusammen (Daten des Statistikamt Nord, Stand Dezember 2015):

  • Gesamtbevölkerung: 20.535
  • Minderjährigenquote: 20,3 %, liegt deutlich über dem Hamburger Durchschnitt von 15,9 %.
  • Anteil der Haushalte mit Kindern: 25,5 %, liegt deutlich über dem Hamburger Durchschnitt von 17,6 %.
  • Altenquote (65-Jährige und Ältere): 26,1 %, liegt deutlich über dem Hamburger Durchschnitt von 18,5 %.
  • Ausländeranteil: 5,7 %, liegt deutlich unter dem Hamburger Durchschnitt von 15,7 %.
  • Anteil von Leistungsempfängern nach SGBII (Hartz IV): 3,2 %, liegt deutlich unter dem Hamburger Durchschnitt von 9,9 %
  • Arbeitslosenquote: 2,7 %, liegt deutlich unter dem Hamburger Durchschnitt von 5,6 %.

Volksdorf zählt zu den wohlhabenden Hamburger Stadtteilen. Das durchschnittliche Jahreseinkommen pro Steuerpflichtigen betrug hier im Jahre 2010 etwa 57.685 Euro und ist deutlich höher als der Hamburger Durchschnitt (35.567 Euro) [1].

Religionen

In Volksdorf gibt es zwei lutherische Kirchen in einer Gemeinde: die Kirche am Rockenhof und die Kirche St. Gabriel. Das Gemeindezentrum St. Johannes musste 2002 wegen Geldmangels geschlossen werden. Die katholische Kirche ist durch die Gemeinde Heilig Kreuz vertreten. Des Weiteren gibt es als Freikirche die Gemeinde Hamburg-Volksdorf im Vörn Barkholt sowie die Lukaskirche der Christengemeinschaft nördlich der Katholischen Gemeinde und eine Neuapostolische Kirche im Eulenkrugpfad.

Politik

Für die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft gehört Volksdorf zum Wahlkreis Alstertal-Walddörfer. Die Bürgerschaftswahl 2015 führte zu folgendem Ergebnis:[2]

  • SPD 43,7 % (+0,1)
  • CDU 17,3 % (–6,0)
  • Grüne 14,3 % (–1,1)
  • FDP 10,7 % (+0,9)
  • Linke 6,0 % (+2,0)
  • AfD 5,1 % (+5,1)
  • Übrige 2,9 % (–1,0)

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das Bürgerhaus Koralle mit dem Programmkino „Koralle“ mit zwei Kinosälen, zwei (Musik-)Kneipen und einem Internetcafé ist das Zentrum des kulturellen Lebens in Volksdorf.

In dem Museumsdorf Volksdorf sind historische Bauern- und Wirtschaftshäuser zu sehen. Vier- bis fünfmal jährlich werden Gewerketage veranstaltet, an denen frühere Handwerkstechniken und das ländliche Leben in vergangener Zeit zu sehen sind.

Der Verein Konzerte junger Künstler im Spiekerhus e. V. (gegr. 1975) veranstaltet im Museumsdorf jährlich sechs Konzerte mit Kammermusik.

Der Verein Kulturkreis Walddörfer e. V. wurde 1978 gegründet, um den Bewohnern von Volksdorf und Umgebung den Besuch von mehr kulturellen Veranstaltungen in ihrem Wohnumfeld zu ermöglichen. Der ehrenamtlich geleitete Verein hat rund 450 Mitglieder und bietet überwiegend in der Ohlendorff'schen-Villa jährlich etwa 20 Veranstaltungen (Theater, Konzerte, Lesungen, Vorträge, Kabarett, Kleinkunst, Stadtführungen) an. Der Verein hat sich auch erfolgreich bemüht, die Ohlendorff’sche Villa (denkmalgeschützter Bau von 1928 für Hans von Ohlendorff [1888–1967], Architekt: Erich Elingius) als Stätte für kulturelle Veranstaltungen zu erhalten [3]. Nach einem erfolgreichen Bürgerbegehren im Jahr 2008 konnte - nach langen Verhandlungen - der Bau 2013/2014 umfangreich saniert und renoviert werden. Am 30. August 2014 übergab die Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler das Gebäude der neu gegründeten Stiftung Ohlendorff'sche Villa[4] zur öffentlichen Nutzung für kulturelle Zwecke.

Der „Bürgerverein Walddörfer“ organisiert Bürgerengagement für kommunale Themen und vermittelt zwischen Behörden und Anliegen der Stadtteilbewohner.

Der Verein „Pfadfinder & Pfadfinderinnenbund Nordlicht e.V.“ betreibt seit über 40 Jahren Naturschutzangebote für Kinder und Jugendliche im Wulfsdorfer Weg durch Erhaltungsmaßnahmen der Volksdorfer Aue.

In den Kirchen St. Gabriel und am Rockenhof finden fast wöchentlich Konzerte statt.

Jedes Jahr am ersten Septemberwochenende findet das Volksdorfer Stadtteilfest statt mit einem Feuerwerk und einem Radrennen.

Im Zentrum Volksdorfs befindet sich der Platz Weiße Rose mit dem Denkmal zu Ehren der Widerstandskämpfer der Weißen Rose (von Franz Reckert 1978), deren Gedenktafel 1993 um die Namen der Toten der Hamburger Weißen Rose ergänzt wurde.

Naturdenkmäler

Naturschutzgebiet Volksdorfer Teichwiesen

In Volksdorf liegt eines der 29 Hamburger Naturschutzgebiete, die von der Saselbek durchflossenen Volksdorfer Teichwiesen. Das gut erhaltene Tunneltal wurde 1993 unter Schutz gestellt und beherbergt bedrohte Arten.[5]

Bauwerke und Sport

Grundlage für die Anlage des Schulzentrums Volksdorf war das Walddörfer-Gymnasium im klassischen Klinkerstil Fritz Schumachers in der Straße Im Allhorn. Zu dem Gelände gehört auch das 2014 vollständig sanierte und mit Kunstrasen versehene Allhorn Stadion. Dieses traditionsreiche Stadion ist die Spielstätte des ortsansässigen Sportvereins, dem Walddörfer SV.
Die zum Ensemble des Museumsdorfes gehörende Räucherkate, die im Juli 2009 abbrannte und 2012 wiederaufgebaut wurde, ist wieder zum gut besuchten Veranstaltungsraum geworden. Dort hat der u.a. Volksdorfer Schachklub seinen Sitz, die Vermietung übernimmt wie schon früher der Ortsjugendring Volksdorf. [6][7][8][9] [10]

Der Stadtteil verfügt über das von der Bäderland Hamburg GmbH betriebene Parkbad, ein Hallenbad mit Kind- und Kleinkindbecken, beheiztem Außenbecken und Liegewiese.

Wirtschaft und Infrastruktur

Der Platz „Weiße Rose“

Volksdorf ist maßgeblich von Wohngebieten geprägt. Rund um den Platz „Weiße Rose“ liegen in einer Fußgängerzone Supermärkte, Fachgeschäfte, Cafés und eine Postfiliale. An der Straßenkreuzung Wiesenhöfen/Eulenkrugstraße eröffnete nach mehrjähriger Bauphase, zwischenzeitlichem Baustopp und Eigentümerwechsel 2004 das Einkaufszentrum „Eulenkrug-Passage“ mit 180 Tiefgaragenplätzen, in dem sich ein Supermarkt und mehrere Arztpraxen befinden.

Eine besondere Attraktion ist der Volksdorfer Wochenmarkt, der mittwochs und samstags auf der Marktfläche am U-Bahnhof abgehalten wird. Er wird regelmäßig von mehr als 100 Markthändlern beschickt und zieht Käufer nicht nur aus Volksdorf, sondern auch aus den benachbarten Stadtteilen an.[11] An zwei Samstagen im Jahr wird der Wochenmarkt ins Ortszentrum verlegt.

Verkehr

Verkehrsanbindungen bestehen durch die U-Bahnlinie 1 der Hamburger Hochbahn AG. Außer der Haltestelle Volksdorf befinden sich drei weitere Haltestellen in Volksdorf: im Norden des Stadtteils Buckhorn, im Osten Buchenkamp und im Süden die Haltestelle Meiendorfer Weg. Außerdem ist der Stadtteil an drei Buslinien angebunden. Die ehemalige Bundesstraße 75 (dort als Meiendorfer Straße benannt) verbindet Volksdorf in Richtung Süden mit der Hamburger Innenstadt und in Richtung Norden mit Ahrensburg. Die Farmsener Landstraße verbindet Volksdorf ebenfalls mit der Innenstadt Hamburgs.

Schulen

Im Stadtteil gibt es vier Grundschulen und drei weiterführende Schulen. Ersteres sind die westlich vom Ortskern gelegene Schule an den Teichwiesen, die zentrumsnahe Grundschule Ahrensburger Weg (erbaut 1997), die südöstlich vom Ortskern gelegene Grundschule Eulenkrugstraße und die nördlich vom Ortskern gelegene Grundschule Buckhorn. Die weiterführenden Schulen sind die Stadtteilschule Walddörfer, die 2010 aus der Gesamtschule Walddörfer hervorging, das Gymnasium Buckhorn und das 1930 gegründete und von Fritz Schumacher entworfene und ursprünglich als Volksschule und Gymnasium geplante Walddörfer-Gymnasium.

Bildergalerie

Persönlichkeiten

Sonstiges

Die Autorin Tina Uebel porträtiert den Stadtteil und seine Bewohner in ihrem 2011 erschienenen Roman Last Exit Volksdorf.

Literatur

  • De Spieker. Gesellschaft für Heimatpflege und Heimatforschung in den Hamburgischen Walddörfern e. V. (Hrsg.): 700 Jahre Volksdorf. M+K Hansa Verlag, Hamburg 1996, ISBN 3-920610-73-3.
  • Hamburg von Altona bis Zollenspieker. 1. Auflage. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2002, ISBN 3-455-11333-8.
  • Karin von Behr, Urs Kluyver (Fotos): Die Walddörfer. Volksdorf Bergstedt Wohldorf-Ohlstedt. Ellert & Richter, Hamburg 1996. ISBN 3-89234-691-7.
  • Karin von Behr: Die Ohlendorffs. Aufstieg und Untergang einer Hamburger Familie. Edition Temmen, Bremen 2010. ISBN 978-3-8378-2004-1.

Weblinks

Commons: Hamburg-Volksdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistikamt Nord, Hamburger Stadtteilprofile 2016 Seite 166-167; Datenstand 31. Dezember 2015 (abgerufen am 6. Dezember 2016)
  2. Ergebnis der Bürgerschaftswahl vom 15. Februar 2015. auf: www.wahlen-hamburg.de, abgerufen am 7. März 2015.
  3. Website des "Kulturkreises Walddörfer" zur Ohlendorff'schen Villa
  4. Internetauftritt der Stiftung Ohlendorff'sche Villa
  5. Hier fliegen Falter ganz besonders auf Feilchen. In: Hamburger Abendblatt. 5. August 2008.
  6. Die Räucherkate - eine lange Geschichte In: Heimatecho" vom 9. November 2011
  7. Wiederaufbau Räucherkate Volksdorf sichtbar In: Heimatecho" vom 2. November 2011
  8. Zentrum für Feiern, Veranstaltungen und mehr In: Heimatecho vom 9. November 2011
  9. Volksdorfer erhalten ihr Schmuckstück Räucherkate I In: Heimatecho vom 17. November 2012
  10. Volksdorfer erhalten ihr Schmuckstück Räucherkate II In: Heimatecho vom 17. November 2012
  11. Internet-Auftritt der Interessengemeinschaft Volksdorfer Wochenmarkt