Jarosław Gowin

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Jarosław Gowin (2017)

Jarosław Adam Gowin (Aussprache/?; * 4. Dezember 1961 in Krakau, Polen) ist ein polnischer Politiker und Vorsitzender der von ihm gegründeten Kleinpartei Porozumienie. Er war 2011 bis 2013 Justizminister der liberal-konservativen Regierungskoalition aus PO und PSL und 2015 bis 2020 unter der Regierung der national-konservativen PiS Minister für Wissenschaft und Bildung. Zwischen November 2019 und April 2020 war er darüber hinaus stellvertretender Ministerpräsident, trat im Streit mit der PiS um den Termin der Präsidentschaftswahl 2020 während der COVID-19-Pandemie in Polen von seinen Ämtern zurück.[1] Von 6. Oktober 2020 bis zu seiner Entlassung am 10. August 2021 war er Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Arbeit und Technologie und zugleich stellvertretender Ministerpräsident. Nach Gowins Entlassung im Streit um ein neues Rundfunkgesetz kündigte seine Partei Porozumienie die Mitgliedschaft in der Regierung auf.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gowin studierte Philosophie an der Jagiellonen-Universität in Krakau. Über ein Stipendium war ihm zudem ein Studienaufenthalt an der Universität Cambridge möglich.[3] An der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau promovierte er schließlich mit einer Dissertation über Die Kirche in der Zeit der Freiheit von 1989 bis 1999 (pln. Kościół w czasach wolności 1989–1999).[4] 1994 bis 2005 war Gowin Redakteur der katholischen Monatszeitschrift Znak.[5][6] 2003 trat er des Weiteren als einer der Gründer der privaten Europäischen Pastor-Józef-Tischner-Hochschule (pln. Wyższa Szkoła Europejska im. ks. Józefa Tischnera) auf und ist seitdem ihr Rektor.[5]

Bei den Parlamentswahlen 2005 trat Gowin für die liberale Platforma Obywatelska (dt. Bürgerplattform, PO) an und konnte mit 157.083 Stimmen ein Mandat für den Senat erringen.[7] Zwei Jahre darauf gelang ihm bei den vorgezogenen Parlamentswahlen 2007 mit 160.465 Stimmen wiederum die Wahl in den Sejm.[8] Bei den Parlamentswahlen 2011 wurde er mit 62.570 Stimmen im Wahlkreis 13 Kraków II erneut Abgeordneter des Sejm.[9]

Am 17. November 2011 gab Ministerpräsident Donald Tusk die Nominierung Gowins für den Posten des Justizministers in seinem zweiten Kabinett bekannt. Im Januar 2013 kam es jedoch in der Debatte über die von Tusk unterstützte Einführung einer eingetragenen Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare zwischen beiden zum Streit. Gowin bezeichnete nicht nur die liberalen Gesetzesentwürfe der Opposition, sondern auch den restriktiveren Entwurf aus der eigenen Fraktion als verfassungswidrig.[10] Am 29. April 2013 wurde Gowin als Justizminister von Tusk entlassen,[11] die förmliche Demission durch den Staatspräsidenten fand am 6. Mai statt. Zu seinem Nachfolger wurde Marek Biernacki ernannt.[12]

Am 7. Dezember 2013 gründete Gowin die wirtschaftsliberale und wertkonservative Partei Polska Razem (dt. Polen zusammen).[13] Infolge einer Kooperation mit der national-konservativen Partei Prawo i Sprawiedliwość (dt. Recht und Gerechtigkeit, PiS) bei den Parlamentswahlen 2015 wurde er im Kabinett von Beata Szydło zum Minister für Wissenschaft und Bildung ernannt. Am 4. November 2017 gründete er nach Querelen mit Parteikollegen eine neue Partei mit dem Namen Porozumienie (dt. Verständigung), deren Vorsitzender er ist.

Gowin ist verheiratet und hat drei Kinder.[3]

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gowin über Polens Nichtaufnahme von Flüchtlingen im Laufe der Flüchtlingskrise in Europa ab 2015 am 16. Juni 2017:

„Jedes Volk, jede Zivilisation hat das Recht sich vor der Ausrottung zu schützen. Das, was die Eliten Westeuropas machen, ist sich auf den Pfad der Selbstzerstörung Europas zu begeben. Polen, zumindest unsere Regierung, wird sich daran nicht beteiligen.“[14]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jarosław Gowin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Max Skowronek: Jarosław Gowin: Polens stellvertretender Ministerpräsident tritt zurück. In: zeit.de. 6. April 2020, abgerufen am 27. Januar 2024.
  2. Polens Regierung vor dem Aus - Streit um Rundfunkgesetz. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 10. August 2021, abgerufen am 11. August 2021.
  3. a b Website von Jarosław Gowin, O mnie (Memento vom 15. November 2011 im Internet Archive), abgerufen am 17. November 2011.
  4. dr Jarosław Gowin. (Memento vom 31. Mai 2014 im Internet Archive) Portal Nauka Polska, abgerufen am 17. November 2011.
  5. a b Stan majątkowy posłów PO za 2007 r. (część 3). Gazeta Podatnika, 24. Juni 2008.
  6. Trzy powody do dumy z 3 maja. (Memento vom 31. Mai 2014 im Internet Archive) Rzeczpospolita, 1. Mai 2011.
  7. Website der staatlichen Wahlkommission, Wyniki wyborów / Lista wybranych senatorów, abgerufen am 17. November 2011.
  8. Website der staatlichen Wahlkommission, Wybory 2007 - Wyniki wyborów / Lista wybranych posłów, abgerufen am 17. November 2011.
  9. Website der staatlichen Wahlkommission, Wybory 2011 - Wyniki wyborów, 14. Oktober 2011
  10. Sueddeutsche:Neuer Anlauf für Homo-Ehe
  11. Gazeta.pl, Premier odwołał Jarosława Gowina. Zastąpi go Marek Biernacki, 29. April 2013.
  12. Prezydent powołał nowego ministra sprawiedliwości. In: www.prezydent.pl. 6. Mai 2013, archiviert vom Original am 23. Juni 2013; abgerufen am 6. Mai 2013 (polnisch).
  13. polen-heute.de
  14. Originalzitat auf Polnisch: Każdy naród, każda cywilizacja ma prawo się bronić przed zagładą. To, co robią elity zachodniej Europy, jest wstąpieniem na drogę samozagłady Europy. Polska, a przynajmniej nasz rząd, w tym uczestniczyć nie będzie. Paweł Cywiński, Filip Katner, Jarosław Ziółkowski: Zarządzanie strachem. Jak prawica wygrywa debatę publiczną w Polsce. Fundacja im. Stefana Batorego, Warschau 2019, S. 14. PDF