k.u.k. Infanterieregiment „Hoch- und Deutschmeister“ Nr. 4
Das als kaiserliches Regiment Pfalz-Neuburg-Teutschmeister zu Fuß 1696 errichtete spätere k.u.k. Infanterie-Regiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4; umgangssprachlich kurz: Hoch- und Deutschmeister war ein Infanterie-Regiment der kaiserlich-habsburgischen und später der k.u.k. Armee. Das Regiment ist vor allem durch vielfältige Rezeption in Musik und Populärkultur bekannt, insbesondere durch den Hoch- und Deutschmeister-Marsch von 1880 und den Deutschmeister-Regimentsmarsch von 1893.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Regiment wurde 1696 durch einen Vertrag Kaiser Leopolds I. mit dem Hochmeister des Deutschen Ordens, Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, errichtet und hieß zunächst nach seinem Inhaber „Pfalz-Neuburg-Teutschmeister“, wurde aber bald nur noch „Teutschmeister“ genannt. Das Regiment wurde in Franken geworben und danach in Donauwörth gesammelt und gemustert, um dann am 3. Juni 1696 in den kaiserlichen Dienst übernommen zu werden.
Das Regiment nahm am Großen Türkenkrieg teil und war die meiste Zeit in Siebenbürgen eingesetzt. Am 11. September 1697 schlug das Teutschmeister-Regiment bei Zenta seine erste große Schlacht. Das Regiment zeichnete sich dabei so aus, dass der Kaiser auf den Bericht des Prinzen Eugen ein Dank- und Anerkennungsschreiben an den damaligen Kommandeur des Regiments, Damian Hugo Freiherr von Viermund zu Neersen erließ. 1717, in der Schlacht von Belgrad, fiel der Kommandeur Damian Casimir von Dalberg. Im Siebenjährigen Krieg nahm das Regiment 1757 an der Schlacht bei Kolin teil, worauf sich auch sein Traditionstag, der 18. Juni 1757, zurückführt. Nach diesem Krieg wurden dem Regiment die Gegend des Wienerwaldes und die Wiener Vorstädte zur Werbung zugewiesen, worauf hin es sich zum Wiener Hausregiment entwickelte. Bei Einführung der Stammnummern für Infanterieregimenter 1769 erhielt das Regiment die Nr. 4. Inhaber des Regiments war der jeweilige Deutschmeister, dessen Amt von 1530 bis 1929 mit dem des Hochmeisters vereinigt und daher „Hoch- und Deutschmeister“ genannt wurde, so dass 1814 der Regimentsname offiziell in „Hoch- und Deutschmeister“ geändert wurde. Durch den Frieden von Pressburg 1805 war bis 1918 stets ein Habsburger Erzherzog Deutschmeister und daher Inhaber.[1][2]
Im August 1914, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs gehörte das Regiment (zu 95 % bestehend aus Deutschen) zum II. Armeekorps und war in Wien stationiert. Kommandant war Oberst Freiherr Ludwig von Holzhausen.
Im Jahre 1915 verloren alle Regimenter ihre Zusatz- und Ehrennamen und wurden nur noch nach ihrer Stammnummer benannt. Von da an hieß das Regiment offiziell nur noch Infanterie-Regiment Nr. 4.
Stationierungsorte
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Verbandstradition nach 1918
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Spätere Truppenteile erhielten aus Traditionsgründen ebenfalls den Ehrennamen „Hoch- und Deutschmeister“. Im Bundesheer der ersten österreichischen Republik erhielt das Infanterieregiment 4 den Traditionsnamen „Hoch- und Deutschmeister“.
Während des Zweiten Weltkrieges trug die 44. Infanterie-Division (Wehrmacht) nach ihrer Vernichtung in Stalingrad und nach der Wiederaufstellung ab dem 1. Juni 1943 den Ehrennamen 44. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister, wobei das 3. Bataillon des Grenadier-Regiments Nr. 134 als einer der wenigen Verbände der deutschen Wehrmacht eine gesonderte Fahne führte, die der Truppenfahne der ehemaligen k.u.k. Armee nachgebildet war und damit von den Bataillonsstandarten abwich.
Die militärischen Traditionsträger im österreichischen Bundesheer der heutigen Republik waren zunächst das Landwehrstammregiment 21 (dann als Jägerregiment 2 der 2. Jägerbrigade) und anschließend bis zu seiner Auflösung im Sommer 2006 das Jägerregiment Wien. Seitdem wird die Tradition vom Jägerbataillon Wien 1 „Hoch- und Deutschmeister“ fortgesetzt, einem Verband der österreichischen Miliz.[3]
Deutschmeisterdenkmal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1876 wurde in Wien Innere Stadt (1. Bezirk) der Deutschmeisterplatz nach dem Regiment benannt. Anlässlich der Feier des 200-jährigen Bestehens des Regiments 1896 wurde ihm auf diesem Platz das Deutschmeister-Denkmal gestiftet. Dieses wurde am 29. September 1906 enthüllt. Auf dessen Vorderseite ist im Relief die „Feuertaufe bei Zenta 1697“ und auf der Rückseite die „Graf Soro bei Kolin 1757“ dargestellt.
Deutschmeisterbund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ehemalige Angehörige des Regiments und seiner Nachfolge- bzw. Traditionstruppenteile der ersten Republik sowie der in der Regimentstradition stehenden Deutschmeistervereine werden Deutschmeister genannt. Diese Vereine bestehen teilweise seit Ende des 19. Jahrhunderts und sind im Deutschmeisterbund unter dem Protektorat des Hochmeisters des Deutschen Ordens zusammengeschlossen. Dieser Dachverband (Wahlspruch: Deutschmeister ist und bleibt man) wurde 1986 gegründet und hat seinen Sitz in Wien. Bereits von 1919 bis 1945 und von 1956 bis 1974 gab es mit gleichem Namen und Sitz eine solche Dachorganisation.
Mitgliedsvereine in Österreich sind:
- Verein Hoch- und Deutschmeister IR 4
- Deutschmeister-Schützenkorps
- „k. u. k. Wiener Regimentskapelle IR4“ – k. u. k. Wiener Regimentskapelle IR4[4]
- Kameradschaft der Angehörigen der ehem. 2. Division des österr. Bundesheeres sowie der ehem. 44. Infanterie-Division später Reichsgrenadier-Division ‚Hoch- u. Deutschmeister‘
- Verein der Freunde des Jägerbataillons WIEN 1 „Hoch- und Deutschmeister“
- Deutschmeister 1809 Infanterieregiment No. 4 in Perchtoldsdorf
- Original Hoch- und Deutschmeister „Original Hoch- und Deutschmeister“ Kapelle des K. und K. Infanterieregiments Hoch und Deutschmeister Nr. 4[5]
In Deutschland gehören dem Bund u. a. an:
- Historische Deutschorden-Compagnie zu Mergentheim e. V.
- Deutschordens-Kapelle Ellingen e. V.
- Freundeskreis Hoch- und Deutschmeister Mannheim (gegründet 1989, Mitglied seit 1995, Austritt 2010)
Die Deutschmeister treffen sich jährlich am St. Georgstag in der alten Residenz ihres Protektors in Bad Mergentheim. Die ihnen bis heute gemeinsame Farbe ist hellblau als alte Egalisierungsfarbe des Regiments. Sie findet sich heute noch im Abzeichen des Deutschmeisterbundes sowie in seinen Ehrenzeichen und in den Traditionsuniformen.
Der Deutschmeisterbund hält Kontakt zum Traditionsträger des Regiments im Bundesheer sowie zum Deutschen Orden und gibt neben dem „Deutschmeisterjournal“ in loser Folge weitere Publikationen heraus. Außerdem vergibt er für besondere Verdienste um die Deutschmeistertradition das vierstufige „Ehrenzeichen des Deutschmeisterbundes“, das (obwohl nichtstaatlich) vom österreichischen Verteidigungsministerium zum Tragen an der Uniform zugelassen ist.
Bildergalerie
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Musketier und Hauptmann der „Pfalz-Neuburg-Teutschmeister“ (1696)
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Musketier und Obristwachtmeister der „Teutschmeister“ (1710)
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Grenadier und gemeiner Soldat der Hoch- und Deutschmeister (1836–1848)
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Oberleutnant der Hoch- und Deutschmeister zur Parade (1914)
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Rennweger Infanteriekaserne
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Fahne des 3. Bataillons des Grenadier-Regiments Nr. 134
Bekannte Angehörige des Regiments
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Damian Hugo Freiherr von Viermund zu Neersen (1666–1722)
- Johann Strauss (Vater) (1804–1849), Musiker, Komponist, diente beim Regiment
- Raimund Dorner (1831–1917), Oberst und Kommandant
- Liborius Hausner von Hauswehr (1834–1925), Feldmarschallleutnant und Kommandant, diente beim Regiment
- Carl Michael Ziehrer (1843–1922), Komponist, Kapellmeister beim Regiment 1885–1893
- Joseph Hellmesberger (1855–1907), Musiker und Dirigent, diente ab 1875
- Dominik Ertl (1857–1911), Musiker, Komponist, diente beim Regiment
- Wilhelm Wacek (1864–1944), Dirigent, Kapellmeister beim Regiment 1893–1918
- Wilhelm August Jurek (1870–1934), Musiker, diente 1891–1894 beim Regiment
- Hugo Flink (1879–1947), Schauspieler
- Hans Moser (1880–1964), Schauspieler, diente 1910–1912 und 1914–1918 beim Regiment
- Robert Stolz (1880–1975), Dirigent und Komponist, diente während des Ersten Weltkriegs
- Edward Rydz-Śmigły (1886–1941), Marschall von Polen, diente 1910–1911 beim Regiment
- Julius Herrmann (1889–1977), Dirigent und Musiker, diente 1910 beim Regiment
- Leo Reuss (1891–1946), Schauspieler, diente 1914–1918 beim Regiment
Mediale Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben den Filmen Frühjahrsparade (1935) und Die Deutschmeister (1955) hinterließ das Regiment auch in der Musik Spuren:
- Deutschmeister-Regimentsmarsch von Wilhelm August Jurek (1870–1934)
- Deutschmeister-Marsch von Josef Bayer (1852–1913)
- Hoch- und Deutschmeister von Dominik Ertl (1857–1911)
- Deutschmeistergruß-Polka von Dominik Ertl
- Deutschmeister-Jubiläums-Marsch, Op. 470 von Johann Strauß Sohn (1825–1899)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liste der Infanterieregimenter der kaiserlich-habsburgischen Armee der Frühen Neuzeit
- Liste der k.u.k. Kampftruppen
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich Anzenberger (Hrsg.): Symposiumsbericht. Symposium zur Musik der „Hoch- und Deutschmeister“ in der Donaumonarchie. Österreichischer Blasmusikverein, Spittal an der Drau 2016, ISBN 978-3-7392-4703-8.
- Deutschmeisterbund (Hrsg.): 300 Jahre Regiment Hoch- und Deutschmeister 1696–1996. Selbstverlag, Wien 1996 (2. Auflage Wien 1999)
- Rudolf Klement: Dreihundert Jahre Deutschmeister. In: Pallasch. Zeitschrift für Militärgeschichte. Bd. 4 (2000), Heft 8, S. 31–49.
- Martin Senekowitsch: Gelebte Tradition. Gegenwart und Geschichte der Deutschmeistervereine. Deutschmeisterbund, Wien 1996.
- Raimund Sulz, Hoch- und Deutschmeisterkapelle(n) von 1918 bis 1945 – Repräsentation ‚alter‘ Werte in einer neuen Zeit (ungedr. Diplomarbeit, Universität Wien 2018).
- Gustav Ritter Amon von Treuenfest: Geschichte des k.k. Infanterie-Regimentes Hoch- und Deutschmeister Nr. 4. Wien 1879.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu K.u.k. Infanterieregiment „Hoch- und Deutschmeister“ Nr. 4 im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Das Deutschmeisterdenkmal in Wien
- Das Regiment im Ersten Weltkrieg
- Der Deutschmeister Regimentsmarsch
- Freundeskreis Hoch- und Deutschmeister Mannheim / Baden
- Deutschmeister Schützenkorps
- Deutschmeisterbund
- Original Hoch- und Deutschmeister
- k.u.k. Wiener Regimentskapelle IR4
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ documentArchiv.de - Friedenstraktat zwischen Sr. Majestät dem Kaiser der Franzosen, König von Italien und Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich (16.12.1805). Abgerufen am 15. Juni 2021.
- ↑ Regimentsgeschichte der Hoch- und Deutschmeister - deutschmeister.at. Abgerufen am 15. Juni 2021.
- ↑ http://www.bundesheer.at/sk/lask/baone_miliz/jgbw1.shtml
- ↑ gegründet 03.05.1977 - Vereinsregister ZVR 397320513
- ↑ gegründet 06.05.1977 - Vereinsregister ZVR 385688411