Langenzersdorf
Marktgemeinde Langenzersdorf
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Korneuburg | |
Kfz-Kennzeichen: | KO | |
Fläche: | 10,70 km² | |
Koordinaten: | 48° 18′ N, 16° 21′ O | |
Höhe: | 170 m ü. A. | |
Einwohner: | 8.062 (1. Jän. 2023) | |
Bevölkerungsdichte: | 754 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 2103 | |
Vorwahl: | 02244 | |
Gemeindekennziffer: | 3 12 14 | |
NUTS-Region | AT126 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptplatz 10 2103 Langenzersdorf | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Andreas Arbesser (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2015) (33 Mitglieder) |
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Lage von Langenzersdorf im Bezirk Korneuburg | ||
Südwestansicht von Langenzersdorf | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Langenzersdorf ist eine Marktgemeinde im Bezirk Korneuburg in Niederösterreich mit 8062 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023).
Geografie
Langenzersdorf liegt im Weinviertel in Niederösterreich. Der Ort erstreckt sich am nördlichen Donauufer im Bereich der Wiener Pforte und liegt somit genau zwischen Donau und Bisamberg. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 10,68 Quadratkilometer. 14,66 Prozent der Fläche sind bewaldet.
Das nördliche Ende der künstlich angelegten Wiener Donauinsel befindet sich in der Nähe von Langenzersdorf. Die Insel wird durch das Einlaufbauwerk Langenzersdorf von der Donau abgetrennt und stellt einen wesentlichen Bestandteil des Wiener Hochwasserschutzes dar. Die Schleuse wurde 1975 im Zuge der Wiener Donauregulierung errichtet.
Es existieren keine weiteren Katastralgemeinden außer Langenzersdorf.
Nachbargemeinden:
Korneuburg | Bisamberg | |
(jenseits der Donau): Klosterneuburg | Wien-Floridsdorf (Stammersdorf) | |
(jenseits der Donau): Wien-Döbling (Kahlenbergerdorf, Nußdorf) | Wien-Floridsdorf (Strebersdorf (Wien)) |
Geschichte
Funde im Ortsgebiet belegen eine mittelneolithische (Lengyel-Kultur), mittelbronzezeitliche, urnenfelder- und hallstattzeitliche Besiedlung. Die 1955–1956 im Ortsteil „Burleiten“ gefundene Venus von Langenzersdorf ist ein Zeugnis aus dieser Kulturepoche.
Langenzersdorf wurde 1108 erstmals urkundlich erwähnt. Das auf der anderen Donauseite gelegene Stift Klosterneuburg war seit dem 12. Jahrhundert der größte Grundbesitzer und hatte die Herrschaft inne. Der 1680 Langen-Enzersdorf genannte Ort war seit der Mitte des 17. Jahrhunderts Poststation. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden eine Schiffsstation und eine Bahnstation der Nordwestbahngesellschaft errichtet, die dem Ort einen wirtschaftlichen Aufschwung brachten. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts entstanden zunehmend Villen und Gartenhäuser.
Zum 15. Oktober 1938 wurde Langenzersdorf Teil des 21. Gemeindebezirks von Groß-Wien.
Im Tuttenhof wurde 1943 das Kaiser-Wilhelm-Institut für Kulturpflanzenforschung gegründet, dessen Leiter Hans Stubbe wurde. Im darauffolgenden Jahr erhielt dieses großzügige Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft; die Forschungen geschehen im Rahmen des Generalplans Ost.[1] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Institut nach Mitteldeutschland verlagert, wo es von 1945 bis 1991 als Zentralinstitut für Genetik und Kulturpflanzenforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR bestand, als dessen Nachfolgeeinrichtung 1992 das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung gegründet wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Langenzersdorf zur sowjetischen Besatzungszone Niederösterreichs, war jedoch staatsrechtlich bis 1954 Teil von Groß-Wien mit legislativen Beschränkungen. Erst 1954 wurde Langenzersdorf als selbständige Gemeinde wieder Teil des Bezirkes Korneuburg. 1960 wurde Langenzersdorf zur Marktgemeinde erhoben.
Seit 2006 ist Langenzersdorf Teil der Kleinregion „10 vor Wien“.
Politik
- Bürgermeister der Marktgemeinde ist Mag. Andreas Arbesser (ÖVP), Amtsleiter ist Helmut Haider.
- Im Marktgemeinderat gibt es nach der Gemeinderatswahl 2015 bei insgesamt 33 Sitzen folgende Mandatsverteilung:
- ÖVP 21, Liste Grüne 6, SPÖ 4, FPÖ 2.
Bevölkerungsentwicklung
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Pfarrkirche St. Katharina Langenzersdorf, frühgotisch, später barockisiert
- Langenzersdorf Museum, vormals Hanak Museum, mit den Schwerpunkten Anton Hanak, Siegfried Charoux, Max-Brand-Tonstudio, Urgeschichte, Ortskunde
- Kellergasse
- Statue des Hl. Johannes Nepomuk, 1766 geschaffen von Stefan Gabriel Steinböck, Volutensockel mit Szenen aus der Ortsgeschichte
- Aukapelle, 1. Hälfte 19. Jahrhundert
- Kirche St. Joseph auf der Dirnelwiese, von Architekt Roland Rainer
Freizeit und Sport
- Erholungsgebiet Seeschlacht
- Wanderwege: die Wanderwege werden erhalten vom Berg- und Wanderverein Wienerland, Langenzersdorf
- Golfclub Tuttenhof
- Turnverein Langenzersdorf (ÖTB)
- SV Langenzersdorf
- Union
- Nightrun Langenzersdorf (Laufveranstaltung)
- Literarische Radtouren – LiteRADtour
- Seifenkistenrennen
Regelmäßige Veranstaltungen
- Jährlicher Faschingsumzug am letzten Samstag im Fasching
- KJ-Ball am Faschingssamstag im Festsaal
- Sitzung der euLEn Fasching
- Adventmarkt vor der Pfarrkirche St. Katharina am ersten Adventwochenende
- Punschwoche (Verein Langenzersdorfer helfen Langenzersdorfern)
- Kellergassenfest entlang der Langenzersdorfer Kellergasse
Kulinarische Spezialitäten
Langenzersdorf ist seit alters her ein bekanntes Zentrum des Weinanbaus. Hierauf weisen auch viele Heurige im Ort.
Im Frühjahr des Jahres 2000 beschlossen sieben Weinhauer des Ortes, einen gemeinsamen Wein zu erzeugen. Die Kriterien der zu produzierenden Trauben wurden gemeinsam festgelegt, und während der Vegetationsperiode wurden mehrere Weingartenbegehungen durchgeführt. Der gemeinsame Lesetermin wurde bestimmt und die Trauben wurden schonend in einem Weinkeller am Bisamberg verarbeitet. Die Sorte Grüner Veltliner und Welschriesling reifen nun zu dem Langenzersdorfer „Venus-Cuveé“. Parallel zur Traubenproduktion wurden Langenzersdorfer Künstler zu einem Etikettenwettbewerb eingeladen, mit dem Thema Venus und Wein. Martina Schettina gewann diesen Wettbewerb.
Anlässlich der 900-Jahre-Feier von Langenzersdorf im Jahre 2008 war es natürlich verpflichtend für den Weinbauverein auch hier seinen Beitrag zu leisten, und so kreierten die gleichen Winzer des Venusweines den „ENZO“ Wein. Benannt nach dem Gründer von Langenzersdorf wurde hier als Gegenstück zum weißen, weiblichen Venuscuvée der rote, männliche Enzowein aus der Taufe gehoben. Hierbei wurde ein Cabernet Sauvignon verwendet. Ähnlich wie bei der Gestaltung des Venusetikettes wurde hier ein Wettbewerb unter Kindern gestartet, und so schmückt das Maskottchen der 900-Jahre-Feier Langenzersdorf dieses Weinetikett.
Wirtschaft und Infrastruktur
Durch seine Lage am Stadtrand von Wien ist Langenzersdorf ein beliebter Wirtschaftsstandort. Das Industriezentrum Langenzersdorf-Süd befindet sich unmittelbar an der Landesgrenze zu Wien. Klassische Gewerbe in Langenzersdorf sind der Weinbau und der Obstbau sowie die Landwirtschaft mit Sonderkulturen.
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 393, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 25. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 3.342. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 48,2 Prozent.
Bildung
- Volksschule Langenzersdorf
- Neue Mittelschule Langenzersdorf
- Höheren Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg: am Rehgraben befindet sich das Versuchsgut Götzhof der HTL
- Musikschule Langenzersdorf
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter
- Leopold Chimani (1774–1844), Pädagoge und Jugendschriftsteller, geboren in der Oberen Kirchengasse
- Leopold Barsch (1888–1945), Politiker
- Wolfgang Motz (* 1963), Politiker
- Eugenie Butschek, die Frau von Otto Primavesi
Weitere Personen mit Bezug zur Marktgemeinde
- Kaspar Schrammel (1811–1895), Komponist, starb in Langenzersdorf
- Anton Hanak (1875–1934), Bildhauer, lebte und arbeitete von 1901 bis 1923 in Langenzersdorf
- Eduard Klablena (1881–1933), Keramiker der Wiener Werkstätte mit Atelier in Langenzersdorf von 1911 bis 1933[2]
- Lina Woiwode (1886–1971), Schauspielerin, Ehefrau von Oskar Sima, in Langenzersdorf begraben.[3]
- Max Brand (1896–1980), Komponist (elektronische Musik), lebte von 1975 bis 1980 in der Chimanigasse
- Oskar Sima (1896–1969), Schauspieler, in Langenzersdorf begraben.[4]
- Fred Liewehr (1909–1993), Burgschauspieler, verbrachte jahrelang seine Sommerfrische in Langenzersdorf
- Paul Kont (1920–2000), Komponist, hatte in der Magdalenenhofstraße ein Sommerhaus
- Günther Frank (* 1936), Schauspieler, Moderator, Sänger und Maler, lebt in Langenzersdorf
- Helmut A. Gansterer (* 1946), Journalist und Autor, lebt in Langenzersdorf
- Martina Schettina (* 1961), Malerin mit einem Atelier in Langenzersdorf
Literatur
- H. Ladenbauer-Orel: Die neolithische Frauenstatuette von Lang-Enzersdorf bei Wien. In : IPEK 19, 1954–1959, S. 7ff
- Die Ausgrabungen in Lang-Enzersdorf und die Auffindungen des Idols. In: „Rund um den Bisamberg. Ein Heimatbuch“ Band 2/1961.
- 900 Jahre Langenzersdorf, Hrsg. von der Marktgemeinde Langenzersdorf 2008
- 900 Jahre Langenzersdorf – Geschichte und Heimatkunde, Hrsg. Franz Karl Schwarzmann, mit Beiträgen von Josef Germ und Erich Gusel, 2008;
Weblinks
- 31214 – Langenzersdorf. Gemeindedaten der Statistik Austria
Einzelnachweise
- ↑ Ortrun Veichtlbauer: Braune Donau. Transportweg nationalsozialistischer Biopolitik, in: Christian Reder, Erich Klein (Hg.): Graue Donau – Schwarzes Meer, Springer, Wien/New York, 2008, S. 242f
- ↑ Katalog der Galerie Bel Etage Wien(abgerufen am 25. August 2009; PDF-Datei; 1,58 MB)
- ↑ knerger.de: Das Grab von Oskar Sima
- ↑ knerger.de: Das Grab von Oskar Sima