Thiers (Puy-de-Dôme)
Thiers | ||
---|---|---|
Staat | Frankreich | |
Region | Auvergne-Rhône-Alpes | |
Département (Nr.) | Puy-de-Dôme (63) | |
Arrondissement | Thiers (Unterpräfektur) | |
Kanton | Thiers (Hauptort) | |
Gemeindeverband | Thiers Dore et Montagne | |
Koordinaten | 45° 51′ N, 3° 33′ O | |
Höhe | 283–793 m | |
Fläche | 44,49 km² | |
Einwohner | 11.633 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 261 Einw./km² | |
Postleitzahl | 63300 | |
INSEE-Code | 63430 | |
Website | http://www.ville-thiers.fr/ | |
Thiers – im Vordergrund die Brücke Pont du navire über die Durolle |
Thier [tjɛʁ] (okzitanisch Tièrn) ist eine französische Gemeinde mit 11.633 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Puy-de-Dôme in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Die Kleinstadt ist Sitz der Unterpräfektur (französisch Sous-préfecture) des Arrondissements Thiers, welches aus sechs Kantonen besteht, und ist Hauptort (französisch chef-lieu) des Kantons Thiers.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt wird vom Fluss Durolle durchquert, der im Gemeindegebiet in die Dore einmündet. Die Gemeinde ist Teil des Regionalen Naturparks Livradois-Forez.
Nachbargemeinden sind (von Norden im Uhrzeigersinn): Paslières, Saint-Rémy-sur-Durolle, La Monnerie-le-Montel, Celles-sur-Durolle, Sainte-Agathe, Escoutoux, Peschadoires, Orléat und Dorat.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thiers ist gallischen Ursprungs. Eine erste Siedlung am linken Durolle-Ufer wurde 532 von den Franken zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte auf dem rechten Ufer im heutigen Altstadtviertel. Von dort aus wuchs die Stadt immer weiter den Hang hinauf. Die Blütezeit der Stadt begann mit dem Einzug der Messerschmiedekunst. Eine Legende besagt, dass auvergnatische Kreuzritter diese Kunst aus dem Orient nach Thiers gebracht hatten. Die ersten Messerschmiede ließen sich nachweislich im 14. Jahrhundert in Thiers nieder; sie nutzten das starke Gefälle der Durolle für den Antrieb ihrer Schmiedehämmer. Das Gewerbe brachte der Stadt rasch Ansehen und Reichtum. Ab dem 15. Jahrhundert wurden die Schmiedeerzeugnisse vor allem nach Spanien und Norditalien exportiert. Ende des 18. Jahrhunderts lebten etwa 10.000 – und damit zwei Drittel – der Einwohner vom Schmiedehandwerk. Heute sind etwa 5.000 Menschen in rund 300 handwerklichen Messerschmieden der Stadt, den Coutelleries, beschäftigt.
Während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg diente das Hotel L’Aigle d’Or in der Rue de Lyon der Wehrmacht als Hauptquartier. Am 25. August 1944 wurde die von 400 Männern der SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Horst Wessel“ verteidigte Stadt durch Soldaten der Forces françaises de l’intérieur (FFI) und Kämpfer der Mouvements unis de la Résistance (MUR) befreit.
1975 drehte Francois Truffaut seinen Film Taschengeld (L’Argent de poche) in Thiers; heute trägt eine Straße den Namen des französischen Regisseurs.
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2012 | 2015 | 2019 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 16.369 | 16.623 | 16.567 | 16.018 | 14.832 | 13.338 | 11.217 | 11.588 | 11.784 |
Quellen: Cassini und INSEE |
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Le Vieux Thiers“, verwinkelte mittelalterliche Altstadt mit vielen restaurierten Fachwerkhäusern des 15. bis 17. Jahrhunderts
- Kirche St-Genès, ursprünglich romanische aus dem 11./12. Jahrhundert; Vorhalle des 18. Jahrhunderts mit einem reich skulpturierten Wandgrab des 14. Jahrhunderts; größte Vierungskuppel der Auvergne
- Eglise du Moutier, mit schönen Kapitellen
- Schloss La Chassaigne, Landschloss des Manoir-Typs vom Ende des 15. Jahrhunderts mit großzügigem Schlossgarten
- Maison des Coutelliers mit Ausstellung über die Schmiedekunst von den Anfängen bis zur Gegenwart und dem Nachbau einer historischen Messerschmiede
- Musée de la Coutellerie, Museum der Messermacherei mit Filmvorführung
- Le Creux de l’Enfer, Museum zeitgenössischer Kunst in einer ehemaligen Messerfabrik[1]
- L’Orangerie, Schau tropischer Gewächse
- Parc du Moutier
-
Straßenüberbauung Pedde du Coin des Hasards aus dem 15. Jahrhundert
-
Kirche Saint-Genès
-
Hôtel du Pirou aus dem 15. Jahrhundert
-
Wasserfall der Durolle am Museum Creux de l’Enfer
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thiers hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Clermont-Ferrand–Saint-Just-sur-Loire. Die hoch über dem Tal gelegene Station wurde 1872 von der Compagnie des chemins de fer de Paris à Lyon et à la Méditerranée (P.L.M.) eröffnet. Seit 2016 wird der Abschnitt nach Saint-Just nicht mehr befahren, nur in der Relation Clermont-Ferrand–Thiers verkehrten 2021 weiterhin Züge.
Durch den Ort verliefen die Nationalstraßen N 89, die mittlerweile zur Départementsstraße D 2089 herabgestuft wurde, und N 106 (jetzt: D 400 und D 906). Den Norden der Stadt tangiert die in West-Ost-Richtung verlaufende Autobahn A 89 mit den Anschlussstellen Thiers-Ouest und Thiers-Est.
Städtepartnerschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Partnerstädte von Thiers sind Schrobenhausen in Bayern und Bridgnorth in der englischen Grafschaft Shropshire, die wiederum untereinander verschwistert sind.[2]
In Thiers geboren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stephan von Thiers, Eremit, Begründer des Ordens von Grandmont, Heiliger, * um 1045, † 1124[3]
- Guillaume Des Gilberts, Theaterschauspieler und Theaterdirektor, 1594–1653
- Jean-Félix Nourrisson, Philosoph, 1825–1899
- Jean Pouzet, Autorennfahrer, 1892–1940
- Claire Chazal, Journalistin und Nachrichtensprecherin, * 1956
- Patrick Berhault, Bergsteiger und Bergführer, * 1957
- Zinedine Soualem, Schauspieler, * 1957
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anne Henry: Thiers, une exception industrielle. Puy-de-Dôme (= Images du patrimoine. 229). Étude du Patrimoine Auvergnat, Clermont-Ferrand 2004, ISBN 2-905554-26-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Internetseite des Museums
- ↑ Website Thiers - Le Jumelage ( des vom 17. Juli 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , gesehen am 7. Januar 2017
- ↑ Bruno W. Häuptli: STEPHAN von Muret. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 27, Bautz, Nordhausen 2007, ISBN 978-3-88309-393-2, Sp. 1381–1384 .