„Milton Friedman“ – Versionsunterschied

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1957 wurde Friedman in die [[American Philosophical Society]] gewählt, 1959 in die [[American Academy of Arts and Sciences]] und 1973 in die [[National Academy of Sciences]].<ref>{{Internetquelle |url=https://search.amphilsoc.org/memhist/search?creator=Milton+Friedman&title=&subject=&subdiv=&mem=&year=&year-max=&dead=&keyword=&smode=advanced |titel=Member History: Milton Friedman |hrsg=American Philosophical Society |abruf=2018-08-13}}</ref> In den 1970er Jahren trat seine [[Angebotspolitik|angebotsorientierte Wirtschaftstheorie]] in Konkurrenz zum Modell des [[Keynesianismus]]. Laut [[Gerhard Willke]] war Friedman zusammen mit Friedrich von Hayek „Wegbereiter und Meisterdenker des [[Neoliberalismus|neoliberalen Projekts]]“<ref>Gerhard Willke: ''Neoliberalismus.'' Campus Verlag 2003, ISBN 3-593-37208-8, S. 107.</ref>, eines wirtschaftspolitischen Projekts zur Verwirklichung von mehr Markt, mehr Wettbewerb und mehr individueller Freiheit.<ref>Gerhard Willke: ''Neoliberalismus.'' Campus Verlag, ISBN 3-593-37208-8, S. 28.</ref> Friedman selbst bezeichnete sich jedoch nicht als Neoliberalen.
1957 wurde Friedman in die [[American Philosophical Society]] gewählt, 1959 in die [[American Academy of Arts and Sciences]] und 1973 in die [[National Academy of Sciences]].<ref>{{Internetquelle |url=https://search.amphilsoc.org/memhist/search?creator=Milton+Friedman&title=&subject=&subdiv=&mem=&year=&year-max=&dead=&keyword=&smode=advanced |titel=Member History: Milton Friedman |hrsg=American Philosophical Society |abruf=2018-08-13}}</ref> In den 1970er Jahren trat seine [[Angebotspolitik|angebotsorientierte Wirtschaftstheorie]] in Konkurrenz zum Modell des [[Keynesianismus]]. Laut [[Gerhard Willke]] war Friedman zusammen mit Friedrich von Hayek „Wegbereiter und Meisterdenker des [[Neoliberalismus|neoliberalen Projekts]]“<ref>Gerhard Willke: ''Neoliberalismus.'' Campus Verlag 2003, ISBN 3-593-37208-8, S. 107.</ref>, eines wirtschaftspolitischen Projekts zur Verwirklichung von mehr Markt, mehr Wettbewerb und mehr individueller Freiheit.<ref>Gerhard Willke: ''Neoliberalismus.'' Campus Verlag, ISBN 3-593-37208-8, S. 28.</ref> Friedman selbst bezeichnete sich jedoch nicht als Neoliberalen.


Als sein Hauptwerk gilt das 1963 erschienene ''A Monetary History of the United States, 1867–1960'', das er mit der Ökonomin [[Anna Schwartz]] verfasste.<ref>{{Literatur |Autor=MILTON FRIEDMAN, ANNA JACOBSON SCHWARTZ |Titel=A Monetary History of the United States, 1867-1960 |Verlag=Princeton University Press |Datum=1963 |ISBN=978-0-691-00354-2 |Online=https://www.jstor.org/stable/j.ctt7s1vp |Abruf=2020-11-07}}</ref> Darin beschrieb Friedman die großen Auswirkungen von Geldmengenänderungen auf [[Konjunktur]]zyklen und bestritt damit die keynesianische Erklärung der [[Weltwirtschaftskrise]]. Diese ist nach Friedman nicht auf die Instabilität des privaten Sektors, sondern auf die Geldmengenreduktion des [[Federal Reserve System]] zurückzuführen. In der Folgezeit wurde Friedman durch populärwissenschaftliche Abhandlungen, insbesondere durch das 1963 erschienene Buch ''Kapitalismus und Freiheit'', einem breiten Publikum bekannt. Zudem war er in den 1960er/1970er Jahren als Kolumnist für das Magazin ''[[Newsweek]]'' tätig. Im Jahr 1967 stand Friedman zudem der [[American Economic Association]] als [[Liste der Präsidenten der American Economic Association|gewählter Präsident]] vor.<ref name="AEA">{{Internetquelle |url=https://www.aeaweb.org/honors_awards/officerspast.php |titel=Past and Present Officers |hrsg=aeaweb.org ([[American Economic Association]]) |abruf=2015-10-29 |sprache=en}}</ref> In den 1980er Jahren gestaltete Friedman zusammen mit seiner Frau unter dem mehrere Fernsehsendungen über wirtschaftliche Themen (Titel ''Free to Choose'').<ref name="ftc" />
Als sein Hauptwerk gilt das 1963 erschienene ''A Monetary History of the United States, 1867–1960'', das er mit der Ökonomin [[Anna Schwartz]] verfasste.<ref name=":5">{{Literatur |Autor=MILTON FRIEDMAN, ANNA JACOBSON SCHWARTZ |Titel=A Monetary History of the United States, 1867-1960 |Verlag=Princeton University Press |Datum=1963 |ISBN=978-0-691-00354-2 |Online=https://www.jstor.org/stable/j.ctt7s1vp |Abruf=2020-11-07}}</ref> Darin beschrieb Friedman die großen Auswirkungen von Geldmengenänderungen auf [[Konjunktur]]zyklen und bestritt damit die keynesianische Erklärung der [[Weltwirtschaftskrise]]. Diese ist nach Friedman nicht auf die Instabilität des privaten Sektors, sondern auf die Geldmengenreduktion des [[Federal Reserve System]] zurückzuführen. In der Folgezeit wurde Friedman durch populärwissenschaftliche Abhandlungen, insbesondere durch das 1963 erschienene Buch ''Kapitalismus und Freiheit'', einem breiten Publikum bekannt. Zudem war er in den 1960er/1970er Jahren als Kolumnist für das Magazin ''[[Newsweek]]'' tätig. Im Jahr 1967 stand Friedman zudem der [[American Economic Association]] als [[Liste der Präsidenten der American Economic Association|gewählter Präsident]] vor.<ref name="AEA">{{Internetquelle |url=https://www.aeaweb.org/honors_awards/officerspast.php |titel=Past and Present Officers |hrsg=aeaweb.org ([[American Economic Association]]) |abruf=2015-10-29 |sprache=en}}</ref> In den 1980er Jahren gestaltete Friedman zusammen mit seiner Frau unter dem mehrere Fernsehsendungen über wirtschaftliche Themen (Titel ''Free to Choose'').<ref name="ftc" />


Friedman war auch an politischen Entscheidungen beteiligt. So schaffte die [[Kabinett Nixon|US-Regierung]] unter Präsident Nixon 1971 nach dem Zusammenbruch des [[Bretton-Woods-System]]s auf seinen Rat hin den [[Fester Wechselkurs|festen Wechselkurs]] des US-Dollar gegenüber anderen Währungen ab. Die von Friedman vorausgesagte konjunkturstabilisierende Wirkung stellte sich bald ein. Er unterstützte außerdem aktiv zahlreiche Volksabstimmungen zur Senkung von Steuern. Auch war er ein dezidierter Gegner der Drogen-Prohibition.<ref>[[Der Spiegel]] 14/1992: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13682584.html „Der Drogenkrieg ist verloren“] (Interview)</ref>
Friedman war auch an politischen Entscheidungen beteiligt. So schaffte die [[Kabinett Nixon|US-Regierung]] unter Präsident Nixon 1971 nach dem Zusammenbruch des [[Bretton-Woods-System]]s auf seinen Rat hin den [[Fester Wechselkurs|festen Wechselkurs]] des US-Dollar gegenüber anderen Währungen ab. Die von Friedman vorausgesagte konjunkturstabilisierende Wirkung stellte sich bald ein. Er unterstützte außerdem aktiv zahlreiche Volksabstimmungen zur Senkung von Steuern. Auch war er ein dezidierter Gegner der Drogen-Prohibition.<ref>[[Der Spiegel]] 14/1992: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13682584.html „Der Drogenkrieg ist verloren“] (Interview)</ref>
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Diese Prognose erwies sich als falsch; der Euro überstand die [[Weltfinanzkrise]] und die [[Große Rezession|Wirtschaftskrise 2008/2009]].
Diese Prognose erwies sich als falsch; der Euro überstand die [[Weltfinanzkrise]] und die [[Große Rezession|Wirtschaftskrise 2008/2009]].


Friedman starb am 16. November 2006 in seinem Haus in San Francisco an Herzversagen.<ref>[http://www.columbia.edu/~esp2/WSJ%20Whitehouse%20Article.pdf PDF]</ref> Während dieser Zeit arbeitete er immer noch als Ökonom. Seine letzte Kolumne im [[The Wall Street Journal|Wall Street Journal]] wurde einen Tag nach seinem Tod publiziert.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nationalreview.com/corner/what-would-milton-friedman-say-peter-robinson/ |titel=What Would Milton Friedman Say? |werk=National Review |datum=2008-10-17 |abruf=2020-11-07 |sprache=en-US}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Greg Ip and Mark Whitehouse |Titel=How Milton Friedman Changed Economics, Policy and Markets |Sammelwerk=Wall Street Journal |Datum=2006-11-17 |ISSN=0099-9660 |Online=https://www.wsj.com/articles/SB116369744597625238 |Abruf=2020-11-07}}</ref>
Friedman starb am 16. November 2006 in seinem Haus in San Francisco an Herzversagen.<ref>[http://www.columbia.edu/~esp2/WSJ%20Whitehouse%20Article.pdf PDF]</ref> Während dieser Zeit arbeitete er immer noch als Ökonom. Seine letzte Kolumne im [[The Wall Street Journal|Wall Street Journal]] wurde einen Tag nach seinem Tod publiziert.<ref name=":6">{{Literatur |Autor=Milton Friedman |Titel=Why Money Matters |Sammelwerk=Wall Street Journal |Datum=2006-11-17 |ISSN=0099-9660 |Online=https://www.wsj.com/articles/SB116372965543825880 |Abruf=2020-11-07}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.nationalreview.com/corner/what-would-milton-friedman-say-peter-robinson/ |titel=What Would Milton Friedman Say? |werk=National Review |datum=2008-10-17 |abruf=2020-11-07 |sprache=en-US}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Greg Ip and Mark Whitehouse |Titel=How Milton Friedman Changed Economics, Policy and Markets |Sammelwerk=Wall Street Journal |Datum=2006-11-17 |ISSN=0099-9660 |Online=https://www.wsj.com/articles/SB116369744597625238 |Abruf=2020-11-07}}</ref>


== Werk ==
== Werk ==


=== Wissenschaftliche Beiträge ===
=== ''Kapitalismus und Freiheit (1962)'' ===
{{Siehe auch|Friedman-Test (Statistik)|Quantitätstheorie|Natürliche Arbeitslosenquote
}}

==== Monetarismus ====
{{Hauptartikel|Monetarismus}}

Friedman bedeutendster wissenschaftlicher Beitrag besteht darin, die Geldmenge als die wichtigste Stellgröße im Wirtschaftsablauf rehabilitiert zu haben.<ref name=":7">{{Literatur |Autor=Michael D Bordo, Hugh Rockoff |Titel=Not Just the Great Contraction: Friedman and Schwartz's A Monetary History of the United States 1867 to 1960 |Sammelwerk=American Economic Review |Band=103 |Nummer=3 |Datum=2013-05-01 |ISSN=0002-8282 |DOI=10.1257/aer.103.3.61 |Seiten=61–65 |Online=https://pubs.aeaweb.org/doi/10.1257/aer.103.3.61 |Abruf=2020-11-07}}</ref> Der Monetarismus bezeichnet eine eine ökonomische Sichtweise, die eng mit der modernen [[Quantitätstheorie]] verbunden ist.<ref>{{Literatur |Autor=Robert L. Hetzel |Titel=The Contributions of Milton Friedman to Economics |Nummer=ID 2186647 |Verlag=Social Science Research Network |Ort=Rochester, NY |Datum=2007 |Online=https://papers.ssrn.com/abstract=2186647 |Abruf=2020-11-07}}</ref> Die Ursprünge der Theorie lassen sich bis weit vor Friedman zurückverfolgen, aber er hat ihre moderne Form popularisiert und verbreitet.<ref name=":7" /> Friedman selbst prägte dazu den Slogan: „''Money matters''“ – „Es kommt auf die Geldmenge an“<ref name=":6" />

Besonders in seinem mit [[Anna J. Schwartz|Anna Schwarz]] 1963 publizierten Buch ''A Monetary History of the United States'', 1867–1960 versucht er die Beziehung zwischen der Geldmenge und der Wirtschaftsaktivität in den USA herzustellen.<ref name=":5" /> Eines der wesentlichen Resultate ihrer Forschung ist das Primat der Geldmenge vor Investitionen und Staatsausgaben bei der Bestimmung von Konsum und Produktion. Die empirische und theoretische Arbeit von Friedman sollte zeigen, dass sich eine Änderung der Geldmenge kurzfristig auf die Produktion, aber längerfristig in erster Linie auf das Preisniveau, d.h. die [[Inflation|Inflationsrate]] auswirkt.<ref>{{Internetquelle |autor=Steve Hanke |url=https://www.forbes.com/sites/stevehanke/2018/08/27/friedman-on-inflation-hanke-on-hyperinflation/ |titel=Friedman On Inflation, Hanke on Hyperinflation |abruf=2020-11-07 |sprache=en}}</ref>

Friedman war der Ansicht, dass es eine enge und stabile Verbindung zwischen der Ausweitung der Geldmenge und der Inflationsrate gibt.<ref name=":7" />
{{Zitat
|Text=Inflation is always and everywhere a monetary phenomenon.
|Sprache=en
|Autor=Milton Friedman
|Quelle=Inflation: Causes and Consequences
|Übersetzung=Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen.
|ref=<ref> Friedman, Milton. Inflation: Causes and Consequences. New York: Asia Publishing House.</ref>
}}
Friedman wandte sich mit diesem Zitat gegen eine Vielzahl von Argumenten, die besagten, dass Inflation ein Resultat von Kostendruck, oder Erhöhungen der Löhne oder des Ölpreises seien. Stattdessen sei die Inflation immer ein Effekt einer zu großen Ausweitung der Geldmenge.<ref>{{Literatur |Autor=Milton Friedman |Titel=Inflation: Causes and Consequences |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Asia Publishing House |Ort=New York |Datum= |ISBN= |Seiten=}}</ref><ref name=":8">{{Internetquelle |url=https://krugman.blogs.nytimes.com/2013/08/08/milton-friedman-unperson/ |titel=Milton Friedman, Unperson |werk=Paul Krugman Blog |datum=2013-08-08 |abruf=2020-11-07 |sprache=en-US}}</ref>

Er sah die wesentliche Funktion der Notenbank in der Steuerung der Geldmenge.<ref name=":8" /> In Krisenzeiten müsse die Notenbank eine Ausweitung der Geldmenge vornehmen, um deflationäre Tendenzen und Arbeitslosigkeit zu verhindern. ''A Monetary History of the United States'' zeigt dies am Verhalten der [[Federal Reserve System|Federal Reserve Bank]] während der [[Great Depression]], die Friedman wesentlich für den schweren und langen Verlauf der Wirtschaftskrise verantwortlich macht.<ref name=":7" /> Denn die FED erhöhte während der Wirtschaftskrise die Zinsen, was einer Verringerung der Geldmenge führte.<ref name=":8" />
{{Zitat
|Text=The Fed was largely responsible for converting what might have been a garden-variety recession, although perhaps a fairly severe one, into a major catastrophe. Instead of using its powers to offset the depression, it presided over a decline in the quantity of money by one-third from 1929 to 1933 [...]
|Sprache=en
|Autor=Milton Friedman
|Quelle=Two Lucky People, S. 233
|Übersetzung=Die FED war größtenteils dafür verantwortlich, eine Wald- und Wiesenrezession, wenn auch eine eine sehr schwere, in eine große Katastrophe zu verwandeln. Anstatt ihre Macht zu nutzen, war sie zwischen 1929-1933 verantwortlich für einen Rückgang der Geldmenge um ein Drittel [...]
|ref=
}}
Das Kapitel zur Great Depression wurde 2002 als ein eigenes Buch publiziert.<ref>{{Literatur |Autor=Schwartz, Anna J. (Anna Jacobson), 1915-2012., National Bureau of Economic Research. |Titel=The great contraction, 1929-1933 |Verlag=Princeton University Press |Ort=Princeton |Datum=2008 |ISBN=978-1-4008-4685-6 |Online=https://www.worldcat.org/oclc/844923080 |Abruf=2020-11-07}}</ref> Der damalige FED-Chef [[Ben Bernanke]], gestand Friedman und Schwarz in einer Rede zu, mit ihrer Analyse Recht zu haben und versicherte, dass die Notenbank in Zukunft anders handeln würde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.federalreserve.gov/boarddocs/speeches/2002/20021108/default.htm |titel=FRB Speech, Bernanke -- On Milton Friedman's ninetieth birthday -- November 8, 2002 |abruf=2020-11-07}}</ref>

Friedman führte in einem Aufsatz 1969 über ein [[Gedankenexperiment]] die Idee des [[Helikoptergeld|Helikoptergeldes]] zu Bekämpfung von schweren Rezessionen ein.<ref>{{Literatur |Autor=Friedman Milton, D. Bordo Michael |Titel=The Optimum Quantity of Money |Sammelwerk=The Optimum Quantity of Money |Verlag=Routledge |Datum=2017-10-23 |ISBN=978-1-315-13360-7 |Seiten=1–50 |Online=http://dx.doi.org/10.4324/9781315133607-1 |Abruf=2020-11-07}}</ref>

==== Devisenmärkte ====
Friedman argumentierte für ein Ende der staatlichen [[Devisenmarktintervention|Devisenmarktinterventionen]] und plädierte für ein System frei schwankender [[Wechselkurs|Wechselkurse]].<ref>{{Literatur |Autor=Robert Leeson |Titel=Friedman’s Case for Flexible Exchange Rates |Sammelwerk=Ideology and the International Economy: The Decline and Fall of Bretton Woods |Verlag=Palgrave Macmillan UK |Ort=London |Datum=2003 |ISBN=978-0-230-28602-3 |DOI=10.1057/9780230286023_4 |Seiten=25–28 |Online=https://doi.org/10.1057/9780230286023_4 |Abruf=2020-11-07}}</ref>

==== Konsumfunktion ====
Friedman war außerdem bekannt für seine Arbeiten zur Konsumfunktion, besonders seine [[Hypothese permanenter Einkommen]].<ref name=":9">{{Literatur |Autor=National Bureau of Economic Research. |Titel=A theory of the consumption function. |Verlag=Princeton University Press |Ort=Princeton, |Datum=1957 |ISBN=0-691-04182-2 |Online=https://www.worldcat.org/oclc/168015 |Abruf=2020-11-07}}</ref> Er bezeichnet sie selbst als seine beste wissenschaftliche Arbeit.<ref>{{Literatur |Autor=Robert E. Hall |Titel=Stochastic Implications of the Life Cycle-Permanent Income Hypothesis: Theory and Evidence |Sammelwerk=Journal of Political Economy |Band=86 |Nummer=6 |Datum=1978-12 |ISSN=0022-3808 |DOI=10.1086/260724 |Seiten=971–987 |Online=https://www.journals.uchicago.edu/doi/10.1086/260724 |Abruf=2020-11-07}}</ref> Die Arbeit ist eng verbunden mit der Theorie [[Rationale Erwartung|rationaler Erwartungen]]. Die Hypothese besagt, dass rationale Konsumenten einen proportionalen Anteil dessen ausgeben würden, was sie als ihr permanentes Einkommen sehen. Marktlagengewinn würden gespart werden. Gleiches gilt für Steuersenkungen, da rationale Konsumenten vorhersagen werden, dass die Steuern später wieder erhöht werden müssen, um die öffentlichen Haushalte wieder auszugleichen. <ref name=":9" />

==== Arbeitslosigkeit und Phillips-Kurve ====
Weiterhin hat Friedman zur [[Arbeitslosigkeit]] und zur [[Phillips-Kurve|Philips-Kurve]] gearbeitet. Friedmans Theorie der [[Natürliche Arbeitslosenquote|natürlichen Arbeitslosenquote]] postuliert für jede Volkswirtschaft eine „natural rate of unemployment“, welche durch die institutionellen Gegebenheiten determiniert sei: [[Friktion (Wirtschaft)|friktionelle]] und strukturelle Faktoren sowie Unvollkommenheiten des [[Markt (Ökonomie)|Marktes]] wie Informationsmängel, Mobilitätshemmnisse, [[Anpassungskosten]] und [[Demografie|demografischer]] Wandel.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nobelprize.org/prizes/economic-sciences/1976/press-release/ |titel=The Sveriges Riksbank Prize in Economic Sciences in Memory of Alfred Nobel 1976 |abruf=2020-11-07 |sprache=en-US}}</ref> Langfristig lasse sich die Rate der natürlichen Arbeitslosigkeit indes durch Strukturreformen reduzieren.<ref>{{Literatur |Autor=Dan Fuller, Doris Geide-stevenson |Titel=Consensus Among Economists: Revisited |Sammelwerk=The Journal of Economic Education |Band=34 |Nummer=4 |Datum=2003-01 |ISSN=0022-0485 |DOI=10.1080/00220480309595230 |Seiten=369–387 |Online=http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/00220480309595230 |Abruf=2020-11-07}}</ref> Im Idealfall, also in einem [[Vollkommener Markt|vollkommenen Markt]], betrage sie null.<ref>{{Literatur |Autor=Milton Friedman |Titel=Nobel Lecture: Inflation and Unemployment |Sammelwerk=Journal of Political Economy |Band=85 |Nummer=3 |Datum=1977-06-01 |ISSN=0022-3808 |DOI=10.1086/260579 |Seiten=451–472 |Online=https://www.journals.uchicago.edu/doi/10.1086/260579 |Abruf=2020-11-07}}</ref>

Friedman argumentierte, dass die [[natürliche Arbeitslosenquote]] direkt aus der Philips-Kurve hergeleitet werden kann.<ref>{{Literatur |Autor=Milton Friedman |Titel=The Role of Monetary Policy |Sammelwerk=The American Economic Review |Band=58 |Nummer=1 |Datum=1968 |ISSN=0002-8282 |Seiten=1–17 |Online=https://www.jstor.org/stable/1831652 |Abruf=2020-11-07}}</ref> Diese prognostizierte, dass Löhne zu steigen beginnen, wenn die Arbeitslosigkeit gering sei. Friedman argumentierte, dass Inflation das selbe wie Lohnerhöhungen seien und zeigte, dass der Staat durch expansive Nachfragepolitik nicht langfristig die Arbeitslosigkeit senken könne.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.thecommentator.com/article/1895/milton_friedman_and_the_rise_and_fall_of_the_phillips_curve |titel=Milton Friedman and the rise and fall of the Phillips Curve - The Commentator |abruf=2020-11-07 |sprache=en}}</ref>

==== Epistemologie ====
Friedman hat auch einen Beitrag zur [[Erkenntnistheorie]] seiner Disziplin geliefert. In seinem 1953 erschienen Aufsatz ''The Methodology of Positive Economics'' setzt er sich mit dem den [[Logischer Empirismus|logischen Empirismus]] von [[Paul A. Samuelson|Paul Samuelson]] auseinander, der damals in der Ökonomie dominierte.<ref name=":10">{{Literatur |Autor=Milton Friedman |Titel=The Methodology of Positive Economics |Sammelwerk=The Philosophy of Economics: An Anthology |Auflage=3 |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Datum=2007 |ISBN=978-0-521-88350-4 |DOI=10.1017/cbo9780511819025.010 |Seiten=145–178 |Online=https://www.cambridge.org/core/books/philosophy-of-economics/methodology-of-positive-economics/CFF477DAB3196A749117CDC0F44E8160 |Abruf=2020-11-07}}</ref> Friedman plädiert dabei für eine [[Instrumentalismus (Wissenschaftstheorie)|instrumentalistische]] Position, d.h. er ist der Auffassung das wissenschaftliche Theorien geschaffen werden, um Probleme der Ökonomie zu lösen. Folglich stellt sich nicht die Frage nach dem Realismus der Annahmen, auf denen sie beruhen: Theorien sind Instrumente. Sie müssen daher nicht auf „wahren“ oder „realistischen“ Hypothesen beruhen, die sich aus einer Beobachtung der Realität ergeben, solange es ihnen gelingt, Vorhersagen zu treffen. Für Friedman ist daher die Kritik am mangelnden Realismus der Gründungspostulate der Ökonomie, wie die Rationalität der Akteure, insofern irrelevant, da nur der instrumentelle Wert dieser Hypothesen von Bedeutung ist. Das heißt, wenn sie die Grundlage von sind Theorien mit genauen Vorhersagen sind, ist ihre Verwendung gerechtfertigt.<ref name=":10" /> Diese Position stellt die methodologische Grundlage der Chicago School dar.<ref>{{Literatur |Autor=David Teira |Titel=Milton Friedman, the Statistical Methodologist |Sammelwerk=History of Political Economy |Band=39 |Nummer=3 |Datum=2007-09-01 |ISSN=0018-2702 |DOI=10.1215/00182702-2007-020 |Seiten=511–527 |Online=https://read.dukeupress.edu/hope/article-abstract/39/3/511/12356/Milton-Friedman-the-Statistical-Methodologist |Abruf=2020-11-07}}</ref>

=== Beiträge als öffentlicher Intellektueller ===

==== ''Kapitalismus und Freiheit (1962)'' ====
{{Hauptartikel|Kapitalismus und Freiheit}}
{{Hauptartikel|Kapitalismus und Freiheit}}
Als Vertreter des ökonomischen [[Liberalismus]] stand die Freiheit des Einzelnen im Zentrum der Argumentation Friedmans. Er hielt die freie Wahl des Einzelnen für nutzbringender als staatliche Regelungen. Daher unterstützte er eine Reduktion der [[Staatsquote]], freie [[Wechselkurs]]e, den Wegfall staatlicher Handelsbeschränkungen, die Aufhebung der Zugangsbeschränkungen zu bestimmten Berufsgruppen und eine Reduktion staatlicher Fürsorge. Friedman stellte auch die [[Superiores Gut|Luxusguthypothese]] des Geldes auf.
Als Vertreter des ökonomischen [[Liberalismus]] stand die Freiheit des Einzelnen im Zentrum der Argumentation Friedmans. Er hielt die freie Wahl des Einzelnen für nutzbringender als staatliche Regelungen. Daher unterstützte er eine Reduktion der [[Staatsquote]], freie [[Wechselkurs]]e, den Wegfall staatlicher Handelsbeschränkungen, die Aufhebung der Zugangsbeschränkungen zu bestimmten Berufsgruppen und eine Reduktion staatlicher Fürsorge. Friedman stellte auch die [[Superiores Gut|Luxusguthypothese]] des Geldes auf.
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[[Murray Rothbard]] kommt in dem 1971 veröffentlichten Aufsatz ''Milton Friedman Unraveled'' zu dem Schluss, dass es schwierig sei, Friedman als Vertreter der [[Freie Marktwirtschaft#Freie Marktwirtschaft|freien Marktwirtschaft]] anzusehen.<ref>“And so, as we examine Milton Friedman’s credentials to be the leader of free-market economics, we arrive at the chilling conclusion that it is difficult to consider him a free-market economist at all” ({{Webarchiv |url=http://www.lewrockwell.com/rothbard/rothbard43.html |wayback=20031204232220 |text=''Milton Friedman Unraveled.''}} In: ''The Individualist.'' 1971; wiederveröffentlicht in ''Journal of Libertarian Studies.'' Herbst 2002).</ref>
[[Murray Rothbard]] kommt in dem 1971 veröffentlichten Aufsatz ''Milton Friedman Unraveled'' zu dem Schluss, dass es schwierig sei, Friedman als Vertreter der [[Freie Marktwirtschaft#Freie Marktwirtschaft|freien Marktwirtschaft]] anzusehen.<ref>“And so, as we examine Milton Friedman’s credentials to be the leader of free-market economics, we arrive at the chilling conclusion that it is difficult to consider him a free-market economist at all” ({{Webarchiv |url=http://www.lewrockwell.com/rothbard/rothbard43.html |wayback=20031204232220 |text=''Milton Friedman Unraveled.''}} In: ''The Individualist.'' 1971; wiederveröffentlicht in ''Journal of Libertarian Studies.'' Herbst 2002).</ref>


=== ''Die Rolle der Geldpolitik (1968)'' ===
==== ''Chancen, die ich meine (1980)'' ====

Friedmans Theorie der [[Natürliche Arbeitslosenquote|natürlichen Arbeitslosenquote]] postuliert für jede Volkswirtschaft eine „natural rate of unemployment“, welche durch die institutionellen Gegebenheiten determiniert sei: [[Friktion (Wirtschaft)|friktionelle]] und strukturelle Faktoren sowie Unvollkommenheiten des [[Markt (Ökonomie)|Marktes]] wie Informationsmängel, Mobilitätshemmnisse, [[Anpassungskosten]] und [[Demografie|demografischer]] Wandel. Langfristig lasse sich die Rate der natürlichen Arbeitslosigkeit indes durch Strukturreformen reduzieren. Im Idealfall, also in einem [[Vollkommener Markt|vollkommenen Markt]], betrage sie null.

Es existiere demzufolge in Wirklichkeit kein [[Trade-off]] zwischen Inflationsbekämpfung und Beschäftigungspolitik, wie die Wirtschaftstheorie früher behauptet hatte. Eine Geldpolitik mit dem Ziel der Vollbeschäftigung sei damit zum Scheitern verurteilt und führe schlimmstenfalls zur Steigerung der Inflation.

=== ''Die optimale Geldmenge (1969)'' ===

Milton Friedman gilt als führender Vertreter des [[Monetarismus]]. Im Zentrum seiner geldtheoretischen Überlegungen steht die These, dass es eine feste langfristige Beziehung zwischen [[Geldmenge]] und [[Inflation]] (oder auch [[Deflation]]) gebe. Damit ist für ihn Inflation ein rein monetäres Phänomen, dem die [[Zentralbank]] durch eine strikte Kontrolle der Geldmenge begegnen könne. Er griff die Idee [[Walter Eucken]]s auf, [[Kreditinstitut]]en eine 100-prozentige [[Mindestreserve]] vorzuschreiben.

Zugleich lehnte er die [[Finanzpolitik]] als Instrument der Nachfragesteuerung ab. Inflation entsteht nach seiner Theorie immer dann, wenn die Geldmenge schneller wächst als die Wertschöpfung in der [[Realwirtschaft]]. Staatliche Ausgaben zur Ankurbelung der Wirtschaft würden mittelfristig verpuffen. Die häufig [[John Maynard Keynes|Keynes]] zugeschriebene [[Antizyklisches Verhalten|antizyklische]] Fiskalpolitik zur Abfederung der Konjunkturschwankungen könne deshalb nicht funktionieren. Zwei seiner wesentlichen Beiträge zur ökonomischen Debatte sind ''Die quantitative Theorie des Geldes'' und ''The expectations-augmented Phillips Curve'' (zur [[Phillips-Kurve]]).

=== ''Chancen, die ich meine (1980)'' ===


In dem Werk von Rose und Milton Friedman ''Chancen, die ich meine'' (1980) bezeichnet er den [[Wohlfahrtsstaat]] und die Inflation als die größten Feinde der Wirtschaft.
In dem Werk von Rose und Milton Friedman ''Chancen, die ich meine'' (1980) bezeichnet er den [[Wohlfahrtsstaat]] und die Inflation als die größten Feinde der Wirtschaft.

Version vom 7. November 2020, 23:31 Uhr

Milton Friedman (2004)

Milton Friedman (* 31. Juli 1912 in Brooklyn, New York City; † 16. November 2006 in San Francisco) war ein US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, der fundamentale Arbeiten auf den Gebieten der Makroökonomie, der Mikroökonomie, der Wirtschaftsgeschichte und der Statistik verfasste. Er erhielt 1976 den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften für seine Leistungen auf dem Gebiet der Analyse des Konsums, der Geschichte und der Theorie des Geldes und für seine Demonstration der Komplexität der Stabilitätspolitik.[1] Friedman wird neben John Maynard Keynes als der einflussreichste Ökonom des zwanzigsten Jahrhunderts angesehen.[2]

Friedman, der sich selbst als klassischen Liberalen betrachtete,[3] hob besonders die Vorteile eines freien Marktes und die Nachteile staatlicher Eingriffe hervor. Seine Grundhaltung kommt in seinem Bestseller Kapitalismus und Freiheit (1962) zum Ausdruck. Darin forderte er die Minimierung der Rolle des Staates, um politische und gesellschaftliche Freiheit zu fördern. In seiner Fernsehserie Free to Choose, die PBS im Jahre 1980 sendete, erklärte Friedman die Funktionsweisen des freien Marktes und unterstrich besonders, dass andere wirtschaftliche Systeme die sozialen und politischen Probleme einer Gesellschaft nicht adäquat lösen könnten.[4]

Friedman war Professor an der University of Chicago. Er war Schüler von Frank Knight. Der Rechtswissenschaftler David D. Friedman ist sein Sohn, Patri Friedman sein Enkel.

Leben

Frühe Kindheit und Studienzeit

Friedman wurde in Brooklyn, New York City am 31. Juli 1912 geboren. Seine Eltern, Sára Ethel (geborene Landau) und Jenő Saul Friedman, waren jüdische Immigranten aus Beregszász in der Karpatenukraine, im damaligen Königreich Ungarn, der heutigen Ukraine. Beide arbeiteten als Kurzwarenhändler. Kurz vor seiner Geburt zog die Familie nach Rahway, New Jersey um.[5]

In seinen Jugendjahren wurde Friedmann in einem Autounfall verletzt, wobei eine Narbe an seiner Oberlippe zurückblieb.[6][5] 1928 schloss er kurz vor seinem 16. Geburtstag die High School ab und begann ein Studium in Mathematik und Ökonomie an der Rutgers University in New Jersey.[7][6] Zu seinen akademischen Lehrern zählten Arthur F. Burns and Homer Jones, die ihn davon überzeugten, dass die moderne Ökonomie dabei helfen könne, die Great Depression zu beenden.[5]

Friedman schloss sein Studium 1932 mit dem Bachelor of Arts ab und plante zunächst eine Karriere als Aktuar.[6] Allerdings er hielt er Angebote für Graduiertenstipendien, eines für Mathematik an der Brown University und ein anderes für Ökonomie an der University of Chicago. Friedman entschied sich für Chicago und erlangte 1933 den Abschluss als Master of Arts. In Chicago wurde er stark beeinflusst von Ökonomen wie Jacob Viner, Frank Knight, und Henry Simons.[7] In Chicago traf er auf seine spätere Ehefrau Rose Director, welche ebenfalls Ökonomie studierte.[8]

Während des akademischen Jahres 1933-34 hatte er ein Fellowship an der Columbia University, wo er Statistik bei Harold Hotelling hörte. 1934 war er zurück in Chicago, wo er als Forschungsassistent für Henry Schultz arbeitete. Im selben Jahr entstand eine lebenslange Freundschaft mit George Stigler und W. Allen Wallis.[6]

Öffentlicher Dienst

Friedman konnte in der Folgezeit keine Anstellung an der Universität finden. 1935 folgte er seinem Freund W. Allen Wallis nach Washington, D.C., wo er durch Franklin D. Roosevelts New Deal eine Anstellung fand.[8] Damals betrachtete Friedman New Deal Programme wie die WPA, CCC und PWA als angemessene politische Reaktion zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit während der großen Depression. Allerdings kritisierte er die Lohn- und Preiskontrollen, welche durch die National Recovery Administration und die Agricultural Adjustment Administration durchgesetzt wurden.[5]

1935 begann er für das National Resources Planning Board zu arbeiten, eine Behörde, welche zu der Zeit an einer großen Umfrage zum Komsumverhalten von Verbrauchern forschte. Einige dieser Ideen fanden sich in seinem späteren Text Theory of the Consumption Function wieder. Er assistierte Simon Kuznets in dessen Forschung zu Erwerbseinkommen. Aus dieser Kooperation entstand die gemeinsam publizierte Arbeit Incomes from Independent Professional Practice, wo die Konzepte des permanenten und vorübergehenden Einkommens eingeführt wurden.[9] Das Buch stellt die Hypothese auf, dass Berufsbeschränkungen wie ein Meisterzwang (eng. professional licensing) das Angebot an Dienstleistungen verringern und somit die Preise für Konsumenten erhöhen. Diese Überlegungen stellen eine wichtige Komponente der Hypothese permanenter Einkommen da, welche Friedman in den 1950er Jahren ausarbeitete.[7]

1938 heiratete er die Ökonomin Rose Director. Eine gemeinsame Tochter wurde 1943 geboren, ihr Sohn David 1945, der später Rechtswissenschaftler wurde.[5]

1940 erhielt Friedman eine Anstellung als Assistenzprofessor für Ökonomie an der University of Wisconsin–Madison. Dort machte er allerdings Erfahrungen mit Antisemitismus in der Fakultät, weshalb er 1941 wieder in den öffentlichen Dienst zurückkehrte.[5]

Im Jahre 1943 ging er an die Division for War Research der Columbia University, wo er überwiegend zu mathematischer Statistik, Waffendesign und Militärtaktik forschte.[10][11] Zwischen 1943 und 1945 arbeitete er außerdem im Finanzministerium der Vereinigten Staaten, wo er als Pressesprecher eine keynesianische Steuerpolitik befürwortete. Außerdem half er dabei, das amerikanische System der Lohnsteuer (payroll withholding tax) zu entwickeln, da die Bundesregierung Einnahmen zur Finanzierung des Krieges benötigte.[12]

Akademische Karriere

Friedman lehrte 30 Jahre an der University of Chicago

Friedmans gemeinsam mit Simon Kuznets verfasste Dissertation trägt den Titel Income from Independent Professional Practice und thematisiert die ökonomische Situation von Angehörigen freier Berufe. Er stellte sie 1940 fertig, reichte sie 1945 ein und wurde 1946 promoviert.[13][14]

1946 begann Milton Friedman seine Lehrtätigkeit an der University of Chicago, die er 30 Jahre ausübte. Die Stelle wurde frei, da einer von Friedmans früheren Lehrern Jacob Viner einen Ruf an die Princeton University erhielt.[5] In dieser Zeit bildete sich die Bezeichnung Chicagoer Schule für eine Forschungsgemeinschaft heraus, die im Laufe der Jahre einige Träger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften hervorbrachte.

Friedman nahm im April 1947 am Gründungstreffen der Mont Pelerin Society (MPS) teil. Friedrich von Hayek hatte ihn und 35 weitere dem Liberalismus nahestehende Gelehrte – Wirtschaftswissenschaftler sowie einige Philosophen, Historiker und Politiker – eingeladen. Von 1970 bis 1972 war Friedman Präsident der MPS.

Friedman verbrachte das akademische Jahr 1954–1955 als Fulbright Visiting Fellow am Gonville and Caius College, Cambridge. Zur damaligen Zeit war die Fakultät für Ökonomie geteilt in eine keynesianische Mehrheit (z.B. Joan Robinson und Richard Kahn) und einen anti-keynesianische Minderheit (Dennis Robertson). Friedman spekulierte, dass er die Einladung für das Fellowship erhielt, weil seine Ansichten inakzeptabel für beide Fraktionen war.[5]

In den 1950er Jahren beschäftigte er sich mit der Lehre der Nachfragepolitik von John Maynard Keynes. Seine Auseinandersetzung mit Keynes mündete in dem 1957 bei Princeton University Press erschienenen Buch A Theory of the Consumption Function.[15] Dieses stellte traditionelle keynesianische Annahmen über Haushalte in Frage. Es analysierte das Verhältnis von aggregiertem Konsum, aggregierter Sparrate und aggregiertem Einkommen. Keynes nahm an, dass Haushalte ihre Konsumausgaben in Beziehung zu ihren Einkommensniveaus setzen würden. Friedman führte den Begriff des permanenten Einkommens ein, welches den Durchschnitt des Einkommens eines Haushaltes über mehrere Jahre darstellte. Dies steht im engen Zusammenhang mit Friedmann Hypothese permanenter Einkommen.[7] Die Arbeit veränderte die Weise, wie Ökonomen die Konsumfunktion interpretieren und beförderte die Idee, dass Haushalte ihre Konsumentscheidungen nicht nur von ihrem gegenwärtigen Einkommen abhängig machen. Stattdessen würden diese von gegenwärtigen und zukünftig erwarteten Einkommensniveaus abhängig gemacht.[13] Außerdem lieferte Friedmans Theorie Vorhersagen bezüglich des Phänomens der Konsumglättung, welche im Gegensatz zu Keynes marginaler Konsumquote steht.[16]

1957 wurde Friedman in die American Philosophical Society gewählt, 1959 in die American Academy of Arts and Sciences und 1973 in die National Academy of Sciences.[17] In den 1970er Jahren trat seine angebotsorientierte Wirtschaftstheorie in Konkurrenz zum Modell des Keynesianismus. Laut Gerhard Willke war Friedman zusammen mit Friedrich von Hayek „Wegbereiter und Meisterdenker des neoliberalen Projekts[18], eines wirtschaftspolitischen Projekts zur Verwirklichung von mehr Markt, mehr Wettbewerb und mehr individueller Freiheit.[19] Friedman selbst bezeichnete sich jedoch nicht als Neoliberalen.

Als sein Hauptwerk gilt das 1963 erschienene A Monetary History of the United States, 1867–1960, das er mit der Ökonomin Anna Schwartz verfasste.[20] Darin beschrieb Friedman die großen Auswirkungen von Geldmengenänderungen auf Konjunkturzyklen und bestritt damit die keynesianische Erklärung der Weltwirtschaftskrise. Diese ist nach Friedman nicht auf die Instabilität des privaten Sektors, sondern auf die Geldmengenreduktion des Federal Reserve System zurückzuführen. In der Folgezeit wurde Friedman durch populärwissenschaftliche Abhandlungen, insbesondere durch das 1963 erschienene Buch Kapitalismus und Freiheit, einem breiten Publikum bekannt. Zudem war er in den 1960er/1970er Jahren als Kolumnist für das Magazin Newsweek tätig. Im Jahr 1967 stand Friedman zudem der American Economic Association als gewählter Präsident vor.[21] In den 1980er Jahren gestaltete Friedman zusammen mit seiner Frau unter dem mehrere Fernsehsendungen über wirtschaftliche Themen (Titel Free to Choose).[4]

Friedman war auch an politischen Entscheidungen beteiligt. So schaffte die US-Regierung unter Präsident Nixon 1971 nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems auf seinen Rat hin den festen Wechselkurs des US-Dollar gegenüber anderen Währungen ab. Die von Friedman vorausgesagte konjunkturstabilisierende Wirkung stellte sich bald ein. Er unterstützte außerdem aktiv zahlreiche Volksabstimmungen zur Senkung von Steuern. Auch war er ein dezidierter Gegner der Drogen-Prohibition.[22] Im Jahr 2005 befürwortete er, zusammen mit 500 anderen Unterzeichnern, in einem offenen Brief an die US-Regierung (Kabinett George W. Bush) die Legalisierung von Marihuana.

1977, nach seiner Emeritierung in Chicago, wechselte Friedman zur Hoover Institution der Stanford University, für die er bis zu seinem Tod tätig war. 1988 überreichte US-Präsident Ronald Reagan Friedman die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung der USA. Noch bis ins hohe Alter äußerte Friedman sich zum aktuellen Wirtschaftsgeschehen. So äußerte er z. B. 1999 bei der Einführung des Euro die These, diesen werde die erste globale Rezession auseinanderreißen.[23] Diese Prognose erwies sich als falsch; der Euro überstand die Weltfinanzkrise und die Wirtschaftskrise 2008/2009.

Friedman starb am 16. November 2006 in seinem Haus in San Francisco an Herzversagen.[24] Während dieser Zeit arbeitete er immer noch als Ökonom. Seine letzte Kolumne im Wall Street Journal wurde einen Tag nach seinem Tod publiziert.[25][26][27]

Werk

Wissenschaftliche Beiträge

Monetarismus

Friedman bedeutendster wissenschaftlicher Beitrag besteht darin, die Geldmenge als die wichtigste Stellgröße im Wirtschaftsablauf rehabilitiert zu haben.[28] Der Monetarismus bezeichnet eine eine ökonomische Sichtweise, die eng mit der modernen Quantitätstheorie verbunden ist.[29] Die Ursprünge der Theorie lassen sich bis weit vor Friedman zurückverfolgen, aber er hat ihre moderne Form popularisiert und verbreitet.[28] Friedman selbst prägte dazu den Slogan: „Money matters“ – „Es kommt auf die Geldmenge an“[25]

Besonders in seinem mit Anna Schwarz 1963 publizierten Buch A Monetary History of the United States, 1867–1960 versucht er die Beziehung zwischen der Geldmenge und der Wirtschaftsaktivität in den USA herzustellen.[20] Eines der wesentlichen Resultate ihrer Forschung ist das Primat der Geldmenge vor Investitionen und Staatsausgaben bei der Bestimmung von Konsum und Produktion. Die empirische und theoretische Arbeit von Friedman sollte zeigen, dass sich eine Änderung der Geldmenge kurzfristig auf die Produktion, aber längerfristig in erster Linie auf das Preisniveau, d.h. die Inflationsrate auswirkt.[30]

Friedman war der Ansicht, dass es eine enge und stabile Verbindung zwischen der Ausweitung der Geldmenge und der Inflationsrate gibt.[28]

“Inflation is always and everywhere a monetary phenomenon.”

„Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen.“

Milton Friedman: Inflation: Causes and Consequences[31]

Friedman wandte sich mit diesem Zitat gegen eine Vielzahl von Argumenten, die besagten, dass Inflation ein Resultat von Kostendruck, oder Erhöhungen der Löhne oder des Ölpreises seien. Stattdessen sei die Inflation immer ein Effekt einer zu großen Ausweitung der Geldmenge.[32][33]

Er sah die wesentliche Funktion der Notenbank in der Steuerung der Geldmenge.[33] In Krisenzeiten müsse die Notenbank eine Ausweitung der Geldmenge vornehmen, um deflationäre Tendenzen und Arbeitslosigkeit zu verhindern. A Monetary History of the United States zeigt dies am Verhalten der Federal Reserve Bank während der Great Depression, die Friedman wesentlich für den schweren und langen Verlauf der Wirtschaftskrise verantwortlich macht.[28] Denn die FED erhöhte während der Wirtschaftskrise die Zinsen, was einer Verringerung der Geldmenge führte.[33]

“The Fed was largely responsible for converting what might have been a garden-variety recession, although perhaps a fairly severe one, into a major catastrophe. Instead of using its powers to offset the depression, it presided over a decline in the quantity of money by one-third from 1929 to 1933 [...]”

„Die FED war größtenteils dafür verantwortlich, eine Wald- und Wiesenrezession, wenn auch eine eine sehr schwere, in eine große Katastrophe zu verwandeln. Anstatt ihre Macht zu nutzen, war sie zwischen 1929-1933 verantwortlich für einen Rückgang der Geldmenge um ein Drittel [...]“

Milton Friedman: Two Lucky People, S. 233

Das Kapitel zur Great Depression wurde 2002 als ein eigenes Buch publiziert.[34] Der damalige FED-Chef Ben Bernanke, gestand Friedman und Schwarz in einer Rede zu, mit ihrer Analyse Recht zu haben und versicherte, dass die Notenbank in Zukunft anders handeln würde.[35]

Friedman führte in einem Aufsatz 1969 über ein Gedankenexperiment die Idee des Helikoptergeldes zu Bekämpfung von schweren Rezessionen ein.[36]

Devisenmärkte

Friedman argumentierte für ein Ende der staatlichen Devisenmarktinterventionen und plädierte für ein System frei schwankender Wechselkurse.[37]

Konsumfunktion

Friedman war außerdem bekannt für seine Arbeiten zur Konsumfunktion, besonders seine Hypothese permanenter Einkommen.[38] Er bezeichnet sie selbst als seine beste wissenschaftliche Arbeit.[39] Die Arbeit ist eng verbunden mit der Theorie rationaler Erwartungen. Die Hypothese besagt, dass rationale Konsumenten einen proportionalen Anteil dessen ausgeben würden, was sie als ihr permanentes Einkommen sehen. Marktlagengewinn würden gespart werden. Gleiches gilt für Steuersenkungen, da rationale Konsumenten vorhersagen werden, dass die Steuern später wieder erhöht werden müssen, um die öffentlichen Haushalte wieder auszugleichen. [38]

Arbeitslosigkeit und Phillips-Kurve

Weiterhin hat Friedman zur Arbeitslosigkeit und zur Philips-Kurve gearbeitet. Friedmans Theorie der natürlichen Arbeitslosenquote postuliert für jede Volkswirtschaft eine „natural rate of unemployment“, welche durch die institutionellen Gegebenheiten determiniert sei: friktionelle und strukturelle Faktoren sowie Unvollkommenheiten des Marktes wie Informationsmängel, Mobilitätshemmnisse, Anpassungskosten und demografischer Wandel.[40] Langfristig lasse sich die Rate der natürlichen Arbeitslosigkeit indes durch Strukturreformen reduzieren.[41] Im Idealfall, also in einem vollkommenen Markt, betrage sie null.[42]

Friedman argumentierte, dass die natürliche Arbeitslosenquote direkt aus der Philips-Kurve hergeleitet werden kann.[43] Diese prognostizierte, dass Löhne zu steigen beginnen, wenn die Arbeitslosigkeit gering sei. Friedman argumentierte, dass Inflation das selbe wie Lohnerhöhungen seien und zeigte, dass der Staat durch expansive Nachfragepolitik nicht langfristig die Arbeitslosigkeit senken könne.[44]

Epistemologie

Friedman hat auch einen Beitrag zur Erkenntnistheorie seiner Disziplin geliefert. In seinem 1953 erschienen Aufsatz The Methodology of Positive Economics setzt er sich mit dem den logischen Empirismus von Paul Samuelson auseinander, der damals in der Ökonomie dominierte.[45] Friedman plädiert dabei für eine instrumentalistische Position, d.h. er ist der Auffassung das wissenschaftliche Theorien geschaffen werden, um Probleme der Ökonomie zu lösen. Folglich stellt sich nicht die Frage nach dem Realismus der Annahmen, auf denen sie beruhen: Theorien sind Instrumente. Sie müssen daher nicht auf „wahren“ oder „realistischen“ Hypothesen beruhen, die sich aus einer Beobachtung der Realität ergeben, solange es ihnen gelingt, Vorhersagen zu treffen. Für Friedman ist daher die Kritik am mangelnden Realismus der Gründungspostulate der Ökonomie, wie die Rationalität der Akteure, insofern irrelevant, da nur der instrumentelle Wert dieser Hypothesen von Bedeutung ist. Das heißt, wenn sie die Grundlage von sind Theorien mit genauen Vorhersagen sind, ist ihre Verwendung gerechtfertigt.[45] Diese Position stellt die methodologische Grundlage der Chicago School dar.[46]

Beiträge als öffentlicher Intellektueller

Kapitalismus und Freiheit (1962)

Als Vertreter des ökonomischen Liberalismus stand die Freiheit des Einzelnen im Zentrum der Argumentation Friedmans. Er hielt die freie Wahl des Einzelnen für nutzbringender als staatliche Regelungen. Daher unterstützte er eine Reduktion der Staatsquote, freie Wechselkurse, den Wegfall staatlicher Handelsbeschränkungen, die Aufhebung der Zugangsbeschränkungen zu bestimmten Berufsgruppen und eine Reduktion staatlicher Fürsorge. Friedman stellte auch die Luxusguthypothese des Geldes auf.

Die Aufgaben des Staates beschrieb er folgendermaßen:[47]

„Ein Staat, der Recht und Ordnung aufrecht erhielte, Eigentumsrechte definierte, als Medium diente, durch welches wir Eigentumsrechte und andere Regeln des ökonomischen Spiels ändern könnten, Streitigkeiten über die Interpretation der Regeln entschiede, die Erfüllung von Verträgen durchsetzte, den Wettbewerb förderte, eine Währungsverfassung bereitstellte, Aktivitäten entfaltete, um technischen Monopolen entgegenzuwirken und solche Nachbarschaftseffekte zu bewältigen, die weithin als hinreichend erachtet werden, um staatliche Intervention zu rechtfertigen, und der private Wohltätigkeit ergänzte wie die Familie bei dem Bemühen, den Unmündigen, ob geistig Behinderten oder Kind zu schützen – solch ein Staat hätte eindeutig wichtige Funktionen zu erfüllen.“

Milton Friedman

Er griff in den 1960er Jahren die Idee der negativen Einkommensteuer von Juliet Rhys-Williams aus den 1940er Jahren auf. Danach würde das Finanzamt jedem Steuerpflichtigen, dessen Einkommenssteuerschuld unter einem festzulegenden Minimum liegt, einen gewissen Prozentsatz (max. 50 %) der Differenz ohne weitere Prüfungen überweisen.

Neben den Kernbereichen der Wirtschaftswissenschaft trat Friedman auch für mehr Freiheit in anderen Bereichen ein. Er setzte sich stets für die Abschaffung der Wehrpflicht in Friedenszeiten ein, plädierte für die Legalisierung von Drogen, u. a. von Marihuana und kämpfte für ein Bildungsgutscheinmodell.

Murray Rothbard kommt in dem 1971 veröffentlichten Aufsatz Milton Friedman Unraveled zu dem Schluss, dass es schwierig sei, Friedman als Vertreter der freien Marktwirtschaft anzusehen.[48]

Chancen, die ich meine (1980)

In dem Werk von Rose und Milton Friedman Chancen, die ich meine (1980) bezeichnet er den Wohlfahrtsstaat und die Inflation als die größten Feinde der Wirtschaft.

Für Friedman ist der Wohlfahrtsstaat ein Betrug an den Leuten, die noch arbeiten und Steuern zahlen. Hierzu zeigte er die Methoden auf, in welcher Art und Weise Geld ausgegeben wird:

  1. eigenes Geld für sich selbst ausgeben, zum Beispiel beim Einkaufen im Schuhladen
  2. eigenes Geld für andere ausgeben, was vor allem zu Weihnachten geschieht
  3. anderer Leute Geld für sich selbst ausgeben, indem man auf Kosten der Firma speist oder mit dem Taxi fährt
  4. anderer Leute Geld für andere ausgeben, was vornehmlich der Wohlfahrtsstaat macht

Für ihn gibt es ein klares Gefälle zwischen den Methoden von eins nach vier. Die Leichtfertigkeit, mit der der Mensch mit Geld umgeht, nehme von eins bis vier eindeutig zu. Für Friedman sind die Methoden drei und vier der Grund für die Inflation und die Ursache für den Verfall der westlichen Industrienationen. Mit der Behauptung, die Armen zu unterstützen, ziehe der Sozialstaat mit seiner mächtigen Wohlfahrts-Bürokratie dem Mann im Büro und an der Werkbank das Geld aus der Tasche. Teile man aber den Betrag, der bis kurz vor 1980 in den USA zur Bekämpfung der Armut ausgegeben wurde, durch die Zahl der Menschen, die nach amtlicher Statistik bedürftig sind, dann müsste das Einkommen dieser Bedürftigen eineinhalb- bis zweimal so groß sein wie das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung. In Wirklichkeit bliebe für die Bedürftigen wenig übrig. Denn das Geld werde vor allem für die Bürokratie und Personalkosten verwendet.

Kritik

Friedman war Mentor einer Gruppe von chilenischen Ökonomen, den nach der Chicagoer Schule benannten Chicago Boys. Diese bestimmten unter der Militär-Diktatur Pinochets in Chile maßgeblich eine neue liberale Wirtschaftsordnung, die auf den Ideen Friedmans aufbaute. Die Tatsache, dass eine Militär-Diktatur eine liberale Marktwirtschaft einführte, bezeichnete Friedman später als „Wunder von Chile“.[49] Bei seinem Besuch 1975 in Chile traf Friedman auch kurz mit Pinochet zusammen. Dafür, dass er Pinochet keine Vorwürfe wegen der Diktatur und der Menschenrechtsverletzungen machte, wurde Friedman heftig kritisiert,[50] und es kam zu Protesten anlässlich der Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises 1976 an ihn. Orlando Letelier, ein ehemaliger Minister der von Pinochet gestürzten Allende-Regierung, warf Friedman in einem Beitrag für The Nation 1976 Doppelmoral bei seinem Verständnis von „Freiheit“ im Hinblick auf Chile vor.[51] Friedman erklärte später, die Militärdiktatur Pinochets sei ein schreckliches („terrible“) Regime gewesen[52]. In der Entwicklung Chiles zur Demokratie sah er seine Überzeugung, dass freie Märkte eine freie Gesellschaft hervorbringen, bestätigt.[53] Der Wirtschaftswissenschaftler Andre Gunder Frank, der selbst an der Universität in Chicago promovierte, kritisiert hingegen, dass das Durchsetzen der von Friedman und seinem Kollegen Harberger vorgeschlagenen Reformen in Chile erst durch Gewalt und politischen Terror ermöglicht wurde.[54]

In ihrem Buch, The Shock Doctrine (Deutsch: Die Schock-Strategie), thematisiert Naomi Klein unter anderem die negativen Folgen der Chicago-Schule-Philosophie auf andere Länder[55]. Als eins von mehreren Beispielen nennt sie ebenfalls Friedmans Einfluss auf die Wirtschaft Chiles unter Pinochet. Die von Friedman empfohlenen Reformen haben demnach, anders als allgemein angenommen, die Situation für die Mehrzahl der Menschen deutlich verschlechtert.

Veröffentlichungen

  • A Theory of the Consumption Function. 1957, ISBN 0-691-04182-2.
  • A Program for Monetary Stability. Fordham University Press, New York 1960.
  • Capitalism and Freedom. Chicago University Press, Chicago 1962.
    • Kapitalismus und Freiheit. Seewald, Stuttgart-Degerloch 1971; zuletzt Piper, München/Zürich 2004, ISBN 3-492-23962-5.
  • A Monetary History of the United States, 1867–1960. Princeton University Press, Princeton 1963.
  • The Optimum Quantity of Money and other Essays. 1969, ISBN 0-202-06030-6.
    • Die optimale Geldmenge und andere Essays. Verlag Moderne Industrie, München 1970, ISBN 3-478-34332-1.
  • Price Theory. 1976.
  • mit Rose Friedman: Free to Choose. 1980, ISBN 0-15-633460-7.
    • Chancen, die ich meine. Ein persönliches Bekenntnis. Ullstein, Berlin/Frankfurt/Wien 1980, ISBN 3-550-07930-3.
  • mit Rose Friedman: Two Lucky People. Memoirs. Chicago University Press, Chicago 1998.

Literatur

Commons: Milton Friedman – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1976 an Milton Friedman (englisch)
  2. „If John Maynard Keynes was the most influential economist of the first half of the 20th century, then Milton Friedman was the most influential economist of the second half“ (Lawrence Summers: The Great Liberator, New York Times, 19. November 2006)
  3. Taylor C. Boss, Jordan Gans-Morse: Neoliberalism: From New Liberal Philosophy to Anti-Liberal Slogan. In: Studies in Comparative International Development. 44, Nr. 2, 2009, ISSN 0039-3606, S. 150, doi:10.1007/s12116-009-9040-5.
  4. a b Free to Choose (Memento vom 10. Dezember 2006 im Internet Archive) als Streaming Media (defekt)
  5. a b c d e f g h Friedman, Rose D.: Two lucky people : memoirs. The University of Chicago Press, Chicago 1998, ISBN 0-226-26414-9 (worldcat.org [abgerufen am 7. November 2020]).
  6. a b c d Ebenstein, Alan O.: Milton Friedman : a biography. 1st ed Auflage. Palgrave Macmillan, New York 2007, ISBN 978-0-230-60345-5 (worldcat.org [abgerufen am 7. November 2020]).
  7. a b c d Butler, Eamonn.: Milton Friedman : a guide to his economic thought. Universe Books, New York 1985, ISBN 0-87663-476-5 (worldcat.org [abgerufen am 7. November 2020]).
  8. a b Milton Friedman | Biography & Facts. Abgerufen am 7. November 2020 (englisch).
  9. Stigler, George J. (George Joseph), 1911-1991., Hammond, J. Daniel., Hammond, Claire H.: Making Chicago price theory : Friedman-Stigler correspondence 1945-1958. Routledge, London 2005, ISBN 0-203-02084-7 (worldcat.org [abgerufen am 7. November 2020]).
  10. Robert A. Cord, J. Daniel Hammond: Milton Friedman: Contributions to Economics and Public Policy. 2016, Oxford University Press, ISBN 9780198704324, S. 93
  11. Mirowski, Philip, 1951-: Machine dreams : economics becomes a cyborg science. Cambridge University Press, Cambridge 2002, ISBN 0-521-77283-4, S. 202 (worldcat.org [abgerufen am 7. November 2020]).
  12. Best of Both Worlds: An Interview with Milton Friedman. In: Reason.com. 1. Juni 1995, abgerufen am 7. November 2020 (amerikanisches Englisch).
  13. a b Professor Emeritus Milton Friedman dies at 94. Abgerufen am 7. November 2020.
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  15. National Bureau of Economic Research.: A theory of the consumption function. Princeton University Press, Princeton 1957, ISBN 0-691-04182-2 (worldcat.org [abgerufen am 7. November 2020]).
  16. Wienert, Helmut 1948-: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre Bd. 2. Makroökonomie. 2., aktualisierte und überarb. Auflage. Stuttgart, ISBN 978-3-17-020046-3, S. 56 (worldcat.org [abgerufen am 7. November 2020]).
  17. Member History: Milton Friedman. American Philosophical Society, abgerufen am 13. August 2018.
  18. Gerhard Willke: Neoliberalismus. Campus Verlag 2003, ISBN 3-593-37208-8, S. 107.
  19. Gerhard Willke: Neoliberalismus. Campus Verlag, ISBN 3-593-37208-8, S. 28.
  20. a b MILTON FRIEDMAN, ANNA JACOBSON SCHWARTZ: A Monetary History of the United States, 1867-1960. Princeton University Press, 1963, ISBN 978-0-691-00354-2 (jstor.org [abgerufen am 7. November 2020]).
  21. Past and Present Officers. aeaweb.org (American Economic Association), abgerufen am 29. Oktober 2015 (englisch).
  22. Der Spiegel 14/1992: „Der Drogenkrieg ist verloren“ (Interview)
  23. „Die kleine Währung“ – Amerikanische Ökonomen über den Euro. In: FAZ.net Wirtschaftsblog 3. Januar 2012.
  24. PDF
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  37. Robert Leeson: Friedman’s Case for Flexible Exchange Rates. In: Ideology and the International Economy: The Decline and Fall of Bretton Woods. Palgrave Macmillan UK, London 2003, ISBN 978-0-230-28602-3, S. 25–28, doi:10.1057/9780230286023_4 (doi.org [abgerufen am 7. November 2020]).
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  48. “And so, as we examine Milton Friedman’s credentials to be the leader of free-market economics, we arrive at the chilling conclusion that it is difficult to consider him a free-market economist at all” (Milton Friedman Unraveled. (Memento vom 4. Dezember 2003 im Internet Archive) In: The Individualist. 1971; wiederveröffentlicht in Journal of Libertarian Studies. Herbst 2002).
  49. “The real miracle is that a military junta was willing to let them do it. As I said to begin with, the principle of the military is from the top down. The principle of a market is from the bottom up. It’s a real miracle that a military group was willing to let a bottom-up approach take over.” Milton Friedman: The Drug War as a Socialist Enterprise, auf druglibrary.org, November 1991.
  50. Brian Doherty: The Life and Times of Milton Friedman. (Memento des Originals vom 24. Februar 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.reason.com In: Reason. März 2007.
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