Bitumen

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Aus Erdöl gewonnenes, zähflüssiges Bitumen
Natürlich entstandenes Bitumen (Naturasphalt)

Bitumen (lateinisch pix tumens, „ausschwitzendes Pech“, „Erdpech“, „Gräberpech“) nach DIN 55946, DIN EN 12597, ist die Bezeichnung für die bei der schonenden Aufbereitung von Erdölen gewonnenen, dunkelfarbigen, halbfesten bis springharten, schmelzbaren, hochmolekularen Kohlenwasserstoff-Gemische und die in Schwefelkohlenstoff löslichen Anteile der natürlichen Asphalte sowie Erdwachs, Montanwachs.

Begriffsabgrenzung

Rückstände, die bei der Pyrolyse von kohlenstoffreichen Substanzen zurückbleiben, sind nicht als Bitumen, sondern als Teer zu bezeichnen. Da Teer durch die schwarze Farbe und die in erhitztem Zustand zähflüssige Konsistenz Bitumen äußerlich sehr ähnlich ist, werden beide Stoffe nicht selten miteinander gleichgesetzt oder verwechselt. So wird oft davon gesprochen, dass eine Straße „geteert“ wird, wenn die Fahrbahn eine neue Asphaltdecke erhält. Teer unterscheidet sich allerdings in der Herstellung und chemischen Zusammensetzung deutlich von Bitumen. Er wird nicht aus Erdöl, sondern vorwiegend aus Braunkohle und Steinkohle gewonnen und enthält einen hohen Anteil an polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Da diese sehr gesundheitsschädlich sind, dürfen Teerprodukte in Deutschland nicht mehr als Baustoffe verwendet werden. Gemische aus Teer und Bitumen werden bereits seit den 1980er Jahren nicht mehr im Straßenbau genutzt.

Die Gleichsetzung oder Verwechslung von Teer und Bitumen rührt nicht zuletzt daher, dass bis 1983 sowohl Bitumen als auch Teer, Pech und Asphalt unter dem Oberbegriff bituminöse Stoffe zusammengefasst wurden. Heute wird eindeutig zwischen Bitumen und Steinkohlenteerpech unterschieden, da es sich um grundverschiedene Stoffgruppen handelt. Der Oberbegriff für Bitumenprodukte lautet gemäß DIN EN 12597 „Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel“. Auch mit „Asphalt“ dürfen nur bitumenhaltige, also teerfreie Gemische bezeichnet werden.

Geschichte

Die Nutzung von Bitumen beginnt bereits in der Antike. Bitumenreste als Fragmente von Dichtmaterial, die mehr als 3000 Jahre älter sind als die in Ra’s al-Jins im Oman (2400–2300 v. Chr.) gefundenen, haben Archäologen in as-Sabiyah (Kuwait) entdeckt. In einem neolithischen Dorf am Rand einer Lagune fanden sie neben den zu erwartenden arabischen Artefakten auch solche der mesopotamischen Obed-Kultur. 3000 v. Chr. wurde es erstmals nachweislich in der Stadt Hīt an natürlichen Austrittsstellen gefördert. Zahlreichen Beschreibungen zufolge muss der Ort ein Zentrum der damaligen Asphaltindustrie gewesen sein. Im 26. Jahrhundert v. Chr. entstand im Irak eine Kalksteintafel umrahmt mit Muscheln und Bitumen in Tell Asmar. In Assyrien wurde 2200 v. Chr. der Altar im Mausoleum von Bur-sin mit Bitumen bestrichen. Die hängenden Gärten sollen mit Bitumen abgedichtet gewesen sein. Herodot beschreibt 500 v. Chr. Fördermethoden von „Erdpech“ aus erdölhaltigen Brunnen auf Zakynthos. Strabo schreibt 100 v. Chr. über die Gewinnung von „Erdpech“ am Toten Meer. Zur gleichen Zeit erwähnt Diodor die antike Bitumenindustrie. Nach dieser Blütezeit geriet Naturasphalt über Jahrhunderte hinweg in Vergessenheit. Die Griechen hatten kein besonderes Interesse an dem Werkstoff, die Römer besaßen kaum Asphaltvorkommen. Bis ins Mittelalter spielten bituminöse Stoffe praktisch nur in der Magie, in der Heilkunde und in der Einbalsamierung von Mumien eine Rolle. Mit der Zeit der Aufklärung und der Entdeckungsreisen (15. Jh.) wurde Naturasphalt wieder entdeckt. In der Zeit der Renaissance waren Dachgärten populär und diese wurden mit Bitumen abgedichtet.[1]

Im Jahr 1556 schreibt Georgius Agricola in Deutschland über die Eigenschaften von Bitumen und seine Gewinnung in bitumenhaltigen Quellen. 1704 beschreibt Michael Bernhard Valentini die Eigenschaften des Juden-Leim, Juden-Pech oder Asphaltum. Die Destillationsanlage der Gebrüder Dubinin liefert in Russland 1832 neben Petroleum kleine Mengen an Bitumen. Wenige Jahre danach entstehen in den Vereinigten Staaten die ersten größeren Anlagen zur Gewinnung von Bitumen. Etwas später, im Jahre 1873, wird durch die Anwendung der so genannten Blasendestillation die kontinuierliche Gewinnung von Bitumen möglich. Zu dieser Zeit (1888) wird die erste Form der Penetration durch H. C. Bowen entwickelt.

1905 wird das erste Fachbuch zur Verarbeitung von Bitumen durch C. Richardson veröffentlicht. Ein Jahr später wird in Deutschland ein Patent auf die erste „Bitumenemulsion“ angemeldet. Bitumen findet sich wenige Jahre später als Isolation in elektrischen Anlagen, zur Abdichtung von Zündschnüren und Hausdächern. Auch im Wasserbau wird das Bitumen zur Abdichtung von Staudämmen verwendet.

Im Jahr 1936 wird erstmals die Prüfung für den Erweichungspunkt RuK, im folgenden Jahr die für den Brechpunkt nach Fraaß entwickelt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges diente Bitumen als Brennsatz für Feststoffraketen. Zudem fand es Verwendung als Klebstoff bei der Brikettherstellung und als Bestandteil von Isolierbändern. Im Jahr 1957 kommt es zur Entwicklung von Schaumbitumen. Zehn Jahre später wird das für die heutige Anwendung sehr wichtige „polymermodifizierte Bitumen“ entwickelt und getestet.

Eigenschaften

Die Bitumen sind kolloide Systeme (meist Sole), die in einer öligen Grundmasse (Maltene), dunkle, harz- bis kohlenartige Kohlenstoff-reichere Teilchen vom mittleren MR 300 bis 3000 enthalten (Asphaltene).[2] Bitumen besteht hauptsächlich aus hochmolekularen Kohlenwasserstoffen (langkettig; aliphatisch und aromatisch) und enthält des Weiteren chemisch gebunden in geringen Anteilen Schwefel, Sauerstoff, Stickstoff und einige Spuren von Metallen. Es ist in Wasser praktisch unlöslich (hydrophob) und wird daher beispielsweise verwendet, um empfindliche Stoffe und Bauteile gegen Wasser zu schützen. Bitumen gehört zu den thermoplastischen Stoffen, das heißt, seine Viskosität ist temperaturabhängig: Bei Abkühlung wird es spröde, bei Erwärmung durchläuft es stufenlos alle Zustände von fest (glasartig) über zähflüssig und zwischen 150° und 200°C dünnflüssig. Bei steigenden Temperaturen fängt es an, sich langsam zu zersetzen, es verliert dann seine plastischen Eigenschaften. Bitumen verfügt über keinen festen Schmelzpunkt wie z. B. Wasser, sondern es hat einen Schmelzbereich, weil die zahlreichen Komponenten der Kohlenwasserstoffmischung verschiedene Schmelzpunkte besitzen.

In Kontakt mit Wasser ist es sehr stabil (hydrophob). Es lassen sich in der Praxis jahrelange Wassereinwirkungen nur an der Oberfläche nachweisen. Zudem verhält sich Bitumen chemisch stabil gegenüber den meisten anorganischen Säuren (Ausnahmen: Salpetersäure HNO3 und Schwefelsäure H2SO4), Basen und Salzen, stark polaren Lösemitteln wie Alkohol und Wasser., ist bei höheren Temperaturen aber brennbar. Bitumen ist partiell löslich oder aufquellend in flüssigen Kohlenwasserstoffen, wie z. B. Benzin, Diesel, Ölen oder anderen unpolaren Lösemitteln z. B Toluol, Trichlorethan.

Die Eigenschaften bitumenhaltiger Baustoffe werden von folgenden typischen Merkmalen bestimmt:[2][3]

Die Alterung des Bitumens lässt sich in drei Gruppen einteilen, die miteinander kommunizieren, durch Sauerstoff, Licht und Wärme:[7]

  • Verdunstungsalterung (destillative Alterung): Durch Wärme verdunsten immer mehr Ölanteile, es kommt zu einer Konzentrationserhöhung der Asphaltene.
  • Oxidative Alterung: Luftsauerstoff reagiert mit Kohlenwasserstoffen bzw. die C-H Bindungen, was zu einer höheren Konzentration von Asphaltenen führt.
  • Strukturalterung: Durch Agglomeration werden Asphaltene und Harze vergrößert.

Dies bewirkt das Bitumen die „Haftfähigkeit“ verliert, verhärtet und rissig wird,

Herstellung

Tanks bei der Bitumina Spedition+Handel GmbH&Co in Worms

Die Bitumen werden nach dem Herstellungsverfahren unterschieden.

  • Destillationsbitumen bzw. Straßenbaubitumen auch als Penetrationsbitumen bezeichnet.

Destillationsbitumen erhält man durch Destillation von Erdöl in mehreren Stufen unter vermindertem Druck bei Temperaturen von 350 bis 380 °C. Auf diese Weise werden weiche und mittelharte Sorten gewonnen, die vor allem im Straßenbau Verwendung finden DIN EN 12591 DIN EN 13924.

Bitumen wird hauptsächlich als Rückstand bei der Vakuumdestillation von Erdöl gewonnen. Hierbei werden nur spezielle Rohöle zugelassen, fast ausschließlich hochschweflige, „schwere“ Rohöle, wie „Arab Heavy“, „Kuwait“, „Iran Heavy“, „Urals“, „Kirkuk“. Niedrigschweflige, leichte Rohöle wie z. B. Brent oder Forties sind gänzlich ungeeignet, da die erforderliche niedrige Nadelpenetration des Vakuumrückstandes nicht erreicht werden kann. Die Spezial-Vakuumdestillation wird entweder „auf Pen“ gefahren, das heißt, das Sumpfprodukt entspricht bereits der gewünschten Qualität, oder die Nadelpenetration wird durch Mischen mit schwerem Vakuumgasöl eingestellt. In Deutschland wurden 2010 ca. 3.400.000 Tonnen Bitumen hergestellt.[8]

  1. Standard-Strassenbaubitumen (Penetration zw. 20 und 330 [0.1mm])
  2. Harte Straßenbaubitumen (Penetration zw. 10 und 25 [0.1mm]), Verwendung für Asphalte mit hohem Modul.
  3. Weiche Straßenbaubitumen (Penetration über 330 [0.1mm]), Verwendung bei extrem tiefen Temperaturen (Skandinavien).

Einsatz für Heißmischgut im Straßenbau und in Sonderfällen für Oberflächenbehandlungen, außerdem für Elektro-Kabel, Emulsionen, Fugenvergussmassen.

Das rheologische Verhalten der Bitumen kann man auf verschiedene Weise beeinflussen:

  • Polymermodifizierte Bitumen DIN EN 14023

Polymermodifizierte Bitumen (PmB) sind Bitumen, die durch das Mischen von Destillationsbitumen und Polymeren hergestellt werden, wobei sich das thermoviskose und elastoviskose Verhalten verändert. Durch Zugabe vom Polypropylenen erhält man ein (APP)- oder auch Plastomerbitumen, durch Zugabe von Styrol-Butadien-Styrol, ein (SBS)- oder Elastomerbitumen. Diese kommen besonders in der Dach- und Bauwerksabdichtung zur Anwendung. Weiter werden EPDM, EVA, ACM (Acrylatkautschuk) verwendet.

Die wichtigsten Anwendungsgebiete von polymermodifizierten Bitumen sind besonders beanspruchte Verkehrsflächen im Straßen- und Flughafenbau und die Herstellung hochwertiger Dach- und Dichtungsbahnen.

Industriebitumen: Bitumen, die nicht im Straßenbau eingesetzt werden:

  • Oxidationsbitumen DIN EN 13304

Oxidationsbitumen werden in speziellen Reaktoren („Blasanlage“ Blasturm) hergestellt, indem weiche Destillationsbitumen bei Temperaturen zwischen 230 und 290 °C durch Einblasen von Luft weiterbehandelt werden, partiell oxidiert. Hierdurch wird die Nadelpenetration erheblich reduziert, das Bitumen hochschmelzender und fester. Je nach Einsatzprodukt, Temperatur und Blaszeit gewinnt man Bitumensorten mit verbesserter Beständigkeit gegen Kälte und Wärme.

Oxidationsbitumen werden im Industriebereich zur Herstellung von Dach- und Dichtungsbahnen, von Klebemassen und zur Isolierung von Rohrleitungen eingesetzt. Auch als Weichmacher für Kautschuk.

  • Hochvakuum- und Hartbitumen DIN EN 13305

Hochvakuum- und Hartbitumen fallen bei der Weiterbehandlung von Destillationsbitumen in einer zusätzlichen Bearbeitungsstufe an auch durch Cracken in speziellen „Visbreaker-Anlagen“. Sie zeigen eine harte bis springharte Konsistenz. Als Hartbitumina gelten allgemein Bitumensorten mit einer Nadelpenetration < 10.

Diese Bitumensorten finden Verwendung bei der Herstellung von Gussasphalt für Estriche im Hoch- und Industriebau und bei der Produktion von Lacken, Gummiwaren und Isoliermaterialien.

  • Spezialbitumen
    • Auch werden „gummimodifizierte Bitumen“ (GmB), Gummibitumen enthalten Gummimehl und/ oder – granulat aus Altpneus, hergestellt.
    • Wachsmodifizierten Bitumen (WmB),[9]
    • sowie eingefärbte (mit Farbpigmenten) und transparente Bitumen (synthetisch aus polymeren Harzen; Verhalten wie klassische Bitumen) hergestellt.
    • Es werden auch „Füllstoffbitumen“ mit Gesteinsmehl hergestellt.[10]
    • Temperaturreduzierte Bitumen: Bitumen mit Zusatz von geeigneten Additiven (z. B. Wachse, Fischer-Tropsch-Paraffine, Zeolithe). Mischgutherstellung und -einbau bei niedrigeren Temperaturen möglich (bessere Arbeitsbedingungen, weniger Bindemittelalterung und Emissionen, geringerer Energieverbrauch).
    • Multigrade Bitumen: Chemisch-modifizierte Bitumen (ohne Polymerzusatz) mit geringer Temperaturempfindlichkeit, sie weisen eine reduzierte thermale Suszeptibilität auf. Das bedeutet, dass sie sich bei hohen Temperaturen wie ein harter und bei niedrigen Temperaturen wie ein weicher Bitumentyp verhalten. Einsatz gegen Spurrinnenbildung und Ermüdung vor allem für Hochmodulasphalte.
    • Nanopartikel-Bitumen [11][12]

Natürliche Vorkommen

Neben der Möglichkeit, Bitumen aus Erdöl zu gewinnen, gibt es natürliche Bitumenvorkommen auf der Erde, auch Naturbitumen genannt. Es kommt im Porenraum einiger Sedimentgesteine (primär z. B. in Schwarztonsteinen wie dem Kupferschiefer) und in Form von Asphaltseen vor.[13]

Einteilung

Kenndaten von Straßenbaubitumen[14]
Sorte EP RuK in °C Penetration in 1/10 mm Veraltete Bezeichnung
160/220 35–43 (37–43) 160–220 B 200
70/100 43–51 (43–49) 70–100 B 80
50/70 46–54 (48–54) 50–70 B 65
30/45 52–60 (53–59) 30–45 B 45
20/30 55–63 (57–63) 20–30 B 25

Die Eigenschaften verschiedener Bitumenarten werden durch besondere Prüfverfahren untersucht. Diese sind festgelegt in den DIN-Normen für Straßenbaubitumen.[15]

Die wichtigsten Kennzahlen sind: der Erweichungspunkt RuK (EP RuK) DIN EN 1426, der Brechpunkt nach Fraaß DIN EN 12593 und die Werte der Nadelpenetration DIN EN 1427, diese werden für die Bezeichnung der Bitumensorte benutzt (siehe Tabelle).

Eine Analyse weiterer Bitumeneigenschaften kann mit einem Dünnfilm-Prüfofen DIN EN 12607-1 (RTFOT) zur Messung des Luft- und Temperatureffektes auf Bitumen, einem Druckalterrungsbehälter DIN EN 14769 zur Langzeitalterung von Bitumen nach 5 bis 10 Jahren, einem Dynamischen Scherrheometer DIN EN 14770, oder einem Biegebalkenrheometer zur Ermittlung des Kälteverhaltens und der Biegekriechsteifigkeit DIN EN 14771, erfolgen.

Für Polymermodifiziertes Bitumen werden im Duktilometer die elastische Rückstellung DIN EN 13398, sowie die Streckeigenschaft (Kraft-Duktilität) DIN EN 13589 bestimmt.

Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel werden folgendermaßen unterschieden:

  • Straßenbaubitumen oder Destillationsbitumen
  • Bitumenemulsion (kationisch DIN EN 13808 und anionische, sowie nichtionisch)
  • Fluxbitumen DIN EN 15322
  • Hartbitumen oder Hochvakuumbitumen
  • Kaltbitumen DIN 1995-4
  • Oxidationsbitumen
  • Polymermodifizierte Bitumenemulsion für Dünne Schichten im Kalteinbau
  • Polymermodifiziertes Bindemittel für Oberflächenbehandlungen
  • Polymermodifiziertes Bitumen
  • Bitumenanstrichstoffe
  • Spezialbitumen
Kenndaten von polymermodifiziertem Bitumen[16]
alte Bezeichnung (bis 2007) PmB 130 A PmB 65 A PmB 45 A PmB 25 A PmB 40/100-65 H
Eigenschaft 120/200-40A 45/80-50A 25/55-55A 10/40-65A 40/100-65A 45/80-50C 25/55-55C 10/40-65C
Nadelpenetration in 1/10 mm 120–200 45–80 25–55 10–40 40–100 45–80 25–55 10–40
EP RuK in °C ≥ 40 ≥ 50 ≥ 55 ≥ 65 ≥ 65 ≥ 50 ≥ 55 ≥ 65
Brechpunkt in °C ≤ −20 ≤ −15 ≤ −10 ≤ −5 ≤ −15 ≤ −10 ≤ −5 ≤ −15
Kraftduktilität in J/cm² ≥ 2 ≥ 2 ≥ 3 ≥ 2 ≥ 3 ≥ 2 ≥ 3 ≥ 2
(bei 0 °C) (bei 5 °C) (bei 5 °C) (bei 10 °C) (bei 5 °C) (bei 5 °C) (bei 5 °C) (bei 10 °C)
Elastische Rückstellung bei 25 °C in % ≥ 50 ≥ 50 ≥ 50 ≥50 ≥ 70 NR NR NR
Biegebalkenrheometerwert bei −16 °C in MPa 200 250 300 350 250 300 350 200

Der Bereich zwischen Kältesprödigkeit (Brechpunkt) und Erweichen (Erweichungspunkt) wird als „Plastizitätsspanne“ bezeichnet. Straßenbaubitumen nach DIN EN 12591 weisen in der Regel eine „Plastizitätsspanne“ von etwa 60 °C auf. Größere Spannen bieten beispielsweise polymermodifizierte Bitumensorten nach DIN EN 14023.

Verarbeitung

Asphalttanker Bitumina III

Bitumen ist bei normaler Umgebungstemperatur nicht verarbeitbar oder förderbar. Zum Verarbeiten von Bitumen in ein Endprodukt sind somit Hilfsmittel erforderlich. Die bekannteste Möglichkeit ist das Erhitzen von Bitumen bis zum flüssigen Zustand. Weitere Möglichkeiten sind die Verarbeitung als Bitumenemulsion (Bitumen in Wasser emulgiert), Zugabe von Wasser und Umgebungsluft (Schaumbitumen) oder die Zugabe von Lösemitteln, sogenanntes Verschnittbitumen. Weiterhin werden zur leichteren Verarbeitbarkeit „Fluxmittel“ (petrostämmig) hinzugegeben. Bei den „Fluxmitteln“ handelt es sich um schwerflüchtige Öle (Fluxöle). Eine Erhitzung des so entstandenen gefluxten Bitumens (Fluxbitumen) zur weiteren Verarbeitung bleibt weiterhin notwendig. Seit 2003 werden die petrostämmigen „Fluxmittel“ zunehmend durch Öle aus nachwachsenden Rohstoffen ersetzt.

In Ländern mit kaltem Klima werden Fluxbitumen verwendet, da sie durch den Zusatz von Fluxölen eine niedrigere Viskosität aufweisen.

Verwendung

Verwendung von Bitumen-Schweißbahnen zur Abdichtung eines Flachdaches

Die stofflichen Eigenschaften von Bitumen erlauben eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten im Bauwesen. Im Hochbau wird Bitumen beispielsweise zum Schutz von Gebäudeteilen gegen Wasser verwendet. Dabei kommen Bitumenanstriche zur Verwendung oder verschiedene Bitumenwerkstoffe, z. B. Bitumen-Schweißbahn als Dachabdichtung. Es gibt sie als Bitumenbahnen (Trägereinlagen mit beidseitigen Bitumen-Deckschichten) oder als Polymerbitumenbahnen (Elastomer-(PYE) und Plastomer-(PYP) Bitumenbahnen). Bei der Außenabdichtung von Kellergeschossen kommt unter anderem eine Bitumendickbeschichtung zum Einsatz. Verschiedene Bitumen- oder Butylkautschuk-beschichtete Folien- (Aluminium oder Kunststoff) und Vlies-Bänder werden zur Verklebung, Abdichtung oder Schalldämmung im Bauwesen, Handwerk und Kraftfahrzeugbau eingesetzt.

Eine so genannte bitumenhaltige Haftschicht wird ebenfalls im Hochbau eingesetzt. Sie verbindet z. B. einen Brückenbelag mit der Stahlplatte und schützt den Stahl zugleich gegen Korrosion. In anderer Form findet Bitumen Verwendung als Rückenbeschichtung von Teppichfliesen.

Ist Bitumen dauerhaft der Witterung ausgesetzt, wird es aufgrund von Oxidationsvorgängen spröde und rissig. Oberflächenschutzsysteme oder die Beimischung von Kunststoffen können die Wirkungsdauer der Abdichtung wesentlich verlängern. Bitumenabdichtungen sollten im Normalfall mit einem Gefälle von mindestens 2 % ausgeführt werden, damit das Wasser abfließen kann. Bei geringerem Gefälle kann Wasser stehen bleiben. Wasser beschleunigt den biologischen und chemischen Abbau des Bitumens. Physikalisch schadet das stehen gebliebene Wasser durch Nass-Trockenzonen im Sommer und Eisbildung im Winter.

Im Straßenbau bildet das Bitumen als Bindemittel zusammen mit den Gesteinskörnungen den Asphalt. Diese Rolle übernahm bis in die 1970er Jahre neben dem Bitumen der Teer, der heute wegen seiner krebserregenden (karzinogenen) Wirkung für den Bereich öffentlicher Auftraggeber verboten ist. Ein generelles Verbot für Teer ist vom Gesetzgeber bisher nicht erlassen worden.

Für die Herstellung von Asphalt werden immer häufiger „Bitumina“ verwendet, die mit Polymeren modifiziert sind. Diese tragen den Namen polymermodifiziertes Bitumen oder kurz PmB. Durch die Zugabe von Naturkautschuk, synthetischen Polymeren oder Schwefel können die Bitumeneigenschaften deutlich beeinflusst werden. So verbessert sich je nach Zugabemenge und Zugabeart die Standfestigkeit und die Haftung an der Gesteinskörnung. Diese Bitumensorte wird daher insbesondere für Fahrbahnbeläge mit hoher Verkehrsbeanspruchung verwendet.

Im Küstenschutz wird Bitumen benutzt, um Buhnen (Wellenbrecher) aus Steinen zusammen zu halten, also zu stabilisieren.

Bitumenplatten werden durch ihr hohes Gewicht und die Zähigkeit auch als geräuschdämpfende Beschichtung in Kraftfahrzeugen, Raumtrennsystemen, an Dusch und Badewannen, Geschirrspülern sowie Stahlspülbecken verwendet. Einseitig selbstklebend beschichtet, kann man Bitumenplatten als Anti-Dröhn-Matte zum Nachrüsten kaufen. Auch werden Bitumen-Holzfaserplatten hergestellt, diese haben gute wasserresistente Eigenschaften.[17]

In Deutschland wurden 2007 etwa 2.830.000 Tonnen Bitumen verbraucht.[8] Überschüsse wurden (fast) ausschließlich ins europäische Ausland exportiert.

Literatur

  • Georg Hansen: Saft, der aus dem Berg ausschwitzt. In: Der Anschnitt. Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau, Jg. 20 (1966), Nr. 6, S. 26 ff. ISSN 0003-5238
  • Cinzia dal Maso: Die schwarzen Schiffe von Magan. In: Spektrum der Wissenschaft. Spezial, 2003, Nr. 2, S. 34 ff. ISSN 0170-2971
  • Edeltraud Straube, Klaus Krass: Straßenbau und Straßenerhaltung. Ein Handbuch für Studium und Praxis. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-503-09067-3.
  • Asphalt und Bitumen (PDF; 4,4 MB), auf ifb.ethz.ch, abgerufen am 31. August 2016.
  • Bitumen (PDF; 2,3 MB), auf unibw.de, abgerufen am 24. September 2016.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Bitumen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Bitumen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Manfred Hegger, Volker Auch-Schwelk, Matthias Fuchs, Thorsten Rosenkranz: Construction Materials Manual. Birkhäuser, 2006, ISBN 978-3-7643-7570-6, S. 62.
  2. a b Roland Benedix: Bauchemie für das Bachelor-Studium: Springer Vieweg, 2014, ISBN 978-3-658-05423-6.
  3. Konrad Zilch, Claus Jürgen Diederichs, Rolf Katzenbach, Klaus J. Beckmann (Hrsg.): Konstruktiver Ingenieurbau und Hochbau. Springer, 2013, ISBN 978-3-642-41839-6, S. 1031.
  4. Ekkehard Richter, Richard Jenisch, Hanns Freymuth, Martin Stohrer: Lehrbuch der Bauphysik: 6. Auflage, Vieweg & Teuber, 2008, ISBN 978-3-519-55014-3, S. 235.
  5. Nabil A. Fouad: Bauphysik-Kalender 2016: Schwerpunkt: Bauwerksabdichtung. Ernst & Sohn, 2016, ISBN 978-3-433-03128-5, S. 641.
  6. John Read, David Whiteoak: The Shell Bitumen Handbook. Fifth Edition, Thomas Telford Publishing, 2003, ISBN 978-0-7277-3220-0, S. 435.
  7. Norbert Welsch, Jürgen Schwab, Claus Liebmann: Materie: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Springer, 2013, ISBN 978-3-8274-1888-3, S. 251.
  8. a b Mineralölzahlen des MWV (ZIP; 331 kB).
  9. Modifizierte Bitumen auf vsvi-blnbbg.de, abgerufen am 17. August 2016.
  10. Eberhard Schunck, Hans Jochen Oster, Rainer Barthel, Kurt Kiessl: Dach Atlas: Geneigte Dächer. 4. Auflage, Institut für internationale Architektur, München 2002, S. 132.
  11. Asphaltheilung auf empa.ch, abgerufen am 31 August 2016.
  12. NANOASPHALT auf isac.rwth-aachen.de, abgerufen am 31 August 2016.
  13.  Jochen Stark, Bernd Wich: Geschichte der Baustoffe. Bauverlag, 1998, ISBN 978-3-322-92893-1, S. 94.
  14. Straube, S. 94.
  15. DIN Normen Bitumen auf arbit.de, abgerufen am 19. August 2016.
  16. Straube, S. 96.
  17. Bitumen-Holzfaserplatten auf materialarchiv.ch, abgerufen am 18. August 2016.