Dieselkraftstoff

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Dieselkraftstoff
Siedeverläufe
Siedeverläufe qualitativ
Andere Namen

Diesel, Dieselöl, AGO (Automotive Gasoil)

Kurzbeschreibung Kraftstoff für selbstzündende Kolbenmotoren; farblose bis gelbliche Flüssigkeit mit typischem Diesel-Geruch[1]
CAS-Nummer

68476-34-6

Eigenschaften
Aggregatzustand flüssig
Viskosität

2,0 … 4,5 mm2/s (40 °C)[2]

Dichte

0,820 … 0,845 kg/L (15 °C)[2]

Heizwert

43,0 MJ/kg (11,9 kWh/kg; 34,7 MJ/L),[3] 9,7 kWh/L

Brennwert

45,4 MJ/kg (12,6 kWh/kg; 37,4 MJ/L),[4] 10,4 kWh/L

Cetanzahl
  • > 51 CZ (Standard)[2]
  • > 58 CZ (Aral Ultimate Diesel)[5]
Siedebereich

141 … 462 °C[1]

Flammpunkt

> 56 °C[1]

Zündtemperatur ≥ 225 °C[1]
Temperaturklasse T3[1]
Kohlendioxidemissionen bei Verbrennung

2,65 kg/L[6]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[7] ggf. erweitert[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 226​‐​304​‐​332​‐​315​‐​351​‐​373​‐​411
EUH: 066
P: 210​‐​260​‐​273​‐​280​‐​301+310​‐​331[1]
UN-Nummer

1202

Gefahrnummer

30

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Dieselkraftstoff (auch Diesel oder Dieselöl genannt) ist ein Gemisch aus verschiedenen Kohlenwasserstoffen, das als Kraftstoff für einen Dieselmotor geeignet ist. Davon abweichend gibt es die Spezifikation für Marine-Diesel (Schiffsdieselöl).

Begriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rudolf Diesel (1883)

Diesel ist ein Deonym nach Rudolf Diesel, dem Erfinder des Dieselmotors. Biodiesel ist zwar unter Vorkehrungen auch zum Betrieb von Motoren nach dem Dieselverfahren geeignet, ist aber chemisch ein anderer Stoff.

Sorten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem deutschen Markt werden derzeit mehrere Sorten auf Mineralöl basierender Dieselkraftstoffe für PKW angeboten, die alle gemäß § 4 der 10. BImSchV die Anforderungen der DIN EN 590 erfüllen müssen:

Gerade bei den Premium-Kraftstoffen ist zu erkennen, dass Markenfirmen durch spezielle Zusätze bzw. Qualitätsverbesserung versuchen, sich von Mitanbietern abzugrenzen.

Nach Anpassung der DIN EN 590 (Ausgabe Mai 2010) an die Anforderungen der EG-Richtlinie 98/70/EG ist zur Erfüllung der Biokraftstoffquote eine FAME-Zumischung von bis zu 7 Vol.-% („B7-Diesel“) erlaubt. Die nationale Norm DIN 51628 (Ausgabe August 2008) für B7-Diesel wird dementsprechend nicht mehr benötigt und entfällt.

Seit 2013 ist ein Dieselkraftstoff mit erhöhtem Anteil an regenerativen Komponenten entwickelt worden, der als R33 bezeichnet wird.[8] Dabei wird, zusätzlich zum Biokraftstoff, hydriertes Pflanzenöl zugemischt, so dass 33 % aus nicht fossilen Quellen kommen.[9]

Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diesel ist ein Gemisch aus Kerosin, verschiedenen Mitteldestillatfraktionen, derzeit bis zu sieben Volumenprozent Biodiesel sowie verschiedenen Additiven (im ppm-Bereich). Kerosin und Gasöl werden großteils durch Fraktionierung von Erdöl als Mitteldestillatfraktionen gewonnen und für die Dieselherstellung entschwefelt (siehe: Hydrodesulfurierung). Daneben kommen Mitteldestillatfraktionen aus Crackanlagen zum Einsatz [z. B. Hydrocracker-Kerosin (HCU), HCU-Gasöl]. Diesel ist eine auf die erforderlichen Qualitäten zugeschnittene Mischung, ein Blend. Die zur Verfügung stehenden Komponenten können stark schwankende Qualitäten (rohölabhängig) aufweisen, so dass jede Charge ggf. mit unterschiedlichen Mischungsverhältnissen (Kerosin/Leichtgasöl/Schwergasöl) hergestellt werden muss, um alle erforderlichen Spezifikationen erfüllen zu können. Weiterhin stehen die Produkte Heizöl EL und Jet bzgl. (fast) aller Komponenten in direkter Konkurrenz zum Dieselkraftstoff (siehe auch: Kuppelproduktion). Unterschiedliche Bedarfsvolumina der Mitteldestillatprodukte haben deshalb einen Einfluss auf die Zusammensetzung des Diesels.

Um die Kälteeigenschaften von Dieselkraftstoff zu beeinflussen, insbesondere das Ausflocken zu verhindern, muss im Winter ein erhöhter Anteil Kerosin beigemischt werden (s. u. CFPP).

Additive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um die Zündwilligkeit auf vorgegebene Spezifikationswerte anzuheben und so die Zündwilligkeit des Dieselkraftstoffes zu verbessern, kann Amylnitrat oder 2-Ethylhexylnitrat zugegeben werden. Diese Zusätze erhöhen zum Teil die Giftigkeit (Toxizität) des Kraftstoffs. Maßstab für die Zündwilligkeit ist die Cetanzahl (CZ). Je höher die Cetanzahl, desto geringer der Zündverzug, welcher die Zeitspanne zwischen Einspritzbeginn und Selbstzündung des Kraftstoffs kennzeichnet.

Der Cloud Point sowie die Filtrierbarkeitsgrenze (engl. Cold Filter Plugging Point, CFPP) können durch entsprechende Additive reduziert werden. Speziell im Winter sind solche Additive erforderlich, damit der Dieselfilter des Fahrzeugs bei Minusgraden nicht verstopft.[10] Alternativ können auch geringe Mengen an Kerosin (CZ ≈45) dem Diesel (CZ >51) (Winterdiesel) zugemischt werden, wodurch jedoch die Cetanzahl etwas absinkt.

Durch schmiereigenschaftserhöhende Zusätze (Lubricity Additives) kann die Schmierfähigkeit des Dieselkraftstoffes garantiert werden (s. u.). Die Schmiereigenschaft wird mit dem HFRR-Wert spezifiziert.

Neben diesen wichtigsten Additiven werden noch eine Vielzahl weiterer Additive, wie Oxidationsinhibitoren, Anti-Schaum-Mittel, Korrosionsschutzmittel, Detergentien zum Schutz vor Ablagerungen im Einspritzsystem, Leitfähigkeitsverbesserer, Aromastoffe und Biozide zugesetzt.

In Deutschland wurden 2007 circa 35,3 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff (inkl. Binnenschifffahrtsdiesel) hergestellt.[11]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hauptbestandteile des Dieselkraftstoffes sind vorwiegend Alkane, Cycloalkane und aromatische Kohlenwasserstoffe mit jeweils etwa 9 bis 22 Kohlenstoff-Atomen pro Molekül und einem Siedebereich zwischen 170 °C und 390 °C. Dieser Kraftstoff hatte vor 1995 einen sehr breiten Fraktionierbereich, weshalb die vergleichsweise vielen schweren Anteile zum Rußen des Motors führen konnten. Die verschärften Spezifikationen (Dichte, 95-%-Punkt, s. u.) haben dieses Risiko jedoch reduziert.

Weitere Eigenschaften werden durch die Spezifikationen bestimmt.

Spezifikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andere Inhaltsstoffe und Eigenschaften werden durch die Europäische Norm EN 590 geregelt. Die Norm wurde in Deutschland als DIN-Norm veröffentlicht und hat hier als DIN EN 590 die früher gültigen DIN 51601 und DIN 51628 abgelöst. Weiterhin setzen viele Markenfirmen zusätzliche interne Spezifikationen[2] bzw. verschärfen die Spezifikationen bzgl. der Norm.

Zapfsäulenaufkleber in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zapfsäulenaufkleber Dieselkraftstoff schwefelfrei

Nach § 13 der 10. BImSchV ist die Qualität von Kraftstoffen an den Zapfsäulen sowie an der Tankstelle deutlich sichtbar zu machen. In Deutschland findet man deshalb an allen Diesel-Zapfsäulen die in der 10. BImSchV (Anlage 3) geforderten runden Aufkleber mit dem Text Dieselkraftstoff schwefelfrei.

USA[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dieselkraftstoff in den USA hat im Vergleich mit europäischen Standards eine geringere Cetanzahl und kannte bis 2006 keine verpflichtende Reduktion des Schwefelanteils. Seit 1. Juni 2006 müssen die Raffinerien zu 80 % schwefelarmen Diesel produzieren und seit dem 15. Oktober 2006 darf nur noch dieser für den Gebrauch im Straßenverkehr verwendet werden. Der sogenannte ultra-low sulfur diesel (kurz ULSD; englisch für ultra-schwefelarmer Diesel) setzt die neue Höchstgrenze auf 15 ppm fest – vorher waren 500 ppm in den USA erlaubt. Übergangsregelungen existierten für andere Verwendungen, etwa Schiffsdiesel in der Seefahrt, die jedoch in mehreren Schritten bis zum 1. Juni 2010 ausgelaufen sind. Ein unmittelbarer Übergang konnte nicht erfolgen, da schwefelarmer Diesel geringere Schmiereigenschaften hat, die durch synthetische Additive oder die Beimengung von Biodiesel angeglichen werden müssen.

Marine-Diesel (Schiffsdieselöl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Inhaltsstoffe und Eigenschaften für Marinedieselöl werden durch die Norm ISO 8217 geregelt; Diesel für die deutsche Binnenschifffahrt durch § 4 der 10. BImSchV. Es handelt sich dabei um einen dichteren Diesel als den für Kraftfahrzeuge. Er kommt beispielsweise in kleineren Schiffsdieselmotoren zum Einsatz.

Größere Schiffsdiesel laufen jedoch meist mit Schiffstreibstoff, einem Gemisch aus Schweröl und Diesel. Abgasreinigung ist technisch mit Katalysatoren und Partikelfiltern machbar; für ältere Schiffe, die die Mehrheit ausmachen, jedoch aufwändig, teuer und noch nicht vorgeschrieben. Die Grenzwerte für Stickoxide werden oft überschritten, zudem werden Schwefeloxide und Feinstaub freigesetzt.[12]

Synthetischer Diesel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff des synthetischen Diesels entstammt der Gas-to-Liquids-Technik (GtL). Dabei wird aus einem anderen Kohlenwasserstoff zunächst ein Synthesegas, aus dem über die Fischer-Tropsch-Synthese längerkettige, flüssige Diesel-ähnliche Kohlenwasserstoffe synthetisiert werden. Der wichtigste Ausgangsstoff ist Erdgas. Auch aus Biomasse kann ein synthetischer Diesel, BtL-Kraftstoff, gewonnen werden. Der aus Erdgas gewonnene Kraftstoff wird in Indonesien und etlichen europäischen Staaten dazu verwendet, Diesel qualitativ aufzuwerten. GtL-Diesel enthält keinen Schwefel, keinen Stickstoff, keine Aromaten. Die Cetanzahl mit 75 bis 80 und Schmiereigenschaften (HFRR) sind überdurchschnittlich.[13][14]

Emulsionskraftstoff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um Emissionen wie Ruß, Stickoxide und andere zu reduzieren, werden gerade stationäre Dieselmotoren mit sog. Emulsionskraftstoffen betrieben. Dabei wird dem Dieselkraftstoff Wasser und ein Emulgator beigemischt, dadurch erreicht man eine bessere Verteilung des Kraftstoffes im Brennraum, was zur Emissionsreduzierung beiträgt. In der Praxis werden durch derartige Verfahren teure Rußfilter eingespart.

Verbrauch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland wurden 2015 circa 36,75 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff (inkl. Binnenschifffahrtsdiesel)[15] verbraucht. Im Jahr 2019 waren es 37,8 Mio. t[16], davon stammten 15,9 Mio. t aus dem Import, 6,5 Mio. t wurden exportiert. Der Verbrauch von Ottokraftstoff und Heizöl liegt bei jeweils ungefähr der Hälfte, Kerosin weniger als ein Drittel.

Deutschland verbraucht deutlich mehr Diesel, als im hierzulande raffinierten Erdöl enthalten ist, und exportiert überschüssiges Benzin. Dies ist eine Folge der ungleichen Besteuerung, die seit Mitte der 1990er Jahre den Ottokraftstoff mit ca. 20 Cent benachteiligt.

Missbrauch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Statt spezifikationsgerechtem Dieselkraftstoff funktioniert auch Heizöl EL in Dieselmotoren. Die Risiken und rechtlichen Konsequenzen sind unter Heizöl EL beschrieben.

Dieselabgase[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Abgase von Verbrennungsmotoren enthalten unter anderem Kohlenmonoxid (CO), Kohlendioxid (CO2) und Stickoxide (NO und NO2). Bei Dieselmotoren werden zusätzlich Dieselrußpartikel freigesetzt.[17] Die Zusammensetzung der Abgase ist auch abhängig von Motortyp, Kraftstoff und Betriebsweise (Lastzustand, Wartungszustand, Fahrverhalten u. a.). Bei Verwendung von Abgasnachbehandlungssystemen können weitere Emissionen auftreten wie z. B. Kohlenwasserstoffe, Ammoniak, Distickstoffmonoxid.[18]

Die Gefährdung geht bei Dieselmotoren im Wesentlichen von den krebserzeugenden Dieselrußpartikeln aus. Galten die Abgase von Dieselkraftstoff seit 1988 nur als „potenziell krebserregend“, wurde diese Bewertung von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach Untersuchungen der International Agency for Research on Cancer (IARC) im Juni 2012 auf „krebserregend“ verschärft; damit wurden Dieselabgase in die Gruppe 1 der Gefahrstoffe aufgenommen. Dagegen wurde die Bewertung für Motorenbenzin bislang nicht verändert und verblieb weiterhin bei „möglicherweise krebserregend“ (Gruppe 2B der Gefahrstoffe).[19]

Preise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Preise für Dieselkraftstoff (Handelsbezeichnung: AGO = Automotive Gasoil) orientieren sich in Europa am Rotterdamer Markt. Diesel wird in US-Dollar je 1.000 kg (US-$/t) gehandelt. Verschiedene Publikationsorgane berichten (zum Teil täglich) über aktuelle Handelspreise und Volumina, so zum Beispiel ICIS und O.M.R. Die im Handel verwendete Referenzdichte (um den Preis einer aktuellen Charge mit einer gegebenen Dichte in Relation zu der Notierung zu setzen) ist 0,845 kg/dm³ (wie bei Heizöl EL). Weiterhin müssen noch Transportkosten und Gewinnspannen des Handels berücksichtigt werden.

Endverbraucherpreise im europäischen Vergleich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Preise für Diesel in deutschsprachigen Gebieten und den umliegenden Ländern (Juni 2011 nach Erhebung des ADAC,[20] 2012 bis 2023 nach Erhebung des Touring Club Schweiz)[21] pro Liter in Euro:

Preis 2008 bis 2022 für Dieselkraftstoff in Euro pro Liter im deutschsprachigen Raum und umliegenden Ländern
Land Apr.
2008
Juni
2011
März
2012
Feb.
2013
Feb.
2014
Feb.
2015
Feb.
2016
März
2017
Apr.
2018
März
2019
Feb
2020
März
2021
Feb
2022
Feb
2023
Belgien Belgien 1,33 1,38 1,55 1,50 1,45 1,28 1,09 1,32 1,45 1,54 1,48 1,46 1,77 1,81
Danemark Dänemark 1,46 1,52 1,65 1,43 1,43 1,28 1,16 1,32 1,38 1,50 1,47 1,46 1,77 1,91
Deutschland Deutschland 1,38 1,40 1,52 1,44 1,37 1,16 0,99 1,17 1,18 1,27 1,24 1,33 1,60 1,76
Frankreich Frankreich 1,29 1,42 1,55 1,48 1,40 1,30 1,08 1,37 1,41 1,47 1,41 1,41 1,77 1,85
Italien Italien 1,45 1,41 1,72 1,69 1,68 1,43 1,28 1,40 1,44 1,49 1,49 1,40 1,74 1,96
Luxemburg Luxemburg 1,14 1,17 1,28 1,24 1,20 1,08 0,86 1,01 1,07 1,10 1,09 1,17 1,50 1,58
Niederlande Niederlande 1,36 1,38 1,51 1,52 1,50 1,36 1,13 1,31 1,40 1,46 1,45 1,39 1,73 1,69
Osterreich Österreich 1,41 1,36 1,42 1,38 1,33 1,12 0,95 1,12 1,15 1,22 1,18 1,17 1,44 1,70
Polen Polen 1,19 1,26 1,40 1,31 1,27 1,10 0,84 1,06 1,08 1,18 1,20 1,11 1,18 1,58
Schweiz Schweiz 1,28 1,46 1,52 1,56 1,51 1,44 1,23 1,47 1,41 1,52 1,55 1,56 1,84 2,04
Slowakei Slowakei 1,28 1,36 1,45 1,42 1,36 1,12 0,94 1,17 1,17 1,19 1,24 1,18 1,19 1,59
Slowenien Slowenien 1,16 1,22 1,34 1,41 1,36 1,22 0,99 1,19 1,25 1,27 1,19 1,20 1,43 1,53
Tschechien Tschechien 1,27 1,42 1,51 1,43 1,31 1,11 0,93 1,11 1,14 1,19 1,23 1,07 1,43 1,60
Ungarn Ungarn 1,19 1,38 1,50 1,47 1,36 1,21 0,96 1,20 1,19 1,25 1,15 1,19 1,35 1,61

Seit dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 am 24. Februar 2022 sind die Preise für Kraftstoffe stark gestiegen. In Ländern, in denen Diesel in der Regel günstiger ist, überstieg bzw. übersteigt der Preis des Dieselkraftstoffs den von Benzin.

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Preisbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklung der Kraftstoffpreise für Diesel in Deutschland seit 1950

Um etwaige Verstöße gegen das Kartellrecht aufzudecken, wurde eine Markttransparenzstelle für Kraftstoffe beim Bundeskartellamt eingerichtet, die an Tankstellen weitestgehend Markttransparenz herstellen soll.[22] Am 12. September 2013 nahm sie den Probebetrieb auf.

Steuern und Abgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland gehören dazu (jeweils für Superbenzin bzw. Diesel) die Umlage für den Erdölbevorratungsverbund mit 0,27 bzw. 0,35 ct/L, die Mineralölsteuer/Energiesteuer mit 65,45 bzw. 47,04 ct/L sowie die Umsatzsteuer von 19 %. Obwohl Superbenzin eine geringere Dichte hat, somit ein Liter weniger Masse und weniger Energie enthält als ein Liter Diesel, wird Superbenzin (direkt ca. 18 Cent plus höherer USt. ca. 4 Cent) 22 Cent pro Liter höher besteuert.

Mit dem Produktpreis und dem Deckungsbeitrag (in dem der Erdölbevorratungsbetrag enthalten ist) sowie der Energiesteuer (früher „Mineralölsteuer“) wird ein „neuer“ Nettopreis ermittelt, auf den dann die Umsatzsteuer von 19 % erhoben wird.

Zusammensetzung des Kraftstoffpreises im Juni 2012[23]
Super
ct/L
% Diesel
ct/L
% Deutschland
Produktpreis 054,90 057,20 Notierung Rotterdam und Raffineriekosten
Deckungsbeitrag + 014,59 015,63 Transport, Lagerhaltung, Vertrieb, Verwaltung, Beimischung, … enthält Erdölbevorratungsbetrag von 0,27 (S) bzw. 0,35 ct/L (D)[24]
Nettopreis = 069,49 072,83 Nettopreis der Mineralölgesellschaft
Mineralölsteuer + 065,45 047,04 Energiesteuer, pro Sorte fester Wert je Liter; enthält jeweils 15,4 ct/L Ökosteuer. Diesel enthält über die höhere Dichte etwa 4 % mehr Heizwert je Volumen, der Energiesteuersatz auf Diesel ist jedoch um 18,41 ct/L geringer als der auf Benzin.[25]
vor Umsatzsteuer = 134,94 119,87 Nettopreis entspr. Energiesteuergesetz
Umsatzsteuer + 025,64 022,77 19 %
Verbraucherpreis = 160,58 100 142,64 100
davon Steuern 091,09 56,73 069,81 48,94

Von 2021 an müssen nach dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) für CO2-Emissionen, die durch das Inverkehrbringen des Produkts entstehen, Zertifikate abgegeben werden. Diese Zertifikate können im Jahr 2021 vom Umweltbundesamt (UBA) zu einem Festpreis von 25 Euro je Tonne erworben werden. Rechnerisch ergeben sich daraus ohne Mehrwertsteuer für Superbenzin CO2-Kosten in Höhe von 5,8 Cent je Liter sowie für Diesel und Heizöl von jeweils 6,625 Cent pro Liter. Inklusive Mehrwertsteuer sind es für Superbenzin CO2-Kosten von 6,9 Cent je Liter sowie für Diesel und Heizöl von jeweils 7,884 Cent pro Liter.[26]

Preisentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der gewerbliche Verbraucher hatte 1935 für Diesel 13 Pfennige (Pf.) pro Liter zu bezahlen, 1937 20 bis 22 Pf., 1939 32 Pf. und Anfang der 1950er Jahre 39 Pf. (Information des Zentralbüros für Mineralöl).[27] Am 17. Oktober 2021 erreichte der Preis pro Liter mit 1,55 Euro im bundesweiten Tagesdurchschnitt in Deutschland ein neues Rekordhoch.[28]

Österreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Dieselkraftstoff wird in Österreich pro Liter weniger Mineralölsteuer erhoben als für Benzin, obwohl ein Liter Diesel durch seine höhere Dichte mehr Masse hat als Ottokraftstoff (Benzin) und Diesel darüber hinaus pro Masse mehr Verbrennungsenergie enthält als Benzin, weil Diesel im Vergleich zu Benzin mehr Kohlenstoff und weniger Wasserstoff enthält.

In Österreich fahren mehr als die Hälfte der Pkw (mehr als in vielen anderen europäischen Ländern) und ein Großteil der Lastkraftwagen mit Dieselmotoren.

Im Zuge der Klimakrise wird die Forderung nach einem Anheben des Mineralölsteuersatzes für Diesel auf denjenigen für Benzin lauter.

Auch ohne ausgesprochenen Tanktourismus tanken Fahrzeuge des Transitverkehrs nach Möglichkeit mehr als sie in Österreich verbrauchen. Die Lenker dieser Fahrzeuge trachten danach, Österreichs erste Tankstelle mit möglichst leerem Tank zu erreichen und das Land mit möglichst vollem Tank zu verlassen.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) regte an zu prüfen, wie der Dieselpreis für durchfahrende Lkw verteuert werden kann.

Walter Obwexer, Europarechtler an der Universität Innsbruck, würde eine Erhöhung des Dieselpreises nur für Transit-Lkw als unionsrechtswidrig sehen. Eine nach seiner Äußerung am 12. August 2019 zu prüfende Variante wäre die Anhebung der MöSt auf Diesel und die Refundierung eines Teils davon für im Inland zugelassene Lkw. „Andere EU-Staaten wie Italien, Belgien und die Niederlande würden diesen Weg bereits gehen.“ Letztlich sprach er sich stattdessen für eine gänzliche Aufhebung des Dieselprivilegs, also die Angleichung der Mineralölsteuersätze aus. Mit Erhöhung der Pendlerpauschale für Pkw-Pendler könnte das Autofahren von Arbeitnehmern gefördert werden. Die Tiroler Wirtschafts- und Arbeiterkammer hatten sich zuvor beide gegen einen höheren Dieselpreis ausgesprochen.[29]

Fahrverbot für Transit-Lkw zu bestimmten Tankstellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Sommer 2019 wurden im Bundesland Tirol spezielle Fahrverbote für Lkw mit einer Gesamtlänge von mehr als zwölf Metern auf Autobahn nahen, zu Billigtankstellen führenden Straßenstücken erlassen, damit diese nicht mehr vom Transit-Lkw-Verkehr blockiert werden. Die Maßnahmen gelten seit 1. August 2019 und bis zum 14. Jänner 2020 von Montag bis Samstag von 6 Uhr bis 10 Uhr zwischen Wattens und Fritzens bzw. von 7 Uhr bis 18 Uhr bei der Autobahnausfahrt Innsbruck-Süd.[30]

Die Strafen in der Höhe von 220 bis 300 Euro werden sofort exekutiert. Weitere Maßnahmen an diesen sowie weiteren Autobahnausfahrten (z. B. Kufstein-Süd, Wörgl-West, Brixlegg) sind ab 2020 geplant.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Diesel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Diesel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Eintrag zu Dieselkraftstoff in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 3. Juli 2017. (JavaScript erforderlich)
  2. a b c d Norm DIN EN 590:2017-10 Kraftstoffe für Kraftfahrzeuge – Dieselkraftstoff – Anforderungen und Prüfverfahren (beuth.de).
  3. Jan Hoinkis: Chemie für Ingenieure. Wiley-VCH, Weinheim 2015, ISBN 978-3-527-68461-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Erich Hahne: Technische Thermodynamik: Einführung und Anwendung. 5., völlig überarb. Auflage. Oldenbourg-Verlag, München 2010, ISBN 978-3-486-59231-3, S. 406, 408.
  5. FAQ Aral Ultimate. In: aral.de. Abgerufen am 25. März 2023.
  6. Rolf Isermann: Elektronisches Management motorischer Fahrzeugantriebe. Wiesbaden 2010, S. 1.
  7. Eintrag zu Fuels, diesel, no. 2 im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 30. Oktober 2020. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  8. Hochschule Coburg testet neuen Biokraftstoff Diesel R33. 5. August 2013, abgerufen am 29. September 2019.
  9. Premium-Diesel R33 schont die Umwelt. Abgerufen am 29. September 2019.
  10. Frost legt Berliner Polizeiautos vom Typ Opel Zafira lahm. In: Welt Online. 4. Januar 2016, abgerufen am 29. Juni 2017.
  11. Jahresbericht 2016 des Mineralölwirtschaftsverband e. V., (MWV) (Memento des Originals vom 7. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mwv.de (PDF; 6,6 MB); abgerufen am 7. Oktober 2016.
  12. Marlene Weiss: Dicke Luft über dem Wasser. Im Vergleich zu vielen Schiffsmotoren sind Dieselfahrzeuge im Strassenverkehr geradezu sauber. Auf hoher See wird Schweröl verbrannt, auf Flüssen wie dem Rhein sind Partikelfilter und Katalysoren unüblich. In: Tages-Anzeiger. 16. August 2017, S. 36.
  13. GtL Diesel (Memento vom 19. Februar 2009 im Internet Archive) (PDF; 818 kB).
  14. Shell GTL Fuel
  15. Jahresbericht 2016 des Mineralölwirtschaftsverband e. V., (MWV) (Memento des Originals vom 7. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mwv.de (PDF; 6,6 MB); abgerufen am 7. Oktober 2016.
  16. MWV-Jahresbericht 2020
  17. Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft: Abgase von Benzin- und Dieselmotoren | BG BAU - Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, abgerufen am 19. September 2021
  18. gischem: Dieselmotoremissionen (DME), abgerufen am 19. September 2021
  19. WHO bewertet Emissionen neu: Dieselabgase sind krebserregend. Süddeutsche Zeitung am 13. Juni 2012.
  20. ADAC: Tanken im Ausland
  21. Aktuelle Treibstoffpreise in Europa: TCS Suisse (PDF; 0,1 MB), laufend aktualisiert. Die Preise früherer Jahre stammen derselben Quelle, abgerufen zum jeweiligen Zeitpunkt.
  22. Wettbewerb im Energiebereich. BMWi, archiviert vom Original am 11. Oktober 2013; abgerufen am 30. September 2013.
  23. Zusammensetzung des Kraftstoffpreises
  24. Erdölbevorratungsbetrag ab 1. April 2012
  25. Anm.: In Österreich wird bei Diesel ebenso weniger Mineralölsteuer pro Liter aufgeschlagen als auf Benzin.
  26. @1@2Vorlage:Toter Link/www.mwv.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  27. Bundesbahn in der Abwehr (10/1950), Die Zeit
  28. Dieselpreis auf Rekordhoch. Tagesschau.de, 18. Oktober 2021.
  29. Verkehr : Höhere Dieselpreise für Lkw „rechtswidrig“
  30. Verordnungen Nr. 597–598 (PDF; 143 kB), Bote für Tirol, Stück 29 / 2019 vom 17. Juli 2019, abgerufen am 12. August 2019.