Die Welt

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Die Welt

Beschreibung deutsche Tageszeitung
Verlag WeltN24 GmbH, Berlin (Axel Springer SE)
Erstausgabe 2. April 1946
Erscheinungsweise montags - samstags
Verkaufte Auflage 88.956[1] Exemplare
(IVW 2/2024, Mo–Fr)
Reichweite 0,71 Mio. Leser
(Vorlage:Ma)
Chefredakteur Jan-Eric Peters
Herausgeber Stefan Aust
Geschäftsführer Stephanie Caspar, Torsten Rossmann
Weblink www.welt.de
Artikelarchiv Mai 1995 ff.
ISSN
CODEN WLTTAV
In der Produktion der Welt kompakt in Berlin
Bildauswahl

Die Welt (Eigenschreibweise: DIE WELT) ist eine deutsche überregionale Tageszeitung der Axel Springer SE. Von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs in der Britischen Besatzungszone in Hamburg gegründet, erschien sie erstmals am 2. April 1946 und wurde 1953 von Axel Springer übernommen.

Das Blatt wird dem bürgerlich-konservativen Spektrum zugerechnet.[2] Wirtschaftspolitisch gilt sie als „deutlich marktliberal eingestellt“.[2] In Berlin und Hamburg werden in der Welt tägliche Regionalseiten abgedruckt. Die Zentralredaktion von Welt und Welt am Sonntag befindet sich in Berlin. Hier wird ebenfalls die Berliner Morgenpost erstellt. Ab 2002 wurde die Zusammenlegung der drei Redaktionen umgesetzt.[3]

Die Welt wird in 130 Ländern verkauft und erscheint im Nordischen Format. Ihre Hauptkonkurrentinnen sind die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Süddeutsche Zeitung. Zusammen mit der nicht einzeln ausgewiesenen Welt Kompakt besitzt die Welt eine verkaufte Auflage von 88.956 Exemplaren, ein Minus von 64,6 Prozent seit 2005.[4]

Die Welt ist Gründungsmitglied der Leading European Newspaper Alliance (LENA), in der sie zurzeit mit den ausländischen Tageszeitungen El País, die italienische La Repubblica, Le Figaro aus Frankreich, Le Soir aus Belgien, die Schweizer Titel Tages-Anzeiger und Tribune de Genève in der internationalen Berichterstattung redaktionell zusammenarbeitet und kooperiert.[5]

Entwicklung

Die Welt erschien zum ersten Mal am 2. April 1946 zum Preis von 20 Pfennig. Das Konzept der Zeitung war, Fakten scharf von Kommentaren zu trennen, in den Leitartikeln kamen gegensätzliche Standpunkte zur Sprache. Unter dem seit Frühjahr 1946 amtierenden Chefredakteur, dem SPD-Mitglied und ehemaligen Insassen des KZs Bergen-Belsen Rudolf Küstermeier, kollidierte das Blatt mehrmals mit den britischen Besatzungsbehörden, die die Welt als PR-Organ nutzen wollten. Die Auflage stieg bis auf eine Million Exemplare, so dass beim anstehenden Verkauf 1952 an Interessenten kein Mangel herrschte. Für zwei Millionen DM erhielt Axel Springer den Zuschlag.

Unter dem ersten Springer-Chefredakteur, dem rechtskonservativen Hans Zehrer (der bereits 1946 kurzzeitig das Blatt geleitet hatte, aufgrund seiner Vergangenheit aber von den Briten abgesetzt worden war), wandelte sich das einst liberale Blatt zur „großen nationalen Zeitung“, wie sie 1965 offiziell tituliert wurde. Autoren wie Ilse Elsner, Sebastian Haffner und Erich Kuby beendeten allmählich die Mitarbeit. Für die Welt arbeiteten Journalisten wie Winfried Martini, Friedrich Zimmermann oder der ehemalige Pressechef im NS-Außenministerium Paul Karl Schmidt alias Paul Carell, der von 1958 bis 1979 für die Welt schrieb.[6] Dessen damaliger Mitarbeiter Hans Georg von Studnitz sowie konservative Schreiber wie Matthias Walden und William Schlamm prägten kurzfristig den Charakter der Zeitung.

Bei der Springer-Kampagne während der Studentenprotesten in den 1960er Jahren gegen Axel Springer wurde auch Die Welt Zielscheibe von Kritik. Die Zentralredaktion der Welt zog 1975 von Hamburg nach Bonn und 1993 nach Berlin, die der Welt am Sonntag folgte 2001 von Hamburg nach Berlin.[7]

Seit Herbst 1998 gibt es eine wöchentliche Literaturbeilage, die nach der 1925 von Willy Haas gegründeten Literaturzeitschrift Die literarische Welt benannt ist. Von 1997 bis 2002 enthielten die Ausgaben für Bremen und 2002 kurzzeitig in Bayern täglich Regionalseiten, seither nur noch die Ausgaben für Berlin und Hamburg. Die Welt erhielt in den Jahren 2002 und 2005 jeweils eine Rüge vom Deutschen Presserat.[8] Nach 40 Jahren schrieb Die Welt 2007 erstmals wieder schwarze Zahlen.

2010 übernahm der vorherige Chefredakteur Thomas Schmid die Position des Herausgebers. Jan-Eric Peters wurde Chefredakteur aller Welt-Publikationen.[9]

Am 26. Oktober 2012 gab der Verlag Axel Springer bekannt, die Redaktion der Zeitung Die Welt noch vor dem Jahresende mit der des Hamburger Abendblattes zusammenzulegen. Die Zentralredaktion wurde in Berlin angesiedelt. In Hamburg blieb nur noch eine Abendblatt-Lokalredaktion bestehen. Dies ist auch im Zusammenhang mit der fünfjährigen Standortgarantie für Hamburg zu sehen, die beim Berlin-Umzug der Bild gegeben wurde und am 30. Juni 2013 auslief.

Mit dieser neuen Strategie steht die weitere Existenz der Welt als Printversion zur Disposition. Der Verlag will im Falle neuer Einbrüche „keine lebensrettenden Maßnahmen“ für die gedruckte Ausgabe mehr ergreifen. Von Bedeutung ist aus dem Welt-Umfeld nur noch die Online-Redaktion und die Welt am Sonntag. Deshalb wurde die gesamte Redaktion auf die Online-Ausgabe ausgerichtet. Alle Inhalte werden online first veröffentlicht, weshalb die Redaktion auch durchgehend von frühmorgens bis zum späten Abend thematisch vollständig besetzt sein muss.[10] Die Medienseite der Tageszeitung fasst den Wandel wie folgt zusammen:

„Kurz vor Feierabend wird zwar noch eine Zeitung gedruckt, doch das ist eher ein Abfallprodukt dessen, was für welt.de sowieso geschrieben wurde. Eine Papierausgabe für all die treuen Abonnenten, die noch nicht gestorben sind. Fast ohne störende Anzeigen.“

Jürn Kruse, in Die Tageszeitung[10]

2014 wurde bekannt, dass rund 42 % der gemeldeten verkauften Auflage nicht an Abonnenten oder in den Straßenverkauf gehen, sondern als Bordexemplar oder per Sonderverkauf abgesetzt werden. Der Verlag erhält dafür keine oder wesentlich geringere Erlöse.[11]

Seit Januar 2015 sind nur noch 20 Online-Artikel pro Monat kostenlos abrufbar, für darüber hinaus gegehende Abrufe muss ein kostenpflichtiges Abonnement abgeschlossen werden.[12]

Ende 2013 kaufte Axel Springer den Fernsehsender N24 und gab im Februar 2014 bekannt, dass die Redaktion von N24 mit der der Welt zusammengelegt wurden, um multimedial Nachrichten zu produzieren.[13] Zum 1. Januar 2015 wurden die Aktivitäten in der WeltN24 GmbH gebündelt.

Am 7. Juli 2015 wurde bekannt, dass N24 schrittweise mit der Welt unter einem neuen, einheitlichen Logo verschmolzen wird.[14][15][16]

Logo der Welt ab Sommer 2015

Auflage

Die Auflage der Welt wird gemeinsam mit der Welt Kompakt ausgewiesen. In den vergangenen Jahren haben die beiden Zeitungen an Auflage eingebüßt. Die verkaufte Auflage ist seit 2005 um 64,6 Prozent gesunken.[17] Sie beträgt gegenwärtig 88.956 Exemplare im Zeitraum von montags bis freitags.[18] Das entspricht einem Rückgang von 162.272 Stück. Der Anteil der Abonnements an der verkauften Auflage liegt bei 44,9 Prozent.

Entwicklung der verkauften Auflage[19]
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023
251228 264273 275597 270207 260177 250328 252804 251591 222722 200854 187866 182079 169529 155607 107777 70883 81332 88780 83764

Online-Ausgabe

Unter dem Namen Welt Online wurde das Nachrichtenportal der Welt Gruppe im Internet entwickelt.[20] Die Website der Zeitung wurde 1995 gestartet und bietet ein kostenloses elektronisches Zeitungsarchiv aller Artikel seit der Digitalisierung ab Mai 1995. Ein PDF-Ganzseitenarchiv erlaubt ferner das Herunterladen von einzelnen Seiten, ausgewählten Bereichen (z. B. „Titel“, „Deutschland“, „Ausland“) oder einer kompletten Ausgabe der seit dem 9. Januar 2001 erschienenen Nummern.

Am 10. September 2012 wurde der Internetauftritt in Die Welt umbenannt und zum Kern der Veröffentlichungen gemacht. Ziel ist es, einen einheitlichen Namensauftritt aller Medien der Welt-Gruppe zu erreichen, ausgenommen davon ist die Zeitung Welt am Sonntag.[21]

Am 12. Dezember 2012 führte Die Welt als erste überregionale Tageszeitung in Deutschland für ihren Internetauftritt ein Bezahlsystem ein.[22] Nutzer können seitdem pro Kalendermonat 20 Artikel kostenlos abrufen, danach wird beim Abruf eines weiteren Artikels der Abschluss eines Abonnements verlangt.[23] Dieses kostet (Stand September 2013) mindestens 4,49 Euro für einen Monat.

Nach dem ersten halben Jahr mit einer Paywall zog der General Manager von Welt Online bei einer Tagung des BDZV (Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger) eine erste Zwischenbilanz. Die konkrete Zahl der Zahler nannte er nicht; er bezeichnete sie als „ermutigend“.[24] Am 7. August 2013 wurde bekanntgegeben, dass die Zahl der digitalen Abonnenten der WELT zum 30. Juni 2013 mehr als 47.000 beträgt.[25] Diskutiert wird allerdings die Aussagekräftigkeit der Zahlen hinsichtlich der Bereitschaft für Inhalte im Netz zu zahlen, da das Abo unter anderem in Kombination mit einem iPad mini beworben und verkauft wurde.[26]

Welt-Literaturpreis

Seit 1999 verleiht Die Welt den internationalen Welt-Literaturpreis, mit dem sie an den Publizisten Willy Haas erinnern will. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird jährlich vergeben. Die bisherigen Preisträger sind:

Künstlerausgaben

Seit 2010 lässt die Kulturredaktion einmal jährlich sog. Künstlerausgaben der Zeitung durch namhafte Bildende Künstler frei nach deren Vorstellung gestalten. Diese Kunstaktionen tragen stets den Titel Die Welt der/des [Künstlername]. Bis jetzt waren das

Chefredakteure

Kritik

Der Journalist Stefan Niggemeier bezeichnete 2008 in der FAZ den Kommentarbereich auf Welt Online als „unwirtlicher Ort“ und „als Spielwiese für Rechtsradikale, Spinner und Hetzer aller Art'“.[34]

Einzelnachweise

  1. Mit Welt kompakt
  2. a b Nicola Pointner: In den Fängen der Ökonomie? Ein kritischer Blick auf die Berichterstattung über Medienunternehmen in der deutschen Tagespresse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17198-2, S. 153 (zugl. Dissertation, Ludwig-Maximilians-Universität, München 2009). (benannte Quellen: Pürer, 1996, S. 168–169; Hachmeister & Rager, 2000, S. 284)
  3. Umbau bei 'Berliner Morgenpost' und 'Die Welt'
  4. laut IVW, zweites Quartal 2024, Mo–Fr (Details und Quartalsvergleich auf ivw.de)
  5. DWDL.de: "Die Welt" ist Mitgründer der Zeitungs-Allianz LENA
  6. Christian Plöger: Von Ribbentrop zu Springer. Zu Leben und Wirken von Paul Karl Schmidt alias Paul Carell. Marburg 2009 (zugl.: Münster, Univ. Diss. 2009), S. 466 f.
  7. Marcus Schuster: Eine Frage des Standorts. (PDF, 246 kB)
  8. Presserat.info: Chronik der Rügen, abgerufen am 10. August 2010
  9. WELT-Gruppe bekommt neuen Chefredakteur. In: Welt Online, 17. Dezember 2009, abgerufen am 12. Januar 2010.
  10. a b Jürn Kruse: Lesen im 21. Jahrhundert. In: Die Tageszeitung, 20. November 2012. Abgerufen am 20. Oktober 2015.
  11. taz: Primitives Management, 17. April 2014
  12. Jan-Eric Peters: Digital: In eigener Sache - Die neuen Abo-Modelle der „Welt“. In: Die Welt, Januar 2015.
  13. Die „Welt“ und N24 - Ab sofort gemeinsam. In: Die Welt, 24. Februar 2014.
  14. DWDL.de: Einheitliches Markendach: Aus N24 wird Welt
  15. DWDL.de: DWDL.de-Interview mit Stephanie Caspar und Torsten Rossmann - „Die Marke N24 kann kein Selbstzweck sein“
  16. WELT-Gruppe und N24 führen Markendach „welt“ für alle Angebote ein. Pressemitteilung der Axel Springer SE.
  17. laut IVW, (Details auf ivw.de)
  18. laut IVW, zweites Quartal 2024, Mo–Fr (Details und Quartalsvergleich auf ivw.de)
  19. laut IVW, jeweils viertes Quartal (Details auf ivw.de)
  20. axelspringer-mediapilot.de: WELT ONLINE
  21. Erklärung zur Umbenennung auf welt.de abgerufen am 10. September 2012
  22. Zeit Online: Internetmedien: „Welt Online“ lässt die Bezahlschranke runter. 11. Dezember 2012, abgerufen am 11. März 2013.
  23. Welt Online: In eigener Sache: Die neuen Abo-Modelle der „Welt“. Abgerufen am 11. März 2013.
  24. FAZ: „Die Zahl der Abonnenten ist ermutigend“
  25. DIE WELT zieht positive Zwischenbilanz für ihr Bezahlmodell. Presseinformation vom 7. August 2013, abgerufen am 9. August 2013
  26. Stefan Niggemeier - Was die Zahl von 47.000 digitalen "Welt"-Abonnenten wirklich aussagt. Artikel vom 8. August 2013, abgerufen am 9. August 2013
  27. Zeruya Shalev verkörpert das säkulare Israel. Der „Welt“-Literaturpreis 2012 geht an die Schriftstellerin Zeruya Shalev. In: Die Welt online, 5. Oktober 2012, abgerufen am 6. September 2012.
  28. Jonathan Franzen erhält den "Welt"-Literaturpreis Die Welt, abgerufen am 4. Oktober 2013
  29. spiegel.de: Kunstaktion: Baselitz bekleckert die "Welt" (abgerufen am 31. März 2015)
  30. art-magazin.de: 252.334 Originale von Ellsworth Kelly (abgerufen am 31. März 2010)
  31. abendblatt.de: Künstlerausgabe: Gerhard Richter gestaltet "Die Welt" (abgerufen am 31. März 2015)
  32. bild.de: Leipziger Maler Neo Rauch erobert „Die Welt“ (abgerufen am 31. März 2015)
  33. welt.de: Sie will verstören. Cindy Sherman in der "Welt" (abgerufen am 31. März 2010)
  34. Stefan Niggemeier: Wie sag ich's meinem Randalierer? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. März 2008, abgerufen am 11. Dezember 2013.