Fritz Pleitgen

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Fritz Pleitgen (2007)

Fritz Ferdinand Pleitgen (* 21. März 1938 in Duisburg-Meiderich) ist ein deutscher Journalist und war von 1995 bis Ende März 2007 Intendant des Westdeutschen Rundfunks. Von 2001 bis 2002 war er Vorsitzender der ARD. Des Weiteren war er vom 1. Oktober 2006 bis Ende 2008 war er Präsident der Europäischen Rundfunkunion EBU. Seit 1. April 2007 ist Pleitgen Vorsitzender der Geschäftsführung der RUHR.2010 GmbH.

Beruflicher Werdegang

Bereits mit 14 Jahren arbeitete Pleitgen als freier Mitarbeiter für Sport- und Gerichtsberichterstattung für die Lokalausgabe Bünde der Freien Presse Bielefeld. Hier trat er auch 1959 ein zweijähriges Volontariat an. 1963 wechselte er dann zum Westdeutschen Rundfunk (WDR) nach Köln.

Pleitgen war zunächst in der Redaktion der Tagesschau und als Sonderberichterstatter beschäftigt und befasste sich mit den Bereichen Politik und Wissenschaft.

Auslandskorrespondent

Bereits ein Jahr später begann Pleitgen 1964 als Auslandskorrespondent über EWG- und NATO-Sitzungen in Brüssel und Paris zu berichten. Darüber hinaus informierte Pleitgen 1964 auch über den Zypernkrieg und 1967 über den Sechstagekrieg.

Von 1970 bis 1977 arbeitete Pleitgen als Auslandskorrespondent in Moskau. Hier führte er als erster westlicher Journalist ein Interview mit dem damaligen sowjetischen Generalsekretär der KPdSU Leonid Breschnew.

Die in Moskau bewiesenen diplomatischen Fähigkeiten (Pleitgen unterhielt sehr gute Kontakte sowohl zur Regierung als auch zu Dissidenten) qualifizierten ihn 1977 für den Korrespondentenposten in Ost-Berlin. Sein dortiger Vorgänger, Lothar Loewe, war aufgrund seiner unverblümt antikommunistischen Berichterstattung des Landes verwiesen worden, was man bei Pleitgen seitens der ARD nicht befürchtete. Insgesamt blieb er fünf Jahre auf diesem Posten.

Im Juli 1982 folgte ein weiterer Wechsel: von Ost-Berlin nach Washington, zu Zeiten des Kalten Krieges politisch wohl der größtmögliche. Pleitgen sah sich bei seiner Tätigkeit als Korrespondent in den USA der Kritik „antiamerikanischer Untertöne“ ausgesetzt, da er die Politik des damaligen Präsidenten Ronald Reagan eher kritisch verfolgte. Grund für diese kritische Berichterstattung war die Überzeugung Pleitgens, dass die Ostpolitik Willy Brandts der richtige Weg sei.

Pleitgen wechselte nach einer fünfjährigen Leitung des Washingtoner ARD-Studios 1987 auf den gleichen Posten des ARD-Studios New York. Jedoch berief Friedrich Nowottny, den Pleitgen bereits aus gemeinsamen Volontariatszeiten bei der Bielefelder Freien Presse kannte, ihn bereits kurze Zeit später nach Köln zurück.

Politischer Chefredakteur

Jürgen Engert und Fritz Pleitgen als Moderatoren der ARD-Wahlsendung zur Volkskammerwahl 1990

Im Mutterhaus übernahm Pleitgen ab 1988 die Position des Chefredakteurs des Fernsehprogrammbereichs „Politik und Zeitgeschehen“. Trotz der zusätzlichen Verwaltungsaufgaben war Pleitgen weiterhin journalistisch tätig.

So leitete er im Zusammenhang mit der deutschen Wiedervereinigung und dem Zusammenbruch der Sowjetunion zahlreiche Sendungen der Sendereihe Brennpunkt sowie einige weitere Sondersendungen. Beim Mauerfall berichtete er aus Berlin und mahnte Kollegen zu einer gemäßigten Berichterstattung: „Dies ist eine explosive Zeit, der wir nicht noch eine zusätzliche Dramatik oder gar Zunder geben sollten.“

Nachdem Pleitgen bis 1993 als Chefredakteur beim WDR gearbeitet hatte, wechselte er zum 1. Januar 1994 nach drei Jahrzehnten Fernsehen zum Radio und wurde Hörfunkdirektor des WDR. Pleitgen reformierte während dieser Zeit die Programm- und Organisationsstruktur und hob den Sender Eins Live aus der Taufe.

Am 17. Dezember 2006 moderierte Fritz Pleitgen nach fast 300 Sendungen zum letzten Mal den ARD-Presseclub, eine der ältesten Sendereihen im deutschen Fernsehen. Monika Piel folgte ihm nach.

Intendanz

Am 17. März 1995 wurde Pleitgen als Nachfolger von Friedrich Nowottny als Intendant des WDR vom Rundfunkrat gewählt; die anderen Bewerber um diesen Posten zogen wie zuvor bei Nowottnys Berufung ihre Kandidatur zurück. Als Intendant führte Pleitgen die Regionalisierung des WDR fort, was zur Gründung der Lokalstudios in Köln und Dortmund führte. Außerdem setze er sich für den Aufbau des Ereigniskanals PHOENIX ein. In den Jahren 2001 und 2002 war er zudem Vorsitzender der ARD. Außerdem ist Pleitgen für die Europäische Rundfunkunion aktiv, der er seit 2002 als Vizepräsident und seit September 2006 als Präsident vorsteht. Fritz Pleitgen ist neben seinen leitenden Aufgaben auch weiterhin journalistisch tätig. Neuere Produktionen sind die in der ARD ausgestrahlte Reisereportage über die Rocky Mountains „Die Rockies. Sehnsucht nach dem alten Westen“ und Spurensuche im Erzgebirge: „Wiedersehen mit dem Weihnachtsland“. Ende 2004 geriet Pleitgen in die Kritik, nachdem Harald Schmidt für eine Sendung in der ARD angeworben wurde. Der Vertrag mit Schmidts Produktionsfirma wurde durch die ARD-Tochter Degeto geschlossen. Um die Sendung zu finanzieren, musste die ARD angeblich auf den Erwerb von Übertragungsrechten an Sportereignissen verzichten. Auf seine Idee geht auch 1 Live zurück, eine Radiowelle für junge Hörer. Mit der Hörfunkwelle WDR 5 richtete Pleitgen ein reines Wortprogramm ein.

Fritz Pleitgens letzte regulär geplante Amtszeit als Intendant des WDR endete nach seiner Wiederwahl am 14. September 2000 im Juli 2007. Er hatte zu dieser Wiederwahl geplant, sie nur zur Hälfte auszunutzen, verwarf diese Idee jedoch. Über seine Nachfolge entbrannte ein politischer Streit innerhalb des 43-köpfigen Gremiums des WDR. Pleitgen selbst zeigte sich bereit, falls er vom Rundfunkrat berufen werde und es keine Einigung über einen Nachfolger gäbe. Dabei verweigerte ihm jedoch seine eigene Partei, die SPD die Unterstützung, ebenso der Vorsitzende des Rundfunkrats des WDR. Stattdessen „fährt Pleitgen nun auf CDU-Ticket“, so die taz.[1] Unterstützung fand Pleitgen auf Seiten der CDU, FDP und der Grünen, die auf die Kontinuität seiner Arbeit setzten. Eine Initiative der CDU, Pleitgen ohne Wiederwahl nach 2007 weiterhin als Intendant zu beschäftigen, wurde im Rundfunkrat durch Stimmen der SPD und unabhängiger Mitglieder abgelehnt. Der Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks wählte schließlich am 20. November 2006 die Hörfunkdirektorin des Westdeutschen Rundfunks Monika Piel zur Nachfolgerin von Pleitgen. Er verließ den WDR drei Monate vor Ablauf der Amtsperiode.

Geschäftsführung Ruhr 2010

bei der Eröffnung der Emscherkunst.2010

Am 5. Januar 2007 gaben der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Essens Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger bekannt, dass Fritz Pleitgen Vorsitzender der Geschäftsführung der Ruhr 2010 GmbH werden soll, die für die Planung des Europäischen Kulturhauptstadt-Jahres 2010 in Essen und dem Ruhrgebiet verantwortlich ist. Pleitgen trat diese Position zum 1. April 2007 an, drei Monate früher als seine Amtszeit als Intendant beim WDR regulär geendet hätte.[2][3] Fritz Pleitgen sagte zu dem Unglück bei der Loveparade 2010, die im Rahmen der RUHR.2010 stattfand: „Wir tragen an der Tragödie schwer“. Im moralischen Sinne fühle er sich mitverantwortlich für das Unglück.[4]

Ehrenamtliches Engagement

Pleitgen ist Pate des Kinderhospizes Bethel für sterbende Kinder,[5] Vorsitzender des Lew Kopelew Forums in Köln, Mitglied des Kuratoriums von Aktion Deutschland Hilft sowie Vorsitzender des Kuratoriums der Bundesliga-Stiftung.[6] Am 28. März 2011 wurde Fritz Pleitgen für fünf Jahre zum Präsidenten der Deutschen Krebshilfe e.V. gewählt[7], die 2015 in die Stiftung Deutsche Krebshilfe umgewandelt wurde[8]. 2013 wurde er Schirmherr der bisher größten onkologischen Langzeiterhebung zu Prostatakrebs, der sogenannten PREFERE-Studie. Die bis 2030 dauernde vergleichende Untersuchung der Behandlungsoptionen von Prostatakrebs wird von der Deutschen Krebshilfe und den Krankenversicherungen mit 25 Millionen Euro finanziert.[9]

Privatleben

Pleitgen ist seit 1969 verheiratet und hat vier Kinder. Sein Sohn Frederik Pleitgen ist ebenfalls Journalist und moderierte von 2013 bis 2015 das RTL Nachtjournal.

Auszeichnungen

Veröffentlichungen (Auswahl)

Weblinks

Commons: Fritz Pleitgen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Einzelnachweise

  1. „Das ist Fritz, der Traktorist“, taz-Kommentar, 22. Juni 2006
  2. Ruhr 2010. Pleitgen wird Leiter der Kulturhauptstadt GmbH, Die Zeit, 5. Januar 2007
  3. „Pleitgen plant Kulturhauptstadt 2010“, Kölner Stadt-Anzeiger, 5. Januar 2007
  4. Pleitgen: „Wir dürfen jetzt nicht aufgeben“ - Zur Loveparade bei der RUHR.2010, derwesten.de, 26. Juli 2010
  5. Fritz Pleitgen auf der Webseite des Kinderhospiz Bethel
  6. Broschüre der Bundesliga-Stiftung; S. 49 (Memento vom 18. Mai 2013 im Internet Archive) (PDF; 6,8 MB)
  7. Fritz Pleitgen ist neuer Präsident der Deutschen Krebshilfe, Pressemitteilung vom 28. März 2011
  8. http://www.krebshilfe.de/deutsche-krebshilfe/vorstaende-und-gremien0.html#c18533
  9. Presseerklärung zur Prostatastudie vom 22. Januar 2013
  10. Website der Handwerkskammer Düsseldorf, abgerufen am 27. Januar 2011
  11. Willi-Ostermann-Medaille für Fritz Pleitgen
  12. http://www.vdv-online.de/das-goldene-lot.html
  13. BAnz AT 22.11.2012 B1