HSL 3

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Schnellfahrstrecke Aachen–Lüttich
Strecke der HSL 3
Streckenlänge:54 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:(Ausbaustrecke) 3 kV =
Stromsystem:(Neubaustrecke) 25 kV 50 Hz ~
Höchstgeschwindigkeit:260[1] km/h
Bundesland (D): Nordrhein-Westfalen
Provinz (B): Lüttich
Betriebsstellen und Strecken[2][3]
Schnellfahrstrecke von Köln
70,2 Aachen Hbf (Systemwechselbahnhof)
Strecke nach Mönchengladbach
Ronheider Rampe (26‰)
72,9 Aachen Süd (ehem. Ronheide)
(Aufspaltung der Trasse seit 2007)
alter/neuer Buschtunnel (691/711 m)
75,0 Buschtunnel (Abzw, ab 1945 Überwerfung)
ehem. Verbindungsstrecke nach Montzen
77,0
47,0
Staatsgrenze Deutschland/Belgien
44,5 Hergenrath
Göhl, Hammerbrücke (220 m)
Wesertalstrecke nach Chênée (s. u.),
Beginn Neubaustrecke
Eisenbahnbrücke Hauset
Tunnel von Walhorn (1000 m)
Ruyfftalbrücke (264 m), Wesertalstrecke
Viadukt Battice (1232 m)
Talbrücke Herve (505 m)
Talbrücke José (421 m)
Tunnel Voie des Maçon (577 m)
Tunnel von Soumagne (6530 m)
Weser (Vesdre)
Wesertalstrecke von Hergenrath,
Ende Neubaustrecke
4,1 Chênée
Ourthe
Strecke von Marloie
2,9 Angleur
Strecke nach Maastricht, Flémalle
2,2 Bahnstrecke Maastricht–Flémalle
Strecke von Maastricht, Flémalle
Maas
Umgehungsstrecke von Flémalle
0,0 Liège-Guillemins

Die HSL 3 (niederländisch: Hogesnelheidslijn 3, französisch: LGV 3 bzw. Ligne à grande vitesse 3) ist eine belgische Schnellfahrstrecke, die von der belgischen Stadt Chênée zur deutsch-belgischen Grenze bei Aachen verläuft. Die Strecke ist Teil der Schnellfahrstrecke Paris–Brüssel–Köln.

Streckenbeschreibung

Lage und Verlauf der HSL 3 im belgischen Hochgeschwindigkeitsnetz

Vom Bahnhof Liège-Guillemins bis Chênée nutzen über die Neubaustrecke fahrende Züge auf einer Länge von 4 km zunächst die alte Wesertalstrecke. Bei Chênée beginnt mit dem Tunnel von Soumagne dann die Neubaustrecke. Dieser topographisch bedingte, 6530 m lange Tunnel bei Soumagne ist der längste Eisenbahntunnel Belgiens. Daneben weist die Strecke noch neun weitere Tunnels auf, die zwischen wenigen Dutzend Metern und 1,2 km lang sind.

Zwischen den Ortschaften Soumagne und Herve trifft die Strecke auf die Autobahn E 40 (bzw. A3) und verläuft anschließend parallel zu ihr in Verkehrswegebündelung bis Walhorn. Hinter Walhorn, nach rund 24 km, endet die Neubaustrecke und geht in eine fünf Kilometer lange und mit 140 km/h befahrbare Ausbaustrecke zur belgisch-deutschen Grenze über.[4] Die Bestandsstrecke (Wesertalstrecke) wird bei Hauset (Göhltal) erreicht.

Von den insgesamt 56 km der HSL 3 sind 42 km Neubaustrecke und 14 km Ausbaustrecke.

Zusammen mit der HSL 1 und HSL 2 bildet die Bahnstrecke die belgische Ost-West-Achse, mit Anschlüssen nach Lille (und London) und Paris. Anders als auf der HSL 2 verkehren Intercity-Züge von Ostende nach Eupen nicht über sie, sondern nutzen weiterhin die Wesertalstrecke über Verviers und Welkenraedt.

Die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Neubaustrecke liegt bei 260 km/h, lediglich im zweigleisigen Soumagne-Tunnel ist die Geschwindigkeit der Züge auf 200 km/h beschränkt.[1]

Die Baukosten für die Neubaustrecke betrugen 830 Millionen Euro.[1]

Betrieb und Geschichte

Nach einer 1989 getroffenen Vereinbarung der am Projekt PBKA beteiligten Verkehrsminister sollte der Abschnitt Brüssel–Aachen im Jahr 1998 fertiggestellt werden.[5]

Im Herbst 2000 war die Linienführung der Strecke jedoch noch offen. Diskutiert wurde unter anderem eine Strecke entlang der Autobahn sowie eine Durchquerung des Bahnhofs Welkenraedt. Die SNCB wollten bis zum Jahresende für beide Trassen Bauanträge stellen. Anhand der Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfungen sollte die Streckenführung anschließend festgelegt werden. Favorisiert wurde dabei die Autobahn-Variante.[6]

Anfang 2001 waren die Vermessungsarbeiten abgeschlossen.[7] Der Bau der Strecke begann im gleichen Jahr.[8] Für den Tunnel der Strecke war Mitte 2002 noch eine Länge von 6,2 km geplant; mit der Inbetriebnahme der Neubaustrecke wurde für 2005 gerechnet.[4]

Die Strecke wurde bautechnisch zum 15. Dezember 2007 fertiggestellt. Da die ICE- und Thalys-Züge zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit der auf der Strecke installierten ETCS-Level-2-Sicherungstechnik ausgerüstet waren, verzögerte sich die kommerzielle Inbetriebnahme.

Erst seit Juni 2009 benutzen die ICE-Züge die Strecke, die Fahrtzeit zwischen Aachen und Lüttich beträgt seitdem nur noch 21 Minuten statt zuvor 47 Minuten, zwischen Köln und Brüssel 1 Stunde und 43 Minuten. Der Thalys befährt die Strecke seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2009; die Fahrzeit zwischen Köln und Paris hat sich hierdurch auf etwa 3 Stunden und 13 Minuten verkürzt.[9] Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 250 km/h.

In Zusammenhang mit dem Streckenbau ist der Lütticher Bahnhof Liège-Guillemins nach Entwürfen des spanischen Architekten Santiago Calatrava umgebaut worden.

Technik

Die Strecke ist durchgängig mit einem Schotteroberbau mit Monobloc-Betonschwellen und UIC-60-Schienen ausgerüstet.[4]

Die Strecke ist in Blockabschnitte mit einer weitgehend konstanten Länge von rund 1,6 km eingeteilt. Zur Zugsicherung wird ETCS (zunächst SRS 2.2.2 mit zusätzlichen Änderungen aus Subset 108[10]) verwendet. Der Betrieb mit bis zu 300 km/h erfolgt unter ETCS Level 2, als Rückfallebene – für Geschwindigkeiten bis 160 km/h – wird ETCS Level 1 mit reduzierter Blockteilung genutzt. Die Blockkennzeichen der Strecke sind teilweise mit einem Licht-Ersatzsignal ausgerüstet. Die Mindestzugfolgezeiten betragen 3 Minuten unter ETCS Level 2 bzw. 6 Minuten unter ETCS Level 1. Ein Übergang von ETCS Level 2 zu ETCS Level 1 ist nach dem Anhalten des Zuges möglich.[11] Die Rückfallebene Level 1 wird bei Störungen des GSM-R-Funks oder der ETCS-Zentralen (RBCs) genutzt. Auf der Strecke können gleichzeitig Züge beider Level fahren.[10]

Der Grenzübergang nach Deutschland erfolgt in ETCS Level 1, das bis Aachen eingerichtet wurde.[12]

Die Entscheidung für den Einsatz von ETCS auf der HSL 3 und HSL 4 fiel 1999, parallel zur Entscheidung für den Einsatz von TBL2 auf der HSL 2.[12]

Galerie

Siehe auch

Weblinks

Commons: HSL 3 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Im ICE schneller nach Belgien. In: Eisenbahn-Revue International, 2009, Heft 8-9, S. 412.
  2. Eisenbahnatlas Deutschland 2007/2008. 6. Auflage. Schweers + Wall, Aachen 2007, ISBN 978-3-89494-136-9.
  3. Fehler in Vorlage:Tunnelportale – Pflichtparameter Streckennummer fehlt
  4. a b c Sven Andersen: Neu- und Ausbaustrecken für den Hochgeschwindigkeitsverkehr in Belgien. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 6/2002, ISSN 1421-2811, S. 278–281.
  5. Jahresrückblick 1989. In: Die Bahn informiert, ZDB-ID 2003143-9, Heft 1/1990, S. 12–15.
  6. Meldung Deutsch-belgische Trassenvarianten. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 11/2000, ISSN 1421-2811, S. 511.
  7. Meldung Baufortschritte an den belgischen Hochgeschwindigkeitsstrecken. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 4/2001, ISSN 1421-2811, S. 164 f.
  8. Meldung High-speed network completed. In: Modern Railways. Bd. 66, Nr. 731, 2009, ISSN 0026-8356, S. 86.
  9. ICE und TGV machen Tempo gegen die Flieger. In: Handelsblatt, 18. März 2008
  10. a b Amar Aouati: ERTMS/ETCS/GSM-R on the Belgian high speed lines L3 and L4. In: Signal + Draht. Band 99, Nr. 6, 2007, ISSN 0037-4997, S. 31–34.
  11. Jean-Jacques Gehrenbeck: Cross-border operation at 300 km/h. In: Signal + Draht. Band 99, Nr. 3, 2007, ISSN 0037-4997, S. 32–35.
  12. a b An Van den Abeele, Johan Verschaeve: Zugbeeinflussung und Zugsicherung in Belgien – heute und morgen. In: Signal + Draht. Band 99, Nr. 11, 2007, ISSN 0037-4997, S. 14–18.