Kevin

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Kevin [ˈkɛvɪn] ist ein anglisierter männlicher Vorname irischer Herkunft.

Herkunft und Bedeutung

Der Name stammt aus dem Irischen und ist zuerst altirisch als Cóemgen [koiṽʲʝʲenʲ] belegt, mittelirisch Caoimhghín [kəiṽʲʝiːnʲ]. Die heutige Form im Neuirischen ist Caoimhín ([ˈkɰiːvʲiːnʲ]). Die bekannte Form Kevin ist die anglisierte Version des irischen Namens. Der Name bedeutet „hübsch, anmutig von Geburt“.

Namenstag

Namenstag ist am 3. Juni und am 6. Juni. Er bezieht sich auf Kevin von Glendalough, einen irischen Heiligen des 7. Jahrhunderts.

Verbreitung des Namens

Ab den 1970er Jahren tauchte der Name Kevin erstmals in den deutschen „Hitparaden“ der Namensgebung auf. 1977 bis 1980 spielte der bekannte englische Fußballprofi Kevin Keegan beim deutschen Club Hamburger SV. Der Name erreichte dabei jedoch keine höheren Platzierungen. Ab Ende der Achtziger Jahre gab es wesentlich mehr Kinder mit diesem Namen: Ab 1989 lag Kevin unter den 20 häufigsten Vornamen.[1] 1991 wurde Kevin sprunghaft zum beliebtesten deutschen Vornamen;[2] dies lässt sich wohl auf den erfolgreichen Film „Kevin – Allein zu Haus“ sowie auf den Schauspieler Kevin Costner, dem in diesem Jahr der internationale Durchbruch gelang, zurückführen. In den darauffolgenden Jahren bis etwa 2004 blieb der Name meist unter den 30 populärsten.[3]

Varianten

„Kevinismus“

Zur Frage, ob Eltern aus den unteren sozialen Schichten eher dazu tendieren, ihren Kindern exotische oder anglo-amerikanische Vornamen zu geben, gibt es unterschiedliche Aussagen. Diese Thematik wurde auch unter Soziologen und Sprachwissenschaftlern bereits sehr widersprüchlich diskutiert. Eine aussagekräftige Statistik gibt es zu diesem Thema jedoch bislang nicht.[5] Durch die ungewöhnliche und plötzliche Popularität des Namens entstand aus Kevin der Begriff Kevinismus (oder Chantalismus nach dem Vornamen Chantal) für dieses Klischee. Der Begriff selbst entstammt ursprünglich der Satire-Website Uncyclopedia und wurde später von Journalisten aufgegriffen und thematisiert.[6]

Einer an der Universität Oldenburg im Jahr 2009 verfassten Masterarbeit zufolge erzeugen bestimmte Vornamen von Schülern tatsächlich Vorurteile auf der Lehrerseite.[7] Der Name Kevin etwa lege den Lehrern nahe, dass der Schüler verhaltensauffälliger sowie leistungsschwächer sei und eher aus der Unterschicht komme. Ob ein Schüler allerdings auch schlechter behandelt werde, ließ sich nicht schlüssig erarbeiten.[8] Derartige Vorurteile sollen insbesondere unter Lehrern in Westdeutschland verbreitet sein. Englische bzw. exotische Vornamen werden in den alten Bundesländern häufig auch als typische „Ossi“- Namen stigmatisiert. [9] Tatsächlich waren englische Vornamen in Ostdeutschland, vor allem in den beiden Jahrzehnten vor der Wende, zeitweise sehr beliebt. Dort war dieser Trend allerdings auch in der Mittelschicht weit verbreitet, während die Vorliebe für derartige Vornamen heutzutage und speziell in den alten Bundesländern teilweise als Unterschichtenphänomen wahrgenommen wird.[10]

Laut einer Untersuchung der Leipziger Sprachwissenschaftlerin Gabriele Rodriguez aus dem Jahr 2012 haben „Kevinismus“-Vornamen wie Mandy, Peggy oder Kevin zu Unrecht ein schlechtes Ansehen. Die von ihr ausgewerteten Statistiken ehemaliger Studenten der Universität Leipzig würden nach Ansicht der Namensexpertin beweisen, dass es mittlerweile viele Hochschulabsolventen gibt, die derartige Vornamen tragen. Unter den Akademikern mit dem Vornamen Kevin aus besagter Datensammlung der Universität Leipzig befanden sich beispielsweise – teilweise bereits promovierteChemiker, Theologen und Germanisten.[10]

Das Wort Alpha-Kevin (zusammengesetzt aus Alpha(männchen) und dem Vornamen), das einen besonders dummen Jugendlichen bezeichnen soll, lag 2015 bei der Online-Abstimmung für das Jugendwort des Jahres zeitweilig an der Spitze. Es wurde jedoch aus der Vorschlagsliste gestrichen, weil Namensträger dadurch diskriminiert werden könnten.[11] Das Phänomen, dass insbesondere zeitweise sehr häufig vergebene Vornamen mit negativen Vorurteilen belegt oder gar als Schimpfwörter benutzt werden, ist jedoch aus sprachwissenschaftlicher Sicht nichts Neues. In der Vergangenheit traf dies zum Beispiel auf Vornamen wie Horst, Detlef, Uschi und Heini (Kurzform von Heinrich) zu.[12]

Die bekannte Namensforscherin und Sprachwissenschaftlerin Damaris Nübling sprach anlässlich ihrer Teilnahme an einer Tagung über „Vornamen als soziale Marker“ im September 2015 von einer „Hetzkampagne“, die gegen Vornamen wie Kevin und Chantal betrieben worden sei und kritisierte die Rhetorik um diese Vornamen als „ganz billige Polemik“.[13]

Namensträger

Fiktive Personen

Familienname

Belege

  1. http://www.beliebte-vornamen.de/1989.htm
  2. http://www.beliebte-vornamen.de/1991.htm
  3. Beliebte-vornamen.de
  4. Rada Języka Polskiego: Aneks do obowiązującego wykazu imion. In: rjp.pan.pl. 2007, abgerufen am 16. November 2012 (polnisch).
  5. Gibt es den klassischen Unterschichtsnamen?, Die Welt, 27. Februar 2008, zuletzt gesehen am 24. Dezember 2015
  6. Kevinismus als vermeidbare Kinderkrankheit, Die Welt, 23. Dezember 2007, zuletzt gesehen am 24. Dezember 2015
  7. Julia Isabell Kube, Vornamensforschung, Fragebogenuntersuchung bei Lehrerinnen und Lehrern, ob Vorurteile bezüglich spezifischer Vornamen von Grundschülern und davon abgeleitete erwartete spezifische Persönlichkeitsmerkmale vorliegen, Hochschulschrift zugl.: Oldenburg, Univ., Master-Arb., 2009
  8. Oliver Trenkamp: „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“, Der Spiegel, 16. September 2009, zuletzt gesehen am 17. September 2009.
  9. Diskriminierung wegen Namen – Mandys Leid, Migazin, 27. Februar 2012, zuletzt gesehen am 25. Oktober 2015.
  10. a b Was soll das heißen? Zeit Online, 31. Oktober 2012, zuletzt gesehen am 25. Oktober 2015
  11. Jugendwort des Jahres Läuft nicht bei „Alpha-Kevin“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Juli 2015
  12. Wie Namen zu Schimpfwörtern werden, jetzt.de , Süddeutsche Zeitung, 7. September 2015, zuletzt gesehen am 19. September 2015
  13. Schwierige Vornamen „Lilly nimmt keiner ernst“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. September 2015, zuletzt gesehen am 19. September 2015