Münchhausen (Driedorf)

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Münchhausen
Gemeinde Driedorf
Koordinaten: 50° 37′ N, 8° 12′ OKoordinaten: 50° 37′ 10″ N, 8° 11′ 31″ O
Höhe: 454 m ü. NHN
Fläche: 6,43 km²[1]
Einwohner: 288 (30. Jun. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 45 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 35759
Vorwahl: 02775

Münchhausen ist einer der neun Ortsteile der Gemeinde Driedorf im hessischen Lahn-Dill-Kreis.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort liegt im am östlichen Rand des Hohen Westerwalds etwa 10 km südwestlich von Herborn und 34 km nordöstlich von Montabaur. Die Entfernung nach Siegen beträgt etwa 42 km und nach Wetzlar 30 km. Münchhausen liegt an der hessischen Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz. Die Entfernung zum Dreiländereck Hessen – Rheinland-Pfalz – Nordrhein-Westfalen beträgt etwa 9 km. Die Gemarkung des Ortes hat eine Größe von 6,43 km². Im Südwesten, im Bereich des Knotengebirges, ist sie stark bewaldet.

Die angrenzenden Orte sind, von Westen, an der Landesgrenze, im Uhrzeigersinn beginnend: Mademühlen, Driedorf, Seilhofen (alle Gemeinde Driedorf), Beilstein, Odersberg, Nenderoth, Arborn (alle Gemeinde Greifenstein). Nach der Landesgrenze folgt: Oberrod (Verbandsgemeinde Rennerod im Westerwaldkreis).

Der Ort liegt am Oberlauf des Ulmbachs, einem Zufluss der Lahn. Nördlich des Ortes erhebt sich der Buschhorn (534,7 m.ü.NN) und der Wolfsberg (522,7 m.ü.NN). Südlich, Richtung Arborn, des Ortes befindet sich der Rödern (560,4 m.ü.NN). Von hier aus erstreckt sich die Gemarkung in einem schmalen Streifen bis zur Landesgrenze am Oberroder Knoten (586,2 m.ü.NN).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Münchhausen deutet darauf hin, dass es einst von Mönchen gegründet wurde. Die urkundliche Ersterwähnung erfolgte 1447 als Monichhusen. Der Ortsnamenteil -hausen (bei den Häusern) deutet eine durchgehende Besiedlung des Ortes seit der merowingisch Siedlungsperiode um das 6./7. Jahrhundert an.

Noch bis zu Beginn des vorigen Jahrhunderts bestand es, wenigstens in kirchlicher Hinsicht, aus zwei Teilen, die durch den Ulmbach voneinander getrennt wurden. Zeitweise war die Gemarkung von Münchhausen zwischen den Ämtern Driedorf und Beilstein geteilt.

Münchhausen verfügt, vor allem im Knotengebiet, über ausgedehnte Waldflächen, die für den Ort schon in früheren Zeiten die Grundlage ziemlichen Wohlstands waren. Die Ortschaft konnte sich manches leisten, worauf die Nachbardörfer noch lange warten mussten, z. B. die neue Schule, die schon 1906 gebaut wurde und heute als Dorfgemeinschaftshaus genutzt wird. Das 1721 erbaute Schulhaus wurde 1980 abgerissen und als Haus aus Münchhausen im Hessenpark bei Neu-Anspach wieder aufgebaut worden.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen trat die dahin selbstständige Gemeinde Münchhausen am 1. Juli 1972 freiwillig der Gemeinde Driedorf bei,[2] die bis zu diesem Datum aus den Orten Driedorf, Heisterberg, Hohenroth und Heiligenborn bestand.[3] Für Münchhausen wurde wie für die anderen ehemals eigenständigen Gemeinden ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[4]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Herrschaftsgebiete und Staaten, in denen Münchhausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[5][6]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Münchhausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
269
1840
  
293
1846
  
285
1852
  
304
1858
  
306
1864
  
314
1871
  
302
1875
  
312
1885
  
296
1895
  
278
1905
  
249
1910
  
275
1925
  
319
1939
  
322
1946
  
444
1950
  
445
1956
  
408
1961
  
411
1967
  
403
1970
  
396
1977
  
366
1990
  
?
2003
  
363
2006
  
376
2011
  
342
2014
  
330
2017
  
322
2020
  
288
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[5]; nach 1970: Gemeinde Driedorf[8][9][10][1]; Zensus 2011[11]

Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1885: 296 evangelische (= 100,00 %) Einwohner[5]
• 1961: 364 evangelische (= 88,56 %), 43 katholische (= 10,46 %) Einwohner[5]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort gehört bei Wahlen zum Deutschen Bundestag zum Wahlkreis „173 Lahn-Dill“, für Wahlen zum Hessischen Landtag zum Wahlkreis „21 Lahn-Dill I“.

Mit der Gebietsreform ist die Gemeindeverwaltung auf die Gemeinde Driedorf übergegangen. Letzter Bürgermeister war Otto Bastian. Im Ort besteht ein Ortsbeirat aus fünf Mitgliedern. Der Ortsbeirat hat gegenüber der Gemeindevertretung Vorschlags- und Anhörungsrecht in den Angelegenheiten, die den Ort betreffen. Nach den Kommunalwahlen in Hessen 2016 ist Manfred Mauer (UL) Ortsvorsteher.[12]

Hessenpark, Haus aus Münchhausen

Kulturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort verfügt über ein Dorfgemeinschaftshaus, ein Feuerwehrhaus und eine Tankstelle.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort liegt nahe der B 255 von Herborn über Driedorf nach Montabaur. Der nächste Bahnhof befindet sich in Herborn an der Dillstrecke. Es bestehen Busverbindungen nach Driedorf, Mengerskirchen und Herborn. Die Entfernung zum Flughafen Frankfurt beträgt 108 km, nach Köln/Bonn ca. 107 km.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Münchhausen existiert kein Kindergarten. Der Ort gehört zum Einzugsbereich der Westerwaldschule Driedorf, einer Grund-, Haupt- und Realschule. Weiterführende Schulen können in Herborn oder Dillenburg besucht werden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann-Josef Hucke (Hrsg.): Großer Westerwaldführer. 3. Auflage. Westerwald-Verein e.V., Montabaur 1991, ISBN 3-921548-04-7.
  • Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 3. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1999, ISBN 3-922244-80-7.
  • Christian Daniel Vogel: Beschreibung des Herzogthums Nassau. Wilhelm Beyerle, Wiesbaden 1844.
  • Heinz Wionski: Baudenkmale in Hessen Lahn-Dill-Kreis I. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. 1986, ISBN 3-528-06234-7 (Ehemaliger Dillkreis).
  • Literatur über Münchhausen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als Vorläufer des Deutschen Reichs.
  2. Abtrennung der Justiz (Justizamt Herborn) bis 1854.
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  4. Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Herborn) und Verwaltung.
  5. Am 1. Juli 1972 als Ortsbezirk zur Gemeinde Driedorf.

Einzelnachweise

  1. a b c Driedorf in Zahlen - Gemeindestatistik. Gemeinde Driedorf, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Januar 2021; abgerufen im Januar 2021.
  2. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 28, S. 1197, Punkt 851 Abs. 10. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,4 MB]).
  3. Gerstenmeier, K.-H. (1977): Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen. S. 289. DNB 770396321
  4. Hauptsatzung der Gemeinde Driedorf. (PDF; 16 kB) In: Webauftritt. Gemeinde Driedorf, abgerufen im Februar 2019.
  5. a b c d Münchhausen, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Anton Friedrich Büsching: D. Anton Friderich Büschings neue Erdbeschreibung. Das deutsche Reich. Band 3. J.C. Bohn, 1771, S. 840 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Statistik 2003. In: Webauftritt. Gemeinde Driedorf, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Februar 2004; abgerufen im Februar 2019.
  9. Statistik 2006. In: Webauftritt. Gemeinde Driedorf, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Februar 2004; abgerufen im Februar 2019.
  10. Driedorf in Zahlen - Gemeindestatistik. Gemeinde Driedorf, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 18. Februar 2017.
  11. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  12. Ortsbeirate der Gemeinde Driedorf (Memento vom 19. Februar 2017 im Internet Archive), abgerufen im Februar 2017.