Mary Astor

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Mary Astor (1928)

Mary Astor (* 3. Mai 1906 in Quincy, Illinois als Lucile Vasconcellos Langhanke; † 25. September 1987 in Woodland Hills, Kalifornien) war eine US-amerikanische Schauspielerin und Schriftstellerin. Für ihren Auftritt in Vertauschtes Glück erhielt sie auf der Oscarverleihung 1942 den Oscar als Beste Nebendarstellerin. Zu ihren bekanntesten Filmen gehört der Film noir-Klassiker Die Spur des Falken (1941).

Schauspielkarriere

„Wenn zwei oder drei Kinoliebhaber zusammentreffen, taucht stets der Name Mary Astor auf, und jedermann stimmt überein, dass sie eine Schauspielerin von einer speziellen Anziehungskraft war, deren Qualitäten in Tiefe und Wirklichkeit immer ihre Rollen zu erleuchten schienen.“

Lindsay Anderson, 1990[1]

Mary Astor wurde als Tochter des deutschen Einwanderers Otto Ludwig Langhanke aus Berlin sowie seiner amerikanischen Frau Helen Marie de Vasconcellos geboren. Beide Eltern unterrichteten als Lehrer. Besonders ihr Vater förderte die Tochter: Mary Astor gewann schon als Kind zahlreiche Schönheitswettbewerbe und lernte Klavier. Bereits mit 15 Jahren unterschrieben ihre Eltern für sie einen Filmvertrag in Hollywood. Ihre erste Filmrolle in Sentimental Tommy aus dem Jahre 1921 wurde noch aus dem fertigen Film geschnitten, doch schon in ihren nächsten Filmen bekam Astor signifikante Nebenrollen. Astors Durchbruch erfolgte 1924 mit dem Film Die Liebesaffären des Beau Brummel an der Seite von John Barrymore. 1926 wurde sie als vielversprechender Jungstar unter die WAMPAS Baby Stars des Jahres gewählt. Mary Astor schaffte den Sprung zum Tonfilm Ende der 1920er-Jahre im Gegensatz zu vielen ihrer Stummfilmkollegen gut.[2] Sie spielte eine Vielzahl von Nebenrollen und bekam gelegentlich auch die weibliche Hauptrolle.

Bis Ende der 1930er-Jahre musste Astor sich allerdings meist auf Auftritte in B-Filmen begnügen. Zu den wenigen Ausnahmen gehörten das Melodram Dschungel im Sturm mit Clark Gable von 1932 sowie die Rolle der sympathischen Freundin des Helden in Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds (1936), wo Astor unter der Regie von William Wyler spielte. Im Abenteuerfilm Der Gefangene von Zenda von 1937 spielte sie eine Mätresse an der Seite von Ronald Colman und Douglas Fairbanks Jr., zwei Jahre später war sie in Mitchell Leisens erfolgreicher Screwball-Komödie Enthüllung um Mitternacht zu sehen. Mit dem Wechsel zu Warner Brothers Anfang der 1940er erhielt ihre Karriere weiteren Auftrieb. Bette Davis persönlich sorgte dafür, dass Astors Part als „die andere Frau“ im Liebesdrama Vertauschtes Glück 1941 ausgebaut wurde. Die Schauspielerin gewann für ihre Darstellung der egozentrischen Klavierspielerin in diesem Film auf der Oscarverleihung 1942 den Oscar als beste Nebendarstellerin.[3] Ebenfalls 1941 spielte sie neben Humphrey Bogart, Sydney Greenstreet und Peter Lorre in John Hustons Dashiell Hammett-Adaption Die Spur des Falken die undurchsichtige Mrs. O'Shaughnessy, ihre heute vielleicht bekannteste Rolle. Damit wurde Astor zum Prototyp der Femme fatale im Film noir der 1940er- und 1950er-Jahre. Im folgenden Jahr hatte sie einen weiteren Erfolg in der Rolle einer selbstsicheren und reifen Prinzessin in der Komödie Atemlos nach Florida von Preston Sturges.

Mit dem Wechsel zu MGM und der Rolle der verständnisvollen Mutter von Judy Garland im Musicalfilm Meet Me in St. Louis 1944 wurde Astor auf die Darstellung liebevoller Ehefrauen und netter Mütter festgelegt. Mit der Ausnahme von Akt der Gewalt, in dem sie 1948 eine verbitterte, hartherzige Prostituierte darstellte, war Astor mit den angebotenen Rollen unzufrieden. In Kleine tapfere Jo, einer Verfilmung des Romanes Little Women spielte sie 1949 die Mutter von June Allyson und Elizabeth Taylor. Anschließend zog sie sich wegen privater Probleme (siehe Abschnitt „Privates“) vorübergehend von der Leinwand zurück. Erst 1954 gelang ihr mit einigen Fernsehauftritten ein Comeback. In den folgenden Jahren spielte sie einige Charakterrollen im Film und übernahm auch viele Gastrollen im Fernsehen. Nach fast 130 Filmen zog Astor sich 1964 aus dem Schauspielgeschäft zurück. Ihre letzte Rolle hatte sie in Robert Aldrichs Thriller Wiegenlied für eine Leiche, wo sie eine todkranke Frau mit einem düsteren Geheimnis spielte. Ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame, Höhe 6701 Hollywood Boulevard, erinnert an die Schauspielerin.

Privates

Grab von Mary Astor

Mary Astor war viermal verheiratet und für ihr turbulentes Privatleben bekannt. Schon Mitte der 1920er-Jahre begann sie während der Dreharbeiten zu Beau Brummel eine heftige Affäre mit John Barrymore, die viele Schlagzeilen nach sich zog. Ihre erste Ehe mit dem jungen Regisseur Kenneth Hawks, dem Bruder von Howard Hawks, endete mit Hawks tödlichem Flugzeugabsturz 1930. Ihre zweite Ehe löste sich 1936 in einem der größten Gesellschafts-Skandale der 1930er auf, als im Rahmen eines Sorgerechtsprozesses ihr Ehemann Auszüge aus Astors Tagebüchern veröffentlichen ließ. Darin äußerte sie sich mehr als explizit über ihre Affäre mit dem bekannten Autor George S. Kaufman und ihre Bemerkung Oh diese Wüstennacht! wurde zu einem geflügelten Ausdruck für eine ausschweifende Liebesbeziehung. Auch ihre dritte Ehe mit dem Filmeditor Manuel del Campo zwischen 1936 und 1941 scheiterte. Ihre vierte und letzte Ehe mit Thomas Gordon Wheelock von 1945 bis 1955 endete ebenfalls mit einer Scheidung. Sie hatte zwei Kinder.

Die Schauspielerin litt zeitweise unter Alkoholismus und Depressionen, die sich Ende der 1940er-Jahre so verschlimmerten, dass sie sich zeitweise von der Schauspielerei zurückziehen musste. In den 1950er-Jahren überwand sie die Probleme durch die Hilfe des Psychologen und Priesters Peter Ciklic, in dessen Therapie sie ihre Erinnerungen niederschreiben sollte. Daraus entstanden unter anderem zwei umfangreiche Biografien: My Story und Life on Film, in denen sie offen und schonungslos über ihre zahlreichen Affären und den Kampf gegen ihre Trunksucht berichtete. Anschließend betätigte sie sich als Autorin von weiteren Romanen.[4]

Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte Astor in ihrem Cottage auf dem Gelände des Motion Picture & Television Country House, einem Altersheim für Filmschaffende.[5] Sie verstarb 1987 im Alter von 81 Jahren. Anschließend wurde Astor auf dem Friedhof „Holy Cross Cemetery“ in Culver City begraben.

Filmografie (Auswahl)

Bibliografie

  • My Story: An Autobiography. 1959.
  • The Incredible Charlie Carewe. 1963.
  • The O'Conners. 1964.
  • Goodbye Darling, Be Happy. 1965.
  • The Image of Kate. 1966.
  • A Place Called Saturday. 1968.
  • Life On Film. 1969.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Lindsay Anderson „Mary Astor“, Sight and Sound, Herbst 1990, zitiert in Paul Ryan: Never Apologise: The Collected Writings, 2004, London, S. 431–36. Engl. Original: „that when two or three who love the cinema are gathered together, the name of Mary Astor always comes up, and everybody agrees that she was an actress of special attraction, whose qualities of depth and reality always seemed to illuminate the parts she played.“
  2. Artikel bei Turner Classic Movies
  3. Nachruf in der New York Times
  4. Nachruf in der New York Times
  5. Interview mit Mary Astors Tochter
Commons: Mary Astor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien