Mauerpark

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Mauerpark
Park in Berlin
Mauerpark
Blick in den Mauerpark im Jahr 2007
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Prenzlauer Berg
Angelegt 1990
Neugestaltet 9. November 1994
Umgebende Straßen Eberswalder Straße, Gleimstraße
Bauwerke Tribünen
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr; Freizeit, Events
Technische Daten
Parkfläche 11.000 m²

Der Mauerpark ist eine Parkanlage in Berlin. Sein Name geht auf die 1961 errichtete Berliner Mauer zurück, die an dieser Stelle die Grenze zwischen den damaligen Bezirken Prenzlauer Berg und Wedding bildete. Hier verläuft die Grenze zwischen den Ortsteilen Prenzlauer Berg (Bezirk Pankow) und Gesundbrunnen (Bezirk Mitte). Im Westen liegt das zu Gesundbrunnen gehörende Brunnenviertel, im Osten das zu Prenzlauer Berg gehörende Gleimviertel. Das langgestreckte Freigelände verläuft entlang des für den Kraftverkehr gesperrten Abschnitts der Schwedter Straße zwischen Eberswalder und Bernauer Straße sowie der Ringbahn. Da es im dichtbebauten Prenzlauer Berg vergleichsweise wenige Grünflächen gibt, hat sich der Mauerpark zu einem beliebten Ort der Naherholung entwickelt, der vor allem am Wochenende Künstlern, Musikern und Familien eine Heimstatt bietet und sich dadurch auch über Berlin hinaus einen Namen gemacht hat.

Geschichte

Der östliche Teil des Mauerparks wurde erst als Ackerfläche, später als Exerzierplatz genutzt. Nach dem Mauerbau gehörte es ab 1961 zum Grenzgebiet zwischen West- und Ost-Berlin. Der Teil östlich der Schwedter Straße lag im Sowjetischen Sektor, der westliche Teil war Bestandteil des Französischen Sektors. In diesem Gebiet lag der 1877 eröffnete alte Güterbahnhof der Nordbahn, später Bahnhof Eberswalder Straße genannt und 1985 geschlossen.

Erste Nutzungen der Fläche

Bis zur Eingemeindung nach Alt-Berlin im Jahr 1829 lag das Gebiet des heutigen Mauerparks vor den Toren der Stadt, wobei die nördliche Feldmark in die Berliner Hufen, der traditionellen Flur der städtischen Ackerbürger, eingeteilt war.[1] Ein großer Teil dieses Ackerlandes war dabei seit 1709 vom Acker Tractus des Königlichen Vorwerks Niederschönhausen belegt, der parallel zur Chaussee nach Pankow (seit 1841 Schönhauser Allee)[2] lag und auf königlichen Erlass im Jahre 1780 bis hin zur Schwedter Straße westwärts erweitert wurde.[1] Die Schwedter Straße hieß bis 1862 noch Verlorener Weg,[3] was seine Funktion als einfachen Verbindungsweg zwischen landwirtschaftlich genutzten Flächen, der sich „im Nichts verliert“ verdeutlicht, bevor er schließlich in den Straßenrang erhoben wurde.[4] Mit der Separierung und Veräußerung der Berliner Hufen in den 1820er Jahren an private Investoren wurde das vor dem Konkurs stehende Vorwerk im Jahr 1823 von Wilhelm Griebenow erworben mit der Absicht, es zu parzellieren und gewinnbringend wieder zu veräußern.[5]

Entstehung eines Exerzierplatzes

Im Jahr 1825 verkaufte Griebenow einen großen Teil des Gebiets an das preußische Militär, das dort für das Kaiser-Alexander-Regiment einen Exerzierplatz anlegte.

Aufgrund einer auf dem Exerzierplatz gewachsenen einzelnen Pappel (nunmehr in der Topsstraße), erhielt er im Volksmund den Namen „Exerzierplatz zur einsamen Pappel“.[6] Bei den Märzunruhen im Jahre 1848 erlangte der Exerzierplatz am 26. März 1848 beachtliche Bekanntheit: Eine für das damalige Berlin riesige Menschenmenge von bis zu 20.000 Arbeitern demonstrierten hier Forderungen an den preußischen König: Geregelte und kürzere Arbeitszeit, höhere Arbeitslöhne an Sonn- und Feiertagen und Einführung der allgemeinen Schulpflicht.[7] Die Nutzung des Geländes als Exerzierplatz für die kaiserliche Armee zog sich bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts.[8] Der Platz wurde auch immer häufiger zu schulmäßigen und vereinsmäßigen Leibesübungen genutzt, da es dem dichtbevölkerten Bezirk an entsprechenden Freiflächen fehlte.[9] Mit der zunehmenden Popularität des Fußballs auch in Arbeiterkreisen fand am 18. April 1892 auf dem Exerzierplatz ein Spiel zwischen der Berliner und der Dresdner Stadtauswahl statt, bei dem die Berliner 0:3 unterlagen. Im selben Jahr wurde im Juli auch der Fußballclub Hertha BSC gegründet, dem der Exerzierplatz Einsame Pappel viele Jahre als Spielstätte diente.[10]

Um 1900 war die Gegend um den Exerzierplatz bereits dicht bebaut, sodass dieser stark von den Anwohnern – meist Angehörigen des Proletariats – frequentiert wurde. Immer häufiger klagten Anwohner und Polizei gegenüber dem Polizeipräsidium über untragbare Zustände auf dem Gelände, zu dem jedermann Zutritt hatte. Der Plan des Militärs, den Exerzierplatz mit einer Mauer einzufrieden, scheiterte jedoch, da die Stadt die Kosten für deren Bau nicht übernehmen wollte. Als die Klagen aber nicht endeten, erklärte sich 1910 das Kriegsministerium bereit, einen Teil des Exerzierplatzes zu veräußern. An der Immobilie hatten zwei Parteien Interesse: Einerseits die Preußische Staatseisenbahn, die das Gelände des Alten Nordbahnhofs erweitern wollte, andererseits die evangelische Kirche, die das Fürsorgehaus Erich-Frommel-Heim von der Schönhauser Allee gen Westen erweitern wollte. Letztendlich kaufte nach Zustimmung der Stadtverordneten im Juni 1911 der Berliner Magistrat 1912 für 6,5 Millionen Mark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 41 Millionen Euro) den östlichen Teil des Exerzierplatzes vom Militärfiskus, wo ein Spiel- und Sportpark angelegt werden sollte. Den Auftrag zur Planung erhielt der städtische Gartendirektor Albert Brodersen.[11] Die Nutzung des Exers als Sport- und Spielstätte war fortdauernd, nur während der beiden Weltkriege diente das Gelände vorübergehend auch militärischen Zwecken. Nach dem Ersten Weltkrieg errichtete man außerdem Kleinkolonien und Baracken, die das Erscheinungsbild des Geländes bis nach dem Zweiten Weltkrieg prägten.

Umgestaltung in eine Sportanlage 1951

Im Jahr 1951 wurde anlässlich der III. Weltjugendfestspiele in nur wenigen Monaten der neue Berliner Sportpark samt Stadion Einsame Pappel nach den Plänen des Architekten Rudolf Ortner errichtet. Die westliche Rückseite des Stadions, an der eine aus Trümmerbergen aufgeschüttete Böschung das Gelände einfasste, bildete zugleich die Grenze zwischen der sowjetischen und französischen Besatzungszone, später damit auch die Staatsgrenze.

Der Sportpark lag auf dem Staatsgebiet der DDR. Sein Ausbau war Teil des Nationalen Aufbauwerks. Aufbaubrigaden der FDJ und freiwillige Arbeitskräfte beteiligten sich an Aufbausonntagen an den umfangreichen Aufräumarbeiten, die unter anderem die Beseitigung von Kriegstrümmern beinhalteten. Anlässlich des 100. Todestags von Friedrich Ludwig Jahn erhielt der Sportpark 1952 den seinen heutigen Namen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. In den Jahren 1986 und 1987 wurde das Stadion komplett saniert.[12]

Nordbahnhof 1877–1985

Lage des (Alten) Nordbahnhofs, Berlin 1884

Während das Gebiet zwischen Schwedter Straße und Schönhauser Allee für Leibesübungen von Militär und Bevölkerung diente, entstand westlich der Schwedter Straße der Nordbahnhof. Dieser war der Endbahnhof der Berliner Nordbahn (Berlin–Stralsund), ein Kopfbahnhof, der bis zur Ecke Schwedter/Bernauer Straße reichte. Begonnen von einer privaten Gesellschaft, gelangte der Bahnhof noch während der Bauarbeiten in staatliche Hand und wurde am 1. Oktober 1877 eröffnet, zunächst ausschließlich für den Güterverkehr. Der Personenverkehr wurde über den Stettiner Bahnhof (dem heutigen Nordbahnhof) abgewickelt. Ab 1892 erhielt der Nordbahnhof auf Höhe der Bernauer Straße einen kleinen Vorortpersonenbahnhof angebaut, der den Stettiner Bahnhof entlasten sollte. Dieser war nur als Provisorium gedacht und ebenso schmucklos und funktionell angelegt wie die ganze Güterbahnhofsanlage.[13] Diesem Zweck diente der Bahnhof jedoch nur bis 1898.

Auf dem historischen Stadtplan ist zu erkennen, wie die Bahntrasse von Norden kommend geradlinig über die Ringbahn und Gleimstraße hinaus bis zur Bernauer Straße vorstieß. 1950 erhielt der Bahnhof mit der Umbenennung des Stettiner Bahnhofs in Nordbahnhof den Namen Berlin Eberswalder Straße. Als Güterumschlagplatz wurde er noch bis in die 1970er Jahre genutzt, 1985 von der Reichsbahn stillgelegt.[14]

Todesstreifen 1961–1989

Das Bahnhofsgelände lag genau an der Grenze zwischen den 1920 eingerichteten Verwaltungsbezirken Wedding und Prenzlauer Berg. Während der Bezirk Wedding nach 1945 dem Französischen Sektor zugeordnet wurde, kam Prenzlauer Berg zum Sowjetischen Sektor. Die Schließung der innerstädtischen Grenze am 13. August 1961 (Bau der Berliner Mauer) trennte das noch auf Weddinger Gebiet liegende Bahnhofsgelände von der an ihm entlangführenden Schwedter Straße, der eigentlichen Sektorengrenze, und der Böschung zum höhergelegenen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Südlich des ehemaligen Empfangsgebäudes verlief die Grenze über die (nun gesperrte) Kreuzung Eberswalder/ Oderberger/ Schwedter/ Bernauer Straße hinweg, um nach Westen abzuknicken und sich auf der südlichen Straßenseite der Bernauer Straße fortzusetzen. An der genannten Straßenkreuzung stand auf West-Berliner Gebiet eine der bekannten Aussichtsplattformen, die einen Blick über die Mauer nach Ost-Berlin ermöglichten.

Aufgrund des Höhenunterschieds zwischen Sportpark und ehemaligem Bahnhofsgelände bestand für die DDR-Grenztruppen über 20 Jahre lang eine schwierige Situation: der Grenzstreifen befand sich sozusagen in einer schiefen Ebene an der steilen Böschung unterhalb des Jahnstadions, während das ebene Bahnhofsgelände bereits zu West-Berlin gehörte. Durch einen Gebietsaustausch 1988 erwarb Ost-Berlin den östlichen Teil des Bahnhofsgeländes, die Sektorengrenze wurde auf rund einem Kilometer Länge um 50 Meter Richtung Westen verschoben.[15] Von der Grenzanlage sind noch rund 300 laufende Meter der ehemaligen Hinterlandmauer erhalten (Stand: Ende 2014).

Anfänge des Mauerparks 1990

Mauerpark

Nach der Grenzöffnung und der Wiedervereinigung Berlins 1989/1990 diente der Mauerstreifen an der Schwedter Straße schnell als öffentliche Grünfläche. Im Sommer 1990 standen noch Wachtürme der Grenztruppen auf der Böschung, während die Wiese daneben bereits von den Anwohnern genutzt wurde.

Das zu Wendezeiten entstandene Projekt eines Mauerparks, also eines grünen Bandes auf dem ehemaligen Grenzstreifen quer durch das wiedervereinigte Berlin, gewann rasch zahlreiche Anhänger in der Bevölkerung. Nachdem die Allianz Umweltstiftung einen Betrag von 4,5 Millionen Mark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 4 Millionen Euro) zur Gestaltung des neuen Parks zugesagt hatte, beschloss der Berliner Senat am 23. Juni 1992 das im damaligen Bezirk Prenzlauer Berg gelegene 7,1 Hektar große Teilstück des ehemaligen Güterbahnhofgeländes als Park umzubauen. Die Planungsarbeiten erledigte der Hamburger Landschaftsarchitekt Gustav Lange. Die nach den Plänen erfolgte Umgestaltung endete mit der Eröffnung des Parks am 9. November 1994.[16] Der Geländestreifen im damaligen Bezirk Wedding war vorerst nicht mit einbezogen, er gehörte über das Bundeseisenbahnvermögen der Bundesrepublik Deutschland. Der Besitz ging 2001 auf die zur Vermarktung des Bundeseisenbahnvermögens gegründete Immobiliengesellschaft Vivico über. Das Gebiet wurde von Mietern als Baustofflager und seit 11. Juli 2004[17] auch als Trödelmarkt genutzt. Zum Mauerpark gehörten also die östliche Hälfte des ehemaligen Gleisfeldes sowie der steile Hang unterhalb des Stadions.

Erste Parkerweiterung 2005 und eine neue Sporthalle in der Umgebung

Graffiti
Karaoke im Mauerpark

Im Jahr 2005 wurde ein etwa zwei Hektar großes Teilstück nördlich der Gleimstraße, gelegen um den Kinderbauernhof Moritzhof am Ende der Kopenhagener Straße, dem Mauerpark angeschlossen. Im Juli 2013 kam eine weitere zwei Hektar große Fläche zwischen Gleimtunnel und der verlängerten Lortzingstraße hinzu. Diese Straßenverlängerung ist ausschließlich als Fußweg angelegt und bildet nunmehr die Verbindung zwischen dem Brunnenviertel mit dem Ortsteil Prenzlauer Berg.[18]

Der Mauerpark avancierte zur viel genutzten Freizeitanlage. Insbesondere im Sommer ist er Treffpunkt vor allem junger Menschen und ein beliebter Ort für Boule-Spieler, Freizeitkicker, Basketballer, Jongleure und Freizeitmusiker. Die erhaltene ehemalige Hinterlandmauer am Jahnstadion ist eine Übungsfläche für Graffitikünstler. Der Mauerpark ist im Sommer auch nachts besucht, jedoch fast völlig unbeleuchtet.

Seit den 1990er Jahren finden im Mauerpark jährlich am Abend des 30. April Feiern zur Walpurgisnacht mit Lagerfeuern und künstlerischen Darbietungen statt. Am Rande dieser Veranstaltung kam es in den letzten Jahren wiederholt zu gewalttätigen Ausschreitungen, die einige Menschen als Auftakt der Maikrawalle ansehen.

Am Falkplatz, nördlich an das Jahnstadion und östlich an den Mauerpark angrenzend, entstand im Rahmen der Berliner Bewerbung um die Olympischen Spiele 2000 eine Großsporthalle, die Max-Schmeling-Halle, Austragungsort zahlreicher Veranstaltungen sowie bis September 2008 der Heimspiele des Basketball-Bundesligisten ALBA Berlin.

Die Teilung des Mauerparks durch den Gleimtunnel

Der während der Teilung Berlins verschlossene denkmalgeschützte Gleimtunnel, der die Gleimstraße unter Eisenbahnbrücken der ehemaligen Berliner Nordbahn hindurchführt, wurde nach der Wende wiedereröffnet und stellt seitdem eine von vier Straßenverbindungen zwischen Gesundbrunnen und Prenzlauer Berg dar. Er teilt den Mauerpark in eine Nord- und eine Südfläche.

Die Überquerung der zur Deutschen Bahn gehörenden Eisenbahnbrücken durch die Parkbesucher war bis 2008 vom Bezirksamt Pankow durch Absperrungen unterbunden. Als Grund nannte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eine geplante Eigentumsübernahme und die Klärung finanzieller Folgen als Voraussetzungen für die Umsetzung eines Weges über den Gleimtunnel.

Durch maßgeblichen Druck des Vereins Freunde des Mauerparks e. V. konnte eine Öffnung des gesperrten Weges erreicht werden. Im Jahr 2008 wurde ein schmaler, eingezäunter Streifen, der über die breite, von Wildwuchs überwucherte ehemalige Bahnbrücke führt, freigegeben. Besucher des Mauerparks können seitdem beide Teile des Mauerparks wieder auf direktem Weg erreichen.[19]

Zweite Erweiterung 2013

Demonstration für den Erhalt des gesamten Mauerparks, 2009

Die Finanzmittel der Allianz-Umweltstiftung waren an die Bedingung geknüpft, dass bis zum Jahr 2010 ein mindestens zehn Hektar großer Park entsteht. Andernfalls müsse das Land Berlin das Geld zurückzahlen. Grundsätzlich käme für eine Erweiterung nur die dem Immobilienunternehmen Vivico gehörende sechs Hektar große Fläche in Frage, die durch Gewerbebetriebe genutzt wird und im Erstkonzept einmal als westlicher Teil des Mauerparks vorgesehen war. Das Areal müsste das Land Berlin von Vivico kaufen. Da die finanziellen Situation des Landes dieses nicht gestattete, einigten sich beide Parteien auf einen Kompromiss: Das Land würde eine zwei Hektar große Fläche kostenfrei von Vivico erhalten, auf den anderen vier Hektar erhielte Vivico Baurecht. Dafür sollte im Jahr 2004 der bis dahin gültige Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1994, der die gesamte Fläche als Park auswies, entsprechend geändert werden. Die geplanten Wohngebäude haben dabei eine deutlich höhere Traufhöhe als die Umgebungsbebauung. Dies stieß auf erhebliche Proteste vieler Anwohner, die die Umsetzung der ursprünglichen Pläne forderten. Um diesen Konflikt zu lösen, wurde im April 2005 ein Moderationsverfahren eröffnet, das später abgebrochen wurde. Diverse Bürgerinitiativen aus der Umgebung setzen sich noch immer für eine Fertigstellung des Parks nach den ursprünglichen Plänen ein und organisierten entsprechende Demonstrationen.

Mauerpark im Sommer

Nach den Meinungsverschiedenheiten zwischen Bürgerinitiativen und dem Baustadtrat des Bezirks Mitte wurde vom Stadtentwicklungsausschuss Mitte am 27. Januar 2010 in einer Beschlussempfehlung als Kompromiss eine Bebauung des Geländes durch Vivico nur noch auf dem Areal nördlich des Gleimtunnels sowie am Südende des Parks vorgeschlagen[20] und später so beschlossen.[18] Ob der zur Erschließung der neuen Fläche im Norden des Mauerparks diskutierte Abriss einer Hälfte des denkmalgeschützten Gleimtunnels umgesetzt wird, ist noch unklar.[21][22]

Bürgerwerkstatt

Um die weitere Ausgestaltung der im B-Plan-Entwurf 1-64[23] vorgesehenen 5,8 Hektar Parkfläche zu konkretisieren, wurde die Bürgerwerkstatt Mauerpark[24] von der Grün Berlin GmbH ins Leben gerufen. Für die Gestaltung der Baufelder fand in einem separaten Verfahren ein städtebaulicher Wettbewerb statt.

Die Bürgerwerkstatt führt Mitglieder aus Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen zusammen, die aus den jeweiligen Bürgervereinen und -initiativen stammen oder als Bürger ein besonderes Interesse an der weiteren Entwicklung des Mauerparks haben. Das Bürgergremium konstituierte sich am 15. September 2010 und erarbeitete zum einen die Leitidee „Mauerpark: Frei-Raum der Begegnung – kulturelle Vielfalt für Berlin“ und zum anderen Eckpunkte zur weiteren Fertigstellung des Mauerparks. Vier Mitglieder der Bürgerwerkstatt konnten als Delegierte am Städtebaulichen Wettbewerb teilnehmen. So war sichergestellt, dass eine im Kompromissansatz vorgesehene Randbebauung, die im Gegenzug gegen die Freigabe von 5,8 Hektar Freifläche zugestanden worden wäre, parkverträglich bleiben wird. Die Architekten-Entwürfe zeigten aber nach Ansicht der Bürgerwerkstatt eine zu massive Bebauung, so dass die Delegierten dieses Ergebnis nicht mittragen wollten. Die gemeinsame Linie der Fraktionen von SPD und Grünen der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte, den Kompromiss „Baurecht gegen Freifläche“ im Bebauungsplan umzusetzen, war damit gescheitert. Das Bebauungsplanverfahren ist derzeit eingestellt.[25]

Die ausgehandelte neue Parkfläche wurde durch die Grün Berlin GmbH, eine 1980 gegründete Servicegesellschaft des Landes Berlin für alle Aufgaben der Freiraumgestaltung, für rund 120.000 Euro gestaltet und am 24. Juli 2013 zur Benutzung freigegeben. Darüber hinaus wird die Grün Berlin das gesamte Parkgelände abschließend kaufen und auf Basis eines im Frühjahr 2016[veraltet] abzuschließenden Nutzungsvertrags pflegen.[26]

Dritte Parkerweiterung ab 2016

Die verbliebene Planfläche von sieben Hektar zwischen Bernauer und Gleimstraße wurde 2014/2015 gemeinsam mit der Bürgerwerkstatt und dem Architekten Gustav Lange, der nach 1990 die ersten Teile des Mauerparks geplant hatte, projektiert. Der Senat hatte dafür einen Betrag von 3,57 Millionen Euro in den Haushalt 2014 eingestellt.[27] Das Erweiterungsgelände hatte der Senat dem Projektentwickler Klaus Groth abgekauft und ihm dafür nach Beschluss des Abgeordnetenhauses die Baugenehmigung für ein komplett neues Wohnviertel nördlich der Gleimstraße mit 708 Wohnungen erteilt, 120 Wohnungen gehören zu den vom Senat geförderten Bauten. Bauauftraggeber des 150-Millionen-Projekts ist die Gewobag.

Vorgesehen sind folgende Änderungen bzw. Ergänzungen: Der Sonntags-Flohmarkt soll flächenmäßig verringert, jedoch werktags auch für einen Lebensmittel-Wochenmarkt genutzt werden. Neue Wiesen und Baumpflanzungen sollen angelegt werden, feste Toilettenhäuschen und Grillpavillons mit fest montierten Grillrosten entstehen. Damit wird das Grillen auf der Freifläche verboten. Der Baustadtrat des Bezirks Pankow spricht von einem „skandinavischen Modell“. Um die Zuständigkeiten für die Parkfläche in einer Hand zu lassen, wird die zukünftige Mauerparkfläche komplett zu Pankow gehören, was eine Verschiebung der Ortsteilgrenzen zur Folge hat.

Es gibt jedoch nach wie vor Kritik an den Beschlüssen, „sehr zahlreiche Einwendungen der Anwohner gegen das Bauprojekt seien nicht berücksichtigt worden“, das Gebiet am S-Bahn-Ring würde durch die neuen Wohnbauten der Groth-Gruppe zu hoch und zu dicht bebaut. Mit Abschluss der Arbeiten wird der Mauerpark gegenüber 1992 seine Fläche fast verdoppelt haben.[26]

Kultur

Fast jeden Sonntag im Sommer bietet der Dubliner Joe Hatchiban mit seinem zur Karaokestation umfunktionierten orangefarbenen Lastenfahrrad auf der Bühne des Amphitheaters Karaoke für jedermann an.[28][29][30]

Neben den Publikumsmagneten Flohmarkt und Karaoke sind auch die anderen Teile des Mauerparks am Wochenende häufig gut besucht und tausende von Menschen feiern, musizieren, spazieren oder picknicken.[31]

Radfernwege

Pflasterstraße im Zuge der Schwedter Straße
Mauerpark im Winter 2010

Durch den Mauerpark verlaufen zwei Radwege: der Berliner Mauerweg und der Radfernweg Berlin–Usedom. Beide führen entlang der Schwedter Straße durch den Mauerpark und dann auf den Schwedter Steg, von dem man eine gute Aussicht auf das Nordkreuz der Berliner Eisenbahn hat.

Die vom Berliner Senat vorgesehene Asphaltierung der bisher gepflasterten Schwedter Straße im Bereich des Mauerparks stieß auf den Widerstand einiger Anwohner, die die Auffassung vertreten, dass damit der Charakter des Parks gestört würde und die Geschichte der Straße als Postenstraße weniger sichtbar wäre. Die Anwohner argumentierten, dass der Radfernweg auf einem separaten Weg geführt werden soll. Die von ihnen vorgeschlagene Wegführung bedeutet allerdings einen Umweg und eine abgeknickte Wegführung für die Fernradfahrer.[32] Zudem wird diesen Plänen zufolge der Fernradweg zwischen einem Spielplatz und dem Eingang zum Kinderbauernhof Moritzhof geführt, wodurch es zur Gefährdung dort spielender Kinder kommen kann. Der ADFC Berlin argumentiert, dass die Teil-Asphaltierung der Schwedter Straße eine wichtige Voraussetzung zum Funktionieren des Radfernwegs als touristische Attraktion sei.

Im Mai 2005 wurden im Vorfeld einer Abstimmung in der BVV Pankow innerhalb von drei Tagen 1000 Unterschriften für eine Asphaltierung gesammelt. Die BVV entschied sich trotzdem mit den Stimmen von PDS und CDU für den Erhalt des Pflasters. Die Frage der Asphaltierung bzw. Teilasphaltierung der Schwedter Straße im Bereich des Mauerparks war auch Thema der Bürgerwerkstatt 2010/2011. Eine endgültige Entscheidung hat die zuständige Senatsverwaltung bisher nicht getroffen.

Planung eines Mischwasser-Sammelkanals

Im Rahmen der 4. Bürgerwerkstatt zur Fertigstellung des Mauerparks erläuterten Vertreter der Berliner Wasserbetriebe und der zuständigen Verwaltungsabteilungen ein großangelegtes, bezirksübergreifendes Projekt zur Verbesserung der Gewässerqualität. Da im Berliner Innenstadtbereich das Regenwasser zusammen mit dem Schmutzwasser zu den Kläranlagen geführt wird, kommt es in den Sommermonaten bei Starkregen zum Überlauf von Schmutzwasser in die offenen Flüsse und Seen und damit häufig zur Vernichtung von Fischbeständen und Unterwasserflora.

Aus diesem Grund wird für die Renaturierung der Panke im Bereich des Mauerparks ein Sammelkanal in acht Meter Tiefe geplant. Für die Lage des Speichers wurden vier Varianten vorgestellt:

  • Unterhalb der Pflasterstraße im Mauerpark als kürzeste, geradlinige Variante,
  • entlang des Zaunes am westlichen Rand des Mauerparks unter dem jetzigen Vivico-Gelände mit zweimal abknickendem Verlauf,
  • am westlichen Rand des Mauerpark-Erweiterungsgeländes mit ebenfalls abknickendem, längerem Verlauf,
  • östlich des Stadions unterhalb der Stadionzufahrt und unter dem Falkplatz.

Seitens der Berliner Wasserbetriebe wird die erste Variante favorisiert. Nachdem jene seitens des Bezirks Pankow lange Zeit abgelehnt wurde, schien sich im Frühjahr 2013 eine Einigung zwischen der Bezirksverwaltung und den Wasserbetrieben anzubahnen. Danach soll der Sammelkanal unterhalb der Pflasterstraße im Untertagebetrieb errichtet werden. Um den Besucherverkehr nicht zu beeinträchtigen, sollen die Arbeiten nur zwischen den Monaten November und März erfolgen. Mit einem Beginn des Vortriebs ist nicht vor dem Herbst 2014 zu rechnen.[33]

Probleme

Zunehmend erweist sich der Mauerpark als Problemfall bezüglich der Abfallbeseitigung und der Nutzung zum Grillen. Die Berliner Stadtverwaltung hat wegen stets voller Container deshalb im Jahr 2010 Versuche mit acht unterirdischen Plastik-Abfallbehältern auf dem Gelände unternommen. Die fanden jedoch keine Akzeptanz bei den Parkbesuchern und wurden nach falschem Gebrauch (unter anderem warfen Besucher glühende Materialien ein) wieder entfernt.[34] In der Sommersaison 2013 kamen stattdessen metallene Müllsammelbehälter zum Einsatz, die einfacher zu bedienen und durch Piktogramm und eine orange Farbe als Mülleinwurf deutlich zu erkennen sind.[35]

Film

Im Dokumentarfilm Mauerpark begleitete der Regisseur Dennis Karsten den Park und seine Nutzer über das gesamte Jahr 2009 hinweg. Er zeigt ein vielfältiges Porträt des Parks. Der Film beobachtet die unterschiedlichen Dimensionen des Parks. Zu Wort kommen Dr. Motte und Wladimir Kaminer, aber auch Schraubermicha, Joe Hatchiban und Ginger Brown.[36]

In der Berliner Tatort-Folge Mauerpark (Regie und Drehbuch: Heiko Schier) aus dem Jahr 2011 liegt der Tatort eines Mordes im Mauerpark.

Weblinks

Commons: Mauerpark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Alexander Haeder, Ulrich Wüst: Prenzlauer Berg. Besichtigung einer Legende. Q Edition, 1994, S. 60
  2. Schönhauser Allee. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  3. Schwedter Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  4. Alexander Haeder, Ulrich Wüst: Prenzlauer Berg. Besichtigung einer Legende. Q Edition, 1994, S. 53
  5. Felix Escher: Berlin und sein Umland. Zur Genese der Berliner Stadtlandschaft bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts (= Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Bd. 47; Publikationen der Sektion für Geschichte Berlins, Bd. 1). Berlin 1985, S. 161
  6. Hans Meier-Welcker: Seeckt. Bernard und Graefe Verlag, Frankfurt 1967, S. 519
  7. Petra Gubitzsch: Prenzlauer Berg. Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke. Stapp, Berlin 1995; S. 93
  8. Der Kaiser besuchte … In: Berliner Tageblatt (Abend-Ausgabe), 2. März 1907, S. 4 via: Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache. dwds.de
  9. „Mitteilungen“. In: Zeitschrift für Pädagogische Psychologie und Experimentelle Pädagogik, Jg. 7, 1905; H. Walter, Berlin 1905; S. 168
  10. 25. Juli im Berlin-Kalender des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  11. K. Grosinski: Vom „Exer“ zum Spiel- und Sportplatz. In: Falkblatt, 16, Juni 2004, S. 11.
  12. Marcus Schulte: Vom Exerzierplatz zur modernen Sportstätte. Unter Dokumente des Monats der Deutschen Rundfunkanstalt
  13. Architekten- und Ingenieursverein Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten. Bd. 1. Nachdruck der Ausgabe von 1896. Ernst, Berlin 1988, S. 275, 276.
  14. Güterbahnhof Eberswalder Straße / Bernauer Straße. In: Bezirkslexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  15. Honecker 2× klingeln. In: Der Spiegel. Nr. 13, 1988, S. 91 (online).
  16. Lichterkette auf der Bornholmer Brücke erinnert an den 9. November. Fünfjährige feiern im Rathaus. In: Berliner Zeitung, 8. November 1994
  17. Neuer Trödelmarkt am Mauerpark. In: Berliner Zeitung, 7. Juli 2004
  18. a b Uwe Aulich: Zwei Hektar mehr Grün – 136 Jahre Trennung sind vorbei. In: Berliner Zeitung, 25. Juli 2013, S. 18
  19. Christian van Lessen: Brückenschlag im Mauerpark. In: Der Tagesspiegel, 12. August 2008
  20. Uwe Rada, Gereon Asmuth: Durchbruch am Mauerpark. In: taz, 28. Januar 2010
  21. Uwe Aulich: Mitte sucht neue Lösung zum Mauerpark. In: Berliner Zeitung, 8. Dezember 2009
  22. Mauerpark – mit Grün verbinden – statt durch Bebauung trennen. (PDF) Beschlussempfehlung des Ausschusses Stadtentwicklung der BVV Mitte von Berlin, Stand vom 16. Februar 2009
  23. Aufstellung des Bebauungsplans 1-64. (PDF; 3,1 MB) Drucksache der BVV Mitte von Berlin 11. Mai 2010.
  24. Bürgerwerkstatt Mauerpark. Zusammenfassung von Rainer Krüger, Initiative Kieze im Dialog
  25. Uwe Aulich: Mauerpark-Pläne vor dem Aus. In: Berliner Zeitung, 19. März 2011.
  26. a b Stefan Strauss, Uwe Aulich: Grillen nur in Pavillons. Und: Am Rand des Mauerparks wird ab Januar gebaut. In: Berliner Zeitung, 4. Januar 2016. S. 12.
  27. Uwe Aulich, Stefan Strauss: Mauerpark in neuer Hand. In: Berliner Zeitung, 25. Juli 2013, S. 16.
  28. Eva Kalwa: Ein Riesenspaß vor großer Kulisse. In: Der Tagesspiegel, 26. Mai 2009
  29. Karaoke im Mauerpark. In: tip, 11. Juni 2009
  30. Bearpit-Karaoke: 50 Sänger in fünf Stunden. In: Süddeutsche Zeitung (JETZT Magazin), 30. Juli 2009
  31. S. Flatau, A. Nosthoff: Mehr als 40 000 Menschen feiern im Mauerpark. In: Berliner Morgenpost, 19. April 2011
  32. Bahn frei für den Mauerpark (Memento vom 4. August 2012 im Webarchiv archive.today), Freunde des Mauerparks e. V.
  33. Mauerpark wird untertunnelt. Prenzlberger Stimme
  34. Sabine Flatau: Sitzen auf Mülleimern. Das gibts nur im Mauerpark. In: Berliner Morgenpost, abgerufen am 19. August 2013
  35. Hockerchen für die Design-Metropole. Auf: reisen-deutschland.info (Memento vom 19. August 2013 im Webarchiv archive.today)
  36. Hadija Haruna: Der grüne Magnet. In: Der Tagesspiegel, 18. April 2011

Koordinaten: 52° 32′ 37″ N, 13° 24′ 12″ O