Meilenstein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Oktober 2016 um 09:52 Uhr durch Wheeke (Diskussion | Beiträge) (→‎Neuzeit: Deutschland). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kursächsische Postmeilensäule in Leisnig
Kursächsische Postmeilensäule Bad Liebenwerda, Brandenburg
Ihlow, Ortsteil Illmersdorf, Brandenburg, Kursächsische Halbmeilensäule
Kursächsischer Viertelmeilenstein in der Harte von 1732, bei Liebenau, Sachsen
Preußischer Meilenobelisk in Rheinsberg, Brandenburg
Rekonstruierter Preußischer Meilenobelisk in der Leipziger Straße, Berlin

Ein Meilenstein, auch Postmeilensäule (auch Halbmeilenstein bzw. Posthalbmeilensäule), ist ein in regelmäßigen Abständen an Straßen errichteter Entfernungsanzeiger. Meilensteine gehören wie Wegkreuze oder Bildstöcke zu den Kleindenkmälern.

Altertum

Assyrisches Reich

Bereits der assyrische König Sargon II. ließ zwischen 721 und 705 v. Chr. an den Straßen seines Reiches Steine mit Entfernungsangaben errichten.

Antikes Griechenland

Im antiken Griechenland standen auf den Straßen zwischen Athen und den Demen (den kleinsten Verwaltungsbezirken) Säulen mit Entfernungsangaben und populären Sprüchen.

Römisches Reich

Das Römische Reich verfügte über ein sehr gut ausgebautes Straßensystem, die „Römerstraßen“. Nach 123 v. Chr. wurden an diesen Straßen sogenannte Miliaria errichtet. In bestimmten vormals keltischen Gebieten der nördlichen Provinzen standen die Steine im Abstand einer Leuge und wurden daher „Leugensteine“ genannt. 1993 gefunden wurde der Stadiasmus Patarensis.

China

Für die Zeit der Tang-Dynastie (618–907) sind Meilensteine, die an den Straßen den Weg wiesen, überliefert.

Neuzeit: Deutschland

Brandenburg

Der Dreißigjährige Krieg brachte Wirtschaft und Handel im Lebuser Land zum Erliegen. Die Wege verfielen und wuchsen zu, daher ließ der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Jahre 1646 eine neue Post- und Handelslinie einrichten[1]. Ihr Verlauf entsprach bereits in großen Teilen dem Verlauf der heutigen Bundesstraße 1 in Brandenburg. Sie führte von Kleve im Rheinland (ab 1614 zu Brandenburg gehörig), über Berlin, durch das Lebuser Land, nach Küstrin, durch das damalige Königreich Polen nach Königsberg (Preußen) im damaligen Herzogtum Preußen (1618 zu Brandenburg), heute Kaliningrad, Russland. Eine weitere Postlinie von Berlin durch das Lebuser Land über Frankfurt (Oder) bis in den österreichischen Teil Schlesiens war ab etwa 1660 verfügbar. Ihrem Verlauf folgte später in weiten Teilen die Reichsstraße 5, heute mit einigen Veränderungen die Bundesstraße 5. Der alte Handelsweg nach Küstrin von Frankfurt (Oder) über Lebus stellte um 1670 vermutlich eine Querverbindung dar. Für diese unbefestigten Wege wurden auf Befehl des Kurfürsten Friedrich III., dem späteren Friedrich I., König von Preußen um 1698 die ersten Wegweiser an den Wegkreuzungen errichtet. Sie sollten zierlich sein, als weisender bloßer Arm eines römischen Kriegers, aus Holz geschnitten und an einem Eichenpfahl befestigt. Dieser Pfahl wurde mit gelber Farbe gestrichen, ab 1704 blau-weiß-orange, nach dem Siebenjährigen Krieg in den preußischen Landesfarben schwarz-weiß, zusätzlich war er mit Entfernungsangaben versehen.

Erste Meilensäulen an der Straße zwischen Berlin und den beiden Residenzen Oranienburg und Potsdam sind ebenfalls aus dieser Zeit bekannt. Auf einer Zeichnung des Architekten Christian Eltester (1671–1700) von 1699, sieht man einen Stein mit lateinischer Inschrift: „ab urbe lapis II M passus distat“, auf Deutsch etwa: „von der Stadt (ist) der Stein zwei Meilen entfernt“. Oben ist eine Krone mit den Initialen „F3“ für „Friedrich III.“ aufgesetzt. Die „II M“(eilen) beziehen sich demnach auf einen Stein bei Zehlendorf. Ein weiterer Stein wird 1798 auch für Potsdam beschrieben: „Neben dem neuen Obelisk vor der langen Brücke stehet der von Churfürst Friedrich III. gesetzte kleinere Meilenstein: Auf welchem eingehauen ist Vierter Stein vier Meilen von Berlin 1700, auf der Morgen- und Abendseite siehet man den Namenszug, und darüber den Churhuth“[2].

„Der Schöneberger Meilenstein, der an der Ecke der Wieland-Strasse in dem Friedenauer Ortsteile von Schöneberg stand, hat bei der Regulierung der alten Provinzial-Chaussee entfernt werden müssen. Bei dieser Gelegenheit ist er total vernichtet worden, weil niemand an seinen historischen Wert gedacht hat. Dieser Meilenstein ist von König Friedrich Wilhelm III. errichtet worden. Der König, der seine Fahrten von Berlin nach Potsdam zu Wagen zurücklegte und dies auch dann noch that, als 1837 die Potsdamer Bahn im Betriebe war, liess auf der Potsdamer Chaussee drei Meilensteine errichten. Der erste war der jetzt abgerissene, der zweite steht heute noch in Zehlendorf, während der dritte, ebenfalls noch vorhandene sich hinter Wannsee befindet. Diese Meilensteine erheben sich auf einem Unterbau von Granit in Gestalt einer hohen Säule, die von einer Kugel aus Metall mit blinkender Spitze gekrönt wird. An der Vorderseite steht in lateinischen Ziffern und Lettern 1, II, bezw. III Meilen von Berlin. Die Entfernung der Meilenzahl ist vom Dönhoffplatz bemessen worden, wo früher ein grosser Obelisk den Ausgangs-Meilenstein an der Stelle bezeichnete, wo heute das Stein-Denkmal steht.“

Brandenburgia“. Monatsblatt der Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg zu Berlin. Unter Mitwirkung des Märkisches Provinzial-Museums, IX. Jahrgahng 1900/1901; P. Stankiewicz´ Buchdruckerei Berlin 1901, S.126

Im Zuge der Erweiterung des Verkehrsnetzes und der Befestigung der Straßen wurden ab 1800 die Poststraßen zur besseren Errechnung der Gebühren vermessen und planmäßig angelegt. Die nun über längere Strecken geradlinig verlaufenden und befestigten Straßen, „Kunststraßen“, „Steinstraßen“ oder „Chausseen“ genannt, erhielten zur Orientierung über die Entfernungen und zur Einhaltung der vorgegebenen Wegezeiten für die Reit- und Fahrpost entsprechende Markierungen in Form von Meilensteinen. Die preußische Meile hatte eine Länge von 7,532 km. Der Nullpunkt der Vermessung aller preußischen Poststraßen in Berlin befand sich am alten Leipziger Tor in der Nähe des Dönhoffplatzes. Im Jahre 1979 wurde am Dönhoffplatz, in der Leipziger Straße, die halbkreisförmigen Spittelkolonnaden wiederhergestellt und in ihrem Zentrum die Nachbildung einer Postmeilensäule errichtet, welche 1730 als steinerner Obelisk („Meilenzeiger“) den Beginn der Entfernungsangabe nach Potsdam markierte, hier war die „Meile Null“ der Reichsstraße 1. Der Standort befindet sich wenige Meter vom ursprünglichen Aufstellplatz entfernt. Als Standort des Nullpunkts der Vermessung aller preußischen Poststraßen in Berlin werden auch andere Stadttore, das Schloss (bzw. die Adlersäule vor dem Schloss) und die Fahnenstange am Rathaus vermutet.

Während die kursächsischen Postmeilensäulen und -steine bis auf geringfügige Abweichungen annähernd gleich sind, gab es in Preußen im Laufe der Zeit unterschiedlichste Formen. Im Lebuser Land sind es zwei Varianten:

An der Kunststraße Berlin – Müncheberg – Frankfurt (Oder) wurden um 1802 im Abstand von jeweils einer Meile Rundsockelsteine von etwa 0,85 m Höhe mit der eingemeißelten Entfernung „...MEILEN BIS BERLIN“ aufgestellt. Erhalten ist z.B. der Meilenstein in Georgenthal (Falkenhagen). Auf ihm steht IX Meilen bis Berlin. Dazwischen standen 1/2-Meilensteine und rechteckige 1/4-Meilensteine. Erhalten ist z.B. der 1/4-Meilenstein bei Arensdorf.[3][4] Die Chaussee Müncheberg – SeelowKietz – Küstrin wurde in den Jahren 1817 bis 1819 ausgebaut und erhielt gusseisernen Meilenoblisken. Die erste Meilensäule hatte ihren Standort in Müncheberg an der Gabelung der heutigen B 1 und B 5. Die mehrfach abgestufte etwa 2,80 m hohe Meilensäule zeigte auf den in Fahrtrichtung liegenden Flächen das Relief eines an Schleife und Band hängenden Posthorns. Die 1/4- und 1/2-Meilensteine waren glockenförmig, mit elliptischen Querschnitt und wurden aus Sandstein gefertigt. Die 1/2-Meilensteine waren etwa 1,22 m hoch, die 1/4-Meilensteine etwa 0,92 m. Die Bezeichnung wurde im oberen Bereich eingemeißelt, darunter als Relief eine vierblättrige Rosette.

In den Gebieten der jetzigen Landkreise Potsdam-Mittelmark und Elbe-Elster, die vor 1815 zu Sachsen gehörten, stehen in den Städten Bad Belzig, Niemegk, Brück, Uebigau, Wahrenbrück, Bad Liebenwerda und Elsterwerda ebenfalls Kursächsische Postmeilensäulen.

Nach der Einführung des metrischen Systems im Jahre 1873 wurden viele Meilensteine auf Kilometer-Entfernungen umgesetzt und befinden sich daher nicht mehr an ihrem ursprünglichen Standort.

Rheinland

Nachdem das Rheinland 1815 zur preußischen Rheinprovinz wurde, entstanden entlang des Mittelrheintals zwischen Köln und Mainz die Preußischen Meilensteine zur Entfernungsanzeige.

Sachsen

Kursächsische Postmeilensäule

Im Kurfürstentum Sachsen wurde unter August dem Starken und seinem Sohn im 18. Jahrhundert ein landesweites Netz an Meilensteinen errichtet, die kursächsischen Postmeilensäulen.

Königlich-sächsische Meilensteine
Meilenstein in Blechhammer im Erzgebirge

Nach der 1840 im Königreich Sachsen erfolgten Umstellung auf eine neue Länge der Meile, nämlich von 7,5 km, begann erst 1858 die Neuvermessung der Straßen und das Aufstellen neuer Entfernungssteine, die königlich-sächsische Meilensteine genannt werden. Stationssteine markieren den Ausgangspunkt einer Vermessung. Meilensteine und Halbmeilensteine wurden im Verlauf der Straße im dadurch gekennzeichneten Abstand aufgestellt. Beim Abzweig einer Nebenstraße, auf der eine Postroute verlief, von einer Hauptstraße wurde ein Abzweigstein aufgestellt. Grenzübergangssteine markierten das Ende des Sachsens. Schon nach nur etwa 15 Jahren verloren diese Steine ihre Bedeutung, denn von 1875 an galt im Deutschen Reich das metrische System. Damit waren die Meilensteine Geschichte. Diese Umstellung auf das metrische System führte oftmals zur Umgestaltung der Meilensteine und zu Änderungen der Angaben auf den Meilensteinen. Im Vergleich zu den kursächsischen Postmeilensäulen sind die Steine aus der Mitte des 19. Jahrhunderts eher schmucklos. Auch deswegen wurden sie nicht überall als Denkmale angesehen, erhalten und gepflegt.[5] Nach 1990 restaurierte die sächsische Straßenbauverwaltung vielfach die erhalten gebliebenen Meilensteine und platzierte sie, so weit dies möglich war, wieder an den ursprünglichen Aufstellungsorten.

Sachsen-Anhalt

Aufgrund der deutschen Kleinstaaterei gibt es in Sachsen-Anhalt drei voneinander unabhängige Meilensteinsysteme: Das preußische, das anhaltische und das kursächsische.[6] Die kursächsischen Postmeilensäulen (erhalten z. B. die Postmeilensäule in Bad Lauchstädt, der Postmeilenobelisk in Brehna oder der Postmeilenobelisk in Landsberg) sind hierbei die ältesten, stammen aus den 1730er Jahren und finden sich im Südosten des Bundeslandes. Die anhaltischen Meilensteine befinden sich im zentralen Teil (siehe separater Abschnitt) und die preußischen Meilensteine im Rest des Landes. Sie sind zum Großteil in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgestellt worden. Zählungen der Forschungsgruppe Meilensteine ermittelten 329 Meilensteine in Sachsen-Anhalt (Stand: Ende 2002).[7] Diese stehen unter Denkmalschutz, sind aber dennoch ständig in ihrem Bestand bedroht. So wurden immer wieder versehentlich Meilensteine zerstört, etwa in Merseburg-Nord (1998) oder in Halle-Trotha (1999).[8]

Aufgrund der hohen Anzahl der Meilensteine gibt es auch eine größere Formenvielfalt. So existieren zahlreiche Rundsockelsteine (auch im westlichen und südlichen Umfeld des Herzogtums Anhalt z. B. der Distanzstein Morsleben, der Distanzstein Flechtingen, der Meilenstein Güntersberge oder in Quedlinburg an der Bundesstraße 79 und am Gernröder Weg, sowie der Meilenstein nahe Frößnitz im Saalekreis[9]), Würfel mit Obeliskaufsatz (Distanzstein Nauendorf, Distanzstein Grube Ferdinande, Preußische Ganzmeilensäule Magdeburg) sowie senkrecht und spitz verlaufende Obelisken (wie in Halle-Ammendorf, Helfta, Langenbogen oder Merseburg[10]), die bis zu vier Meter hoch sind, und sechskantige Meilensteine (etwa bei Landsberg oder bei Roitzsch). Des Weiteren gibt es glockenförmige Halb- und Viertelmeilensteine, etwa in Schkopau, Seeburg oder am Kernersee[11] und würfelförmige Steine, bei denen nicht restlos geklärt ist, ob sie ebenfalls Obelisken waren.[12]

Herzogtum Anhalt

Eine genaue Angabe über den Beginn der Straßenvermessung und der damit einhergehenden Errichtung der Meilensteine gibt es nicht. Den ersten Hinweis aus alten Unterlagen liefert eine Meldung der Polizei: „… am Sonntag, dem 13. November 1853, der Meilenstein zwischen Bobbau und Heidekrug, der erst vor einigen Wochen neu gesetzt wurde, umgefahren ist.“. Aus Akten aus dem Jahr 1858 geht hervor, dass „Wege mit Stations- und Meilensteinen bestellt“ sind.

Zu Beginn des Jahres 1871 wurde mit der Neuvermessung der in anhaltischer Staatsverwaltung verbliebenen Straßen gemäß dem Bundesgesetz Nr. 28 aus dem Jahre 1868 begonnen. Am 18. Mai 1871 berichtete die Herzogliche Bauverwaltung an den Geheimen Baurat von Vieth: „Die Vermessung und Eintheilung der Straße von Dessau nach Cöthen nach dem Metermaße und die dementsprechende Einsetzung der Stationssteine ist im Dessauer Kreis nunmehr ausgeführt worden.“ Aus dem Bericht geht ebenfalls hervor, dass als Ausgangspunkt für die Vermessung das Standbild des Fürsten Leopold auf dem großen Markt in Dessau diente. Dies wurde in den „Bemerkungen zum Erlaß des Preußischen Handelsministers über die Nummerierung der Staatsstraßen vom 7. September 1870“ mit den Worten: „Für das Herzogtum Anhalt befindet sich der Nullpunkt für die Abmessungen und für das Nummerieren der Hauptstraßen in der Stadt Dessau als dem Sitze der Regierung …“ nochmals eindeutig festgelegt.

Bei der Vermessung wurden als unterteilende Einheiten alle 20 Ruthen, was 75 Metern entspricht, sogenannte Stationen gesetzt. Die Stationssteine wurden gemäß ihrem Standort nummeriert, wobei die Zahl vor dem Komma die Meile von Dessau her angab und die Zahl nach dem Komma anzeigte, die wievielte Station der jeweiligen Meile sie war.

Die Vermessung wurde mit Hilfe von Messketten (auch Feldketten genannt) vorgenommen. Aus dem Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau ist ein Kostenvoranschlag der Firma Schmidt Werkstatt für mathematische und optische Instrumente aus Halle bekannt, in dem Ketten angeboten wurden, die 20 Meter lang, auseinanderzunehmen in 5- und 10-Meter-Stücke, die einzelnen Glieder mit ½ Meter Länge und 10-Zentimeter-Teilung. Die herzogliche Bauverwaltung kaufte solche Ketten zum Stückpreis von 5 Talern 15 Silbergroschen. Die Gesamtkosten der Vermessung wurden mit 1.529 Talern und 27 Silbergroschen veranschlagt. Die Vermessung wurde im Baukreis Dessau begonnen und im April 1872 abgeschlossen. Die einzige Ausnahme bildete die Selketalstraße, welche laut Anordnung vom 26. Oktober 1872 nicht vermessen werden sollte, da sich nach dem Ende des Norddeutschen Bundes abzeichnete, dass durch neue Reichsgesetze neue Bestimmungen erlassen werden würden. Am 17. August 1868 beschloss der Norddeutsche Reichstag die Einführung einer neuen Maß- und Gewichtsordnung, welche am 1. Januar 1872 in Kraft treten sollte. Darin wurde das Entfernungsmaß für eine Meile auf 7.500 Meter festgelegt und dementsprechend das Rutenmaß auf 3,7500 Meter verkürzt. Bereits am 7. Dezember 1873 wurde diese Maß- und Gewichtsordnung des Norddeutschen Bundes per Reichsgesetz aufgehoben. Fortan galt die neue Einteilung in Metern, Kilometer und Myriameter, wobei 1 Myriameter der Entfernung von 10 Kilometern entsprach. All diese Festlegungen hatten Einfluss auf die Vermessung der Straßen und somit auch auf die Errichtung der Meilensteine.[13]

Mecklenburg-Vorpommern

Ähnlich wie in Sachsen-Anhalt gibt es in Mecklenburg-Vorpommern sowohl Rundsäulen (vor allem im historischen Mecklenburg-Strelitz) als auch viereckige Obelisken (in den Territorien Vorpommern und Mecklenburg-Schwerin).[14] Die Zählung der Forschungsgruppe Meilensteine ergab für das heutige Mecklenburg-Vorpommern 446 erhaltene Meilensteine, davon 239 Ganzmeilensteine (davon 61 Rundsäulen; Stand: Ende 2002). Ihre Herkunft konnte nicht immer geklärt werden, doch mehr als die Hälfte wurde von Mecklenburg-Schwerin errichtet (224), 93 konnten Preußen zugewiesen werden und 31 Mecklenburg-Strelitz.[15]

Neuzeit: übriges Europa

Distanzsäule in Martigny (aus einem regionalen Kalkstein gefertigt)
Zu Fuß 12 Stunden nach Bern

England

In England standen auf der Straße zwischen London und Oxford ebenfalls Distanzsäulen, die Lapides. Ähnlich den römischen Miliaria war auf diesen die von der Hauptstadt aus gemessene Entfernung in römischen Ziffern angebracht.

Niederlande

Im europäischen Mittelalter waren Distanzsäulen zur Entfernungsangabe nicht gebräuchlich. Erst zum Ende des 17. Jahrhunderts sind aus verschiedenen Ländern entsprechende Säulen wieder bezeugt. So standen beispielsweise an den Kanälen in den Niederlanden sogenannte holländische Stundensäulen.

Russland

Unter Zar Peter I. wurden auf der neu erbauten Straßen, vermutlich nach sächsischem Vorbild, zwischen Moskau und Sankt Petersburg so genannte Werstsäulen errichtet. An den Köpfen dieser Säulen wurden auf der einen Seite die zurückgelegte, auf der anderen die noch zurückzulegende Distanz angebracht. Zarin Katharina II. ließ in ihrer Regierungszeit das russische Straßennetz – und in diesem Zusammenhang auch die hölzernen und steinernen Werstsäulen – weiter ausbauen.

Schweiz

An den wichtigen Straßen, besonders den Alpenübergängen, errichtete man Distanzsäulen. Die Säule in Martigny gibt die Distanz in Kilometern und die Höhe des jeweiligen Ortes an.

In der Umgebung von Bern wurden im 19. Jahrhundert mehr als 100 Stundensteine entlang der Hauptwege gesetzt. Die meisten sind noch heute erhalten. Sie geben die Entfernung zum Berner Zeitglockenturm an, gemessen in Stunden, bei einer Wandergeschwindigkeit von 4,8 km/h.

Siehe auch: Stundensteine im Kanton Bern

Heute

Nach der Einführung des metrischen Systems wurden statt Meilensteinen Kilometersteine und -schilder aufgestellt. Teilweise wurden dazu auch die alten Meilensteine umgesetzt und zu Kilometersteinen umgestaltet.[16]

In einigen deutschen Ländern wurden die Kilometerschilder wiederum durch Stationszeichen abgelöst.

Literatur

  • Werner Michalsky: Zur Geschichte des Lebuser Landes, Handelswege und Poststraßen. Rat des Kreises Seelow Abt. Kultur, Seelow 1985.
  • Autorenkollektiv (Leiter Eberhard Stimmel): Lexikon Kursächsische Postmeilensäulen, Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1989, ISBN 3-344-00264-3.

Weblinks

Commons: Meilensteine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Postmeilensäule – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Meilenstein – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Postmeilensäule – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Otto Sann: Der Postkurs Berlin-Breslau in seinen Anfängen. In: Märkische Blätter. Heimatkundliche Beilage zur Oder-Zeitung. Nr. 19, vom 23. Januar 1937, ZDB-ID 2179640-3.
  2. Carl Christian Horvath (Hrsg.): Potsdam's Merkwürdigkeiten beschrieben, und durch Plans und Prospekte. erläutert. Carl Christian Horvath, Potsdam 1798, S. 116.
  3. Meilenstein bei Arendorf.
  4. Meilensteine in der Gemeinde Steinhöfel
  5. Autorenkollektiv (Leiter Eberhard Stimmel): Lexikon Kursächsische Postmeilensäulen, VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1989, S. 143
  6. Eine Auswahl von preußischen und anhaltischen Meilensteinen aus Sachsen-Anhalt zeigt die Homepage der Forschungsgruppe Meilensteine, abgerufen am 6. März 2016.
  7. Meilenstein-Journal 46 (2003), S. 42.
  8. Arbeitsmaterial 36 (1998), hrsg. v. Forschungsgruppe Preußische, Mecklenburgische und Anhaltische Meilensteine, S. 34 bzw. Homepage von Fred Sawusch, abgerufen am 6. März 2016.
  9. Als Beleg eines südlichen Meilensteins: Frößnitz (Artikel mit Fotos), abgerufen am 6. März 2016.
  10. Darstellungen zu diesen Meilensteinen finden sich auf verschiedenen Seiten: Langenbogen, Merseburg, Halle-Ammendorf, Helfta (je Artikel mit Fotos), alle abgerufen am 6. März 2016.
  11. Artikel zu diesen Distanzsteinen finden sich zum Beispiel hier: Halbmeilenstein Schkopau, Viertelmeilenstein bei Höhnstedt, Halbmeilenstein im Hof der Moritzburg (Artikel mit Fotos), alle abgerufen am 6. März 2016.
  12. Eine bebilderte Dokumentation eines kompletten Straßenabschnitts zwischen Magdeburg und Halle mit den Meilensteinen verschiedener Größen findet sich auf der Homepage von Fred Sawusch, abgerufen am 6. März 2016. Sie besitzen oben häufiger eine Vertiefung, die einen Aufsatz vermuten lässt. Die Formenvielfalt der preußischen Meilensteine wird für den Raum Halle zum Beispiel von Wernfried Fieber dokumentiert: Preußische Meilensteine im Saalkreis und der Stadt Halle, in: Heimatblätter Halle-Saalkreis 2004, S. 12–19.
  13. Die Historie Anhalts (Memento vom 9. Februar 2010 im Internet Archive). Bebilderte Dokumentationen zu Meilensteinen in Anhalt finden auf der Homepage von Fred Sawusch und – speziell zu Anhalt-Dessau – auf der Seite Anhalt-Dessau.de, eine Karte mit 15 Standorten (je mit Foto) im Südostharz findet sich auf der Homepage der Forschungsgruppe Meilensteine, alle abgerufen am 6. März 2016.
  14. Galerien der Forschungsgruppe Meilensteine zu Mecklenburg-Strelitz, Vorpommern und Mecklenburg-Schwerin, sowie der Seite Heimat Mecklenburgische Seenplatte abgerufen am 6. März 2016.
  15. Meilenstein-Journal 45 (2003), S. 13.
  16. Was sind Meilensteine und wie sehen sie aus?