Michelhausen

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Marktgemeinde
Michelhausen
Wappen Österreichkarte
Wappen von Michelhausen
Michelhausen (Österreich)
Michelhausen (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Tulln
Kfz-Kennzeichen: TU
Fläche: 32,03 km²
Koordinaten: 48° 17′ N, 15° 56′ OKoordinaten: 48° 17′ 23″ N, 15° 56′ 15″ O
Höhe: 195 m ü. A.
Einwohner: 4.116 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 129 Einw. pro km²
Postleitzahl: 3451
Vorwahl: 02275
Gemeindekennziffer: 3 21 20
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Tullner Straße 16
3451 Michelhausen
Website: www.michelhausen.gv.at
Politik
Bürgermeister: Bernhard Heinl (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(21 Mitglieder)
15
5
1
15 
Insgesamt 21 Sitze
Lage von Michelhausen im Bezirk Tulln
Lage der Gemeinde Michelhausen im Bezirk Tulln (anklickbare Karte)AbsdorfAtzenbruggFels am WagramGrafenwörthGroßriedenthalGroßweikersdorfJudenau-BaumgartenKirchberg am WagramKlosterneuburgKönigsbrunn am WagramKönigstettenLangenrohrMichelhausenMuckendorf-WipfingSieghartskirchenSitzenberg-ReidlingSt. Andrä-WördernTulbingTulln an der DonauWürmlaZeiselmauer-WolfpassingZwentendorf an der Donau
Lage der Gemeinde Michelhausen im Bezirk Tulln (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Amtshaus
Amtshaus
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Michelhausen ist eine Marktgemeinde mit 4116 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Bezirk Tulln in Niederösterreich.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michelhausen liegt südwestlich von Tulln am Südrand des Tullnerfeldes in der raumplanerischen Hauptregion „Niederösterreich Mitte[1] und wird landschaftlich zum Mostviertel gezählt. Die Gemeindegrenze folgt im Nordwesten weitgehend dem Lauf der Perschling. Der ebene Nordosten liegt 180 Meter über dem Meer, nach Südwesten steigt das Land bewaldet auf über 300 Meter an.

Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 32,03 Quadratkilometer, davon sind 74 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche und 9 Prozent sind bewaldet.[2]

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gemeindegebiet umfasst folgende acht Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2023[3]):

  • Atzelsdorf (347)
  • Michelhausen (1357)
  • Michelndorf (266)
  • Mitterndorf (224)
  • Pixendorf (1145)
  • Rust im Tullnerfeld (486)
  • Spital (106)
  • Streithofen (185)

Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Atzelsdorf, Michelhausen, Michelndorf, Mitterndorf, Pixendorf, Rust, Spital und Streithofen.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwentendorf an der Donau Langenrohr
Atzenbrugg Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Judenau-Baumgarten
Würmla Asperhofen (PL) Sieghartskirchen

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon im Jahr 834 wird in den Annalen des Stiftes Regensburg eine ecclesia in loco Bersnicka (eine Kirche im Gebiet der Perschling) genannt, wobei voraussichtlich die Kirche in Michelhausen gemeint ist. Die Orte Michelhausen, Acellendorf (Atzelsdorf), Possendorf (Pixendorf), Spital, Mitterndorf und Michelndorf werden erstmals 1252 urkundlich erwähnt, als Bischof Albert von Regensburg dem König Ottokar II. Přemysl die Rückgabe seiner Besitzungen versprach. Streithofen scheint 1112 in einer Urkunde auf, in der Bischof Ulrich von Passau das Dorf Streithofen dem Chorherrenstift St. Georgen schenkte. Rust wird 1219 in einer Urkunde Leopold VI erstmals genannt.[4]

Im Zuge des Ersten Österreichischen Türkenkriegs 1529 und des Großen Türkenkriegs 1683 erfolgten Plünderungen. Unter Freiherr Helmhard Jörger gab es 1579 einen protestantischen Prediger. 1679 wurde der Ort von der Pest heimgesucht und 1781 sowie 1806 teilweise durch Großbrände zerstört.[5] 1972 wurden die Gemeinden Michelhausen und Rust zur Großgemeinde Michelhausen vereinigt. 1974 erfolgte die Markterhebung.

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1256 wurde Michelhausen eine selbständige Pfarre und 1328 wird erstmals ein Pfarrer in der Chronik erwähnt. Das Pfarrgebiet umfasst die Orte Atzelsdorf, Michelhausen, Michelndorf, Mitterndorf, Pixendorf, Spital und Streithofen.[6]

Rust war zuerst eine Filiale der Pfarre Zwentendorf und wurde 1784 im Zuge der Josephinische Reformen eine eigene Pfarre.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenansicht der Pfarrkirche Michelhausen mit der illusionistischen Wand- und Deckenmalerei von Josef Adam Mölk
Pfarrkirche Rust im Tullnerfeld
Leopold-Figl-Museum in Rust

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Katholische Pfarrkirche Michelhausen Hll. Peter und Paul: Die Pfarrkirche wurde in den Jahren 1781 bis 1784 von dem Kremser Baumeister Joseph Koch teilweise neu errichtet, nachdem die Vorgängerkirche bei einem Großbrand zerstört wurde. Sie ist von der ehemaligen Friedhofsmauer umgeben, an der sich einige Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert befinden. Die Saalkirche hat ein im Kern mittelalterliches Langhaus, einen vorgestellten gotischen Westturm sowie einen barocken Chor. 1712 wurde die Marienkapelle und 1734 die Johannes-Nepomuk-Kapelle angebaut.[5][7] Die Wand- und Deckenmalerei aus dem Jahr 1784 führte Josef Adam Mölk durch. Dabei verwirklichte er die barocke Idee des einheitlich durchgestalteten illusionistischen Kirchenraums und gliederte die Wände optisch durch gemalte Stuckdekorationen und Blumengirlanden. Der Hochaltar, ein barocker Säulenadikulaaltar aus dem Jahr 1725, wurde von der aufgelassenen St. Pöltner Karmelitinnen-Klosterkirche nach hierher übertragen. Dabei wurde ein neues Altarblatt eingesetzt, welches ebenfalls Josef Adam Mölk malte (um 1785). Als bemerkenswert gilt die barocke Kanzel mit Sitzstatuen der vier Evangelisten und einem Relief des wunderbaren Fischfangs. 2005 wurde eine neue Orgel von Walter Vonbank vom damaligen Diözesanbischof Dr. Klaus Küng geweiht.
  • Katholische Pfarrkirche Rust im Tullnerfeld hl. Martin: Die nach Plänen von Karl Holey in den Jahren 1947 bis 1949 errichtete Saalkirche mit kurzen Querarmen, Turm und Taufkapelle. Ursprünglich stand an dieser Stelle eine Kirche mit romanischem Langhaus und gotischem Chor, die im Zuge des Zweiten Weltkrieges zerstört wurde.[8]
  • Leopold-Figl-Museum

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 85, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 117. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 1211. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 48,77 Prozent.

In der Gemeinde Michelhausen hat die Landwirtschaft große Bedeutung: Man findet hier Viehhaltungsbetriebe (Rinder, Schweine) als auch Ackerbaubetriebe (Kraut, Rüben, Getreide). Besonders der Krautanbau hat in der Gemeinde schon seit Jahrzehnten große Bedeutung. Wichtige gewerbliche Betriebe in der Gemeinde sind die Firmen Brucha (Michelhausen), SBS System Bau Simperl (Michelhausen), Autoreparaturwerkstätte Hochenthanner (Rust), Gemüsehandel und Krautproduzent Heinreichsberger (Mitterndorf), Leitzinger (Michelhausen), Malermeister Gerald Schneiber (Michelhausen) und Firma AGRI FARM (Michelndorf).

Öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Michelhausen befinden sich zwei Kindergärten[9][10] und eine Volksschule.[11] Ein weiterer Kindergarten liegt in Pixendorf am Gelände des Bahnhof Tullnerfeld.[12]

Bahnhof Tullnerfeld

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eisenbahn: In Michelhausen zweigt die Bahnlinie nach Traismauer und Herzogenburg von der Strecke der Neuen Westbahn ab. Der Bahnhof Tullnerfeld liegt am Ostrand der Gemeinde. Von hier gibt es jeweils eine stündliche Schnellverbindung mit dem Railjet nach Wien und St. Pölten sowie zumindest jeweils eine mit dem Cityjet Express (CJX) (CJX), dazwischen verkehrt die Schnellbahn S40, die den Bahnhof Tullnerfeld auch mit der Bezirkshauptstadt Tulln an der Donau verbindet. Zu den Hauptverkehrszeiten fahren bis zu sechs Züge pro Stunde vom Bahnhof Tullnerfeld Richtung Wien.[13]
  • Straße: Im Westen der Gemeinde zweigt die Kremser Straße B43 von der Wiener Straße B1 ab.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat hat 21 Mitglieder.

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister seit 1850 waren:[20]

in Rust
  • 1850–1870 Michael Rabacher
  • 1870–1895 Ferdinand Rabacher
  • 1895–1906 Karl Aichinger
  • 1906–1922 Anton Sumetzberger
  • 1922–1927 Franz Bogner
  • 1927–1938 Leopold Rödl
  • 1938–1945 Josef Gfatter
  • 1945–1956 Leopold Rödl
  • 1956–1971 Ferdinand Rabacher
in Michelhausen
  • 1850–1858 Anton Beimler
  • 1859–1861 Josef Kleiß
  • 1861–1864 Anton Maier
  • 1864–1876 Franz Wippl
  • 1876–1878 Johann Wutzl
  • 1879–1913 Franz Figl
  • 1913–1919 Ferdinand Geiger
  • 1920–1929 Leopold Fischelmayer
  • 1929–1938 Leopold Bergold
  • 1938–1945 Walter Fischelmayer
  • 1945–1946 Leopold Bergold
  • 1946–1949 Josef Baum
  • 1949–1965 Johann Kiesler
  • 1965–1967 Leopold Mayer
  • 1967–2003 Leopold Jäger
  • 2003–2021 Rudolf Friewald[21]
  • seit 2021 Bernhard Heinl

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1974 wurde der Gemeinde folgendes Wappen verliehen: In Rot ein silberner Schrägrechtsbalken, überdeckt von einem goldenen, schwarzbedachten, festen Haus, mit offenem Tor und ebensolchen Fenstern, überragt von einem Turm.[22]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der in der Gemeinde liegende Ort Rust im Tullnerfeld ist Geburtsort und war Heimat des Politikers Leopold Figl (1902–1965), dem auch das Leopold-Figl-Museum im Ort gewidmet ist.
  • Der Skispringer Thomas Diethart verbrachte seine Kindheit in Michelhausen. Er ist Sieger des Neujahrsspringens 2014 in Garmisch-Partenkirchen sowie des Dreikönigsspringens 2014 in Bischofshofen, dadurch gewann er die Vierschanzentournee 2013/14.
  • Josef Ursin (1822–1896), Politiker, Bürgermeister von Tulln und Mitglied im Reichsrat von Niederösterreich

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Rischanek, Otto Salzborn: Kleindenkmäler und Kapellen der Marktgemeinde Michelhausen und der Pfarre Sieghartskirchen. Tulln 1994.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Michelhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Perspektiven für die Hauptregionen. (PDF) S. 27, abgerufen am 12. Januar 2014.
  2. Ein Blick auf die Gemeinde Michelhausen, Fläche und Flächennutzung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 13. November 2021.
  3. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  4. Gedächtnis des Landes - Orte: Michelhausen. Museum Niederösterreich, abgerufen am 13. November 2021.
  5. a b Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich, südlich der Donau. Teil 2. Verlag Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-365-8, S. 1436 ff.
  6. Pfarre Michelhausen: Chronik; abgerufen am 23. Nov. 2012.
  7. Pfarre Michelhausen: Die Pfarrkirche; abgerufen am 23. Nov. 2012.
  8. Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich, südlich der Donau. Teil 2. Verlag Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-365-8, S. 1881 f.
  9. Kindergärten in NÖ. NÖ Landesregierung, abgerufen am 8. November 2020.
  10. Marktgemeinde Michelhausen: Michelhausen. Abgerufen am 1. Februar 2023 (österreichisches Deutsch).
  11. Schulensuche. In: Schulen online. Abgerufen am 2. Oktober 2020.
  12. Marktgemeinde Michelhausen: Landeskindergarten Michelhausen II (Pixendorf). Abgerufen am 1. Februar 2023 (österreichisches Deutsch).
  13. Fahrplan. ÖBB, abgerufen am 13. November 2021.
  14. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Michelhausen. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 2. Februar 2020.
  15. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Michelhausen. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 2. Februar 2020.
  16. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Michelhausen. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 2. Februar 2020.
  17. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Michelhausen. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 2. Februar 2020.
  18. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Michelhausen. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 2. Februar 2020.
  19. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Michelhausen. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 2. Februar 2020.
  20. Unsere Bürgermeister seit 1850. Marktgemeinde Michelhausen, abgerufen am 13. November 2021 (österreichisches Deutsch).
  21. Thomas Peischl: Michelhausen: Rudolf Friewald legt Bürgermeisteramt zurück. NÖN, 3. November 2021.
  22. Gedächtnis des Landes - Orte: Michelhausen. Museum Niederösterreich, abgerufen am 13. November 2021.