Mittenwald

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Mittenwald ist ein Markt im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen und liegt im oberen Isartal, knapp 100 Kilometer südlich von München zwischen dem Karwendel- und dem Wettersteingebirge, fast unmittelbar an der österreichischen Grenze.

Geschichte

In antiker Zeit verlief durch Mittenwald eine Römerstraße. Es handelt sich um den Brennerpass-Zweig der Via Claudia Augusta, der Augsburg (Augusta Vindelicum) und Bozen (Pons Drusi) verband. Auf Mittenwalder Flur könnte die von der Tabula Peutingeriana erwähnte Straßenstation Scarbia gelegen sein.

Mittenwald geht auf eine im Scharnitzwald gelegene Rodungssiedlung zurück und wurde 1096 als "in media silva" erstmals urkundlich erwähnt, 1305 wurde ihr das Marktrecht verliehen.

Die Wälder der Umgebung waren Grundlage für das Gewerbe der Flößerei. Die Zunft der Flößer verfügte über 20 Meister und zahlreiche Gesellen in Mittenwald. [1]

Es war einer der Hauptorte der zwischen Tirol und Bayern gelegenen ehemaligen Grafschaft Werdenfels, die von 1294 bis zur Säkularisation 1802 dem Hochstift Freising angehörte und erst durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 an Bayern fiel.

Im Mittelalter bedeutender Umschlagplatz auf der Handelsroute vom unteren Weg von Augsburg/Nürnberg nach Venedig, profitierte Mittenwald ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert vom Rottfuhrwesen, dem zeitweilig am Ort abgehaltenen Bozener Markt und dem transalpinen Fernhandel. Am Ende des 17. Jahrhundert entfalteten sich unter diesen Voraussetzungen neue Gewerbe wie die Bortenwirkerei, die Filetseidenstickerei und ab 1689 die Geigenbautradition, begründet durch Matthias Klotz. Seitdem entwickelte sich Mittenwald neben dem sächsischen Markneukirchen zum bis heute bedeutendsten Zentrum des Streich- und Zupfinstrumentenbaus in Deutschland.

Der Bau der Bahnlinie Garmisch-Partenkirchen - Innsbruck (Mittenwaldbahn) um 1912 brachte den Fremdenverkehr in den Ort.

Mittenwald wurde in den 1930er Jahren Garnison und Ausbildungszentrum der Gebirgstruppe der Wehrmacht. Seit 1956 hat es diese Funktion erneut im Rahmen der Bundeswehr.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 gehörte Mittenwald zur Amerikanischen Besatzungszone. Die Militärverwaltung richtete in Mittenwald ein DP-Lager ein für jüdische und ukrainische so genannte Displaced Persons (DPs). Die ukrainischen DPs wurden in der Gebirgsjägerkaserne und im Lager Luttensee (der heutigen Luttensee-Kaserne) untergebracht, für die jüdischen DPs wurden einige Mittenwalder Hotels requiriert.

Das Wappen

In Rot drei grüne Tannen, von denen die äußeren auf beiderseits ansteigenden silbernen Felsen stehen; der Stamm der mittleren ist überdeckt mit einem auf dem Felsen stehenden golden gekrönten schwarzen Mohrenkopf. Die Bäume zwischen den Bergen versinnbildlichen den Namen Mittenwald und beziehen sich zugleich auf seine landschaftliche Lage. Der Mohrenkopf ist dem Wappen des Bistums Freising entnommen, das durch Kauf 1294 Mittenwald samt Garmisch, Partenkirchen und dem Oberen Loisachtal erworben hat.

Brauchtum

Fester Bestandteil der Brauchtumspflege sind die in Vereinen organisierte Musikkapelle, der Trachtenverein, der historische Spielmannszug, die Gebirgsschützen und diverse kirchliche Gruppen, die eigene Feste veranstalten und an allgemeinen Festen und Umzügen teilnehmen. Darüber hinaus gibt es recht urige Vereine wie die "Schoferer" (Schafzüchterverein) oder die Fingerhakler. Wie im gesamten Alpenraum, so ist auch der Fasching in Mittenwald eine besondere Zeit. Dann leben die "Maschkara" (die Maskierten) auf, die Schellenrührer, Jackelschutzer, Goaslschnoizer, Pfannenzieher, Untersberger Mandl, Angler, Teufels- und Bärentreiber, die auf den Straßen und in den Gaststätten zu finden sind. Die zugehörigen Utensilien, vor allem die sehr individuellen Holzlarven (es gibt keine zwei gleichen), sind in Familienbesitz und werden oft seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten weitergegeben. Abends gibt es in den traditionellen Gaststätten gemütliche Abendveranstaltungen (Gungeln) mit Musik und Tanz.

Sehenswertes

Wirtschaft

Die Haupteinnahmequelle des Ortes stellt mit Abstand der Tourismus dar. Im Ort gibt es rd. 600 Beherbergungsbetriebe mit ca. 5.400 Betten sowie etwa 70 Restaurationsbetriebe. Neben einer gut ausgebauten Infrastruktur (u.a. Kunsteisstadion, Erlebnisbad, Tennishalle, Sessellift, Bergbahn) ist Mittenwald auch bekannt für sein altüberliefertes kulturelles Brauchtum. Alle fünf Jahre findet dort der "Bozner Markt" statt, außerdem auch alle vier Jahre der Internationale Geigenbauwettbewerb.

Die Gemeinde gilt, neben dem sogenannten Musikwinkel im sächsischen Vogtland, als das bedeutendste deutsche Zentrum des Streich- und Zupfinstrumentenbaus unserer Zeit. Die Mittenwalder können in diesem Bereich auf eine über 300-jährige Tradition zurückblicken, als deren Begründer Matthias Klotz (1653-1743) gilt. Heute gibt es in Mittenwald ca. 10 selbständige Geigenbaumeister. Außerdem gibt es eine staatliche Fachschule für Geigenbau mit ca. 45 Schülern in 7 Semestern. Die Schule hat eine 150-jährige Tradition und wurde zur Ausbildung der sog. Heimarbeiter gegründet, die Geigenteile herstellten, die dann bei den Verlegern zusammengebaut und in die ganze Welt verkauft wurden. Durch diese Einzelteilanfertigung waren die Geigenbauer nicht mehr in der Lage, ein ganzes Instrument zu bauen. Zusätzlich besteht an der Geigenbauschule seit 1980 ein Zweig für Zupfinstrumentenmacher. Wer alte Mittenwalder Instrumente ansehen möchte, kann das Geigenbaumuseum in der Ballenhausgasse besichtigen. Dieses wurde am 16. April 2005 nach Renovierung und Umgestaltung wieder eröffnet.

In Mittenwald siedelten sich nie nennenswert Industrie- und Großbetriebe an. Zudem ist in letzter Zeit ein vermehrtes Abwandern vorhandener Betriebe zu erkennen. So sollen die Firma GEWA (Musikinstrumente und Zubehör) und Mittenwald Chemie (heute Dokumental) in den nächsten Jahren den Ort verlassen. Dies und der Abbau der Standortverwaltung (Bundeswehr) entziehen dem Ort auf Dauer das zweite Standbein neben dem Tourismus. Bislang waren die Bemühungen, den Ort als Standort der Gebirgstruppen im Kern zu erhalten, erfolgreich. Und auch touristisch wurden in jüngster Vergangenheit, durch die Etablierung des BIKE Transalp Challenge von Mittenwald nach Riva (Gardasee) und des am 24. Juli 2005 eröffneten DSV Nordic-Walking-Aktiv-Zentrums, neue Akzente gesetzt. Ob dies im hart umkämpften touristischen Angebot dauerhaft erfolgreich ist, muss sich erst noch zeigen, zumal in unmittelbarer Nachbarschaft mit Seefeld in Tirol und Garmisch-Partenkirchen zwei namhafte touristische Orte liegen.

Kontroverse um die Traditionspflege der Gebirgsjäger

Auf dem Hohen Brendten befindet sich ein Ehrenmal, an dem jährlich an Pfingsten aktive und ehemalige Gebirgsjäger aus Wehrmacht und Bundeswehr sowie Gebirgssoldaten mehrerer Staaten (mehrheitlich Mitglieder der International Federation of Mountain Soldiers, IFMS) ein Treffen abhalten. Sie gedenken hier den Gefallenen beider Weltkriege, sowie den Opfern des Nationalsozialismus. Angehörige der 1. Gebirgsdivision der Wehrmacht erschossen 1943, auf direkten Befehl Hitlers, über 4000 italienische Kriegsgefangene, die sich auf Kephallonia in Griechenland ergaben[1]. Seit 2002 finden immer wieder Protestaktionen durch linke Gruppierungen statt, die dem Verein Geschichtsrevisionismus und Verherrlichung vorwerfen. Der Kameradenkreis der Gebirgsjäger (Mitglied ist unter anderem der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber), der aus ehemaligen Wehrmachtsoldaten, Bundeswehrangehörigen und Bundeswehrveteranen besteht, weist die Vorwürfe als ungerechtfertigt zurück[2].

Bilder

Städtepartnerschaften

Es besteht eine Partnerschaft mit der Stadt Wyk auf Föhr.

Weblinks


  1. http://www.tagesspiegel.de/dritte-seite/archiv/26.09.2002/233372.asp
  2. http://www.kameradenkreis.de/aktuelles/2006-01-31-pressemitteilung.pdf