Naturräumliche Gliederung der Alpen

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Die beiden Haupteinheitengruppen 02 und 03 enthalten die deutschen Anteile an den Alpen

Die naturräumliche Gliederung der Alpen basiert auf der Einteilung von Landschaften nach Naturräumen, die ab den 1950er Jahren von der Bundesanstalt für Landeskunde in den Arbeiten zum Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands vorgenommen wurde. Die Alpen als naturräumliche Großregion 1. Ordnung wurden, für Deutschland und die unmittelbare Nachbarschaft, in die zwei Großregionen 2. (und gleichzeitig 3.) Ordnung 01 Nördliche Kalkhochalpen und 02 Schwäbisch-Bayerische Voralpen aufgeteilt und diese wiederum in mehrere sogenannte Haupteinheiten (Regionen 4. Ordnung). Diese Gliederung folgt weitgehend der Einteilung in Gebirgsgruppen, und jede Haupteinheit − mit Ausnahme des Kufsteiner und des Oberstdorfer Beckens – enthält sowohl Bergketten als auch die dazwischen liegenden Talböden.

Erst sehr spät (1978–1994) fand eine Verfeinerung 1:200.000 durch Klaus Hormann und Hansjörg Dongus statt, die jedoch, was die Alpen anbetrifft, erheblich in ihrer Systematik abwich (siehe #Naturräumliche Feingliederung nach Hormann und Dongus). Sie reichte bis weit in die Nachbarländer hinein, erfasste indes dennoch natürlich nur einen Bruchteil des Gebirges. In den eigentlichen Alpenländern wird hingegen nicht nach Naturräumen systematisiert.

Der deutsche Anteil an den Alpen wurde vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) in den 2000er Jahren im System des Handbuchs in kompatibler Weise verfeinert, jedoch mit einer geringeren Detailtiefe als bei Hormann und Dongus.

Zwar liegen alle deutschen Anteile an den Alpen in Bayern, jedoch sind sie nicht deckungsgleich mit den Bayerischen Alpen, welche einer anderen länderübergreifenden Gliederung folgen und insbesondere die Berchtesgadener Alpen nicht enthalten. Die Bayerischen Alpen fallen indes weitgehend mit den Schwäbisch-Bayerischen Voralpen zusammen, schließen allerdings die Haupteinheiten 010, 011, 012 und 015 der Nördlichen Kalkhochalpen zusätzlich ein.

Naturräume der Alpen nach LfU[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das LfU zählt, wie auch das Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands und abweichend von Dongus, den Pfänder zu den Alpen. Anders als das Handbuch und auch Hormann rechnet es jedoch den Högl und das Reichenhaller Becken nicht hinzu.

Wie folgt verfeinert das LfU die dreistelligen Haupteinheiten des Handbuchs der naturräumlichen Gliederung Deutschlands:[1]

Naturräumliche Feingliederung nach Hormann und Dongus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die vier Einzelblätter mit Alpenanteil sind erst vergleichsweise spät erschienen. Klaus Hormann schlug im 1978 erschienenen Blatt Salzburg vor, die bisherige Aufspaltung in die Gruppen 01 und 02 aufzugeben und die Ziffern ab 90, die auf dem Festland noch nicht vergeben waren, für eine vom Handbuch deutlich abweichende Gliederung zu verwenden. Diesem Vorschlag folgte auch Hansjörg Dongus, der in den Jahren 1991 bis 1994 die anderen Alpenblätter (Tegernsee, Kaufbeuren/Mittenwald, Lindau/Oberstdorf) als welche der allerletzten Blätter bearbeitete. Die resultierende Gliederung der Alpen weicht in ihrer Struktur deutlich von den anderen Gliederungen ab, da insbesondere die einzelnen Einheiten nicht mehr einfach zusammenhängend sind.

Nagelfluh-Vorberge wie der Pfänder werden, abweichend vom Handbuch, von Dongus nicht den Alpen, sondern dem Alpenvorland zugerechnet. Sie werden, gemeinsam mit der Adelegg und dem Rottachberg, in die neue Gruppe 02 Nagelfluhhöhen und Senken (zwischen Bodensee und Wertach bzw. im Alpenvorland[17]) eingegliedert. Auch die ganz in der Schweiz liegenden und von Süden an den Bodensee stoßenden Molassekämme von St. Gallen-Appenzell werden, ohne Nummernvergabe, in Abweichung vom Handbuch, dieser Gruppe (02) zugerechnet.[2][4][18][19]

Aufteilung in neue Haupteinheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie folgt gliedern Hormann und Dongus das von ihnen untersuchte Gebiet der Alpen in Haupteinheiten:[2][4][18][19]

Die Einheit 02' ist hier unmittelbar nördlich der Alpengrenze erkennbar; Legende siehe Bildbeschreibungsseite
Relief der nordwestlichen Ostalpen:
Die landläufig unter Bregenzerwaldgebirge zusammengefasste Gebirgsgruppe im Westen besteht aus zwei voneinander separierten Westteilen der Flyschgruppe 940, zwischen die sich der Westteil der Schrattenkalkeinheit 950 schiebt. Haupt- und Trenntalboden ist der der Bregenzer Ach (900.60), Trenntal nach Süden das Große Walsertal (900.2)
Der Westflügel der Allgäuer Alpen westlich des Zentrums der Karte enthält über die Ostteile dieser Einheiten hinaus im Norden noch die Nagelfluh-Einheit 960; im (nördlichen) Zentrum der Allgäuer Alpen und des Kartenausschnitts liegt der Talboden 901.
Im Ostflügel der Allgäuer Alpen folgen vom Gebirgsrand ins Innere aufeinander der äußerste Nordostteil der Gruppe 950, der Westteil der Kalk-Voralpeneinheit 936, die Flyscheinheit 941 und die eigentlichen Allgäuer Kalkalpen 931, die sich südlich des Talbodens 901 auch in die Westhälfte ziehen.
Die sich jenseits des Lechtals (930.01–02) anschließenden Lechtaler Alpen im Südosten bestehen demgegenüber genau aus einer Kalkalpeneinheit (932) – was auch auf das Lechquellengebirge im Südwesten zuträfe, welches allerdings (weitgehend) außerhalb des Bearbeitungsgebiets von Blatt Lindau liegt.
Im Ammergebirge im Nordosten des Ausschnitts folgen aufeinander die Flyscheinheit 942, ein Abschnitt der Kalkvoralpeneinheit 936 und der Westen der Zwischenkalkalpeneinheit 935; südöstlich davon schließen sich die Inntaler Riffkalkketten (933) mit (von NO nach SW) dem Wettersteingebirge (933.0), dem Mieminger Gebirge (933.2) und dem Tschirgant (933.5) an.
Legende zu den Bergen und Seen siehe Bildbeschreibungsseite!

Die folgenden 3 Gruppen wurden im Handbuch noch zur (Ex-)Gruppe 02 gerechnet.

Nagelfluh-Berge der Appenzeller Alpen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die beiden Nagelfluh-Gruppen (je 02 und 96) finden sich im Westen des Ausschnitts an der Nahtstelle des Alpenvorlands zu den Alpen

Vorderer Bregenzer Wald[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwäbisch-Bayerische Voralpen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Großregion befindet sich zentral am Nordrand der Alpen, sein Südteil wird von den Zwischenkalkalpen (935) eingenommen; in nicht beschrifteten Segmenten mischen sich Flyschalpen (94) und Randkettenglieder (936) mit Senken (908, 930).

Österreichische Voralpen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nur der Westen der ganz in Österreich liegenden Gruppe ist bearbeitet worden.

Nördliche Kalk-Hochalpen (Westteil)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Gruppe wurde im Handbuch noch zur (Ex-)Gruppe 01 gerechnet, die deutschen Anteile liegen bei Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen.

Der Hauptteil der Großregion (Mitte und Westen, unten) besteht aus den Haupteinheiten 931 bis 933 sowie, im Westen, Teilen von 95.

Nördliche Kalk-Hochalpen (Ostteil)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Gruppe wurde im Handbuch noch zur (Ex-)Gruppe 01 gerechnet, die deutschen Anteile liegen bei Berchtesgaden.

Die Gruppe liegt zu größeren Teilen in Österreich.

Der Hauptteil der Großregion (südlicher Osten des Ausschnitts) besteht aus der Haupteinheit 934 sowie, im Westen, aus Teilen von 933 und 935.

Zentrale Alpen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zentralalpen liegen ganz außerhalb Deutschlands und sind nur in geringerem Umfange kartiert worden.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Naturräume der Haupteinheitengruppen 01 und 02 im BayernAtlas der Bayerischen Staatsregierung – Nördliche Kalkhochalpen und Schwäbisch-Bayerische Voralpen (Hinweise)
  2. a b c d e f g Hansjörg Dongus: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 187/193 Lindau/Oberstdorf. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1991. → Online-Karte (PDF; 6,1 MB)
  3. Bei LfU fälschlich mit Wildengundkopf bezeichnet; jener ist aber 2238 m hoch und gehört bei LfU zum Massiv der Mädelegabel.
  4. a b c Hansjörg Dongus: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 188/194 Kaufbeuren/Mittenwald. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1993. → Online-Karte (PDF; 6,4 MB)
  5. Auf Blatt 187 noch 941 Ostallgäuer Flyschalpen ohne nähere Spezifikation.
  6. LfU: Wettersteingebirge – Lage, Geologie, Biotoptypenverteilung, Erläuterungen zu Biotoptypen, floristische Besonderheiten (PDF; 1,1 MB)
  7. LfU: Karwendelgebirge (Memento des Originals vom 12. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lfu.bayern.de – Lage, Geologie, Biotoptypenverteilung, Erläuterungen zu Biotoptypen, floristische Besonderheiten (PDF; 0,7 MB)
  8. Nach LfU heißt diese Untereinheit, genau wie die übergeordnete Haupteinheit, 020 Vorderer Bregenzer Wald. Um Verwirrungen vorzubeugen, wurde die „.00“ angehängt.
  9. LfU: Vilser Gebirge – Lage, Geologie, Biotoptypenverteilung, Erläuterungen zu Biotoptypen, floristische Besonderheiten (PDF; 1,5 MB)
  10. LfU: Ammergebirge – Lage, Geologie, Biotoptypenverteilung, Erläuterungen zu Biotoptypen, floristische Besonderheiten (PDF; 1,5 MB)
  11. LfU: Niederwerdenfelser Land – Lage, Geologie, Biotoptypenverteilung, Erläuterungen zu Biotoptypen, floristische Besonderheiten (PDF; 0,3 MB)
  12. LfU: Kocheler Berge (Memento des Originals vom 5. Mai 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lfu.bayern.de – Lage, Geologie, Biotoptypenverteilung, Erläuterungen zu Biotoptypen, floristische Besonderheiten (PDF; 0,5 MB)
  13. LfU: Mangfallgebirge – Lage, Geologie, Biotoptypenverteilung, Erläuterungen zu Biotoptypen, floristische Besonderheiten (PDF; 1,2 MB)
  14. LfU: Kufsteiner Becken – Lage, Geologie, Biotoptypenverteilung, Erläuterungen zu Biotoptypen, floristische Besonderheiten (PDF; 0,6 MB)
  15. LfU: Chiemgauer Alpen – Lage, Geologie, Biotoptypenverteilung, Erläuterungen zu Biotoptypen, floristische Besonderheiten (PDF; 0,8 MB)
  16. In der Betitelung von LfU wurde die Saalachaue mit dem Bad Reichenhaller Becken beschriftet! – was indes dem Großteil von 039-B entspricht.
  17. Ursprünglicher Name auf Blatt Lindau/Oberstdorf (1991) war Nagelfluhhöhen und Senken zwischen Bodensee und Isar; indes stellte sich im östlich benachbarten Blatt Kaufbeuren/Mittenwald (1993) heraus, dass diese Einheit nur bis zur Wertach reicht. Dessen ungeachtet gibt es im Schweizer Voralpengebiet eine völlig analoge Region (s. o.), die Dongus ebenfalls in 02 (neu) ansiedelt, weshalb die Beschränkung auf den Raum zwischen Bodensee und Wertach entfällt!
  18. a b Hansjörg Dongus: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 189/195 Tegernsee. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1994. → Online-Karte (PDF; 5,2 MB)
  19. a b Klaus Hormann: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 190/196 Salzburg. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1978. → Online-Karte (PDF; 6,1 MB)
  20. Nur sehr kleine Teile des Lechquellengebirges liegen auf Blatt Lindau, nämlich der Norden der Zitterklapfen-Gruppe; deren Hauptgrat wurde dort der Widderstein-Gruppe zugerechnet, von deren Namensgeber er allerdings orographisch deutlich getrennt ist. Nicht zum naturräumlichen Lechquellengebirge zu rechnen wären in jedem Falle das Zafernhorn östlich des Glatthorns und die Flyschhänge nördlich des Zitterklapfengrats und nordöstlich des Zafernhorns.
  21. a b Blatt Salzburg reicht nur bis 937.1 Osterhorngruppe, daher hat Homann die Benennung der Haupteinheit späteren Bearbeitern in Österreich anheimgestellt.