Oelsnitz/Vogtl.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 25′ N, 12° 11′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Vogtlandkreis | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Oelsnitz/Vogtl. | |
Höhe: | 405 m ü. NHN | |
Fläche: | 53,66 km2 | |
Einwohner: | 9873 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 184 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 08606 | |
Vorwahl: | 037421 | |
Kfz-Kennzeichen: | V, AE, OVL, PL, RC | |
Gemeindeschlüssel: | 14 5 23 300 | |
Stadtgliederung: | Kernstadt, 10 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 1 08606 Oelsnitz | |
Website: | www.oelsnitz.de | |
Oberbürgermeister: | Mario Horn (CDU) | |
Lage der Stadt Oelsnitz/Vogtl. im Vogtlandkreis | ||
Oelsnitz/Vogtl. [Große Kreisstadt im sächsischen Vogtlandkreis. Die Stadt befindet sich südlich von Plauen und ist Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Oelsnitz/Vogtl. Durch Oelsnitz fließt die Weiße Elster.
] ist eineGeographie
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind Bösenbrunn, Eichigt, Mühlental, Tirpersdorf, Triebel und Weischlitz sowie Plauen, die größte Stadt des Vogtlands, im Vogtlandkreis.
Stadtgliederung
- Görnitz
- Hartmannsgrün
- Ober- und Unterhermsgrün
- Lauterbach
- Magwitz mit Göswein
- Planschwitz
- Raasdorf
- Raschau
- Taltitz
- Untermarxgrün
- Voigtsberg
Geschichte
Die erste Besiedlung der Region ist slawischen Ursprungs. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Oelsnitz im Jahre 1200;. die Ersterwähnung der Jakobikirche erfolgte 1227. In den Jahren 1232 bis 1248 errichteten die Vögte von Straßberg die Burg Voigtsberg, das spätere Schloss Voigtsberg. Zwischen 1327 und 1356 erfolgte die planmäßige Anlage der Stadt. Der erste urkundliche Nachweis der Oelsnitzer Stadtrechte stammt aus dem Jahre 1357. In diesem Jahr kamen die Stadt und die Burg Voigtsberg infolge des Vogtländischen Krieges aus dem Besitz der Plauener Vögte an die Wettiner. Im Schmalkaldischen Krieg verloren die ernestinischen Wettiner die Burggrafschaft Meißen an die Familie der Vögte von Plauen, nachdem das katholisch-kaiserliche Heer unter dem böhmischen Heerführer Sebastian von Weitmühl in der Schlacht bei Oelsnitz am 1. November 1546 die kursächsischen Truppen der protestantischen Wettiner besiegte. Oelsnitz gelangte so wieder unter vögtische Herrschaft, bis diese die Herrschaft Voigtsberg samt Oelsnitz 1563 endgültig an die albertinischen Wettiner verloren. Am 13. August 1632, im Dreißigjährigen Krieg, eroberten Truppen des Generals Heinrich von Holk die Stadt, die geplündert und niedergebrannt wurde. Viele Einwohner, auch die in die Kirche geflohenen, kamen dabei ums Leben.[2] Oelsnitz war von 1654 bis 1658 von Hexenverfolgungen betroffen. Eine Frau und ihre Tochter sowie ein Kuhjunge gerieten in Hexenprozesse.[3] Daneben kam es zwischen 1678 und 1688 auch in den heutigen Ortsteilen Magwitz und Voigtsberg zu Hexenverfolgungen. Maria Magdalena, 19 Jahre, Frau vom Gerichtsdiener Hans Thomas Raßenhauer, geriet in einen Hexenprozess und wurde mit Landesverweis bestraft.[4]
Im Juni 1927 war Oelsnitz die erste Stadtgemeinde Deutschlands, in der mit Otto Karl Bachmann ein Mitglied der Kommunistischen Partei zum Bürgermeister gewählt wurde. Bis zur Bildung des Vogtlandkreises 1994 war Oelsnitz Sitz des gleichnamigen Kreises Oelsnitz und hatte ein gemeinsames Kfz-Kennzeichen mit Klingenthal (OVL für Obervogtland).
Wirtschaftsgeschichte
Im 14. Jahrhundert begann die industrielle Entwicklung mit Textilhandwerk und Bergbau (Kupfer, Eisen, Zinn). Die Textilindustrie wurde im gesamten Vogtland vom 16. Jahrhundert an zunehmend zu einem tragenden Wirtschaftszweig. Hinzu kam im 15. und 16. Jahrhundert die Perlenfischerei in der Weißen Elster und ihren Zuflüssen. Oelsnitz erhielt 1865 mit der Strecke Herlasgrün–Falkenstein–Oelsnitz–Adorf–Eger (Voigtländische Staatseisenbahn) einen Eisenbahnanschluss. Durch die Eisenbahn wurde der Bezug von Rohstoffen bzw. Halbfertigprodukten und der Versand der produzierten Erzeugnisse wesentlich vereinfacht. Dies förderte die Industrialisierung auch des Vogtlands. Der Bahnhof Oelsnitz (Vogtl) entwickelte sich mit der Eröffnung der Verbindung Plauen–Oelsnitz zum lokalen Eisenbahnknoten. Heute ist allerdings nur noch die Strecke Plauen–Oelsnitz–Cheb in Betrieb, der Abschnitt Richtung Falkenstein wurde 1951 stillgelegt und abgebaut.
Im Jahr 1880 gründeten Karl Wilhelm Koch und Fritz te Kock die Firma Koch & te Kock als Weberei von Axminster-Teppichen. Durch das Unternehmen wurde im selben Jahr eine Niederlassung zur Teppichherstellung in Oelsnitz und Umgebung, auch in Adorf, angesiedelt. Mit der Firmengründung wurde auch die Marke Halbmond etabliert. Durch die rasante Entwicklung der Teppichherstellung in Oelsnitz wurde der Ort zur „Teppichstadt“ und entwickelte sich zum größten Produktionsort Deutschlands. Das Unternehmen wurde 1913 auf der Internationalen Baufachausstellung in Leipzig mit der Goldmedaille prämiert. Weitere Auszeichnungen auf Ausstellungen und Messen in Chicago und Antwerpen folgten. Die Firmen Koch und te Kock, Adoros und Tefzet wurden 1953 zum VEB Halbmond zusammengefasst. Zu DDR-Zeiten waren alle Teppichwebereien zum VEB Halbmondteppich im VEB Kombinat DEKO Plauen zusammengeschlossen. Der Betrieb firmiert seit 1990 unter dem Namen „Halbmond Teppichwerke GmbH“. Nicht unbedeutend waren auch die Woll- und Leinenverarbeitung, die Gardinenindustrie (VEB Plauener Gardine, Stammbetrieb im VEB Kombinat DEKO Plauen) und die Maschinenstickerei. In einem geringeren, jedoch nicht unbedeutenden Umfang, waren hier auch die Baumwollverarbeitung, die Konfektionsindustrie, unter anderem mit Miederwaren, und sonstige Textilindustrie vertreten. Auch Textilmaschinen wurden in Oelsnitz hergestellt.
Einwohnerentwicklung
1834 bis 1950
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1960 bis 2001
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2002 bis 2013
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Datengrundlage ab 1998: Statistisches Landesamt Sachsen 1 29. Oktober 2 31. August ab 1960: jeweils zum 31. Dezember
Politik
Oelsnitz ist erfüllende Gemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Oelsnitz/Vogtl. Sie ist Mitglied und einer der Initiatoren der tschechisch-deutschen Mikroregion Freunde im Herzen Europas.
Stadtrat
Seit der Gemeinderatswahl am 25. Mai 2014 verteilen sich die 22 Sitze des Stadtrates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:
Städtepartnerschaften
Partnerstadt von Oelsnitz ist Rehau in Bayern.
Sehenswürdigkeiten
- Burg Voigtsberg
- Burgruine Stein
- Rittergut Planschwitz, abgegangene Burg Planschwitz
- Rittergut Magwitz
Gedenkstätten
- Eine Gedenkstätte im hinteren linken Teil des Evangelischen Friedhofs erinnert an sowjetische Kriegsgefangene und Sowjetsoldaten sowie an 29 unbekannte Zwangsarbeiter(innen), die allesamt Opfer im Zweiten Weltkrieg wurden.
- Am Geburtshaus von Georg Dittmar in der Alten Reichenbacher Straße 29 erinnerte zu DDR-Zeiten eine Gedenktafel an den kommunistischen Hitler-Gegner, der 1945 im KZ Bergen-Belsen umkam.
Galerie
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Das Rathaus am Markt, errichtet zwischen 1861 und 1864 (Höhe 42 m)
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Das Zoephelsche Haus, eines der ältesten Gebäude, im Hintergrund die St. Jakobikirche
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Die Katharinenkirche (Kommunikations- und Kulturzentrum)
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Die wieder aufgestellte Persiluhr am Heppeplatz
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Blick nach Schöneck, dem „Balkon des Vogtlandes“
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Blick auf Oelsnitz vom Vorwerk
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Neuer Brunnen auf dem Marktplatz
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Bahnhof Oelsnitz um 1910
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1990 erfolgte 1991/1992 auf 72 Hektar im Norden von Oelsnitz in der Nähe der Autobahnauffahrt Plauen-Süd die Erschließung des Gewerbegebiets „Johannisberg“. Derzeit werden in Oelsnitz unter anderem Vliesstoffe für die Kfz-Innenausstattung, Gitter- und Blechprofilroste, Büromöbel und – der Tradition folgend – Miederwaren hergestellt.
Das bekannteste Unternehmen der Stadt sind die Halbmond Teppichwerke am Bahnhof, einst der VEB Halbmond. Nach einem umfangreichen Investitionsprogramm ab 1994 wurde Halbmond 1996 von der britischen Allied Textile gekauft. Im Jahr 2004 war der Umbau des Unternehmens zum Hersteller hochwertiger Objektteppichböden und die Konzentration auf den Teppich-Spritzdruck erfolgt. Der Geschäftsführer Ralf Litzenberg und der Prokurist Martin Scheel erwarben 2007 die kompletten Geschäftsanteile; gleichzeitig wurde das größte Investitionsprogramm seit 1994 beschlossen. Im Jahr 2008 ging die weltweit modernste Chromojet Druckanlage bei Halbmond in Betrieb. Diese Technik des Spritzdruckes erlaubt auch kleine Mengen auf hohem Qualitätsniveau wirtschaftlich zu produzieren. Das Ergebnis sind strapazierfähige Objekt-Teppichböden, die nach den individuellen Vorstellungen der Kunden gefertigt werden.
Der größte Arbeitgeber der Region ist die Firma Gebr. Meiser, die im Industriegebiet Johannisberg ansässig ist. Im Juli 1994 wurde der Betrieb in Oelsnitz fertiggestellt und später noch erheblich vergrößert. Das Firmengelände umfasst rund 150.000 m² mit insgesamt 30.000 m² Produktions- und Lagerhallen. Zum Produktionsprogramm gehören Gitterroste, die auf elf Fertigungsstraßen hergestellt werden sowie Stahltreppenanlagen und Werkzeuge.
Öffentliche Einrichtungen
- Schloss Voigtsberg mit Teppichmuseum
- Kulturzentrum Katharinenkirche
- Mehrgenerationenhaus Goldene Sonne mit Kinder- und Jugendzentrum
- Elstertalstadion und Oelsnitzer Turnhalle
- Stadtbad Elstergarten
Bildung
- Oelsnitz besitzt drei Grundschulen: die Evangelische Grundschule in der Pestalozzistraße, die Grundschule am Karl-Marx-Platz sowie die Grundschule Am Stadion.
- Eine Oberschule befindet sich am Karl-Marx-Platz und ist außerhalb Plauens die größte Oberschule des Vogtlandkreises.
- Eine Förderschule befindet sich im Ortsteil Voigtsberg.
- Das Julius-Mosen-Gymnasium ist in der Melanchthonstraße.
- Im Gewerbegebiet am Willy-Brandt-Ring findet man das Berufliche Schulzentrum für Technik und Hauswirtschaft Reichenbach, Außenstelle „Adam Friedrich Zürner“ Oelsnitz.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Johann Gottfried Wetzstein (1815–1905), deutscher Diplomat
- Adolf Hitler (1889–1945), deutscher Reichskanzler, Verleihung im April 1933, mit Ratsbeschluss offiziell aberkannt in 2003[6]
- Peter-Emil Rupp (1930–2006), Industriemanager, Mäzen, 2003 für seine Verdienste um die wirtschaftliche Förderung der Stadt nach der Wiedervereinigung, Ehrengrab in Oelsnitz
- Eberhard Hertel (* 1938 in Oelsnitz), volkstümlicher Sänger und Jodler, 2008 für seine Verdienste um seinen Heimatort und die vogtländische Kultur
Söhne und Töchter der Stadt
- Johann Pfretzschner (um 1495–um 1552), Ratsmaurermeister und Ehrenbürger in Leipzig
- Johann Josua Löner (1535–1595) Theologe
- Caspar Olza (der Jüngere) (1565–1634), evangelischer Pfarrer der Kirche St. Georg in Schöneck
- Johann Rosenmüller (1619?–1684), Komponist
- Benedikt Kunstmann (1648–1705) deutscher Jurist und gekrönter Dichter
- Johann Christian Engelschall (1675–1749), Pfarrer und Chronist
- Johann Gottfried Wetzstein (1815–1905), Orientalist und preußischer Konsul in Damaskus (1849–1861)
- Oskar Schanz (1868–1920), Jurist und konservativer Politiker, MdL (Königreich Sachsen)
- Alfred Schanz (1868–1931), Orthopäde in Dresden
- Paul Gläser (1871–1937), Kirchenmusiker, Komponist und Kirchenmusikdirektor
- Helmut Nitzsche (1914–2002), Bildender Künstler und Glasmaler
- Dieter Müller (* 1941), Politiker (SED) und Gewerkschaftsfunktionär (FDGB)
- Siegfried Knüpfer (* 1941), Eisenbahningenieur
- Volker Schlott (* 1958), Jazzmusiker, Komponist, Dozent
- Volker Eckert (1959–2007), Serienmörder
- Silvio Kuhnert (* 1969), Koch, Sänger und Musikproduzent
- Ronny Weller (* 1969), Gewichtheber, Olympiasieger 1992, Weltmeister 1993, mehrfacher Europameister im Schwergewicht, erfolgreichster deutscher Gewichtheber der 1990er Jahre
- René Hoppe (* 1976), Bobsportler
- Stefanie Hertel (* 1979), Sängerin des volkstümlichen Schlagers
Persönlichkeiten, mit der Stadt verbunden
- Paul Rebhun (1505–1545), Dichter und Superintendent in Oelsnitz
- Dietrich Nitzsche (* 1934), Bildhauer
- Gunther Nitzsche (* 1936), Agrarwissenschaftler, Museumsleiter
Literatur
- Chronik der Schulen zu Oelsnitz i. Vogtl. Götze & Thenau. Oelsnitz i. Vogtl. 1902 (Digitalisat)
- Johann Gottlieb Jahn: Urkundliche Chronik der Stadt Oelsnitz und des Schlosses und Amtes Voigtsberg. Oelsnitz 1841 (Digitalisat).
- Richard Steche: Oelsnitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 10. Heft: Amtshauptmannschaft Oelsnitz. C. C. Meinhold, Dresden 1888, S. 12.
Weblinks
- Webpräsenz von Oelsnitz
- Oelsnitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2024. (Hilfe dazu).
- ↑ http://www.kirche-oelsnitz.de/index.php?page=jakobi
- ↑ Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen. Köln/Weimar/Wien 2003, S. 540 f.
- ↑ Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen. Köln/Weimar/Wien 2003, S. 622–624.
- ↑ Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2014
- ↑ Sächsische Zeitung: Archivar entdeckte braunen Schandfleck in SZ-online, 4. März 2003, abgerufen am 5. Oktober 2015