Ralph Fiennes

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Oktober 2016 um 20:10 Uhr durch 88.66.253.149 (Diskussion) (→‎Deutsche Synchronstimmen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ralph Fiennes (2013)

Ralph Nathaniel Twisleton-Wykeham-Fiennes, gewöhnlich verkürzt auf Ralph Fiennes, Aussprache: /ˈɹɛɪf ˈfaɪnz/[1], (* 22. Dezember 1962 in Ipswich, Suffolk, England) ist ein britischer Schauspieler und Filmregisseur.

Leben

Familie

Ralph Fiennes ist der älteste Sohn des Fotografen und Illustrators Mark Fiennes (1933–2004) und der Schriftstellerin Jennifer Lash (1938–1993). Aus dieser Ehe stammten ferner Magnus (Komponist und Musikproduzent), die Zwillinge Joseph Fiennes (ebenfalls Schauspieler – Shakespeare in Love, Luther) und Jacob Mark (Förster), außerdem die Töchter Martha Maria (Regisseurin) und Sophia Victoria (Dokumentarfilmregisseurin). Er ist der Enkel des Industriellen Maurice Fiennes. Als Pflegebruder wuchs Michael Emery (Archäologe) (* 1952) mit ihnen auf. Der weitverzweigten Adelsfamilie Twisleton-Wykeham-Fiennes gehört auch der Forscher und Abenteurer Sir Ranulph Fiennes an. Fiennes ist Neffe des Theologieprofessors Nicholas Lash und Großneffe des Benediktinerpaters Dom Sebastian Moore. Fiennes und seine Geschwister lebten – durch die Berufswechsel des Vaters bedingt – an verschiedenen Orten in England und Irland und wohnten unter anderem in West Cork.

Von 1993 bis 1997 war Ralph Fiennes mit der Schauspielerin Alex Kingston verheiratet – sie hatten gemeinsam die Schauspielschule besucht. Zwischen 1995 und 2006 war Fiennes mit der britischen Schauspielerin Francesca Annis liiert, die er bei einer Hamlet-Produktion kennenlernte, in der sie Hamlets Mutter spielte.

Ausbildung und Karriere

Ralph Fiennes bei der Präsentation seines Films Coriolanus auf der Berlinale 2011

Schon in jungen Jahren fiel seine künstlerische Begabung seiner Mutter auf, die ihn und seine Geschwister intensiv förderte. Ralph Fiennes übernahm in zwei Filmen seiner Schwester (Onegin und Chromophobia) die Hauptrolle.

Ralph Fiennes begann nach der Schule zunächst ein Studium in bildender Kunst an der Chelsea School of Art, wechselte aber nach einem Jahr ins Schauspielfach. Nach erfolgreichem Abschluss an der Royal Academy of Dramatic Art wurde er 1988 von der Royal Shakespeare Company engagiert. Seit 1987 ist er Mitglied des Royal National Theatre. Fiennes ist der Bühne bis heute eng verbunden. So war er auch nach seinem internationalen Durchbruch mehrfach auf der Bühne zu sehen, beispielsweise als Shakespeares Hamlet oder in Ibsens Brand. Oft wird er deshalb mit Laurence Olivier verglichen. Im Frühjahr 2006 wirkte er als Frank Hardy In Brian Friels Faith Healer auf der Bühne des Gate Theatre, Dublin, mit. Die erfolgreiche Produktion wechselte im Sommer an den Broadway in New York. 2011 spielte der den Prospero in Shakespeares Der Sturm am Theatre Royal Haymarket. 2016 spielte er in London die Titelrolle in Shakespeares Richard III. am Almeida Theatre, wo er bereits früher den Hamlet (1995), Richard II. (2000) und Coriolanus (2010) gespielt hatte.

Der Schwerpunkt seines Schaffens liegt jedoch im Sektor Film. Die Darstellung des KZ-Kommandanten Amon Göth in Schindlers Liste brachte ihm eine Oscar-Nominierung ein, ebenso die Rolle des Laszlo Almasy in Der englische Patient. Fiennes drang in seiner Darstellung des Mörders Göth und des tragischen Liebhabers Almasy in die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche ein. Seine Rollenauswahl reicht von historischen Figuren wie T. E. Lawrence, Marcel Proust über Romanverfilmungen, z. B. Michael Ondaatjes Der englische Patient, Peter Careys Oscar und Lucinda, Graham Greenes Das Ende einer Affäre, Alexander Puschkins Eugen Onegin, moralisch fragwürdige Menschen (oder Bösewichten) (Quiz Show, Roter Drache) bis zu romantischen Helden wie in Maid in Manhattan. 1998 wirkte er in dem Remake von Mit Schirm, Charme und Melone an der Seite von Sean Connery und Uma Thurman mit. Der Film floppte jedoch an den Kinokassen. Ab dem vierten Teil der Verfilmung der Harry-Potter-Reihe (Harry Potter und der Feuerkelch) übernahm Ralph Fiennes die Rolle des Lord Voldemort, Harry Potters Erzfeind.

Darüber hinaus war Fiennes auch als Sprecher in zahlreichen Hörbuchproduktionen bzw. als Synchronsprecher in Zeichentrickfilmen wie Der Prinz von Ägypten, Der Mann der 1000 Wunder oder für den Stop-Motion-Trickfilm Wallace & Gromit – Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen aktiv.

Sozial engagiert er sich für Unicef (Unite for Children, Unite against AIDS), Wildaid und The Constant Gardener Trust.

2011 erhielt Fiennes für Coriolanus, sein Spielfilmdebüt als Regisseur, eine Einladung in den Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Berlin. Dabei handelt es sich um eine moderne Variante des gleichnamigen Shakespeare-Stoffes. 2013 inszenierte er mit The Invisible Woman seinen zweiten Film.

Im Jahr 2012 spielte Fiennes im James Bond-Film Skyfall den ehemaligen Geheimagenten Gareth Mallory, der im Verlauf des Films zum neuen „M“ wird. Somit übernimmt Fiennes Rolle die Position von Judi Denchs Figur, die sie in insgesamt sieben Bond-Filmen innehatte. In dem Film Grand Budapest Hotel, der bei den Berliner Filmfestspielen 2014 den Silbernen Bären erhielt, spielte er die Hauptrolle. 2014 spielte er unter der Regie von Vera Glagoleva die Rolle des Rakitin in einer russisch Verfilmung des Theaterstücks Ein Monat auf dem Lande von Iwan Turgenjew.[2]

Filmografie

Als Schauspieler

Als Regisseur

Als Sprecher

Auszeichnungen

Fiennes 2006 bei der Verleihung der Tony Awards
  • 1993: Oscar- und Golden-Globe-Nominierung als Bester Nebendarsteller für Schindlers Liste
  • 1994: BAFTA Award als Bester Nebendarsteller für Schindlers Liste
  • 1994: Boston Society of Film Critics Award als Bester Nebendarsteller für Schindlers Liste
  • 1994: Chicago Film Critics Association Award als Bester Nebendarsteller für Schindlers Liste
  • 1994: Dallas–Fort Worth Film Critics Association Award als Bester Nebendarsteller für Schindlers Liste
  • 1994: National Society of Film Critics Award als Bester Nebendarsteller für Schindlers Liste
  • 1994: New York Film Critics Circle Award als Bester Nebendarsteller für Schindlers Liste
  • 1994: Nominierung – Los Angeles Film Critics Association Award als Bester Nebendarsteller für Schindlers Liste
  • 1994: Nominierung – MTV Movie Award für den Besten Durchbruch für Schindlers Liste
  • 1995: Tony Award als Bester Hauptdarsteller für Hamlet
  • 1996: Saturn Award-Nominierung als Bester Hauptdarsteller für Strange Days
  • 1997: Oscar- und Golden-Globe-Nominierung als Bester Hauptdarsteller für Der englische Patient
  • 1997: BAFTA-Nominierung als Bester Hauptdarsteller für Der englische Patient
  • 1996: Nominierung-Satellite Award als Bester Darsteller für Der Englische Patient
  • 1996: Nominierung-Screen Actors Guild Award für das beste Ensemble für Der Englische Patient
  • 1996: Nominierung-Screen Actors Guild Award als Bester Darsteller für Der Englische Patient
  • 1996: Nominierung-Southeastern Film Critics Association Award als Bester Darsteller für Der Englische Patient
  • 1999: Goldene Himbeere-Nominierungen als Schlechtester Schauspieler und Schlechtestes Leinwandpaar (mit Uma Thurman) für Mit Schirm, Charme und Melone
  • 2000: BAFTA-Nominierung als Bester Hauptdarsteller für Das Ende einer Affäre
  • 2000: Europäischer Filmpreis als Bester Darsteller für Ein Hauch von Sonnenschein
  • 2005: British Independent Film Award als Bester Hauptdarsteller für Der ewige Gärtner
  • 2005: BAFTA-Nominierung als Bester Hauptdarsteller für Der ewige Gärtner
  • 2006: Evening Standard British Film Award als Bester Hauptdarsteller für Der ewige Gärtner
  • 2006: Nominierung-Tony Award als Bester Hauptdarsteller für Faith Healer
  • 2009: Golden-Globe-Nominierung als Bester Nebendarsteller für Die Herzogin
  • 2009: Golden-Globe-Nominierung als Bester Hauptdarsteller in einer Mini-Serie oder Fernsehfilm für Bernard and Doris
  • 2009: British Independent Film Awards-Nominierung als Bester Nebendarsteller für Die Herzogin
  • 2011: BAFTA-Nominierung Outstanding Debut by a British Writer, Director or Producer für Coriolanus
  • 2014: Denver Film Critics Society als bester Schauspieler für Grand Budapest Hotel
  • 2014: Indiana Film Journalists Association als bester Schauspieler für Grand Budapest Hotel
  • 2014: BAFTA-Nominierung für den besten Schauspieler in einer Hauptrolle für Grand Budapest Hotel
  • 2014: Nominierung-Broadcast Film Critics Association Award für den besten Schauspieler für Grand Budapest Hotel
  • 2014: Broadcast Film Critics Association Award für den besten Schauspieler in einer Komödie für Grand Budapest Hotel
  • 2014: Nominierung-Golden Globe Award for Best Actor-Motion Picture Musical or Comedy für Grand Budapest Hotel
  • 2014: Nominierung-San Diego Film Critics Society Award for Best Actor für Grand Budapest Hotel
  • 2014: Nominierung-Utah Film Critics Association Award for Best Actor für Grand Budapest Hotel
  • 2015: Empire Awards – Empire Legend

Sprecher (Auswahl)

Ralph Fiennes hat mehrfach Prosa und Gedichte für Audiomedien eingelesen:[3]

  • Peter Carey: Oscar and Lucinda, Random House, 1997, ISBN 0679460985 (gekürzte Fassung, Audiocassetten)
  • Rudyard Kipling Readings by Ralph Fiennes at Bateman’s with incidental music, Droffig, 2003 (CD); Neuauflage: Orchid Classics, 2010 (CD)
  • Love Bade Me Welcome: Songs and Poetry from the Renaissance, BIS, 2005 (CD)
  • Michael Ondaatje: The English Patient, Random House Audio, 2007, ISBN 0739343947 (gekürzte Fassung; CD)
  • T. S. Eliot: Four Quartets, Faber & Faber, 2009, ISBN 0571249590 (CD)

Deutsche Synchronstimmen

Fiennes wurde im Deutschen bisher primär von den einander sehr ähnlichen Stimmen von Peter Faerber (Schindlers Liste) und Udo Schenk (unter anderem in Der englische Patient, Onegin – Eine Liebe in St. Petersburg und Sunshine – Ein Hauch von Sonnenschein) synchronisiert sowie auch von Marcus Off (z. B. in Der ewige Gärtner) und Tobias Meister (in Das Ende einer Affäre).

Weblinks

Commons: Ralph Fiennes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „It’s Raiph actually“. The Guardian, abgerufen am 20. Januar 2015
  2. Filmkritik in The Hollywood Reporter, 24. September 2014, abgerufen am 18. Oktober 2015.
  3. Ralph Fiennes: Audiobooks, audio cassettes and audio CDs