Trostfrauen

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Trostfrauen in Myitkyina, Myanmar, nach deren Befreiung durch US-Soldaten, 14. August 1944
Trostfrauen, die einen Fluss im Tross von Soldaten überqueren
Chinesisches Mädchen einer japanischen „Trosteinheit“ mit einem britischen Offizier in Rangun

Trostfrauen“ (jap. 慰安婦, ianfu) ist ein euphemistischer Begriff für Mädchen und Frauen, die für die japanischen Kriegsbordelle des Zweiten Weltkrieges zwangsprostituiert wurden.

Hintergründe

Da traditionell mit Prostitution in Japan recht offen umgegangen wurde, wurde es als konsequent erachtet, organisierte Prostitution für die japanische Armee bereitzustellen.[1] Die japanische Führung versprach sich vom einfachen Zugang zu Prostituierten eine bessere Moral der Soldaten und damit eine effizientere Armee. Überdies wollte man damit die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten unter den Soldaten eindämmen. Die organisierte Prostitution sollte außerdem Vergewaltigungen an der Zivilbevölkerung verhindern. Diese Diskussion wurde vorwiegend in Japan selbst geführt, um kriegskritischen Stimmen im eigenen Lager zu begegnen.[2]

Schätzungen vermuten 100.000 bis 300.000 betroffene Mädchen und Frauen. Der Historiker Yoshiaki Yoshimi berechnete basierend auf Daten einer Einheit, bei der eine Trostfrau auf 100 Soldaten kam, dass es insgesamt etwa 50.000 bis 200.000 Trostfrauen gegeben haben dürfte. Ikuhiko Hata setzte die untere Grenze bei 20.000. Der chinesische Historiker Su Zhiliang geht hingegen von 360.000 bis 410.000 Trostfrauen aus, davon 200.000 Chinesinnen.[3] Die meisten Opfer stammten aus Korea und China, aber auch aus anderen besetzten Gebieten wie Indonesien, Malaysia, Philippinen, Taiwan, sowie Japan selbst. Ein geringer Anteil der Frauen stammte auch aus den Niederlanden und Australien.

Nach 1945 wurden viele Dokumente aus Furcht vernichtet, die beteiligten Männer könnten als Kriegsverbrecher zur Rechenschaft gezogen werden. Auch wurden viele Frauen vom japanischen Militär ermordet oder an der Heimkehr in ihre Heimatländer gehindert. Diejenigen, die in Lager der Alliierten kamen, konnten nach einiger Zeit in ihre Heimat zurückkehren. Viele von ihnen schwiegen aus Scham über ihre Vergangenheit oder wurden stigmatisiert und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Bei den Kriegsverbrecherprozessen wurde die Zwangsprostitution nicht thematisiert. In Japan gibt es bis heute (2015) keinen Konsens über Kriegsverbrechen und Schuld.[4] Die Thematik wurde und wird in Japan diskutiert.

Anwerbung und Zwang

Zu Beginn des Krieges rekrutierten japanische Behörden Prostituierte durch konventionelle Methoden. Mittelsmänner schalteten Anzeigen in japanischen Zeitungen, die in den Kolonien Korea, Taiwan, Mandschuko und China verbreitet waren. Diese Methoden kamen schnell an ihre Grenzen, da das Reservoir an freiwilligen, berufsmäßigen Prostituierten sehr beschränkt war.

Am 17. April 2007 berichteten Yoshiaki Yoshimi und Hirofumi Hayashi, sieben Dokumente der Tokioter Prozesse gefunden zu haben, in denen angegeben wird, dass die kaiserlich-japanischen Militärkräfte – zum Beispiel die Tokkeitai (Marinemilitärpolizei) – Töchter von Männern, die die Kempeitai (Heeresmilitärpolizei) angegriffen hatten, zwangen, in Bordellen an der Front in China, Indochina und Indonesien zu arbeiten. Ursprünglich waren diese Dokumente bei den Kriegsverbrecherprozessen veröffentlicht worden. Eines dieser Dokumente zitiert einen Leutnant, der berichtet, ein solches Bordell eingerichtet und selbst genutzt zu haben. Eine andere Quelle berichtet von Tokkeitai-Mitgliedern, die Frauen von der Straße weg verhafteten, medizinisch zwangsuntersuchen ließen und danach in Bordelle brachten.[5]

Am 12. Mai 2007 veröffentlichte Taichiro Kaijimura die Entdeckung von 30 Dokumenten der niederländischen Regierung, die an das Tokioter Tribunal gesendet wurden, in denen von massenweiser erzwungener Prostitution bei einem Vorfall 1944 in Magelang berichtet wird.[6]

Da das Außenministerium die Ausstellung von Reisevisa für japanische Prostituierte einstellte, begann das Militär mehr und mehr „Trostfrauen“ außerhalb Japans zu suchen, speziell in Korea und dem besetzten Teil Chinas.[7][8][9][10][11] Viele Frauen wurden auch durch Betrug zu Prostituierten gemacht. Ein Bericht der US-Armee, der Interviews mit 20 solcher Frauen wiedergab, berichtet von Frauen aus Burma, denen von japanischen Offizieren hohe Geldsummen für „Auslandsdienste“ versprochen wurden, mit denen sie Familienschulden und Ähnliches hätten bezahlen können, und die, nachdem die Frauen sich verpflichtet hatten, nie gezahlt wurden. Stattdessen war ihnen nur ein niedriger Abschlagsbetrag von einigen hundert Yen ausgehändigt worden.[12]

In städtischen Gebieten wurden neben der Anwerbung durch Anzeigen auch Entführungen genutzt. Besonders in Frontnähe wurden auch die lokalen Autoritäten direkt vom japanischen Militär aufgefordert, Frauen für Bordelle bereitzustellen. Mit Fortgang des Krieges verschlimmerte sich diese Situation. Zeugen aus Osttimor haben berichtet, dass es Mädchen gab, die noch vor ihrer ersten Regelblutung eingezogen wurden.[13] Da im Laufe des Krieges der „Nachschub“ an Prostituierten zum Teil nicht mehr ausreichend war, begannen die japanischen Truppen, sich durch Plünderung usw. selbst zu versorgen. Vor allem in Gebieten, in denen die Bevölkerung den Besatzern besonders feindlich gesinnt war, führten japanische Truppen die Taktik der verbrannten Erde durch und vergewaltigten und entführten Frauen aus der Bevölkerung.[14][15][16] So entstand in den von Japan während des Zweiten Weltkriegs besetzten Gebieten eines der größten historisch bekannten und systematisch aufgebauten Netzwerke von Zwangsprostitution.[2]

Behandlung der Trostfrauen

Ein Soldat der Einheit 731, Yasuji Kaneko, sagte aus: „Die Frauen schrien, aber uns war egal, ob die Frauen lebten oder tot waren. Wir waren des Kaisers Soldaten. Ob in Militärbordellen oder in den Dörfern – wir vergewaltigten, ohne zu zögern.“[17] Auch Schläge und Folter seien nicht unüblich gewesen.[18][19]

Im Februar 1944 wurden zehn niederländische Frauen von Mitgliedern der kaiserlich japanischen Armee aus ihren Gefangenenlagern in Java herausgeholt, um sie als Zwangsprostituierte einsetzen zu können.[20][21] Sie wurden täglich geschlagen und vergewaltigt. Vor einem Komitee des US-Repräsentantenhauses bezeugte Jan Ruff-O’Hearn:

„Viele Geschichten sind erzählt worden von dem Schrecken, der Brutalität, dem Leid und dem Hungern der niederländischen Frauen in japanischen Gefangenenlagern. Aber eine Geschichte wurde nie erzählt, die schändliche Geschichte von der schlimmsten Verletzung der Menschenrechte durch die Japaner während des Zweiten Weltkrieges. Die Geschichte der Trostfrauen, der jugun ianfu und wie diese Frauen gegen ihren Willen gezwungen wurden, den Mitgliedern der japanischen kaiserlichen Armee sexuelle Dienste zu leisten. In den sogenannten Trostzentren wurde ich Tag und Nacht systematisch geschlagen und vergewaltigt. Sogar der Arzt, der uns regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten untersuchte, vergewaltigte mich jedes Mal, wenn er ins Bordell kam, um uns zu untersuchen.[20][21]

Aufgrund von Protesten der Niederlande wurden die Frauen drei Monate später zurück in ihre Gefangenenlager gebracht, die verantwortlichen Offiziere allerdings von japanischer Seite dafür bis zum Ende des Krieges nicht bestraft.[22] Nach dem Krieg wurden elf japanische Offiziere durch den Kriegsgerichtshof Batavia für schuldig erklärt und einer davon hingerichtet.

Hank Nelson, emeritierter Professor der Australischen Nationaluniversität, hat über Bordelle in Rabaul in Papua-Neuguinea geschrieben, die vom japanischen Militär betrieben wurden. Er zitiert darin aus dem Tagebuch von Gordon Thomas, einem Kriegsgefangenen in Rabaul. Thomas schreibt, dass die Frauen, die in den Bordellen arbeiten, täglich „zwischen 25 und 35 Mann“ zu Diensten sein müssen und Opfer des „gelben Sklavenhandels“ seien.[23] Nelson zitiert auch einen Chirurgen der Marine namens Kentaro Igusa, der beschreibt, dass die Frauen trotz Infektionen und anderen Krankheiten arbeiten mussten, obwohl sie um Hilfe bettelten und weinten.[23]

Öffentliche Debatte nach dem Krieg bis heute

In Japan begann offiziell eine Diskussion über dieses Thema in den 1970er Jahren.[2] In Südkorea meldeten sich ab Ende der 1980er Jahre nach und nach ehemalige Zwangsprostituierte in der Öffentlichkeit zu Wort, und 1992 begannen sie, jeden Mittwoch vor der japanischen Botschaft in Seoul mit den Worten zu protestieren: „Es ist die japanische Regierung, die sich schämen muss, nicht wir!“[24] Auch Geständnisse ehemaliger japanischer Offiziere machten das Schicksal dieser Frauen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Entschuldigungen und Entschädigungen

1965 schlossen Südkorea und Japan nach 14-jährigen Verhandlungen den Grundlagenvertrag zwischen Japan und der Republik Korea, der die Beziehungen zwischen beiden Ländern normalisieren sollte. Südkorea forderte 364 Millionen US$ an Entschädigungszahlungen für eine Million koreanische Zwangsarbeiter. Japan leistete 800 Millionen US$ an Hilfszahlungen und Niedrigzinskrediten über 10 Jahre, die alle Forderungen Koreas abgelten sollten, was auch die Ansicht der südkoreanischen Regierung bis in die 90er Jahre war. Japan beabsichtigte, dass die südkoreanische Regierung diese Gelder den Opfern zukommen lässt, jedoch wurden die Gelder zur Gänze zum Aufbau der Infrastruktur und Wirtschaft genutzt.[25]

Am 1. Januar 1992 bat Premierminister Kiichi Miyazawa um Entschuldigung für Japans Umgang mit den Trostfrauen und wiederholte dies am 16. bzw. 17. Januar bei Südkoreas Präsident Roh Tae-woo bzw. vor dem südkoreanischen Parlament.[26]

1993 gab Kabinettssekretär Yōhei Kōno in der Kono-Erklärung (englisch: Kono statement) bekannt, dass die Regierung im Dezember 1991 eine Studie zur Untersuchung dieses Themas in Auftrag gegeben hatte, welche die Beteiligung der japanischen Armee an der Beschaffung der Frauen für die Kriegsbordelle belege.[27] Dies führte dazu, dass dieses Kapitel der Kriegsgeschichte 1994 in die Schulbücher aufgenommen wurde, wenngleich auch auf Betreiben von liberaldemokratischen Politikern nicht alle Schulbücher dieses Thema behandeln.[2] Die japanische Regierung hat seitdem mehrfach ihr Bedauern für die Verwicklung der Armee und den Umgang mit den Trostfrauen ausgedrückt und um Entschuldigung gebeten.

1995 wurde von der japanischen Regierung ein privater Fonds mit dem Namen Asian Women’s Fund eingerichtet, um den betroffenen Frauen eine finanzielle Entschädigung sowie „medizinische Unterstützung und Sozialhilfe“ auszuzahlen. Der vom damaligen Premierminister Tomiichi Murayama geleitete Fonds wurde durch Spenden aus der japanischen Öffentlichkeit mitfinanziert. Von den elf Millionen Euro bekamen 364 ehemalige Zwangsprostituierte Geld. Die japanische Regierung hatte etwas mehr als die Hälfte gespendet, der Rest kam von privaten Gebern. Dazu erhielten sie eine inoffizielle, vom jeweils amtierenden Premierminister unterschriebene schriftliche Entschuldigung. Viele frühere Zwangsprostituierte weigerten sich aufgrund des inoffiziellen Charakters des Fonds, diese Entschädigung zu beantragen. Viele erwarten und verlangen eine direkte Entschuldigung und Entschädigung vom japanischen Staat. Die japanische Regierung stellt sich jedoch auf den Standpunkt, dass das Problem mit den Friedensverträgen nach dem Krieg gelöst worden sei. Anfang 2005 wurde die Auflösung des Fonds zum März 2007 angekündigt.[28] Indonesien erhielt 3,1 Millionen US$ für medizinische Einrichtungen und Altenheime für seine Trostfrauen.[25]

Während sein Vorgänger Junichirō Koizumi 2001 sein „tiefes Bedauern“ über das Schicksal jener Frauen, die im Zweiten Weltkrieg in den besetzten Gebieten in Korea, China und Südostasien zur Prostitution gezwungen worden waren, und ihre „unermesslichen und schmerzlichen Erfahrungen“ ausgedrückt hatte,[29] meinte Premierminister Shinzō Abe am 1. März 2007: „Es gibt keinen Beweis dafür, dass Zwang auf Frauen ausgeübt wurde, wie es zunächst geheißen hatte.“ Dem waren Pläne für eine Resolution des US-Kongresses vorausgegangen, in der gefordert werden sollte, dass Japan formell die Verantwortung für das diesen „Trostfrauen“ zugefügte Leid anerkennen soll.[30] Nach heftiger Kritik erneuerte jedoch auch Abe am 26. März 2007 die japanische Entschuldigung.

Bisher gab es neun große Sammelklagen gegen die japanische Regierung, die alle scheiterten. Ende April 2007 entschied auch Japans höchstes Gericht, dass die „Trostfrauen“ keinen Anspruch auf Entschädigung haben.

Der Bürgermeister der Metropole Osaka, Tōru Hashimoto, sagte im Mai 2013, das System sei nötig gewesen, um die „Disziplin aufrechtzuerhalten“ und den Soldaten, die ihr Leben riskierten, eine Pause zu ermöglichen. In Japans konservativer Regierung wird darüber debattiert, ob sich das Land weiterhin für die damaligen Verbrechen entschuldigen solle.[31]

Am 28. Dezember 2015 schlossen Japan und Südkorea ein Abkommen, mit dem beide Staaten den Streit um die Trostfrauen beilegen wollen. Das Abkommen sieht eine erneute öffentliche Entschuldigung Japans und die Zahlung von einer Milliarde Yen (7,56 Millionen Euro) für einen Fonds unter südkoreanischer Verwaltung, der den Opfern zugutekommen soll, vor. In den Worten des japanischen Außenministers äußerte Premierminister Abe eine „Entschuldigung von ganzem Herzen und ein Gedenken an diejenigen, die vielfachen Schmerz erlitten hätten und deren sowohl körperliche als auch psychische Narben schwer zu heilen seien“. Südkoreanische Offizielle erklärten, dass damit der Streit „endgültig und unwiderruflich“ beigelegt sei.[32] Zur Zeit des Abkommens lebten in Korea noch 46 der damaligen Trostfrauen.[4]

Nach der Einigung zwischen Südkorea und Japan forderte David Lin, Außenminister der Republik China auf Taiwan, am 6. Januar 2016, dass Japan zügig Gespräche mit seiner Regierung über die Entschädigung der betroffenen taiwanischen Frauen aufnehmen solle. Die Äußerung Lins kam als Reaktion auf eine Bemerkung des japanischen Kabinettssekretärs Yoshihide Suga auf einer Pressekonferenz, dass Japan nicht die Absicht habe, in dieser Angelegenheit neue Verhandlungen mit anderen Ländern, darunter Taiwan, aufzunehmen.[33] Am 14. Januar 2016 starb im Alter von 93 eine der vier überlebenden Trostfrauen aus Taiwan, die im Jahr 1999 die japanische Regierung auf Entschädigung und die Aussprechung einer offiziellen Entschuldigung verklagt hatten.[34]

Internationale Reaktionen

Auf internationaler Ebene wurde sexuelle Gewalt gegen Frauen im Krieg erstmals auf der UN-Menschenrechtskonferenz 1993 in Wien und dann auf der Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking thematisiert.[24] Im November 1996 gab die UNO bekannt, dass die Handlungen des japanischen Militärs während ihrer Besatzungszeit als Kriegsverbrechen zu werten seien.[2] Somit hätten die Opfer das Recht auf Einzelentschädigungen. Im Februar 1997 veröffentlichte der UN-Sonderberichterstatter zur Gewalt gegen Frauen einen Bericht, in dem er die japanische Regierung auf ihre Verantwortung gegenüber den damaligen Zwangsprostituierten hinwies. Die Regierung in Tokio wurde aufgefordert, die moralische und rechtliche Verantwortung für die an den Frauen verübten Menschenrechtsverletzungen zu übernehmen, sich bei ihnen offiziell zu entschuldigen, sie finanziell zu entschädigen und diejenigen vor Gericht zu stellen, die Frauen zwangsrekrutiert und misshandelt hatten. Die japanische Regierung widersprach dem.[24]

Auch von Nichtregierungsorganisationen wurden Aktionen gestartet. Als Beispiel sei hier das zuletzt gestartete sogenannte „Internationale Frauentribunal für Kriegsverbrechen“ genannt, das im Dezember 2000 tagte. Früheren ranghohen Politikern und Militärs wurden in diesem symbolischen ‚Prozess‘ Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen.[24] Diese Aktionen wurden von japanischer Seite ignoriert, und US-Präsident George W. Bush erklärte im November 2001, er werde die Kampagne der Trostfrauen nicht unterstützen.

In Deutschland wurde ein Antrag vom Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe im Bundestag (von Angelika Graf (Rosenheim), Wolfgang Gunkel, Gernot Erler, Petra Ernstberger, Iris Gleicke, Ute Kumpf, Ullrich Meßmer, Thomas Oppermann, Christoph Strässer, Frank-Walter Steinmeier) eingereicht, der zur Anerkennung und Wiedergutmachung der Zwangsprostitution durch das japanische Kaiserreich im Zweiten Weltkrieg aufrief.[35] Speziell wurde dazu aufgefordert, „die Vereinten Nationen in ihren Bemühungen zur umfassenden Umsetzung der Resolutionen 1325, 1820, 1888 und 1889 zu unterstützen.“ Am 25. April 2012 wurde dieser Antrag vom Bundestag abgelehnt. „Es sei nicht ersichtlich, warum dieses Thema ausgerechnet jetzt auf die Tagesordnung gehoben werde“, hieß es von der CDU/CSU. Auch sei nicht nachvollziehbar, warum der Fokus auf Japan gelegt werde. Zwangsprostitution in Kriegen gebe es auf der ganzen Welt. „Das furchtbare Leid und die Schuld ist unbestritten“, sagte eine Abgeordnete der FDP-Fraktion. Als außenstehende Nation sei es aber immer schwierig, einen gesellschaftlichen Diskurs in einem Land anzustoßen.[36]

Vor der japanischen Botschaft in Seoul steht eine Statue zum Gedenken an die „Trostfrauen“[37], was seit Jahren zu heftigen diplomatischen Verwicklungen führt. Als die Stadt Freiburg im Breisgau 2016 von ihrer koreanischen Partnerstadt Suwon ein gleiches Denkmal als Geschenk angeboten bekam, folgten ebenfalls diplomatische Verwicklungen, zumal Freiburg seit Jahren eine Partnerschaft mit der japanischen Stadt Matsuyama pflegt. Daraufhin lehnte Freiburgs OB das Geschenk ab.[38]

Literarische Rezeption (alphabetisch)

  • Kiana Davenport: Gesang der verlorenen Frauen. Roman. DTV, München 2001, ISBN 3-423-24248-5.
  • Ruth Hallo: Die Trostfrauen. Roman. Langen-Müller, München 2012. ISBN 978-3-7844-3302-8 (Gewinner des IHK-Kulturpreises 2012).
  • Nora Okja Keller: Die Trostfrau. Roman. (Aus dem Amerikanischen von Cornelia Holfelder-von der Tann) Limes Verlag, München 1997, ISBN 3-8090-2421-X.
  • Juliette Morillot: Die roten Orchideen von Shanghai. Das Schicksal der Sangmi Kim. (Roman/Erzählung nach der Lebenserzählung einer alten Frau) Goldmann, München 2003, ISBN 3-442-30982-4.
  • Jun Tschongmo: Meine Mutter war eine „Korea-Nutte“. Übersetzung aus dem Koreanischen von Helga Picht. Kiro-Verlag, Schwedt 1995, ISBN 3-929220-43-1.

Sachliteratur

  • Mira Choi, Regina Mühlhäuser: Wir wissen, dass es die Wahrheit ist … – Gewalt gegen Frauen im Krieg – Zwangsprostitution koreanischer Frauen 1936–45. Forschungs- u. Dokumentationszentrum Chile, 1996, ISBN 3-923020-19-8.
  • Barbara Drinck, Chung-Noh Gross: Erzwungene Prostitution in Kriegs- und Friedenszeiten. Sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Kleine Verlag, Bielefeld 2006, ISBN 3-89370-422-1.
  • Burkhard Eiswaldt: „Hainan Comfort Women“ – Zwangsprostitution unter japanischer Besatzung, Hainan 1939–1945. Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-8838-0.
  • Yuki Tanaka: Japan’s Comfort Women: Sexual Slavery and Prostitution During World War II and the US Occupation. Routledge, London 2002, ISBN 0-415-19401-6.
  • Yoshiaki Yoshimi: Comfort women: sexual slavery in the Japanese military during world war II. (Übersetzt von Suzanne O’Brien) Columbia University Press, New York 2002, ISBN 0-231-12033-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. George Hicks: The Comfort Women. Allen & Unwin, ISBN 1-86373-727-8.
  2. a b c d e Burkhard Eiswaldt: „Hainan Comfort Women“ – Zwangsprostitution unter japanischer Besatzung, Hainan 1939–1945. März 2009, ISBN 978-3-8370-8838-0.
  3. The “Comfort Women” Issue and the Asian Women’s Fund. 2. How Many Comfort Women Were There? Asian Women’s Fund, S. 10-13, archiviert vom Original am 28. Juni 2007; abgerufen am 31. Dezember 2015 (englisch).
  4. a b FAZ.net 28. Dezember 2015: Späte Genugtuung für die geschändeten Frauen
  5. Reiji Yoshida: Evidence documenting sex-slave coercion revealed, Japan Times, 18. April 2007. Abgerufen am 29. August 2007 
  6. Files: Females forced into sexual servitude in wartime Indonesia, Japan Times, 12. Mai 2007. Abgerufen am 29. August 2007 
  7. Yoshiaki Yoshimi, translation Suzanne O’Brien: Comfort Women. Sexual Slavery in the Japanese Military During World War II (= Asia Perspectives). Columbia University Press, New York 2000, ISBN 0-231-12033-8, S. 82–83 ( [1995]).
  8. George Hicks: The Comfort Women. Japans Brutal Regime of Enforced Prostitution in the Second World War. W. W. Norton & Company, New York 1997, ISBN 0-393-31694-7, S. 223–228 ( [1995]).
  9. Yoshiaki Yoshimi, translation Suzanne O’Brien: Comfort Women. Sexual Slavery in the Japanese Military During World War II (= Asia Perspectives). Columbia University Press, New York 2000, ISBN 0-231-12033-8, S. 101–105, 113, 116–117 ( [1995]).
    George Hicks: The Comfort Women. Japans Brutal Regime of Enforced Prostitution in the Second World War. W. W. Norton & Company, New York 1997, ISBN 0-393-31694-7, S. 13, 50, 52–54, 69–71, 113, 115, 142, 145–146, 148 ( [1995]).
  10. Minister van Buitenlandse zaken [Minister of Foreign Affairs]: Gedwongen prostitutie van Nederlandse vrouwen in voormalig Nederlands-Indië [Enforced prostitution of Dutch women in the former Dutch East Indies]. In: Nationaal Archief [Dutch National Archive] (Hrsg.): Handelingen Tweede Kamer der Staten-Generaal [Hansard Dutch Lower House]. Band 23607, Nr. 1, 24. Januar 1994, ISSN 0921-7371, S. 8–9, 14 (online (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)).
  11. International Military Tribunal for the Far East: Judgment International Military Tribunal for the Far East. (HTML) In: Hyperwar, a hypertext history of the Second World War. Hyperwar Foundation, 1. November 1948, S. 1135, abgerufen am 23. April 2007.
  12. Report No. 49: Japanese POW Interrogation on Prostitution. Abgerufen am 23. März 2007.
  13. Keiji Hirano: East Timor former sex slaves start speaking out, Japan Times, 28. April 2007. Abgerufen am 29. August 2007 
  14. Akira Fujiwara (藤原彰): The Three Alls Policy and the Northern Chinese Regional Army. (「三光作戦」と北支那方面軍), Kikan sensō sekinin kenkyū 20, 1998
  15. Mitsuyoshi Himeta (姫田光義): Concerning the Three Alls Strategy/Three Alls Policy By the Japanese Forces. (日本軍による『三光政策・三光作戦をめぐって』), Iwanami Bukkuretto, 1996
  16. Herbert P. Bix: Hirohito and the Making of Modern Japan. Harper Collins, 2000, ISBN 0-06-019314-X.
  17. 731部隊「コレラ作戦」. Abgerufen am 23. März 2007 (japanisch).
  18. „宋秉畯ら第2期親日反民族行為者202人を選定“, JoongAng Ilbo, 2007.09.17. „日本軍慰安婦を募集したことで悪名高いベ・ジョンジャ“
  19. Hiroko Tabuchi: Japan’s Abe: No Proof of WWII Sex Slaves In: The Washington Post, 1. März 2007. Abgerufen am 17. April 2016 (englisch). 
  20. a b Statement of Jan Ruff O’Herne AO, Subcommittee on Asia, Pacific and the Global Environment, Committee on Foreign Affairs, U.S. House of Representatives. Archiviert vom Original am 28. Februar 2007; abgerufen am 23. März 2007.
  21. a b Norimitsu Onishi: Denial Reopens Wounds of Japan’s Ex-Sex Slaves. In: The New York Times. 8. März 2007, abgerufen am 17. April 2016 (englisch).
  22. 日本占領下インドネシアにおける慰安婦. (PDF; 170 kB) Abgerufen am 25. April 2013 (japanisch).
  23. a b Hank Nelson (2008): The Consolation Unit: Comfort Women at Rabaul. The Journal of Pacific History, 43 (1), S. 1–21. online
  24. a b c d Renate Müller-Wollermann: Weder Trost noch Gerechtigkeit für „Trostfrauen“. Amnesty International, archiviert vom Original am 9. Juni 2013; abgerufen am 30. Dezember 2015.
  25. a b Ashley A C Hess: Korea-Japan ties burdened by baggage. In: Asia Time Online. 22. November 2012, abgerufen am 8. Oktober 2016 (englisch).
  26. Jane Yamazaki: Japanese Apologies for World War II: A Rhetorical Study. Routledge, 2012, ISBN 978-0-415-64937-7, S. 146 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  27. Ministry of Foreign Affairs: Statement by the Chief Cabinet Secretary Yohei Kono on the result of the study on the issue of „comfort women“, 4. August 1993. Abruf am 5. Januar 2012.
  28. Japan to end WWII sex slave fund. In: BBC News. BBC, 24. Januar 2005, abgerufen am 30. Dezember 2015 (englisch).
  29. Letter from Prime Minister Junichiro Koizumi to the former comfort women. Japanisches Außenministerium, 2001, abgerufen am 29. Dezember 2015 (englisch).
  30. Japan relativiert Zwangsprostitution. In: SRF vom 1. März 2007. Abgerufen am 25. April 2013.
  31. spiegel.de: Japanischer Politiker verteidigt Zwangsprostitution
  32. Japan and South Korea agree ‘comfort women’ deal. BBC News, 28. Dezember 2015, abgerufen am 28. Dezember 2015 (englisch).
  33. Meg Chang: Außenministerium drängt Japan zu Gesprächen über „Trostfrauen“. Taiwan heute, 8. Januar 2016, abgerufen am 10. Januar 2016.
  34. Eine der letzten vier verbliebenen “Trostfrauen” Taiwans verstorben. Radio Taiwan International, 14. Januar 2016, abgerufen am 14. Januar 2016 (englisch).
  35. Antrag: Anerkennung und Wiedergutmachung des Leids der „Trostfrauen“ (PDF; 69 kB), Deutscher Bundestag, Drucksache 17/8789 vom 29. Februar 2012.
  36. Antrag zu japanischen „Trostfrauen“ abgelehnt (Memento vom 4. Januar 2013 im Internet Archive), auf bundestag.de vom 25. April 2012.
  37. Deutsche Welle: Freiburg und die Trostfrau
  38. Joachim Röderer: Südwest: Freiburg: Bronzefigur löst diplomatischen Ärger mit Japan aus. Badische Zeitung, , abgerufen am 24. September 2016.