Zernitz-Lohm
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 53′ N, 12° 21′ O | |
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Ostprignitz-Ruppin | |
Amt: | Neustadt (Dosse) | |
Höhe: | 33 m ü. NHN | |
Fläche: | 37,31 km2 | |
Einwohner: | 918 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 25 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 16845 | |
Vorwahl: | 033973 | |
Kfz-Kennzeichen: | OPR, KY, NP, WK | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 68 501 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Bahnhofstraße 6 16845 Neustadt (Dosse) | |
Website: | ||
Bürgermeisterin: | Sigrid Schumacher (Bündnis90/Die Grünen) | |
Lage der Gemeinde Zernitz-Lohm im Landkreis Ostprignitz-Ruppin | ||
Zernitz-Lohm ist eine Gemeinde im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg. Sie wird vom Amt Neustadt (Dosse) mit Sitz in der gleichnamigen Stadt verwaltet.
Geographie
Die Gemeinde liegt im äußersten Osten der Prignitz, etwa 7 km nordwestlich von Neustadt (Dosse).
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet untergliedert sich in die bewohnten Gemeindeteile Zernitz, Bahnhof Zernitz, Goldbeck, Neuendorf, Koppenbrück und Lohm und in die Wohnplätze Krüllenkempe, Kahlschlag und Neu-Koppenbrück.
Geschichte
Die Gemeinde entstand am 31. Dezember 1997 aus dem freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Gemeinden Zernitz und Lohm.[2]
Zernitz wurde urkundlich erstmals 1324 als „Cernitz“ erwähnt und gehört zu den ältesten Orten in der Prignitz. Der Ortsname ist wendischen Ursprungs und geht auf „Cern“ zurück, was etwa mit „Schwarze“ zu übersetzen ist. Um 1490 war Zernitz ein Teil der im Kern reichsunmittelbaren Herrschaft Ruppin unter der Landesherrschaft der Grafen von Lindow-Ruppin.
Die erste urkundliche Erwähnung von Lohm als „tu Deme Luome“ erfolgte nur wenig später, im Jahr 1336. Der Ortsname von Lohm kommt wie bei vielen anderen Orten der Region aus dem Slawischen und bedeutet wahrscheinlich „Wind“ oder „Windbruch“. 1337 belehnte Markgraf Ludwig I. von Brandenburg die Brüder Heinrich und Jordan von Kröcher mit den Dörfern Lohm und Dreetz. Bis 1945 blieben die Kröchers ununterbrochen als Guts- und Patronatsherren mit der Geschichte von Lohm verbunden und bewohnten hier im Spätmittelalter zeitweise mehrere Rittersitze von denen sich im Verlaufe des 18. Jahrhunderts die Anteile Lohm I und Lohm II mit jeweils einem Rittersitz dauerhaft etablierten und auf denen dann eigenständige Wohnhöfe mit entsprechenden Bauten entstanden. 1737 errichtete der Besitzer von Lohm I, Georg Volrath von Kröcher (1678-1748), der mit Sophie Charlotte von Winterfeld verheiratet war, das noch heute erhaltene barocke Herrenhaus Lohm I am nördlichen Ende des Dorfes. Sein Vetter Caspar Joachim von Kröcher, der das Anteilgut Lohm II besaß, erbaute 1740 dagegen das etwas größere barocker Gutshaus Lohm II am südlichen Ortseingang. Auch dieses Herrenhaus ist erhalten. Die aus einem Raum des Herrenhauses Lohm II 1968 geborgene Leinwandtapete mit Rokoko-Malereien ist heute Bestandteil der Raumdekoration des Schlosses Friedrichsfelde in Berlin. Lohm II konnte die Familie v. Kröcher nur bis 1924 halten und verkaufte es an die Deutsche Kultur- und Siedlungsgesellschaft in Berlin. Das Restgut Lohm II gelangte an Wilhelm Graf von Wedel und 1941 an den Bauunternehmer Friedrich Kotzbau, der im Zuge der Bodenreform 1945 enteignet wurde. Das Herrenhaus Lohm I wurde nach 1945 mit Mietwohnungen und öffentlicher Nutzung (Kindergarten) belegt, die noch bis heute (2016) teilweise besteht. Lohm II wurde nach 1945 bis 2002 als Schule genutzt und 2009 an einen Privatmann verkauft.
In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges hielt ein Zug auf dem Bahnhof Zernitz, mit dem jüdische Frauen und Mädchen aus dem KZ Theresienstadt nach Hamburg gebracht werden sollten. Der Zug wurde von alliierten Tieffliegern beschossen, viele Frauen versuchten sich zu verstecken, wurden verwundet oder erschossen. Einige wurden von Einwohnern versorgt, bevor sie von SS-Mannschaften zusammengetrieben und wieder in die Waggons verfrachtet wurden. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Für die 48 Toten der Luftangriffe wurde 1945 Am Bahnhof eine Ehrengrabanlage mit zwei Gedenksteinen errichtet, von denen einer an die jüdischen Häftlinge und der zweite an den jüdischen Rechtsanwalt Theodor Steigerwald erinnert, der hier 1947 an den gesundheitlichen Schäden seiner erlittenen Verfolgung verstarb.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Zernitz- Lohm |
Zernitz | Lohm |
---|---|---|---|
1875 | - | 597 | 272 |
1910 | - | 663 | 205 |
1939 | - | 674 | 304 |
1946 | - | 1 163 | 565 |
1950 | - | 1 148 | 579 |
1971 | - | 890 | 390 |
1990 | - | 845 | 297 |
1995 | - | 823 | 264 |
1996 | - | 816 | 257 |
1997 | 1 058 | ||
2000 | 1 027 | ||
2005 | 977 | ||
2010 | 916 | ||
2011 | 893 | ||
2012 | 866 | ||
2013 | 862 | ||
2014 | 878 | ||
2015 | 873 |
Gebietsstand des jeweiligen Jahres[3][4], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung von Zernitz-Lohm besteht aus 10 Gemeindevertretern, darunter der ehrenamtlichen Bürgermeisterin. Die Kommunalwahl am 25. Mai 2014 ergab folgende Sitzverteilung:[5]
- Zernitzer Sportverein 7 Sitze
- CDU 2 Sitze
- Bündnis 90/Die Grünen 1 Sitz
Bürgermeisterin
Zur Bürgermeisterwahl am 25. Mai 2014 fand sich kein Bewerber für das Amt des Bürgermeisters. Entsprechend dem Brandenburgischen Kommunalwahlgesetz[6] wählte die Gemeindevertretung am 24. Juni 2014 aus ihrer Mitte Sigrid Schumacher (Bündnis 90/Die Grünen) für eine Amtszeit von fünf Jahren[7] zur ehrenamtlichen Bürgermeisterin.[8]
Sehenswürdigkeiten
In der Liste der Baudenkmale in Zernitz-Lohm stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmale.
Verkehr
Zernitz-Lohm liegt an den Landesstraßen L 14 von Kyritz nach Großderschau und L 141 von Breddin nach Neustadt (Dosse). 5 km östlich der Gemeinde verläuft die B 5, 10 km südöstlich die B 102. Die nächste Autobahn-Anschlussstelle ist Neuruppin an der A 24 und liegt etwa 30 km östlich von Zernitz-Lohm.
Von 1846 bis 1995 war der Bahnhof Zernitz an der Bahnstrecke Berlin–Hamburg für den Personenverkehr in Betrieb.
Persönlichkeiten
- Bernhard Rose (1865–1927), Schauspieler und Theaterdirektor, in Lohm geboren
Literatur
- Ina-Lyn Reif: Die zwei Herrenhäuser in Lohm. In: Schlösser und Gärten der Mark, Heft Nr. 127, Berlin 2013.
Weblinks
- Zernitz-Lohm auf der Website des Amtes Neustadt (Dosse)
- Lohm in der Reihe „Landschleicher“ des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg vom 25. August 2002
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstandim Land Brandenburg Dezember 2022 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden, siehe 1997
- ↑ Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Ostprignitz-Ruppin. S. 30–33
- ↑ Bevölkerung im Land Brandenburg nach kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden 1991 bis 2014
- ↑ Ergebnis der Kommunalwahl vom 25. Mai 2014
- ↑ § 72 (5) des Brandenburgischen Kommunalwahlgesetzes
- ↑ § 73 des Brandenburgischen Kommunalwahlgesetzes
- ↑ Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 24. Juni 2014