Moor

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Federsee bei Bad Buchau – eines der bedeutendsten grundwassergespeisten Moorgebiete Süddeutschlands
Die Bullenkuhle in Niedersachsen, ein in einem Erdfall entstandenes kleines Kesselmoor
Nach starken Regenfällen flutet Wasser aus dem Wolfsmoor im Stadtwald Flensburg einen Wanderweg mit Erholungseinrichtung

Moore sind Feuchtgebiete, auf deren meist schwammigen Böden eigentümliche Vegetationen charakteristische Biotope bilden. Ständiger Wasserüberschuss aus Niederschlägen oder durch austretendes Mineralbodenwasser hält den Boden sauerstoffarm und verhindert den vollständigen Abbau der pflanzlichen Reste, die stattdessen als Torf abgelagert werden. Das unterscheidet sie von Sümpfen, die gelegentlich austrocknen, weshalb deren organische Substanz vollständig zu Humus abgebaut wird. Lebende Moore wachsen durch Torfaufwuchs in die Höhe.

Moore werden in der Bodenkunde als Moorböden bzw. organische Böden erfasst. In gröbster Untergliederung teilt man die Moore nach der Art ihrer Wasserspeisung in Hochmoore und Niedermoore ein, die in ihrer je typischen Vegetation sich auch optisch deutlich voneinander abgrenzen. Während Hochmoore durch niedrigen Bewuchs gekennzeichnet sind, bildet sich auf Niedermooren auch Baumbestand aus.

Verbreitung

Verbreitung der Moore auf der Erde

Moorwachstum begünstigende Bedingungen findet man weltweit vor allem in Nordamerika, Nordeuropa, Südamerika, Nord- und Südostasien sowie im Amazonasbecken. Dort entstanden Moore aller Art und Torflagerstätten mit einer Fläche von insgesamt vier Millionen Quadratkilometer, womit sie 3 % der Landfläche der Erde bedecken. Besonders reich an Mooren sind Teile Russlands, Alaskas und Kanadas. In Deutschland kommen Moore vor allem im Nordwesten, Nordosten und im Alpenvorland vor. Die größten Moorflächen weltweit liegen im Taigagürtel der Nordhalbkugel.

Entstehung und Entwicklung von Mooren

Damit ein Moor entstehen kann, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: Das Gebiet muss niederschlagsreich sein und eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen. Im Boden muss sich eine Schicht Wasser stauen, und die Produktion an Pflanzensubstanz muss deren Verluste durch Zersetzung übertreffen. Schließlich darf das Gebiet nicht beschattet sein. Hochmoore sind im Verlauf der Moorentwicklung über den Grundwasserstand der Niedermoore hinausgewachsen oder haben sich in niederschlagsreichen Gebieten als wurzelechte Hochmoore direkt auf dem mineralischen Untergrund entwickelt. Sie haben keinen Kontakt mehr zum Grundwasser oder zum Mineralboden und werden nur noch von Regenwasser ernährt („ombrogen“). Durch Torfbildung wachsen Hochmoore in die Höhe, daher der Begriff Hochmoor. Ein Hochmoor wächst durchschnittlich nur 1 mm pro Jahr. Im Gegensatz dazu bilden sich Niedermoore in Senken, Flussniederungen, Mulden, an Hängen bei Quellaustritten oder durch Verlandung von Seeflächen. Sie wachsen meistens nur wenig in die Höhe, werden aber bis an die Mooroberfläche von mehr oder weniger nährstoffreichem Grund-, Quell- oder Sickerwasser durchsetzt („topogen“). Ihre Vegetation ist im Vergleich zum Hochmoor artenreich und besteht hauptsächlich aus Schilfgräsern, Binsen, Sauergräsern und Moosen. Zwischen- oder Übergangsmoore bezeichnen Übergangsstadien von Nieder- zu Hochmooren. Während mit dem Begriff Übergangsmoor mehr die Sukzession vom Nieder- zu Hochmoor betont wird, beschreibt der Begriff Zwischenmoor eher die vegetationsökologische Zwischenstellung. Die Vegetation besteht hier aus typischen Arten beider Moortypen und kann mosaikartig gemischt sein. Die Nieder- und Übergangsmoore werden in Mitteleuropa noch detaillierter nach hydrologischen und ökologischen Kriterien in verschiedene Moortypen eingeteilt. In Mitteleuropa sind Moore seit Jahrzehnten Gegenstand intensiver Forschungen und deshalb bekannter als anderswo.

Moortypen im Überblick

Seit Ende des 17. Jahrhunderts wurden Gliederungssysteme für Moore anhand sehr unterschiedlicher Merkmale erarbeitet. Eine umfassende Darstellung der verschiedenen Gliederungssysteme enthält die Arbeit von Grosse-Brauckmann (1962). Eine Kurzübersicht der Gliederungssysteme geben Overbeck (1975) und Wagner & Wagner (2005).

Aktuell werden Systeme sogenannter „Hydrologischer Moortypen“ entwickelt, die auf dem Torfbildungsprozess oder dem Wasserregime basieren. Die Anfänge dieser Gliederung liegen bei Post & Gralund (1926). Die derzeitigen Gliederungen der „Hydrologischen Moortypen“ basieren auf den ersten Vorschlägen von Succow (1988) und Succow & Joosten (2001).

  Ökologische Moortypen
Hydrologische Moortypen Sauer-Armmoore oligotroph-sauer Sauer-Zwischenmoore mesotroph-sauer Basen-Zwischenmoore mesotroph-subneutral Kalk-Zwischenmoore mesotroph-kalkhaltig Niedermoore eutroph
Quellmoore - X X X X
Hangmoore - X X X X
Versumpfungsmoore X X - - X
Verlandungsmoore X X X X X
Überflutungsmoore - - - - X
Durchströmungsmoore - X X X -
Kesselmoore X X X - -
Regenmoore X - - - -

Gewisse Unzulänglichkeiten dieses Ansatzes liegen darin, dass im „hydrologischen Moortyp“ hydrologische, geländebezogene und stoffhaushaltliche Kriterien vermengt werden:

  • Topografisch: Hangmoor, Kesselmoor;
  • Mineralstoffregime: Quellmoor, Überflutungsmoor, Regenmoor.

Eine Weiterentwicklung dieser Moortypologie liefern Joosten & Clarke (2002). Sie haben die Moortypen anhand der Parameter Mineralstoffregime (Herkunft des Wassers), Wasserregime (Torfbildungsprozess) und Neigung der Oberfläche systematisiert. Dabei wurde der Typus des Überrieselungsmoors (surface flow) wieder eingebunden. Topografische Sonderformen werden auf unteren Gliederungsebenen berücksichtigt. Die folgende Tabelle basiert auf der Gliederung nach Joosten & Clarke.

  Wasserregime (Torfbildungsprozess)
Mineralstoffregime (Herkunft des Wassers) Verlandungsmoor Versumpfungsmoor Durchströmungsmoor Überrieselungsmoor
Regenwassermoor (ombrogen) X X X
Zwischen-/Übergangsmoor (ombro-minerogen) X X X
Niedermoor (minerogen) X X X
- Quellmoor (lithogen) X X X
- Überflutungsmoor (fluviogen) X X X X
- Küsten-Überflutungsmoor (thalassogen) X X X X

Es wird deutlich, dass für die Entstehung und Entwicklung (Genese) von Mooren insbesondere die hydrologischen Bedingungen (Wasserhaushalt) entscheidend sind. Aus den lokal unterschiedlichen klimatischen Verhältnissen – besonders

ergeben sich verschiedene entwicklungsgeschichtlich-hydrologische Moortypen.[1] Im Landschaftsbild kommen aber häufig zwei oder mehr Moortypen in Kombination vor.[2]

In Abhängigkeit davon können weiterhin verschiedene ökologische Moortypen unterschieden werden. Sie werden dabei nach dem Verhältnis von Stickstoff zu Kohlenstoff im Torf (N/C-Wert), dem Stickstoffgehalt im Moorwasser sowie nach dem pH-Wert unterschieden. Die verschiedenen ökologischen Ausprägungen der Moore spiegeln sich in vielfältigen Zusammensetzungen der Pflanzen- und Tierwelt wider.

Entwicklungsgeschichtlich-hydrologische Moortypen

Mineralbodenwasserernährte Moore (Nieder- und Zwischenmoore)

Quellmoore

Skizze Niederungsquellmoor
Skizze Hang-Quellmoor

Quellmoore entstehen, wenn aus dem Untergrund Quellwasser austritt. Sind die Quellausschüttungen ergiebig, dauerhaft und gleichmäßig, so dass der Boden permanent mit Wasser gesättigt ist, kann sich Torf und damit ein Quellmoor bilden. Quelltorfe sind – durch hohen Sauerstoffgehalt der Quellwässer und kleinflächige Austrocknung – meistens stark zersetzt. Durch Auswaschungen aus den Grundwasserleitern (Sand, Schluff, Ton) sind sie oft schlammig. Je nach Geländeform sind Quellmoore entweder – an flachen Unterhängen – Hangquellmoore – oder in Tälern  – Niederungsquellmoore. Bei hohem Kalkgehalt des Quellwassers, wie es in Gebieten mit anstehendem Kalkstein oder abgelagertem Geschiebemergel anzutreffen ist, können sich Kuppen aus fast reinem Kalk (Quelltuff oder Wiesenkalk) oder – bei hohem Eisengehalt – aus Eisenockerschlamm bilden. Diese Kuppen können bis zu 10 Meter hoch und bis zu 200 Meter breit werden. Torfe bilden sich in diesen Mooren vorwiegend am Rand der Kuppen, wo sich das Quellwasser staut. Sie sind aufgrund des hohen Kalkgehaltes meist hochzersetzt. In Altmoränenlandschaften sind die Böden meistens tief entkalkt. Die Quellmoore in diesen Regionen sind zwar basenreich, aber zugleich kalkfrei. Auch in kristallinen Mittelgebirgsregionen ist das Quellwasser kalkarm oder kalkfrei. Diese Quellmoore erreichen meistens nur geringe Mächtigkeiten.

In Richtung des Wasserabflusses gehen Quellmoore oft in andere hydrologische Moortypen über, zum Beispiel in Durchströmungsmoore.

Hangmoore

Skizze Hangmoor

Hangmoore entstehen an flachen Hängen mit stauendem Untergrund, wenn aus oberhalb liegenden Bächen und Rinnsalen beständig mineralstoffreiches Wasser auf der Oberfläche und in den oberen Bodenhorizonten langsam abwärts sickert und der Boden dadurch permanent wassergesättigt bleibt. Weil sich das Wasser vor dem Eindringen in den Torfkörper aufstaut, wachsen Hangmoore am oberen Ende hangaufwärts. Die Torfkörper sind meistens nicht sehr dick, oft weniger als einen Meter, weil bei stärkerem Höhenwachstum die Hangneigung so stark wird, dass natürliche Entwässerung einsetzt.

Versumpfungsmoore

Skizze Versumpfungsmoor

Versumpfungsmoore entstehen in flachen Senken bei periodischer Vernässung auf stark verdichteten oder tonigen Böden oder auch auf Sandböden, wenn der Grundwasserspiegel angestiegen ist. Versumpfungsmoore bilden sich vor allem in flachen Landschaften, zum Beispiel in Flussauen außerhalb der Überflutungsgebiete oder in Urstromtälern. Daher sind sie meistens sehr großflächig. Die Mächtigkeit der Torfe ist dagegen meist gering (nur selten mehr als einen Meter dick). Da der Grundwasserstand natürlich schwankt, wird der Torfkörper von Zeit zu Zeit durchlüftet. Daher sind die Torfe in Versumpfungsmooren für gewöhnlich stark zersetzt und damit meist nährstoffreich.

Verlandungsmoore

Skizze Verlandungsmoor

Verlandungsmoore entstehen durch Verlandung und Zuwachsen von Stillgewässern (besonders von Seen) durch Ablagerung von Sedimenten als Mudden auf dem Gewässergrund und durch das Hineinwachsen der Ufervegetation in das Gewässer (Schwingrasen). Die sich unterhalb des Schwingrasens bildenden Torfe (Sinktorfe) sinken auf den Gewässergrund ab. Nach erfolgter Verlandung hört das Torfwachstum auf und der Torf wird durch Wasserstandschwankungen in der Regel oberflächlich stark zersetzt. Durch die allmähliche Verlandung finden sich in einem Verlandungsmoor häufig mächtige Muddeschichten. Verlandungsmoore sind in Mitteleuropa vor allem in den während der letzten Eiszeit (Weichsel- bzw. Würmeiszeit) mit Gletschern bedeckten Gebieten (Jungmoränenland) weit verbreitet. Ungefähr 15 % aller Moore in Deutschland sind Verlandungsmoore. Ihr Nährstoffgehalt richtet sich nach dem des verlandenden Sees und kann daher stark schwanken. Auf Grund der Nährstoffeinträge durch den Menschen sind sie heute aber meist eutroph.[3]

Überflutungsmoore

Skizze Überflutungsmoor

Überflutungsmoore unterteilt man in die Kategorien der Küstenüberflutungsmoore (an Meeresküsten) und der Auenüberflutungsmoore (entlang von Flüssen). Durch stark schwankende Wasserstände steht dieser Moortyp periodisch oder episodisch unter Wasser, kann aber auch bei niedrigem Wasserstand trocken fallen. Ausgedehnte Überflutungsmoore entstehen vor allem in sehr gering reliefierten Landschaften. Dort bildet sich großflächig aber geringmächtig ein Torfkörper aus. Typisch für Überflutungsmoore ist die Verzahnung oder Wechsellagerung von Torf mit mineralischem Material (meistens Schluff oder Sand), welches bei Überflutung mit der Wasserströmung eingetragen wird.

Durchströmungsmoore

Von Durchströmungsmooren spricht man, wenn der Torfkörper von einem merklichen Grundwasserstrom infiltriert wird, dieses Grundwasser aber im Moorkörper verbleibt und nicht als Quelle zutage tritt. Sie schließen sich oft an Quellmoore an, wo deren Wasser in den Torf einsickert. Auch große Gebiete können sich zu Durchströmungsmooren entwickeln, die einst vorhandenen Fließgewässer laufen dann nicht mehr in einem offenen Flussbett, sondern durchströmen den Moorkörper.

Kesselmoore

Kesselmoore sind vor allem in Jungmoränenlandschaften (Eiszerfallslandschaften) oder in Vulkanlandschaften verbreitet und entstehen aus Geländehohlformen ohne natürlichen Abfluss, beispielsweise in Toteislöchern (etwa Söllen) oder in Senken. In ihrer Mitte liegt zuweilen noch ein Restsee. Kesselmoore sind im Allgemeinen kleinflächig (oft unter einem Hektar), haben keinen natürlichen Zu- und Abfluss und meist eine große Torfmächtigkeit.

Niederschlagswasserernährte Moore (Hochmoore)

Regenmoore

Regenmoore unterscheiden sich grundlegend von den aus Mineralbodenwasser ernährten Moortypen. Sie entstehen, wenn bestimmte Pflanzen, meistens Torfmoose, in niederschlagsreichen und kühlen Klimaten auf nährstoffarmen Grundwassermooren so weit in die Höhe wachsen, dass der von ihnen gebildete Torf nicht mehr vom mineralstoffreichen Grundwasser, sondern ausschließlich von Regenwasser (ombrogen) genährt wird. Sie können auf den nährstoffarmen Teilen von Versumpfungs-, Verlandungs- oder Kesselmooren aufwachsen. Der Wasserspiegel in Regenmooren liegt deutlich über dem Grundwasserspiegel der umgebenden Landschaft. Wegen ihrer Aufwölbung fließt auch kein Oberflächenwasser aus der Umgebung mehr zu. Regenmoore sind sekundäre oder tertiäre Moorbildungen. Sie sind sowohl aus hydrologischer, als auch aus ökologischer Sicht von den Nieder- und Zwischenmooren klar abgrenzbar. Das Wasserregime der Regenmoore reguliert sich und erhält sich wegen der speziellen Eigenschaften der die Moore aufbauenden Torfmoose selbst. Intakte Regenmoore nehmen beständig mehr Wasser aus Niederschlägen auf, als sie durch Verdunstung und oberflächlichen Abfluss verlieren. Sie ähneln mit Wasser vollgesogenen Torfmoosschwämmen, die in der Landschaft liegen.

Kondenswassermoore

Kondenswassermoore sind ein ganz eigentümlicher Moortyp, der bis jetzt nur von wenigen Standorte in den österreichischen Alpen her bekannt ist. Das Wasser im Moorkörper stammt hier weder aus dem Mineralboden noch aus Niederschlägen, sondern aus Luftfeuchtigkeit, die unter bestimmten Bedingungen an der Oberfläche von Blockhalden kondensiert. Da kondensierte Luftfeuchtigkeit ähnlich nährstoffarm ist wie Regenwasser, gleichen Kondenswassermoore nach ihrer Vegetation eher Hoch- als Niedermooren. Typischerweise bestehen Kondenswassermoore aus einem Mosaik kleinster, meist kaum quadratmetergroßer Standorte an einem steilen Hang.

Ökologische Moortypen

Die ökologischen Moortypen lassen sich aus Informationen zur Vegetation, dem Nährstoffgehalt und dem Säure-Basen-Verhältnis abgrenzen.

Der Nährstoffgehalt kann in drei Stufen eingeteilt werden: nährstoffarm (oligotroph), mäßig nährstoffarm (mesotroph) sowie nährstoffreich (eutroph). Das Säuren-Basen-Verhältnis wird anhand des pH-Wertes angegeben und ebenso wie der Nährstoffgehalt in drei Stufen angegeben. Die sauren Moore besitzen einen pH-Wert unter 4,8, schwach saure Moore einen pH-Wert zwischen 4,8 und 6,4 (subneutral) und die alkalischen Moore einen pH-Wert zwischen 6,4 und 8 (kalkhaltig). Folglich lassen sich mit diesen Angaben fünf ökologische Moortypen bestimmen: Reichmoore (eutroph), Kalk-Zwischenmoore (mesotroph-kalkhaltig), Basen-Zwischenmoore (mesotroph-subneutral), Sauer-Zwischenmoore (mesotroph-sauer) und die Sauer-Armmoore (oligotroph-sauer).

Hochmoore

Bunte Torfmoos-Gesellschaft in einem Hochmoor
Pflanzengesellschaft

Hochmoore werden auch als Armmoor oder Regenmoor bezeichnet. Sie sind ausschließlich regenwasserernährt (ombrotroph) und damit sauer und sehr nährstoffarm (oligotroph). Sie verfügen über nur geringe Gehalte an Stickstoff und anderen Nährstoffen und zeichnen sich durch hohe Kohlenstoffgehalte im Torf aus. Die pH-Werte liegen zwischen 3 und 4,8. Die typische Pflanzenwelt besteht aus fast geschlossenen Torfmoosrasen (Klasse: Oxycocco-Sphagnetea). Diese nährstoffarmen Standorte findet man großflächig in allen Regenmooren, kleinflächig in Kesselmoorzentren und sehr kleinflächig auch in den Übergangsbereichen mineralbodenwasserernährter Regenmoore. Hochmoore entwickeln sich häufig auf Niedermooren aber auch ohne vorherige Niedermoorbildung direkt auf mineralischem Untergrund (wurzelechte Hochmoore). Regenmoore lassen sich auch hinsichtlich der ökologischen Bedingungen relativ klar von allen anderen Moortypen abgrenzen. Die extreme Nährstoffarmut, der niedrige pH-Wert und die permanente Wassersättigung der Hochmoorlebensräume bedingen eine hochspezialisierte einzigartige Flora und Fauna mit einer Vielzahl gefährdeter Arten.

Eine umfangreiche Darstellung des Ökosystems und des Landschaftselementes Hochmoor befindet sich im Artikel Regenmoor.

Zwischenmoore/Übergangsmoore

Zwischen- bzw. Übergangsmoore sind durch Kleinseggenriede der Klasse Scheuchzerio-Caricetea nigrae gekennzeichnet. Neben etlichen Seggen- und Binsenarten kommen in allen Zwischen- und Übergangsmooren weitere der sogenannten Mineralbodenwasserzeiger vor wie der Fieberklee (Menyanthes trifoliata), das Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris), das Schweinsohr (Calla palustris), das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium), das Hunds-Straußgras (Agrostis canina), das Sumpfveilchen (Viola palustris) und der Gemeine Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris). Torfmoose spielen besonders in den sauren Zwischenmooren eine Rolle, wogegen die nährstoffreicheren Ausprägungen durch das Vorkommen sogenannter Braunmoose gekennzeichnet sind.

Zur Flora der Zwischenmoore siehe Hauptartikel Kleinseggenried.

Sauer-Zwischenmoore

Saure, mäßig nährstoffreiche (mesotrophe) Moore stehen den Armmooren sehr nahe, werden aber von saurem Mineralbodenwasser gespeist und besitzen eine etwas bessere Stickstoffversorgung. Wie die Armmoore umfassen sie ebenfalls nur pH-Werte bis 4,8. Die Pflanzendecke besteht aus torfmoosreichen Kleinseggenrieden. Diese Moore findet man in den nährstoff- und kalkarmen Gebieten der Jungmoränenlandschaften besonders in Durchströmung und Kesselmooren, in Dünengebieten und in den Kristallinbereichen der Mittelgebirge, dort vor allem in Hangmooren. Aufgrund des höheren Elektrolytgehalts des Bodenwassers sind im Gegensatz zum Hochmoor deutlich mehr Seggenarten anzutreffen.

Basen-Zwischenmoore

Subneutrale, mäßig nährstoffreiche Moore besitzen pH-Werte von 4,8–6,4. Sie sind kalkfrei. Die Vegetation der Basen-Zwischenmoore setzt sich aus braunmoosreichen Kleinseggenrieden, in welchen teilweise noch Torfmoose wachsen, zusammen. Dieser ökologische Moortyp ist vor allem im Jungmoränengebiet des östlichen Mitteleuropas zu finden und ist heute durch die allgemeine Nährstoffbelastung besonders gefährdet. Sie können in Verlandungsmooren, Hangmooren, Quellmooren und Kesselmooren auftreten. Ihr Hauptvorkommen haben sie aber in Durchströmungsmooren.

Basen-Zwischenmoor mit Schmalblättrigem Wollgras (Eriophorum angustifolium) und Braun-Segge (Carex nigra) in einer Vermoorung in einem armen Sanddünengebiet (Heidemoor, Niedersachsen)

Kalk-Zwischenmoore

Kalkhaltige bis kalkreiche Moorstandorte mit pH-Werten von 6,4–8,5 sind zwar als mineralstoffreich zu bezeichnen, können aber sowohl nährstoffreich als auch nährstoffarm sein. Die Pflanzenwelt besteht aus braunmoosreichen Kleinseggenrieden oder Schneidenriede[4] Diese Moore treten in Mitteleuropa heute ebenfalls relativ selten auf und sind durch Nährstoffanreicherung oft in den sehr nährstoffreichen Typ des Reichmoores übergegangen. Die Verbreitungsgebiete sind kalkreiche Jungmoränenlandschaften des Alpen- und Tatravorlandes, Muschelkalkgebiete des Hügellandes, verschiedene Mittel- und Hochgebirge mit Kalkgestein. Meistens handelt es sich um Quellmoore, Verlandungs- oder Durchströmungsmoore. Kalkseggenmoore gelten als sehr wertvolle Moortypen, die meistens nur kleinflächig ausgebildet sind und zahlreiche Reliktarten beinhalten.

Niedermoore/Flachmoore

Erlenbruchwald

Zu diesen sehr nährstoffreichen Standorten zählen die meisten der heute noch wachsenden Moore in Mitteleuropa. Die sehr nährstoffreichen Bedingungen, deshalb auch als Reichmoor bezeichnet, resultieren meistens aus zeitweiliger Überstauung mit Fremdwasser und phasenweiser Austrocknung. Das Wachstum wird hauptsächlich durch das hohe Stickstoffangebot bestimmt, die pH-Verhältnisse werden hier fast bedeutungslos und können zwischen 3,2 und 7,5 liegen. Nährstoffreiche Moore sind immer mineralbodenwasserernährt, hauptsächlich Versumpfungs-, Quell- und Überflutungsmoore der Flussniederungen (Auenüberflutungsmoore) sowie der Küstengebiete. Niedermoore entwickeln sich bei geeigneten Bedingungen über Zwischenmoorstadien weiter zu Hochmooren. Die Vegetation besteht aus meistens dichten und hochwüchsigen Vegetationsbeständen, die lichtliebende Moose weitgehend verdrängen. Die wichtigsten Vegetationseinheiten sind Erlenbruchwälder, Röhrichte und Großseggenriede.

Die norddeutschen Niedermoore werden meist als Fenn bezeichnet. Im Englischen heißen Niedermoore fen.

Charakterisierung der ökologischen Moortypen durch die Vegetation

Ökologische Moortypen und ihre Charakterisierung durch die Vegetation

Viele Pflanzenarten können nur bei bestimmten Standortbedingungen überleben. Das hat zur Folge, dass diese auf bestimmte Moore begrenzt sind. Die ökologischen Moortypen lassen sich deshalb sehr gut anhand ihrer Vegetationszusammensetzung charakterisieren. Besonders geeignet sind dazu die Moose, denn sie stehen in direktem Kontakt mit dem oberflächlich anstehenden Moorwasser, ob Regen- oder Grundwasser. Höhere Pflanzen der nährstoffarmen, sauren und rein Regenwasser-genährten Hochmoore sind an diesen Lebensraum angepasst. Da nährstoffbedürftigere Pflanzen hier nicht wachsen können, sind sie konkurrenzlos. In von nährstoffreichem Grundwasser ernährten Niedermooren haben diese Pflanzen dagegen keine Überlebenschance. In Übergangsbereichen, dort wo das Moor zugleich von Regenwasser und Grundwasser beeinflusst wird, siedeln sich sogenannte Mineralbodenwasserzeiger an. Dabei ist nicht ausschließlich deren ökologisches Verhalten ausschlaggebend, sondern vielmehr die Konkurrenzsituation in den beiden gegensätzlichen Moortypen. Der Grenzbereich zwischen ausgesprochenen Hochmooren und den Niedermooren wird damit durch diese Pflanzenarten angezeigt. Diesen Übergangsbereich bezeichnet man daher als Zwischen- oder Übergangsmoor. Die Entwicklung von Zwischen- oder Übergangsmooren liegt damit nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich zwischen der Nieder- und Hochmoorbildung, da Hochmoore meistens ihre Entwicklung auf Niedermoorstadien beginnen.

Geschichte der Moornutzung

Torf

Oldenburger Moor-Dampfer beim Bau des Küstenkanals bei Kampe; aus Die Gartenlaube 1873

Torf wurde anfangs lediglich als Brennmaterial verwendet. Die daraus entstandene Asche wurde außerdem in der Landwirtschaft als Dünger auf die Äcker verteilt. Üblich war es auch, getrockneten Torf als Baustoff zum Errichten von Häusern zu verwenden. In der Zeit um 1880 wurde Torf auch zur Feuerung in der Eisen- und Stahlindustrie verwendet sowie als Streu in Ställen oder als Bindemittel. Heute wird er in der Regel nur noch im Gartenbau zur Bodenverbesserung verwendet, um den Boden zu belüften und eine größere Wasserkapazität zu ermöglichen. Da Torf aber den pH-Wert senkt und so mehr für Pflanzen geeignet ist, die ein saures Milieu bevorzugen, ist die Wirkung für Pflanzen im Garten eher umstritten.

Als nasse Landschaftselemente sind Moore für die Landwirtschaft als schwierige Standorte anzusehen. Dennoch wurde von jeher versucht, diese Standorte zu nutzen, indem sie zum Teil unter schweren Bedingungen entwässert wurden.

Als eine der ältesten Moornutzungen kann die Trockenlegung des Forum Romanum durch die Cloaca Maxima angesehen werden – hier befand sich vordem ein Sumpf, in dem Tote bestattet wurden.

Die ersten systematischen Moorkultivierungen wurden bereits von Zisterziensermönchen im frühen Mittelalter durchgeführt, fanden aber schon im Spätmittelalter und infolge der Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges wieder ein Ende. Mit der allmählichen Wirtschaftsentwicklung Ende des 17. Jahrhunderts und verstärkt im 18. Jahrhundert setzte wieder eine landwirtschaftliche Tätigkeit ein, wobei auch weitreichende Niedermoorgebiete genutzt wurden. Die Kultivierung der Niedermoore geschah häufig unter staatlicher Förderung mit umfangreichen und großangelegten Hydromeliorationen.

Seit dem 19. Jahrhundert wird der gewonnene Torf auch zu Heilzwecken genutzt, beispielsweise als Moorbad.

Gefährdung von Mooren

1901 schrieb Carl Albert Weber dazu: „Es lässt sich leider nicht in Abrede stellen, dass Forscher, welche sich mit den zahlreichen Fragen beschäftigen, die besonders die Hochmoore stellen, sich schon jetzt in dem nordwestdeutschen Tieflande, einem der moorreichsten Länder der Erde, vergeblich um deren Lösung bemühen. In wenigen Jahren wird dies überhaupt auf deutschem Boden nicht mehr möglich sein bei der Hast, mit der man bemüht ist, die letzte Spur der Natur auf diesen interessanten Bildungen der Nützlichkeit zu opfern!“[5]

Folgen der Entwässerung

Entwässerungsgraben
Rückgestauter zum Teil wieder zugewachsener ehemaliger Abzugsgraben

Die Gefährdung von Mooren geht in erster Linie von Entwässerungen aus. Fast jede Nutzung von Mooren, sowohl land- oder forstwirtschaftliche, gartenbauliche als auch die Torfgewinnung, gehen mit einer entsprechenden Wasserregulierung einher. Jede Form der Entwässerung hat dabei Einfluss auf die Funktionen und Artenzusammensetzungen der Moore. Die Entwässerungen geschehen direkt durch die Anlage von Gräben, Rohrdränungen und Vorflutgräben und die Fassung von Quellen oder indirekt über Flussregulierungen, Entnahme von Trinkwasser und die damit verbundene Grundwasserabsenkung in der Landschaft. Die Auswirkungen der Entwässerungen sind komplex und machen sich teilweise erst nach vielen Jahren in ihrem gesamten Ausmaß bemerkbar.

Im Gegensatz zu Mineralböden hat der Torf wegen seines fast vollständig wassergefüllten Porenvolumens ein labiles Gefüge. Jede Entwässerung bedeutet eine Verringerung des Porenvolumens, da die Poren, wenn sie nicht mehr wassergefüllt sind, zusammensinken. Dieses führt zunächst zu einer Sackung des Moorbodens, also einer Abnahme der Torfmächtigkeit. Die Verdunstung des Porenwassers trägt zum weiteren Niveauverlust bei. Nach Entwässerung und Belüftung setzt eine sekundäre Bodenbildung ein, die in Abhängigkeit von der Zeit und der Trophie der Torfe unterschiedlich schnell und zu verschiedenen Gefügeformen führt. In niederschlagsreicheren Regionen können die Böden vererden. Dabei entsteht ein dunkel- bis schwarzbraunes Krümelgefüge, in dem Pflanzenreste nicht mehr mit bloßem Auge sichtbar, aber Pflanzenstrukturen noch mikroskopisch erkennbar sind. In trockeneren Gebieten mit geringeren Niederschlägen bilden sich bei fortdauernder stärkerer Austrocknung humin- und aschereiche, schwer benetzbare und trockene Feinkorngefüge mit zum Teil Rissen und Klüften im Boden. Der so entstehende Mulm (Vermulmung) ist eine äußerst ungünstige Gefügeform, weil der Boden leicht erodiert und irreversibel austrocknet. Die Böden lassen sich nicht wieder befeuchten und stellen den extremsten Moorstandort dar. Im weniger stark austrocknenden Unterboden bleibt die mineralische Bodensubstanz feucht bis nass. Es entsteht ein aus kohlengrusähnlichen verbackenen Teilchen bestehender Horizont, auch Vermurschungshorizont genannt. Die Bildung dieser Segregations- bzw. Absonderungsgefüge stellt das Endstadium der Niedermoorbodenbildung dar. Diese Böden sind schwer durchwurzelbar und haben einen sehr ungünstigen Wasser- und Nährstoffhaushalt.

Neben dieser physikalischen und chemischen Schädigung des Moores führt die Entwässerung zu einer Verringerung der Evapotranspiration, was wiederum zu einer Reduzierung der Kühlung in der Landschaft führt. Darüber hinaus kommt es durch die reduzierte Wassersättigung der Torfe zu einer Veränderung der Artenzusammensetzung hin zu weniger wasserliebenden Arten. Allgemein führt das zu einer starken Reduzierung der moortypischen Biodiversität.[6] Zudem steigt durch die Entwässerung die Gefahr von Bränden deutlich an, bei denen große Mengen an Treibhausgasen sowie umwelt- und gesundheitsschädlichen Luftschadstoffen freigesetzt werden können.[7] Moore machen etwa drei Prozent der weltweiten Landfläche aus, speichern aber 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs – doppelt so viel wie alle Wälder zusammen.[8][9] Daher stellen die Wiedervernässung und der Schutz von Mooren wirkungsvolle Möglichkeiten zum Klimaschutz dar.[10][11]

Landwirtschaftliche Nutzung von Mooren

Die landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Nutzung von Mooren funktioniert auf konventionellem Wege nur durch die Senkung des Wasserspiegels. Diese hat zur Folge, dass sich die hydraulischen Eigenschaften der Torfe, wie die Wasserspeicherkapazität und die hydraulische Leitfähigkeit, verringern. Durch die Entwässerung kommt zudem der vorher unter Luftabschluss entstandene Torf mit Sauerstoff in Berührung. Dieser Prozess führt bei anhaltenden aeroben Bedingungen zu einer kontinuierlichen Verstoffwechselung des Torfes (Torfzehrung) und damit zu einer irreversiblen Schädigung des Moorkörpers.

Diese konventionelle Nutzung führt unweigerlich zu einer Zerstörung der Moore und angrenzender Feuchtgebiete. Eine nachhaltige Moornutzung kann nur bei oberflächennahen Wasserständen erfolgen, welche unter Umständen zu einer Torfbildung aber zumindest zu einer Torferhaltung führt. Diese Alternative wird als Paludikultur beschrieben.[12] Im Folgenden werden die Verfahren der konventionellen Moornutzung beschrieben.

Die Moorbrandkultur ist ein Verfahren, bei dem das Moor vor dem Winter oberflächlich entwässert und abgehackt wurde, damit es im Frühjahr abgebrannt werden konnte. Anschließend wurde in der Asche Buchweizen oder Hafer ausgesät. Reguliert wurde das Feuer durch die Windrichtung und die zu- oder abnehmende Feuchtigkeit im Boden. Bei diesem Verfahren waren die Nährstoffreserven im Boden jedoch nach 10 Jahren erschöpft und das Land musste 30 Jahre brach liegen.

Bei der Fehnkultur legte man große Entwässerungsgräben an, aus denen man den Schwarztorf abbaute. Die Wasserkanäle dienten auch dem Abtransport des Torfes.

Die Hochmoorkultur wird nur bei Hochmooren angewandt, wobei der Torf mindestens eine Höhe von 1,3 Metern besitzt. Die Moore werden zwar entwässert, aber nicht abgetorft, sondern nur umgebrochen und gedüngt. Der daraus entstandene Boden dient ausschließlich der Grünlandwirtschaft.

Bei der Sandmischkultur wird Sand aus einer Tiefe von ungefähr 3 Meter hochbefördert und durchgepflügt. Die daraus entstandene Sand-Mischkultur ist in der Landwirtschaft vielseitig einsetzbar.

Die Tiefpflug-Sanddeckkultur ist nur für Niedermoore geeignet, deren Torfschicht nicht dicker als 80 cm ist. Dabei wird mit einem Tiefpflug mit einer Arbeitstiefe von 1,60 m der Boden um etwa 135° gewendet und schräg gestellt. In dem stark verändernden Bodenprofil wechseln sich Torf- und Sandbalken von etwa gleicher Stärke ab. Zudem wird das Profil von einer etwa 20–30 cm mächtigen Sandschicht überlagert. Bei dieser Art der Melioration wandeln sich die Bodeneigenschaften grundlegend. Durch die stark steigende Wasserleitfähigkeit werden der Bodenwassergehalt und die Möglichkeiten der Grundwasserregulierung viel ausgeglichener. Mit der Sanddeckkultur ist ein intensiver Getreideanbau auf einem Niedermoor möglich.[13]

Bei der Schwarzkultur wird der Moorboden nach der Entwässerung ohne Veränderungen kultiviert, wobei dies nur auf Niedermooren vollzogen werden kann.

Erhaltung, Schutz und Regeneration

Die Erhaltung von Mooren bedarf keiner großen Maßnahmen. Überlässt man diese Lebensräume sich selbst, ist dies im Normalfall ausreichend.

Regeneration Niedermoor

Die Regeneration eines Niedermoores ist nicht so aufwendig wie die eines Hochmoores. Da Niedermoore durch das Grundwasser versorgt werden, reicht ein einfaches Verschließen der Entwässerungsgräben aus. Handelt es sich jedoch um Gebiete, die jahrelang landwirtschaftlich genutzt wurden, sind sie aufgrund der Düngung und extremen Bodenbearbeitung nicht mehr für eine Renaturierung geeignet. Lediglich in der Funktion als Pufferzone gegenüber der weiteren landwirtschaftlichen Nutzung oder als Feuchtwiese, was der Tierwelt ebenfalls Vorteile bietet, können diese Landstriche noch genutzt werden.

Regeneration Hochmoor

Auch die Regeneration eines Hochmoores beinhaltet zunächst das Verschließen der Entwässerungsgräben. Da ein Hochmoor jedoch nicht vom Grundwasser versorgt werden darf, muss speziell darauf geachtet werden, dass die Stellen, an denen die wasserundurchlässige Lage durchbrochen wurde, gut verschlossen werden. Der Einfluss von Grundwasser würde den Nährstoffgehalt zu weit ansteigen lassen, weshalb auch eine künstliche Bewässerung ausgeschlossen ist. Denkbar wäre eine Förderung des Moorwassers durch Pumpen, was allerdings einen erheblichen Aufwand darstellt.

Renaturierung und Regeneration

Wiedervernässter Bereich im Moor

Die Renaturierung eines Moores ist gegeben, sobald sich die arttypischen Pflanzen, wie zum Beispiel die Torfmoose wieder ansiedeln. Eine völlige Regeneration ist dann eingetreten, wenn die typischen Verhältnisse wieder eingetreten sind. Das beinhaltet das Wachstum und die Vertorfung einer Torfmoosdecke.

Bei einer Wiedervernässung besteht häufig eine Problematik hinsichtlich Vorkommen von Arten, die Trockenstandorte degradierter Moore besiedeln. Zunächst scheint es nur zwei Möglichkeiten zu geben. Entweder die Vorkommen erlöschen bei einer Wiedervernässung oder sie werden durch einen Verzicht auf die Wiedervernässung erhalten. Bei einer Wiedervernässung sollten allgemein die Aussichten auf eine Regeneration (Hochmoorwachstum sowie positive Effekte auf hochmoortypische Arten) des Moores berücksichtigt und gegenüber möglichen negativen Effekten abgewägt werden. Allerdings kann eine räumliche Aufteilung versucht werden. Ferner besteht die Möglichkeit Ersatzlebensräume zu schaffen, wie beispielsweise im schwäbischen Donauried, wo Vorkommen gefährdeter Schmetterlinge an ehemalige Brennenstandorte und Kiesabbauflächen grenzen. Andernfalls könnte auf eine Einebnung von Resttorfkörpern verzichtet werden und stattdessen eine Zurückdrängung aufkommender Gehölze erfolgen, wodurch Trockenheiden-Arten eine „Übersiedlung“ ermöglicht würde. Vollständiges Entfernen von Gehölzen kann allerdings negative Folgen für wertgebende Tierarten haben. Zudem sollten naturnahe und totholzreiche Birken und Koniferen-Moorwälder im Hinblick auf ihre Bedeutung als Refugien zahlreicher Eiszeit- und Urwaldrelikt-Arten berücksichtigt werden, da unter den gegebenen Bedingungen nur wenig Aussicht auf eine Wiederansiedlung besteht.[14]

Regionale Bezeichnungen für Moore

Im deutschsprachigen Raum existieren für Moore zahlreiche Regionalbezeichnungen bzw. Synonyme. So werden im allgemeinen Sprachgebrauch die Bezeichnungen Moor und Sumpf meistens synonym verwendet. In Norddeutschland sind die Bezeichnungen Bruch, Brook und Luch verbreitet, in Süddeutschland Ried, Filz (zum Beispiel Kendlmühlfilzn) und Moos (zum Beispiel Donaumoos). Dabei bezeichnet Moos meist ein Niedermoor, Filz ein Hochmoor. Rülle ist die Bezeichnung für den natürlichen Abfluss eines Hochmoores innerhalb des Moorkörpers.

Moorbrände

Löscharbeiten bei einem Moorbrand

Insbesondere trocken gefallene Moore mit Torf als brennbarem Material können in Brand geraten.[15] Dabei handelt es sich in der Folge hauptsächlich um Schwelbrände unter der Erdoberfläche. Da die Brandherde bzw. Glutnester kaum sichtbar sind und erkannt werden können, ist eine Löschung außerordentlich aufwändig und schwierig.[16]

Im Juni 2018 verbrannten bei Manchester in Nordengland mindestens 18 km² des Saddleworth Moor.[17]


Im September 2018 wurden vom Unternehmen Airbus Helicopters im Auftrag der Bundeswehr auch während der Trockenheit im europäischen Sommer auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 91 bei Meppen Raketenerprobungen durchgeführt. Hierdurch entstand ein Großbrand, bei dem über 12 Quadratkilometer Moorfläche brannten. Zur Brandbekämpfung waren zeitweilig täglich über 1500 Feuerwehrleute und Angehörige des Technischen Hilfswerks im Einsatz.

Ende Mai 2020 brach im Naturschutzgebiet Der Loben in Südbrandenburg ein Moorbrand aus, der sich schnell auf etwa 100 Hektar ausbreitete.[18][19]

Siehe auch

Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Umwelt (Hrsg.): A. Wagner, I. Wagner: Leitfaden der Niedermoorrenaturierung in Bayern. Augsburg 2005, ISBN 3-936385-79-3.
  • G. Colditz: Auen, Moore, Feuchtwiesen; Gefährdung und Schutz von Feuchtgebieten. Birkhäuser Verlag, 1994.
  • Karlhans Göttlich: Moor- und Torfkunde. 3., neubearbeitete Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele & Obermiller), Stuttgart 1990, ISBN 3-510-65139-1.
  • G. Grosse-Brauckmann: Zur Moorgliederung und -ansprache. In: Zeitschr. f. Kulturtechnik. 3, 1962, S. 6–29.
  • Claus-Peter Hutter (Hrsg.); Alois Kapfer, Peter Poschlod: Sümpfe und Moore – Biotope erkennen, bestimmen, schützen. Weitbrecht Verlag, Stuttgart/ Wien/ Bern 1997, ISBN 3-522-72060-1.
  • H. Joosten, D. Clarke: Wise Use of Mires and Peatland. International Mire Conservation Group, NHBS, Totnes 2002, ISBN 951-97744-8-3.
  • Christa Klickermann, Petra Wenzel: Altes Naturheilmittel Moor – Neues Wissen für die praktische Anwendung. Klickermann, Laufen 2003, ISBN 3-00-011626-5.
  • Heinrich Mahler: Pflanzen unserer Moore. Heimatkundliche Schriften (Pflanzen der Heimat), Wesermünde 1958 (pdf, 4 MB).
  • F. Overbeck: Botanisch-Geologische Moorkunde. Wachholtz, Neumünster 1975, ISBN 3-529-06150-6.
  • G. M. Steiner (Hrsg.): Moore von Sibirien bis Feuerland. Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-146-4.
  • Michael Succow, H. Joosten: Landschaftsökologische Moorkunde, 2., völlig neu bearbeitete Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65198-7.
  • M. Succow, L. Jeschke: Moore in der Landschaft: Entstehung, Haushalt, Lebewelt, Verbreitung, Nutzung und Erhaltung der Moore. 2. Auflage. Urania, Leipzig/ Jena/ Berlin 1990, ISBN 3-87144-954-7.
  • Kai Krüger (Fotos: Andre Reiser): Moore: Das Ende einer Urlandschaft. In: Geo-Magazin. Hamburg 1978,8, S. 74–94. ("Mord am Moor") ISSN 0342-8311

Filmdokumentationen

Weblinks

Wiktionary: Moor – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Moore – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. R. Meier-Uhlherr, C. Schulz, V. Luthardt: Steckbriefe Moorsubstrate. HNE Eberswalde (Hrsg.), Berlin 2011, http://www.mire-substrates.com
  2. R. Eggelsmann: Wiedervernässung und Regeneration von Niedermoor. (englischer Titel: Rewetting and Regeneration of Fen) In: TELMA. 19, 1989, S. 27.
  3. Succow u. a.: Landschaftsökologische Moorkunde. 2., völlig neubearb. Auflage. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, 2001, ISBN 3-510-65198-7.
  4. C. Berg u. a.: Verzeichnis der Syntaxa im Tabellenband der „Pflanzengesellschaften Mecklenburg-Vorpommerns und ihre Gefährdung“. (MS Word; 90 kB) 2001: 12.2b Unterordnung: Kalk-Sumpfsimsen- und Schneiden-Riede mäßig nährstoffarmer, kalkreicher Senken- und Uferstandorte.
  5. Carl Albert Weber: Über die Erhaltung von Mooren und Heiden Norddeutschlands im Naturzustande, sowie über die Wiederherstellung von Naturwäldern. In: Abhandlungen herausgegeben vom Naturwissenschaftlichen Verein zu Bremen. Band 15, 1901, S. 261–279, hier S. 268.
  6. Succow u. a.: Landschaftsökologische Moorkunde. 2., völlig neubearb. Auflage. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, 2001, ISBN 3-510-65198-7.
  7. Gustaf Granath et al.: Mitigating wildfire carbon loss in managed northern peatlands through restoration. In: Scientific Reports. Band 6, 2016, doi:10.1038/srep28498.
  8. Moore – unheimlich und unheimlich wichtig (NDR.de – Ratgeber). 17. März 2020, abgerufen am 23. November 2020 (deutsch).
  9. Sandra Kirchner: Europas Moore vertrocknen weiträumig. In: Klimareporter. 7. November 2019, abgerufen am 7. November 2019 (deutsch).
  10. Martti Mandel: Interview: Wiedervernässung von Mooren zur Verringerung des THG-Ausstoßes. In: EUKI. 10. November 2019, abgerufen am 2. November 2019 (deutsch).
  11. Angela Gallego-Sala; Julie Loisel: Guest post: How human activity threatens the world’s carbon-rich peatlands. In: Carbon Brief. 21. Dezember 2020, abgerufen am 1. Januar 2021 (englisch).
  12. Wendelin Wichtmann, Sabine Wichmann: Paludikultur: Standortgerechte Bewirtschaftung wiedervernässter Moore. (englischer Titel: Paludikultur – site adapted management of re-weetted peatlands) In: TELMA. Beiheft 4, 2011, S. 215–234.
  13. K. Dörter u. a.: Landwirtschaftliche Meliorationen. Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1985, ISBN 3-331-00015-9, S. 286.
  14. M. Dolek, M. Bräu, Ch. Stettmer: Wasser marsch! – Und alles wird gut im Moor!? In: ANLiegen Natur. 36(1), Laufen 2014, S. 82–89. (PDF 0,7 MB)
  15. Laurel Hamers: When bogs burn, the environment takes a hit. 29. Juli 2019, abgerufen am 15. August 2019 (englisch).
  16. Julia Merlot: Warum der Moorbrand so schwer zu löschen ist bei Spiegel Online vom 18. September 2018
  17. Saddleworth Moor fire is out after more than three weeks. In: BBC News North West. BBC, 18. Juli 2018, abgerufen am 20. September 2018 (englisch).
  18. Waldbrand im Moorgebiet „Loben“ auf 30 Hektar ausgebreitet. Abgerufen am 29. Mai 2020.
  19. Großeinsatz der Feuerwehren: Lage bei Großbrand im Moorgebiet „Loben“ entspannt sich | Nordkurier.de. In: Nordkurier. 30. Mai 2020, abgerufen am 30. Mai 2020.
  20. magiedermoore-derfilm.de (Memento vom 9. Oktober 2015 im Internet Archive).