Schlacht am Little Bighorn

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Schlacht am Little Bighorn
Teil von: Großer Sioux Krieg 1876

The Custer Fight, Charles M. Russell (1903)
Datum 25. Juni bis 26. Juni 1876
Ort Little Bighorn River, Montana, USA
Ausgang Sieg der Indianer
Konfliktparteien

Lakota
Dakota
Arapaho
Cheyenne

Vereinigte Staaten 37 Vereinigte Staaten 7th US Cavalry Regiment

Befehlshaber

Sitting Bull
Crazy Horse
Gall
Lame White Man †
Two Moons

Oberstleutnant George Custer
Major Marcus Reno
Hauptmann Frederick Benteen
Hauptmann Myles Keogh
Oberleutnant James Calhoun

Truppenstärke

ca. 950–1200 Krieger,
ca. 6000 Nichtkombattanten (Alte, Frauen, Kinder)

31 Offiziere
566 Soldaten
35–40 Scouts
5 Zivilisten

Verluste

ca. 40 Krieger gefallen
ca. 80 Krieger verwundet
ca. 10 Nichtkombattanten getötet[1]

268 Gefallene
55 Verwundete und Vermisste

Region um den Little Bighorn und Route des Bozeman Trails

In der Schlacht am Little Bighorn (im Englischen auch als „Battle of the Greasy Grass“ oder „Custer’s Last Stand“ bezeichnet) wurden am 25. Juni 1876 fünf Kompanien des 7. US-Kavallerie-Regiments unter dem Kommando von George Armstrong Custer von Stammeskriegern der Lakota- und Dakota-Sioux, Arapaho und Cheyenne am Little Bighorn River im heutigen Bundesstaat Montana in den Hügeln östlich des Flusstals eingekesselt und vernichtet.

Die Schlacht fand im Rahmen von Auseinandersetzungen um Landnutzungs- und Siedlungsrechte zwischen der weißen Mehrheitsbevölkerung und den letzten, frei lebenden Indianerstämmen Nordamerikas statt.[2] Es war einer der wenigen größeren Erfolge der Prärieindianer in ihrem Überlebenskampf gegen die, trotz ihrer damaligen Defizite, weit überlegenen amerikanischen Landstreitkräfte. Die Niederlage Custers ist maßgeblich seiner unzureichenden Vorfeldaufklärung und falschen Lageeinschätzung zuzuschreiben. Auch die Aufteilung seines Regiments in kleinere, weit auseinandergezogene Abteilungen unmittelbar vor Aufeinandertreffen mit den Indianern schwächte zusätzlich dessen Kampfkraft. Die Vernichtung von fünf Kompanien hatte für den Kriegsverlauf keine Auswirkungen. Dennoch erregt diese Schlacht bis auf den heutigen Tag eine ihre militärische Bedeutung weit übersteigende Aufmerksamkeit. Besonders Custers Witwe arbeitete intensiv daran, das umstrittene Vermächtnis ihres Mannes wieder aufzupolieren. In der Zeit nach der Schlacht wurden Custers Soldaten immer mehr zu tragischen Helden der jüngeren amerikanischen Geschichte verklärt und die Niederlage zum heroischen Kampf bis zum Ende, „Custers letztem Gefecht“ erhöht. Die Schlacht und insbesondere die Handlungsweise Custers wurden danach von Historikern ausgiebig untersucht und analysiert.[3]

Die Geschehnisse am Little Bighorn waren auch ein Fanal für die sonst weitgehend unbeachtet vor sich gehende Vernichtung der Nomadenkultur der nordamerikanischen Urbevölkerung. Auf US-amerikanischer Seite wurde die Niederlage in mehr als 50 Hollywood-Filmen zur unendlichen Märtyrer-Saga und bis heute für die revisionistische Propaganda missbraucht. Archäologische Untersuchungen des Schlachtfelds und die Auswertung der Aussagen von Augenzeugen rücken die damaligen Ereignisse aber in ein neues Licht. Das Little Bighorn Battlefield National Monument ehrt heute diejenigen, die auf beiden Seiten gekämpft haben.

Vorgeschichte

Oberstleutnant George A. Custer, das Foto entstand kurz vor seinem Tod im Jahr 1876
Soldat Michael Reiley, F-Kompanie des 7. Kavallerieregiments, einer der Soldaten, die in der Schlacht starben

Die Schlacht am Little Bighorn war Teil eines Verdrängungs- und Vernichtungsprozesses der amerikanischen Ureinwohner, der vom 16. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert andauerte. Anfangs drangen von Osten die Lakotas in die „Great Plains“ ein, ein räuberisches Nomadenvolk, später bekannt unter dem Namen „Sioux“, den sie von ihren Gegnern bekommen hatten und der grob vereinfacht „Feind“ bedeutet.[Anm 1] Die Sioux verdrängten die Crows und Shoshonen aus ihren Jagdgründen im Norden der Plains. Später, Mitte des 19. Jahrhunderts, prallten im Westen Nordamerikas Steinzeit und Frühkapitalismus dann mit voller Wucht aufeinander. Als die weißen Siedler vor dem Sezessionskrieg (1861–1865) begannen auch den äußersten Westen des Kontinents zu kolonisieren, hatten aufgrund der Trockenheit und der noch relativ großen indigenen Bevölkerung erst wenige von ihnen dort Wurzeln geschlagen. Dieses Land stellte die Farmer außerdem vor ganz neue Probleme. Vorher hatte man hauptsächlich in den niederschlagsreichen und stark bewaldeten Regionen beiderseits des Mississippi neue Agrarflächen erschlossen, die nur gerodet und umgepflügt werden mussten, um üppige Erträge zu liefern. Die Trecks mussten eine stetig nach Westen ansteigenden Ebene mit wesentlich raueren Klima, harten und trockenen Böden, Wüstenregionen und als Abschluss die Hochgebirgskette der Rocky Mountains, die sich wie ein gigantischer Riegel von Nord nach Süd erstreckte, mit den schwer beladenen Planwagen überwinden. Erst westlich davon, an der Küste des Pazifiks, fand man wieder wesentlich günstigere Umweltbedingungen und vor allem eine üppigere Vegetation vor. Die Regierung in Washington schloss mit den Indianern „ewige Verträge“ („... solange das Wasser fließt, die Büffel weiden und der Himmel blau ist ...“) die ihnen zumindest einen Teil ihres Landes garantieren sollten. Es war also nicht nur reine Heuchelei, als man den Ureinwohnern zunächst noch das Nutzungsrecht der westlichen Plains garantierte.

Die Besiedlung der Great Plains

Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs wurde durch den hohen Einwanderungsdruck aus Europa auch das Siedlungsland in den westlich an den Mississippi grenzenden Bundesstaaten zunehmend knapper. Die Regierung in Washington gab daher zehn Prozent der Great Plains zur Besiedlung und Erschließung durch die beiden Eisenbahngesellschaften Union Pacific und Central Pacific frei. Immer mehr Siedler drangen immer tiefer in die Indianerterritorien vor – oft geschützt durch das US-Heer. Die Great Plains waren das letzte Refugium der noch als Nomaden lebenden „freien Indianer“. Eine Konfrontation zwischen den Prärieindianern und den weißen Okkupanten war damit unvermeidlich geworden. Wie schon vorher die Indianer im Osten, wurden nun auch die dort ansässigen Ureinwohner immer mehr aus ihren angestammten Lebensräumen verdrängt und damit auch ihrer natürlichen Existenzgrundlagen beraubt. Der Druck auf sie wurde noch erheblich durch den rasanten Ausbau des Eisenbahnnetzes erhöht, deren Schienenstränge nach Westen mitten durch das Indianerland verlegt wurden. Die neuen Bahnlinien waren im Eigentum kapitalkräftiger Gesellschaften, die sich die dafür nötige Unterstützung in Washington durch Bestechung problemlos erkaufen konnten, sie waren auch das perfekte Mittel, um die Doktrin der „Manifest Destiny“ zu erfüllen, d. h. die von der „Vorsehung“ geheiligte Eroberung und Erschließung des Kontinents durch die weißen Amerikaner. Die Ureinwohner standen dem „Fortschritt“ und Ausbau der Infrastruktur des Siedlerkolonialismus nur im Wege und hatten dabei meist das Nachsehen. Die Great Sioux Nation, die Lakota, Cheyenne und die Arapaho, kämpften gegen diese Entwicklung an und versuchten gleichzeitig ihre eigene Lebensweise zu bewahren. Sie attackierten die Eisenbahnlinien, das wichtigste Instrument der kolonialen Infrastruktur und Landnahme, störten die Erkundung ihres Landes, belagerten die Forts des amerikanischen Militärs und bedrängten die Siedler so weit wie möglich, konnten letztendlich aber das Vordringen der ihnen technisch und materiell weit überlegenen Invasoren nicht mehr aufhalten.[4]

Nachdem mit den Zügen der Union Pacific Railroad die Plains für die Siedler noch leichter erreichbar wurden, führte die Expansion des Eisenbahnnetzes durch neue Bahnverbindungen wie die Burlington and Missouri River Railroad zu einer intensiveren landwirtschaftlichen Erschließung der Plains. Kleine Farmen und Viehzuchtbetriebe entstanden zunächst nahe an den Eisenbahnlinien, die damit einen Anschluss an die Märkte der nordamerikanischen Großstädte ermöglichten.[5] Neue technische Errungenschaften wie verbesserte Pflüge, der Trockenanbau[Anm 2] ermöglichten aber ab 1865 auch ihre (eingeschränkte) Nutzung als Ackerland. Hinzu kam bald die Nutzviehhaltung im großen Stil, die Rinderzucht in Texas in der Mitte der 1860er Jahre beruhte auf der Ausnutzung der besonderen Bedingungen dieser Region und des natürlichen Herdenverhaltens der Longhorns. Die einst unübersehbar großen Büffelherden[Anm 3] waren zu dieser Zeit wegen systematisch betriebenen Abschuss durch professionelle Jäger oder zum Zeitvertreib schon fast ausgerottet. Die Rancher konnten nun nahezu ungestört auf den Plains ihre riesigen Rinderherden weiden lassen und dabei auch ihren geografischen Verlauf ausnutzen, da sie sich durchgehend vom Süden der Vereinigten Staaten bis hinauf zur kanadischen Grenze erstreckten, wo bald große Schlachtbetriebe (z. B. in Chicago) entstehen sollten. Auch das Einzäunungsproblem in diesem waldarmen Land war mit Erfindung des Stacheldrahts im Jahr 1874 gelöst worden. Dies alles führte zu einer noch nie dagewesenen Einwanderungswelle die nun auch auf dieses ansonsten zur Besiedlung wenig begünstigte Gebiet überschwappte.[6]

In den späten 1860er Jahren waren die meisten der amerikanischen Ureinwohner schon in sogenannte Indianerreservate unter Aufsicht des Bureau of Indian Affairs gezwungen und Krankheiten oder den Kampfhandlungen zum Opfer gefallen. Bereits in seiner Antrittsrede erinnerte Präsident Ulysses S. Grant an das Schicksal der Indianer als der „ursprünglichen Bewohner“ („original occupants“) Amerikas und kündigte einen Kurswechsel in der Indianerpolitik an. Sie sollten in geschützten Reservaten näher an die Lebensweise der Weißen herangeführt und zur Landwirtschaft ermutigt werden. Grant ernannte einen ehemaligen Brigade general, Ely Samuel Parker, einen gebürtigen Seneca-Indianer, zum Leiter des Indianerbüros. Er war damit der erste Ureinwohner in dieser Funktion. Mit Hilfe des Board of Indian Commissioners, eines Ausschusses des Kongresses, sollte vor allem die verbreitete Korruption in diesen Teil der Staatsverwaltung bekämpft werden. Als Beauftragte schlug das Board keine Politiker mehr vor, sondern mit Zustimmung Grants Vertreter aus einflussreichen Kirchengemeinden, vor allem Quäker, und Angehörige des Heeres. Diese Maßnahmen wurden der aktuellen Dynamik jedoch nicht gerecht, so dass die weißen Siedler mit staatlicher Unterstützung wie z. B. dem Homestead Act und Schutz durch das Heer die Prärie-Indianer immer weiter verdrängen konnten. Letztere verarmten in ihren wüsten und abseits gelegenen Reservaten zusehends. Insgesamt erreichte Grants Indianerpolitik trotz guter Absichten kaum Fortschritte in dieser Frage.[7]

Als Custer 1866 in Fort Riley, Kansas seinen Dienst beim 7. US-Kavallerieregiment antrat, waren die Kämpfe zwischen dem Heer und den Prärieindianern noch in vollem Gange. Den Lakota-Sioux war es zwischen 1866 und 1868 gelungen, die Expansion der Weißen Richtung Montana am Bozeman Trail etwas zu bremsen. Im November 1868 überfiel Custer mit dem 7. Kavallerieregiment am Washita River das Winterlager der Southern Cheyennes unter Chief Black Kettle. Im Vertrag von Laramie wurde im gleichen Jahr die Einrichtung der „Großen Sioux-Reservation“ festgeschrieben. Daneben wurde den Indianern u. a. zugestanden – auch außerhalb ihres Reservats – weiter Bisons zu jagen. Die – schon seit Jahrhunderten – mit den Büffelherden umherstreifenden Prärieindianer im Norden unterschieden sich jedoch eklatant von den Ackerbau betreibenden Puebloindianern im Süden der USA. Überdies waren die meisten ihrer Stämme untereinander tief verfeindet. Die Anführer der Lakota, Sitting Bull, Crazy Horse und Gall, erkannten den Vertrag von Laramie nicht an und hielten sich deswegen meist außerhalb des Reservats in ihren angestammten Jagdgebieten auf.

Der Kampf um die Black Hills

Die Black Hills waren den Lakota-Sioux und Cheyenne heilig und galten als Mittelpunkt ihrer spirituellen Welt. Sie waren ein Grundpfeiler ihrer Kultur, da sie auch der Schauplatz ihrer Schöpfungsgeschichte waren. Viele von ihnen glaubten, dass ihre Vorfahren ursprünglich aus einer dort befindlichen Höhle (Wing Cave) hervorgegangen waren. Den Indianern war vor allem ihr Land wichtig, zu dem sie eine tiefe, quasireligiöse Verbundenheit verspürten, Gold oder andere Edelmetalle hatten für sie keinerlei Bedeutung. Für die Ureinwohner war zudem der Fluss Little Bighorn das „Wasser am Fetten Gras“ – ein Hinweis darauf, dass es dort früher von Büffeln und anderen jagdbaren Wild nur so wimmelte, und auch für ihre Ponys fanden sie hier ideale Weidegebiete vor.

Die Black Hills lagen zwar knapp jenseits der Westgrenze des Reservats, gehörten jedoch noch zum Garantiegebiet, in dem ausschließlich den Lakota Jagdrechte zugebilligt worden waren. Im Zuge einer ersten – vertragswidrigen – Militärexpedition im Jahr 1874 (Black Hills Expedition) unter dem Kommando von Custer begleiteten seine Reiter, neben Wissenschaftlern und Reportern, auch zwei Prospektoren, die nach Gold suchen sollten und am 30. Juni 1874 auch fündig wurden. Fatalerweise verbreitete sich die Nachricht von den Goldfunden am French Creek wie ein Steppenfeuer im Land, was den Ansturm von 15.000 illegalen Goldsuchern auf die Black Hills zur Folge hatte. Die Zeitungen schrieben enthusiastisch von einem „neuen Goldland“, oder „Eldorado Amerikas“ und die USA befanden sich fatalerweise zu dieser Zeit in ihrer ersten schweren wirtschaftlichen Rezession. Daher kam dieses Gold gerade zur rechten Zeit, um damit dringend benötigte Investitionen und die weitere Erschließung der westlichen Territorien anzukurbeln.[8] Custer wurde nach seiner Rückkehr im August 1874 dafür in der Presse frenetisch bejubelt, nur einer, ein Korrespondent der New York World, William Curtis warnte:

„Wir reizen die Indianer bis zum Wahnsinn, indem wir in ihre heiligen Gebiete eindringen und treiben sie auf einem Weg, der in einer furchtbaren Rache enden wird!“

Die Heeresführung unternahm zwar einige halbherzige Versuche die Goldsucher wieder zu vertreiben, hatte aber kein großes Interesse daran, das Problem im Sinne der Indianer zu lösen. Auch der Regierung in Washington kam dies sehr entgegen und man beschloss, die Verträge (aufgrund der Goldfunde) zu brechen. Die etwa 3.000 Sioux und 400 Cheyenne, die damals zu den noch „freien“ Stämmen zählten, wollten dies nicht hinnehmen und setzten sich dagegen zur Wehr. Ihr geistiger Führer war der Prophet und Medizinmann „Tȟatȟáŋka Íyotake“, besser bekannt als „Sitting Bull“. Um den Kampf gegen die Weißen kümmerten sich Kriegshäuptlinge, wie Crazy Horse, Rain in the Face und Gall. Sie begannen Jagd auf die weißen Eindringlinge zu machen und töteten sie, wenn sie ihnen in die Hände fielen.

Die im Westen stationierten Soldaten wurden 1875 aufgrund eines Berichts des Indianeragenten E.C. Watkins vom 9. November gleichen Jahres in Alarmbereitschaft versetzt, dem zufolge die Lakota und Cheyenne unter der Führung von Sitting Bull, Crazy Horse und Big Foot den Weißen zunehmend feindlich gesinnt waren. Präsident Ulysses S. Grant war deswegen immer größeren Druck von Seiten diverser Interessensgruppen ausgesetzt die ihn aufforderten, in dieser leidigen Sache endlich energisch durchzugreifen. Im Dezember 1875 gab Grant dem Druck schließlich nach und ließ den Lakota ein letztes Ultimatum übermitteln, sie sollten die Black Hills freiwillig räumen und sich bis spätestens 1. Februar 1876 in die ihnen zugewiesenen Reservate begeben oder sich bei einer der Indianeragenturen zu melden, widrigenfalls sie als feindliche Kombattanten angesehen werden. General Philip Sheridan bezeichnete dieses Ultimatum später als: „Beinahe guten Witz“. Gleichzeitig plante das Oberkommando die am Powder River lebenden Indianer in einer dreigliedrigen Zangenoperation zu überrumpeln und gefangen zu nehmen. Abgesehen davon, dass viele der hievon betroffenen Lakota und Cheyenne gar nicht aus einer Reservation stammten, in die sie hätten zurückkehren können, wäre es ihnen auch unmöglich gewesen, dieser Aufforderung mitten in der kalten Jahreszeit nachzukommen ohne dass dabei die meisten von ihnen in den Schneemassen verhungert wären. Die Regierung übte so immer mehr Druck auf die Indianer aus um einen Krieg im Namen des amerikanischen Wirtschaftsimperialismus vom Zaun brechen zu können

Im Jubiläumsjahr 1876 feiern die Vereinigten Staaten von Amerika ihr 100-jähriges Bestehen, für Washington wäre daher ein Sieg über die Indianer höchst willkommen gewesen und man ordnete eine Strafexpedition gegen die rebellischen Stämme an (Centennial Campaign). Sie hatte das Ziel, alle von ihnen einzufangen (oder zu töten) und in die Reservate zu zwingen. Custer wurde damit beauftragt, die davon betroffenen Ureinwohner bis zum 31. Januar 1877 dorthin umzusiedeln. In seinen Mußestunden betätigte sich Custer (unter dem Pseudonym „Nomad“) auch als Kolumnist für ein Sportmagazin und berichtete darin über seine Jagdausflüge in die Plains. Er brachte in einem Artikel auch einmal seine Gedanken über die Indianer zum Ausdruck als er schrieb:

„Wenn ich ein Indianer wäre, würde ich mich denjenigen Männern anschließen die heute gegen mich kämpfen. Ich würde ein freies, offenes Wanderleben wählen.“

Custer trägt hier einmal mehr die zwiespältige Einstellung der weißen Amerikaner gegenüber den Indianern zur Schau. Er war u. a. stolz auf seine Kenntnisse über ihre Rituale und Lebensweise, bewunderte und imitierte sie sogar in gewisser Weise. Andererseits war er aber auch ein Kind seiner Zeit und sah in ihnen nur Primitive, deren Schicksal es sei einer ihnen überlegenen Zivilisation zu weichen, oder entweder in ihr auf- oder unterzugehen.

Neben den militärischen Vorbereitungen versuchte die US-Regierung die davon betroffenen Stämme zum Verkauf der Black Hills zu bewegen und bot ihnen dafür eine Entschädigung von sechs Millionen US-Dollar an. Man leitete hierzu Verhandlungen mit den Oglala-Lakota im Reservat ein, deren Häuptling Red Cloud lehnte jedoch einen Verkauf kategorisch ab. Die neuen Landforderungen der Weißen waren zudem ein klarer Bruch des Vertrages von 1868. Krieger aus Sitting Bulls Gefolgschaft drohten jeden Häuptling zu töten, der es wagte seine Unterschrift unter einen derartigen Vertrag zu setzen.[Anm 4][9]

Das doppelte Spiel von Grants Regierung kam Sitting Bulls feste Absicht, sich in dieser Sache auf keinen Fall mit den Weißen auf Verhandlungen einzulassen, sehr gelegen. Es machte es ihm wesentlich leichter, die meisten Präriestämme in einem fragilen Bündnis zu vereinen das noch dazu laufend Zuwachs aus den Reservaten erhielt. Im Frühling von 1875 flohen nach einem Aufruf von ihm weitere tausend Indianer aus den Reservaten, um sich ihren, im Gebiet der Black Hills und am Powder River befindlichen, Stammesgenossen anzuschließen. Es gelang ihm sogar, den eigensinnigsten Häuptlingen wie Rain in the Face ein Mindestmaß an Disziplin und Kooperation abzuringen. Die mittlerweile auf mehrere tausend Indianer angewachsene Rebellenkoalition schlug im Sommer 1876 an den Ufern des Little Bighorn ihr Sommerlager auf, sie hätten auch nicht mehr woanders hin gehen können. Es war die größte Zusammenkunft der nordamerikanischen Prärieindianer in ihrer bisherigen Geschichte, der letzte Kampf der Indigenen um ihre Freiheit und Heimat stand kurz bevor.

Die Grenzsoldaten

Regimentsflagge (Guidon) des 7. Kavallerieregiments im Feldzug von 1876
Offizier des 2. Kavallerieregiments zu Pferde, um 1895

Obwohl das US-Heer seit seiner Gründung fast ununterbrochen gegen die Urbevölkerung Krieg führte, stellte sie sich merkwürdigerweise nie auf den besonderen Charakter dieser Kämpfe ein. Solche Auseinandersetzungen sah man nur als notwendiges Übel an, die man vorwiegend mit Improvisationstalent meisterte. Da im Zuge der Kämpfe gegen die Indianer auch keine offiziellen Kriegserklärungen ausgetauscht wurden, galten sie als eine Art „Polizeiaktion“, die den Offizieren und Soldaten noch dazu nur wenig Vergünstigungen und Auszeichnungen einbrachten. Die schlecht bezahlten und wenig angesehenen Grenzsoldaten lagen zudem in den von den urbanen Zentren weit entfernten, unwirtlichen, von der breiten Bevölkerung vergessenen Außenposten (Frontier) und waren oft noch von ihren traumatischen Erfahrungen aus den blutigen Gemetzeln des Bürgerkriegs geprägt, was einige Gewaltexzesse gegenüber den Indianern erklären könnte, die in puncto Verübung von Grausamkeiten ebenfalls nicht zimperlich waren. Meist als kleine Detachements verstreut über das Land eingesetzt, spielte die US-Kavallerie bei der Landnahme im Westen dennoch eine Schlüsselrolle und wurde so ein Teil des Gründungsmythos der Vereinigten Staaten.

Der gemeine Kavallerist, drangsaliert von Stärkereduzierung und Soldkürzungen, fristete ein hartes und entbehrungsreiches Leben, im Gegensatz zu den Darstellungen in den populären Western-Filmen der 1950er und 1960er Jahre. Archäologische Befunde deuten außerdem darauf hin, dass viele der Soldaten des 7. Kavallerieregiments unterernährt und in schlechter körperlicher Verfassung waren, obwohl sie zum am besten ausgerüsteten und versorgten Regiment des Heeres zählten.[10] Desertationen waren deshalb an der Tagesordnung; man schätzt, dass zwischen 1867 und 1891 mehr als ein Drittel der neu angeworbenen Rekruten wieder fahnenflüchtig wurde.[Anm 5][11] Ein Teil von Custers Soldaten hatte noch dazu noch nicht einmal richtig reiten gelernt.[12] Ihr täglicher Dienst nahm die Soldaten derart in Anspruch, dass nur wenig Zeit für eine gründliche Ausbildung blieb. Nicht einmal genug Munition für Schießübungen wurde bereitgestellt. Es war daher wenig verwunderlich, dass sie ihren Gegnern in vielerlei Hinsicht unterlegen waren. Mitte der 1870er Jahre standen dem Oberkommando insgesamt nur 19.000 einsatzbereite Soldaten zur Verfügung. Nach Ablauf der Dienstzeit verließ man meist das Heer wieder, sodass viel zu wenig kampferfahrene Soldaten für die Ausbildung der neuen Rekruten bereitstanden. Für Strafaktionen gegen die Indianer musste man eine lange Kolonne aus Tragtieren und Transportwagen für Verpflegung und Ausrüstung mit sich führen, der das Vorwärtskommen erheblich verlangsamte, sodass an eine Verfolgung des Gegners meist nicht zu denken war. Ein Offizier verglich einmal die Effizienz des Heeres mit einem Kettenhund: „Innerhalb der Kettenreichweite unwiderstehlich, außerhalb machtlos.“[13]

Ungefähr 57 Prozent der Soldaten des 7. Kavallerieregiments von 1876 wurden in den Vereinigten Staaten geboren, 43 Prozent stammten aus Europa, vor allem aus Irland und Deutschland mit jeweils rund 15 Prozent. Auch die Vorfahren ihres Kommandeurs, George Armstrong Custer, waren Deutsche, dessen ursprünglicher Familienname Küster oder Kuester lautete. Zudem gehörten auch zwölf in der Deutsch-Schweiz geborene Männer zu Custers Streitkräften. Ein anderer, John Rauter, stammte aus Tirol in Österreich. Diese Männer waren größtenteils in großer Armut aufgewachsen, harte Arbeit und den Verzicht gewohnt und sie meisterten unvorhergesehene Schwierigkeiten mit Bravour. Sie bewiesen in Einsätzen unter den schwierigsten Bedingungen oft große Ausdauer, bemerkenswerte Hartnäckigkeit und Mut. Trotzdem schlug ihnen im Alltag oft Verachtung entgegen, dies hatte viel mit der Abneigung zu tun, die die angestammten Amerikaner ihren Streitkräften und Einwanderern generell entgegenbrachten.[14] Besonders hoch war der Migrationsanteil in den Unteroffiziersrängen, da sie teilweise schon in ihrer alten Heimat gedient hatten.

Das Offizierskorps wurde größtenteils von Veteranen des Sezessionskrieges gestellt und war schon beträchtlich überaltert. Viele von ihnen hatten im Freiwilligenheer des Bürgerkrieges höhere Ränge bekleidet und waren dann nach Endes des Krieges wieder in ihre Ränge im regulären Heer zurückgekehrt. Dort konnten Beförderungen bis in höhere Dienstränge bis zu 26 Jahre dauern. Custer beispielsweise war während des Bürgerkrieges im Unionsheer bis zum Divisionskommandeur und Generalmajor der Freiwilligen aufgestiegen, versah nun aber seinen Dienst als Oberstleutnant. Da man ihm bei Kriegsende aber den Titular- oder Brevet-Rang eines Generalmajors verliehen hatte, sprachen ihn seine Untergebenen weiterhin als General an. Custer befehligte 1876 ein Regiment der Dakota-Kolonne, bestehend aus den zwölf Kompanien des 7. Kavallerieregiments, die damals etwa 650 Mann stark war. Wegen der drastischen Sparmaßnahmen im Haushalt umfasste sein Offizierskorps nur 15 Mann anstatt der 43, die für ein Kavallerieregiment eigentlich vorgesehen waren.[15]

Die Indianer

Häuptlinge der Sioux, um 1877
Gefangene Crow Indianer, um 1881

Die Art, wie die Indigenen ihre Kriege führten, entsprach schon lange nicht mehr der Höhe der Zeit. Allgemein war man im Heer der Meinung, dass die Indianer keine ebenbürtigen Kontrahenten waren. Sie schossen ein paarmal aus dem Hinterhalt, hielten die Soldaten so einige Zeit hin, um dann bald wieder in alle Richtungen zu verschwinden. Als Einzelkämpfer war der Indianer zwar ein höchst gefährlicher Gegner, aber auch ein eigensinniger Individualist, der nur zu den Waffen griff, wenn es ihm beliebte oder er seinen Stamm bzw. Frau und Kinder verteidigen musste. Eine besonders sportliche Einstellung zum Kampf war den Prärieindianern eigen. In ihren unzähligen Stammesfehden ging es nicht darum, so viele Gegner wie möglich aus der Distanz zu töten (das hielt man für ehrlos und feige), sondern dem Feind im ehrenvollen Zweikampf möglichst viele Blessuren, sogenannte Coups, beizubringen. Je mehr davon man platzieren konnte, desto höher stieg man im Ansehen.

Schreiend und waffenschwingend mit Todesverachtung auf eine Schützenlinie zuzugaloppieren, um sich dann widerstandslos vom Pferd schießen zu lassen, ist jedoch eine pure Erfindung der Filmindustrie. Die Kampfesweise der Ureinwohner orientierte sich zudem stark an ihren seit Jahrtausenden bewährten Jagdpraktiken, bei denen vor allem Schnelligkeit und Beweglichkeit den Ausschlag gaben. Man versuchte mit Hinterhalten, Überfällen und Kleinkriegstaktik den Feind zu besiegen oder wenigstens in die Flucht zu schlagen. Von Vorteil war auch ihre gute Ortskenntnis und Ungebundenheit. Die nomadische Lebensweise ermöglichte es, bei Gefahr sehr rasch in die Weiten der Prärie zu verschwinden, weswegen sie für das in dieser Hinsicht viel schwerfälliger operierende US-Heer nur schwer zu bekämpfen waren, insbesondere wenn sie in kleineren Gruppen unterwegs waren. Auf größere Auseinandersetzungen ließen sich die Stammeskrieger nur ein, wenn sie alle Vorteile auf ihrer Seite wussten oder es keinen anderen Ausweg mehr gab. Es dauerte jedoch lange, bis sie einsahen, dass ihre Kampfmethoden gegen die überlegene Disziplin und Bewaffnung der weißen Eindringlinge nichts mehr ausrichten konnten.[16]

Dennoch musste auch Custer bald feststellen, dass der Kampf gegen die indigenen Völker etwas ganz anderes war als der gegen die konföderierten Soldaten. Bei seinen Strafaktionen gegen Indianerbanden, die Eisenbahnarbeiter oder Siedler überfallen hatten, lagerte er mit seinen Männern nachts immer auf oder um Hügel herum und ließ dort große Feuer anzünden. Damit wollte er seinem Gegnern zeigen, dass er hier war und auf sie wartete, um sie zum Kampf zu stellen, da er sie nie zu fassen bekam, geschweige denn ihre Unterschlüpfe ausfindig machen konnte. Allein sie kamen nicht, stattdessen verschwanden sie jedes Mal spurlos in der Weite des riesigen Landes, wenn er ihnen nachsetzte. Eine Tatsache, die ihn zutiefst frustrierte und alle seine Erfahrungen aus dem Bürgerkrieg nahezu wertlos machte. Der Oberbefehlshaber im Westen, General Philip Sheridan, ordnete daher an, bevorzugt die Winterlager der Indianer anzugreifen, wo sie sich sicher fühlten und sie in der kalten Jahreszeit, aufgrund des Schnees und des knappen Nahrungsangebotes, viel weniger mobil waren.

Der Sommerfeldzug von 1876

Anmarsch der Expeditionstruppen ins Indianergebiet: Terry mit Custer von Osten, Crook von Süden und Gibbon von Westen
Wagenzug des Heeres im Castle Creek Valley, 1874

Eigentlich war Custer für die Führung des Feldzuges vorgesehen gewesen, aber er hatte sich kurz vorher aus Ungeschicklichkeit den Unmut von Präsident Grant zugezogen, da er vor einem Kongressausschuss Grants Bruder Orville unlauterer Machenschaften bei der Vertragsvergabe zwischen der Regierung und den Indianeragenturen bezichtigt hatte. Grant entzog ihm daher das Kommando über sein Regiment. Custer, ein lausiger Geschäftsmann und noch dazu leidenschaftlicher Glücksspieler, war aufgrund von privaten Fehlinvestitionen fast pleite, das Kommando über einen ruhmreichen Feldzug gegen die Indianer hätte ihm wahrscheinlich die lang ersehnte Beförderung zum Brigadegeneral eingebracht. Mit 36 Jahren war er außerdem kein ganz junger Mann mehr, ein höherer Rang inklusive Besoldung wäre also genau zur rechten Zeit gekommen. In einem Bettelbrief versuchte er den Präsidenten wieder zu besänftigen:

„Ich bitte sie, als Soldat, mir die Demütigung zu ersparen, mein Regiment gegen den Feind marschieren zu sehen und seine Gefahren nicht teilen zu dürfen.“

Grant ließ sich jedoch nicht erweichen, aber der mittlerweile zum Oberbefehlshaber für diesen Feldzug bestimmte Brigadegeneral Alfred Terry wollte Custer bei dieser Kampagne unbedingt an seiner Seite haben. Terry war eher ein Stratege als mitreißender Anführer bzw. Kämpfer und außerdem schon im fortgeschrittenen Alter, er hielt Custer für den am besten geeignetsten Truppenführer, um die Schmutzarbeit im Feld zu erledigen und die dem Heer gesteckten Ziele zu erreichen. Besonders die Interventionen der Generäle William T. Sherman und Philip Sheridan sowie der Druck der Presse bewogen letztlich den Präsidenten, Custer wieder mit dem Kommando über das 7. Kavallerieregiment zu betrauen. Inzwischen war auch das Ultimatum abgelaufen, aber Sitting Bull und seine Gefolgschaft streiften immer noch ungehindert durch ihr Land.

Truppen

Major Marcus A. Reno, um 1876
Hauptmann Frederick W. Benteen, um 1865

Folgende US-Truppenkontingente waren an diesem Feldzug beteiligt:

  • Oberst John Gibbons 440 Mann starke Kolonne, bestehend aus sechs Kompanien (A, B, E, H, I und K) des 7. Infanterie- und vier Kompanien (F, G, H und L) des 2. Kavallerieregiments brach am 30. März von Fort Ellis nach Montana bzw. den Yellowstone River auf.
  • Brigadegeneral George Crook kommandierte zehn Kompanien (A, B, C, D, E, F, G, I, L und M) des 3. Kavallerie-, fünf Kompanien (A, B, D, E und I) des 2. Kavallerie-, zwei Kompanien (D und F) des 4. Infanterie- und drei Kompanien (C, G und H) des 9. Infanterieregiments, insgesamt an die 1100 Mann. Diese Truppenteile zogen am 29. Mai von Fort Fetterman Richtung Norden in das Wyoming-Territorium und dann in das Gebiet des Powder River.
  • Die 1200 Mann starke Kolonne unter Brigadegeneral Alfred Terry, zwölf Kompanien (A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L und M) des 7. Kavallerie- unter Oberstleutnant George Armstrong Custer, die Kompanien C und G des 17. Infanterie- und eine Gatling-Batterie des 20. Infanterieregiments brachen am 17. Mai 1876 von Fort Abraham Lincoln im Dakota-Territorium nach Westen auf. Darunter Scouts der Crow und Arikaree, die Totfeinde der Lakota.[17] Sie wurden von einem Troß aus 150 Wagen und Packtieren, die vorrangig Custers Truppen versorgen sollten, begleitet.
  • Die Kompanien C, D und I des 6. Infanterieregiments marschierten von Fort Buford den Missouri entlang zum Yellowstone River, richteten dort ein Versorgungsdepot ein, und schlossen sich dann am 29. Mai Terrys Truppen am Powder River an.

Die jüngeren Offiziere seines Regiments standen bedingungslos hinter Custer, sie kleideten sich sogar in die gleichen Hirschlederjacken. Sein Stab bestand aus seinem Adjutanten, Leutnant William Cooke, Custers Bruder Hauptmann Thomas Custer als persönlichem Sekretär, seinem zweiten Bruder Boston Custer als Führer und seinem Neffen Auty Reed, der sich als Zivilist seinem Onkel angeschlossen hatte. Custers Schwager, Leutnant James Calhoun, befehligte eine der Kavalleriekompanien. Sein Stellvertreter, Major Marcus Albert Reno und der dienstälteste Offizier des Regiments, Hauptmann Frederick William Benteen, zählten jedoch nicht zu seinem engeren Kreis, was Spannungen in der Führung des Regiments verursachte. Reno hatte sich zudem im Sezzesionskrieg nicht besonders hervorgetan und noch dazu ein Alkoholproblem. Trotzdem machte er sich Hoffnungen, eines Tages das Regiment zu übernehmen. Die Arikaree Scouts nannten ihn: „Den Mann mit dem düsteren Gesicht“.

Anmarsch in die Bereitstellungsräume

Ziel der Marschsäulen war das Gebiet am oberen Yellowstone River mit seinen vier Zuflüssen Powder River, Tongue River, Rosebud River und Bighorn River, denn dort wurden die Lager der Ureinwohner vermutet. Die Kampfgruppen sollten in deren Territorium eindringen, aber nicht gemeinsam operieren. Man hoffte, dass eine von ihnen die Indianer stellen und sie dann auf eine andere zutreiben würde. Man wollte auch unter allen Umständen verhindern, dass die Indianer entkommen konnten.

Terrys Soldaten rückten zunächst bis zum Yellowstone vor, wo sie auf den Versorgungsdampfer Far West trafen, der zusätzlich 200 Tonnen an Nachschub aus Fort Abraham Lincoln herangeschafft hatte.[18] Am 10. Juni beorderte General Terry Custers Stellvertreter, Major Reno, mit sechs Kompanien in das Gebiet südlich des Yellowstone, um dort eventuelle Feindbewegungen auszukundschaften. Er sollte zunächst dem Powder River flussaufwärts folgen, dann weiter bis zum westlich liegenden Tongue River vorstoßen und diesem in nördlicher Richtung bis zum Yellowstone River folgen. Ein Offizier des 7. Kavallerieregiments schrieb dabei in sein Tagebuch:

„Es wird gerätselt, warum nicht General Custer das Kommando darüber erhalten hat. Bis jetzt hat aber niemand eine Erklärung dafür gefunden.“

Möglicherweise wollte Terry damit Custer disziplinieren, der sich viel zu oft von der Truppe entfernte, um seiner Jagdleidenschaft nachzugehen. Custer sollte stattdessen mit der anderen Hälfte des Regiments zu einem vereinbarten Treffpunkt reiten. Dabei stießen sie auf das riesige, verlassene Winterlager der Lakota, darunter die Überreste eines Soldaten, der dort anscheinend zu Tode gefoltert und dann verbrannt worden war. Dies ließ Custer offensichtlich nach Rache sinnen, er verwüstete mit seinen Brüdern die nahegelegenen Begräbnisstätten der Indianer. Diese Entweihung verärgerte wiederum einige seiner Offiziere und Soldaten. Renos Männer hatten in der Zwischenzeit einen breiten Indianertrail entdeckt und folgten diesen bis zum Rosebud Creek. Da seine Vorräte zur Neige gingen, kehrte er nach zehn Tagen wieder um. Custer warf Reno danach Feigheit vor dem Feind vor, da er den Indianern nicht gefolgt und angegriffen hatte.

Die Abteilung unter Colonel Gibbon vereinigte sich an der Einmündung des Rosebud in den Yellowstone mit Terrys Truppen, die nun an die 2400 Mann zählten. Die Rebellenkoalition der Sioux, Cheyenne und Arapaho wird auf 10.000 Menschen geschätzt, unter ihnen etwa 2000 Männer im kampffähigen Alter. Eine solch hohe Anzahl hatte die Heeresführung nicht einkalkuliert, aber man machte sich deswegen auch keine großen Sorgen.[19] Brigadegeneral George Crook wollte mit seinen Truppen bis um Powder River vorstoßen, wurde aber am 17. Juni 1876 am Rosebud Creek von einer etwa gleichstarken Horde aus freien Sioux- und Cheyennekriegern überrascht, in ein erbittertes, stundenlanges Gefecht verwickelt und dabei fast überrannt. Nie zuvor hatten die Indianer in so großer Zahl angegriffen und den Druck auf ihre Gegner so lange aufrechterhalten. Obwohl die Verluste auf beiden Seiten verhältnismäßig gering waren und Crook vermutlich dabei weniger Männer verlor als die Angreifer, beschloss er – wegen der unerwarteten Stärke und Entschlossenheit des Gegners – sich wieder zurückzuziehen und konnte so in die noch folgenden Auseinandersetzungen nicht mehr eingreifen. Crook informierte zwar General Sheridan darüber, versäumte es aber auch General Terry eine Nachricht zukommen zulassen.

Terry, Gibbon und Custer hatten von den Vorgängen am Rosebud keine Ahnung. Einer der Spähtrupps fand schließlich die Spuren eines großen Indianerzuges in Richtung Little Bighorn Valley. Am Abend des 21. Juni trafen sich alle kommandierenden Offiziere (mit Ausnahme von Reno) auf der Far West und berieten ihre weitere Vorgangsweise. Beschlossen wurde, dass Custer das Regiment den Rosebud River hinaufführte und dort frühestens am 26. Juni haltmachen sollte, damit Gibbons 20. Infanterieregiment, das von den Gatlings gebremst wurde, genug Zeit hatte, ihre Ausgangsposition für den Angriff auf die Indianer einzunehmen. Er sollte auch nicht dem von Reno beschriebenen Indianertrail folgen, sondern dann noch weiter nach Süden ausholen, um gemeinsam mit Gibbons am Bighorn River vorrückender Kampfgruppe den (am Little Bighorn vermuteten) Indianern den Rückzug abschneiden. Die ihm von Terry als Verstärkung angebotenen Gatlings lehnte Custer dankend ab. Da er als extravagant und nahezu furchtlos bekannt war, unterstellte man ihm später, dass er den Ruhm nicht mit dieser Einheit teilen wollte. Heute neigt man zu der Ansicht, dass er befürchtete, dass die sperrigen, vierspännig auf Protzen gezogenen Gatlings mit ihrer Begleitmannschaft von mehr als dreißig Mann – noch dazu die meisten nicht beritten – seine Reiterkompanien in diesem unwegsamen Gelände nur unnötig aufhalten würden.

Zwar war das 7. Kavallerieregiment mit seinen rund 600 Mann damit den Indianern zahlenmäßig weit unterlegen, aber man vertraute auf die Ausbildung und langjährige Kampferfahrung seiner Soldaten und Offiziere. Der Führungsstab war sich sicher, dass sie es zur Not auch mit einem indianischen Gegner von zwei- bis dreifacher Übermacht aufnehmen konnten. Custer sollte die Indianer nur im Rücken umgehen, um so ihre vorzeitige Flucht zu verhindern, und dann seine Stellung halten, bis die Hauptmacht der Expeditionstruppen eintraf. Ihm wurde dringend geraten, nicht vor Eintreffen der Hauptstreitmacht loszuschlagen, ihm jedoch auch die größtmögliche Handlungsfreiheit zugestanden. Terry erwartete aber wohl nicht ernsthaft, dass der ungestüme Reitergeneral tatsächlich auf ihn und Gibbon warten würde. Er befand sich dabei, im Gegensatz zu Custer, in der sichereren Position. Indem Terry ihn von der Kette ließ, ermöglichte er es dem Volkshelden einen großen Sieg zu erringen, im Gegenzug konnte er sich aber auch auf eine Befehlsverweigerung herausreden, sollte das Ganze wider Erwarten schiefgehen.

Custer vermutete zu diesem Zeitpunkt noch, dass Sitting Bull nur über etwa 800 Krieger verfügte, die sich irgendwo entlang des Little Bighorn, im Südosten des heutigen US-Bundesstaates Montana, nahe der Grenze zu Wyoming und South Dakota, aufhalten mussten. Ihm war nicht bekannt, dass sich ihnen mittlerweile weitere 1000 Krieger der Hunkpapas, Oglallas, Minneconjous, Yanktonais, Sans Arcs, Blackfoot, Two Kettles, Arapahoes, Cheyenne, Brules und Santees aus den Reservationen angeschlossen hatten.[20] Wie groß die vereinigte indianische Streitmacht tatsächlich war, wird sich wohl nicht mehr genau feststellen lassen. Die damaligen Schätzungen von bis zu 7000 Kriegern waren viel zu hoch angesetzt. Die Zeltstadt am Little Bighorn erstreckte sich über eine Länge von 4 km, eine Schätzung nach archäologischen Ausgrabungen und anhand der durchschnittlichen Größen von Tipis ergab eine Bewohnerzahl von maximal 10.000 Menschen. Aber die meisten von ihnen dürften Frauen, Kinder und Alte gewesen sein, davon waren vielleicht 1.800 – 2.500 Krieger (d. h. pro Tipi ca. 2 Krieger.) Von diesen nahmen wohl nicht mehr als 1.200 am Kampf teil.

Schlachtverlauf

Sioux-Tipis, Gemälde von Karl Bodmer, 1833
Truppenbewegungen am Little Bighorn River, 25. Juni 1876
Marschrouten von Major Renos Kompanien (Animation), 25. und 26. Juni 1876

Nach seinem Abmarsch am 22. Juni 1876 machte Custer nicht am Rosebud halt, sondern rückte weiter zum Little Bighorn vor, anstatt dort auf Terry und Gibbons Truppen zu warten. Er ließ dafür seine Leute bis spät in die Nacht durchreiten und brach meist nach nur kurzen Ruhepausen schon vor Tagesanbruch wieder auf. Am 23. Juni nahm Custers Regiment die Spur der Indianer auf und folgte ihr. Nach einem weiteren nächtlichen Gewaltmarsch erreichten die Soldaten die Wolf Mountains. Auf der anderen Seite der Berge lag Sitting Bulls Lager. Mit übermüdeten Soldaten und erschöpften Pferden erreichte Custer am frühen Nachmittag des 25. Juni das Tal des Little Bighorn und ließ den aktuellen Aufenthaltsort der Indianer auskundschaften. Am Morgen des 25. Juni stieg Custer eine Anhöhe hinauf, die das „Krähennest“ genannt wurde. Von dort aus konnte man das Lager zwar nicht sehen, aber dafür die zahlreichen Rauchwolken der Lagerfeuer, die aus dem Little Bighorn Valley aufstiegen. Die Scouts waren der Meinung, das sich da unten mehr Indianer aufhalten müssten als „...das Heer Kugeln hätte“. Kurz darauf meldete Hauptmann McDougalls Maultierkolonne, dass sie von Sioux-Kriegern beschattet wurde. Einige Soldaten hatten kurz zuvor – auf der Suche nach unterwegs verloren gegangenen Essensrationen – zwei Indianerjungen überrascht, die am Boden verstreuten Zwieback aufsammelten, einer der beiden war ihnen jedoch entkommen.[21]

Am Nachmittag meldeten die Späher, dass sie am Westufer des Little Bighorn ein riesiges Zeltlager gesichtet hätten. Custer ordnete für den darauffolgenden Tag den Angriff auf die Indianer an, aber schon kurze Zeit später änderte er seine Pläne wieder und beschloss noch am selben Tag gegen sie vorzugehen. Dies tat er, obwohl er weder die nähere Umgebung noch eine geeignete Anmarschroute ausgekundschaftet hatte. Das Areal, auf dem wenig später der Kampf stattfinden sollte, war mit langgestreckten Hügeln und schmalen, tiefeingeschnittenen Schluchten und Erosionsrinnen durchzogen, hatte einen Durchmesser von ca. 10 km und war für einen klassischen, breitgefächerten Kavallerieangriff ungeeignet. Eine wichtige Rolle bei seinem Sinneswandel spielte dabei wohl die Befürchtung, dass ihre Anwesenheit den Gegnern längst bekannt sein könnte und damit auch das für die geplante Attacke sehr wichtige Überraschungsmoment dahin war. Auch seine Sorge, dass die Indianer vielleicht zu früh die Flucht ergreifen – womit der Feldzug gescheitert wäre – und die er laut Terrys Instruktionen unbedingt verhindern sollte, könnte für diese folgenschwere Entscheidung Custers ausschlaggebend gewesen sein. Der immer wieder geäußerte Vorwurf, er habe General Terrys Befehl vorsätzlich und aus übertriebenem Ehrgeiz und Ruhmsucht missachtet, ist wohl so nicht mehr haltbar.[22]

Der Operationsplan

Bloody Knife, Scout der 7th Cavalery, um 1873

Am frühen Nachmittag teilte Custer die zwölf Kompanien des Regiments in drei Bataillone auf. Diese sollten getrennt vorgehen und aus verschiedenen Richtungen das Indianerlager in die Zange nehmen:

  • Major Renos A, G und M-Kompanie (175 Mann) wurde angewiesen, entlang des Ostufers zunächst flussabwärts zu reiten, dann den Fluss zu überqueren und am Südende des Lagers, d. h. westlich des Little Bighorn, anzugreifen.
  • Hauptmann Benteen sollte mit den H, D und K-Kompanien (115 Mann) die am Westufer des Flusses gelegenen Badlands absichern, um zu verhindern, dass die Indianer dorthin entkommen konnten.
  • Hauptmann McDougall sollte mit der B-Kompanie (136 Mann) die wesentlich langsamere Tragtierkolonne schützen und mit ihr Custers Abteilung folgen.[19]
  • Custer selbst beabsichtigte mit den restlichen fünf Kompanien (ca. 221 Mann) am Ostufer vorzurücken, um das Lager zu umgehen, und spätestens, wenn Reno mit seinem Angriff begonnen hätte, am Nordende des Lagers den Fluss zu durchqueren.

Dies war, alles im allem, eine durchaus bewährte und schon unzählige Male praktizierte Vorgangsweise im Heer, was freilich jedes Bataillon auch dem Risiko aussetzte, alleine von der geballten Masse des Gegners angegriffen zu werden; wegen der meist im Kampf sehr spontan und chaotisch agierenden Stammeskrieger machte Custer sich darüber wohl kein weiteren Gedanken. Die eindringliche Warnung des Arikaree-Scouts Bloody Knife, die Streitkräfte im Angesicht so vieler Feinde nicht zu teilen, ignorierte Custer, da er ihn in Strategiefragen als wenig kompetent einschätzte. Er ging in dieser Sache ohnehin streng „nach Lehrbuch“ vor. Dies sah vor, ein Indianerlager von mehren Seiten aus anzugreifen. Da die Indianer keine Befehlsstruktur kannten, würden sie auch keinen koordinierten Widerstand leisten. Sie konnten also nur fliehen oder sich ergeben. Als Kadett der Militärakademie West Point war ihm seinerzeit beigebracht worden, dass Indianer der direkten Konfrontation mit größeren Heereseinheiten immer auswichen, da sie in erster Linie darauf bedacht waren, ihre Familien in Sicherheit zu bringen, um damit größere Opferzahlen zu vermeiden. Damit konnte (theoretisch) auch eine kleine Streitmacht eine sehr viel größere schlagen. Custer handelte also dabei keineswegs besonders leichtsinnig (um nicht zu sagen unverantwortlich), aber auch nicht sehr kreativ oder besonders klug. Aufgrund der ihm vorliegenden Informationen und seiner bisherigen Erfahrungen im Kampf gegen die Indianer dachte er wohl für sein Vorhaben keine besseren Optionen und vor allem keine Zeit mehr zu haben.[23]

Renos Angriff

Sioux-Häuptling Gall, um 1881

Um 15:05 Uhr hatte Major Reno seine Angriffsposition erreicht, ließ zur Attacke blasen und ritt mit seinen Männern auf das Zeltlager zu. Obwohl die Überraschung perfekt gelang, dabei etwa zehn Frauen und Kinder erfolgreich erschossen wurden und viele Dorfbewohner die Flucht ergriffen, schlugen Galls Hunkpapa-Sioux binnen kürzester Zeit mit voller Härte zurück. Erst eröffneten sie auf der ganzen Linie ein dichtes Gewehrfeuer, dann begannen sie, die linke Flanke von Renos Einheiten - dort stand die M-Kompanie unter Hauptmann Thomas H. French - zu umgehen. Reno ließ anhalten, absitzen und seine Männer in Gefechtslinie antreten, aber diese wurden trotzdem immer heftiger bedrängt. Die von dieser massiven und entschlossenen Gegenwehr konsternierten Soldaten zogen sich ungeordnet in ein nahe an einer Flussbiegung liegendes Gehölz zurück. Reno und der Scout Bloody Knife versuchten verzweifelt, dort wieder Ordnung in ihre Reihen zu bringen. Im Zuge dessen soll Häuptling Kicking Bear den Scout durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet haben.[24] Blut und Teile seines Gehirns spritzten dabei auch auf Renos Gesicht, der, davon zutiefst geschockt, panisch den Rückzug und dabei mehrmals auf- und dann wieder abzusitzen befahl. Reno reckte schließlich seinen Revolver in die Luft und rief: „...jeder, der leben will, mir nach..“ und sprengte davon, woraufhin das Manöver vollends in eine kopflose und verlustreiche Flucht ausartete. Am anderen Ufer stauten sich noch dazu die Soldaten in einem Engpass an der steilen Uferböschung. Einige daran beteiligte Indianer sagten später aus, dass es dabei wie bei der Büffeljagd zugegangen sei. Außerdem waren die Kavalleriepferde noch vom vorherigen Nachtmarsch ermüdet, die ihrer Gegner aber ausgeruht. Nur die M-Kompanie kämpfte noch hinhaltend. Ungefähr die Hälfte von Renos Leuten kamen bei der Überquerung des Flusses ums Leben, der Rest von ihnen erreichte einen hinter dem östlichen Flussufer aufragenden Hügel, wo sie sich wieder sammeln konnten.

Hauptmann Benteen hingegen war in den Badlands auf keine Gegner gestoßen, bewegte sich mit seinen drei Kompanien aus Richtung Westen wieder auf das Tal des Little Bighorn zu und überquerte ungehindert den Fluss. Dort traf er auf Renos übel zugerichtete Abteilung und verschanzte sich mit ihr auf dem später so genannten „Reno-Hill“ (“Reno-Benteen Battlefield“). Im Norden, dort, wo Custers Truppe vermutet wurde, war inzwischen heftiges Gewehrfeuer und eine riesige Staubwolke auszumachen. Kurz zuvor hatte Benteen durch einen Meldereiter den schriftlichen Befehl erhalten, so schnell wie möglich zu Custers Truppe aufzuschließen (Wortlaut: „Benteen. Come on, Big Village, Be quick, Bring packs. P.S. Bring packs.”), um ihn bei seinem Abwehrkampf zu unterstützen und vor allem weitere, dringend benötigte Munition heranzuschaffen. Benteen führte diesen jedoch nicht aus, da er vom ranghöheren Reno angewiesen wurde, stattdessen seiner schwer angeschlagenen Truppe gegen den bevorstehenden Großangriff der Indianer beizustehen. Letzterer war nach den damals geltenden Heeres-Regularien auch berechtigt, den Befehl eines Vorgesetzten aufgrund der prekären Lage vor Ort außer Kraft zu setzen. Auch die Sioux hatten mittlerweile den Gefechtslärm bemerkt, einige saßen wieder auf und sprengten in Richtung Norden davon.[21] Später wurden Reno und Benteen scharf dafür kritisiert, dass sie nicht versucht hatten, mit ihrer vollen Stärke zu Custer durchzubrechen um ihm zu helfen. Das drei Jahre später abgehaltene Kriegsgerichtsverfahren gegen Major Reno wurde laut Jack Pennington vom US-Heer genutzt, um die peinliche Angelegenheit zu vertuschen und stattdessen Custer die ganze Schuld zuzuschieben. Reno und Benteen hatten jedoch viel weniger kampffähige Männer als Custer zur Verfügung, da Reno zu diesem Zeitpunkt bereits etwas weniger als die Hälfte von ihnen verloren hatte. Sie hatten in den darauffolgenden Stunden große Mühe, ihre eigene Position zu halten, die fast zwei Tage lang von den Indianern belagert wurde, bis endlich Terrys und Gibbons Verstärkungen eintrafen.[25] Zudem waren sie beide davon zutiefst überzeugt, dass Custer sich längst abgesetzt und sie ihrem Schicksal überlassen hätte.[Anm 6]

Custers Angriff

Custers Last Stand, Gemälde von Edgar Samuel Paxson, dass den dortigen Geschehnissen wohl ziemlich nahekommt, 1899
Die Schlacht aus Sicht des Oglala Häuptlings Kicking Bear, im Zentrum sind die Häuptlinge Sitting Bull, Rain in the Face, Crazy Horse und Kicking Bear zu sehen, die rot gekleidete Figur rechts stellt den toten Custer dar, um 1898
Lieutenant William Cooke, der Adjutant Custers
Einer der Offiziere der L-Kompanie, Oberleutnant James Calhoun, um 1874

Custers Regiment war vorher zuerst an einem kleinen Bach, dem Sundance Creek, entlanggeritten, hatte sich dann mit fünf Kompanien – C, E, F, I und L – von Renos und Benteens Abteilungen getrennt und war anschließend auf einer Hügelkette nach Norden vorgerückt. Eines der Pferde ging dort zusammen mit seinem Reiter durch, zuerst quer über den Fluss und dann mitten durch das Indianerlager in einem weiten Bogen Richtung SO. Es machte erst wieder Halt, als sie auf Renos Männer trafen. Das Pferd wurde dabei verwundet, aber der Soldat auf ihm – Gustave Korn – überlebte.[26] Die Späher meldeten Custer, dass die Indianer offensichtlich im Begriff waren ihr Lager aufzulösen, womit sich seine größte Befürchtung bewahrheitet hätte. Als Major Reno das Lager auf dem Westufer des Flusses angriff, erhielt Custer die Nachricht, dass die Bewohner zum anderen Ende des Tals flohen und ließ sein Bataillon dorthin galoppieren, um sie abzufangen. Dort angekommen ritten die Soldaten der F- und I-Kompanie durch einen Hohlweg hinunter zum Flussufer, wurden dort aber zu ihrem Erstaunen schon von zahlreichen Siouxkriegern mit Gewehrschüssen empfangen und bald von allen Seiten attackiert. Sie zogen sich daher zurück und stießen wieder zu Custers Hauptmacht. In Unkenntnis der krachenden Niederlage, die Reno mittlerweile erlitten hatte, befahl Custer – nun seinem gesamten Bataillon – erneut anzugreifen, doch wegen des unwegsamen und steil abfallenden und von Erosionsrinnen durchzogenen Flussufers konnte es sich nicht zu einer weit auseinandergezogenen Kavallerieattacke entfalten. Anstatt seinem nördlichen Ende hatte er aber erst den Mittelteil der Zeltstadt erreicht, die noch dazu durch den Fluss geschützt war. Custers ursprünglicher Plan, sie zu umgehen, um seine Verteidiger von Norden her in die Zange zu nehmen, war damit fehlgeschlagen, dies vor allem wegen seiner Unkenntnis über die tatsächlichen Ausmaße des Lagers. Die meisten seiner Soldaten fanden zudem keine festen Wege durch den stark versumpften Uferstreifen. Ob es einigen von ihnen überhaupt gelang, bis zu den äußeren Tipis vorzudringen, ist unklar. Auch der Plan, sich zuerst der Frauen und Kinder zu bemächtigen, war damit gescheitert.[19]

Indessen stürmten immer mehr Indianerkrieger heran. Im Gegensatz zu Custers Leuten waren sie mit dem Terrain hervorragend vertraut. Der erkannte, dass sie diesem massiven Angriff nicht lange standhalten konnten, ordnete den Rückzug an und befahl der F- und I-Kompanie unter den Hauptleuten Miles W. Keogh und George W. Yates, die Absetzbewegung des Bataillons vom Feind zu decken. Hierzu ließen sie ihre Einheiten absitzen, um eine Schützenlinie zu bilden, aber sie wurden schon nach kurzer Gegenwehr von nun auch aus dem Süden auftauchenden Indianern (wahrscheinlich Galls aus dem Gefecht am Reno Hill herausgezogenen Hunkpapa-Sioux) zurückgeworfen und vor sich hergetrieben. Eine vernichtende Geschosssalve nach der anderen schlug dabei in die sich an der steilen Uferböschung und dem Hohlweg stauenden Menschen- und Pferdeleiber ein und die Indianer schienen plötzlich überall zu sein. Damit artete auch dieser Rückzug zu einer chaotischen Flucht in die Hügel aus. Pennington führt diese auf eine angebliche Verwundung Custers zurück (Schuss in die Brust), die er erlitt, als er die Furt überquerte, um das Lager anzugreifen. Laut seinen Verteidigern im Untersuchungsverfahren würde dies – zum Teil – die Verwirrung seiner Soldaten bei ihrer Flucht auf die nahe gelegenen Hügel erklären.[27]

Hauptmann Keoghs F-Kompanie bildete am rechten Flügel (Calhoun Hill[Anm 7]) eine neue Gefechtslinie, wurde aber schon nach kurzer Gegenwehr überrannt. Keogh selbst scheint dabei von seinem Pferd geschossen worden zu sein, wie die Verletzungen seines Pferdes Comanche annehmen lassen. Etwa zwanzig Überlebenden gelang es danach noch zum Custer Hill zu flüchten. Die Oglala- und Cheyennekrieger unter Crazy Horse und Two Moons umgingen indessen im Norden bzw. Süden den linken Flügel (Custer Hill) der Kavalleristen und suchten dann Deckung hinter Beifußsträuchern und Geländeeinschnitten. Sie griffen jedoch nicht frontal an, sondern feuerten von dort aus unaufhörlich auf die völlig freistehenden oder noch auf ihren Pferden sitzenden Soldaten, die so den Angreifern ein leichtes Ziel boten. Zudem griffen jetzt auch die Squaws in den Kampf ein, sie schwenkten schreiend große Tücher über ihren Köpfen und verscheuchten so die meisten der Reitpferde mit den Munitionsvorräten in ihren Satteltaschen. Damit saßen nun auch Custer und der letzte Rest seiner Soldaten in der Falle, ein Ausbruch aus dem „Custer Battlefield“ war – ohne massive Hilfe von außen – unmöglich geworden.[21]

Die letzte Schlacht

Blick von Custers letzter Verteidigungsstellung („Last Stand Hill“) ins Tal des Little Bighorn River (nummerierte Gedenksteine markieren die Fundorte der Toten)
Hauptmann Myles Walter Keogh, um 1876
Häuptling Rain in the Face, 1880–1890

Custers entsetzte Männer sahen sich auf den Hügeln hunderten, sehr wütenden Kriegern gegenüber, die quasi im Minutentakt einen nach dem anderen von ihnen abschlachteten. Laut den Befunden der Archäologen und Augenzeugenberichten der Indianer versuchten offenbar einige Soldaten im allgemeinen Chaos zu Fuß durch die Linien der Indianer zu schlüpfen, um dem Gemetzel doch noch zu entkommen, oder wenigstens eine besser gedeckte Stellung zu erreichen. Dies lassen auch einige ausgegrabene Kugeln annehmen, die sowohl am Calhoun-, als auch am Custer-Hill gefunden und eindeutig aus ein und derselben Waffe (i. d. F. Springfield-Karabiner) abgefeuert wurden.[Anm 8] Anfangs kämpften die Soldaten wohl noch in lockerer Gefechtslinie (Skirmish Line) doch schon bald lösten sich diese in immer kleinere, voneinander isoliert kämpfende Widerstandsnester auf, die aus allen Richtungen von der erdrückenden Übermacht der Indianer überrannt und nacheinander ausgeschaltet wurden. Auch die höhere Schussfolge der Pfeilbögen trug zur relativ raschen Dezimierung von Custers Einheiten bei. Sie konnten den Indianern vorher dennoch schwere Verluste zufügen. Die verzweifelt um ihr Leben kämpfenden Männer erschossen zuletzt auch die noch bei ihnen verbliebenen Pferde, um hinter ihren Kadavern etwas besseren Schutz vor dem dichten Geschosshagel zu finden.[28] Vierzehn von dreißig Augenzeugenberichten behaupten, dass einige Soldaten sogar Suizid begingen, um nicht lebend in die Hände des Gegners zu fallen. Etwa 28 Männern (unter ihnen der Scout Mitch Bouyer, siehe auch weiter unten) gelang es, in eine nahe am Fluss gelegene Schlucht („Deep Ravine“) zu entkommen, sie wurden dort aber bald von den Indianern eingeholt und ebenfalls gnadenlos niedergemacht.[Anm 9] So waren binnen kurzer Zeit alle fünf Kompanien bis auf den letzten Mann aufgerieben worden.

Nach allem, was man weiß, wurde Custer mit ungefähr vierzig seiner Getreuen auf einer kleinen Anhöhe (heute bekannt als „Custers Last Stand“) zusammengedrängt und fand dort sein Ende. Wie genau er ums Leben kam, ist nach so langer Zeit nicht mehr zu klären, auch weil niemand aus seiner unmittelbaren Umgebung überlebt hat, konstatiert der Historiker Miloslav Stingl. Alle Erzählungen über seine Todesumstände stammen von an der Schlacht beteiligten Indianerkriegern, die beträchtlich voneinander abweichen, noch dazu herrschte auf dem Schlachtfeld das blanke Chaos. Einige behaupteten, dass Custer vom Häuptling White Bull getötet worden sei. Letzterer zog ihn vom Pferd, und als sich Custer, schon verwundet, mit seinem Revolver zur Wehr setzen wollte, habe ihm der Häuptling die Waffe entrissen und erschossen.[29] Ein Arapaho-Krieger schilderte hingegen, dass eine Kugel Custer an der Seite getroffen hätte. Er fiel zuerst auf seine Hände und Knie, setzte sich dann auf den Boden und beobachtete teilnahmslos die Tragödie, die sich um ihn herum abspielte, während ein Blutfaden aus seinem Mund rann. Am Ende hätten sich mehrere Krieger auf ihn gestürzt, angeblich wurde er zusammen mit seinem Bruder, Hauptmann Thomas Custer, eigenhändig vom Sioux-Häuptling Rain in the Face (laut dessen Aussage) getötet.[21][30] Es ist auch unklar, ob seine Kopfwunde tödlich war, oder ob sie ihm vor oder erst nach seinem Tod zugefügt wurde. Welcher der Indianerkrieger auch immer Custer umgebracht hat, in der Hitze des Gefechts ist es unwahrscheinlich, dass ihm bewusst war, gerade den populärsten General der „Bleichgesichter“ getötet zu haben.

Rund um Custers Leiche lagen sein Bruder Tom, nicht weit davon sein jüngerer Bruder Boston, sein Neffe Auty Reed und die seines Adjutanten William Cooke. Viele der Leichen wurden von den Indianern in ihrem archaischen Siegesrausch mit Beilen und Messern, teils bis zur Unkenntlichkeit, verstümmelt und skalpiert[Anm 10], Hauptmann Thomas Custer wurde sein Herz aus dem Leib geschnitten, der Schädel zertrümmert und sein Leichnam noch nachträglich mit Pfeilen gespickt. Lieutenant William Cooke wurde sein imposanter Backenbart samt Haut vom Gesicht abgetrennt. Sie taten dies, weil sie glaubten, die Seelen entstellter Körper seien dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit auf der Erde zu wandeln. Custers Leiche wies bei seiner Bergung drei Schusswunden auf, eine an der linken Schläfe, in der Brust und am rechten Unterarm. Nachträglich waren ihm auch die Trommelfelle durchstochen[Anm 11] und ein Glied des linken kleinen Fingers abgetrennt worden. Um 17:30 Uhr war die heiße Phase des Kampfes beendet und die Plünderung des Schlachtfeldes begann.[21]

Die Belagerung des Reno Hill

In der Schlacht von der U.S Cavalry verwendeter Colt Single Action Army Modell 1873

Die Schlacht am Little Big Horn endete jedoch nicht mit dem Massaker an Custers Männern. Die Ureinwohner gruppierten sich danach rasch um und konzentrierten sich auf die Belagerung von Reno und Benteens Bataillonen. Obwohl sie von ihrer Position aus den Gefechtslärm deutlich hören konnten, hatten die beiden Offiziere vom tragischen Schicksal Custers und seines Bataillons auch weiterhin keine Kenntnis. Nachdem auch noch Hauptmann Thomas M. McDougall mit der B-Kompanie und der Maultierkolonne des Versorgungszuges dazugestoßen war, versuchten zwei Offiziere, Hauptmann Thomas Benton Weir und Hauptmann Edward S. Godfreye, mit der D-Kompanie die Lage aufzuklären und zu Custer durchzubrechen. Sie zogen, von Reno und Benteen nur widerwillig toleriert, zur Verstärkung ihres Stoßtrupps noch zusätzlich ein paar Männer aus der Verteidigungslinie ab. Der Stoßtrupp gelangte jedoch nur bis zum sogenannten „Weir Point“ (auch Weir Ridge), etwa 4 km südlich von Custer Hill. Dort wurde er von aus dem Norden heranstürmenden Indianern nach 2 Stunden vertrieben und musste sich wieder bis an seinen Ausgangspunkt zurückziehen. Dies hatte zur Folge, dass bald immer mehr Indianer ihre völlig offene und deshalb nur schwer zu verteidigende Stellung am Reno Hill belagerten, sich während des Tages immer näher an den Verteidigungsring heranarbeiteten und die Soldaten auch mit Steinen bewarfen. Sie töteten oder verwundeten dabei elf der insgesamt 350 Verteidiger. Im Zentrum des Reno Hill wurde in weiterer Folge ein Verwundetennest eingerichtet, das rundum notdürftig mit Trossmaterial, Maultier- und Pferdekadavern geschützt wurde. Mit aufgespaltenen Feldflaschen und Messern versuchten einige der Soldaten auch Gruben in den Boden zu graben, um sich so etwas besser vor dem Kugeln der Indianer zu schützen.[31]

Nachdem sie den ersten Tag der Belagerung ohne weitere Verluste überstanden hatten, beobachteten die Soldaten im von hunderten Lagerfeuern erleuchteten Tal die nächtlichen, von Freudenschüssen begleiteten Kriegstänze der Indianer. Freiwilligen der in der Nähe des Flusses (etwa 300 Meter) liegenden H- und M-Kompanien gelang es in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni ihre Kameraden mit Frischwasser zu versorgen. Dies war nur möglich, da sie durch einen Geländeeinschnitt, die „Water Carrier Ravine“, einigermaßen gedeckt zum Ufer kriechen konnten. Dabei tat sich vor allem der Kavallerist Charles Windolph hervor.[Anm 12] Am Morgen des 26. Juni setzten die Indianer den Beschuss des Hügels fort, doch ab dem späten Nachmittag zogen sie sich plötzlich wieder zurück, brachen ihr Lager ab und teilten sich in kleine Gruppen auf, die Richtung Süden in der Weite der Prärie verschwanden. In der Nacht auf den 27. Juni dehnten Reno und Benteen ihre Schützenlinie vorsichtig bis zum Flussufer aus, begruben ihre Toten und bereiteten sich auf eine eventuelle Rückkehr der Indianer vor.[21]

Am darauffolgenden Tag trafen die Entsatzeinheiten unter Terry und Gibbon am Little Bighorn ein und begannen unverzüglich mit der Suche nach Custer und seinen Soldaten. Ihnen blieb jedoch nur noch die Bestattung ihrer Leichen übrig. Der Legende nach wurde nur mehr Hauptmann Keoghs Mustang, „Comanche“, lebend auf dem Schlachtfeld vorgefunden; er wurde nach Ausheilung seiner schweren Verletzungen offiziell in den „Ruhestand“ versetzt, gelangte danach zu großer Berühmtheit und wurde noch viele Jahre später gesattelt als Maskottchen bei Regimentsdefilles mitgeführt.[32]

Bewaffnung

Einschüssiger Springfieldkarabiner mit geöffneten Verschluss, Modell 1873
Henry und Winchester Repetiergewehre, Modell 1866
Spencer-Repetierkarabiner, Modell 1865

Soldaten

Die Kavalleristen verwendeten am Little Bighorn einschüssige Karabiner vom Typ Springfield Modell 1873 Trapdoor Kaliber .45-70 Government, die bei intensivem Gebrauch durch die Schwarzpulverrückstände häufig Ladehemmungen hatten. Der Ladevorgang war verhältnismäßig zeitaufwändig, da die Waffe nach jedem Schuss abgesetzt werden musste. Um die Waffe neu zu laden, musste zuerst die Verschlussklappe am Gewehr geöffnet, die leere Hülse entfernt, eine Patrone aus der Patronentasche entnommen und in das Patronenlager eingeführt werden. Danach musste das Patronenlager wieder verriegelt und der Abzug in die schussbereite Stellung gespannt werden. Umgekehrt wirkte er als Sicherung und verhinderte so einen unbeabsichtigten Abschuss. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil dieser Karabiner war die hohe Reichweite und Durchschlagskraft ihrer Geschosse. Sie waren aber in dieser Schlacht ohne entscheidende Bedeutung, da die überwiegend berittenen Indianer die Distanz zum Gegner sehr schnell überwinden konnten und hastig und unter großem Stress abgegebene Schüsse auf große Entfernung bei den damaligen einfachen Visiereinrichtungen selten trafen. Als Zweitwaffen führten die Soldaten sechsschüssige Colt-Revolver mit sich. Die Säbel wurden bei diesem Kriegszug nicht mitgeführt. Custer befürchtete, das ihr metallisches Klappern beim Reiten die feindlichen Späher vorzeitig warnen könnte. Custer und andere Offiziere besaßen neben dem Colt auch individuelle Modelle von Faustfeuerwaffen. Moderne Repetiergewehre standen nicht zur Verfügung.

Indianer

Das größte Manko der Ureinwohner war ihre waffentechnische Unterlegenheit. Viele kämpften noch mit Lanze, Messer, Steinbeil, Tomahawk oder Pfeil und Bogen. Aber sie verfügten auch über Gewehre und Revolver, die sie entweder erbeutet oder von Händlern oder Siedlern erworben hatten. Viele dieser Waffen waren veraltet oder hatten unter der wenig sachkundigen Behandlung ihrer neuen Besitzer stark gelitten, darunter auch moderne Repetiergewehre, die den Standardwaffen der amerikanischen Truppen an Feuerkraft (insbes. der Schussfolge) überlegen waren. Am Little Bighorn war ein Teil von ihnen, man nimmt etwa 200 Krieger an, mit mehrschüssigen Repetiergewehren der Hersteller Spencer, Henry und Winchester (für Pistolenmunition geeignet) ausgerüstet. Diese Waffen waren für eine viel schnellere Schussfolge ausgelegt als die Karabiner der Kavallerie; sie luden ihre Patronen aus nicht wechselbaren (über eine Seitenöffnung ladbaren) Magazinen im Gewehrkolben und waren nach jedem Schuss sofort wieder feuerbereit. Ihre mittlere Reichweite war im Kampf kein Nachteil, da die Indianer auf ihren Pferden rasch an ihre Gegner herankamen und sehr beweglich waren. Diese Waffen mussten zum Laden auch nicht abgesetzt werden, man konnte daher Schüsse in rascher Abfolge abgeben. Im Gefecht verschaffte dies seinem Träger gegenüber den herkömmlichen Einzelladern einen überlebenswichtigen Vorteil. Dazu kamen verschiedene einschüssige Hinterlader, uralte Vorderladergewehre und noch einige Perkussionsrevolver. Nach Analyse der vor Ort gefundenen Kugeln verwendeten die Indianer am Custer Hill ein sehr breites Spektrum von Schusswaffen (wahrscheinlich bis zu 47 verschiedene Modelle). Etwa die Hälfte von ihnen war noch mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Auch diese erlaubten den Reitern bis auf mittlere Distanz eine hohe Treffsicherheit und Schussfolge. Dazu kamen die traditionellen Nahkampfwaffen wie Messer, Streitkeulen und -äxte, denen ebenfalls eine hohe Zahl von Custers Soldaten zum Opfer fielen.

Die Indianer nahmen nach der Schlacht alles an sich, was für sie von Wert sein konnte, auch die leeren Patronenhülsen, um sie wieder neu aufzuladen. Durch Tauschhandel mit den Siedlern entlang der großen Trails erwarben sie nicht nur Waffen, sondern auch Zubehör wie Schießpulver, Blei, Zündhütchen und Werkzeug zum Laden von leergeschossenen Hülsen. Laut Augenzeugenberichten sammelten sie nach Schießübungen sogar die deformierten Bleikugeln zum neuerlichen Einschmelzen wieder ein. Mit der Zeit wurden die Indianer so zu ausgewiesenen Experten im Kugelgießen.[33]

Verluste

Das 7. US-Kavallerie-Regiment verlor während der Kämpfe am 25./26. Juni 1876 am Little Bighorn insgesamt 14 Offiziere, einen Assistenzarzt, 247 Soldaten, fünf Zivilisten und drei Indianerscouts, 52 Soldaten wurden verwundet.

  • Oberstleutnant Custers Bataillon: 204 Tote, Offiziere, Soldaten und Kundschafter.
  • Major Renos Bataillon: 44 Tote, Offiziere, Soldaten und Kundschafter.
  • Hauptmann Benteens Bataillon: 11 tote Soldaten und 22 Verwundete.
  • Hauptmann McDougalls Kompanie: 5 tote Soldaten und 7 Verwundete.

Die Toten wurden rasch vor Ort beerdigt, die Schwerverwundeten wurden auf von Maultieren getragenen improvisierten Tragbahren zu dem in der Nähe ankernden Versorgungsschiff Far West gebracht und dann ins Lazarett nach Fort Abraham Lincoln abtransportiert.

Als gesichert gilt, dass auf dem Schlachtfeld erheblich weniger Indianer gefallen waren als US-Soldaten; wie viele von ihnen später noch ihren Verwundungen erlagen und über ihre tatsächlichen Verluste herrscht bis heute kein tragfähiger Konsens. Die Angaben über getötete Krieger reichen von lediglich 36 bis zu 200 Kriegern. Vielfach werden die niedrigsten indianischen Verlustangaben aufgegriffen und etwa 40 tote und etwa 80 verwundete Krieger angenommen. Hinzu kommen die etwa zehn wehrlosen Frauen und Kinder, die Renos Angriff zum Opfer fielen. Obwohl die Verluste der Prärie-Indianer im Vergleich zu denen des US-Heers somit relativ niedrig erscheinen, stellten diese, deren Völker meist nur wenige Tausend Menschen zählten, durchaus enorme Verluste dar, die sie im Gegensatz zu den Streitkräften der USA nicht mehr ersetzen konnten. Es herrschte nach der Schlacht unter den Indianern daher wohl kaum Siegesstimmung.

Nachwirkungen

Zusammenfassend betrachtet handelte es sich dabei nur um ein örtlich begrenztes Vorhutgeplänkel, ausgetragen von allenfalls 2500 Kombattanten, das auf den weiteren Verlauf der Strafexpedition (militärisch) keine negativen Auswirkungen hatte. In vermutlich weniger als einer Stunde hatten die Sioux, Arapaho und Cheyenne diesen Kampf in den Hügeln für sich entschieden, aber dabei wohl selbst hohe Verluste erlitten. Die volle Verantwortung für das Desaster vom 25. Juni 1876 ist laut dem Bericht General Terrys ausschließlich Custer zuzuschreiben. Er hatte ohne vorherige sorgfältige Aufklärung seine Streitmacht aufgesplittert und zu weit auseinandergezogen, sodass eine Flankendeckung und rasche gegenseitige Unterstützung der Bataillone nicht mehr möglich war. Seine Risikofreude und Neigung zu Spontanentscheidungen, die im Sezessionskrieg seine große Stärke als Reiterführer gewesen war, kosteten ihn am Little Bighorn das Leben. Auch Archäologen konnten den Ablauf der Schlacht rekonstruieren und bestätigten Custers schwere strategische Fehler. Selbst seine Förderer Sherman und Sheridan kritisierten Custers überhastete und unbedachte Vorgangsweise.

Trotzdem bewies dieses Ereignis einmal mehr, dass die Ureinwohner der modernen Kriegsmaschinerie der Weißen auf Dauer nicht gewachsen und sie vor allem nicht in der Lage oder willens waren auch über den Tag hinaus strategisch zu denken. Nach der Vernichtung von Custers Bataillon noch hochmotiviert und vereint, hätten sie (theoretisch) die Gunst der Stunde nutzen können und neben dem Rest des 7. Kavallerieregiments am Reno Hill, auch noch Terrys und Gibbons heranrückende Truppen zernieren oder zumindest zum Rückzug zwingen können, womit der Feldzug vorerst gescheitert gewesen wäre. Aber stattdessen setzten sie sich relativ schnell vom Schlachtfeld ab und zerstreuten sich in alle Winde. Als erster und einzig nennenswerter Erfolg der Native Americans in offener Feldschlacht gegen US-Truppen hat dieser epische Kampf dennoch auch für deren Nachfahren bis zum heutigen Tag eine hohe Bedeutung und Symbolkraft.[34]

Dieser „Sieg“ sollte ihnen jedoch bald zum Verhängnis werden. Custers Tod und der seiner Soldaten wurde in der Öffentlichkeit mit großer Bestürzung aufgenommen. Noch dazu war er von „primitiven Wilden“ besiegt worden, was vielen als unvorstellbar erschien. Einige Zeitungen behaupteten, dass Sitting Bull kein echter Ureinwohner war, es durfte nicht sein, dass ein Indianer Weiße in einen Hinterhalt locken konnte. Man schrieb, er müsse zumindest Napoleon Bonaparte studiert haben, um Custer zu schlagen. Er sei in Wahrheit ein Spion, der West Point absolviert habe und dann zu seinem Volk zurückgekehrt sei. Nur so ließe sich sein militärisches Geschick erklären. Nach der Schlacht machte die US-Army nur noch gnadenloser Jagd auf die letzten freien Indianer, deren Koalition rasch zerfiel. Aufgebracht über den Tod des beliebten Bürgerkriegshelden am Vorabend der Hundertjahrfeier der USA forderte das Land harte Vergeltungsmaßnahmen. Die Black Hills wurden kurzerhand für weiße Siedler geöffnet und innerhalb eines Jahres war die Sioux-Nation geschlagen, „Custer's Last Stand“ war auch ihr letztes Gefecht. Noch im Spätsommer 1876 wurden 3.000 Sioux am Tongue River von den Truppen unter General Terry gefangen genommen. Die letzten von ihnen kapitulierten am 31. Oktober und mussten wieder in ihre Reservation zurückkehren. Die Stammesgruppen unter Sitting Bull, Crazy Horse und Gall weigerten sich jedoch, wieder dorthin abgeschoben zu werden. Crazy Horse wurde durch Häuptling Spotted Tail von General Crook zugesichert, dass seinen Leuten ein eigenes Reservat am Powder River zugewiesen würde. Am 5. Mai 1877 erschien sein abgekämpftes und hungerndes Volk vor Fort Robinson, Nebraska, und ergab sich. Crazy Horse wurde schon kurz danach bei einem Fluchtversuch von einem Wachsoldaten getötet. Sitting Bull floh mit 5000 seiner Lakota vorerst nach Kanada und kehrte erst Jahre später in die USA zurück. 1890 wurde auch er ermordet.[30]

Custers Witwe, Elizabeth Bacon Custer, arbeitete unermüdlich daran, ihn zu glorifizieren, um so das Andenken ihres Mannes wieder reinzuwaschen. Einer ihrer wichtigsten Verbündeten hierfür war Frederick Whitaker, ein erfolgreicher Autor von Groschenromanen. Er verfasste aufgrund von Briefen, die sie ihm zur Verfügung stellte, und aus Zeitungsberichten eine in den hellsten Farben strahlende Biographie des toten Generals, die Grundlage für die spätere Custer-Legende. Major Marcus Reno wurde darin als Erzschurke verunglimpft und war nach Veröffentlichung dieses Werks für den Rest seines Lebens (vergeblich) damit beschäftigt, seine Reputation wiederherzustellen. Er verfiel dabei vollends dem Alkohol, wurde unehrenhaft aus dem Heer entlassen und starb 1889 an Kehlkopfkrebs. Hauptmann Frederick Benteen verfasste noch Jahre später Schmähschriften über Custer und musste nach überzogener Kritik an seinen Vorgesetzten ebenfalls seinen Abschied nehmen.

Forschungstätigkeit

Heute wird versucht, insbesondere durch archäologische Untersuchungen vor Ort und Studium aller verfügbaren Quellen, den historisch genauen Ablauf der Ereignisse zu rekonstruieren. Größeren Bekanntheitsgrad haben vor allem die entsprechenden Forschungen auf dem Schlachtfeld seit den frühen 1980er Jahren erlangt. Zunehmend erweisen sich dabei die Überlieferungen der Nachfahren der beteiligten Stämme als größtenteils zutreffend. Seit auch die Behandlung der Ureinwohner bei der Eroberung Amerikas mittlerweile in der breiten Bevölkerung als großes Unrecht begriffen wird, hat sich seit dem Ende des 20. Jahrhunderts die, in großen Teilen überkommene, Interpretation dieser Schlacht am und das Image des „Boy-General“ fundamental gewandelt. Die legendäre Schlacht markiert aber auch das Ende der Eigenständigkeit der vielfältigen Kulturen der Ureinwohner Nordamerikas.

Schlachtfeldforensik

Pferdeknochen am Custer Hill, aufgenommen um 1877
Mitch Bouyer, Scout des 7. Kavallerieregiments, um 1876

Die meisten Toten wurden offensichtlich nur notdürftig verscharrt und deren Gräber mit Holzpflöcken markiert. Soweit sie noch vor Ort identifiziert werden konnten, wurden ihre persönlichen Daten auf kleine Zettel notiert die man in leere Patronenhülsen steckte und neben sie ins Grab legte. Das Grab Custers soll nach Angaben der Beteiligten 46 cm tief (etwas tiefer als die der übrigen Soldaten) gewesen sein und breit genug um neben ihn auch seinen Bruder Thomas zu bestatten. Bevor das Grab wieder zugeschaufelt wurde bedeckte man die beiden prominenten Toten noch mit einer Decke und einigen Zeltplanen. Abschließend wurde noch ein indianischer Travois darübergelegt und mit Steinen beschwert um das Grab besser vor Aasfressern zu schützen.[21]

1877 bargen Angehörige des 7. Kavallerieregiments Custers Überreste und die seiner Offiziere. Custers Knochen sollten in West Point erneut bestattet werden. Viele der Gebeine waren aber inzwischen schon von Aasfressern ausgescharrt und in alle Winde zerstreut worden, da die hastig ausgehobenen Gräber viel zu flach angelegt waren. In den folgenden Jahren berichteten Besucher, dass einige der Gedenktafeln umgeworfen und dort wohl auch Grabräuber ihr Unwesen getrieben hatten. 1881 wurde im Auftrag der Regierung erneut ein Bergungskommando in Marsch gesetzt, um die mittlerweile überallhin verstreuten Knochen einzusammeln und etwas würdevoller in einem Gemeinschaftsgrab zu bestatten. Heute steht darüber ein etwas klobiger geratener Gedenkstein aus Granit in dem die Namen der Gefallenen eingemeißelt sind. Einzelne nummerierte Gedenktafeln kennzeichnen zudem die Positionen an denen die Soldaten gefunden wurden, bzw. gefallen waren, es ist bislang das einzige Schlachtfeld mit dieser Art von Markierungen. In den nächsten 100 Jahren wurden aber dennoch immer wieder Gebeine in den umliegenden Hügeln aufgefunden, sofern sie nicht als Schlachtfeld-Souvenir verschleppt wurden, brachte man sie in das Depot des örtlichen Museums, heute eine nationale Gedenkstätte der USA.[35]

Im August 1983 legte ein Steppenfeuer auf dem ehemaligen Schlachtfeld weitere Knochen von Custers Soldaten frei, die dort seit 107 Jahren unentdeckt gelegen hatten. In der Nähe der Gedenktafeln 33 und 34 stießen Archäologen auf einen aus den Boden ragenden menschlichen Knochen, genau an jener Stelle (Deep Ravine Trail), wo vermutlich 28 von Custers Männern getötet und bestattet worden waren. 1984 wurden die Stelle von einem Archäologenteam des National Park Service genauer untersucht und die dort aufgefundenen Knochenfragmente anthropologisch analysiert. Bei über 40 Prozent von Custers Soldaten handelte es sich um Einwanderer aus Deutschland, England und Irland, 28 Iren, 27 Deutsche und 16 Briten. Drei seiner Männer waren indigener Herkunft (vom Stamm der Crow-Indianer) und dienten ihm als Scouts. Unter den Toten war auch ein Afroamerikaner, Isaiah Dorman, der als Übersetzer arbeitete. Anhand der im Museum lagernden Knochen konnte einer von Custers Soldaten vom renommierten Anthropologen Clyde Snow noch nachträglich identifiziert werden. Es handelte sich dabei um Mitch Bouyer, ein Indo-Franzose der ebenfalls als Scout im 7. Kavallerieregiment gedient hatte. Er war zum Zeitpunkt seines Todes 21 Jahre alt, durch zwei Schüsse in die Brust und Unterleib getötet und danach mit einem Beil zerhackt worden. Da noch ein zeitgenössisches Foto von ihm existiert konnte seine Identität mittels Überblendung seines Schädelfragments durch das Nebraska Educational Television Team auch auf diesem Weg bestätigt werden. Einige Berichte über den Auffindungsort der Toten wurden nun in Zweifel gezogen, nachdem soll Bouyer nämlich am Custer Hill getötet worden sein.

Clyde Snow studierte daraufhin auch die Aufzeichnungen über Exhumierung und Überführung von Custers Überresten nach West Point noch etwas genauer. Nach Aussage des daran beteiligten (leitenden) Sergeant John Ryan wurden diese angeblich mit besonderer Sorgfalt durchgeführt. Das Grab, das man 1877 zuerst öffnete, enthielt aber nur einen Leichnam. Zudem stand auf der darin befindlichen Uniformbluse der Name eines Unteroffiziers. Also öffnete man ein weiteres Grab, das aber nur einen Schädel, mehrere Rippen und einen Oberschenkelknochen enthielt. Außerdem wurden keinerlei Reste der Zeltplanen, der Decke oder des Transportgestells vorgefunden. Obwohl einige Mitglieder der Bergungsmannschaft ihre berechtigten Zweifel hatten, wurden die Knochen trotzdem als die Custers deklariert und nach West Point geschafft. Es ist daher, laut Clyde Snow, gut möglich, dass Custers Überreste in Wahrheit im 1881 angelegten Massengrab beigesetzt wurden und daher nicht in seinem offiziellen Ehrengrab in West Point liegen können.[36]

Trivia

Das 1890 errichtete Custer-Monument

Auf beharrliches Betreiben von Custers Witwe, ging die selbstverschuldete Niederlage als der Kampf eines heldenhaften und aufrechten Offiziers gegen die „Wilden“ in die US-Geschichte ein.[4] Eine Brauerei nutzte ebenfalls den Hype um Custer und ließ in 150.000 Saloons das Bild des fotogenen Generals aushängen. Wie ihr Gatte die Ikone einer sich veränderten Welt war, war Elizabeth die der ewig trauernden Witwe, sie spielte diese Rolle bis zu ihrem Tod im Jahr 1933. Witwen sind in der amerikanischen Gesellschaft sehr angesehen, solange sie lebte, war Kritik an ihrem Mann sakrosankt. Sie schrieb drei Bestseller in denen sie ihr Leben mit George Armstrong als charmant, strahlend und ehrenhaft verklärt. Diese Bücher sollten für fast 50 Jahre das Bild von Custer bestimmen. Aber es gab auch Zeitzeugen, die ihn als rücksichtslosen Karrieristen bezichtigten, dem – damit allerdings dem damaligen Zeitgeist entsprechend – jedwedes Unrechtsbewusstsein beim ungleichen Kampf gegen die nordamerikanischen Ureinwohner gefehlt habe.

Dem General und seinen Soldaten wurde zehn Jahre später auf den Schlachtfeld ein Denkmal errichtet, das „Custer Battlefield Memorial“. Im Sommer 1926, zum 50. Jahrestag der Schlacht, wurde ein „Versöhnungsfest“ organisiert, zu dem Historiker und auch die in den Reservaten lebenden Häuptlinge als Gäste eingeladen wurden. Zuschauer aus allen Teilen des Landes wurden mit ermäßigten „General-Custer-Bahn-Tickets“ angelockt. Einer der Ehrengäste war der (im Gegensatz zu den meisten anderen Lakota) frei in Kanada lebende Enkel von Sitting Bull. In der breiten Öffentlichkeit war zu dieser Zeit nur noch wenig über die Ereignisse am Little Bighorn bekannt, und auch die Lakota hüllten sich darüber in Schweigen. Vom Nachfahren des großen Häuptlings erhoffte man sich daher auch einige pikante Einzelheiten zum Ablauf der Schlacht zu erfahren. Der aber legte bei seinem Auftritt stattdessen ein Bündel Dollarscheine auf das Rednerpult und sorgte dann für das perfekte PR-Desaster:

„Die weißen Männer, die mich hierher eingeladen haben, haben mich um einige versöhnliche Worte gebeten. Ich kann den weißen Männern, die von mir - für Dollars - solche Worte zu hören wünschen, aber diese nicht sagen. Damit würde ich das Andenken meines Großvaters schänden. Ich gebe nun das Geld wieder zurück. Es liegt hier, wer es haben will, kann es sich nehmen. Das sind die Worte eines freien Lakota, der in Kanada lebt und seinen Unterhalt mit seiner Hände Arbeit verdient.“

George Armstrong Custer, der General mit dem langen blonden Haar, Symbol einer bestimmten Gedankenwelt, galt für eine lange Zeit als unbestrittener Nationalheld, Märtyrer der Zivilisation und des amerikanischen Fortschrittes. Mit seinem Tod wollte man die Eroberung des Westens rechtfertigen, da ja auch Weiße dafür ihr Leben gelassen hatten und Custer war ihre wertvollste Opfergabe. Je strahlender, überhöhter und ruhmreicher der General postum dargestellt wurde desto größer war die Bedeutung ihres Opfers während sie die Indianer scheibchenweise um ihr Land brachten. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Einstellung zu den Ureinwohnern Amerikas aber fundamental gewandelt und die, in diesem Zusammenhang unrühmliche Vergangenheit wurde neu bewertet. Custer wandelte sich vom unbestrittenen Helden zum Schurken, vom brillanten Anführer zum sorglosen Narren. Er ist nicht länger eine makellose Persönlichkeit, aber trotzdem erinnern sich viele noch an ihn. Der General ist heute wegen derselben Dinge umstritten, die ihn damals so erfolgreich machten. Er war zweifellos ein herausragender Mann, der es verstand sich mit den Medien seiner Zeit immer wieder neu zu einer Person des öffentlichen Interesses zu stilisieren, verkörpert aber auch vieles, was uns heute an der amerikanischen Historie großes Unbehagen bereitet.

National Monument

Seit 1879 ist der Schauplatz der Schlacht als „National Cemetery“ (Nationalfriedhof) ausgewiesen, seit 1940 untersteht er dem National Park Service, seit 1946 steht die Gedenkstätte im Rang eines National Monuments. Zwischen 1999 und 2003 wurden im „Little Bighorn Battlefield National Monument“ auch Denkmäler für gefallene Indianerkrieger enthüllt. Gegenüber dem Denkmal für die gefallenen Soldaten, unter dem nach offiziellen Angaben ca. 220 Soldaten bestattet sind, steht seit 2003 das sog. Indian Monument, das an die in der Schlacht umgekommenen Indianer und an die indigenen Scouts, die im 7. Kavallerieregiment gedient hatten, erinnern soll. Seit einigen Jahren stehen auch rote Marmorsteine zum Gedenken an einzelne getötete Krieger auf dem Schlachtfeld – es sind demnach damals etwa 60 Indianer ums Leben gekommen. Neben dem Schlachtfeld, das in den 1990er Jahren auf Initiative des damaligen indigenen Senators Nighthorse Campbell von „Custer Battlefield“ in „Little Big Horn Battlefield“ umgetauft wurde, liegt der „Custer National Cemetery“, auf dem u. a. Marcus Reno, einige der Crow-Scouts des 7. Kavallerieregiments, und Soldaten aus Ford Fetterman, die unter General Crook im Kampf gegen Red Clouds Krieger am Bozeman Trail starben. Ferner wurde sogar ein Gedenkstein für die getöteten Kavalleriepferde aufgestellt.

Aufarbeitung der Schlacht in Filmen

Die Ereignisse der Schlacht wurde in zahlreichen Filmen nachinszeniert und Custers Rolle in diesem Drama sehr unterschiedlich bewertet. Meist wird dabei sein selbstloser Kampf gegen eine Übermacht von blutrünstigen Wilden in den Vordergrund gestellt. Sein forsches und eigenmächtiges Vorrücken, das diese Niederlage erst ermöglichte, wird einmal als mutig, dann wieder als fatale Selbstüberschätzung gewertet. In keinem dieser Filme durfte zudem der letzte Akt am „Last Stand Hill“ fehlen, in der Custer meistens als Letzter fällt, mal heldenhaft, mal zerknirscht. 1941 kam Raoul Walshs Film Sein letztes Kommando (They Died with Their Boots On) mit Errol Flynn in der Hauptrolle als Custer in die Kinos. Besonders seine Schlussszene war damals für die US-Amerikaner als Motivation für den Krieg gegen das Kaiserreich Japan und Nazideutschland enorm wichtig. Die Botschaft dahinter: Die Zivilisation musste unbedingt über das Böse triumphieren und dafür brauchte man Männer, die niemals aufgaben, selbst gegenüber einer überwältigenden Übermacht. In der Ära des Vietnamkrieges wird dieser Mythos jedoch aus einer anderen Perspektive und diesmal äußerst kritisch gesehen.

In diesem Zusammenhang sind zwei Werke besonders hervorzuheben:

  • Arthur Penns Little Big Man: In diesem Film wird Custer als mitleidloser Zyniker und größenwahnsinniger Irrer dargestellt, vor allem seine negativen Charaktereigenschaften, seine Brutalität und Ignoranz werden hervorgehoben. Der Vorstoß mit viel zu wenig Männern sei zudem eine bewusst gesetzte Handlung gewesen, da der General auf einem leichten und raschen Sieg über die Indianer hoffte. Ziel war es, damit im Volk populär genug zu werden, um bei den kommenden Wahlen für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten kandidieren zu können. Sein letztes Gefecht wird als Gleichnis für den Wahn der imperialen Bestrebungen der USA dargestellt.
  • Mike Robes zweiteilige Fernsehserie General Custers letzte Schlacht (Son of the Morning Star). Der Regisseur bemüht sich hierbei um eine historisch authentische Darstellung der Geschehnisse am Little Bighorn und berücksichtigt auch die Beweggründe der Indianer für ihren Kampf gegen die weißen Landräuber, die (aus Profitgier) nach und nach ihre Lebensgrundlagen und einzigartige Kultur zerstörten.

Siehe auch

Medien

Literatur

  • Debra Buchholtz: Battle of the Greasy Grass/Little Bighorn: Custer’s Last Stand in Memory, History, and Popular Culture. Taylor and Francis, Hoboken 2013, ISBN 978-1-136-30049-3.
  • Evan S. Connell: Son of the Morning Star. Custer and the Little Bighorn. New York 1985.
  • Douglas D. Scott, Melissa Connor: Context Delicti: Archaeological Context in Forensic Work. In: Haglund, W.D. & Sorg, M.H. (eds.): Forensic Taphonomy: The Postmortem Fate of Human Remains. CRC Press, Boca Raton 1997, S. 27–38.
  • John Okute Sica: Das Wunder vom Little Bighorn – Erzählungen aus der Welt der alten Lakota. Palisander Verlag, 1. Auflage 2009, ISBN 978-3-938305-10-2. Enthält u. a. einen Zyklus aus Erzählungen, die die Schlacht am Little Bighorn aus Sicht der Lakota beschreiben.
  • Saul David: Die größten Fehlschläge der Militärgeschichte. Heyne, 2001, ISBN 3-453-86127-2.
  • Richard A. Fox: Archaeology, History, and Custer’s Last Battle: The Little Big Horn Reexamined. University of Oklahoma Press, Norman (OK) 1993, ISBN 0-8061-2496-2.
  • William A. Graham, Brian C. Pohanka (Einleitung): The Reno Court of Inquiry: Abstract of the Official Record of Proceedings. Stackpole Books, Mechanicsburg (PA) 1995.
  • Wolfgang Hebold: 50 Klassiker: Siege und Niederlagen. Gerstenberg 2002, ISBN 3-8067-2527-6.
  • Frederik Hetmann: Der Rote Tag. Loewes, 1975, ISBN 3-7855-1708-4.
  • Ronald H. Nichols: Reno Court of Inquiry: Proceedings of a Court of Inquiry in the Case of Major Marcus A. Reno. Hardin (MT): Custer Battlefield Museum 1996, 678 S.
  • Douglas D. Scott & Melissa Connor: Context Delicti: Archaeological Context in Forensic Work. In: Haglund, W.D. & Sorg, M.H. (eds.): Forensic Taphonomy: The Postmortem Fate of Human Remains. CRC Press, Boca Raton 1997, S. 27–38.
  • Charles Windolph, Frazier Hunt, Robert Hunt: I fought with Custer: the story of Sergeant Windolph, last survivor of the Battle of the Little Big Horn, as told to Frazier and Robert Hunt. With explanatory material and contemporary sidelights on the Custer fight. Reprint der Ausgabe New York, Lincoln (Nebr.) 1954, University of Nebraska Press 1987 (engl.)
  • Christopher Joyce: Custers letztes Geheimnis. Ein forensischer Anthropologe fand heraus: Im Grab des amerikanischen Volkshelden liegt womöglich der falsche Mann. GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992.
  • John S. Gray, John A. Popovich, Robert M. Utley: Centennial Campaign. The Sioux War of 1876. L. Tom Perry Special Collections, 1976.
  • Albert Winkler: Die Schlacht am Little Bighorn und ihre physischen Zeugnisse. Eine Frage der Interpretation (2. Teil), Brigham Young University, 2016. PDF
  • Albert Winkler: The Germans and Swiss at the Battle of the Little Bighorn 1876. Foreigners in the Seventh Cavalry. SAHS Review, 2018. PDF
  • Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993.
  • Sandy Barnard: Digging into Custer's Last Stand. Huntington Beach, California: Ventana Graphics 1998. S. 121–136. ISBN 0-9618087-5-6.
  • Miloslav Stingl: Vom Freiheitskampf des Roten Mannes. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Urania Verlag, Leipzig/Jena/Berlin 1979.
  • Miloslav Stingl: Von Sasacus bis Geronimo – Auf den Spuren des Freiheitskampfes nordamerikanischer Indianer. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1982.
  • Jack Pennington: Battle of Little Big Horn: A Comprehensive Study. Upton & Sons und Pennington 2001, ISBN 978-0-912783-34-5.
  • Jack Pennington: Custer Vindicated, Universo 2007. ISBN 978-0-595-45542-3
  • Peter Werner: Ein amerikanisches Trauma: Die Schlacht am Little-Bighorn-Fluss am 25. Juni 1876. Der größte militärische Sieg der Indianer blieb in Karl Mays Werken ohne Echo. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 142/2004.

Weblinks

Commons: Schlacht am Little Bighorn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Die Sioux nannten sich selber „Da-coh-tah“, was so viel wie Freund oder Verbündeter bedeutet. Die Chippewas, die Erbfeinde der Dakotas bezeichneten die Sioux als „Nadoweis-siw“, was mit Schlangen oder Feinde übersetzt werden kann. Die Franzosen machten daraus dann „Nadoues-sioux“, woraus schließlich der Name „Sioux“ entstand.
  2. Dabei bedeckte man die Saat mit Staub um sie vor dem Austrocknen zu schützen.
  3. Man schätzt, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch bis zu 30 Millionen dieser Tiere die Prärien Nordamerikas durchstreiften. Um die wichtigste Lebensgrundlage der amerikanischen Ureinwohner zu zerstören, erlaubte die Regierung in Washington u. a. den Eisenbahngesellschaften, die Büffelherden systematisch zu dezimieren, um so ungestört ihre Schienenstränge verlegen zu können. Sie warben dafür professionelle Jäger (z. B. Buffalo Bill) an, diese sollten so viele Tiere wie möglich abschlachten. Oft wurden eigens für diesen Zweck eingerichtete Sonderzüge neben den großen Herden angehalten, damit die Fahrgäste die Büffel zu ihrem Vergnügen abschießen konnten.
  4. Am 30. Juni 1980 bestätigte der Supreme Court im Fall United States versus Sioux Nation of Indians eine Entschädigungssumme von 106 Millionen Dollar – für den Wert des Landes im Jahr 1877 plus Zinsen für die bis dato abgelaufenen 103 Jahre. Die Sioux lehnten erneut ab. Für sie sind die Black Hills nach wie vor unverkäuflich.
  5. Man nimmt an, dass damals viele nur dem Heer beitraten, um einen kostenlosen Transport in den Westen zu erhalten, wo sie u. a. wegen von ihnen verübten Straftaten leichter und für längere Zeit untertauchen konnten. In den allermeisten Fällen wurden Deserteure auch nicht festgenommen und vor Gericht gestellt, vielmehr sah das Oberkommando die Fahnenflucht als eine Art von Reinigungsprozess an.
  6. Aufgrund eines Vorfalles beim Überfall des 7. Kavallerieregiments auf ein Indianerdorf der Cheyenne am Washita Creek 1868. Die Abteilung unter Major Joel Haworth Elliott stieß bei der Verfolgung flüchtender Indianer unerwartet auf eine Gruppe aus Cheyenne-, Arapaho- und Kiowakriegern, die dem Dorf zu Hilfe kommen wollte, und dann von dieser vernichtet wurde. Custer, der vom Vorgehen des Majors wohl nicht unterrichtet war, befahl den Abzug, obwohl das Fehlen von Elliot und seinen Männern zu diesem Zeitpunkt schon aufgefallen war. Er hatte sein Operationsziel erreicht und ließ auch nicht nach den Vermissten suchen.
  7. Nach Oberleutnant James Calhoun, I-Kompanie des 7. Kavallerieregiments.
  8. Jede Waffe verursacht ein individuelles Spurenbild. An abgefeuerten Kugeln sind dann Riefen, Einkerbungen und Abdrücke zu erkennen, die unter anderem beim Lauf durch die spiralförmigen eingefräßten Züge in den Gewehrläufen entstehen, weiters waren auf Geschosshülsen die Spuren des Schlagbolzens zu erkennen. Sie alle sind für eine Waffe unverwechselbare Identifizierungsmerkmale.
  9. Man vermutet, dass in Wahrheit dort die letzten US-Soldaten getötet wurden und nicht am Custer Hill.
  10. Renos Bergungskommando konnte von den 168 vorgefundenen Toten nur mehr 56 identifizieren.
  11. Um nach den Glauben der Indianer im nächsten Leben besser hören zu können, was er nicht hören wollte.
  12. Windolph wurde noch auf dem Schlachtfeld von Hauptmann Benteen zum Sergeant befördert und erhielt etwas später auch die Medal of Honor verliehen.

Einzelnachweise

  1. Gregory Michno, Encyclopedia of Indian Wars, 2003, S. 296; Michno, Mystery of E-Troop, S. 16–18; Utley, Frontier Regulars, S. 265–268.
  2. Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 8.
  3. Robert Kershaw: Red Sabbath: The Battle of Little Bighorn. Ian Allan Publishing, 2005. S. 6–5.
  4. a b BR radioWissen, Thema: Die Schlacht am Little Bighorn, 2014 (abgerufen am 18. Jänner 2023)
  5. Alexander Bräuer: Die „Bone Wars“ und der amerikanische Siedlerkolonialismus. Universität Rostock, Institut für Anglistik/Amerikanistik, online Artikel vom 4. Mai 2017 (abgerufen am 24. Januar 2023).
  6. Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 99.
  7. Joan Waugh: Ulysses S. Grant. Domestic Affairs. In: Webpräsenz millercenter.org. University of Virginia, abgerufen am 3. Februar 2023 (englisch).
  8. Eric Foner: Give Me Liberty! An American History. W. W. Norton, New York NY u. a. 2004.
  9. NATIONAL GEOGRAPHIC. GESCHICHTE UND KULTUR. Alexandra Fuller: Die Leiden der jungen Sioux: Die Enkel von Sitting Bull berichten. Nach einem Jahrhundert historischer Ungerechtigkeiten leben Native Americans in einem Sumpf von Armut und Drogen. Doch sie geben nicht auf – und kämpfen um ihre Traditionen. Heft 09/2012, Seite 94 bis 119 (abgerufen am 16. Februar 2023)
  10. Sandy Barnard: Digging into Custer's Last Stand. Huntington Beach, California: Ventana Graphics 1998. S. 121–136.
  11. Albert Winkler: The Germans and Swiss at the Battle of the Little Bighorn 1876. Foreigners in the Seventh Cavalry, 2018, S. 13.
  12. Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 159 ff.
  13. Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 161 ff.
  14. Albert Winkler: The Germans and Swiss at the Battle of the Little Bighorn 1876. Foreigners in the Seventh Cavalry, 2018, S. 6 ff.
  15. Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 159 ff.
  16. Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 160 f.
  17. John Gray: Centennial Campaign: The Sioux War of 1876. Norman: University of Oklahoma Press, 1988.
  18. Ralph Lossings Steamboat Museum (abgerufen am 30. Januar 2023).
  19. a b c Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 181.
  20. Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 8.
  21. a b c d e f g Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 9.
  22. Neil C. Mangum: Little Bighorn Campaign. S. 19 f.
  23. Neil C. Mangum: The Little Bighorn Campaign: Civil War Veterans Die on the Plains. In: Blue & Gray Magazine. Band 23, Nr. 2, 2006, S. 119f.
  24. Kingsley M. Bray: Crazy Horse: A Lakota Life. 2006, S. 220.
  25. Jack Pennington: Battle of Little Big Horn: A Comprehensive Study. Upton & Sons und Pennington 2001 und Custer Vindicated, Universo 2007.
  26. Kate Kelly: America comes alive/Great storys simply told. Comanche: Horse Survivor Of Little Bighorn, Civil War Stories, Heroes & Trailblazers (abgerufen am 31. Januar 2023); Albert Winkler: The case for a Custer Battalion survivor: Private Gustave Korn’s story. In: Montana: The Magazine of Western History.Band 63(1), Brigham Young University, BYU ScholarsArchive 2013, S. 45-55, 94-95 (abgerufen am 31. Januar 2023).
  27. Jack Pennington: Battle of Little Big Horn: A Comprehensive Study. Upton & Sons und Pennington 2001 und Custer Vindicated, Universo 2007.
  28. Artikel der Leavenworth Weekly Times vom 18. August 1881, nach einem Augenzeugenbericht von Sioux-Häuptling Crow King.
  29. WELT: Geschichte LITTLE BIGHORN 1876: Mit dieser List besiegte Sitting Bull General Custer, 2015. (abgerufen am 18. Jänner 2023)
  30. a b WDR Wissen: Stichpunkt: 25. Juni 1876 - Die Schlacht am Little Bighorn River (abgerufen am 18. Jänner 2023).
  31. Albert Winkler: Die Schlacht am Little Bighorn und ihre physischen Zeugnisse. Eine Frage der Interpretation (2. Teil), Brigham Young University, 2016, S. 8.
  32. Custer’s Last Standard Bearer. The University of Kansas, abgerufen am 12. Mai 2019 (englisch, Das Pferd, das überlebte).
  33. Albert Winkler: Die Schlacht am Little Bighorn und ihre physischen Zeugnisse. Eine Frage der Interpretation (2. Teil), 2016, S. 4–5.
  34. Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 161 und 181–182.
  35. Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 10.
  36. Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 10–11.

Koordinaten: 45° 33′ 54″ N, 107° 25′ 44″ W