Aartalbahn

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Koordinaten: 50° 4′ 35,7″ N, 8° 12′ 12,4″ O

Aartalbahn
Bahnhof Wiesbaden-Dotzheim im November 2007
Bahnhof Wiesbaden-Dotzheim im November 2007
Streckennummer:3504/3500
Kursbuchstrecke (DB):12628
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Taunus-Eisenbahn
0,0 Wiesbaden Ost
Rechte Rheinstrecke
2,2 Rechte Rheinstrecke nach Wiesbaden Hbf
2,2 Wiesbaden-Landesdenkmal
2,2 Anschluss Henkell
3,3 Wiesbaden-Waldstraße
Schiersteiner Straße (A643 / B262)
4,4
5,0 Anschluss Lindsey Air Station
5,4 Wiesbaden West (heute Künstlerviertel)
6,1 Wiesbaden-Dotzheim
10,0 Wiesbaden-Chausseehaus
14,1 Wiesbaden-Eiserne Hand
16,6 Hahn-Wehen
18,3 Bleidenstadt
23,5 Bad Schwalbach
24,8 Bad Schwalbach-Adolfseck
27,5 Adolfsecker Tunnel (150 m)
28,3 Breithardt
30,0 Hohensteiner Tunnel (169 m)
30,1 Hohenstein
ca. 31,0 Querung des Obergermanischen Limes
33,0 Laufenseldener Tunnel (287 m)
31,5 Laufenselden Heidenrod-Laufenselden
34,0 Michelbacher Tunnel (156 m)
35,5 Michelbach (Nassau)
37,5 Kettenbach
39,6 Rückershausen
von Nastätten
42,8 Zollhaus (Nassau)
45,1 Hahnstätten
47,2 Oberneisen
49,6 Flacht
von Wetzlar
53,7 Diez
nach Koblenz

Die Aartalbahn verbindet die Städte Wiesbaden und Diez. Heute wird sie am Südende als Museumsbahn mit historischen Zügen und am Nordende mit Draisinen betrieben. Ein kleiner Abschnitt besitzt keine Betriebserlaubnis.

Verlauf

Die Strecke führt über Taunusstein, Bad Schwalbach (bis 1927: Langenschwalbach), Aarbergen und Hahnstätten durch das reizvolle Aartal im Untertaunus. Die Aartalbahn führt in ihrem südlichen Abschnitt durch Hessen, der Abschnitt zwischen Diez und Zollhaus befindet sich jedoch auf dem Gebiet von Rheinland-Pfalz.

In Diez besteht Anschluss an die Lahntalbahn zwischen Gießen, Limburg und Koblenz.

In Zollhaus bestand bis 1951 (Einstellung des Personenverkehrs der NKB) eine Verbindung mit der Nassauischen Kleinbahn (NKB) nach St. Goarshausen und Braubach am Rhein.

In Wiesbaden bestand Anschluss zu den Zügen in die Richtungen Darmstadt und Aschaffenburg, Mainz, Koblenz, Niedernhausen, Frankfurt am Main und heute theoretisch über die ICE-Neubaustrecke nach Köln.

Geschichte

Bau

Nach der Annexion des Herzogtums Nassau durch das Königreich Preußen im Jahr 1866 griff die Preußische Staatsbahn Überlegungen aus nassauischer Zeit auf und beauftragte Moritz Hilf, seit 1862 technischer Direktor der Nassauischen Staatsbahn, mit dem Projekt, Wiesbaden durch eine Eisenbahnlinie über den Taunuskamm und durch das Aartal mit dem Raum Limburg zu verbinden. Das Projekt wurde in drei großen Bauabschnitten zwischen 1869/70 und 1894 verwirklicht.

Der Abschnitt Wiesbaden–Bad Schwalbach (früher: Langenschwalbach) – deshalb auch: Langenschwalbacher Bahn – diente insbesondere dem Bäderverkehr zwischen Wiesbaden und Langenschwalbach. Dieser Streckenabschnitt weist starke Steigungen und enge Radien auf. Deshalb wurden auf diesem Streckenabschnitt auch besondere Wagen mit Drehgestellen eingesetzt, die so genannten „Langenschwalbacher“. Zwischen dem Bahnhof Chausseehaus und dem Bahnhof Eiserne Hand wurde im Jahr 1889 mit einer Steigung von 1 : 30 der bis dahin steilste Streckenabschnitt im Deutschen Reich gebaut, der ohne Zahnschiene auskam.

Der Abschnitt Diez–Zollhaus (Nassau) diente hauptsächlich dem Transport der Bergbauprodukte, die im Raum Zollhaus gewonnen wurden (Eisenerz, Kalkstein, Marmor, Porphyr).

Der Abschnitt Zollhaus–Langenschwalbach (über Kettenbach) schließt die Lücke zwischen Langenschwalbach und Zollhaus. Dies geschah hauptsächlich auf Betreiben der Industriellen-Familie Passavant in Michelbach (Nassau; heute Aarbergen-Michelbach).

Daten der Inbetriebnahme einzelner Streckenabschnitte
Datum Abschnittsanfang Abschnittsende Anmerkung
01.06.1870 Diez Zollhaus
15.01.1889 Wiesbaden Hbf Bad Schwalbach ehemals: Langenschwalbach
01.05.1894 Zollhaus Bad Schwalbach ehemals: Langenschwalbach

Betrieb

Die Strecke wurde nach dem zweiten Weltkrieg zwischen Zollhaus und Kettenbach von der Grenze zwischen der amerikanischen und französischen Besatzungszone zerschnitten. Für die Nutzung der Züge waren spezielle Passierscheine erforderlich. Später wurde dort die Landesgrenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz gezogen. In den 1960er und 1970er Jahren wurden auf dieser Strecke hauptsächlich die Akkutriebwagen der Baureihe 517 eingesetzt.

Einstellung des Regelverkehrs

Daten der Einstellung des Regelverkehrs einzelner Streckenabschnitte
Jahr Abschnittsanfang Abschnittsende Anmerkung
1983 Wiesbaden Bad Schwalbach Personenverkehr
1986 Bad Schwalbach Diez Personenverkehr
1983 Wiesbaden Bad Schwalbach Güterverkehr
unbekannt Bad Schwalbach Hohenstein Güterverkehr
1991 Hohenstein Kettenbach Güterverkehr
1999 Kettenbach Diez Güterverkehr

Heutiger Zustand

Die Strecke ist in Hessen als Kulturdenkmal eingestuft und steht unter Denkmalschutz.[1] Sie gilt vom Bahnhof Wiesbaden Ost bis zur Landesgrenze bei Aarbergen-Rückershausen mit 40 Bahn-Kilometern als längstes Baudenkmal Hessens – nur der römische Limes, ein Bodendenkmal, ist länger.

Die Strecke ist nach wie vor eine Eisenbahn des Bundes, in ihrem Abschnitt Wiesbaden–Aarbergen-Rückershausen ist sie an die Wiesbadener Verkehrsgesellschaft ESWE verpachtet. Die Nassauische Touristikbahn (NTB) befährt mit historischen Dampf- und Diesellokomotiven an Sonn- und Feiertagen als Museumsbahn zwischen den Bahnhöfen Wiesbaden-Dotzheim und Hohenstein diesen Streckenabschnitt. Pächter des Abschnitts Aarbergen-Rückershausen–Diez ist der länderübergreifende Arbeitskreis Aartalbahn. Nach dem Freischneiden des ehemals stark zugewachsenen nördlichen Streckenabschnitts durch ehrenamtliche Helfer in den Jahren 2001 bis 2003 finden im unteren Aartal zwischen Hohenstein und Diez regelmäßig Draisinenfahrten des länderübergreifenden Arbeitskreises Aartalbahn e.V. statt. Auch durchgängige Sonderfahrten für Gruppen und Vereine von Diez bis zum Michelbacher Tunnel (Aarbergen) sind möglich. Alleine 2006 und 2007 nutzten jeweils über 3000 Fahrgäste dieses touristische Angebot, das jeweils mit einem regionspezifischen Rahmenprogramm einhergeht (z. B. geführte Wanderungen, Quellentour, Brauerei-, Kelterei- und Brennereibesichtigungen). Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine reine Draisinenstrecke. Vielmehr plant der Arbeitskreis ein touristisches Zugangebot im Aartal, das voraussichtlich ab 2009 zwischen Diez und Zollhaus oder Kettenbach verwirklicht werden soll. Ziel des Arbeitskreises, der seit 2007 ein eingetragener und gemeinnütziger Verein ist, ist jedoch die vollkommene Reaktivierung der Strecke von Limburg/Diez nach Wiesbaden/Mainz.

Nach der Sanierung einiger Brücken im Abschnitt zwischen dem Bahnhof Wiesbaden Ost und Dotzheim (Fertigstellung 2007) ist auch der südlichste Teil der Aartalbahn wieder an das Netz der DB Netz AG angebunden und der Güterverkehr zur Sektkellerei Henkell wurde wieder aufgenommen. Der Wiesbadener Hauptbahnhof hingegen kann nicht mehr angefahren werden, da die Gleisverbindung im Weichenvorfeld des Hauptbahnhofes bereits vor einigen Jahren demontiert worden ist.

Ende Mai 2007 wurde die Brücke einer Straßenunterführung ca. 100 m hinter dem Bahnhof Wiesbaden-Dotzheim durch einen auf einem LKW verladenen Bagger so schwer beschädigt, dass sie fortan für den Betrieb gesperrt werden musste. Die Strecke war damit direkt hinter dem Heimatbahnhof der Nassauischen Touristikbahn unterbrochen; die Bahn konnte bis September 2008 keine Fahrten mehr anbieten. Die Brücke ist seit dem Sommer 2008 wieder befahrbar. Der Fahrbetrieb konnte deshalb ab September 2008 wieder aufgenommen werden, allerdings zunächst nur auf dem Abschnitt Wiesbaden-Dotzheim bis Bahnhof Eiserne Hand. Die Aufnahme des Zugbetriebes bis Hahn-Wehen ist geplant, verzögert sich aber aufgrund von defekten Weichen im Bahnhof noch. Da in den Bahnhöfen von Hohenstein, Bad Schwalbach ebenfalls defekte Weichen vorhanden sind, ist jedoch bis auf weiteres mit keinem Fahrgastzugverkehr über Hahn-Wehen hinaus auf der Aartalbahn zu rechnen.

Zukunft

Es gab immer wieder Bestrebungen, die Strecke zu reaktivieren. Seit Ende August 2008 steht nun fest, dass der Streckenabschnitt Limburg–Zollhaus im Jahre 2014 durch den Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz-Nord für den ÖPNV mit Betrieb im Stundentakt reaktiviert werden soll. Das Land Hessen beauftragte den RMV, die Reaktivierung von Aarbergen bis Wiesbaden zu prüfen. Wie es letztendlich in Hessen weitergeht, ist jedoch derzeit noch unklar, das Gutachten wird für März/April 2009 erwartet. Die Reaktivierung der gesamten Aartalbahn für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und den Güterverkehr stellt eine wichtige Zukunftsaufgabe für die gesamte Aar-Region dar, da die Strecke bedeutende Siedlungsschwerpunkte erschließt.

Bereits 1998 waren Pläne aufgekommen, einen Abschnitt der Aartalbahn zwischen Bad Schwalbach und Wiesbaden-Dotzheim als Stadtbahn zu elektrifizieren und mit einer Neubaustrecke von Wiesbaden-Dotzheim durch die Innenstadt zum Wiesbadener Hauptbahnhof zu führen, einschließlich der Option einer Verlängerung nach Mainz. Zu diesem Zweck wurde 1999 die Stadtbahn Wiesbaden GmbH gegründet. Man hatte vor, bis 2003 die Planfeststellung abzuschließen und bis 2005 die Bahn zu eröffnen. Nachdem sich im Zuge der Kommunalwahl 2001 die Mehrheit in der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung geändert hatte, beschloss die CDU zusammen mit der FDP und den rechtsradikalen Republikanern, die Pläne fallen zu lassen. Im Jahre 2005 wurden an zahlreichen Stellen in der Stadt die zulässigen Feinstaubkonzentrationen überschritten und die Diskussion über die Stadtbahn wurde wieder aufgenommen. Zudem hat sich der RMV mit deutlichen Worten für die Einführung der Stadtbahn in Wiesbaden ausgesprochen, was auch nicht verwunderlich ist, da sich entlang der Strecke am westlichen Rand des Rhein-Main-Ballungsraumes wichtige Siedlungsschwerpunkte befinden.

Am 16. Mai 2007 gab der Kreistag des Rheingau-Taunus-Kreises bekannt, dass in den nächsten 12 Monaten geprüft werde, ob sich eine Reaktivierung der Aartalbahn lohnt.

Literatur

  • Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Theiss Verlag Stuttgart, 2005, Bd. 2.1: Heinz Schomann, Eisenbahnbauten und -strecken 1839–1939, Strecke: 025, S. 421ff.
  • Eisenbahnatlas Deutschland – Ausgabe 2005/2006, Vlg. Schweers + Wall, o.O. 2005, ISBN 3-89494-134-0
  • Kopp, Klaus: Langenschwalbacher Bahn (Aartalbahn). Wiesbaden-Dotzheim.
  • Seyfert, Joachim: "Die Aartalbahn". Band Nr. 2 der Reihe Schiene-Photo. Joachim Seyfert, Wiesbaden 1989, ISBN 3-926669-02-0

Einzelnachweise

  1. Hessisches Denkmalschutzgesetz

Weblinks