Bistum Worms

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Wappen des Bistums Worms
Bistumspatron St. Petrus mit Wormser Bistumswappen, am Bischofshof Ladenburg; heutiges Lobdengau-Museum
Denkmal für Bischof Burchard vor dem Wormser Dom
Abgrenzung des Bistums im Mittelalter

Das Bistum Worms (lat. Dioecesis Wormatiensis) war eine katholische Diözese mit Sitz in Worms. Das in der Spätantike begründete Bistum erreichte in der Karolingerzeit und im Hochmittelalter einen Höhepunkt an Macht und Einfluss. Bischofskirche war der Wormser Dom, einer der drei rheinischen Kaiserdome. Das Hochstift Worms hatte auch die weltliche Gewalt über den Lobdengau, ein kleines Gebiet um Ladenburg, inne. Durch die Reformation verlor das Bistum einen Großteil seiner Pfarreien und wurde schließlich um 1800 aufgelöst.

Geschichte des Bistums

Die Ursprünge des Bistums Worms liegen frühestens in konstantinischer Zeit. So ist 346 für die umstrittene Kölner Synode zwar ein Bischof erwähnt, für diese Zeit aber keine Kathedrale nachweisbar.

Erst in fränkischer Zeit setzt die Wormser Bischofsliste mit dem 614 an der Pariser Synode teilnehmenden Bischof Berhtulf wieder ein. Verschiedene auf Metzer Einflüsse verweisende Indizien machen eine Reorganisation der Diözese unter der Herrschaft der des dort residierenden austrasischen Königs Childebert II. (575–596) wahrscheinlich. Nur wenig später finden sich bereits erste Wormser Missionszentren rechts des Rheins. Unter den Karolingern bildete Worms ein Zentrum der Macht, so dass seine Bischöfe im 8. und 9. Jahrhundert dem Königshof nahestanden und ihr Amt oftmals zugleich mit einem außerhalb der Diözese gelegenen Abbatiat verbanden.

Das dem Metropolitanverband Mainz angehörende Bistum verfügte im 12. Jahrhundert immer noch über eine beachtliche Wirtschaftskraft und gliederte sich in vier Archidiakonate. Deren Inhaber waren der Dompropst für Worms und das linksrheinische Hinterland, der Propst von St. Paul in Worms für den linksrheinischen Nordteil des Bistums, der Propst von St. Cyriakus in Neuhausen für den Lobdengau und der Propst von St. Peter in Wimpfen für den Elsenzgau und den Gartachgau im östlichen Bereich der Diözese.

Das Domkapitel verfügte 1270 über 50 Präbenden, deren Zahl bis 1291 auf 44 fiel und 1475 noch 43 zählte. Die Zahl der Kanoniker belief sich jedoch nur auf 35, wozu es noch sechs weitere Präbenden gab, deren Inhaber keine Kanoniker waren und welche die Priesterweihe besitzen mussten. Seit 1281 nahm das Kapitel keine Bürgerlichen mehr in seine Reihen auf, so dass seine Mitglieder vor allem dem pfälzischen Adel entstammten.

Seit dem 13. Jahrhundert ließen sich die Bischöfe in Pontifikalfunktionen durch Weihbischöfe vertreten. Im 14. Jahrhundert verloren die Archidiakone an Bedeutung und der Einfluss des Generalvikars stieg merklich an. Im ausgehenden Mittelalter bestand das Bistum aus zehn Dekanaten mit etwa 255 Pfarreien und etwas über 400 geistlichen Personen innerhalb der Bischofsstadt.

Im 16. Jahrhundert fielen weite Teile des Bistums der Reformation zum Opfer, so dass der päpstliche Legat Commodone auf dem Augsburger Reichstag 1566 eine wenigstens vorübergehende Vereinigung mit dem Bistum Mainz vorschlug, was dann jedoch nicht geschah. Um 1600 zählte das Bistum lediglich noch 15 Pfarreien.

Um das Überleben des Bistums zu sichern, achtete das Domkapitel bereits seit dem Ende des 16. Jahrhunderts darauf, dass seine Elekten bereits vor ihrer Bischofswahl über Einfluss und Pfründen außerhalb des Bistums verfügten, und nach dem Dreißigjährigen Krieg verzichtete es dann auch endgültig auf eine Wahl ex gremio und postulierte stattdessen auswärtige geistliche Fürsten. Dies hatte zugleich zur Folge, dass sich das Domkapitel auch einen größeren Einfluss auf die Verwaltung des Bistums verschaffen konnte, da der Bischof gewöhnlich nicht in der Diözese residierte.

Der nun beginnende Wiederaufbau des Pfarrsystems geschah in der Regel durch Ordensgemeinschaften, welche zukünftig damit auch zu den Hauptträgern der regulären Pfarrseelsorge wurden. Bis 1732 konnte sich die Zahl der Pfarreien auf etwa 100 erweitern lassen. Seit 1711 besaß das Bistum erneut einen Weihbischof. Da es ohne eigenes Priesterseminar war, konnte Fulda für die Ausbildung der Weltgeistlichen für das Bistum Worms seinen Einfluss ausdehnen.

Der linksrheinische Teil der Diözese wurde ab 1797 dauerhaft von französischen Truppen besetzt und fiel schließlich auch rechtlich an Frankreich. Durch das Konkordat von 1801 wurden in Frankreich die Bistumsgrenzen neu festgelegt und entsprachen nun den Grenzen der jeweiligen Départements. Daher fasste man die linksrheinischen Wormser Bistumsteile mit vielen anderen kirchlichen Teil-Territorien in dem neu formierten, französischen Großbistum Mainz zusammen; es war deckungsgleich mit dem neuen politischen Département du Mont-Tonnerre. Nach der Rückkehr dieser linksrheinischen Gebiete an Deutschland teilte man 1817 auch das Großbistum Mainz wieder auf. Der südliche Teil, mit einem großen Gebiet des ehemaligen Bistums Worms (z.B. Frankenthal, Grünstadt, Bad Dürkheim, Kaiserslautern) kam an die restaurierte Diözese Speyer und wurde politisch zu Bayern geschlagen. Der nördliche (kleinere) Teil des ehemaligen Wormser Diözesangebietes (hauptsächlich Worms und sein Umland) blieb beim Bistum Mainz und wurde hessisch.

Der beträchtliche rechtsrheinische Anteil des Bistums Worms bestand noch bis 1827 als eigenständiges Vikariat Lampertheim fort. Bei der Neuordnung der rechtsrheinischen Bistumsgrenzen kam der südliche Teil davon an das Erzbistum Freiburg (hauptsächlich Mannheim und Heidelberg), der nördliche und östliche Teil (Lampertheim, Bad Wimpfen) an das Bistum Mainz.

Geschichte des Hochstifts Worms

Die Vogtei des Bistums Worms lag bis 1156 bei den Grafen von Saarbrücken und gelangte dann an die Pfalzgrafen bei Rhein. Obwohl der Bischof im Verlauf der Stauferzeit eine große Bedeutung hatte, gelang ihm auf Dauer nur der Erwerb eines kleinen Herrschaftsgebietes, dessen Residenz 1400 Ladenburg wurde. Als Fürstbischof war der Bischof von Worms mit einer Virilstimme im Reichsfürstenrat vertreten.

1797/1801 fielen die linksrheinischen Güter, zuletzt mit acht Quadratmeilen und 20.000 Einwohnern, die etwa 8500 Gulden an Jahreseinkommen umfassten, an Frankreich. Die rechtsrheinischen Gebiete gelangten 1803 an Baden und Hessen.

Fernab von Worms war dem Hochstift in Mittelhessen (siehe Abschnitt Geschichte) im ehemaligen Lahngau umfangreicher Besitz von den Kaisern zugeteilt worden. So übertrug 933 die Vormundschaftsregierung des minderjährigen Königs Otto III. das Stift Weilburg mit dem zugehörigen Besitz und den Rechten an den Wormser Bischof Hildibald, den Leiter der königlichen Kanzlei, quasi als Entschädigung dafür, dass das Bistum Worms in der Umgebung von Worms und im Pfälzer Wald gegenüber dem Salierherzog Otto hatte zurücktreten müssen. Damit wurde das Bistum Worms zu einem politischen Faktor im Mittellahngebiet. Bis zum Jahr 1002 kam fast der gesamte Besitz des Stiftes Weilburg an das Bistum Worms. Der Besitz konzentrierte sich um Frankenberg (Eder), Marburg, Gladenbach, Haiger, Weilburg und Nassau.

Dazu schreibt Karl E. Demandt in Geschichte des Landes Hessen:[1]

Unterstützt von den ottonischen Kaisern hatte das Bistum Worms geradezu das Erbe des konradinischen Herrscherhauses in Mittelhessen angetreten, wie aus den ihm zugewandten, großen Reichsgutkomplexen im 10. und 11. Jahrhundert hervorgeht.
König Konrad schenkte z. B. 914 das große Gebiet der „Haigerer Kirche“ an das Walpurgis-Stift in Weilburg. Kaiser Otto III. gab 993 sogar den gesamten Konradinerbesitz an das Domstift Worms.

Die Vögte des Stiftes Weilburg, die Grafen von Nassau, drängten jedoch den Einfluss des Bistums immer mehr zurück, dehnten damit ihren Herrschaftsbereich aus und festigten ihn.

Siehe auch

Literatur

  • Friedhelm Jürgensmeier (Hrsg.): Das Bistum Worms. Von der Römerzeit bis zur Auflösung 1801. Echter-Verlag, Würzburg 1997, ISBN 3-429-01876-5. (Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte Bd. 5)

Weblinks

Commons: Bistum Worms – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl E. Demandt: Geschichte des Landes Hessen. 2. Auflage. Bärenreiter Verlag, Kassel/ Basel 1972, ISBN 3-7618-0404-0.