Gößnitz (Thüringen)

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Wappen Deutschlandkarte
Gößnitz (Thüringen)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Gößnitz (Thüringen) hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 53′ N, 12° 26′ OKoordinaten: 50° 53′ N, 12° 26′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Altenburger Land
Höhe: 202 m ü. NHN
Fläche: 14,07 km2
Einwohner: 3459 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 246 Einwohner je km2
Postleitzahl: 04639
Vorwahl: 034493
Kfz-Kennzeichen: ABG, SLN
Gemeindeschlüssel: 16 0 77 012
Stadtgliederung: Kernstadt; 5 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Freiheitsplatz 1
04639 Gößnitz (Thüringen)
Website: www.goessnitz.de
Bürgermeister: Wolfgang Scholz (Initiative Städtebund Schmölln-Gößnitz)
Lage der Stadt Gößnitz (Thüringen) im Landkreis Altenburger Land
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Karte

Gößnitz ist die bevölkerungsmäßig kleinste und flächenmäßig zweitkleinste Stadt im Landkreis Altenburger Land in Thüringen.

Geografie

Gößnitz ist die östlichste Stadt Thüringens und die südlichste des Altenburger Landes. Durch die Stadt fließt das Meerchen, welches im Süden in die Pleiße mündet, zudem liegt der Ort im Übergangsgebiet des Erzgebirgsvorlandes und der Leipziger Tieflandsbucht.

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind im Norden Saara mit den Ortsteilen Taupadel und Bornshain im Westen, Löhmigen im Norden, Goldschau im Nordosten sowie Podelwitz, Runsdorf und Zumroda im Osten, im Südosten Schönberg und Meerane im sächsischen Landkreis Zwickau, im Süden Ponitz mit den Ortsteilen Merlach und Zschöpel sowie Schmölln mit den Ortsteilen Nitzschka und Kummer im Westen.

Stadtgliederung

  • Hainichen im Südwesten
  • Nörditz seit 1. Juli 1950 im Westen
  • Pfarrsdorf im Osten seit 1. November 1973 mit
  • Naundorf und
  • Koblenz seit 1. Juli 1950

Geschichte

Die Stadtkirche „Sankt Annen“ von Südwesten gesehen

Gößnitz wurde erstmals 1253 als reichsministerialer Rittersitz urkundlich erwähnt. Der Ortsname Gößnitz ist sorbischen Ursprungs, so dass auch eine sorbische Dorfgründung vermutet wird. Seit 1328 befand sich Gößnitz unter markmeißnischer Herrschaft und fiel 1554 im Verband des Amtes Altenburg den ernestinischen Wettinern zu. Die Grundherrschaft kam 1413 teilweise, 1519 vollständig an das Georgenstift in Altenburg und nach der Reformation an das landesherrliche Amt. Im Jahre 1494 wurde die heutige Kirche eingeweiht, wobei diese auf einer früheren Holzkirche erbaut wurde. Als Ort eines 1488 nachgewiesenen Gerichtsstuhls über 16 Dörfer entwickelte sich Gößnitz über den dörflichen Zustand hinaus und erhielt 1488 Schank-, Brau- und Handwerksrechte. 1672 wurde der Ort zum Marktfleckchen erhoben, 1718 konnte Gößnitz gegen den Widerstand von Altenburg und Schmölln die Erhebung zur Stadt und daraufhin die Genehmigung von Innungen durchsetzen, doch wurde sie weiter wie ein Dorf von Richter und Schöppen verwaltet; erst 1874 erhielt sie eine volle städtische Verfassung.

Der frühe Bahnanschluss 1844 nach Leipzig und Plauen, dem die Linien nach Chemnitz 1858, nach Gera 1865 folgten, machte Gößnitz zu einem Bahnknotenpunkt. Die nun einsetzende Industrialisierung brachte eine Pumpenfabrik, Webereien, Maschinen-, Spielwaren- und Knopffabriken hervor.

Kauritz

Der sich heute im Süden von Gößnitz befindliche Stadtteil Kauritz gehörte bis 1927 teilweise zu Schönburg und damit zum Königreich Sachsen, beziehungsweise ab 1918 zum Land Sachsen.

20. Jahrhundert

Bis 1918 gehörte die Stadt zum Herzogtum Sachsen-Altenburg, nach dessen Auflösung bis 1920 zum Freistaat Sachsen-Altenburg, der dann im neugegründeten Land Thüringen aufging.

Das Gebäude der Arbeiterwohlfahrt in Gößnitz, gegenüber dem Rathaus.

In den Jahren 1926, 1928 und 1929 fand in Gößnitz das Dreiecksrennen statt, welches von Gößnitz, nach Ponitz und über Guteborn zurück nach Gößnitz führte. Der Name leitet sich von der Streckenform ab. Im Jahre 2009 fand zum 80- jährigen Gedenken ein Nostalgierennen mit über 100 Teilnehmern aus dem Altenburger Land, Greiz, Gera und umliegenden Gebieten statt, wobei das Baujahr der Maschinen bis einschließlich 1970 beschränkt war. So fanden sich neben der AWO 425 von Simson noch DKW-, MZ-, Wanderer- und viele andere Markenmotorräder.

In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem Gößnitzer Bahnhof Flugzeug- und Panzerteile verladen.

Der Fabrikant Max Jehn wurde denunziert und 1945 als „Wehrkraftzersetzer“ im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. An ihn erinnert die Max-Jehn-Straße. Insgesamt gab es in Gößnitz 29 anerkannte Opfer des Faschismus. Ein Gedenkstein auf dem Friedhof erinnert an den unbekannten KZ-Häftling.[2]

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960: Stand jeweils 31. Dezember):

  • 1831: 1304
  • 1933: 6636
  • 1939: 6483
  • 1960: 7042
  • 1994: 4679
  • 1995: 4740
  • 1996: 4663
  • 1997: 4609
  • 1998: 4534
  • 1999: 4476
  • 2000: 4423
  • 2001: 4355
  • 2002: 4285
  • 2003: 4194
  • 2004: 4094
  • 2005: 4039
  • 2006: 3964
  • 2007: 3924
  • 2008: 3881
  • 2009: 3823
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

Politik

Der Freiheitsplatz mit dem Rathaus am linken Bildrand, dem CulturCentrum und ehemaliger kleiner Schule in der Mitte und der Stadthalle am rechten Bildrand

Gößnitz besitzt zur Zeit eine pro-Kopf-Verschuldung von 807 Euro, 2010 lag diese bei 860 Euro und im Jahr 2003 sogar bei 939 Euro je Einwohner.

Das Rathaus auf dem Freiheitsplatz.

Verwaltungsaufgaben

Gößnitz ist erfüllende Gemeinde für Heyersdorf und Ponitz.

Stadtrat

Die Kommunahlwahl vom 7. Juni 2009 mit einer Wahlbeteiligung von 53,5% ergab folgende Sitzverteilung im Stadtrat:

Initiative Städtebund "Schmölln-Gößnitz": 8 Sitze

Sozialdemokratische Partei Deutschlands: 3 Sitze

Christlich Demokratische Union Deutschlands: 3 Sitze

Die Linke: 1 Sitz

Bürgerinitiative´89: 1 Sitz

Bürgermeister

Bürgermeister ist seit der Bürgermeisterwahl vom 11. März 2007, mit einer Mehrheit von 93% und einer Wahlbeteiligung von 55%, erneut Wolfgang Scholz geworden, der bereits seit 2001 dieses Amt innehatte und der Fraktion Initiative Städtebund angehört. Vorherige Bürgermeister waren seit 1994 Rolf Porzig und seit 1998 der SPD-Politiker Dr. Peter Dietrich.

Wappen

Wappenbeschreibung: "In Rot auf grünem Boden ein Reiter in stählerner Rüstung, es handelt sich dabei um den heiligen Georg, auf weissem Ross, einem grünen Drachen die Lanze in den Rachen stoßend."

Das Wappen zeigt den heiligen Georg als Drachentöter, dessen Wahl als Wappenzeichen sich daraus ableitet, dass das Georgenstift Altenburg im 15./16. Jahrhundert die Grundherrschaft über Gößnitz ausübte.

Flagge

Die Flagge der Stadt zeigt die Farben rot – grün

Städtepartnerschaft

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Heimatstube als Museum für Regionalgeschichte im Stadtteil Kauritz.

In Gößnitz findet seit 1992 das von der Initiative für Musik und Kultur Gößnitz e.V. immer um das erste Augustwochenende veranstaltete Open Air Gößnitz statt. Zu diesem Konzert werden jährlich Hunderte Besucher aus ganz Mitteldeutschland erwartet. Sogar Rammstein spielten als sie noch weniger bekannt waren vor einigen Jahren bei diesem Open Air. Zudem veranstaltet die IMUKG seit 2009 das Indoor Festival in der Stadthalle – Friedrich Ludwig Jahn. Außerdem besitzt die Stadt eine Außenstelle der kreiseigenen Johann-Friedrich-Agricola Musikschule im CulturCentrum und eine Tanzschule. Das Kabarett Nörgelsäcke und die Heimatstube als Museum für Regionalgeschichte bereichern das kulturelle Angebot. Sportplatz und Turnhalle des Schulzentrums stehen Vereinen zur Verfügung, des weiteren gibt es auch eine Kegelanlage. Eine weitere regelmäßige Veranstaltung ist der Weihnachtsmarkt am ersten Dezemberwochenende.

Erholungsmöglichkeiten bieten das Gößnitzer Freibad und das im Westen der Stadt in Richtung Naundorf angrenzende Waldstück Tannicht sowie der Park hinter dem Freiheitsplatz. Zudem soll beim Bahnhof demnächst ein weiterer innerstädtischer Park entstehen. Der weitläufige und bepflanzte Friedhof mutet ebenfalls wie ein Park an.

Denkmäler und Bauwerke

Neben den diversen architektonischen Denkmälern, die zum Teil allerdings zusehends verfallen, gibt es neben dem Goethedenkmal auch noch ein Denkmal auf dem Friedhof zur Erinnerung an die Gefallenen der drei deutschen Kriege. Sehenswert ist zudem der dreiseitige Kirchhof und die Sankt-Annen-Kirche aus dem Jahr 1494. In der Walter-Rabold-Straße sind einige sehr gut erhaltene Villen des 19. Jahrhunderts anzusehen, in einer davon war bis 1945 die erweiterte Oberschule untergebracht. Im Westen der Stadt befand sich im 19. und 20. Jahrhundert das Industriegebiet, wobei heute noch einige Fabriken stehen, wie die Malzwerke, die der Altenburger Brauerei unterstanden.

Wirtschaft und Infrastruktur

Städtebund mit Schmölln

Der am 5. September 2002 gegründete Städtebund Schmölln-Gößnitz hat sich neben kommunaler Zusammenarbeit das Ziel gesetzt am gemeinsamen Industrieverbundstandort Nitzschka-Nörditz produzierendes Gewerbe anzusiedeln.

Verkehr

Der Mittelpavillon exakt 117 Jahre nach seiner Einweihung am 30. August 1893

In Gößnitz kreuzt die 1844 eröffnete Sächsisch-Bayrische Eisenbahn die Mitte-Deutschland-Verbindung, deren Teilstrecke nach Chemnitz 1858, die nach Gera 1865 eröffnet wurde.

Rückseite des Bahnhofes von Gleis 4 aus gesehen

Der Bahnhof Gößnitz besitzt laut einem auf dem Bahnsteig angebrachten Schild den mit 610 m vermeintlich längsten Bahnsteig Deutschlands. Grund für den ungewöhnlich langen Bahnsteig ist, dass hier jeweils zwei Züge hintereinander am selben Bahnsteig halten und nicht wie üblich hierfür zwei getrennte Inselbahnsteige errichtet wurden.

Das Bahnhofsgebäude gehörte zu den bedeutendsten Baudenkmälern der Stadt. Es entstand um 1860 im Stil des Neobarock und umfasste neben einem Mittelpavillon, in dem sich der Zugang zum Bahnsteig befand, zwei weitere Flügel nördlich und südlich. Damit gehörte es zu den ältesten noch vorhandenen großen Bahnhofsgebäuden in Thüringen. Trotz des architekturhistorischen Wertes, der auch mit der Aufnahme in das Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler gewürdigt wurde, wurde das Gebäude auf Drängen der Stadtverwaltung und mit Zustimmung der Denkmalschutzbehörden im Jahr 2010 durch die Deutsche Bahn teilweise abgerissen. Der Mittelpavillon mit seinen Sandsteinreliefs wurde von einer Privatperson erworben und abgetragen. Er soll in der Nähe von Kiel wieder errichtet werden.

Die Bundesstraße 93 durchquert Gößnitz. Derzeit ist eine Ortsumgehung im Bau. Weiterhin soll im Jahr 2011 ein zentraler Busplatz am Bahnhof errichtet werden.

Ansässige Unternehmen

Die größten Unternehmen der Stadt sind die FEUMA Gastromaschinen GmbH sowie Gößnitzer Stahlrohrmöbel GmbH in der Wehrstraße. Außerdem die Jet Logistics GmbH sowie der seit 1863 bestehende Hersteller von Pumpen- und Pumpenanlagen Apollo Gößnitz GmbH in der Walter-Rabold-Straße, die Schlosserei Köblitz und der Stuckhersteller Profil GmbH Gößnitz.

Bildung

Gößnitz ist Sitz einer staatlichen Regelschule, sowie einer Grundschule, die beide im neuen Schulzentrum der Stadt untergebracht sind, welches 1996 eingeweiht wurde. Zuvor war die Schule auf dem Freiheitsplatz am Rathaus untergebracht. Mehrere Kindergärten sind in der Stadt ansässig, einer darunter, welcher sich direkt bei der Sankt-Annen Kirche befindet ist in evangelischer Trägerschaft. Bis 1945 gab es in Gößnitz eine erweiterte Oberschule in der Walter-Rabold-Straße, die jedoch geschlossen wurde, aufgrund des Entnazifizierungsverfahrens der Lehrkräfte.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Artur Ernst Glasewald: Chronik der Stadt Gößnitz. Gößnitz, 1910
  • Stadtverwaltung Gößnitz (Hrsg.): Stadt Gößnitz 1993. Gößnitz, 1993

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0