Kelbra (Kyffhäuser)

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Wappen Deutschlandkarte
Kelbra (Kyffhäuser)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Kelbra (Kyffhäuser) hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 26′ N, 11° 2′ OKoordinaten: 51° 26′ N, 11° 2′ O
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Landkreis: Mansfeld-Südharz
Verbandsgemeinde: Goldene Aue
Höhe: 157 m ü. NHN
Fläche: 40,56 km2
Einwohner: 3199 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 79 Einwohner je km2
Postleitzahl: 06537
Vorwahl: 034651
Kfz-Kennzeichen: MSH, EIL, HET, ML, SGH
Gemeindeschlüssel: 15 0 87 250
Adresse der
Stadtverwaltung:
Lange Straße 8
06537 Kelbra (Kyffhäuser)
Website: http://www.kelbra.de/
Bürgermeister: Lothar Bornkessel
Lage der Stadt Kelbra (Kyffhäuser) im Landkreis Mansfeld-Südharz
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Karte
Blick von der Rothenburg auf Kelbra
Blick vom Kyffhäuser auf Kelbra

Kelbra (Kyffhäuser) ist eine Stadt in der Verbandsgemeinde Goldene Aue im Landkreis Mansfeld-Südharz, Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Lage

Kelbra liegt am Nordhang des Kyffhäusergebirges in der Goldenen Aue. Die Bundesstraße 85 beginnt im Nachbarort Berga und führt durch Kelbra über den Kyffhäuser nach Passau. Durch die Nähe zur Talsperre Kelbra und zum Kyffhäuser ist die Stadt eine Art Touristenzentrum, leidet aber auch unter dem starken Ausflugsverkehr, da der vor allem für Motorradfahrer sehr attraktive Kyffhäuseranstieg hier beginnt. In der Nähe liegt die Barbarossahöhle und das Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen. Kelbra ist ein guter Ausgangsort für Ausflüge in den Harz.

Zu Kelbra gehören die Ortsteile Sittendorf, Tilleda und Thürungen.

Geschichte

Anfänge

Kelbra wurde 1093 erstmals urkundlich erwähnt als Chelvera. Das Stadtrecht wurde Kelbra 1351 verliehen. Im 11. Jahrhundert gelangten Teile des Helmerieds an das Erzbistum Mainz und an das Kloster Fulda. Das Kloster Walkenried erwarb um 1144 das Gebiet um Görsbach. Später meliorierten die Mönche mit den angesiedelten Flamen das Land zwischen Görsbach und Kelbra und weiter. Sie waren erfahren und brachten aus ihrer Heimat Geld, Vieh und Nutzpflanzen mit. Trotz der Entwässerung gab es immer wieder Wasserprobleme. So war die Goldene Aue ein einziger See am 8. und 9. Februar 1946. Das Wasser stand von Heringen bis nach Ritteburg und in das Thyratal. Die vergangenen Hochwasserstände sind in dem südlichen Widerlager der Mühltalgrabenbrücke in Kelbra eingemeißelt worden. Der höchste Wasserstand war 1881 und 1946 mit über 4 Metern.[2]

Graf Heinrich von Hohnstein wurde nach der Beendigung des Fleglerkrieges und der Heldrunger Fehde am 8. Januar 1413 von den Landgrafen Friedrich IV., Wilhelm II. und Friedrich d. J. von Thüringen die Schlösser und Städte Heldrungen und Wiehe gegen Abtretung seiner Ansprüche auf Kelbra, Harzgerode, Güntersberge, Hoym, Ballenstedt und Sandersleben überlassen. Die Wettiner, die aufgrund ihrer Stärke bereits im 14. Jahrhundert eine entscheidende Machtposition in der Goldenen Aue errungen hatten, bauten jedoch in Kelbra keine eigene Verwaltung auf, sondern versetzten die an der Peripherie ihrer eigenen Besitzungen gelegene Stadt nebst Schloss und Zubehör an zuverlässig erscheinende Pfandnehmer. Sie glaubten, diese in den Grafen von Schwarzburg und zu Stolberg gefunden zu haben.

Am oder unmittelbar vor dem 3. August 1413 erfolgte zunächst für drei Jahre die pfandweise Überlassung von „sloß Kelbra, hus unde stadt mit dorffern, ackern“ und allem Zubehör für 12.500 Rheinische Gulden und 160 Mark Erfurter Silberwährung an die Brüder Heinrich und Botho zu Stolberg. Nach Ablauf der Dreijahresfrist erneuerten die Landgrafen von Thüringen am 6. Februar 1417 die Verpfändung von Schloss und Stadt Kelbra nebst Zubehör. Pfandnehmer waren diesmal Graf Botho zu Stolberg und Graf Heinrich von Wernigerode. Als Zeitraum wurden sechs Jahre festgelegt und im Vertragstext die Klausel aufgenommen, dass im Kriegsfall die Grafen den Wettinern Beistand leisten sollen. Aufgrund einer Schuld der Grafen Botho zu Stolberg und Heinrich von Wernigerode in Höhe von 973 lötigen Mark Silber Erfurter Währung, die ihnen ihr Oheim Graf Heinrich von Schwarzburg abnahm, sagten sie ihm am 6. Dezember 1418 zu, die Hälfte der Pfandsumme zu überlassen, falls die Wettiner die Stadt und das Amt Kelbra einlösen würden. Die Wettiner waren in den darauffolgenden Jahren nicht an einer solchen Einlösung interessiert. Daher ersuchten die beiden Grafen zu Stolberg und von Schwarzburg die Herzöge Friedrich und Sigismund von Sachsen, ihnen Kelbra als Gesamtlehen zu überlassen. Der daraufhin ausgestellte Lehnsbrief datiert auf den 19. September 1428.

Herzog Wilhelm von Sachsen belehnte am 23. März 1461 Metze, die Gemahlin seines Geheimen Rathes Graf Heinrich zu Stolberg, mit dem halben Schloss Kelbra als Leibgedinge. 1478 überließ der Stolberger Graf diese Hälfte als Pfand dem Amtmann Ritter Hans Knauth.

Kelbra war 1688 von Hexenverfolgung betroffen. Johann Heinrich Rockenfuß, Bürger und Kramer, geriet in einen Hexenprozess.[3]

Kriegsgefangene

Seit Herbst 1944 wurde der Saal der Gaststätte "Zur Sängerhalle" als Gefangenenlager genutzt. Ungarische SS-Soldaten bewachten die Häftlinge. Diese mussten in der alten Brauerei arbeiten. Dort befand sich eine Außenstelle des KZ Mittelbau-Dora. Bei den Bombenangriffen auf Kelbra (April 1945) wurden auch viele der Häftlinge getötet. Anfang April wurden die Häftlinge auf einen Marsch geschickt. Sie wurden erst bei Ludwigslust befreit. Das Lager in der alten Brauerei wurde Anfang April 1945 in Brand gesetzt und danach von der Bevölkerung geplündert.

Befreiung vom Nationalsozialismus

Am 12. April 1945 rückten amerikanischen Panzer in Kelbra ein. Sie kamen aus Badra / Sondershausen. An einigen Fenstern hingen weiße Bettlaken. Lediglich der damalige Bürgermeister Rudolf Haake wollte noch kämpfen. Er schoss mit einer Pistole aus seinem Arbeitszimmer im Rathaus auf die Soldaten und verletzte dabei zwei Amerikaner. Danach erschoss er sich offenbar selbst.

Mit dem Herannahen der amerikanischen Truppen wurden Sprenglöcher in den Brücken vorbereitet, im Hopfental wurde eine Straßensperre aus alten Pflügen errichtet. Die Zentrale des Volkssturmes befand sich im Ratskeller, wo auch Waffen und Panzerfäuste lagerten.

Am 27. Mai 1945 übernahmen sowjetische Truppen das Kommando. Die Bauern gingen nach 1945 den Weg der ostdeutschen Landwirtschaft.

Eingemeindungen

Am 1. Juli 2009 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Tilleda (Kyffhäuser) nach Kelbra (Kyffhäuser) eingemeindet.[4]

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat von Kelbra hat 16 Mitglieder, die nach der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 wie folgt verteilt sind: Die CDU-Fraktion hat vier Mitglieder, je drei Mitglieder gehören der SPD, FDP und den Freien Wählern an, drei weitere Mitglieder sind fraktionslos.

Bürgermeister

  • Bruno Thiem (1823–1913), war zehn Jahre Bürgermeister Kelbras.

Wappen

Blasonierung: „In Rot auf gewölbten grünen Schildfuß ein silbernes Kalb.“

Die Farben der Gemeinde sind abgeleitet vom Wappen Weiß-Rot.

Städtepartnerschaften

Partnerstädte von Kelbra sind Bad Salzdetfurth in Niedersachsen, Frampton Cotterell in der englischen Grafschaft South Gloucestershire und Raduň (Bezirk Opawa) in Tschechien.

Sehenswürdigkeiten

  • Das Rathaus in seiner jetzigen Form wurde im Jahr 1777 errichtet. Der nördliche Anbau stammt aus der Renaissancezeit. Eine Sanierung erfolgte 2003 und 2004.
  • Im ältesten Haus Kelbras ist das Heimatmuseum untergebracht.
  • Teile der ehemaligen Burg sind im Norden der Stadt erhalten: der Bergfried mit Palasruine aus dem 12. Jahrhundert. Außerdem finden sich hier Reste der Ringmauer, einer mittelalterlichen Stadtumwallung.
  • In der Thomas-Müntzer-Straße sind Reste des Zisterzienser-Nonnenklosters erhalten. Das Kloster wurde 1251 vom Grafen von Beichlingen gestiftet und 1525 zerstört.
  • Die Stadtkirche St. Georgii ist eine ehemalige Klosterkirche, die 1607 weitgehend neu erbaut wurde. Ihre älteste Teile stammen aus der Zeit der Klostergründung im 13. Jahrhundert. Als Baumaterial wurde Kyffhäusersandstein verwendet.
  • Die Kirche St. Martini im Ortsteil Altendorf wurde vermutlich im 11. Jahrhundert als romanische Wehrkirche erbaut. Ein Umbau erfolgte 1357. Auch hier wurde Kyffhäusersandstein verwendet, der Giebel des Schiffes zeigt Fachwerk.
  • Ein traufenständiges Haus mit zwei vorkragenden Fachwerk-Obergeschossen an der Thomas-Müntzer-Straße beherbergt die Schmidtsche Stiftung. Die Stiftung diente der Unterbringung und Betreuung armer Kinder.
  • Die Gebäude der ehemaligen alten Brauerei Kelbra, Jochstraße 13, mit dem restaurierten Schornstein sind ein Beispiel für Gewerbearchitektur der Gründerzeit. In den Kellern arbeitet zwischen 1943 und 1945 die in der Gaststätte "Sängerhalle" inhaftierten Häftlinge des Außenlagers Kelbra des KZ Mittelbau-Dora.
  • Grabstätte auf dem Ortsfriedhof für eine namentlich bekannte Polin und ihr zweijähriges Kleinkind, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden
  • das große Otto Hermann Denkmal (Baujahr 1909) besteht aus versteinerten Holz und befindet sich im Kirchtal; ein kleineres Denkmal aus versteinerten Holz steht gegenüber dem Hotel Kaiserhof und ist Eduard Joch gewidmet

Galerie

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Ernst Lehmann: Die Geschichte der Stadt Kelbra am Kyffhäuser. Selbstverlag, Kelbra 1900.
  • Berent Schwineköper (Hrsg.): Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands. 2. Auflage. Band 11: Provinz Sachsen Anhalt. Kröner, Stuttgart 1987, ISBN 3-520-31402-9.
Commons: Kelbra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2023 (Fortschreibung) (Hilfe dazu).
  2. Heinz Noack: Geschichten aus der Goldenen Aue Sutton Verlag 99094 Erfurt, 2009, ISBN 978-3-86680-428-9, S 11
  3. Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, Köln, Weimar, Wien 2003, S. 518.
  4. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2009, 2. Liste
  5. Christine Stadel: Mansfeld - Südharz Das Handbuch der (fast) unbekannten Gelehrten Citydruck und Verlag GmbH Erfurt, S. 68
  6. Christine Stadel: Mansfeld - Südharz Das Handbuch der (fast) unbekannten Gelehrten Citydruck und Verlag GmbH Erfurt, S. 167