Liste von Attentaten auf Exilkroaten (1945–1992)

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Diese Liste von Attentaten auf Exilkroaten (1945–1992), ist eine Dokumentation von Attentaten auf Personen der kroatischen Emigration, die meist politisch und/oder publizistisch und teils militant gegen das von 1945 bis 1992 existierende kommunistische bzw. sozialistische Jugoslawien tätig waren. Die Attentate werden daher mutmaßlich oder bewiesen Auftragsmördern des jugoslawischen Sicherheitsapparats, d. h. größtenteils der Geheimpolizei UDB bzw. SDB, zugerechnet. Die jugoslawischen Behörden sahen in den Opfern meist Angehörige von Organisationen der sogenannten „kroatischen feindlichen Emigration“ (serbokroatisch Hrvatska neprijateljska emigracija, kurz HNE).

Attentate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Morde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die vom Parlament der Republik Kroatien eingesetzte Staatliche Kommission zur Identifizierung der Kriegs- und Nachkriegsopfer zählt in ihrer 1999 erstellten Liste der „Nachkriegsopfer des Staatsterrorismus der SFRJ im Ausland“ 68 Morde[1]. 2008 verwies ein Sachverständiger im Mordfall Đureković auf Angaben, nach denen von 1945 bis 1989 insgesamt 67 politische Morde an Kroaten verübt worden seien. 22 davon in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1970 bis 1989, für die vermutlich der jugoslawische Sicherheitsapparat verantwortlich sei[2]. In erster Linie ging es den jugoslawischen Staatssicherheitsdiensten um die Ausschaltung von Terroristen.[3]

Opfer Geburts­datum Attentats­datum Sterbe­datum Ort Verdächtiger/
Täter
Bemerkungen
Josef Krpan um 1917 30. Juni 1945 30. Juni 1945 Bleiburg, Österreich Krpan, ein ehemaliges Mitglied der Ustascha, der am Hof Pistotnig in Bleiburg beschäftigt war, wurde während der Erntearbeit Opfer eines jugoslawischen Tötungskommandos. Der 28-jährige wird von zwei mit Maschinenpistolen bewaffneten jugoslawischen Soldaten erschossen. Bestattet wird er auf dem Pfarrfriedhof in Einersdorf/Nonča vas bei Bleiburg.[4]
Ivan Protulipac 4. Juni 1899 31. Jan. 1946 Triest, Italien Gino Benčić Das Opfer war katholischer Aktivist, Mitstreiter von Ivan Merz (1896–1928) und Gründer und Führer der katholischen Laienorganisation Križari („Die Kreuzritter“). Er wurde in der Via Scipio Slataper in Triest auf Veranlassung des jugoslawischen Geheimdienstes von Gino Benčić ermordet.[5] Die sterblichen Überreste von Protulipac wurden 1994 auf den Mirogoj-Friedhof umgebettet.
Ilija Abramović 1948 1948 Klagenfurt, Österreich
Dinka Domančinović 1957 16. Juli 1960 17. Juli 1960 Buenos Aires, Argentinien Das dreijährige Opfer starb bei einem Bombenattentat auf ein kroatisches Vereinsheim an den Folgen der Verletzungen, die es durch einen Splitter am Kopf erlitt. Nachdem der Sprengsatz gegen 22 Uhr platziert wurde, flüchteten zwei unbekannte Personen mit einem Pkw, der während der Tatausführung in einer Nebenstraße auf sie wartete. Auch der achtzigjährige David Martinez kam dabei ums Leben. Zudem wurden siebzehn bis 20[6] weitere Personen, meist zwischen neun und 33 Jahren, verletzt.[7]
Mate Miličević 1966 Kanada
Marijan Šimundić 4. Aug. 1938 13. Sep. 1967 13. Sep. 1967 Stuttgart-Weilimdorf Josip Cvitanović Das Opfer war Gastwirt der Gaststätte „Juliška“ in der Silberburgstraße in Stuttgart und Mitglied der Kroatischen Revolutionären Bruderschaft. Auf einem Feldweg etwa 100 m von der Bundesstraße 295 mit fünf Schüssen ermordet. Der Täter entkam mit der Mittäterin Brunhilde Coblenz (* 1931, Deckname Doris Andres) nach Jugoslawien. Ein Auslieferungsgesuch der deutschen Behörden an Jugoslawien wurde abgelehnt, mit der Begründung Coblenz habe die jugoslawische Staatsbürgerschaft angenommen. Der Täter Cvitanović verstarb 1983 oder 1984 im Alter von 56 Jahren in Split. Die Mittäterin kehrte am 10. Dezember 1983 aus Jugoslawien nach Deutschland zurück und wurde noch am Flughafen Stuttgart verhaftet. Im Oktober 1984 begann der Prozess gegen Coblenz und am 28. Januar 1985 wurde sie wegen Beihilfe zum Mord vom Landgericht Stuttgart zu neun Jahren Haft verurteilt, da sie dem Mörder bei der Tat als „Lockvogel“ gedient hatte.[8][9]
Jozo Jelić 1967 Friedrichshafen, West-Deutschland
Mile Jelić 3. Mai 1967 3. Mai 1967 bei Aachen Grgo Čengić Das Opfer wurde im Alter von 38 Jahren zusammen mit Petar Tominac erschossen. Der Täter entkam in sein Heimatdorf Sasina bei Sanski Most (Bosnien) und wurde später wegen eines weiteren Mordes verhaftet und verurteilt.
Petar Tominac 3. Mai 1967 3. Mai 1967 bei Aachen Grgo Čengić Das Opfer wurde im Alter von 28 Jahren zusammen mit Mile Jelić erschossen. Der Täter entkam in sein Heimatdorf Sasina bei Sanski Most (Bosnien) und wurde später wegen eines weiteren Mordes verhaftet und verurteilt.
Vlado Murat 1967 1967 West-Deutschland
Anđelko Pernar 1967 1967 West-Deutschland
Hrvoje Ursa 16. Sep. 1938 27. Sep. 1968 27. Sep. 1968 Hutzdorf, West-Deutschland Milan Vukoja Das Opfer war Mitglied der Kroatischen Befreiungsbewegung (HOP). Ursas Leiche wurde am 30. September 1968 aus der Fulda geborgen.
Đuro Kokić 1968 1968 Huchenfeld (Pforzheim), West-Deutschland
Mile Rukavina 2. Aug. 1910 26. Okt. 1968 26. Okt. 1968 München, West-Deutschland
Krešimir Tolj 25. Jan. 1938 26. Okt. 1968 26. Okt. 1968 München, West-Deutschland
Vid Maričić 3. Aug. 1946 26. Okt. 1968 26. Okt. 1968 München, West-Deutschland
Ante Znaor 16. Nov. 1937 17. Aug. 1968 17. Aug. 1968 Triest, Italien
Josip Krtalić 26. Sep. 1942 17. Aug. 1968 17. Aug. 1968 Triest, Italien
Nedjeljko Mrkonjić 1968 1968 Paris, Frankreich Die massakrierte Leiche des Opfers wurde am 6. April 1968 auf einer Müllkippe in der Nähe von Paris gefunden.
Pere Čović 1968 1968 Australien
Mirko Čurić 5. März 1932 9. Apr. 1969 9. Apr. 1969 München, West-Deutschland Das Opfer war Gastwirt und wurde vor seiner Gaststätte von einer Bombe zerrissen, die in einer Plastiktüte versteckt war.
Nahid Kulenović 5. Juli 1929 30. Juni 1969 30. Juni 1969 München, West-Deutschland Ivo Galić Kulenović wurde in seiner Wohnung erschlagen. Der Täter flüchtete nach Jugoslawien. Das Auslieferungsgesuch der deutschen Behörden wurde von den jugoslawischen Behörde mit der Begründung abgelehnt, es handele sich „um einen politischen Anschlag“.[10]
Vjekoslav Luburić 6. März 1914 20. Apr. 1969 20. Apr. 1969 Carcaixent, Spanien
Mijo Lijić 1970 1970 Schweden
Mirko Šimić 1971 1971 West-Berlin, West-Deutschland
Ivo Bogdan 30. Sep. 1907 18. Aug. 1971 18. Aug. 1971 Buenos Aires, Argentinien Das Opfer war Mitglied der Ustascha und Funktionär des Unabhängigen Staates Kroatien sowie Publizist und Autor von Schriften, unter anderem über das sogenannte Massaker von Bleiburg.
Maksim Krstulović 1971 1971 Vereinigtes Königreich
Drago Mihalić 1972 1972 West-Deutschland
Josip Senić 18. März 1936 9. März 1972 9. März 1972 Wiesloch, West-Deutschland Das Opfer war laut Vermerk des Bundeskriminalamts (BKA) ein „maßgeblicher Führer“ der Kroatischen Revolutionären Bruderschaft. Senić hatte sich unter dem Namen „Hermann Schick“ in der Wieslocher Pension Klosterschänke angemeldet. Er wurde im Fremdenzimmer Nr. 8 im Schlaf überrascht und mit zwei Genickschüssen getötet. Die Polizei entdeckte eine Pistole der Marke Astra, Kaliber 7,65 Millimeter, sowie drei Reisepässe mit verschiedenen Namen. Laut BKA handelte es sich offenbar „um einen bedeutenden politischen Mord“.[11]
Branimir Jelić 28. Feb. 1905 31. Mai 1972 31. Mai 1972 West-Berlin, West-Deutschland
Stjepan Ševo 10. Dez. 1936 24. Aug. 1972 24. Aug. 1972 San Donà di Piave, Italien Vinko Sindičić (mutmaßlich) Das Opfer lebte in Stuttgart und wurde mit seiner Familie während eines Urlaubs erschossen. Eine halbe Stunde vor den Schüssen wurde Vinko Sindičić im Auto der Familie gesehen. Der zuständige Chef der Kriminalpolizei von Venedig wies die jugoslawischen Behörden darauf hin, die eine Vernehmung verweigerten.[10]
Tatjana Ševo 4. Apr. 1946 24. Aug. 1972 24. Aug. 1972 San Donà di Piave, Italien Vinko Sindičić (mutmaßlich) Geborene Bahorić. Siehe Bemerkungen bei Stjepan Ševo.
Rosemarie Bahorić 27. Apr. 1963 24. Aug. 1972 24. Aug. 1972 San Donà di Piave, Italien Vinko Sindičić (mutmaßlich) Siehe Bemerkungen bei Stjepan Ševo.
Josip Buljan-Mikulić 14. Sep. 1973 14. Sep. 1973 Kornwestheim, West-Deutschland
Mato Jozak 23. Apr. 1940[12] 27. Nov. 1974[12] 27. Nov. 1974[12] Neuss, Deutschland Ejub Dizdarević[12][13] Am 15. März 1975 wurde die Leiche des Mato Jozak von einem Kapitän eines rheinaufwärts fahrenden Schiffes entdeckt, da sie sich im Ankergeschirr verfangen hatte. In Höhe des Kilometers 710 am Rheinufer bei Köln-Worringen wurde die Leiche geborgen. Hände und Füße waren gefesselt und der Schädel wies einen Schusskanal auf. Nach Ermittlungen der Polizei wurde Jozak am 27. November 1974 in der Gaststätte „Industrieschranke“ in Neuss zuletzt lebend gesehen. Dringend tatverdächtig sind der Gastwirt Ejub Dizdarević und dessen Freund Kajić. In seinem Abschlussbericht äußert der Oberstaatsanwalt, dass der Verdacht naheliegt, dass die Täter Kontakt zu staatlichen jugoslawischen Stellen hatten und Jozak aufgrund seiner politischen Einstellung und Tätigkeit getötet wurde. Jozak wurde 1940 bei Travnik geboren und emigrierte 1967 nach Australien, wo er die australische Staatsangehörigkeit erwarb. 1973 ging er nach Europa und lebte dann in Düsseldorf. Er verteilte Flugblätter kroatischer Emigrantenvereinigungen und versuchte Andere von deren politischen Einstellungen zu überzeugen. Der mutmaßliche Täter Ejub Dizdarević floh am 22. Dezember 1974 nach Jugoslawien und ließ sich in Bihać nieder, wo ihn der Geheimdienst mit der Position des Direktors des Restaurants „Sunce“ am Fluss Una belohnt haben soll. Dizdarević wurde in Bihać als Mitarbeiter der UDBA unter dem Pseudonym Luna registriert.[13][12]
Ilija Vučić 18. Apr. 1930 6. Juni 1975 11. Juni 1975 Stuttgart, Deutschland Das Opfer war 1962 an dem Anschlag auf die jugoslawische Mission in Bonn-Mehlem beteiligt. Vučić wurde beim Verlassen seiner Wohnung mit drei Schüssen niedergestreckt und erlag fünf Tage später seinen schweren Verletzungen.
Ivica Milošević 3. Juli 1975 3. Juli 1975 West-Deutschland
Nikola Martinović 1975 1975 Österreich
Matko Bradarić 1975 1975 Belgien
Vinko Eljuga 1975 1975 Dänemark
Nikola Penava 1975 1975 West-Deutschland
Stipe Mikulić[14] 23. Sep. 1941 15. Dez. 1975 15. Dez. 1975 Falkenberg, Schweden Irfan Kuburaš (mutmaßlich) Das Opfer war Funktionär der Kroatischen Volkswiderstands (HNO).[15]
Ivan Tuksor 4. Dez. 1933 28. Aug. 1976 28. Aug. 1976 Nizza, Frankreich Das Opfer hatte 1957 politisches Asyl in Frankreich erhalten und war bis 1974 leitender Funktionär der Vereinigten Kroaten in Frankreich. Er starb am Steuer seines Wagens, als ein Sprengkörper explodierte.[16]
Ivan Vučić 10. Juni 1977 10. Juni 1977 Saarbrücken, West-Deutschland
Jozo Oreč 12. März 1937 1977 1977 bei Vereeniging, Südafrika
Bruno Bušić 6. Okt. 1939 16. Okt. 1978 16. Okt. 1978 Paris, Frankreich
Križan Brkić 1978 1978 Vereinigte Staaten
Jozo (Josip) Miloš 5. Sep. 1948 18. Apr. 1979 18. Apr. 1979 West-Deutschland Tomislav Mičić und Branko Bradvic[17] Die Leiche des 30-jährigen wurde gegen 7:05 Uhr in einem Wald bei Kerpen, an der Autobahn Köln – Aachen, von einem Frühsportler gefunden. Er wurde durch zwei Schüsse in Kopf und Herz getötet. Die Polizei vermutet einen politischen Mord und gibt den Fall an den Generalbundesanwalt ab. Miloš wurde in Grude in der Herzegowina geboren. 1964 verlässt er Jugoslawien, geht 1968 zur französischen Fremdenlegion und wird in Afrika eingesetzt. Miloš soll Mitglied der Kroatischen Revolutionären Bruderschaft gewesen sein. 1972 beteiligte er sich an einem Anschlag auf das jugoslawische Konsulat in Stuttgart, wofür er eine mehrjährige Haftstrafe absitzt. Er war mit Bruno Bušić vertraut und stand in Exilkreisen unter Verdacht ihn ermordet zu haben.[18]
Marijan Rudela 1979 1979 Vereinigte Staaten
Zvonko Štimac 1979 1979 Vereinigte Staaten
Goran Šećer 1979 1979 Kanada
Cvitko Cicvarić 1979 1979 Kanada
Nikola Miličević 10. Okt. 1937 13. Jan. 1980 13. Jan. 1980 Frankfurt am Main, West-Deutschland
Miličevićs Grabstein auf dem Hauptfriedhof (Frankfurt am Main).
Das Opfer war ein Gründer der Vereinigten Kroaten Deutschlands (UHNj). Miličević wurde am Frankfurter Mainufer im eigenen Auto mit drei Schüssen getötet.[19] Die Tatwaffe stammte aus Ungarn (Prüfung durch das Beschussamt in Budapest) und ging vermutlich von dort nach Jugoslawien.[10]
Mirko Desker 1980 1980 West-Deutschland
Antun Kostić 26. Sep. 1943 9. Okt. 1981 9. Okt. 1981 München, West-Deutschland Kostić wurde auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz als Lagermeister mit drei Schüssen aus einer Pistole mit Schalldämpfer getötet. Er verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus und hinterließ eine Ehefrau und zwei minderjährige Töchter. Sein Grab befindet sich auf dem Münchener Waldfriedhof. Kostić war ehemals aktiv im Kroatischen Nationalkomitee (HNO).[20][21]
Mate Kolić 19. Okt. 1981 19. Okt. 1981 Frankreich
Petar Bilandžić 1981 1981 West-Deutschland
Ivan Jurišić 1981 1981 West-Deutschland
Mladen Jurišić 1981 1981 West-Deutschland
Stanko Nižić 24. Feb. 1951 24. Aug. 1981 24. Aug. 1981 Zürich, Schweiz Das 30-jährige Opfer wurde an seinem Arbeitsplatz, dem Hotel Kindli, erschossen. Die sterblichen Überreste wurden 1999 auf dem Dietiker Friedhof Guggenbühl exhumiert und auf Kosten des kroatischen Generalkonsulats nach Kroatien überführt.[22]
Ivo Furlić 1981 1981 West-Deutschland
Đuro Zagajski 2. Okt. 1939 26. März 1983 26. März 1983 München, West-Deutschland Das Opfer wurde im Fasangarten erschlagen aufgefunden.
Franjo Mikulić 1983 1983 West-Deutschland
Milan Župan 1983 1983 West-Deutschland
Stjepan Đureković 8. Aug. 1926 28. Juli 1983 28. Juli 1983 Wolfratshausen, West-Deutschland Mit einem Nachschlüssel gelangten vermutlich drei nicht eindeutig identifizierte Attentäter unbemerkt in die Garage an der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen, wo sie Đureković auflauerten und mit sechs Pistolenschüssen in Rücken und Arme sowie einem Beilhieb in den Kopf töteten.
Slavko Logarić 1984 1984 West-Deutschland
Franjo Mašić 1986 1986 Vereinigte Staaten
Damir Đureković 1987 1987 Kanada Sohn des Stjepan Đureković.
Ante Đapić 1989 1989 West-Deutschland

Mordversuche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sind 23 versuchte politische Morde bekannt, die teils auf einzelne Personen wiederholt verübt wurden.

Opfer Geburts­datum Attentats­datum Sterbe­datum Ort Verdächtiger/
Täter
Bemerkungen
Mate Frković 31. Dez. 1901 1948 Österreich Das Opfer war Mitglied der Ustascha, Funktionär bzw. zuletzt Innenminister (1944–1945) des Unabhängigen Staates Kroatien. Er gründete 1950 gemeinsam mit Branimir Jelić und anderen das Kroatische Nationalkomitee (HNO).
Ante Pavelić 14. Juli 1889 10. Apr. 1957 28. Dez. 1959 Lomas del Palomar, Argentinien Blagoje Jovović Das Opfer verstarb an den Spätfolgen des Attentats in Madrid.
Branimir Jelić 28. Feb. 1905 1957 West-Deutschland
Berislav Đuro Deželić und Familie[23] 1965 West-Deutschland
Ante Vukić 22. Okt. 1968 Düsseldorf, West-Deutschland Das Opfer war Führer der Vereinigten Kroaten Deutschlands (UHNj) und entging in seinem Auto einem Chemiewaffenanschlag. Seine Frau, sein achtjähriger Sohn und eine Freundin der Familie wurden verletzt. Das Opfer verstarb nach dem Kroatienkrieg in Zadar.
Mirko Grabovac 23. Aug. 1969 Frankfurt am Main Ein Täter gab vier Schüsse auf Grabovac ab, der knapp mit dem Leben davonkam.[10]
Branimir Jelić 28. Feb. 1905 10. Sep. 1970 West-Berlin 2. Attentat. Als das Opfer am frühen Morgen seine Wohnung verließ, um sich zu seiner Zahnarztpraxis in der Uhlandstraße 141 zu begeben, explodierte ein Sprengsatz auf dem Gehweg. Da er nicht vollständig explodierte, wurde das Opfer nur leicht verletzt.
Vlado Damjanović 1970 West-Deutschland
Branimir Jelić 28. Feb. 1905 5. Mai 1971 West-Berlin 3. Attentat. Kurz nach acht Uhr morgens explodierte erneut ein eingegrabener Sprengsatz im Gehweg vor dem Eingang der Zahnarztpraxis des Opfers. Jelić erlitt schwere Verletzungen an den Beinen und an der linken Schulter und musste lange im Krankenhaus behandelt werden.
Gojko Bošnjak 1972 Karlsruhe 1. Attentat: Ende 1972 explodierte vor der Gaststätte des Gastwirts Gojko Bošnjak ein Sprengsatz[10].
Nikola Vidović 1973 Frankreich 1. Attentat
Dane Šarac 1973 West-Deutschland 1. Attentat
Gojko Bošnjak 1973 West-Deutschland Vlado Mišić 2. Attentat: Fast genau ein Jahr nach dem 1. Attentat verübte Vlado Mišić mit einer Schusswaffe ein Attentat auf den Gastwirt Bošnjak, der den Täter überwältigen konnte. Mišić wurde am 11. Mai 1974 zu zehn Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Der Staatsanwalt sprach von einer Mitwirkung des jugoslawischen Geheimdienstes.[10]
Dane Šarac 1974 Frankreich 2. Attentat
Stipe Bilandžić 30. Okt. 1975 Köln, West-Deutschland 1. Attentat
Stipe Bilandžić 1977 West-Deutschland 2. Attentat
Franjo Goreta um 1941 13. Dez. 1980 Saarbrücken, West-Deutschland Dragan Barač (Auftraggeber) und die zwei deutschen ausführenden Täter Adam Lapčević und Friedrich Huber Das Opfer hatte im August 1966 im Stuttgarter Hofbräukeller den jugoslawischen Vizekonsul Sava Milovanović erschossen, weil dieser von ihm die Ermordung führender Mitglieder einer kroatischen Emigrantenorganisation verlangt hatte. Dafür wurde er zu acht Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis wurde er von zwei Attentätern aufgesucht. Als diese ihre Hände in die Manteltasche schoben, erkannte Goreta die Gefahr und rannte ins Schlafzimmer. Er warf sich aufs Bett, riss seine Pistole unter dem Kopfkissen hervor und feuerte, aus der Drehung und durch die Milchglasscheibe der Tür. Die Angreifer flüchteten, einer von ihnen durch einen Lungenschuß verletzt. Da die Verletzung behandelt werden musste, wurden beide deutschen Attentäter gefasst. Auftraggeber war Dragan Barač gewesen, der die Mordprämie von einer Million Jugoslawische Dinar (damals knapp 100.000 Deutsche Mark) mit ihnen teilen wollte. Im Gerichtsprozess räumte Barač ein, mit gefälschten Papieren und Freiflugschein im Dienst des SDB zwischen Jugoslawien und der Bundesrepublik hin- und hergependelt zu sein und die Anweisung zur Liquidierung Goretas von einem Vizeminister für innere Angelegenheiten der Sozialistischen Republik Kroatien erhalten zu haben. Das Saarbrücker Schwurgericht verurteilte Barač und dessen Mittäter im Juli 1981 zu Freiheitsstrafen zwischen 8 und 14 Jahren. In seiner schriftlichen Urteilsbegründung schrieb der Vorsitzende Franz Priester: „Schließlich waren die verhängten Strafen auch unter generalpräventiven Gesichtspunkten erforderlich, um in aller Deutlichkeit klarzustellen, daß es nicht hingenommen werden kann, wenn auf dem Boden unseres Staates ausländische Killeraufträge ausgeführt werden und innerstaatliche Probleme eines anderen Landes in unserem Land mit Mord gelöst werden sollen.“[24][25][26]
Luka Kraljević 20. Aug. 1982 Untertürkheim 1. Attentat: Mit Schusswaffe.[10]
Luka Kraljević 3. Dez. 1983 Augsburg 2. Attentat: Wieder mit einer Schusswaffe. Eine Kugel blieb im Kopf des Opfers stecken, das dadurch sein Augenlicht verlor.[10]
Danica Glavaš 1986 Vereinigte Staaten
Ante Tokić 1988 Australien
Tomislav Naletelić 1988 West-Deutschland
Nikola Štedul[27] 2. Dez. 1937 20. Okt. 1988 Kirkcaldy, Schottland, Vereinigtes Königreich Vinko Sindičić Štedul war Präsident des Hrvatski državotvorni pokret (Kroatische staatsbildende Bewegung), HDP. Sindičić gab vier Schüsse auf Štedul ab, der am frühen Morgen mit seinem Hund unterwegs war. Der Täter wurde am Flughafen Heathrow festgenommen. Er war Mitte Oktober mit einem Schweizer Pass eingereist. Es fanden sich Schmauchspuren auf der Haut des Täters. Sindičić wurde in einem elftägigen Gerichtsverfahren wegen versuchtem Mord zu 15 Jahren Freiheitsentzug verurteilt.[28][29]

Vermisste Personen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Opfer Geburts­datum Attentats­datum Sterbe­datum Ort Täter Bemerkungen
Zlatko Milković 1949 Deutschland unbekannt
Zvonimir Kučar 1963 Frankreich unbekannt
Geza Pašti 1965 Frankreich unbekannt
Stjepan Crnogorac 1972 Österreich unbekannt

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mate Nikola Tokić: Croatian Radical Separatism and Diaspora Terrorism During the Cold War (= Central European Studies). Purdue University Press, West Lafayette 2020, ISBN 978-1-55753-891-8 (englisch).
  • Christian Axboe Nielsen: Yugoslavia and Political Assassinations : The History and Legacy of Tito’s Campaign Against the Emigrés. Bloomsbury Publishing, 2020, ISBN 978-1-78831-687-3.
  • Herwig Roggemann: Die Konfliktregion Südosteuropa und das internationale und nationale Strafrecht. In: Martin Böse, Michael Bohlander, André Klip, Otto Lagodny (Hrsg.): Justice Without Borders: Essays in Honour of Wolfgang Schombourg. BRILL, 2018, ISBN 978-90-04-35206-3, S. 359 ff.
  • Republika Hrvatska – Komisija za utvrđivanje ratnih i poratnih žrtava – Vijeće za utvrñivanje poratnih žrtava komunističkog sustava ubijenih u inozemstvu (Hrsg.): Poratne žrtve državnog terora SFRJ u inozemstvu. Zagreb 30. September 1999 (safaric-safaric.si [PDF]).
  • Republika Hrvatska – Komisija za utvrđivanje ratnih i poratnih žrtava (Hrsg.): Izvješće o radu – prijedlog. Komisija za utvrđivanje ratnih i poratnih žrtava od osnutka (11. veljače 1992.) do rujna 1999. godine. Urbroj: 591-99-107 Klasa: 140-06/99-01 / 107. Zagreb September 1999 (safaric-safaric.si [PDF]).
  • Hintergründe zu einigen UDBa-Morden, Mordversuchen und Entführungen. (PDF) Abgerufen am 17. November 2019.
  • von Heintschel-Heinegg, Dauster, Schneider: Urteil gegen Krunoslav Prates wegen Mordes, Az. 6 St 005/05 (2). Hrsg.: Oberlandesgericht München. 16. Juli 2008 (safaric-safaric.si [PDF]).
  • Bože Vukušić: Tajni rat Udbe protiv hrvatskoga iseljeništva. 3. vermehrte Auflage. Zagreb 2001, ISBN 953-97963-2-6 (hrvkrizniput.com [PDF] zu einzelnen Attentaten).
  • Anka Vujić: UDBA: zločinački stroj. In: Zora. 3. Mai 1995 (safaric-safaric.si [PDF]).
  • Hans-Peter Rullmann: Mordauftrag aus Belgrad: Dokumentation über die Belgrader Mordmaschine. Ost-Dienst, Hamburg 1980.
  • Sven Röbel, Andreas Wassermann: Die Killer vom Balkan: Jugoslawische Agenten jagten in Deutschland kroatische Separatisten. Jetzt enthüllt ein Prozess, wie die damalige Bundesregierung die Mordkommandos schonte. In: Der Spiegel. Nr. 40, 2015, S. 54–56 (online).
  • Claus Bienfait: Belgrads langer Arm: Jugoslawen-Mord in der Bundesrepublik: Handeln die Emigranten-Killer im staatlichen Auftrag? In: Die Zeit. Nr. 19, 1982 (zeit.de).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Republika Hrvatska – Komisija za utvrđivanje ratnih i poratnih žrtava – Vijeće za utvrñivanje poratnih žrtava komunističkog sustava ubijenih u inozemstvu (Hrsg.): Poratne žrtve državnog terora SFRJ u inozemstvu. Zagreb 30. September 1999 (safaric-safaric.si [PDF]).
  2. von Heintschel-Heinegg, Dauster, Schneider: Urteil gegen Krunoslav Prates wegen Mordes, Az. 6 St 005/05 (2). Hrsg.: Oberlandesgericht München. 16. Juli 2008, S. 81 (safaric-safaric.si [PDF]).
  3. Valentina Perušina: Hrvatska politička emigracija – sigurnosna prijetnja socijalističkoj Jugoslaviji, in: Polemos 22 (2019), S. 13–37.
  4. Florian T. Rulitz: Die Tragödie von Bleiburg und Viktring : Partisanengewalt in Kärnten am Beispiel der antikommunistischen Flüchtlinge im Mai 1945. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Hermagoras Verlag, Klagenfurt/Ljubljana/Wien 2012, ISBN 978-3-7086-0655-2, S. 301 f.
  5. Bernd Robionek: Croatian Political Refugees and the Western Allies. 2. Auflage. OEZ Berlin-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-940452-67-2, Documents, S. 315 (Alliierter Geheimdienstbericht (WO 204/11574: 227A-E) vom 6. März 1946). Zitat: “The motives for the murder have not yet been fully clarified but information so far to hand would indicate that the deed was organized by OZNa.”
  6. Press Bureau of the Anti-Bolshevik Bloc of Nations (Hrsg.): Anti-Bolshevik Bloc of Nations Correspondence. Band 14, 1968, S. 45.
  7. Stella Hubmayer: Bombaški napad na Hrvatski dom u Argentini: Dinka bi danas imala 58 godina. CroExpress, 16. Juli 2015, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 20. November 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/croexpress.eu (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. Späte Sühne. In: Gemeinschaft zur Forschung kroatischer Fragen (Hrsg.): Kroatische Berichte. IX. Jahrgang, Nr. 4 (44). Vallendar 1984, S. 19.
  9. Stuttgarter Urteil. In: Gemeinschaft zur Forschung kroatischer Fragen (Hrsg.): Kroatische Berichte. X. Jahrgang, Nr. 1 (45). Vallendar 1985, S. 4.
  10. a b c d e f g h Hans-Peter Rullmann: Warum die Jugos nicht nach Hause gehen?: Probleme der Gastarbeiter aus Jugoslawien, vor allem der Kroaten, in der Bundesrepublik Deutschland und mit dem ungeliebten Heimatstaat Jugoslawien. Hrsg.: Deutsch-Kroatische Gesellschaft e. V. Hamburg 1985, S. ohne.
  11. Sven Röbel, Andreas Wassermann: Die Killer vom Balkan: Jugoslawische Agenten jagten in Deutschland kroatische Separatisten. Jetzt enthüllt ein Prozess, wie die damalige Bundesregierung die Mordkommandos schonte. In: Der Spiegel. Nr. 40, 2015, S. 54–56 (online).
  12. a b c d e J. G.: Udba likvidirala še leta 1974: Svojo žrtev zvezal z žicami, jo pokončal s strelom in vrgel v reko, za nagrado osumljeni likvidator postal direktor restavracije. In: nova24tv.si. 30. September 2018, abgerufen am 23. März 2023 (slowenisch).
  13. a b MONITOR-Sendung über die Tätigkeit des jugoslawischen Geheimdienstes. In: Kroatische Berichte. 3. Jg., Nr. 5 (15), 1978, S. 10 f. (Mitschrift des Wortlautes des Fernsehberichts).
  14. Staatsbesuch auf jugoslawisch. In: Kroatische Berichte. Nr. 1, 1976, S. 5.
  15. UBOJSTVO STIPE MIKULIĆA 15 PROSINCA 1975. U FALKENBERGU KOD GOTENBORGA, ŠVEDSKA. 28. Mai 2019, abgerufen am 8. Juli 2021.
  16. Ein Bombenanschlag in Nizza. In: Gemeinschaft zur Forschung kroatischer Fragen (Hrsg.): Kroatische Berichte. I. Jahrgang, Nr. 3. Mainz 1976, S. 7.
  17. Berislav Jelinic: Njemačka traži DNA dvojice osumnjičenih za ubojstvo emigranta Joze Miloša iz 1979. In: nacional.hr. 23. Oktober 2021, abgerufen am 24. März 2023.
  18. Der Fall des Jugoslawen Jozo Miloš – Geht der Bruderkrieg weiter? In: Gemeinschaft zur Forschung kroatischer Fragen (Hrsg.): Kroatische Berichte. IV. Jahrgang, Nr. 3 (19). Mainz 1979, S. 14–16 (Mitschrift der MONITOR-Sendung vom 8. Mai 1979).
  19. Attentate: Meisterhaft verwischt. In: Der Spiegel. Nr. 4, 1980 (online).
  20. Jugoslawische Geheimpolizei (UDBA) am Werk. In: Gemeinschaft zur Forschung kroatischer Fragen (Hrsg.): Kroatische Berichte. VI. Jahrgang, Nr. 6 (33). Vallendar 1981, S. 3.
  21. IN MEMORIAM: Političko ubojstvo hrvatskog emigranta Antuna Kostića – za taj jugokomunističi zločin još nitko nije odgovarao. In: fenix-magazin.de/. 9. Oktober 2019, abgerufen am 24. März 2023.
  22. Enver Robelli: Akte Stanko Nizic – warum musste der Zürcher Hotelportier sterben? In: Tagesanzeiger. 7. Dezember 2014 (tagesanzeiger.ch).
  23. Wollfy Krašić: A failed assassination attempt on the Deželić family in the Federal Republic of Germany in 1965 by the Yugoslav Security Service. In: Zbornik Janković. Nr. 5–6. Matica hrvatska Daruvar, 2021, S. 235–277 (englisch, srce.hr).
  24. Fünfter Dan. In: Der Spiegel. Nr. 13, 1981 (online).
  25. Mußt Du schießen. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1981 (online).
  26. Claus Bienfait: Belgrads langer Arm: Jugoslawen-Mord in der Bundesrepublik: Handeln die Emigranten-Killer im staatlichen Auftrag? In: Die Zeit. Nr. 19, 1982 (zeit.de).
  27. Štedul, Nikola. In: Hrvatska enciklopedija. Leksikografski zavod Miroslav Krleža, abgerufen am 7. April 2020 (kroatisch).
  28. Thirty years, six bullets, two countries and one home. In: The Sydney Morning Herald. 25. November 2005 (com.au).
  29. Stedul: The Yugoslav Hitman bei IMDb